Programmheft - Badisches Staatstheater Karlsruhe | Spielzeit

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gurre-
lieder
2. Sonderkonzert
abschlusskonzert orchesterjubiläum
12/13
GURRE-LIEDER
2. SONDERKONZERT
Arnold Schönberg
(1874 – 1951)
Gurre-Lieder
Kantate für Soli, Chor und Orchester
– Konzertpause nach Teil I –
120’
15.12.12 19.00 GROSSES HAUS
Dauer ca. 2 ½ Stunden
Heidi Melton Tove
John Treleaven Waldemar
Ewa Wolak Waldtaube
Seung-Gi Jung Bauer
Matthias Wohlbrecht Klaus-Narr
Heinz Zednik Sprecher
BADISCHE STAATSKAPELLE
BADISCHER STAATSOPERNCHOR & EXTRACHOR
Ulrich Wagner Einstudierung, Stefan Neubert Assistenz
Daegu City Chorus
Seoung Nam Kim Einstudierung
Justin Brown Dirigent
GURRE-LIEDER
ABSCHLUSSKONZERT 350 JAHRE BADISCHE STAATSKAPELLE
Begrüßung
Peter Spuhler
Generalintendant
Grußworte
Dr. Frank Mentrup
Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend
und Sport des Landes Baden-Württemberg
Designierter Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe
Wolfram Jäger
Kulturbürgermeister der Stadt Karlsruhe
Joachim Fleck
Orchestervorstand BADISCHE STAATSKAPELLE
Preisverleihung „Bestes
Konzertprogramm 2012/13“
Winfried Jacobs
Deutscher Musikverleger-Verband e. V.
Arnold Schönberg
(1874 – 1951)
Gurre-Lieder
Kantate für Soli, Chor und Orchester
– Konzertpause nach Teil I –
16.12.12 19.00 GROSSES HAUS
Dauer ca. 3 Stunden
120’
350 jahre
badische
staatskaPelle
Im 16. Jahrhundert trat die neue Kunstform
Oper von Italien aus ihren Siegeszug durch
Europa an und veranlasste zahlreiche Adlige
und kirchliche Würdenträger, sich den
Luxus eines eigenen Instrumentalensembles
zu leisten und nicht nur auf durchreisende
Musiker zurückzugreifen. War es neben der
Begeisterung für Musik und Theater wohl
auch der Wille zur Repräsentation, so bildeten
die Theater- und Orchestergründungen doch
die Keimzellen der einmaligen und überaus
reichen Kulturlandschaft Deutschlands.
So wurden auch am Hof der in Durlach residierenden Markgrafen von Baden Musiker für
ein festes Ensemble angestellt, das 1662 zum
ersten Mal urkundliche Erwähnung als „Music der Hof-Capellen“ findet. 428 Gulden und
30 Kreuzer nebst Naturalien waren der Jahresaufwand für die Entlohnung der damals
noch überschaubaren Anzahl an Musikern,
die den Namen „Kapelle“ bis in die heutige
Zeit weitergaben – dass einige Orchester
noch heute so genannt werden, geht auf den
Kirchenraum zurück, der ursprünglich für
ihre Auftritte bestimmt war. Die BADISCHE
STAATSKAPELLE gehört somit zu den ältesten
und traditionsreichsten Orchestern.
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Mit der Gründung der Residenzstadt im Jahre
1715 und dem Umzug des Hofstaates zwei
Jahre später bezog auch die Hofkapelle ihre
neue Heimat Carolsruhe, deren Residenz sich
vor allem unter der Regentschaft des der
Aufklärung verpflichteten Markgrafen Karl
Friedrich (1728-1811) zu einem „Musenhof“
entwickelte. Die Kapelle umfasste damals gut
20 Musiker, die den Kern des damals schon
als „Drei-Sparten-Haus“ wirkenden Theaters
und seiner Hofmusik bildeten: Mit einem nur
aus jungen Mädchen bestehenden Gesangsund Tanzensemble wurden kleinere Opern
und Ballette aufgeführt, die zum Großteil unbekannt sind oder nicht überliefert wurden.
Eine erste Blüte konnte die Hofkapelle unter
der Leitung Johann Melchior Molters erleben,
der die Programme durch zahlreiche eigene
Kompositionen bereicherte und bis 1765
wirkte. Durch den Hinzugewinn des BadenBadener Hofs wurde die dortige Kapelle der
Karlsruher hinzugeschlagen. Mit übernommen wurde auch der namhafte Kapellmeister
Joseph Aloys Schmittbaur, der für die Hofkapelle zahlreiche Opern, Kirchenmusiken
sowie Sinfonien und Konzerte schrieb und vor
allem als Gluck-Dirigent Erfolge feiern konnte.
1808 bezog die um die bischöfliche Kapelle
Bruchsal nochmals vergrößerte Hofkapelle
endlich einen großen, repräsentativen Theaterneubau, den sich das zum Großherzogtum
aufgestiegene Land nun leisten konnte. Hier
begann nun auch der große Aufstieg des
Orchesters, dem nun mit Franz Danzi ein Kapellmeister und Komponist mit internationaler
Ausstrahlung vorstand. Danzi führte zahlreiche zeitgenössische Werke zum ersten Mal
in Karlsruhe auf, so Beethovens Fidelio und
Webers Freischütz.
Auch Karlsruhe blieb, wie so viele andere
Städte, nicht vor einem Theaterbrand verschont, und so zog die Hofkapelle 1853 in
einen Theaterneubau um. Kurze Zeit später
wurde ein erst 25-jähriger Kapellmeister
engagiert, unter dessen Leitung sich das
Orchester zur völligen Blüte entfalten konnte:
Hermann Levi machte Karlsruhe endgültig
zu einem Musikzentrum nationalen, ja internationalen Ranges, das zahlreiche bekannte
Künstlerpersönlichkeiten anzog. Eine persönliche Freundschaft verband Levi mit Johannes
Brahms, der sehr häufig zu Gast war und der
Hofkapelle zahlreiche Uraufführungen anvertraute. Neben Kammermusikalischem wie
dem Klavierquintett stehen hierfür vor allem
orchestrale Chorwerke wie die Alt-Rhapsodie
und das Schicksalslied sowie natürlich die
1. Sinfonie. Dirigent war hier der Levi-Nachfolger Otto Dessoff, zuvor prägender Leiter
der Wiener Philharmoniker.
Die gute Erfahrung mit jungen Kapellmeistern
sollte sich auch bei Dessoffs Schüler und
Nachfolger Felix Mottl bestätigen. Er war
einer der Hauptdirigenten der Bayreuther
Festspiele und führte die langjährige WagnerTradition der Kapelle, die auch durch mehrmalige Besuche des Meisters geadelt wurde,
zu neuen Gipfeln. Mottl setzte sich ganz besonders auch für die Musik von Hector Berlioz ein und leitete 1890 die Uraufführung der
kompletten Trojaner. Der internationale Ruf
des Orchesters zog zahlreiche weltbekannte
Komponisten, Dirigenten und Solisten an, so
mehrfach Richard Strauss, Franz Schreker
oder Edvard Grieg.
In der kurzen Zeit als Landestheater (1918–33)
prägte vor allem Josef Krips Theater und
Orchester. Unter anderem leitete er ein
Bruckner- sowie ein Händel-Fest. Krips musste Karlsruhe 1933 wegen seiner jüdischen
Abstammung verlassen und nahm einen Ruf
an die Wiener Staatsoper an, Nachfolger
wurde sein Assistent Joseph Keilberth, nun
als Generalmusikdirektor der BADISCHEN
STAATSKAPELLE, wie sie nach der Umbenennung vom Landes- zum Staatstheater hieß.
Auch nach dem 2. Weltkrieg wurde die reiche
Tradition mit Werken nicht nur von Wagner
und Strauss fortgesetzt, zahlreiche Ur- und
Erstaufführungen prägen auch weiterhin das
Profil des Orchesters.
Zeitgenössische Musik spielte auch im Jubiläumsjahr 2012 eine bedeutende Rolle, so erklang in beinahe jedem Sinfoniekonzert Musik eines lebenden Komponisten. Historische
Konzerte, eine Ausstellung, ein Orchesterfest
für Alle, CD-Produktionen und vieles weitere
waren Höhepunkte der Geburtstagsfeierlichkeiten, nach deren Abschluss ein Buch zum
Jubiläum erscheinen wird (siehe Seite 35).
Dies alles wurde nur möglich mit großzügiger
Unterstützung durch das Land Baden Württemberg, die Stadt Karlsruhe und die Baden
Württemberg Stiftung.
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licht und dunkel
der liebe
„Schönbergs Frühwerke sind für die meisten Hörer eine angenehme Überraschung,
weil sie strapaziöse atonale Exerzitien
erwartet haben. Die Musik verströmt jedoch einen betörend reichen Klang, der
eher an Klimts vergoldete Porträts und
andere Jugendstilwerke erinnert. Forsche
Strauss’sche Gesten mischen sich mit
durchsichtigen Flächen, die vielleicht nicht
zufällig denen von Debussy ähneln. (...)
