Klimaschutz in Zahlen Fakten, Trends und Impulse deutscher Klimapolitik Ausgabe 2016 2 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | Impressum Herausgeber Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Referat Öffentlichkeitsarbeit · 11055 Berlin E-Mail: [email protected] · Internet: www.bmub.bund.de · www.klimaschutz.de Redaktion BMUB, Referat KI I 1, Martin Weiß, Mareike Welke (PtJ) Text Caterina Salb, Sarah Gül, Charlotte Cuntz, Felix von Blücher, Linda Beyschlag (Ecofys) Gestaltung www.digitale-gestaltung.de, Holger Ebeling Druck Bonifatius GmbH, Paderborn Bildnachweise Titelseite: Fotolia.com / Leigh Prather, molaruso · Seite 6: BMUB / Harald Franzen Seite 10: canstockphoto / aiisha · Seite 18: Holger Ebeling · Seite 28: canstockphoto / studio023 Seite 54: canstockphoto / photostocker Stand Juni 2016 Auflage 6.000 Exemplare Bestellung dieser Publikation Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 · 18132 Rostock Tel.: 030 / 18 272 272 1 · Fax: 030 / 18 10 272 272 1 E-Mail: [email protected] Internet: www.bmub.bund.de/bestellformular Hinweis Diese Publikation ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Gedruckt auf Recyclingpapier. KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Klimaschutz in Zahlen Fakten, Trends und Impulse deutscher Klimapolitik Ausgabe 2016 3 4 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | Inhalt Vorwort....................................................................................................................................................................................................... 6 1. Zusammenfassung .............................................................................................................................................................. 8 2. Warum setzt sich Deutschland für den Klimaschutz ein? .................................... 10 2.1 Ursachen und Folgen des Klimawandels .............................................................................................................. 10 2.2 Verantwortung Deutschlands .................................................................................................................................... 15 3. Was sind die aktuellen Klimaschutzziele und -instrumente? ............................ 18 3.1 Internationale Klimaschutzpolitik .......................................................................................................................... 18 Schlaglichtthema 2016: Dekarbonisierung der Weltwirtschaft ........................................................................ 21 3.2 Europäische Klimaschutzpolitik ................................................................................................................................ 22 3.3 Deutsche Klimaschutzpolitik....................................................................................................................................... 25 4. Wie entwickeln sich die Emissionen in Deutschland? .......................................... 28 4.1 Emissionen in Deutschland – gestern, heute und morgen ........................................................................ 28 4.2 Energiewirtschaft ................................................................................................................................................................ 32 4.3 Industrie ................................................................................................................................................................................... 38 4.4 Verkehr ...................................................................................................................................................................................... 42 4.5 Private Haushalte ............................................................................................................................................................... 45 4.6 Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) ............................................................................................... 47 5 4.7 Abfall- und Kreislaufwirtschaft .................................................................................................................................. 49 4.8 Landwirtschaft ..................................................................................................................................................................... 51 4.9 Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) ........................................... 52 5. Was bedeutet Klimaschutz für Wirtschaft und Gesellschaft? ............................ 54 5.1 Auswirkung auf Umwelt und Gesundheit .......................................................................................................... 55 5.2 Schaffung von Arbeitsplätzen...................................................................................................................................... 55 5.3 Investitionen in den Klimaschutz ............................................................................................................................. 56 5.4 Chancen für innovative Unternehmen ................................................................................................................. 59 5.5 Gesteigerte Energiesicherheit ..................................................................................................................................... 61 5.6 Beitrag gesellschaftlicher Akteure zum Klimaschutz .................................................................................... 62 6. Glossar............................................................................................................................................................................................. 64 7. Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................................................. 67 8. Endnoten .................................................................................................................................................................................... 68 9. Literaturverzeichnis........................................................................................................................................................ 