DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ePlastikinfektionen' durch Staphylokokken Über Implantate und Katheter in den menschlichen Körper Georg Peters ie Verwendung von Plastikmaterialien für diagnostische und therapeutische Zwecke in der modernen Medizin hat stark zugenommen. Dies hat sicher nicht unwesentlich zum Fortschritt in der Medizin und zum Wohle vieler Patienten beigetragen. Nicht zu übersehen ist jedoch, daß es bei der Verwendung dieser Materialien auch zu Komplikationen kommen kann, die völlig neue klinische Syndrome darstellen. Eine der häufigsten und wichtigsten Komplikationen ist die Infektion. Besonders hervorzuheben ist hierbei, daß diese Infektionen überwiegend von Mikroorganismen verursacht werden, die normalerweise zur Mikroflora von Haut und Schleimhäuten des Menschen gehören und an sich apathogen sind. Deshalb stellen Plastikinfektionen eine besondere Art von Infektionssyndromen dar, sie müssen sogar im weiteren Sinne als iatrogene Infektionen aufgefaßt werden. D Wo und wann treten die Infektionen auf? Bei den meisten Infektionen von implantierten Plastikfremdkörpern und intravasalen Kathetern sind Staphylokokken die bei weitem am häufigsten isolierten Erreger (10). Lediglich bei Urinkathetersystemen sowie bei Intrauterinpessa- Staphylokokken, insbesondere koagulasenegative Staphylokokken, sind die häufigsten und wichtigsten Erreger von „Plastikinfektionen". Der klinische Verlauf ist häufig chronisch-larviert ohne markante Symptomatik. Pathogenetisch von entscheidender Bedeutung ist die Fähigkeit dieser Bakterien, an Polymeroberflächen zu adhärieren und sich durch die Bildung einer extrazellulären Schleimsubstanz gegen Wirtsabwehrmechanismen und Antibiotikawirkung zu schützen. Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen für Prävention und Therapie dieser Infektionen. ren sind andere Bakterien oder Pilze häufiger. Die koagulasenegativen Staphylokokken, vor allem der Staphylocoecus-epidermidis-Gruppe , sind die dominierenden Erreger bei Infektionen von Liquorableitungssystemen, Herzklappenprothesen, CAPD-Kathetern und intravasalen Kathetern. Staphylococcus aureus ist dagegen häufiger bei Infektionen von Hämodialyse-Shunt-Systemen und Gefäßprothesen anzutreffen. Bei den Herzschrittmachersystemen sind die koagulasenegativen Staphylokokken überwiegend bei Spätinfektionen, Staphylococcus aureus dagegen häufiger bei Frühinfektionen anzutreffen. A-286 (38) Dt. Ärztebl. 85, Heft 6, 11 . Februar 1988 - Natürlich können auch Bakterien anderer Gattungen (zum Beispiel Enterobacteriaceae und Pseudomonas aeruginosa) sowie Sproßpilze aus der Candidagruppe solche Infektionen verursachen, gemessen an der Dominanz der Staphylokokken fallen sie jedoch nicht besonders ins Gewicht. Hervorzuheben ist noch, daß im Gegensatz zu Staphylococcus aureus koagulasenegative Staphylokokken normalerweise von sehr geringer potentieller Virulenz für den Menschen sind. Erst die Abwehrschwäche eines Patienten oder der transient oder permanent implantierte Plastikfremdkörper ermöglichen ihnen eine Rolle als fakultativ pathogene Erreger. Die Infektionsquelle bilden die Haut- und Schleimhautflora des Patienten, aber auch des medizinischen Personals. Nach dem Auftreten der ersten Symptomatik unterscheidet man Früh- von Spätinfektionen. Frühinfektionen treten meistens wenige Tage nach dem chirurgischen Eingriff auf, die Infektion hat schon während des Eingriffs stattgefunden. Spätinfektionen treten je nach Definition Wochen oder gar Monate bis Jahre nach dem Eingriff auf. Auch hier kann in einigen Fällen die Infektion schon intra operationem stattgefunden haben, während sie erst nach einer größeren Latenzzeit manifest wird. Es kommen aber siHygiene-Institut (Direktor: Professor Dr. med. Dr. h. c, Gerhard Pulverer) der Universität zu Köln cherlich auch echte hämatogene Spätinfektionen vor. Dies kann im Rahmen einer