Die Gurre-Lieder, eine gewaltige Wagner‘sche Kantate für Vokalsolisten, mehrere Chöre und Riesenorchester, eröffnet
mit einem mächtigen Dampfbad in Es-Dur,
wahrscheinlich den Beginn von Wagners
Ring nachahmend. Doch etwas ist faul
im romantischen Paradies: Unerklärliche
Dissonanzen steigen an die Oberfläche,
chromatische Melodielinien überschneiden sich in kontrapunktischer Verwirrung,
Akkorde der Sehnsucht bleiben unaufgelöst.“ Mit diesen wenigen Worten durchwandert der amerikanische Journalist und
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Autor Alex Ross in seinem Buch The rest
is noise pointiert den Kosmos von Arnold
Schönbergs Gurre-Liedern.
Die Arbeit daran begann der Wiener Komponist im Jahr 1900, als er noch unter dem
Eindruck Richard Wagners stand und in
seinem Streichsextett Verklärte Nacht
op. 4 die Tonalität beinahe zum Bersten
gebracht hätte. Vollendet wurde das
Mammutwerk erst 1911, nachdem Schönberg in Werken wie den Fünf Orchesterstücken op. 16 und dem Monodram
Erwartung op. 17 die Jahrhunderte dominierende Tonalität vom Sockel gestoßen
und mit seiner Atonalität nicht weniger als
die Musikgeschichte im 20. Jahrhundert
revolutioniert hatte.
Die Geburtsstunde dieser Revolution
reicht ins 19. Jahrhundert zurück, als 1865
im Münchner Nationaltheater zum ersten
Mal jener sehnsuchtsgeladene Akkord am
Jens Peter Jacobsen
5
Beginn von Wagners Tristan und Isolde
zu hören war, an dessen harmonischer
Funktion sich fortan Generationen von
Musikwissenschaftlern abarbeiten sollten.
Seit den skandalträchtigen Aufführungen
von Schönbergs Werken in Wien steht sein
Name noch heute für das Schreckgespenst
der Neuen Musik, dessen „Komposition
mit zwölf Tönen“ als unverdaulich gilt.
Schönberg war sich des künstlerischen
Risikos sehr bewusst, als er sich nach
längeren Pausen 1910 an die Instrumentierung des dritten Teils der GurreLieder setzte. Seinem Schüler Alban
Berg gestand er in einem Brief: „Bei der
Fertigstellung der Partitur habe ich nur
einige wenige Stellen überarbeitet. (...)
Ich hätte den Stil nicht mehr getroffen
und ein halbwegs geübter Kenner müsste
die 4-5 korrigierten Stellen ohne weiteres
finden können. Diese Korrekturen haben
mir mehr Mühe gemacht, als seinerzeit die
ganze Komposition.“ Im selben Brief beschrieb er den genauen Kompositionsverlauf. Im März 1900 entstanden der erste
und zweite Teil sowie „vieles aus dem III.
Teil (...) Darauf lange Pause, ausgefüllt mit
Operetteninstrumentationen.“
Schönberg versuchte nicht, seine künstlerische Entwicklung im erst 1910 und 1911
instrumentierten dritten Teil zu kaschieren: „Ich hatte nicht die Absicht das zu
verbergen. Im Gegenteil, es ist selbstverständlich, dass ich zehn Jahre später anders instrumentiere.“ Schärfere Kontraste
der Klangfarben, Aufspaltung des orchestralen Gesamtklangs in solistische Einzelstimmen und auffällige Schlaginstrumente
kennzeichnen den neuen Stil.
Dem Verständnis des Werks hilft diese
andersartige Instrumentierung. Der dritte
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Teil wird aus der Perspektive der Toten
erzählt, während der erste unter den Lebenden spielt und der nur wenige Minuten
dauernde zweite Teil mit der gotteslästernden Rede des Protagonisten den
Übergang dieser beiden Welten markiert.
Ein auffälliges Zeugnis der Instrumentierung im dritten Teil ist der Einsatz von einigen großen eisernen Ketten, zu dessen
Klängen Waldemars Mannen sich aus
ihren Särgen erheben, deren Deckel sie
zuvor mit Ratschentönen geöffnet haben.
Diese schaurige Szene ist Teil der erzählten heimlichen Liebe König Waldemars zu
dem Mädchen Tove, das von Waldemars
Gattin Helwig getötet wird. Seinen Gott
dafür verurteilend, bietet sich Waldemar
als dessen Narr an, um diesen künftig
vor derlei Taten warnen zu können. Um
das Bild der ermordeten Geliebten und
seiner Liebe zu ihr aufrechtzuerhalten,
erscheint Waldemar immer wieder mit
seinen aus den Gräbern gerufenen Mannen als „Wilde Jagd“. Die Unruhe dieser
Toten mündet in einen apotheotischen
Schlusschor, der die aufsteigende Sonne
preist.
Schönberg vertonte mit diesem Versepos
die 1869 vollendeten und 1899 durch Franz
Arnold ins Deutsche übersetzten GurreLieder des dänischen Schriftstellers Jens
Peter Jacobsen (1847–1885). Der studierte
Botaniker, der unter anderen zwei Romane
verfasste, bearbeitete darin die dänische
Sage um den unglücklich liebenden König
Valdemar. Dieser pflegte nachts sein
Schloss Vordingborg und seine eifersüchtige Gattin Helvig zu verlassen, um nach
einem mühsamen langen Ritt seine Geliebte Tove auf Schloss Gurre zu besuchen.
Jacobsen verknüpfte in den Gedichten unterschiedliche Versionen dieser Sage und
Schloss Gurre in Dänemark
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gestaltete sie in seiner eigenen Gedankenwelt, wie Norbert Abels in einer Studie betont: „Zum Mysterium des Gottlosen wird
die Natur. Von nichts anderem handeln die
Gurre-Lieder des jungen Jacobsen, die sich
gerade in dieser Zentrierung himmelweit
von allen anderen Bearbeitungen der alten
Sage unterscheiden.“
Teil umfasst neun abwechselnd von Waldemar und Tove gesungene Lieder, denen
ein großangelegtes Orchesterzwischenspiel und das Lied der Waldtaube folgen.
Nach dem kurzen zweiten Teil – mit ausschließlich Waldemars gotteslästerndem
Lied – bilden weitere neun Lieder den
dritten Teil.
Tatsächlich spielt die mysteriös aufgeladene Natur die heimliche Hauptrolle.
Die zentralen Vorgänge der Handlung
werden von der Stimme einer Waldtaube
berichtet: der Tod Toves, die daraus resultierende Wildheit Waldemars, der fortan
den Sarg der Toten mit seinem Ross zieht,
und in ihren allerletzten Zeilen die Aufklärung des Mordes: „Helwigs Falke war’s,
der grausam / Gurres Taube zerriss!“ Der
„heliozentrische Abschluss“ (Norbert
Abels) des Werks wird vorbereitet durch
eine ausgedehnte Schilderung der erwachenden Natur. Der leidenschaftliche
Darwinist Jacobsen erhob die Natur zu
seiner neuen Gottheit, nachdem er sich
in den Jahren vor den Gurre-Liedern dem
Atheismus zugewandt hatte, auch ausgelöst durch seine Darwin-Lektüre und die
Nachbarschaft zu Nietzsche.
In diesem heterogeneren Abschnitt
kommen wesentlich mehr Stimmen zu
Wort: Neben den drei vierstimmigen
Männerchören der Bauer, Klaus-Narr, der
bereits erwähnte Sprecher sowie der nun
gemischte Chor für das lichtdurchflutete
Ende. Trotz dieser Heterogenität der einzelnen Teile schafft Schönberg übergreifende Strukturen, die einen zusammenhängenden Eindruck ermöglichen.
Schönberg entwickelte für diese Naturschilderung eine musikalische Ausdrucksform, die er in den folgenden Jahren in
Werken wie Erwartung, Die Glückliche
Hand, Pierrot lunaire und schließlich seiner unvollendeten Oper Moses und Aron
perfektionierte: den rhythmisch und melodiös notierten Sprechgesang.
Die drei Teile von Schönbergs zweistündigem Werk bestehen aus kompositorisch
ineinander verschränkten Liedern, deren
unterschiedliche Charaktere dennoch klar
voneinander getrennt werden. Der erste
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Die Technik, der er sich dazu bedient,
ähnelt Wagners Leitmotivik, die dieser in
seinen Opern ab dem Ring des Nibelungen
entwickelt hatte. Bestimmten Personen,
Gefühlen, Zuständen werden musikalische
Motive zugeordnet, die später in teilweise
veränderter Gestalt wiederkehren und so
einen Zusammenhang zwischen den Passagen herstellen. Recht prägnant taucht
das Motiv von Toves Liebeserklärung
aus dem sechsten Lied des ersten Teils
(„Nun sag ich dir zum ersten Mal: / ,König
Volmer, ich liebe Dich!’“) später wieder
auf. Diese Klarinettenmelodie ist schon im
Orchesterzwischenspiel erneut zu hören,
nachdem ein Fortississimo-Schlag den
Tod Toves verkündet hat.
Auch im dritten Teil gedenkt Waldemar
mit dieser Melodie seiner getöteten Geliebten, die er im vierten Lied überall in
der Natur zu erkennen scheint („Mit Toves
Stimme flüstert der Wald, / Mit Toves
Augen schaut der See“). Die unheimlich
Arnold Schönberg
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kreisende Linie der Violoncelli, die Waldemars Todesahnung in seinem Mitternachtslied im ersten Teil begleitet, kehrt
im dritten Teil wieder, bevor er seine
Mannen zusammenruft.