69 6 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | VORWORT Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Im Dezember 2015 haben 196 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen in Paris ein neues globales Klimaschutzabkommen beschlossen. Eine Rekordzahl von 177 Staaten – darunter auch Deutschland – hat das Abkommen bereits bis Ende April 2016 im Rahmen der offiziellen Zeremonie in New York unterzeichnet und damit seinen Inhalten zugestimmt. Als völkerrechtlich bindender Vertrag wird das Pariser Abkommen in Kraft treten, wenn es von mindestens 55 Staaten, die mindestens 55 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen ausstoßen, ratifiziert wurde. Fünfzehn Staaten haben dies bereits getan. Die beiden großen Treibhausgas-Emittenten USA und China haben ihre Ratifizierung noch in diesem Jahr angekündigt. Auch Deutschland und die Europäische Union wollen den Vertrag so schnell wie möglich ratifizieren. Paris hat eine enorme Strahlkraft für den Klimaschutz. Das Abkommen setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen und möglichst sogar eine Grenze von 1,5 Grad anzustreben. Dazu soll in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts weltweite Treibhausgasneutralität erreicht werden. Damit markiert Paris den Anfang einer umfassenden Transformation. In Zukunft werden alle Staaten regelmäßig Bilanz darüber ziehen, welche Fortschritte erzielt werden konnten. Anschließend sind die Regierungen am Zug: Jeder Staat muss alle fünf Jahre neue, immer ehrgeizigere Ziele vorlegen. Denn mit den bisherigen Zusagen alleine wird es nicht gelingen, die Erderwärmung zu bremsen. Bis 2050 wollen wir in Deutschland unsere Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Nach Paris bedeutet das: Wir müssen uns am Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050 orientieren. Die Bundesregierung hat Ende 2014 – mit dem Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 - beschlossen, im Jahr 2016 einen Klimaschutzplan zu verabschieden. Dieser beschreibt die Reduktionsschritte für die Jahre nach 2020 im Lichte der europäischen Ziele und der Ergebnisse von Paris und unterlegt sie mit konkreten Maßnahmen. Klimaschutz hängt entscheidend davon ab, dass viele Menschen sich daran beteiligen. Das Bundesumweltministerium hat in einem umfassenden Beteiligungs- VORWORT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN prozess Ländern, Kommunen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, sowie Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben, an der Entwicklung des Klimaschutzplans 2050 mitzuarbeiten und miteinander zu diskutieren. Gemeinsam haben die Beteiligten einen beeindruckenden Katalog mit 97 Vorschlägen erarbeitet, den ich am 19. März 2016 entgegennehmen durfte. Die gesammelten Vorschläge wurden für die Arbeit am Klimaschutzplan der Bundesregierung sorgfältig geprüft. Das Signal von Paris ist eindeutig: Alle Staaten der Welt werden in die Pflicht genommen. Kein Land und keine Branche wird sich mehr hinter anderen verstecken können. Daher formuliert der Klimaschutzplan 2050 für alle wichtigen Handlungsfelder - Energie, Gebäude, Verkehr, Industrie, Gewerbe-, Handel- und Dienstleistungen, Land-, Forst-, und Abfallwirtschaft – Leitbilder für das Jahr 2050 und entwickelt Meilensteine und Maßnahmen für die wichtige Zwischenetappe im Jahr 2030. Im Zeichen von Paris setzt sich das Bundesumweltministerium für eine ernsthafte und realistische Klimapolitik ein, die den Wandel als Chance für die Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft begreift. Für erfolgreichen Klimaschutz sind verlässliche Zahlen und Fakten ebenso wichtig wie verbindliche Ziele. Daher werden die Umwelt- und Klimadaten, darunter auch die Entwicklung der jährlichen Treibhausgasemissionen, systematisch erfasst und im Rahmen internationaler Berichterstattungen regelmäßig veröffentlicht. Mit der vorliegenden Broschüre Klimaschutz in Zahlen bereitet das BMUB diese Daten nun schon zum dritten Mal in Folge anschaulich und allgemeinverständlich für eine breite Öffentlichkeit auf und bietet viele Informationen und Grafiken rund um den Klimaschutz – international, europäisch und national. Ich wünsche Ihnen eine informative und anregende Lektüre! Dr. Barbara Hendricks Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 7 8 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | ZUSAMMENFASSUNG 1. Zusammenfassung Warumsetzt setztsich sichDeutschDeutschland Warum für den Klimaschutz ein? ein? land für den Klimaschutz Der Klimawandel ist schon heute Realität, das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Die globale Durchschnittstemperatur hat sich bereits um etwa 1 °C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erhöht, was vor allem auf die Verbrennung fossiler Energieträger zurückzuführen ist. Der Klimawandel ist auch in Deutschland bereits spürbar: Seit den 1970er Jahren gibt es in Deutschland einen Trend zur Zunahme „heißer Tage“ mit einem Tageshöchstwert von 30 °C oder höher. Hitzewellen und Extremwetterereignisse wie Starkregen sind die prominentesten Klimawandelauswirkungen in Deutschland. Deutschland ist aufgrund seiner historischen Emissionen für drei bis vier Prozent der globalen Temperaturerhöhung verantwortlich. Was sind diedie aktuellen KlimaWas sind aktuellen schutzziele? Klimaschutzziele? Im Jahr 2015 haben sich 196 Länder in Paris auf ein weltweites, rechtlich verbindliches Ziel von Treibhausgasneutralität im Laufe der zweiten Jahrhunderthälfte geeinigt, um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und darüber hinaus Anstrengungen zu unternehmen, den Temperaturanstieg unter 1,5 °C zu halten. Ein Jahr zuvor hat sich die Europäische Union auf eine Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 verpflichtet. Als Vorreiter will Deutschland bereits bis 2020 seine Emissionen um mindestens 40 Prozent reduziert haben. Dies ist eine Etappe auf dem gemeinsamen Weg zum EU-weiten Reduktionsziel von 80 bis 95 Prozent bis 2050 gegenüber den Treibhausgasemissionen im Jahr 1990. ZUSAMMENFASSUNG | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN WieWie entwickeln sichsich die die Emissientwickeln onen in Deutschland? Emissionen in Deutschland? Die deutsche Klimapolitik zielt auf die Reduktion von Treibhausgasen, die vor allem von acht Sektoren verursacht werden: Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Private Haushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen (GHD), Abfallwirtschaft, Landwirtschaft sowie Landnutzung / Landnutzungsänderung / Forstwirtschaft. 2014 hat Deutschland 902 Millionen Tonnen CO2Äquivalente emittiert, von denen fast 80 Prozent von den Sektoren Energie, Industrie und Verkehr stammen. Der Energiesektor hat mit 40 Prozent den größten Anteil an den Gesamtemissionen. Erneuerbare Energien als zentraler Hebel zur Vermeidung von Emissionen haben sich in den vergangenen zehn Jahren zum wichtigsten Stromerzeuger entwickelt, mit einem Anteil von 30,1 Prozent im Jahr 2015. Der Emissionshandel als europaweite Maßnahme zur Emissionsreduktion im Energie- und Industriesektor deckt knapp 51 Prozent aller europäischen CO2-Emissionen ab. Besonderer Handlungsbedarf besteht auch im Verkehrssektor, wo immer noch über 90 Prozent des Kraftstoffbedarfs von Mineralöl gedeckt werden. Mit 56 Prozent konnten im GHD-Sektor bereits über die Hälfte der Emissionen seit 1990 reduziert werden, was absolut circa 44 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht. Private Haushalte haben mit 35 Prozent die drittgrößte Treibhausgasreduzierung gegenüber 1990 erreicht. Ein Großteil der Emissionen entsteht durch Heizen und kann somit vor allem durch höhere Gebäudeeffizienz gesenkt werden. In der Landwirtschaft sind vor allem Methan und Lachgas die vorherrschenden Treibhausgase, die 25-mal / 300-mal klimaschädlicher sind als CO2. Deutschland ist globaler Vorreiter in klimafreundlicher Abfallwirtschaft. Hier wurden mit 66 Prozent seit 1990 die höchsten relativen Emissionsreduktionen erreicht, vor allem durch den Ausstieg aus der Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle und die verstärkte stoffliche und energetische Abfallnutzung. Was bedeutet Was bedeutet Klimaschutz Klimaschutz für Wirtfür schaftWirtschaft und Gesellschaft? und Gesellschaft? In Deutschland hat die Belastung mit Feinstaub und Ozon jährlich rund 35.000 Todesfälle zur Folge. Effektiver Klimaschutz verringert durch die reduzierte Verbrennung von fossilen Kraftstoffen auch den Ausstoß luftverschmutzender Schadstoffe. Der globale Markt für Umwelt- und Effizienztechnologien beträgt 2,5 Billionen Euro und wird sich nach aktuellen Schätzungen bis 2025 mindestens verdoppeln. Durch die Vorreiterrolle Deutschlands in der internationalen Klimapolitik sind innovative deutsche Unternehmen hier gut aufgestellt. Unternehmen in den Bereichen Umwelttechnik und Ressourceneffizienz sorgen bereits heute für rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland. Die Ausgaben für fossile Energieimporte aus dem Ausland beliefen sich 2014 in Deutschland auf 80,5 Milliarden Euro. Durch den Ausbau heimischer erneuerbarer Energiekapazitäten und Energieeinsparung durch Energieeffizienzmaßnahmen wird die Abhängigkeit von Energieimporten verringert und die Staatskasse entlastet. Das sind 14 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. 9 10 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | URSACHEN UND FOLGEN DES KLIMAWANDELS 2. Warum setzt sich Deutschland für den Klimaschutz für den Klimaschutz ein? ein? 2.1 Ursachen und Folgen des Klimawandels Ursachen des Klimawandels Menschliche Aktivitäten treiben den globalen Klimawandel an. Insbesondere das Verbrennen von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas erhöht die Konzentration von Treibhausgasen (THG) in der Atmosphäre substanziell und führt damit zu steigenden Durchschnittstemperaturen. Zu dieser Erkenntnis kam der im Jahr 1990 veröffentlichte erste Sachstandsbericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change; IPCC) – jenem wissenschaftlichen Gremium, in dem eine Vielzahl renommierter Klimawissenschaftler alle fünf bis sieben Jahre den aktuellen Stand des Wissens zum Klimawandel zusammenträgt und in Berichten gemeinsam mit praktisch allen Staaten der Erde zusammenstellt. Die internationale Klimapolitik orientiert sich seit ihren Anfängen in den 1990er Jahren an den wissenschaftlichen Erkenntnissen des IPCC. Zwei Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Sachstandsberichts des IPCC wurde 1992 die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change; UNFCCC) verabschiedet, um das globale Problem des Klimawandels fortan gemeinsam zu bekämpfen. URSACHEN UND FOLGEN DES KLIMAWANDELS | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN i Der fünfte Sachstandsbericht des IPCC wurde Der fünfte Sachstandsbericht des IPCC 2013 wurde 2013 / 2014 veröffentlicht und bestätigt erneut / 2014 veröffentlicht und bestä1 den Einfluss aufMenschen das Klimaauf tigt erneutder denMenschen Einfluss der : 1 das Klima : 1. Der Klimawandel ist wissenschaftlich nachgewiesen. 1. Der Klimawandel ist wissenschaftlich nachgewiesen. Zitat IPCC: „Die Erwärmung des Klimasystems istZitat eindeutig, dieser seit 1950er IPCC: und „Dieviele Erwärmung desden KlimasysJahren Veränderungen sindden seit temsbeobachteten ist eindeutig, und viele dieser seit Jahrzehnten bis Jahrtausenden nie aufgetreten. 1950er Jahren beobachteten Veränderungen Die Atmosphäre und derbis Ozean haben sich ersind seit Jahrzehnten Jahrtausenden wärmt, die Schnee-Die und Eismengenund sindder zurücknie aufgetreten. Atmosphäre gegangen, der Meeresspiegel Ozean haben sich erwärmt,ist dieangestiegen Schnee- und dieund Konzentrationen der Treibhausgase haben Eismengen sind zurückgegangen, zugenommen.“ der Meeresspiegel ist angestiegen und die Konzentrationen der Treibhausgase haben zugenommen.“ 2. Der Klimawandel ist in erster Linie auf die Verbrennung von fossilen Brennstoffen durch den Menschen zurückzuführen. 2. Der Klimawandel ist in erster Linie auf die Verbrennung von fossilen Brennstoffen durch den„Die Menschen zurückzuführen. Zitat IPCC: atmosphärischen Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und Lachgas sind aufIPCC: Werte„Die angestiegen, die seit mindestens Zitat atmosphärischen Konzen800.000 Jahren nie vorgekommen sind. trationen vonnoch Kohlendioxid, Methan und Lachgas sind auf Werte angestiegen, dieseit seitder Die Kohlendioxid-Konzen trationen sind mindestens 800.000 Jahren noch nie vorgevorindustriellen Zeit um 40 Prozent angestiegen, primär durch dieDie Emissionen aus fossilen Brennkommen sind. Kohlendioxid-Konzenstoffen und sind sekundär durch Netto-Emissionen trationen seit der vorindustriellen Zeit aufgrund von Landnutzungsänderungen. “ um 40 Prozent angestiegen, primär durch die Emissionen aus fossilen Brennstoffen und sekundär durch Netto-Emissionen aufgrund von Landnutzungsänderungen.“ emissionen weltweit so schnell wie möglich zu mindern und langfristig, in der zweiten Jahrhunderthälfte, auf netto null zu senken. Bis dato ist bereits eine globale Erwärmung von etwa 1 °C zu verzeichnen. Ohne weitere Klimaschutzmaßnahmen könnte die Erderwärmung bis 2100 auf 4 °C oder mehr ansteigen.2 Der Weltklimarat zeigt in seinem letzten Sachstandsbericht, dass das Einhalten der 2 °C-Obergrenze – und damit die Vermeidung einiger der schlimmsten Folgen des Klimawandels – nach wie vor technisch und wirtschaftlich machbar ist.3 Allerdings sind hierfür deutliche Treibhausgasminderungsmaßnahmen erforderlich. Die Weltkarten in Abbildung 01 zeigen zwei verschiedene Szenarien des möglichen Temperaturanstiegs bis zum Ende des 21. Jahrhunderts (2081 bis 2100 gemittelt, verglichen mit den beobachteten Temperaturen im Zeitraum 1986 bis 2005). Die linke Darstellung (IPCC Szenario RCP 2.6) basiert auf der Annahme, dass große Anstrengungen unternommen werden, um weitere THG-Emissionen zu vermeiden. Die Maßnahmen können den weltweiten Temperaturanstieg wahrscheinlich auf 0,3 bis 1,7 °C begrenzen (verglichen mit dem Zeitraum 1986 bis 2005). Der Zeitraum 1986 bis 2005 war bereits etwa 0,6 °C wärmer als der Zeitraum vor der Industrialisierung. Die rechte Weltkarte (IPCC Szenario RCP 8.5) zeigt ein pessimistischeres Bild im Falle von hohen THG-Emissionen in den kommenden Jahrzehnten. In diesem Fall würden die Temperaturen zum Beispiel in der Arktis um bis zu 10 °C ansteigen (verglichen mit dem Zeitraum 1986 bis 2005).4,5 Weltweite Folgen des Klimawandels Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens 2015 hat sich die Weltgemeinschaft auf das Ziel verständigt, dass der Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau gehalten wird und Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dementsprechend wurde vereinbart, die Treibhausgas- Dürren, Überschwemmungen und schmelzende Gletscher machen bereits heute die weltweiten Folgen des Klimawandels sichtbar. Ein anhaltender und ungebremster Ausstoß von Treibhausgasen würde zu einer weiteren Erderwärmung und damit zu einer Verstärkung der Klimawandelfolgen führen. Im Jahr 2014 zählten Starkregen, Überflutungen und Erdrutsche zu den am häufigsten verzeichneten Klimarisiken. Weiterhin sind auch Ozeanerwärmung und –versauerung sowie Extremtemperaturen zu beobachten. Das vermehrte Auftreten von extremen Regenfällen entspricht den wissenschaftlichen Erwartungen bezüglich veränderter Wasserkreisläufe durch den Klimawandel. 