Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 1/9 Passive Netz-Gleichrichterschaltungen, numerische Simulation mit Tephys Einführung: Im nachfolgenden Text werden Netz-Gleichrichterschaltungen mit Einweg– und ZweiwegGleichrichtung mit verschiedenen Glättungs- Methoden (Tiefpass 1. bis 3. Ordnung) simuliert. Die Dioden werden dabei vereinfacht modelliert: Wenn die Spannung an der Diode größer als die konstante Spannung uD (=0.7 Volt) ist, fließt ein Diodenstrom iD in Durchlassrichtung. Die Diode hat dabei einen Widerstand R0 (=0.1 Ohm). Da infolge der Diodenwirkung die Differentialgleichungen (DGLn) “nichtlinear“ sind, kann man die Simulation nicht mit analytischer Mathematik und nicht mit LaplaceTransformation durchführen, sondern sie muss numerisch erfolgen. Als Simulations-Sprache wird Tephys verwendet. Sowohl das Computerprogramm Tephys als auch die hier besprochenen Tephys-Dateien kann man runterladen und somit selbst die Parameter der Schaltungen variieren. Statt mit Tephys könnte man die DGLn auch mit Simulink oder mit (reinem) Matlab numerisch lösen. Aber Simulink oder Matlab bringen gegenüber Tephys keinerlei Vorteil, sondern damit wäre die Simulation nur umständlicher. Vorteile von Tephys: es steht kostenlos zur Verfügung, die Formulierung des Algorithmus geht deutlich schneller als das Zeichnen einer Simulink-Schaltung oder das Formulieren eines Matlab-Programms, Tephys hat einen Cursor, so dass man die Zahlenwerte der gerechneten Kurven leicht ablesen kann (in den nachfolgenden Tephys-Bildern wird intensiv Gebrauch gemacht von diesem Cursor!) , die Variation der Parameter ist bei Tephys viel einfacher als bei Simulink oder Matlab. Hinweis zur Tephys-Funktion ja: y=ja(x) bedeutet: if x > 0 then y =1 else y=0. Einweg-Gleichrichtung, nur ein Kondensator D:\MARTIN\GLEI1C_1.TXT – Tiefpass 1. Ordnung 1¦ u0 = a0*sin(2*pi*f*t) 2¦ iD = ja(u0-uD-uC)*(u0-uD-uC)/R0 3¦ uC = uC+(iD-uC/RL)*dt/C 4¦ tau = R0*C 5¦ t = t+dt R0 u0 iD uD C uC RL Fig.1: Einweg-Gleichrichter C=0.002 Farad. Starke Schwankungen der AusgangsSpannung uC. In dieser Form ist die Schaltung kaum zu gebrauchen. Maximaler Diodenstrom iD = 6.34 A Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 2/9 Fig. 2: Einweg-Gleichrichter, C=0.02 Farad.. Weil C größer ist als in Fig.1, ist uC viel weniger wellig. Aber der maximale Diodenstrom ist jetzt iD = 17 A (statt 6.34 A in Fig. 1).. Zweiweg-Gleichrichtung, nur 1 Kondensator D:\MARTIN\GLEI2C_1.TXT - Tiefpass 1. Ordnung 1¦ u0 = a0*sin(2*pi*f*t) 2¦ iD = ja(abs(u0)-2*uD-uC)*(abs(u0)-2*uD-uC)/R0 3¦ uC = uC+(iD-uC/RL)*dt/C u0 4¦ tau = R0*C 5¦ t = t+dt R0 iD uD uD C uC RL Fig. 3: Zweiweg-Gleichrichter C=0.002 Farad. Infolge der ZweiwegGleichrichtung ist die Welligkeit von uC sehr viel kleiner als bei Fig. 1. Maximaler Diodenstrom iD = 5.7 A Fig. 4: Zweiweg-Gleichricht. C=0.02 F, Welligkeit von uC sehr klein: uC maximal 7.89 V, minimal 7.29 V. Aber Diodenstrom iD anfangs sehr groß: 36 A, danach nur noch ca. 10 A Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 3/9 Einweg-Gleichrichtung, Kondensator und Spule D:\MARTIN\GLEICL2.TXT Tiefpass 2. Ordnung 1¦ u0 = a0*sin(2*pi*f*t) 2¦ iD = ja(u0-uD-uC)*(u0-uD-uC)/R0 3¦ uC = uC+(iD-i)*dt/C 4¦ i = i+(uC-RL*i)*dt/L 5¦ uRL = RL*i 6¦ tau = R0*C 7¦ TLC = 6.28*sqrt(L*C) 8¦ t = t+dt R0 u0 i iD uD C L uC RL uRL Fig. 5: Einweg-Gleichr. Aber Glätten mit Kondensator C=0.01 F und Spule L=0.05 H. Dadurch Welligkeit der Ausgangsspannung uRL sehr klein: 6.9 V bis 7.5 V. Diodenstrom maximal ca. 14 A Zweiweg-Gleichrichtung, Kondensator und Spule - D:\MARTIN\GLEI2CL2.TXT Tiefpass 2. Ordnung 1¦ u0 = a0*sin(2*pi*f*t) 2¦ iD = ja(abs(u0)-2*uD-uC)*(abs(u0)-2*uD-uC)/R0 