Das motivische Netz, das Schönberg in
den Gurre-Liedern spannt, ist kaum zu
durchdringen, weshalb 1912 der Direktor der Universal Edition, Emil Hertzka,
Schönberg um einen thematischen Leitfaden durch sein Werk bat. Dieser lehnte
den Auftrag strikt ab, schlug aber seinen
Schüler Alban Berg vor, um einen solchen Führer zu erstellen. Ein derartiges
Hilfsmittel gab es bereits auch vor der
Uraufführung von Wagners Ring des Nibelungen, wo sich bis heute die Rezeption
teilweise im Wiedererkennen der Leitmotive erschöpft.
Berg äußerte Zweifel an diesem Projekt
und teilte sie auch Schönberg mit: „Ich
weiß eben auch gar nicht, ob so eine Arbeit einen Zweck hat, ob sie das Verständnis zu dem Werk selbst hebt.“ Eine wie zu
Wagners Werk zuhauf angefertigte Thementafel wurde von Schönberg zurückgewiesen: „Nun weiß ich erst recht nicht,
ob das von den Gurreliedern geht, d.h. ob
Ihnen das sympathisch wäre, umso mehr,
da man unwillkürlich die einzelnen Themen benennen müsste. Und der Gedanke:
Liebesmotiv, etc. ist mir schrecklich“,
schrieb er an Berg. Es ging noch eine
Weile hin und her über diesen Leitfaden,
der schließlich zu knapp 100 Seiten mit 129
Motiven anwuchs, das Placet des Komponisten fand und von Anton von Webern
als „Bergführer mit prachtvoller Aussicht“
bezeichnet wurde.
Ergiebiger als 129 Motive erscheint für die
Ohren der Hinweis auf die unterschiedli10
chen Klangwelten, mit denen Schönberg
Waldemar und Tove charakterisiert.
Während er häufig von dunkel klingenden
Instrumenten begleitet wird, kennzeichnen sie helle Holzblas- und Streichinstrumente sowie eine prinzipiell höhere Lage
ihrer Musik. Mehrere Momente gestaltet
Schönberg wahrhaft dramatisch. Häufig
entstehen große Bögen einer Steigerung als Ausdruck eines permanenten
Anschwellens der lustvollen Liebe. Nach
Waldemars letzten Worten im dritten Lied
(„Volmer hat Tove gesehn!“) steht in der
Partitur die Spielanweisung „mit Feuer“.
Dieses Feuer überträgt sich als fortwährende Ekstase auch auf Toves folgendes
Lied. Dem Rauschzustand folgt im fünften
und sechsten Lied ein – befriedigtes –
Glücksgefühl und die Bestätigung der
gegenseitigen Liebe.
Waldemars Todesahnung hingegen wird
vom schmerzhaften Klang gestopfter
Blasinstrumente, tiefen Streichern und
unheilvollen Schlägen der Trommel begleitet. Tove fürchtet den Tod nicht; im folgenden Lied unterstreicht sie ihr Versprechen
einer umso glücklicheren Liebe nach dem
Tod – auch hier ist Tristan und Isolde
nicht weit entfernt – mit einer stetig höher
zielenden Melodie, die schließlich im fortissimo gesungenen „Kuss“ auf h2 endet:
„Denn wir gehen zu Grab wie ein Lächeln,
ersterbend im seligen Kuss!“ Auch für den
Narren im dritten Teil findet Schönberg
eine klar zu verstehende Klangsprache
mit kurzen, zuckenden Bewegungen in
den hohen Registern von Holzbläsern und
Trompete.
Als wolle er sich für alle Dissonanzen,
verminderte und übermäßige Akkorde
der zurückliegenden zwei Stunden entschuldigen, komponiert Schönberg die
Schluss-Apotheose in strahlendem C-Dur
und lässt so das Werk enden. Auch hier
mag Richard Wagner Pate gestanden
haben, dessen Brünnhilde vom Helden
in Siegfried in C-Dur geweckt wird und
sich in dieser Tonart dem Liebesrausch
hingibt.
Nicht von Anfang an sah Schönberg seine
Gurre-Lieder in diesen wagnerhaften Dimensionen. Zunächst plante er, die durch
einen Hinweis seines Lehrers Alexander
Zemlinsky kennengelernte Dichtung als
Liederzyklus mit Klavier für einen Wettbewerb der Wiener Tonkünstler-Sozietät
zu vertonen. Offensichtlich stellte er bald
fest, dass dieses Werk den Rahmen von
Klavierliedern sprengen würde.
Noch vor der Uraufführung am 23. Februar 1913 in Wien unter der Leitung seines
Komponistenkollegen Franz Schreker
ordnete er 1912 seine riesenhafte Komposition selbst ein: „Dieses Werk ist der
Schlüssel zu meiner ganzen Entwicklung.
Es zeigt mich von Seiten, von denen ich
mich später nicht mehr zeige oder doch
von einer anderen Basis. Es erklärt, wie
alles später so kommen musste, und das
ist für mein Werk enorm wichtig: dass
man den Menschen und seine Entwicklung von hier aus verfolgen kann.“
DIESES WERK IST DER
SCHLUSSEL ZU MEINER
GANZEN ENTWICKLUNG
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Gurre-Lieder
Text von Robert Franz Arnold (eigentl. Levisohn, 1872–1938)
Basierend auf Der dichtung von Jens Peter Jacobsen (1847–1885)
TEIL I
Waldemar
Nun dämpft die Dämm’rung
jeden Ton von Meer und Land,
Die fliegenden Wolken
lagerten sich wohlig
am Himmelsrand.
Lautloser Friede schloss dem Forst
die luftigen Pforten zu,
und des Meeres klare Wogen
wiegten sich selber zur Ruh.
Im Westen wirft die Sonne
von sich die Purpurtracht
und träumt im Flutenbette
des nächsten Tages Pracht.
Nun rührt sich nicht
das kleinste Laub
in des Waldes prangendem Haus;
nun tönt auch nicht
der leiseste Klang:
Ruh’ aus, mein Sinn, ruh’ aus!
Und jede Macht ist versunken
in der eignen Träume Schloss,
und es treibt mich zu mir
selbst zurück,
stillfriedlich, sorgenlos.
Tove
Oh, wenn des Mondes Strahlen
milde gleiten,
und Friede sich und Ruh
durchs All verbreiten,
nicht Wasser dünkt mich dann
des Meeres Raum,
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und jener Wald scheint nicht
Gebüsch und Baum.
Das sind nicht Wolken,
die den Himmel schmücken,
und Tal und Hügel
nicht der Erde Rücken,
und Form und Farbenspiel,
nur eitle Schäume,
und alles Abglanz nur
der Gottesträume.
Waldemar
Ross! Mein Ross!
Was schleichst du so träg!
Nein, ich seh’s, es flieht der Weg
hurtig unter der Hufe Tritten.
Aber noch stärker musst du eilen,
bist noch in des Waldes Mitten,
und ich wähnte, ohn’ Verweilen
sprengt’ ich gleich in Gurre ein.
Nun weicht der Wald,
schon seh’ ich dort die Burg,
die Tove mir umschließt,
Indes im Rücken uns der Forst
zu finstrem Wall zusammenfließt;
aber noch wilder jage du zu!
Sieh! Des Waldes Schatten dehnen
über Flur sich weit und Moor!
Eh’ sie Gurres Grund erreichen,
muss ich stehn vor Toves Tor.
Eh’ der Laut, der jetzo klinget,
ruht, um nimmermehr zu tönen,
muss dein flinker Hufschlag, Renner,
über Gurres Brücke dröhnen;
eh’ das welke Blatt –
dort schwebt es –,
mag herab zum Bache fallen,
muss in Gurres Hof dein Wiehern
fröhlich widerhallen!
Der Schatten dehnt sich,
der Ton verklingt,
nun falle, Blatt, magst untergehn:
Volmer hat Tove gesehn!
Tove
Sterne jubeln, das Meer,
es leuchtet, presst an die Küste
sein pochendes Herz,
Blätter, sie murmeln,
es zittert ihr Tauschmuck,
Seewind umfängt mich
in mutigem Scherz,
Wetterhahn singt,
und die Turmzinnern nicken,
Burschen stolzieren
mit flammenden Blicken,
wogende Brust voll üppigen Lebens
fesseln die blühenden
Dirnen vergebens,
Rosen, sie mühn sich,
zu spähn in die Ferne,
Fackeln, sie lodern
und leuchten so gerne,
Wald erschließt
seinen Bann zur Stell’,
horch, in der Stadt nun
Hundegebell!
Und die steigenden Wogen
der Treppe tragen zum Hafen
den fürstlichen Held,
bis er auf alleroberster Staffel
mir in die offenen Arme fällt.
Waldemar
So tanzen die Engel
vor Gottes Thron nicht,
wie die Welt nun tanzt vor mir.
So lieblich klingt
ihrer Harfen Ton nicht,
wie Waldemars Seele dir.
Aber stolzer auch saß
neben Gott nicht Christ
nach dem harten Erlösungsstreite,
als Waldemar stolz nun
und königlich ist
an Tovelilles Seite.
Nicht sehnlicher möchten
die Seelen gewinnen
den Weg zu der Seligen Bund,
als ich deinen Kuss,
da ich Gurres Zinnen
sah leuchten vom Öresund.
Und ich tausch’ auch nicht
ihren Mauerwall
und den Schatz,
den treu sie bewahren,
für Himmelreichs Glanz
und betäubenden Schall
und alle der heiligen Scharen!
Tove
Nun sag ich dir zum ersten Mal:
„König Volmer, ich liebe dich!“
Nun küss’ ich dich zum ersten Mal,
und schlinge den Arm um dich.
Und sprichst du,
ich hätt’ es schon früher gesagt
und je meinen Kuss dir geschenkt,
so sprech’ ich: „Der König ist ein Narr,
der nichtigen Tandes gedenkt.“
Und sagst du: „Wohl bin ich solch ein
Narr,“
so sprech’ ich: „Der König hat recht;“
doch sagst du: „Nein, ich bin es nicht,“
so sprech’ ich: „Der König ist schlecht.“
Denn all meine Rosen küsst’ ich zu Tod,
dieweil ich deiner gedacht.
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Waldemar
Es ist Mitternachtszeit,
und unsel’ge Geschlechter
stehn auf aus vergess’nen, eingesunk’nen
Gräbern,
und sie blicken mit Sehnsucht
nach den Kerzen der Burg
und der Hütte Licht.
Und der Wind schüttelt spottend
nieder auf sie Harfenschlag
und Becherklang und Liebeslieder.
Und sie schwinden und seufzen:
„Unsr’e Zeit ist um.“
Mein Haupt wiegt sich
auf lebenden Wogen,
meine Hand vernimmt
eines Herzens Schlag,
lebenschwellend
strömt auf mich nieder
glühender Küsse Purpurregen,
und meine Lippe jubelt:
„Jetzt ist’s meine Zeit!“
Aber die Zeit flieht,
Und umgehn werd’ ich
zur Mitternachtsstunde
dereinst als tot,
werd’ eng um mich
das Leichenlaken ziehn
wider die kalten Winde
und weiter mich schleichen
im späten Mondlicht
und schmerzgebunden
mit schwarzem Grabkreuz
deinen lieben Namen
in die Erde ritzen
und sinken und seufzen:
„Uns’re Zeit ist um!“
Tove
Du sendest mir einen Liebesblick
und senkst das Auge,
14
doch der Blick presst
deine Hand in meine,
und der Druck erstirbt;
aber als liebeweckenden Kuß
legst du meinen Händedruck mir
auf die Lippen
und du kannst noch seufzen
um des Todes Willen,
wenn ein Blick auflodern kann
wie ein flammender Kuss?
Die leuchtenden Sterne
am Himmel droben
bleichen wohl, wenn’s graut,
doch lodern sie neu jede
Mitternachtszeit
in ewiger Pracht.
So kurz ist der Tod,
wie ruhiger Schlummer
von Dämm’rung zu Dämm’rung.
Und wenn du erwachst,
bei dir auf dem Lager
in neuer Schönheit
siehst du strahlen
die junge Braut.
So lass uns die goldene
Schale leeren
ihm, dem mächtig verschönenden Tod.
Denn wir gehn zu Grab
wie ein Lächeln,
ersterbend im seligen Kuss.
Waldemar
Du wunderliche Tove!
So reich durch dich nun bin ich,
dass nicht einmal mehr
ein Wunsch mehr eigen;
so leicht meine Brust,
mein Denken so klar,
ein wacher Frieden
über meiner Seele.
Es ist so still in mir,
so seltsam stille.
Auf der Lippe weilt
brückeschlagend das Wort,
doch sinkt es wieder zur Ruh’.
Denn mir ist’s, als schlüg’
in meiner Brust
deines Herzens Schlag,
und als höbe mein Atemzug,
Tove, deinen Busen.
Und uns’re Gedanken seh’ ich
entstehn und zusammengleiten
wie Wolken, die sich begegnen,
und vereint wiegen sie sich
in wechselnden Formen.
Und meine Seele ist still,
ich seh in dein Aug und schweige,
du wunderliche Tove.
Stimme der Waldtaube
Tauben von Gurre! Sorge quält mich,
vom Weg über die Insel her!
Kommet! Lauschet!
Tot ist Tove! Nacht auf ihrem Auge,
das der Tag des Königs war!
Still ist ihr Herz,
doch des Königs Herz schlägt wild,
tot und doch wild!
Seltsam gleichend einem Boot
auf der Woge,
wenn der, zu des Empfang
die Planken huldigend sich gekrümmt,
des Schiffes Steurer tot liegt,
verstrickt in der Tiefe Tang.
Keiner bringt ihnen Botschaft,
unwegsam der Weg.
Wie zwei Ströme
waren ihre Gedanken,
Ströme fließend Seit’ an Seite.
Wo strömen nun Toves Gedanken?
Die des Königs winden sich
seltsam dahin,
suchen nach denen Toves,
finden sie nicht.
Weit flog ich, Klage sucht’ ich,
fand gar viel!
Den Sarg sah ich
auf Königs Schultern,
Henning stürzt’ ihn;
finster war die Nacht,
eine einzige Fackel
brannte am Weg;
die Königin hielt sie,
hoch auf dem Söller,
rachebegierigen Sinns.
Tränen, die sie nicht weinen wollte,
funkelten im Auge.
Weit flog ich, Klage sucht’ ich,
fand gar viel!
Den König sah ich,
mit dem Sarge fuhr er,
im Bauernwams.
Sein Streitross,
das oft zum Sieg ihn getragen,
zog den Sarg.
Wild starrte des Königs Auge,
suchte nach einem Blick,
seltsam lauschte des Königs Herz
nach einem Wort.
Henning sprach zum König,
aber noch immer suchte er
Wort und Blick.
Der König öffnet Toves Sarg,
starrt und lauscht
mit bebenden Lippen,
Tove ist stumm!
Weit flog ich, Klage sucht’ ich,
fand gar viel!
Wollt’ ein Mönch am Seile ziehn,
Abendsegen läuten;
doch er sah den Wagenlenker
und vernahm die Trauerbotschaft:
Sonne sank, indes die Glocke
Grabgeläute tönte.
Weit flog ich, Klage sucht’ ich
und den Tod!
Helwigs Falke war’s, der grausam
Gurres Taube zerriss.
15
16
TEIL II
TEIL III – Die wilde Jagd
Waldemar
Waldemar
Herrgott, weißt Du, was du tatest,
als klein Tove mir verstarb?
Triebst mich aus der letzten Freistatt,
die ich meinem Glück erwarb!
Herr, du solltest wohl erröten:
Bettlers einz’ges Lamm zu töten!
Herrgott, ich bin auch ein Herrscher,
und es ist mein Herrscherglauben:
Meinem Untertanen darf ich nie
die letzte Leuchte rauben.
Falsche Wege schlägst du ein:
Das heißt wohl Tyrann,
nicht Herrscher sein!
Herrgott, Deine Engelscharen
singen stets nur Deinen Preis,
doch Dir wäre mehr vonnöten
Einer, der zu tadeln weiß.
Und wer mag solches wagen?
Laß mich, Herr, die Kappe
Deines Hofnarr’n tragen!
Erwacht, König Waldemars
Mannen wert!
Schnallt an die Lende
das rostige Schwert,
holt aus der Kirche
verstaubte Schilde,
gräulich bemalt mit wüstem Gebilde.
Weckt eurer Rosse modernde Leichen,
schmückt sie mit Gold,
und spornt ihre Weichen:
Nach Gurrestadt seid ihr entboten,
heute ist Ausfahrt der Toten!
Bauer
Deckel des Sarges
klappert und klappt,
Schwer kommt’s her
durch die Nacht getrabt.
Rasen nieder vom Hügel rollt,
über den Lüften
klingt’s hell wie Gold!
Klirren und Rasseln
durch’s Rüsthaus geht,
Werfen und Rücken mit altem Gerät,
Steinegepolter am Kirchhofrain,
Sperber sausen
vom Turm und schrei’n,
auf und zu fliegt’s Kirchentor!
Waldemars Mannen
Holla!
Titel der Partitur im Erstdruck
17
Bauer
Waldemar
Da fährt’s vorbei!
Rasch die Decke übers Ohr!
Ich schlage drei heilige
Kreuze geschwind
für Leut’ und Haus,
für Roß und Rind;
dreimal nenn ich Christi Namen,
so bleibt bewahrt der Felder Samen.
Die Glieder noch bekreuz ich klug,
wo der Herr seine heiligen
Wunden trug,
so bin ich geschützt
vor der nächtlichen Mahr,
vor Elfenschuß und Trolls Gefahr.
Zuletzt vor die Tür
noch Stahl und Stein,
so kann mir nichts Böses
zur Tür herein.
Mit Toves Stimme flüstert der Wald,
mit Toves Augen schaut der See,
mit Toves Lächeln leuchten die Sterne,
die Wolke schwillt wie des Busens
Schnee.
Es jagen die Sinne, sie zu fassen,
Gedanken kämpfen nach ihrem Bilde.
Aber Tove ist hier und Tove ist da,
Tove ist fern und Tove ist nah.
Tove, bist du’s, mit Zaubermacht
gefesselt an Sees- und Waldespracht?
Das tote Herz, es schwillt , es dehnt sich,
Tove, Tove,
Waldemar sehnt sich nach dir!
Waldemars Mannen
Gegrüßt, o König, an Gurre-Seestrand!
Nun jagen wir über das Inselland!
Holla!
Vom stranglosen Bogen Pfeile wir senden,
mit hohlen Augen und Knochenhänden,
zu treffen des Hirsches Schattengebild.
Holla! Daß Wiesentau aus der Wunde
quillt.
Holla! Der Wal statt Raben Geleit uns
gaben,
über Buchenkronen die Rosse traben,
Holla!
So jagen wir nach gemeiner Sag’
eine jede Nacht bis zum jüngsten Tag.
Holla! Hussa Hund! Hussa Pferd!
Nur kurze Zeit das Jagen währt!
Hier ist das Schloß, wie einst vor Zeiten!
Holla!
Lokes Hafer gebt den Mähren,
wir wollen vom alten Ruhme zehren.
18
Klaus-Narr
„Ein seltsamer Vogel ist so’n Aal,
im Wasser lebt er meist,
Kommt doch bei Mondschein
dann und wann
ans Uferland gereist.“
Das sang ich oft
meines Herren Gästen,
nun aber paßt’s auf mich selber
am besten.
Ich halte jetzt kein Haus
und lebe äußerst schlicht
und lud auch niemand ein
und praßt’ und lärmte nicht,
und dennoch zehrt an mir
manch unverschämter Wicht,
drum kann ich auch nichts bieten,
ob ich will oder nicht,
doch – dem schenk ich
meine nächtliche Ruh,
der mir den Grund kann weisen,
warum ich jede Mitternacht
den Tümpel muß umkreisen.
Daß Palle Glob und Erik Paa
es auch tun, das versteh ich so:
Sie gehörten nie zu den Frommen;
jetzt würfeln sie,
wie wohl zu Pferd,
um den kühlsten Ort,
weit weg vom Herd,
wenn sie zur Hölle kommen.
Und der König,
der von Sinnen stets,
so bald die Eulen klagen,
und stets nach einem Mädchen ruft,
das tot seit Jahr und Tagen,
auch dieser hat’s verdient
und muß von Rechtes wegen jagen.
Denn er war immer höchst brutal,
und Vorsicht galt es allermal
und off’nes Auge für Gefahr,
da er ja selber Hofnarr war
bei jener großen Herrschaft
überm Monde.
Doch daß ich,
Klaus Narr von Farum,
Ich, der glaubte, daß im Grabe
man vollkomm’ne Ruhe habe,
daß der Geist beim Staube bleibe,
friedlich dort sein Wesen treibe,
still sich sammle für das große Hoffest,
wo, wie Bruder Knut sagt,
ertönen die Posaunen,
wo wir Guten wohlgemut
Sünder speisen wie Kapaunen –
ach, daß ich im Ritte rase,
gegen den Schwanz gedreht die Nase,
sterbensmüd in wilden Lauf,
wär’s zu spät nicht,
ich hinge mich auf.
Doch o wie süß
soll’s schmecken zuletzt,
werd’ ich dann doch in den Himmel
versetzt!
Zwar ist mein Sündenregister groß,
allein vom meisten schwatz’ ich mich los!
Wer gab der nackten Wahrheit Kleider?
Wer ward dafür geprügelt leider?
Ja, wenn es noch Gerechtigkeit gibt,
Dann muß ich eingehn in Himmels
Gnaden...
Na, und dann mag Gott sich selber gnaden.
Waldemar
Du strenger Richter droben,
du lachst meiner Schmerzen,
doch dereinst,
beim Auferstehn des Gebeins
nimm es dir wohl zu Herzen;
ich und Tove, wir sind eins.
So zerreiß’ auch uns’re Seelen nie,
zur Hölle mich, zum Himmel sie,
denn sonst gewinn’ ich Macht,
zertrümmre deiner Engel Wacht
und sprenge mit meiner wilden Jagd
ins Himmelreich ein.
Waldemars Mannen
Der Hahn erhebt den Kopf zur Kraht,
hat den Tag schon im Schnabel,
und von unsern Schwertern trieft
rostgerötet der Morgentau.
Die Zeit ist um!
Mit off’nem Mund ruft das Grab,
und die Erde saugt
das lichtscheue Rätsel ein.
Versinket! Versinket!
Das Leben kommt
mit Macht und Glanz,
mit Taten und pochenden Herzen,
und wir sind des Todes,
der Sorge und des Todes,
des Schmerzes und des Todes,
Ins Grab! Ins Grab!
Zur träumeschwanger’n Ruh’
O, könnten in Frieden
wir schlafen!
19
Des Sommerwindes wilde Jagd
Sprecher
Herr Gänsefuß, Frau Gänsekraut,
nun duckt euch nur geschwind,
denn des sommerlichen Windes wilde
Jagd beginnt.
Die Mücken fliegen ängstlich
aus dem schilfdurchwachs’nen Hain,
In den See grub der Wind seine
Silberspuren ein.
Viel schlimmer kommt es, als ihr euch nur
je gedacht;
Hu! wie’s schaurig in den Buchblättern
lacht!
Das ist Sankt Johanniswurm mit der
Feuerzunge rot,
und der schwere Wiesennebel, ein
Schatten bleich und tot!
Welch’ Wogen und Schwingen!
Welch’ Ringen und Singen!
In die Ähren schlägt der Wind in leidigem
Sinne.
Daß das Kornfeld tönend bebt.
Mit den langen Beinen fiedelt die Spinne,
und es reißt, was sie mühsam gewebt.
Tönend rieselt der Tau zu Tal,
Sterne schießen und schwinden zumal;
flüchtend durchraschelt der Falter die
Hecken,
springen die Frösche nach feuchten
Verstecken.
Still! Was mag der Wind nur wollen?
Wenn das welke Laub er wendet,
sucht er, was zu früh geendet;
Frühlings, blauweiße Blütensäume,
der Erde flüchtige Sommerträume –
längst sind sie Staub!
Aber hinauf, über die Bäume
schwingt er sich nun in lichtere Räume,
denn dort oben, wie Traum so fein
meint er, müßten die Blüten sein!
20
Und mit seltsamen Tönen
in ihres Laubes Kronen
grüßt er wieder
die schlanken Schönen.
Sieh! nun ist auch das vorbei.
Auf luftigem Steige wirbelt er frei
zum blanken Spiegel des Sees,
und dort in der Wellen unendlichem Tanz,
in bleicher Sterne Widerglanz
wiegt er sich friedlich ein.
Wie stille wards zur Stell!
Ach, war das licht und hell!
O schwing dich aus dem Blumenkelch,
Marienkäferlein,
und bitte deine schöne Frau um Leben und
Sonnenschein.
Schon tanzen die Wogen am Klippenecke,
schon schleicht im Grase die bunte
Schnecke,
nun regt sich Waldes Vogelschar,
Tau schüttelt die Blume vom lockigen Haar
und späht nach der Sonne aus.
Erwacht, erwacht, ihr Blumen zur Wonne.
Gemischter Chor
Seht die Sonne farbenfroh am
Himmelssaum
östlich grüßt ihr Morgentraum.
Lächelnd kommt sie aufgestiegen
Aus den Fluten der Nacht,
läßt von lichter Stirne fliegen
Strahlenlockenpracht.
Bestes
konzertprogramm 2012/13
Der Preis für das beste Programm der Spielzeit, der jährlich vom Deutschen Musikverleger-Verband (DMV) vergeben wird, bleibt
im Südwesten der Republik. Nach Freiburg
kann sich nun die BADISCHE STAATSKAPELLE mit Sitz in Karlsruhe über die renommierte Auszeichnung, passenderweise im
Jubiläumsjahr zum 350. Bestehen, freuen.
Neben einer Reihe von bedeutenden Werken der großen Klassiker und Romantiker
nehme die Musik des 20. Jahrhunderts
einen zentralen Platz in den Konzerten ein
– ein Umstand, der nach Auffassung der
Jury nicht selbstverständlich ist und vom
Mut der Programmverantwortlichen zeugt,
sich besonders für die weniger bekannte
sinfonische Musik des 20. Jahrhunderts
einzusetzen.
Mit dem ausgezeichneten Programm, das
von Generalmusikdirektor Justin Brown, Orchesterdirektor und Konzertdramaturg Axel
Schlicksupp und Chefdramaturg Dr. Bernd
Feuchtner gestaltet wurde, gelingt es der
BADISCHEN STAATSKAPELLE sowohl junge als auch mit sinfonischer Musik bereits
vertraute Konzertbesucher auf gleichermaßen spannende wie unterhaltsame Weise
für die stilistische und klangliche Vielfalt
der sinfonischen Musik zu begeistern.
Eine Reihe von Kammermusik- und Festkonzerten, neue Konzertformen mit Moderation
und anschließender Begegnung mit den
Künstlern sowie das Abschlusskonzert des
Jubiläums 350 JAHRE BADISCHE STAATSKAPELLE runden ein Konzertprogramm
ab, das es, so die Jury, uneingeschränkt
verdient, mit dem Prädikat ausgezeichnet zu
werden, das spannendste, instruktivste und
ambitionierteste aller deutschen Orchester
in der Spielzeit 2012/13 zu sein. Dies gelte
auch für die zeitgenössische Musik, die
prominent in den Sinfoniekonzerten vertreten ist und dem Karlsruher Publikum damit
die Möglichkeit eröffnet, zeitgenössisches
Komponieren in seinen unterschiedlichsten
Ausdrucksformen kennen und schätzen zu
lernen.
Wichtig für den DMV ist neben der Förderung zeitgenössischer Autoren und
Komponisten auch ein innovatives Educationprogramm. So stehen neben der neuen
Reihe der moderierten Jugendkonzerte vier
Kinderkonzerte im Zentrum der Musikvermittlungsarbeit, in denen jungen Hörern
Orchestermusik beispielhaft präsentiert
und erläutert wird.
21
Heidi melton Tove
john treleaven Waldemar
Die amerikanische Sopranistin Heidi Melton
debütierte als Mitglied des Adler Young
Artists Program der San Francisco Opera
u. a. in der Uraufführung von Phillip Glass’
Appomattox. Ihr Debüt an der Opéra National
de Bordeaux gab sie 2007/08 als Amelia und
kehrte später für die Elisabeth im Tannhäuser
und für die Titelrolle von Ariadne auf Naxos
zurück. An der Metropolitan Opera New York
debütierte sie als Zweite Magd in Elektra.
Als Mitglied des Ensembles der Deutschen
Oper Berlin sang sie u. a. Helmwige
in Die Walküre und Dritte Norn in der
Götterdämmerung. Sie begann die Spielzeit
2010/11 als Sieglinde in einer konzertanten
Aufführung des ersten Aktes von Die
Walküre zusammen mit dem BBC Scottish
Symphony Orchestra unter Donald Runnicles.
An der San Francisco Opera sang sie u. a.
die Titelpartie in Aida. Sie ist Gewinnerin
zahlreicher Preise und Wettbewerbe. Seit
Beginn der Spielzeit 2011/12 verstärkt sie das
Karlsruher Opernensemble.
John Treleaven gehört zu den gefragtesten
Heldentenören. Nach seinem Studium
sang er überwiegend in seiner englischen
Heimat, etwa an Covent Garden, der Welsh
National Opera, der Scottish National Opera
und der English National Opera oder beim
Edinburgh Festival. Zu seinem Repertoire
gehören fast alle großen Tenorpartien.
Als Lohengrin war er in Wien, Barcelona,
Hamburg, Göteborg, Basel und Amsterdam
zu erleben, als Tannhäuser überzeugte er
u. a. in Hamburg. Besonderes Aufsehen
erregte er international als Siegfried in
Siegfried und Götterdämmerung u. a. in
Tokio, Zürich, Helsinki, Barcelona, Wien,
London sowie in Chicago. Die Partie des
Tristan in Wagners Tristan und Isolde
verkörperte er nach seinem spektakulären
Debüt mit Sir Simon Rattle weltweit u. a.
beim Lucerne Festival mit Claudio Abbado.
Den Tristan sang er zudem wiederholt in
München. Seit der Spielzeit 2011/12 gehört
er zum Ensemble des STAATSTHEATERS.
22
Ewa Wolak Waldtaube
Seung-Gi Jung Bauer
Ewa Wolak erhielt ihre Ausbildung in
den Fächern Gesang und Bratsche an
der Musikakademie Krakau sowie an der
Hochschule für Musik in Karlsruhe. Sie ist
Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe,
u. a. der „International Vocal Competition
s´Hertogenbosch“ und des „Maria Callas
Grand Prix“ in Athen. 1998 wurde sie mit dem
Kulturpreis der EU ausgezeichnet. Konzerte
führten sie nach Südkorea, Israel, Japan, in
die USA sowie zu zahlreichen Festivals. So
sang sie u. a. auf Einladung von Penderecki
bei der „European Chimey Foundation“
in Belgien, dem Warschauer Herbst, den
Tiroler Wagner-Festspielen in Erl sowie
dem Vilnius Festival. Außerdem nahm sie
an den internationalen Händel-Festspielen
in Göttingen, Halle und Karlsruhe teil und
gastierte am Nationaltheater Mannheim,
der Opéra Montpellier und der Komischen
und Deutschen Oper Berlin. Seit 1998 ist
die Kammersängerin am STAATSTHEATER
KARLSRUHE engagiert.
Der Südkoreaner Seung-Gi Jung studierte
in Seoul, wo er auch sein Operndebüt als
Figaro in Le nozze di Figaro gab und 2006
graduierte. Einen weiteren Abschluss
machte der bei mehreren Wettbewerben
ausgezeichnete Bariton in Karlsruhe.
Bereits während seines Studiums war
Jung sowohl als Le Chat in Ravels L’Enfant
et les sortilèges wie auch als Golaud in
Pelléas et Mélisande am STAATSTHEATER
KARLSRUHE als Gast engagiert. Ab 2009
war er Solist am Augsburger Theater, wo
er u. a. die Rollen des Ping in Turandot,
des Posa in Don Carlo und des Enrico in
Lucia di Lammermoor verkörperte. Jüngste
Gastrollen umfassen Renato in Un ballo in
maschera in Bern oder Tonio in I Pagliacci
beim Menuhin Festival Gstaad. Seinen
ersten Marcello in La Bohème sang er am
Théâtre du Capitole in Toulouse, womit er
2011 auch am Teatro La Fenice in Venedig
debütierte. Seit der Spielzeit 2011/12 ist er
Mitglied des Karlsruher Opernensembles.
23
Matthias Wohlbrecht Klaus-Narr
Heinz Zednik Sprecher
Matthias Wohlbrecht studierte in Würzburg
und nahm Unterricht in Mailand, wo er 1997
in den Opernchor der Scala aufgenommen
wurde. Beim Festival der Kammeroper
Schloss Rheinsberg 1998 gab er sein Debüt
als Pedrillo in Die Entführung aus dem Serail.
1998/99 folgte ein Engagement nach Rostock,
1999 wechselte er nach Darmstadt und
war u. a. als Hexe in Hänsel und Gretel und
Franz in Les contes d’Hoffmann zu hören.
Als Ensemblemitglied in Mannheim konnte
man ihn ab 2001 u. a. als Walther von der
Vogelweide in Tannhäuser, Steuermann in
Der fliegende Holländer und Hauptmann in
Wozzeck erleben. Seit der Spielzeit 2004/05
ist er am STAATSTHEATER KARLSRUHE
engagiert. Hier singt er Rollen wie Jaquino
in Fidelio, Loge in Das Rheingold und Mime
in Siegfried. 2007 debütierte Wohlbrecht als
Pong am Teatro La Fenice in Venedig, 2008
sang er am Teatro Petruzzelli in Bari den Loge
und 2010 die Partie des Mime im Siegfried.
2011 debütierte er als Herodes in Triest.
Der Wiener Heinz Zednik studierte am
dortigen Konservatorium und erhielt
sein erstes Engagement 1964 in Graz.
Bereits ein Jahr später wechselte er an
die Wiener Staatsoper, die ihm 1980 den
Kammersänger-Titel verlieh und wo er
1994 zum Ehrenmitglied berufen wurde.
Gastspiele führten den Tenor an alle großen
Opernhäuser. Von 1970–80 trat er jährlich
bei den Bayreuther Festspielen auf, ab 1980
gastierte er bei den Salzburger Oster- und
Sommerfestspielen. Sein Repertoire umfasst
über 80 Partien, wobei er auch regelmäßig
bei Konzerten und Oratorien in Erscheinung
tritt und zahlreiche CDs eingespielt hat.
Im ORF moderierte der österreichische
Kammersänger über Jahre eine eigene
Fernseh-Show mit Sängerportraits. Als
Liedinterpret hat sich Zednik mit Werken
des klassischen und zeitgenössischen
Repertoires ebenso wie mit Wienerliedern
ein großes kammermusikalisches Repertoire
erarbeitet.
24
JuSTIN BROWN
DIRIGENT
Justin Brown studierte in Cambridge und
Tanglewood bei Seiji Ozawa und Leonard
Bernstein und arbeitete später als Assistent
bei Leonard Bernstein und Luciano Berio.
Als Dirigent debütierte er mit der gefeierten
britischen Erstaufführung von Bernsteins
Mass. Für seine Programmgestaltung beim
Alabama Symphony Orchestra, wo er fünf
Spielzeiten als Chefdirigent wirkte, wurde
er drei Mal mit dem ASCAP-Award ausgezeichnet. Auf Einladung des renommierten
„Spring for Music Festival“ dirigierte er
2012 das Orchester in der Carnegie Hall.
Brown leitete zahlreiche Uraufführungen
und dirigierte wichtige Stücke bedeutender
Zeitgenossen wie Elliott Carter und George
Crumb. Er musizierte zudem mit namhaften
Solisten wie Yo-Yo Ma, Leon Fleisher und
Joshua Bell. Zahlreiche Gastengagements
führten ihn an renommierte Opernhäuser
und zu Orchestern weltweit, in Deutschland
u. a. an die Bayerische Staatsoper München
und zu den Dresdner Philharmonikern. Komplettiert wird sein Erfolg durch viele CD-Einspielungen, 2006 wurde er für einen Grammy
nominiert. Als Generalmusikdirektor am
STAATSTHEATER KARLSRUHE, der er seit
2008 ist, wird Brown v. a. für seine Dirigate
von Wagners Ring sowie den Werken Berlioz‘, Verdis und Strauss’ gefeiert. Unter seiner Leitung stehen auf dem facettenreichen
Konzertspielplan Werke wie Amériques von
Edgar Varèse, Mahlers 9. Sinfonie oder die
Gurre-Lieder von Schönberg. Gemeinsam mit
seinem Team erhielt er hierfür die Auszeichnung „Bestes Konzertprogramm 2012/13“.
25
BADISCHER
STAATS-
OPERNCHOR
Sopran
Gilda Cepreaga
Kerstin Gorny
Cornelia Gutsche
Nicole Hans
Ilka Kern
Sang- Hee Kim
Masami Sato
Kystina Szkwarkowska
Maike Etzold
Andrea Huber
Elena Korenzwit
Dagmar Landmann
Julia Mazur
Camelia Tarlea
Alt
Ulrike Gruber
Elke Hatz
Uta Hoffmann
Sabine Lotz-Warratz
Emma Martjan
Claudia Nissen
Susanne Schellin
Ursula Hamm-Keller
Katarzyna Kempa
Hemi Kwoun
Unzu Lee-Park
Christiane Lülf
Cecilia Tempesta
26
Tenor
Doru Cepreaga
Arno Deparade
Johannes Eidloth
Jan Heinrich Kuschel
Sae-Jin Oh
Rudolf E. Stache
Marian Szkwarkowski
Hans-Hermann Bauer
Peter Herrmann
Jin-Soo Kim
Thomas Krause
Jong Won Lee
Andreas von Rüden
Bass
Marcelo Angulo
Martin Beddig
Kwang-Hee Choi
Wofram Krohn
Dieter Rell
Matthias Zerwas
Laszlo Hegedüs
Alexander Huck
Jeong-Gil Kim
Andrey Netzner
Markku Tervo
Bernhard Spingler
EXTRACHOR
BADISCHEN DES
Tenor
Jochen Biesalski
Gerd Brenner
Vincenzo Buono
Roman Gallion
Hans-Jürgen Heinrich
Dietmar Hellmann
Kian, Jazdi
Horst Jödicke
Paul Legeland
Philipp Mellies
Wolfgang Müller
Hans Ochsenreither
Bernhard Pfaff
Stefan Pikora
Pascal Renaud
Thomas Schäfer
Andreas Sevkić
Hiroshi Ueno
Aurélien Valicon
Florian Wetzel
Marius Zachmann
STAATSTHEATERS
Bass
Kurt Augenstein
Gerhard Beutel
Dr. Martin Blumhofer
Werner Faller
Tobias Flick
Bruno Hartmeier
Jürgen Kircher
Tom Kohler
Hans-Jürgen Köhler
Dr. Volker Krusche
Werner Lebrecht
Volker Leise
Georg Lickleder
Florian Maurer
Raphael Müller
Niels von der Osten-Sacken
Folker Sesemann
Christoph Stamm
Albert Süß
Sebastian Wielandt
Erwin Wild
Peter Woidelko
27
DAEGU CITY
CHORUS
Sopran
Kim Hee Ju
Jin So Young
Lee Yu Mi
Na Young Hee
Park Ji Eun
Byun Ji Young
Lim So Yeon
Lee Chung Hwa
Kwon Eun Kyung
Kim Hee Kyoung
Lee Eun Hye
Lee Young Kyu
Tenor
Shin Hyun Wook
Kim Kwan Wook
Park Chun Sik
Kim Sam Uel
Han Kook Hyun
Jung Woo Jin
Jeong Mu Si
Kim Jung Seong
Kim In Sil
Choi Hee Chul
Lim Hyoung Tak
Cha Sang Cheol
Alt
Leu Sun Ee
Eum Mi Ae
Kim Ja Young
Kim Soo Jung
Cho Hee Jin
Byun Mi Suk
Kim Kyoung Mee
Choi Young Mi
Shin Min A
Suh Hyo Chung
Ko Yu Mi
Bass
Chung Jin Gyun
Kim Yong Bae
Yun Chun Sik
Nam Kyung Hoon
Kwak Dae Hoon
Yang Young Seung
Lim Kyoung Sup
Jung Ho Won
Shin You Sik
Kim Hui Beom
Lee Sang Kyu
Choi Seong Hwan
Kim Sang Hee
28
die
badische
staatskapelle
Als eines der ältesten Orchester Deutschlands und sogar weltweit kann die
BADISCHE STAATSKAPELLE auf eine überaus reiche und gleichzeitig gegenwärtige
Tradition zurückblicken. 1662 als Hofkapelle
des damals noch in Durlach residierenden
badischen Fürstenhofes gegründet, entwickelte sich aus dieser Keimzelle ein Klangkörper mit großer nationaler und internationaler Ausstrahlung. Berühmte Hofkapellmeister wie Franz Danzi, Hermann Levi,
Otto Dessoff und Felix Mottl leiteten zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, z. B. von
Hector Berlioz, Johannes Brahms und Béla
Bartók, und machten Karlsruhe zu einem
der Zentren des Musiklebens. Neben Brahms
standen Richard Wagner und Richard
Strauss gleich mehrfach am Pult der Hofkapelle; Niccolò Paganini, Clara Schumann
und viele andere herausragende Solisten
waren gern gehörte Gäste. Hermann Levi
führte in den 1860er Jahren die ersten
regelmäßigen Abonnementkonzerte des
damaligen Hoforchesters ein, die bis heute
als Sinfoniekonzerte der BADISCHEN
STAATSKAPELLE weiterleben.
Allen Rückschlägen durch Kriege und
Finanznöten zum Trotz konnte die Tradi-
tion des Orchesters bewahrt werden.
Generalmusikdirektoren wie Joseph Keilberth, Christof Prick, Günther Neuhold
und Kazushi Ono führten das Orchester in
die Neuzeit, ohne die Säulen des Repertoires zu vernachlässigen: regelmäßig
fanden sich zeitgenössische Werke auf
dem Programm; Komponisten wie Werner
Egk, Wolfgang Fortner oder Michael
Tippett standen sogar selbst vor dem
Orchester, um ihre Werke aufzuführen.
Die große Flexibilität der BADISCHEN
STAATSKAPELLE zeigt sich auch heute
noch in der kompletten Spannweite zwischen Repertoirepflege und der Präsentation zukunftsweisender Zeitgenossen,
exemplarisch hierfür der Name Wolfgang
Rihm. Der seit 2008 amtierende Generalmusikdirektor Justin Brown steht ganz
besonders für die Pflege der Werke
Wagners, Berlioz’, Verdis und Strauss’
sowie für einen abwechslungsreichen
Konzertspielplan. Mit ihm bestreitet das
Orchester sein 350-jähriges Jubiläum
2012, in dem sich die BADISCHE STAATSKAPELLE – auf der reichen Aufführungstradition aufbauend – als lebendiges und
leistungsfähiges Ensemble präsentiert.
29
besetzung
1. Violine
Janos Ecseghy
Yin Li
Katrin Adelmann
Viola Schmitz
Rosemarie Simmendinger-Kàtai
Susanne Ingwersen
Thomas Schröckert
Werner Mayerle
Herbert Pfau von Kügelgen
Benedict Flisfish
Ayu Ideue
Juliane Anefeld
Judith Sauer
Claudia von Kopp-Ostrowski
Lutz Bartberger
Alexandra Kurth
Yuki Higashitsuji*
Michael Wille*
Christine Schwarzmayr*
Matia Gotman*
2. Violine
Annelie Groth
Toni Reichl
Gregor Anger
Uwe Warné
Andrea Böhler
Christoph Wiebelitz
Diana Drechsler
Dominik Schneider
Birgit Laub
Steffen Hamm
Eva-Maria Vischi
Anna Heilmeier
Tomomi Isobe
Tamara Polakovičová
Aram Badalian*
Moritz von Bülow*
Clara Bergius-Bühl*
Dorothea Bellmann*
30
Viola
Michael Fenton
Christoph Klein
Andreas Bartsch
Joachim Steinmann
Ortrun Riecke-Wieck
Kyoko Kudo
Akiko Sato
Sibylle Langmaack
Nicholas Clifford
Yoko Yoshida
Giovanni Simeoni
Tanja Linsel
Agata Zieba*
Katharina Maier*
Yuria Uno*
Nathalie Kusmirek*
Violoncello
Thomas Gieron
Johann Ludwig
Alexander Kaschin
Norbert Ginthör
Wolfgang Kursawe
Benjamin Groocock
Alisa Bock
Domonkos Nagy
Hanna Gieron
Iftach Czitron*
Yuki Nomura*
Vatche Bagratuni*
Frederik Jäckel*
Cosima Streich*
Kontrabass
Joachim Fleck
Peter Cerny
Xiaoyin Feng
Monika Kinzler
Karl Walter Jackl
Roland Funk
Christoph Epremian
Lars Schaper*
Manuel Schattel*
Lars Jakob*
Annette Schilli*
Duckkyu Yoon*
Harfe
Silke Wiesner
Claudia Karsch
Angelika Wagner*
Martina Schrott*
Flöte
Georg Kapp
Jeremie Abergel
Carina Vogel*
Ekaterina Ryzhova*
Rosemarie Moser
Horatiu Roman
Rüdiger Jacobsen*
Christoph Müller*
Oboe
Kai Bantelmann
Nobuhisa Arai
Ilona Steinheimer
Dörthe Mandel
Katharina Jünemann
Klarinette
Daniel Bollinger
Frank Nebl
Andreas Kerner*
Martin Nitschmann
Martin Walter*
Leonie Gerlach
Jochen Weidner
Fagott
Oscar Bohorquez
Detlef Weiß
Lydia Pantzier
Ulrike Bertram
Martin Drescher
Horn
Dominik Zinsstag
Jörg Dusemund
Frank Bechtel
Peter Bühl
Susanna Wich-Weissteiner
Jürgen Danker
Thomas Crome
Bastian Schmid*
Regina Mickel*
Josef Weissteiner*
Trompete
Jens Böcherer
Ulrich Dannenmaier
Wolfram Lauel
Ulrich Warratz
Sebastian Krystek*
Peter Heckle
Sandor Szabo
Pauke & Schlagzeug
Helge Daferner
Raimund Schmitz
Hans-Joachim Göhler
Jürgen Heinrich
Rainer Engelhardt
Philipp Arndt*
Christian Gutgsell*
Herbert Brandt*
Alexander Schröder*
Celesta
Miho Uchida
Posaune
Mayumi Shimizu*
Angelika Frei
Hubert Mayer
Michael Biegelmaier
Stefanie Scheuer*
Holger Schinko
Heinrich Gölzenleuchter
Tuba
Dirk Hirthe
*Gäste der Staatskapelle
31
32
33
ANGEBOTE &
ABONNEMENTS
NEUE
NEU bei den Sonderkonzerten
Künftig werden die Sonderkonzerte bereichert um kurze Moderationen und die Möglichkeit zum anschließenden Kennenlernen
der beteiligten Künstlerinnen und Künstler
beim gemeinsamen Umtrunk im MITTLEREN
FOYER. Der frühere Beginn um 19 Uhr gibt
die Möglichkeit, leger und entspannt ins
Konzert zu kommen. Die fünf Sonderkonzerte sind auch im bis zu 30 % ermäßigten
Abonnement erhältlich, weitere ca. 50 %
Ermäßigung erhalten Jugendliche und
Studierende.