11 12 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | URSACHEN UND FOLGEN DES KLIMAWANDELS Abb. 01: Szenario mit geringen zusätzlichen Emissionen Szenario mit hohen zusätzlichen Emissionen (°C) -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2 3 4 5 7 9 11 Quelle: IPCC (2013) Insgesamt gilt: Je höher die Erderwärmung ausfällt, desto schwieriger und unwahrscheinlicher werden die Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel, auch in Industriestaaten. Bei einer Erderwärmung von 2 °C können negative Auswirkungen des Klimawandels zwar nicht verhindert, aber in vielen Regionen durch Anpassungsmaßnahmen noch aufgefangen werden. Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C würde laut Weltklimarat die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels signifikant verringern, was insbesondere für verletzliche Inselstaaten und Entwicklungsländer von großer Bedeutung ist. Steigt die Temperatur im globalen Durchschnitt um mehr als 2 °C, rechnen Wissenschaftler jedoch mit extremen und teilweise nicht mehr kontrollierbaren Auswirkungen, vor allem in besonders verletzlichen Regionen. Zudem besteht die Gefahr, dass bei einer stärkeren Erwärmung Kipppunkte erreicht werden, das heißt unumkehrbare Veränderungen wie das Abschmelzen von Eisflächen oder das Auftauen von Permafrostböden, die ihrerseits die Erwärmung weiter anheizen würden. Die Bandbreite an Auswirkungen auf den europäischen Kontinent ist in Abbildung 02 dargestellt. Für den Menschen birgt der Klimawandel sowohl gesundheitliche Risiken – etwa durch Hitzewellen oder die Verbreitung von Krankheitserregern – als auch ökonomische Risiken durch ausbleibende Ernten in Dürreperioden oder die Beschädigung von Infrastruktur infolge von Überschwemmungen. Der Klimawandel trifft dabei die Ärmsten der Armen am stärksten, da diese oftmals in besonders klimasensiblen Regionen beheimatet sind (alle zehn der weltweit am stärksten von Wetterextremen betroffenen Länder sind Entwicklungsländer), von der Landwirtschaft abhängen sowie über geringe finanzielle und technische Mittel für Anpassungsmaßnahmen verfügen. Dadurch verschärft der Klimawandel auch soziale Ungleichheiten und birgt die Gefahr gewaltsamer Konflikte und verstärkter Migrationsbewegungen. URSACHEN UND FOLGEN DES KLIMAWANDELS | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 02: Europakarte zu Auswirkungen des Klimawandels Arktis - Temperaturanstieg über globalem Durchschnitt - Rückgang der Permafrostgebiete, der arktischen Meereseisbedeckung und der grönländischen Eisdecke - Steigendes Risiko des Verlustes an biologischer Vielfalt - Intensivierter Schiffsverkehr und Ausbeutung der Ölund Gasressourcen Küstengebiete und regionale Meere sowie des Wasserspiegels der Ozeane - Veränderungen in den Phytoplanktongemeinschaften und Ausdehnung von Fisch- und Planktonarten nach Norden - Zunehmende Gefährdung der Fischbestände Nordwestliches Europa - Ansteigende Niederschläge im Winter, Flüsse führen mehr Wasser, damit steigendes Risiko von Fluss- und Küstenüberschwemmungen - Bewegung der Arten nach Norden - Rückgang des Heizenergiebedarfs Mittelmeerraum - Temperaturanstieg über europäischem Durchschnitt - Wassermangel, sinkende jährliche Regenfälle, Flüsse führen weniger Wasser - Sinkende Erträge in der Landwirtschaft aufgrund von Wassermangel, Risiko der Wüstenbildung - Steigende Mortalitätsraten durch Hitzewellen und weitere Berggebiete - Temperaturanstieg über europäischem Durchschnitt - Rückgang der Berg-Permafrostgebiete, der Gletscherausdehnung und des Volumens - Hohes Risiko der Bodenerosion und des Artensterbens in Alpenregionen sowie Gesundheitsgefahren wie die Ausbreitung südlicher Krankheiten Tierarten Nordeuropa - Rückgang des Skitourismus’ - Temperaturanstieg über globalem Durchschnitt - Rückgang der Schnee-, See- und Flusseisdecke, Flüsse führen mehr Wasser, steigendes Wasserkraftpotenzial - Bewegung der Arten nach Norden - Anstieg des Ernteertrags - Rückgang des Heizenergiebedarfs - Steigendes Schadensrisiko durch Winterstürme - Zunahme des Sommertourismus Quelle: Eigene Darstellung basierend auf EEA (2015a) Mittel- und Osteuropa - Anstieg der warmen Temperaturextreme und der Wassertemperatur - Rückgang der Niederschläge im Sommer, steigende Waldbrandgefahr - Abnahme des wirtschaftlichen Wertes der Wälder 13 14 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | URSACHEN UND FOLGEN DES KLIMAWANDELS Folgen des Klimawandels in Deutschland zwar bislang im Gegensatz zu heißen Tagen noch selten auf, in Jahren mit ausgeprägten Hitzewellen nehmen sie allerdings zu. Auch Deutschland ist gegenüber dem Klimawandel verwundbar: Weltweit ist es eines der 20 zwischen 1994 und 2014 am häufigsten von extremen Wetterereignissen betroffenen Länder.6 Zu weiteren erwarteten Klimawandelfolgen in Deutschland zählt unter anderem der Rückgang der Bodenwasserversorgung in landwirtschaftlich genutzten Böden. Phänologische Veränderungen bei Wildpflanzenarten zeigen, dass die Jahreszeiten sich verschoben haben (kürzere Winter und deutlich längere Frühherbste). Der veränderte jahreszeitliche Witterungsverlauf beeinflusst die Entwicklung landwirtschaftlicher Kulturen im Jahresverlauf. Festgestellt werden auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung von Artengemeinschaften von Tieren und Pflanzen. So werden vermehrt wärmeliebende Brutvogelarten in Deutschland registriert und häufiger südeuropäische, wärmeliebende Fischarten in der Nordsee gefunden.7 Die Forschung rechnet mit einer weiterhin steigenden Anzahl von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Starkregen. Damit werden voraussichtlich negative Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur, die Gesellschaft und die Wirtschaft in Deutschland zunehmen. Die Hitzewelle vom Sommer 2003 hatte in Europa Die Hitzewelle 52.000 Todesfällevom zur Sommer Folge. 2003 hatte in Europa 52.000 Todesfälle zur Folge. Schon die 7.000 Todesfälle insbesondere von alten und geschwächten Menschen in Deutschland machen die Hitzewelle 2003 zu einem Beispiel für ein folgenschweres, mit dem Klimawandel in Verbindung gebrachtes Extremwetterereignis.8 Neben den gesundheitlichen Folgen führte die Hitzewelle zum zusätzlichen Abschmelzen alpiner Gletscher, zur Zerstörung von Waldgebieten durch großflächige Brände sowie zu Engpässen in der Stromversorgung und einem geringeren landwirtschaftlichen Ertrag. Die wirtschaftlichen Verluste durch die Hitzewelle wurden auf über 13 Milliarden Euro beziffert.9 Der Trend zu immer neuen Hitzerekorden setzt sich fort. Während der Hitzewelle im Juli und August 2015 wurde in Deutschland ein neuer Temperaturrekord von 40,3 °C im Schatten aufgestellt,10 nachdem bereits 2014 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war. Generell steigt die Anzahl „heißer Tage“ (Höchsttemperatur von mindestens 30 °C) in Deutschland seit den 1970er Jahren an. „Tropennächte“ (Absinken der Temperaturen nicht unter 20 °C) treten • Die Vulnerabilitäts-Studie Deutschland 2015 projiziert in Zukunft 5.000 bis 8.000 zusätzliche Todesfälle pro Jahr durch Hitzestress. Diese Zahl basiert auf der Annahme, dass im Bereich höherer