Staphylokokken-Septikämie anderer Ursache geschehen, aber auch als Folge von klinisch inapparenten Bakteriämien, die vor allen Dingen mit koagulasenegativen Staphylokokken wohl mehrmals täglich auftreten (etwa durch Mikroläsionen im Zahnfleisch und in der Haut). Klinische Charakteristika der „Plastikinfektionen" Das klinische Erscheinungsbild von Staphylococcus-aureus-Plastikinfektionen ist, je nach Schwere des Krankheitsbildes, durch entsprechende lokale oder systemische Symptomatik charakterisiert. Es unterscheidet sich meistens nicht von entsprechenden Infektionen ohne Fremdkörperbeteiligung. So können eine katheterassozüerte Sepsis oder eine Prothesenendokarditis durch Staphylococcus aureus einen fulminanten Verlauf nehmen, der in kurzer Zeit zum septischen Schock mit allen klinischen Zeichen der MultiOrganschädigung führt. Die klinische Diagnosestellung ist in diesen Fällen relativ einfach, ebenfalls ist die Notwendigkeit zu bestimmten therapeutischen Konsequenzen offensichtlich. Plastikinfektionen durch koagulasenegative Staphylokokken bieten dagegen einen eher chronisch larvierten Verlauf (10). So ist das klini sche Bild einer venenkatheterassoziierten Sepsis klinisch meistens nur durch moderates Fieber und Schüttelfrostepisoden gekennzeichnet. Jede weitergehende Symptomatik eines septisch-toxischen Geschehens fehlt. Je nach Art des infizierten Implantates können spezifische Symptome auftreten, wie zum Beispiel Herzgeräusche bei der ProthesenEndokarditis oder Abwehrspannung bei der CAPD-Peritonitis. Bei Gelenkprothesen-Infektionen kann die Prothesenlockerung das einzige, faßbare Symptom darstellen. Charakteristisch ist auch in vielen Fällen der spontane Rückgang der Symptome ohne antibakte- Abbildung 1: Adhärente Mikrokolonien von Staphylococcus epidermidis auf der Oberfläche eines Polyäthylenvenenkatheters (In-vitro-Infektion, nach 6stündiger Inkubation in PBS; rasterelektronenmikroskopische Aufnahme: Peters, Locci, Pulverer) Tabelle: Biologische Eigenschaften der extrazellulären Schleimsubstanz (ESS) von koagulasenegativen Staphylokokken 1. adhäsinähnliche Funktion: —Adhäsion an zelluläre Oberflächen (?) —Adhäsion an Polymeroberflächen (?) —Interzelluläre Adhäsion (Bildung von Mikrokolonien) 2. Protektion gegen Chemotherapeutika 3. Protektion gegen Wirtsabwehr: —Hemmung der T-Zell-Proliferation —Hemmung der B-Zell-Proliferation —Hemmung von Granulozyten-Chemotaxis —Stimulation von Granulozyten-Degranulation —Hemmung der Opsonophagozytose - 4. Erhöhung der S.-epidermidis-Mäusevirulenz 5. heparinähnliche Wirkung rielle Chemotherapie, wenn das infizierte Material (zum Beispiel Venenkatheter) entfernt wird. Falls ein infizierter Plastikfremdkörper über längere Zeit im Organismus belassen wird und septische Episoden konservativ-chemotherapeutisch behandelt werden, können auch Zeichen der chronischen Infektionen wie Anämie und Splenomegalie auftreten. Es handelt sich hierbei überwiegend um Infektionen von Liquorableitungssystemen, Kathetern zur Hämodialyse, endokardialen Schrittmacherelektroden und Herzklappenprothesen. Die eigentliche Problematik der Plastikinfektionen durch koagulasenegative Staphylokokken besteht darin, daß auf der einen Seite die klinische Symptomatik nicht fulminant ist, auf der anderen Seite aber meist weder normale Wirtsabwehrmechanismen noch antibakterielle Chemotherapie die Infektion beenden können. Die Entfernung des in- Dt. Ärztebl. 