Faltblatt_SWARM_d_11_13_Layout 1 20.01.14 12:13 Seite 2 SWARM Satelliten-Trio auf Forschungsreise durch das Erdmagnetfeld Die SWARM Mission wurde von der Europäischen SWARM wird das Erdmagnetfeld und -Schwerefeld von Raumfahrtbehörde ESA mit dem Ziel der genauen Erfor- drei Orten aus gleichzeitig registrieren. Weitere Ziele schung des Erdmagnetfelds, dessen Stärke, Orientie- der Mission sind die Beobachtung von Stromsystemen rung sowie seiner zeitlichen Veränderungen initiiert. in der Magnetosphäre und Ionosphäre sowie die Be- Diese Mission ist die fünfte Earth Explorer Mission der schreibung des Systems Thermosphäre/Ionosphäre. ESA und ist eingegliedert in das Living Planet Program- Neben der Grundlagenforschung zur Untersuchung der me der ESA, das sich mit der Erkundung des Systems globalen Dynamik, dienen die Meßdaten praktischen Erde befasst. Einzigartig bei SWARM ist die Untersu- Zwecken, z. B. zur verbesserten Orbitbestimmung, zur chung des Erdmagnetfelds mittels einer Konstellations- Weltraumwettervorhersage und der zuverlässigeren mission, bei der drei baugleiche Satelliten die Erde auf GPS-Navigation. verschiedenen Umlaufbahnen umkreisen. SWARM Flotte, künstlerische Darstellung (ESA/AOES Medialab). Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ Telegrafenberg · 14473 Potsdam Telefon: +49 (0)331 288-1040 Fax: +49 (0)331 288-1044 E-mail: [email protected] www.gfz-potsdam.de Faltblatt_SWARM_d_11_13_Layout 1 20.01.14 12:13 Seite 3 Satelliten-Trio auf Forschungsreise durch das Erdmagnetfeld Optische Bank mit dem Vektormagnetometer Kernstück und wird die Richtung und Geschwindigkeit der eintreffenden Ionen messen. Von diesen Größen (Kugel) und drei Stern- kann die Ionendrift, das umgebende elektrische Feld, kameras (die dritte ist die Ionenart und -temperatur abgeleitet werden. Zwei verdeckt), (Astrium). zusätzliche Langmuir-Sonden messen die Elektronendichte und -temperatur. Ein GPS-Empfänger ermöglicht die genaue Orbitbestimmung. Zur Ü berprüfung der Positionsdaten dient ein Laser-Retroreflektor auf der Unterseite. Mit dessen Hilfe lässt sich der Abstand vom Boden aus hochgenau vermessen. Der Magnetometermast des 3-achs-stabilisierten Raumfahrzeugs ist während des Flugs nach hinten gerichtet. Die schlanke Form des Satelliten mit einem geringen Querschnitt in Flugrichtung ermöglicht eine lange Missionszeit in geringer Flughöhe. SWARM Messinstrumente Die SWARM-Satelliten sind mit einer Reihe sich ergänzender Messinstrumente ausgestattet. An der Spitze des 4 Meter langen Instrumentenarms befindet sich ein skalares Helium-Magnetometer zur hochgenauen Feldstärke-Bestimmung. In der Mitte des Auslegers ist das Herzstück des Satelliten angebracht, die optische Bank, mit dem Vektormagnetometer und den drei Sternkameras, die die Ausrichtung des Satelliten auf ein Tausendstel Grad genau ermitteln. Für Schwerefeldmessungen ist im Schwerpunkt des Satelliten ein dreiachsiges Akzelerometer montiert. Durch diese Position ist sichergestellt, dass das Messgerät nicht durch die Orbitdynamik gestört wird, sondern ausschließlich die Kräfte misst, die auf das Raumfahrzeug wirken, z. B. Luftwiderstand und Lichtdruck. Auch die Messung von Luftdichte und Wind ermöglicht das Akzelerometer. Die Erforschung der Ionosphäre