Temperaturen mit einem Anstieg der Mortalität von eins bis sechs Prozent pro Grad Celsius gerechnet werden kann.11 • Hitzewellen und längere Trockenperioden können die Wasser- und Forstwirtschaft beeinträchtigen: Die Bewässerung in der Landwirtschaft kann in bestimmten Regionen zeitweise eingeschränkt und die Forstwirtschaft einer erhöhten Waldbrandgefahr ausgesetzt sein. Beides macht verstärkte Anpassungsmaßnahmen notwendig • Die steigenden Temperaturen führen zur Ausbreitung nicht heimischer Tier- und Pflanzenarten, die typischerweise in wärmeren Klimazonen zu finden sind. Diese Arten können nicht nur das einheimische Ökosystem stören, sondern auch für Mensch, Tier und Pflanzen gefährliche Krankheitserreger verbreiten. Ein Beispiel dafür stellt die Ausbreitung der Tigermücke dar, die Tropenkrankheiten wie Chikungunya oder Dengue-Fieber übertragen kann. • Extremwetterereignisse wie Starkregen und Hochwasser werden durch den Klimawandel häufiger auftreten und können die Infrastruktur und Landwirtschaft schädigen. Nach dem Starkregen Ende Mai 2013 konnten etliche Hauptstrecken im Bahnverkehr monatelang nicht genutzt werden. Der durch das Unwetter und die darauffolgende Überschwemmung entstandene Schaden hat zu einem versicherten Schaden von knapp zwei Milliarden Euro geführt – der gesamte geschätzte Schaden liegt um ein Vielfaches höher.12 VERANTWORTUNG DEUTSCHLANDS | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 2.2 Verantwortung Deutschlands Auch wenn die sprunghaften Anstiege der Emissionen in den letzten Jahrzehnten – bei Anrechnung der Emissionen in ihren Ursprungsländern – auf die aufstrebenden Schwellenländer zurückzuführen sind, ist Deutschland ein starker Mitverursacher des Klimawandels. Abbildung 03 stellt die CO2-Emissionen pro Kopf der Länder und Weltregionen in einen Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Anteil an der Weltbevölkerung. Obwohl China die Liste der absoluten Emissionen deutlich anführt (Abbildung 04), bleiben die Pro-Kopf-Emissionen mit 7,59 Tonnen CO2 noch weit hinter denen vieler OECD Staaten. Auch die Als Industriestaat hat Deutschland seine wirtschaftliche Entwicklung im letzten Jahrhundert mithilfe fossiler Brennstoffe vorangetrieben. Seit Beginn der Industrialisierung hat es durch seinen Treibhausgasausstoß fast vier Prozent (0,03 °C) zur bisherigen globalen Erderwärmung beigetragen, obwohl die deutsche Bevölkerung nur rund ein Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Abb. 03: Pro-Kopf-Emissionen international nach Anteilen an der Weltbevölkerung 2014 % Indien Sub-Sahara Afrika 11 ,9 7 % ,8 17 Brasilien Nordafrika % % 0 8 3, % ,9 16 2, Asien Lateinamerika & Karibik % ehemal. Sowjetrepubliken* % % 2 6, % 7 4, % ,9 18 4, 9 % 0, 4 2, % 0 1, % 1 % 0 9 2 0 4 5, 6 EU28 & Schweiz (ohne Deutschland) Deutschland 8 2, 10 Naher Osten (ohne Ägypten) 12 China 14 Australien & Neuseeland Russland 16 USA & Kanada t CO2 pro Kopf 18 Anteil der Bevölkerung *ohne Russland; Estland, Lettland und Litauen sind bei EU28 eingerechnet Quelle: Eigene Darstellung nach EDGAR (2015) und Weltbank (2015) 15 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | VERANTWORTUNG DEUTSCHLANDS deutschen Pro-Kopf-CO2-Emissionen liegen mit rund 9,3 Tonnen nach wie vor weit über dem internationalen Durchschnitt von 4,9 Tonnen pro Kopf (2014).13 OECD-Länder, aber auch die Region Asien ihre Emissionen in naher Zukunft deutlich senken müssen, um das weltweite 2 °C Ziel erreichen zu können. Deutschland ist sich seiner historischen und aktuellen Verantwortung für den Klimawandel und dessen Bekämpfung bewusst, sowohl gegenüber Entwicklungsländern als auch gegenüber zukünftigen Generationen. Seit den 1990er Jahren setzt sich Deutschland deshalb aktiv für den Klimaschutz ein und hat dabei bis 2015 bereits beachtliche Fortschritte gegenüber 1990 erzielt: • Rückgang der THG-Emissionen um gut 27 Prozent14 • Massiver Ausbau der erneuerbaren Energien – der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch hat sich mit heute 12,5 Prozent fast verzehnfacht15 Mit Blick auf die historischen globalen CO2-Emissionen (Abbildung 05) wird deutlich, dass vor allem die Abb. 04: Treibhausgasemissionen im internationalen Vergleich (ohne LULUCF) 14.000 in Mio. t CO2-Äquivalente 12.455 12.000 10.000 8.000 6.344 6.000 4.681 4.000 3.003 2.989 2.799 2.000 1.479 945 542 576 497 395 322 235 56 *keine Daten für 2013 verfügbar; daher hier Daten zu 2012 Quellen: Daten 2013: UNFCCC (2015); UBA (2016a) Daten 2012: EDGAR (2014); Stand: März 2016) en hw ed a* ni Sc sa en ien Ta n an Sp Po l h kr eic UK Fr an n lie tra an d Au s hl sc De ut Ja p an * nd sla Ru s en * * as ili * ien Br In d 28 EU A* US in a* 0 Ch 16 VERANTWORTUNG DEUTSCHLANDS | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 17 Abb. 05: Historische CO2-Emissionen und Einsparungspfad Gt / Jahr 45 40 35 30 25 Zur Einhaltung des 2 °C-Limits muss global bis 2075 ein Zustand der Treibhausgasneutralität erreicht werden. 20 15 10 5 0 1900 1950 2000 Naher Osten & Afrika Deutschland Lateinamerika & Karibik EU28* Asien 2010 2050 2060 2075 2100 *ohne Forstwirtschaft und andere Landnutzung Quelle: Eigene Darstellung nach Edenhofer O. et al. (2014); UNEP (2015); WRI (2015) Schwellenländer OECD-1990 • Reduzierung des Primärenergieverbrauchs pro Kopf um mehr als zwölf Prozent16 Mit seiner ambitionierten Klimapolitik und der deutschen Energiewende, die einen grundlegenden Umbau des Energiesystems weg von fossilen Energieträgern und Atomenergie hin zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zum Ziel hat, zeigt Deutschland, dass sich auch in einer Industrie- und Exportnation Wirtschaftswachstum mit Klimaschutz verbinden lässt. Dies soll auch andere Industrienationen zu ambitionierterem Klimaschutz anregen. Darüber hinaus nimmt Deutschland seine Verantwortung durch die Unterstützung von Entwicklungsländern bei Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen wahr: Im Jahr 2014 wurden hierfür über zwei Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt bereitgestellt. Die Bundesregierung strebt an, diesen Betrag bis 2020 auf vier Milliarden Euro jährlich zu verdoppeln und damit einen wichtigen Beitrag zum Ziel der Industriestaaten zu leisten, ab 2020 gemeinsam mindestens 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Finanzierung von Klimaschutz in Entwicklungsländern bereitzustellen.17 18 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | INTERNATIONALE KLIMASCHUTZPOLITIK 3. Was sind die aktuellen Klimaschutzziele und -instrumente? Klimaschutzziele und -instrumente? 3.1 Internationale Klimaschutzpolitik Die internationale Klimapolitik ist in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) organisiert. Das UNFCCC-Sekretariat hat seinen Sitz in Bonn. Die Klimarahmenkonvention wurde bis dato von 194 Ländern und der EU ratifiziert und verfügt damit über eine nahezu universelle Mitgliedschaft. Ziel der Klimarahmenkonvention ist die Stabilisierung der Konzentration von Treibhausgasen (THG) in der Atmosphäre auf einem Niveau, bei dem eine gefährliche, anthropogen verursachte Störung des Klimasystems verhindert wird. Dies soll in einem Zeitraum geschehen, der es Ökosystemen noch erlaubt, sich auf natürliche Weise an die Klimaänderungen anzupassen (Artikel 2 UNFCCC). Zu diesem Ziel sollen alle Staaten gemäß ihrer „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung und Kapazitäten“ beitragen. Seit 1995 werden jährlich – unter wechselndem Vorsitz des jeweiligen Gastgeberlandes – Konferenzen der Vertragsstaaten der Konvention (Conferences of the Parties; COPs) abgehalten, die gemeinhin als „Klimakonferenzen“ bekannt sind. Hier verhandelt die Staatengemeinschaft über klimapolitische Fragestellungen wie verbindliche Emissionsreduktionsziele oder die Bereitstellung von Klimafinanzierung für Entwicklungsstaa- INTERNATIONALE KLIMASCHUTZPOLITIK | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN ten. Auf der dritten Vertragsstaatenkonferenz 1997 in Kyoto (Japan) wurde das Kyoto-Protokoll unterzeichnet, das 2005 in Kraft trat und in dessen Rahmen sich ein Teil der Industriestaaten, darunter alle EU-Mitgliedsstaaten, zu verbindlichen Emissionsreduktionszielen bis 2012, und in einer zweiten Phase bis 2020, sowie zur regelmäßigen Berichterstattung ihrer Treibhausgasemissionen und Minderungsmaßnahmen verpflichteten. Das Kyoto-Protokoll war damit der erste in Das Kyoto-Protokoll war damit der erste in Kraft getretene rechtlich bindende KlimaverKraft getretene rechtlich bindende Klimavertrag mit quantifizierten Reduktionsverpflichtrag mit quantifizierten Reduktionsverpflichtungen. tungen. Somit stellt das Protokoll einen wichtigen Meilenstein in der internationalen Klimapolitik dar. Im letzten Jahrzehnt lag der Fokus der internationalen Klimapolitik darauf, ein Nachfolgeabkommen für das KyotoProtokoll ab 2020 zu verhandeln. Auf der 21. UNFCCC-Klimakonferenz (COP 21) im Dezember 2015 in Paris wurde ein historischer Durchbruch in der internationalen Klimapolitik erzielt: Das „Pariser Abkommen“ bezieht als völkerrechtlich verbindlicher Klimavertrag alle Vertragsstaaten (Industrie- und Entwicklungs- / Schwellenländer) ein und verpflichtet diese zu Emissionsreduktionen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da schnell wachsende Schwellen- und Entwicklungsländer für den größten Teil des Emissionsanstiegs in den letzten beiden Jahrzehnten verantwortlich waren und effektiver, weltweiter Klimaschutz nur mit ihnen gemeinsam möglich ist. Das Pariser Abkommen wurde von allen 196 Mitgliedsstaaten des UNFCCC angenommen und bereits von 175 Ländern auf der Zeichnungszeremonie am 22. April 2016 in New York unterschrieben. Dies ist ein Durchbruch, da etwa die USA das Kyoto-Protokoll unter Verweis auf die fehlende Einbeziehung großer Schwellenländer wie China nie ratifiziert, also nicht als völkerrechtlich bindendes Recht anerkannt haben. Weitere große Industriestaaten wie Russland, Japan und Kanada beteiligen sich ebenfalls nicht an der zweiten Verpflichtungsperiode des KyotoProtokolls (2013 bis 2020). Diese Staaten haben jedoch freiwillige nationale Klimaschutzziele in Vorbereitung auf die Pariser Konferenz Ende 2015 vorgelegt und damit ihre Zustimmung zum neuen Abkommen schon im Vorfeld zur Schlussverhandlung signalisiert. Das Pariser Abkommen tritt in Kraft, wenn mindestens 55 Staaten mit 55 Prozent Anteil an den globalen THG-Emissionen es ratifiziert haben. Die wesentlichen Punkte des Abkommens lassen sich wie folgt zusammenfassen: • 2 °C-Obergrenze: Mit dem Abkommen bekennt sich die Weltgemeinschaft erstmals völkerrechtlich verbindlich zu dem Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Darüber hinaus streben die Staaten eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 °C an. • Klimaanpassung und nachhaltige Entwicklung: Teil der im Pariser Abkommen festgehaltenen Langfristziele ist auch die Entscheidung der Vertragsstaaten, die Anpassungsfähigkeit an die negativen Folgen des Klimawandels zu steigern sowie eine emissionsarme Entwicklung im Einklang mit Ernährungssicherheit zu fördern. • Transformative Klimafinanzierung: Finanzflüsse sollen an dem Ziel einer treibhausgasarmen und klimaresilienten Entwicklung ausgerichtet werden. • Treibhausgasneutralität: Um die 2 °C-Obergrenze einhalten zu können, wird in dem Abkommen das Ziel festgelegt, dass die Welt zwischen 2050 und 2100 treibhausgasneutral werden muss. Dies bedeutet de facto den Abschied von fossilen Brennstoffen („Dekarbonisierung“). • Regelmäßige Überprüfung der Klimaschutzziele: Da die vor Paris 2015 von den Staaten zugesagten Klimaschutzziele (Intended Nationally Determined Contributions, INDCs) noch nicht mit der 2 °C-Obergrenze kompatibel sind, werden die Staaten ab 2020 alle fünf Jahre neue Klimaschutzpläne vorlegen, die den nationalen Fortschritt durch ambitioniertere Ziele dokumentieren müssen. • Berichterstattung: Jedes Land muss über seine THG-Emissionen berichten, damit die Fortschritte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch in der Realität umgesetzt werden. • Unterstützung der Entwicklungsländer: Das Abkommen enthält das Versprechen der Industrieländer, Entwicklungsländer beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, lädt aber auch weitere Staaten ein, freiwillig Unterstützung für ärmere Länder zu leisten. Zudem soll die Staatengemeinschaft den ärmsten und verwundbarsten Ländern dabei helfen, nicht mehr vermeidbare Schäden und Verluste durch den Klimawandel zu bewältigen. 19 20 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | INTERNATIONALE KLIMASCHUTZPOLITIK Ein wichtiges Signal für die Pariser Klimakonferenz hatte zuvor der G7-Gipfel im Juni 2015 im deutschen Elmau gesendet, in dessen Rahmen sich die G7-Staaten erstmals zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft – das heißt zum Abschied von der Nutzung fossiler Brennstoffe – im Laufe dieses Jahrhunderts verpflichtet hatten (vergleiche vertiefend das Schlaglichtthema Dekarbonisierung). Sämtliche relevanten Ereignisse in der internationalen Klimaschutzpolitik seit 1990 sind in Abbildung 06 dargestellt. Abb. 06: Zeitleiste der relevanten Ereignisse im internationalen Klimaschutz seit 1990 Fünfter IPCC Bericht COP 16 in Cancùn: • Einhaltung der 2 °C-Obergrenze • Einrichtung des Grünen Klimafonds Zweiter IPCC Bericht COP 21 in Paris: Verabschiedung eines neuen globalen Klimaabkommens für die Zeit ab 2020 Vierter IPCC Bericht UNCED Erdgipfel in Rio: Gründung der UNFCCC Erster IPCC Bericht 1990 1992 Dritter IPCC Bericht Verabschiedung des KyotoProtokolls 1995 1997 2002 COP 15 in Kopenhagen 2007 Kyoto-Protokoll KyotoReduktionsziel: -21 % Welt EU Deutschland *noch in Erarbeitung Quelle: Eigene Darstellung COP 17 in Durban Kyoto-Protokoll tritt in Kraft 2005 UN 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung 2009 2010 2011 G7-Gipfel: Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bis 2100 2014 2015 2016 EU Energie- und Klima paket 20-20-20 tritt in Kraft EU Emissionshandelssystem startet Energiekonzept 2050 Integriertes Energieund Klimaschutzprogramm Klimaschutzplan 2050* Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 Neue Ziele für Energieund Klimapolitik 2030 EU Energie- und KlimaRoadmap 2050 veröffentlicht INTERNATIONALE KLIMASCHUTZPOLITIK | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Schlaglichtthema 2016: Dekarbonisierung der Weltwirtschaft Das strategische Ziel der