85, Heft 6, 11. Februar 1988 (41) A 287 - fizierten Plastikmaterials ist daher häufig notwendig. Wenn dies nicht rechtzeitig geschieht, kann es sogar zu (seltenen) letalen Verläufen kommen. Bei der Obduktion zeigen sich dann multiple Mikroabszesse in sämtlichen parenchymatösen Organen. Pathogenese von „Plastikinfektionen" Die Pathogenese von Plastikinfektionen durch Staphylokokken ist offensichtlich ein sehr komplexes Geschehen. Einige bedeutsame Pathomechanismen sind jedoch bereits aufgeklärt. Die meisten Untersuchungen wurden zwar bisher an koagulasenegativen Staphylokokken durchgeführt, es lassen sich aber ohne weiteres Analogien auch zu Staphylococcus aureus herstellen. Wir konnten zunächst aufgrund morphologischer Untersuchungen mit Hilfe der Rasterelektronenmikroskopie zeigen, daß die Adhäsion von Staphylokokken an Polymeroberflächen einen für die später entstehende Infektion grundlegenden Prozeß darstellt (6 bis 8). Staphylokokken sind in der Lage, an die Oberfläche verschiedener medizinisch verwendbarer Polymere irreversibel zu adhärieren, dort zu wachsen und zunächst Mikrokolonien auszubilden (Abbildung 1). Im weiteren Verlauf kommt es zur Bildung einer zunächst einschichtigen, dann mehrschichtigen Staphylokokkenzellage auf der Polymeroberfläche. Während dieser Oberflächenbesiedelung produzieren die Staphylokokken dann eine extrazelluläre Schleimsubstanz, von der sie immer mehr eingescheidet und schließlich völlig einzementiert werden (Abbildung 2). Dadurch entsteht auf der besiedelten oder infizierten Polymeroberfläche eine zum Teil sehr dicke (bis zu 160 .t.tn) Matrix aus extrazellulärer Schleimsubstanz mit eingeschlossenen Staphylokokken. Wir konnten dieses Phänomen sowohl in In-vitro-Untersuchungen als auch an Patientenmaterialien beobachten (Abbildungen 3 und 4). Es ist natürlich nicht auszuschließen, A-288 Abbildung 2: Mehrschichtige Zellage von Staphylococcus epidermidis in einer Matrix aus extrazellulärer Schleimsubstanz (In-vitro-Infektion, nach 24stündiger Inkubation in PBS; rasterelektronenmikroskopische Aufnahme: Peters, Locci, Pulverer) daß bei den kompakten Auflagerungen, die bei Patientenmaterialien beobachtet werden können, neben der extrazellulären Schleimsubstanz der Staphylokokken auch Wirtsprodukte beteiligt sind. Schon mit diesen rein morphologischen Befunden könnten einige klinische Charakteristika, wie das Versagen von Wirtsabwehr und Chemotherapie, erklärt werden. Die Mechanismen, die die Adhäsion der Staphylokokkenzelle an die Polymeroberfläche vermitteln, müssen sehr vielgestaltig sein. Hydrophobe Interaktionen sowie elektrostatische Kräfte, aber auch adhäsinähnliche Bindungen werden diskutiert, ihre jeweilige Bedeutung konnte auch in In-vitro-Untersuchungen schon gezeigt werden (5, 9, 11). Die Schwierigkeit liegt darin, daß die Oberfläche sowohl der Bakterien als auch der Polymere unterschiedlich ist und sich zudem, je nach Milieu, zum Teil stark in ihren Eigenschaften verändern kann. Eine endgültige Klärung der In-vivo-Adhäsionsmechanismen ist daher noch völlig offen. Eine wesentliche pathogene Bedeutung hat die extrazelluläre Schleimsubstanz (1, 5, 9). Wir ken- (42) Dt. Ärztebl. 85, Heft 6, 11. Februar 1988 nen bis heute die exakte chemische Struktur nicht. Fest steht, daß es keine echte Kapsel ist. Die Substanz ist wasserlöslich und daher zum großen Teil von den Zellen durch Waschvorgänge ablösbar. Aufgrund verschiedener Befunde müssen wir annehmen, daß es sich um ein komplexes Glykokonjugat handelt. Diese Schleimsubstanz wird von den meisten Vertretern der Staphylococcus-epidermidis-Gruppe innerhalb der koagulasenegativen Staphylokokken produziert. Man muß also davon ausgehen, daß die meisten auf der menschlichen Haut und Schleimhaut vorkommenden koagulasenegativen Staphylokokken dazu in der Lage sind. Einige biologische Eigenschaften der extrazellulären Schleimsubstanz sind bereits bekannt (Tabelle). Einmal sind sie wohl für den Zusammenhalt zwischen den Staphylokokkenzellen auf einer Oberfläche verantwortlich und bewirken so die Bildung von zusammenhängenden Zellverbänden auf einer Oberfläche. Ob sie oder Einzelkomponenten von ihr für die Adhärenz an eukaryonte Zellen und Polymeroberflächen mitverantwortlich sind, ist bis heute nicht geklärt. Ein biologisch hochinteressantes Phänomen ist die dosis- und zeitabhängige Hemmung der