NEU BEI DEN KAMMERKONZERTEN
Ganz neu können Sie sich nach dem Kammermusik-Vormittag beim anschließenden
Sonntags-Brunch im MITTLEREN FOYER
kulinarisch verwöhnen lassen. Gutscheine
erhalten Sie im Vorverkauf oder an der Thea­
terkasse – Abonnenten zum ermäßigten
Preis von 14, Normalpreis 15 Euro. Die fünf
Kammerkonzerte am Sonntag um 11.00 Uhr
im KLEINEN HAUS sind auch im bis zu 30 %
ermäßigten Abonnement erhältlich, weitere
ca. 50 % Ermäßigung erhalten Jugendliche
und Studierende.
NEU 100 NEUE SINFONIEKONZERT-ABOS
Für die beinahe ausabonnierten Sinfoniekonzerte der BADISCHEN STAATSKAPELLE
gibt es durch die Verlegung eines Kontingents 100 neu Abonnements. Sichern Sie
sich noch heute Ihren Platz, Sie können
jetzt noch einsteigen!
NEU VORVERKAUF AB 1.11.
Sie wollen lieber Einzelkarten? Alle Vorstellungen – also auch alle Konzerte der
BADISCHEN STAATSKAPELLE – bis Ende
der Spielzeit 2012/13 sind ab 1.11. im Vorverkauf. Sichern Sie sich also noch heute
Ihre Tickets für die zweite Saisonhälfte!
Unser Abonnementbüro berät Sie gerne:
ABONNEMENTBÜRO T 0721 3557 323 F 0721 3557 346
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ERSCHEINT APRIL 2013 ALS EINES DER ÄLTESTEN ORCHESTER
weltweit kann die Badische Staatskapelle auf eine reiche Tradition
blicken. Zu einem Zentrum des Musik lebens wurde Karlsruhe durch die
Pflege zeitgenössischer Musik in zahlreichen Ur- und Erstauff ührungen
u. a. von Berlioz, Brahms, Bartók und Rihm, durch herausragende
Musikchefs wie Danzi, Levi, Mottl, Keilberth, Krips und in der Neuzeit
Õno sowie Gäste wie Paganini, Wagner, Brahms und Strauss.
Und die Tradition lebt weiter: Die Badische Staatskapelle zeigt sich
auch heute als extrem leistungsfähiges Ensemble, das – auf reicher
Tradition aufbauend – voller Tatkraft in die Zukunft blickt.
VON ALL DEM HANDELT DIESES BUCH.
200 x 210 mm · Fadenheftung · Hardcover · ca. 200 Seiten
reich bebildert · ISBN 978-3-88190-674-6 · 19,80 Euro
LINDEMANNS BIBLIOTHEK www.infoverlag.de
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bildnachweise
UMSCHLAG
S. 5
S. 7
S. 9
S. 16
S. 22
S. 23
S. 24
S. 25
S. 32, 33
Uli Deck
akg-images
Fantasiedarstellung,
Postkarte um 1900
Man Ray, 1926
Universal Edition, Wien
Jochen Klenk,
Monika Wernicke
Jochen Klenk, privat
Jochen Klenk, Terry Linke
Arik Sokol
Uli Deck
TEXTNACHWEISE
S. 4 – 11
S. 12 – 20
Originalbeitrag von
Olaf A. Schmitt
Universal Edition, Wien
Sollten wir Rechteinhaber übersehen
haben, bitten wir um Nachricht.
STAATSTHEATER KARLSRUHE
Saison 2012/13
Programmheft Nr. 92
www.staatstheater.karlsruhe.de
impressum
Herausgeber
BADISCHES STAATSTHEATER
Karlsruhe
Generalintendant
Peter Spuhler
VERWALTUNGSDIREKTOR
Michael Obermeier
Chefdramaturg
Bernd Feuchtner
ORCHESTERDIREKTOR &
KONZERTDRAMATURG
Axel Schlicksupp
REDAKTION
Axel Schlicksupp
KONZEPT
DOUBLE STANDARDS Berlin
www.doublestandards.net
GESTALTUNG
Kristina Pernesch
DRUCK
medialogik GmbH, Karlsruhe
Besonderer dank geht an
ORGANISATION & KOORDINATION
Bernard Ohse
KOORDINATION GASTCHOR DAEGU
Jong Won Lee
TECHNISCHE LEITUNG
Ralf Haslinger
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LICHT
Stefan Woinke
AUFNAHMETECHNIK
Stefan Raebel
ÜBERTITEL
Lena Jaeger
DIE nächsten
Konzerte
Neujahrskonzert
Werke von Georges Bizet, Émile Waldteufel,
Camille Saint-Saëns, Jules Massenet,
Jacques Offenbach & Maurice Ravel
Unser Nachbarland Frankreich stand Pate
beim Programm des diesjährigen Neujahrskonzerts. Doch hat natürlich auch französische Musik vielfältige Beziehungen über die
Landesgrenzen hinweg: So war Offenbach
eigentlich Kölner, und feiert Ravels La Valse
die Walzerseligkeit Wiens, um diese dann
ordentlich zu dekonstruieren. Allen Werken
gemeinsam ist aber der typische französische
Esprit, Atmosphäre und Schwung – und mit
diesem wollen wir gemeinsam das neue Jahr
beginnen.
Janos Ecseghy Violine
Christoph Gedschold Dirigent
1.1.13 19.00 GROSSES HAUS
Kinderkammerkonzert
AUF 16 SAITEN DURCH DIE WELT
Werke für Streicher von Komponisten aus
aller Welt – von Russland über die Alpen bis
Südamerika.
kammerkonzert extra
Johannes Brahms Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11,
Urfassung für Nonett Richard Strauss Serenade
Es-Dur op. 7 Richard Strauss Sonatine Nr. 1
F-Dur „Aus der Werkstatt eines Invaliden“
Auf Brahms‘ langem Weg zur Sinfonie entstanden zwei quasi sinfonische Serenaden,
die in D-Dur war in der Urfassung zunächst
ein Nonett. Strauss‘ heitere Sonatine entstand in den letzten Kriegsmonaten, uraufgeführt 1944 im noch unzerstörten Dresden. Der
16-Jährige hatte dort auch sein erstes Bläserwerk uraufgeführt, die Serenade Es-Dur.
Mitglieder der BADISCHEN STAATSKAPELLE
Johannes Willig Dirigent
27.1.13 11.00 KLEINES HAUS
2. Kinderkonzert
PROFESSOR FLORESTAN UND MAESTRO
EUSEBIUS PACKEN AUS: G. F. HÄNDEL
Dieses Konzert wird die Händel-Festspiele
revolutionieren: Erstmals gibt es einen Anhaltspunkt, dass Händel tatsächlich in Karlsruhe war! Angeblich hat er auf einer Reise
hier seinen Koffer vergessen. Darin findet sich
natürlich jede Menge Musik.
Claudia von Kopp-Ostrowski & Diana
Drechsler Violine Michael Fenton Viola
Benjamin Groocock Violoncello Gunnar
Schmidt Moderation
Deutsche Händel-Solisten Christian Firmbach als Professor Florestan Ulrich Wagner
als Maestro Eusebius
20.1.13 11.00 KLEINES HAUS
17.2.13 11.00 & 15.00 GROSSES HAUS
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