3¦ uC = uC+(iD-i)*dt/C R0 4¦ i = i+(uC-RL*i)*dt/L 5¦ uRL = RL*i u0 6¦ tau = R0*C 7¦ TLC = 6.28*sqrt(L*C) 8¦ t = t+dt iD uD uD i C L uC RL uRL Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 4/9 Fig. 6: Zweiweg-Gleichr. Aber Glätten mit Kondensator C=0.01 F und Spule L=0.05 H. Dadurch Welligkeit der Ausgangsspannung uRL kleiner als 0.5 V. Diodenstrom maximal ca. 9 A Einweg-Gleichrichtung, 2 Kondensatoren (C1, C2) und eine Spule D:\Martin\GLEICLC1.TXT Tiefpass 3. Ordnung 1¦ u0 = a0*sin(2*pi*f*t) 2¦ iD = ja(u0-uD-uC1)*(u0-uD-uC1)/R0 3¦ uC1 = uC1+(iD-i)*dt/C1 4¦ i = i+(uC1-RL*i-uC2)*dt/L u0 5¦ uC2 = uC2+(i-uC2/Rla)*dt/C2 6¦ uRL = RL*i 7¦ tau = R0*C1 8¦ TLC = 6.28*sqrt(L*C1) 9¦ t = t+dt R0 i iD uD C1 L uC1 RL Rla C2 uC2 Fig. 4: Zweiweg-Gleichr. Aber Glätten mit Tiefpass 3. Ordnung: C1=C2=0.01 F, L= 0.02 H. Noch „Überschwingen“ von uC. Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 5/9 Zweiweg-Gleichrichtung, 2 Kondensatoren (C1, C2) und eine Spule D:\MARTIN\GL2CLC12.TXT Tiefpass 3. Ordnung 1¦ u0 = a0*sin(2*pi*f*t) 2¦ iD = ja(abs(u0)-2*uD-uC1)*(abs(u0)-2*uD-uC1)/R0 3¦ uC1 = uC1+(iD-i)*dt/C1 R0 iD 4¦ i = i+(uC1-RL*i-uC2)*dt/L 5¦ uC2 = uC2+(i-uC2/Rla)*dt/C2 6¦ uRL = RL*i u0 7¦ tau = R0*C1 8¦ TLC = 6.28*sqrt(L*C1) 9¦ Z = sqrt(L/C1) 10¦ t = t+dt uD uD i C1 L uC1 RL Rla C2 uC2 Fig. F2: Zweiweg-Gleichr. Glätten mit Tiefpass 3. Ordnung: C1=C2=0.01 F, L= 0.02 H. ==> TLC = 0.088 sec Z=1.41 Ohm Nach Einschalten zunächst EinschwingVorgang über ca 8 Netzperioden und Überschwingen von uC2. Fig. F5: Zweiweg-Gleichr. Glätten mit Tiefpass 3. Ordnung: C1=C2=0.04 F, L= 0.002 H. ==> TLC = 0.056 sec Z=0.223 Nach Einschalten Einschwing-Vorgang nur ca 5 Netzperioden und kein Überschwingen von uC2. Man erkennt: Damit kein Überschwinger von uC2 entsteht, sollte Z „klein“ sein, hier Z=0.223, zum Vergleich Bild F2: dort Z= 1.41 und folglich Überschwingen von uC2. Dabei ist Z=sqrt(L/C1), vgl. Programmzeile 9. Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 6/9 Fig. 6: Zweiweg-Gleichr. Glätten mit Tiefpass 3. Ordnung: C1=C2=0.06 F, L= 0.003 H. ==> TLC = 0.084 sec Z=0.223 Nach Einschalten Einschwing-Vorgang nur ca 5 Netzperioden und kein Überschwingen von uC2. Ziele: 1. gute Glättung, 2. Diodenstrom nicht zu groß, 3. kurze Einstellzeit bei System mit Zweiweg-Gleichrichtung, 2 Kondensatoren und einer Spule Fig. 0: Glättung und Einstellzeit zwar OK, aber Diodenstrom anfangs noch sehr groß (50 Ampere!). Fig. 1: Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 7/9 Fig. 2: Fig. 3: Fig. 4: Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 8/9 Fig. 5: Fig. 6: Optimale Werte gefunden (für Lastwiderstand Rla = 2 Ohm) C1= 0.0025 Farad = 2500 MikroFarad: C2= 0.16 Farad = 160000 Mikrofarad, L= 0.006 Henry = 6 MilliHenry ==> relative Zahlenwerte: C1*R0 =0.0025 A*sec/V *0.1 V/A =0.00025 sec = 0.25 msec << 10 msec NetzHalbPeriode T= 2*pi*sqrt(L*C2) =2*pi*sqrt( 0.006 V*se/A * 0.16 A*sec/V ) = 0.1945 sec =194 msec = 19.4 * 10 msec also T ca 19 NetzHalbPerioden Z = sqrt( L/C2) = sqrt( 0.006 V*sec/A /(0.16 A*sec/V) ) = sqrt (0.0375) Ohm = 0.193 Ohm also Z ca Rla/10 Mitberechnung der Diodenleistung 1¦ 2¦ 3¦ 4¦ 5¦ 6¦ 7¦ 8¦ 9¦ D:\MARTIN\GLEICHRI\GL2CLC45.TXT -u0 = a0*sin(2*pi*f*t) iD = ja(abs(u0)-2*uD-uC1)*(abs(u0)-2*uD-uC1)/R0 uC1 = uC1+(iD-i)*dt/C1 i = i+(uC1-RL*i-uC2)*dt/L uC2 = uC2+(i-uC2/Rla)*dt/C2 uRL = RL*i PD = iD*(2*uD+iD*R0*1) { PD = momentane elektr. Leistung an Diode und Widerstand R0} PDm = PDm+(PD-PDm)*dt/TP { PDm = Mittelwert der Diodenleistung (Tiefpass 1. Ordn)} t = t+dt Prof. Dr. R. Kessler, FH-Karlsruhe, Sensorsystemtechnik, Gleichrichterschaltungen_3.doc, Seite 9/9 Fig. F1: Fig. F2: