Chemisches Praktikum für TUM-BWL Praxisseminar II

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Technische Universität München
Chemisches Praktikum für TUM-BWL
Praxisseminar II – Grundoperationen und
Reinigungstechniken
Inhalt:
Wiederholung Azeotrop-Destillation
Extraktion
Kontinuierliche Feststoffextraktion
Dr. Andreas Bauer, Dr. Stefan Breitenlechner – Lehrstuhl für Organische Chemie I – Praxisseminar I
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Azeotropdestillation
Definition Azeotrop:
Azeotrope sind flüssige Gemische aus zwei oder mehr Komponenten, dessen Dampf die
gleiche Zusammensetzung wie die flüssige Phase aufweist (keine Anreicherung einer
Komponente in der Gasphase). Eine Stofftrennung durch gewöhnliche Destillation ist
somit nicht möglich.
Die Azeotropdestillation wird in der organischen Chemie oft eingesetzt um eine
Komponente, in der Regel ein (Neben-)-Produkt zusammen mit dem Lösungsmittel
abzutrennen. Voraussetzung dafür ist, dass die Verbindung mit dem Lösungsmittel ein
Azeotrop bildet.
Anwendungen:
- Wasserabscheider
- Wasserdampfdestillation
(Azeotrop-veresterung, -acetalisierung, Darstellung von
Iminen und Enaminen)
(Isolierung von „wasserdampfdestillierbaren Verbindungen“
aus komplexen Mischungen, z.B. Naturstoffisolierung,
Gewinnung von ätherischen Ölen)
Dr. Andreas Bauer, Dr. Stefan Breitenlechner – Lehrstuhl für Organische Chemie I – Praxisseminar I
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Siedediagramm der Mischung Ethanol - Benzol
Ethanol
Benzol
80 °C
78 °C
x'3
x'2
Azeotrop
x'1
x0
x1
0
67 °C
x2 x3
Molenbruch Benzol 0.55
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Azeotropdestillation – Wasserabscheider
normal
invers
Azeotrop (Dampf)
Lösungsmittel
Azeotrop (Dampf)
Lösungsmittel
Wasser
Wasser
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Naturstoffextraktion
Wasserdamfdestillation
mL 100
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Theorie: Der Dampfdruck einer Flüssigkeit aus zwei
nicht miteinander mischbaren Flüssigkeiten ist
gleich der Summe der Dampfdrücke beider
Komponenten.
p*G = p*A + p*B
Wasserunlösliche
Substanzen
können
bei
Temperaturen
unterhalb
ihres
normalen
Siedepunktes destilliert werden.
Die Zusammensetzung des Kondensats ist
abhängig vom Verhältnis der Dampfdrücke
zwischen Wasser und der zu extrahierenden
Komponente.
Anwendung: Schonende Methode zur Reinigung
von hitzeempfindlichen Substanzen (hauptsächlich:
Extraktion ätherischer Öle)
50
25
0
C
36
0
35
0
34
0
33
0
32
0
31
0
30
0
29
0
28
0
27
0
26
0
25
0
24
0
23
0
22
0
21
0
20
0
19
0
18
0
17
0
16
0
15
0
14
0
0
13
0
12
0
11
0
10
0
9
0
8
0
7
0
6
0
5
0
4
0
3
2
0
1
0
0
0
100
120
80
60
140
40
o
C
160
^
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Extraktion
Physikalische Grundlage: Die unterschiedliche Löslichkeit von Flüssigkeiten
und Feststoffen in verschiedenen Lösungsmitteln führt zu einem Verteilungsgleichgewicht zwischen den Phasen.
Nernst´scher Verteilungssatz:
[ A]Solv.2 c2
= =k
[ A]Solv.1 c1
c: Gleichgewichtskonzentration der Substanz A in
den Solventien 1 bzw. 2 [mol/L]
k: Verteilungskoeffizient (temperaturabhängig!)
Anwendungen:
Verteilen einer gelösten Substanz zwischen zwei nicht mischbaren
Lösungsmitteln durch Ausschütteln oder kontinuierliche Extraktion (Perforation)
Extraktion fester Stoffe mit kalten oder heißen Lösungsmitteln (PS III)
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k
Solvens 1
Solvens 2
nach dreimaliger Extraktion
∞
0%
100%
100%
1000
0.09%
99.91%
99.99%
100
0.99%
99.01%
99.99%
10
9.09%
90.91%
99.92%
1
50.0%
50.0%
87.5%
0.1
90.9%
9.1%
24.9%
Mehrmalige Extraktion mit kleinen Solvens-Volumina ergeben eine sehr viel
bessere Trennung als die einmalige Trennung mit großen Volumina
(3 x 10 mL >> 1 x 30 mL)
Beispiel: Substanz A in 100 mL Lösungsmittel 1 wird dreimal mit je 100 mL
Lösungsmittel 2 extrahiert (Lösungsmittelkoeffizient k=10). Man erhält
99.92% (Gesamtverbrauch an Lösungsmittel 2 entspricht 300 mL).