Proliferation von humanen peripheren, mononukleären Zellen (überwiegend T-Lymphozyten) (2). Der genaue Mechanismus ist ungeklärt, ebenso wie der Befund, daß die nicht während der Blastogenese eliminierten Zellen zwar T-Lymphozyten-Charakter haben, sich aber überwiegend nicht nach T4- und T8-Zellen charakterisieren lassen. Wie die T-ZellProliferation ist auch die B-Zell-Proliferation in einer Dosis-Wirk-Beziehung gehemmt, parallel dazu kommt es zu einer deutlichen Reduktion der Immunglobulinsynthese. Die extrazelluläre Schleimsubstanz wirkt auf Granulozyten selbst als Chemotaxin, hemmt aber die Granulozyten, auf andere Chemotaxine zu reagieren, wenn sie mit dieser Schleimsubstanz vorinkubiert werden (4). Ebenfalls nach Vorinkubation kommt es zu einer dosisabhängigen Degranulation, vor allem der spezifischen Granula mit Freisetzung von Laktoferrin. Generell wird die Opsonophagozytose-Fähigkeit von Granulozyten durch die extrazelluläre Schleimsubstanz massiv behindert. Dies kommt besonders im Testsystem der Oberflächenphagozytose zum Ausdruck, bei der die Staphylokokken nach Wachstum auf einer Polymeroberfläche den Granulozyten ausgesetzt werden (4). Dieses Testsystem kommt der Plastikinfektion in vivo sicherlich am nächsten. Nach heutigem Kenntnisstand ist die Opsonophagozytose der entscheidende Wirtsabwehrmechanismus gegen Staphylokokken. Die massive Interferenz (in vitro) der extrazellulären Schleimsubstanz mit Granulozytenfunktionen beziehungsweise Opsonophagozytoseabläufen könnte deshalb die Persistenz von Plastikinfektionen durch das „Versagen" der Wirtsabwehr erklären. Von Bedeutung ist möglicherweise auch die Hemmung der Bildung von spezifischen Antikörpern durch die Beeinträchtigung der BZell-Proliferation beziehungsweise -funktion. Der antiphagozytäre Effekt der extrazellulären Schleimsubstanz konnte schon in vivo im Mäu- Abbildung 3: Kompakte Matrix auf der inneren Oberfläche eines Polyäthylenvenenkatheters (von Patienten mit gesicherter Staphylococcus-epidermidis-Kathetersepsis; rasterelektronenmikroskopische Aufnahme: Peters, Locci, Pulverer) Abbildung 4: Wie Abbildung 3, mit sichtbaren Staphylokokkenzellen im Randbezirk der Schleimmatrix (rasterelektronenmilcroskopische Aufnahme: Peters, Locci, Pulverer) se-Infektionsmodell nachgewiesen werden (9). Die Matrix aus extrazellulärer Schleimsubstanz hat wohl auch einen protektiven Effekt in Richtung Chemotherapeutika. Schon rein mechanisch erscheint es nicht möglich, daß Antibiotika durch die ganze Länge einer bis zu 160 p,m dicken Schicht penetrieren können. Erst kürzlich konnten wir nachweisen, daß auch auf Einzelzellniveau bestimmte Antibiotika nicht in der Lage sind, in Staphylokokkenzellen mit einer Schleimauflage zu penetrieren beziehungsweise aufgenommen zu werden (9). Dt. Ärztebl. 85, Heft 6, 11. Februar 1988 (45) A-289 F R SIE REFERIERT Die Fähigkeiten zur Adhäsion an Polymeroberflächen und zur Produktion einer extrazellulären Schleimsubstanz sind daher wohl entscheidende pathogenetische Eigenschaften von Staphylokokken, die zumindest einen Teil der klinischen Phänomene bei einer solchen Infektion erklären können. Klinisch-praktische Konsequenzen Die volle klinische Bedeutung der Staphylokokken, insbesondere der koagulasenegativen Staphylokokken, für Plastikinfektionen ist noch nicht umfassend geklärt. Es steht zu erwarten, daß sich möglicherweise noch weitere klinische Phänomene, verbunden mit Plastikfremdkörpern, als Infektion mit Staphylokokken herausstellen, wie etwa die Lockerung von Gelenkprothesen und die Kapselfibrose bei der Brustprothese. Auch die Pathogenese der schon klinisch gesicherten Plastikinfektion durch Staphylokokken ist noch nicht ausreichend geklärt. Dennoch lassen sich schon jetzt einige wichtige Konsequenzen für die klinische Routine ziehen. Die Indikation zur Verwendung von Plastikfremdkörpern in der Implantationschirurgie sowie von