erfolgt durch das elektrische Feldinstrument. Das Ionendriftmeter ist dessen Anordnung der verschiedenen wissenschaftlichen Instrumente auf SWARM (ESA/AOES Medialab). Die drei SWARM Satelliten werden mit einer Trägerrakete gestartet. Anschließend werden sie zeitgleich ausgesetzt und in verschiedene Umlaufbahnen gebracht. Das Ausklappen des Instrumentenarms wird eine der ersten Aktionen sein (Astrium). Faltblatt_SWARM_d_11_13_Layout 1 20.01.14 12:13 Seite 4 Satelliten-Trio auf Forschungsreise durch das Erdmagnetfeld Das geomagnetische Feld und seine Variabilität Das Erdmagnetfeld setzt sich aus internen und externen Anteilen zusammen. Die stärkste magnetische Quelle ist das Kernfeld, erzeugt vom Geodynamo im flüssigen Eisenkern. Einen kleineren Anteil am geomagnetischen Feld tragen die magnetisierten Gesteine in der Erdkruste bei. Das im Erdkern erzeugte Feld ist einem ständigem Wandel unterworfen, der sog. Säkularvariation. Schnelle Änderungen der Säkularvariation werden als geomagnetische Jerks bezeichnet. Sie sind Anzeichen für Änderungen im Geodynamo. Die SWARM-Flotte ermöglicht durch hochaufgelöste Messungen eine Kartierung der Feldverteilung an der Kern-Mantel Grenze, nahe dem Entstehungsort. Die zwei nebeneinander fliegenden Satelliten werden die Krustenmagnetisierung genau kartieren. Diese Karten können sowohl der geologischen Charakterisierung Darstellung der Verteilung der Luftdichte in 400 km Höhe während der Equinox-Monate. Die höchsten Dichten werden nicht am subsolaren Punkt gemessen, sondern entlang zweier Bänder, die sich südlich und nördlich des magnetischen Äquators erstrecken (gestrichelte Linie). (CHAMP, GFZ) des Geländes dienen als auch zur Erkundung von Mineral- und Erzlagerstätten genutzt werden. besonders ausgeprägt. Angetrieben durch den solaren Wind werden elektrisch geladene Teilchen aus dem Weltraum ent- Stromsysteme der Ionosphäre/Magnetosphäre lang der geomagnetischen Feldlinien in die Hochatmosphä- Elektrische Ströme in der planetaren Umgebung erzeugen re befördert. Das SWARM-Paar in der tieferen Umlaufbahn Magnetfelder, die schnellen Änderungen unterworfen sind. soll zur eindeutigen Messung dieser sog. feldparallelen Strö- Diese externen Felder können die Beobachtung von Kern- me mittels der Rotation-B-Methode genutzt werden. Die Er- und Krustenfeldern erheblich beeinträchtigen. Die Ströme gebnisse sind relevant für die Erforschung der Atmosphäre, der Ionosphäre sind in den hohen Breiten der Nordlichter aber auch zur Korrektur der Kernfeldmodelle. Erforschung der Hochatmosphäre Die Erdatmosphäre ist kurzfristigen Änderungen unterworfen. Im Gegensatz zur globalen Erwärmung der Troposphäre kommt es in den höheren Schichten zur Abkühlung und Dichteabnahme. Die SWARM-Satelliten werden den Grad dieser Änderungen in Umlaufbahnhöhe aufzeichnen. Heutige Beobachtungen konnten zeigen, dass das Klima und Wetterphänomene die Dynamik der Ionosphäre und Thermosphäre beeinflussen. Wellen und Strömungen, die sich über die verschiedenen Schichten der Atmosphäre ausbreiten, sollen durch SWARM dokumentiert werden. Die Dynamik der ionosphärischen Partikel wird durch das geomagnetische Feld gesteuert. Kürzlich wurde nachgewiesen, dass auch die Eigenschaften der Neutralatmosphäre durch