Für eine einmalige Extraktion bräuchte man über 12 L Lösungsmittel !!
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Flüssig-Flüssig-Extraktion
Praxis:
Lösungsmittel 1: organisches Lösungsmittel (Et2O, EtOAc, Pentan, CH2Cl2, CHCl3)
Lösungsmittel 2: Wasserphase
Ziel:
Extraktion des gewünschten Produkts aus der Wasserphase
Extraktion von Nebenprodukten in die Wasserphase
Austausch und Gleichgewichtseinstellung erfolgt über die Phasengrenze
-> große Phasengrenze beschleunigt die Gleichgewichtseinstellung
-> „Ausschütteln“
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Erkennung organische und wässrige Phase
vorsichtige Zugabe einiger Tropfen Wasser bzw. des
organischen Lösungsmittel an der Innenseite des
Scheidetrichters und Verfolgen seiner Laufbahn
(alternativ einige Tropfen einer Phase in ein kleines
Probengläschen entnehmen und mit einem der beiden
Lösungsmittel versetzen; je nach Phasenbildung
Rückschluss auf das Lösungsmittel)
Problemlösung bei Emulsionen
− Wässrige Lösung etwas Salz zugeben (z.B. NaCl),
im Extremfall sättigen
− Dichtedifferenz erhöhen (z.B. Petrolether zu
spezifisch leichteren organischen Phase oder
Tetrachlorkohlenstoff zur spezifisch schwereren
organischen Phase)
− Warten (z.B. über Nacht)
1 00
75
50
Scheidetrichter
mit Stopfen
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geschätzte Verteilungskoeffizienten k von organischen Substanzen
Verbindungen
k = c1/c2
Kohlenwasserstoffe
>100
KWs mit Sauerstoff- und/oder Stickstoffhaltigen funkt. Gruppen
mit 5 C-Atomen/funkt. Gruppe
~10
mit 2 C-Atomen/funkt. Gruppe
~1
mit 1 C-Atomen/funkt. Gruppe
~0.1
Salze (von organischen Säuren oder Aminen, Ammoniumsalze,
anorganisch)
<0.1
Herabsenken des Verteilungskoeffizienten von Nebenprodukte durch Salzbildung
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Organischer Trennungsgang - Extraktion
Gemisch
saure Extraktion
(z.B.: 5% HCl-Lösung)
wässrige Phase
organische Phase
(z.B. Hydrochlorid eines Amins)
basische Extraktion
alkalisieren
wässrige Phase
Amin
(Na-Salze saurer Komponenten)
organische Phase
ansäuern
Carbonsäure
Neutralprodukt
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wichtige Hinweise:
Solvens soll nach Möglichkeit mind. 100 °C tiefer sieden als die Substanz, damit
beim Abdestillieren keine Trennprobleme auftreten (Vorteil niedrig siedender
Lösungsmittel wie Dichlormethan, Diethylether)
Solvens muss gegenüber der Verbindung inert sein (Extraktion von Säurechloride
im wässrigen Medium nicht sinnvoll)
Bei hoher Wasserlöslichkeit der Substanz: Verwendung polarer organischer
Lösungsmittel zum Extrahieren (z.B. Essigester); Aussalzen (Verwendung
gesättigter wässriger Lösungen)
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Trockung
Vortrocknen mit gesättigter NaCl-Lösung (Ausnutzen des osmotischen Drucks!)
Trocknen über Na2SO4 oder MgSO4 (je nach Substanz)
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kontinuierliche Extraktion (Perforation)
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Anwendung bei Verteilungskoeffizienten k < 10
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Flüssigextraktor nach Kutscher-Steudel
1 Kolben mit Lösungsmittel zur Extraktion
2 Steigrohr
3 Fallrohr mit Trichter und Glasfrittenboden
4 Extraktionsgut
5 Rückflusskühler
2
4
Dr. Andreas Bauer, Dr. Stefan Breitenlechner – Lehrstuhl für Organische Chemie I – Praxisseminar I
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Aufbau und Funktionsweise einer Soxhlet-Apparatur
Kontinuierliches Verfahren zur Feststoffextraktion
5
4
4
2
3
1 Kolben mit Lösungsmittel
2 Steigrohr
3 Soxhlet-Apparat mit Extraktionshülse
4 Extraktionshülse mit Extraktionsgut
5 Rückflusskühler
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Aufbau und Funktionsweise einer Soxhlet-Apparatur
Kontinuierliches Verfahren zur Feststoffextraktion
5
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2
3
1 Kolben mit Lösungsmittel
2 Steigrohr
3 Soxhlet-Apparat mit Extraktionshülse
4 Extraktionshülse mit Extraktionsgut
5 Rückflusskühler
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Quelle: http://userpage.chemie.fu-berlin.de/~tlehmann/gp/laborpraxis/soxhlet.html
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