intravasalen Kathetern sollte jeweils sehr sorgfältig gestellt werden. Insbesondere sollte die Verwendung von peripheren und zentralen Venenkathetern auf das unbedingt nötige Maß beschränkt werden. Die Implantation eines Plastikfremdkörpers muß unter optimalen aseptischen Kautelen durchgeführt werden. Auch das Anlegen eines Venenkatheters sollte unter den Asepsisbedingungen eines chirurgischen Eingriffes erfolgen. Venenkatheter, die in Notsituationen gelegt wurden, sollten spätestens nach zwölf Stunden gewechselt werden. Die in wenigen, definierten Fällen indizierte und korrekt mit staphylokokkenwirksamen Präparaten durchgeführte perioperative Antibiotika-Prophylaxe ist möglicherweise in der Lage, Frühinfektionen während des chirurgischen EingrifA-290 fes zu verhindern. Mögliche hämatogene Spätinfektionen werden hiervon natürlich nicht berührt. Eine kurzzeitige prophylaktische Antibiotikagabe muß auch bei bestimmten Eingriffen erwogen werden, wenn der Patient Schrittmacherträger ist oder eine Herzklappenprothese besitzt. Wenn es zu einer nachweislichen Infektion eines Plastikimplantates oder eines intravasalen Katheters durch Staphylokokken gekommen ist, ist zwar ein konservativer Therapieversuch mit staphylokokkenwirksamen Antibiotika gerechtfertigt. Falls dies jedoch nicht in adäquater Zeit zum Erfolg führt, muß rechtzeitig die klinische Indikation zur kompromißlosen Entfernung des infizierten Plastikimplantates gestellt werden. Eine adjuvante Antibiotikatherapie ist natürlich bei allen septischen Zuständen zwingend erforderlich. Chirurgische Eingriffe zur Entfernung des infizierten Materials sollten während der laufenden antibakteriellen Chemotherapie durchgeführt werden, wie zum Beispiel bei Revision von Liquorableitungssystemen und Herzklappen. Solche Operationen sollten, wenn möglich, zweizeitig durchgeführt werden, sonst besteht die Gefahr, daß auch das neu implantierte Material sofort infiziert wird. Die in Klammern gesetzten Ziffern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, zu beziehen über die Verfasser. Anschrift des Verfassers: Professor Dr. med. Georg Peters Hygiene-Institut der Universität zu Köln Goldenfelsstraße 21 5000 Köln 41 (46) Dt. Ärztebl. 85, Heft 6, 11. Februar 1988 Pfefferwirkung auf die Magenschleimhaut In vielen Diätempfehlungen von Magenpatienten werden Gewürze verboten, da sie die Magenschleimhaut irritieren würden. Prospektive Untersuchungen über die Mucosaschädigung liegen jedoch nicht vor. Von deutschen Autoren wurde vor rund zehn Jahren gezeigt, daß Pfeffer die Magensekretion nur minimal stimuliert. Die Autoren gaben in einer Doppelblindstudie Probanden eine Testmahlzeit mit 0,1-1,5 g rotem oder 1,5 g schwarzem Pfeffer. Als positive bzw. negative Kontrolle galt die Gabe von 655 mg Aspirin beziehungsweise destilliertem Wasser. Nach Gabe der Testmahlzeit wurden Magenspülungen vorgenommen und das Aspirat auf DNA, Pepsin, Blut, Natrium, Kalium, HC1 und Bicarbonat untersucht. Beide Pfeffersorten führten zu einem signifikanten Anstieg der Parietalzell- und Pepsinsekretion sowie zu einem Kaliumverlust. Ferner konnte ein dosisabhängiger Zellverlust für roten Pfeffer nachgewiesen werden. Schleimhautmikroblutungen wurden, vergleichbar den Aspirinläsionen, bei beiden Gewürzen gesehen, in einem Fall kam es zu einer Makroblutung. Unklar ist bislang noch, ob eine Langzeiteinnahme scharfer Gewürze schädlich, ohne klinische Bedeutung oder sogar günstig ist, da es zu einer adaptiven Zytoprotektion kommen könnte. Bei bestehenden Magenbeschwerden ist es sicher ratsam, auf scharf gewürzte Speisen zu verzichten, da erosive Schleimhautdefekte möglicherweise verstärkt werden. Myers, B. M., J. L. Smith, D. Y. Graham: Effect of red pepper and black pepper an the stomach. Am. J. Gastroenterol. 82: 211-214, 1987 VA Medical Center, Building I, Room 612 (111D9, 20002 Holcombe Boulevard Houston, TX 77211