dieses Feld beeinflusst wird. Radiales Magnetfeld an der Kern-Mantel-Grenze. Mit Hilfe der sich ergänzende Instrumentierung auf Gelb/rote Farbtöne entsprechen der Polarität der Nord- SWARM werden diese unerwarteten Zusammenhän- hemisphäre, blaue Töne zeigen die Polarität der südlichen Hemisphäre. Auffällig sind einige gelbe Bereiche auf der Südhalbkugel mit umgekehrter Polarität. Deren Entwicklung sollte beobachtet werden (CHAMP, GFZ). ge zukünftig genauer untersucht. Faltblatt_SWARM_d_11_13_Layout 1 20.01.14 12:12 Seite 1 Satelliten-Trio auf Forschungsreise durch das Erdmagnetfeld Weltraumwetter Das Magnetfeld der Erde bildet ein wirkungsvolles Schutzschild gegen hochenergetische Strahlung aus dem Weltraum. In manchen Regionen der Erde ist die Feldstärke gering, beispielsweise im südlichen Atlantik, und Raumfahrzeuge erleben hier häufig Fehlfunktionen. Eine Aufgabe für SWARM ist daher das Beobachten und Vorhersagen der Entwicklung dieser südatlantischen Anomalie (SAA). Starke ionosphärische Ströme, die oft im Zusammenhang mit Nordlichtern auftreten, können störende Ströme in Ü berlandleitungen hervorrufen. SWARM kann dazu beitragen, die Kopplungsmechanismen zu ermitteln. Radiowellen können beim Durchgang durch das Plasma der Ionosphäre ebenfalls gestört werden, wodurch sich die Satellitenkommunikation und GPS-Navigation verschlechtert. SWARM wird auch hier Unregelmäßigkeiten identifizieren und Wahrscheinlichkeitsaussagen über Zeit und Ort des Auftretens der Stö- Eine Aurora (Nordlicht) in den hohen Breiten entsteht durch Wechselwirkungen zwischen dem geomagnetischen Feld mit geladenen Teilchen des Sonnenwinds. Auroras gehen einher mit starken elektrischen Strömen, die Störungen in Überlandleitungen hervorrufen können (Bildquelle: Jouni Jussila). rungen treffen. Zahlen und Fakten zur SWARM Mission Start: November 2013 (Plessezk, Russland) Missionsdauer: 4 Jahre Trägerrakete: Rockot Satellitenmasse: je ca. 500 kg Orbit-Typ: zirkular, polar Bahnhöhe: Sat. A, B: 450-300 km Sat. C: 530 km Inklination: Sat. A, B: 87.3° Sat. C: 88.0° Separation: Sat. A-B: 1.4° in geogr. Länge Die Stärke des geomagnetischen Felds an der Erdoberfläche ist ungleich verteilt (CHAMP, GFZ). Der schützende Effekt ist schwächer im Bereich des Südatlantiks. Die weißen Punkte zeigen Orte, an denen Fehlfunktionen bei Raumfahrzeugen auftraten (TOPEX/Poseidon). SWARM Projektbüro Deutschland Das SWARM Projektbüro am GFZ in Potsdam koordider SWARM-Daten durch deutsche Unternehmen und Forschungsinstitute. Es initiiert Programme zur Forschungsförderung und Finanzierung. Außerdem werden die Medien und die Öffentlichkeit über die Inhalte und Ziele der SWARM-Mission informiert. Das SWARM Projektbüro wurde von der Bundesrepublik Deutschland eingerichtet, Auftraggeber: Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie basierend auf einen Beschluss des Deutschen Bundestags (FKZ 50EE0916). Europäische Weltraumorganisation (ESA): http://www.esa.int/esaLP/LPswarm.html EADS-Astrium http://www.astrium.eads.net/de/programme/swarm.html SWARM Projektbüro Deutschland: http://www.swarm-projektbuero.de/ c/o Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ Telegrafenberg, D-14473 Potsdam, Germany 11/13 niert die wissenschaftliche und technische Nutzung