Dekarbonisierung, der Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger, wurde im Juni 2015 auf dem G7-Gipfel in Elmau / Deutschland formuliert. Im Dezember 2015 einigte sich die Weltgemeinschaft in Paris zudem auf das Ziel einer treibhausgasneutralen Weltwirtschaft zwischen 2050 und 2100. Langfristig Langfristig bedeutet bedeutet DekarboniDekarbonisierung, sierung,dass dassdie dieWeltwirtschaft Weltwirtschaft aus der Nutzung klimaschädlicher fossiler fossiler Brennstoffe Brennstoffe –– Kohle, cher Kohle, Öl und Gas – aussteigt. Öl und Gas – aussteigt. Zur Verwirklichung einer Dekarbonisierung ist es erforderlich, dass der Energiebedarf durch einen massiv verstärkten Ausbau von erneuerbaren Energien gedeckt wird. Gleichzeitig sorgt die Steigerung der Energieeffizienz dafür, dass der Energieverbrauch insgesamt reduziert wird. Eine besondere Herausforderung ist die Dekarbonisierung in denjenigen Sektoren, die aktuell technisch stark von fossilen Energieträgern abhängen. Beispielsweise ist die Elektrifizierung des Verkehrssektors ein wichtiger Hebel. Die Herausforderung der nächsten Jahre liegt in der Umsetzung, das heißt in der schrittweisen Transformation hin zu einer dekarbonisierten Weltwirtschaft. Konkrete Vorgaben wurden im Pariser Klimaabkommen nicht festgelegt, da die einzelnen Staaten ihre Strategien zur Erreichung der Treibhausgasneutralität selbst definieren können. Aus den in Paris eingereichten nationalen Beiträgen der einzelnen Länder (INDCs, vor Paris zugesagte Klimaschutzziele; Nationally Determined Contributions; NDCs, im Nachgang zu Paris national bestätigt) wurde aber bereits deutlich, dass sich die Anstrengungen in der Mehrheit der Länder auf den Energiesektor und damit auf die Dekarbonisierung konzentrieren werden. Hier sind die größten Emissionen und gleichzeitig das höchste Einsparpotenzial zu verzeichnen. Die deutsche Klimapolitik legt ihren Schwerpunkt auf die Energiewende. Diese basiert auf drei zentralen Standbeinen zur Erreichung der Emissionsreduktionsziele: Ausbau erneuerbarer Energien, Abkehr von fossilen Energien und Steigerung von Energieeffizienz (vergleiche Kapitel 4.2). Durch die entsprechende politische Weichenstellung hat sich der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in den letzten zehn Jahren verdreifacht (auf rund ein Drittel in 2015). Energieeffizienzmaßnahmen haben dazu beigetragen, dass in Deutschland Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch entkoppelt werden konnten: Der Primärenergieverbrauch ist trotz des Wirtschaftswachstums seit den 1990er Jahren leicht rückläufig. 21 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | EUROPÄISCHE KLIMASCHUTZPOLITIK 3.2 Europäische Klimaschutzpolitik Als aktives Mitglied der internationalen Gemeinschaft ist die EU auch in den UNFCCC-Klimaverhandlungen eine treibende Kraft. Sie bemüht sich um eine kontinuierliche Steigerung der Emissionsreduktion durch alle Vertragsstaaten, um die globalen Emissionen auf ein Ausmaß zu begrenzen, das die Einhaltung der 2 °C-Obergrenze möglich macht. Dabei spricht die EU in den Klimaverhandlungen mit einer Stimme und vertritt somit die Position aller 28 EU-Mitgliedsstaaten, die zuvor im Konsens bestimmt wurde. Langfristiges Klimaschutzziel der EU ist, ihren Treibhausgasausstoß bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Auf dem Weg dahin hat sich die EU verbindliche Emissionsreduktionsziele von 20 Prozent bis 2020 und mindestens 40 Prozent EU-interne THG-Minderung bis 2030 gegenüber 1990 gesetzt. Diese Emissionsreduktionsziele bestehen zum einen aus einem übergreifenden Ziel für große Emittenten in den Sektoren Energie und Industrie, die gemeinsam für fast die Hälfte der europäischen THG-Emissionen verantwortlich sind und vom europäischen Emissionshandel (EU-ETS) erfasst werden (vergleiche Abbildung 22). Zur Erreichung des 2030-Ziels müssen die Emissionen in diesen Sektoren bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zu 2005 sinken (beziehungsweise um 21 Prozent bis 2020). Zum anderen gibt es ein Ziel für die nicht vom Emissionshandel erfassten Sektoren wie Verkehr, Landwirtschaft und Private Haushalte. Diese müssen bis 2030 ihre THG-Emissionen um insgesamt 30 Prozent im Vergleich zu 2005 verringern (um zehn Prozent bis 2020). Abbildung 07 stellt die EU Roadmap auf dem Weg zu einer emissionsarmen Wirtschaft dar, inklusive der Emissionsreduktionsziele der Sektoren innerhalb und Abb. 07: EU Klimaroadmap und Emissionsreduktionsziele THG-Emissionen Mio. t CO2 -Äquivalente (ohne LULUCF) 22 6000 Klimaroadmap nicht ETS Emissionen 5000 ETS Emissionen Ziel Klimaroadmap 2050: 80-95 % Einsparung im Vergleich zu 1990 4000 Emissionen EU28 Mio. t CO2-Äquivalente (Gesamt inkl. indirektem CO2, ohne LULUCF) 3000 ETS Obergrenze („cap“) 2000 1000 0 1990 2000 Quellen: EEA (2015b); BMUB (2014a) 2010 2020 2030 2040 2050 EUROPÄISCHE KLIMASCHUTZPOLITIK | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN außerhalb des Emissionshandels (ETS Emissionen), dem zentralen europäischen Politikinstrument der EU zur Emissionsreduktion. Erneuerbare Energien sollen bis 2030 mindestens 27 Prozent des EU-Endenergieverbrauchs decken. Der Primärenergieverbrauch soll um mindestens 27 Prozent gesenkt werden bis 2030 im Vergleich zu einer Entwicklung ohne Effizienzmaßnahmen (20 Prozent bis 2020). Bis 2020 soll zudem überprüft werden, ob das Energieeffizienz-Ziel für 2030 auf 30 Prozent angehoben werden kann. lich stärksten Mitgliedsstaaten und einer Begrenzung des Emissionswachstums auf +20 Prozent für die wirtschaftlich schwächsten Mitgliedsstaaten. Für 2030 wurden die Ziele noch nicht auf die Mitgliedsstaaten heruntergebrochen – ein entsprechender Vorschlag der EU-Kommission wird für Sommer 2016 erwartet. Klar ist jedoch, dass die Minderungsanstrengungen zwischen null Prozent und 40 Prozent liegen werden und unter Berücksichtigung des BIP pro Kopf verteilt werden. Zusätzlich soll für Mitgliedsstaaten mit einem BIP pro Kopf über dem EU-Durchschnitt das Kriterium der Kostenwirksamkeit in fairer und ausgewogener Weise berücksichtigt werden. Aufgrund der großen regionalen Unterschiede innerhalb der EU wurden die national verbindlichen Ziele unter der ESD („Effort-Sharing-Decision“, Abbildung 08) auf Basis des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf verteilt. Um eine Treibhausgasreduktion von insgesamt zehn Prozent gegenüber 2005 zu erreichen, lagen die Ziele zwischen -20 Prozent für die wirtschaft- Abb. 08: Aufteilung EU-Klimaziel EU Klimapaket 2008: Aufteilung EU-Klimaziel für 2020 -20 % Minderung gegenüber 1990 EU ETS -21 % gegenüber 2005 Nicht ETS Sektoren -10 % gegenüber 2005 Effort-Sharing Entscheidung: Bis 2020 Reduzierung der Treibhausgasemission um 14 % gegenüber 2005 (entspricht -20 % gegenüber 1990) Quelle: Eigene Darstellung Ziele für 28 Mitgliedsstaaten für nicht ETS Sektoren (von -20 % zu + 20 %) Belgien: -15 % Luxemburg: -20 % Italien: -13 % Bulgarien: 20 % Ungarn: 10 % Litauen: 15 % Tschech. Rep.: 9 % Malta: 5 % Finnland: -16 % Dänemark: -20 % Niederlande: -16 % Schweden: -17 % Deutschland: -14 % Österreich: -16 % Kroatien: 11 % Estland: 11 % Polen: 14 % Lettland: -17 % Irland: -20 % Portugal: 1 % Zypern: -5 % Griechenland: -4 % Rumänien: 19 % Spanien: -10 % Slowenien: 4 % Frankreich: -14 % Slowakei: 13 % Vereinigtes Königreich: -16 % 23 24 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | EUROPÄISCHE KLIMASCHUTZPOLITIK i Wesentliche Klimaschutzinstrumente Wesentliche Klimaschutzinstrumente der EU EU-Emissionshandel: Der EU-Emissionshandel ist das zentrale Instrument der EU zur Reduktion von THG-Emissionen in den Sektoren Energiewirtschaft und Industrie. Er legt eine Emissionsobergrenze für energieintensive Unternehmen im Energie- und Industriesektor fest. Die vom Emissionshandel erfassten Unternehmen sind verpflichtet, handelbare Rechte (Zertifikate) in Höhe der durch sie verursachten Emissionen nachzuweisen. Somit besteht ein Anreiz, Emissionen einzusparen. Derzeit gibt es jedoch einen erheblichen Überschuss an Zertifikaten, der vorwiegend auf hohe Nutzungsmöglichkeiten von internationalen Projektgutschriften sowie die Wirtschafts- und Finanzkrise und eine damit verbundene geringere Produktionstätigkeit zurückzuführen ist. Als Folge dessen ist der aktuelle Zertifikatspreis gesunken, sodass nur sehr geringe finanzielle Anreize für Klimaschutzinvestitionen gesetzt werden. Einen ersten wichtigen Schritt zur Reform des Emissionshandels stellt die sogenannte „Marktstabilitätsreserve“ dar. Diese soll die strukturellen Überschüsse sukzessive abbauen und den europäischen Emissionshandel künftig flexibler in Bezug auf starke Nachfrageschwankungen machen, indem die Angebotsmenge an Zertifikaten entsprechend angepasst wird. Lastenteilungsentscheidung (EffortSharing-Decision): Für die Sektoren, die nicht unter den Europäischen Emissionshandel fallen, zum Beispiel Verkehr (außer Flug- und internationaler Schiffsverkehr), Gebäude, Landwirtschaft und Abfall, hat die EU in der sogenannten Lastenteilungsentscheidung (Effort-Sharing-Decision) für den Zeitraum 2013 bis 2020 verbindliche Ziele für die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten festgelegt. EU-weit sollen die Treibhausgasemissionen bis 2020 um zehn Prozent gegenüber 2005 sinken. Die Aufteilung basiert auf der Wirtschaftsleistung der Mitgliedsstaaten. Deutschland muss demnach seine Treibhausgase in den Sektoren Verkehr, Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Landwirtschaft bis 2020 – im Vergleich zu 2005 – um 14 Prozent senken. Erneuerbare-Energien-Richtlinie: Die ErneuerbareEnergien-Richtlinie der EU legt fest, in welchem Maße die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet sind, den Anteil der erneuerbaren Energien an ihrem Endenergieverbrauch (EEV) auszubauen. Maßstab ist die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung. Darüber hinaus bestimmt die Richtlinie ein Ziel für den Verkehrssektor: 2020 sollen hier zehn Prozent des EEV aus erneuerbaren Energien stammen. Biokraftstoffe werden dabei nur angerechnet, wenn sie mindestens 35 Prozent weniger THG-Emissionen als konventionelle Kraftstoffe verursachen. Ab 2018 müssen sie – im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen – sogar 50 Prozent THG-Emissionen vermeiden. Energieeffizienz-Richtlinie (EED): Die Energieeffizienz-Richtlinie der EU verpflichtet die Mitgliedsstaaten, auf allen Ebenen des Energiesektors (Erzeugung, Versorgung, Verbrauch) die Effizienz zu erhöhen. Hierzu sollen sie jeweils ein nationales Energieeffizienzziel verabschieden und einen nationalen Aktionsplan erarbeiten. Gebäudeeffizienz-Richtlinie (EPBD): Die EPBD der EU schreibt vor, dass alle neuen Gebäude in der EU ab 2021 Niedrigstenergiegebäude sein müssen. Staatliche Neubauten müssen diese Anforderungen bereits ab 2019 erfüllen. Bestehende Gebäude, die einer größeren Renovierung unterzogen werden, müssen die durch die Mitgliedsstaaten nach der Richtlinie festgelegten Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz erfüllen. Den Niedrigstenergiegebäudestandard schreibt die Richtlinie für bestehende Gebäude nicht verpflichtend vor, sondern verpflichtet die Mitgliedsstaaten, nationale Pläne zur Erhöhung der Zahl der Niedrigstenergiegebäude zu erstellen. DEUTSCHE KLIMASCHUTZPOLITIK | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 3.3 Deutsche Klimaschutzpolitik Politische Ziele Als bevölkerungsreichster und wirtschaftsstärkster Mitgliedsstaat der EU nimmt Deutschland in der EU-Klimapolitik eine wichtige Rolle ein. Die Bundesregierung schreitet innerhalb der EU im Bereich Klimaschutz voran, zum Beispiel durch das deutlich über dem EU-Durchschnitt liegende nationale Klimaschutzziel, das eine Reduktion der nationalen THG-Emissionen von mindestens 40 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 vorsieht. Die deutsche Klimapolitik folgt einer langfristigen Zielsetzung und Planung. Mit dem Energiekonzept von 2010 wurden Ziele und Zwischenziele zur Reduktion der THG-Emissionen zum Ausbau der erneuerbaren Energien und für Energieeffizienz bis 2050 festgeschrieben. Demnach sollen • die THG-Emissionen bis 2050 um mindestens 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden (mindestens 40 Prozent bis 2020), • der Anteil der erneuerbaren Energien bis 2050 auf 60 Prozent am Endenergieverbrauch (EEV) steigen (30 Prozent bis 2030, 45 Prozent bis 2040), • und der Primärenergieverbrauch bis 2050 um 50 Prozent gegenüber 2008 gesenkt werden (20 Prozent bis 2020). Diese Ziele hat die Bundesregierung auch im Koalitionsvertrag 2013 bestätigt. Eine Übersicht über die gesetzten Ziele ist in Abbildung 09 dargestellt. Gemäß aktueller Projektionen kann bei konsekonquenter Umsetzung aller beschlossenen Maßnahsequenter Umsetzung aller beschlossenen men in Deutschland bis 2020 bis eine2020 Minderung Maßnahmen in Deutschland eine der THG-Emissionen um 37 bis 40 Prozent Minderung der THG-Emissionen um 37erreicht bis 18 18 werden. 40 Prozent erreicht werden. Dazu ist insbesondere die zügige Umsetzung aller Maßnahmen des „Aktionsprogramms Klimaschutz 2020“ vom Dezember 2014 erforderlich, einschließlich des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE). Die Schätzung der durch die beschlossenen Maßnahmen erreichbaren Gesamtminderung ist mit Unsicherheiten behaftet und kann unter anderem je nach Entwicklung der Wirtschaftsleistung, der Bevölkerung, der Energiepreise und des Stromaußenhandelsüberschusses unterschiedlich ausfallen. Der Umsetzungsfortschritt des Klimaaktionsprogramms wird im jährlichen Klimaschutzbericht der Bundesregierung, der erstmals 2015 veröffentlicht wurde, dokumentiert. Politikmaßnahmen Um die oben genannten Ziele zu erreichen, setzt die Bundesregierung auf den Dreiklang „FordernFördern-Informieren“. Dieses Spektrum an Instrumenten und Maßnahmen schließt auf nationaler Ebene Gesetze und Verordnungen sowie Förderprogramme, Informations- und Kommunikationsmaßnahmen ein (Abbildung 10). Die wichtigsten Handlungsoptionen, auf die diese Instrumente und Maßnahmen abzielen, sind eine klimafreundliche Energieversorgung, die Förderung von Energie-, Material- und Ressourceneffizienz, klimafreundliche Produktionstechnologien sowie Verhaltensänderungen der Wirtschaftsakteure (Verbraucher, Unternehmen). Fordern – Beispiele für zentrale Rechtsvorschriften, die Klimaschutz im deutschen Ordnungsrecht verankern, sind das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) und die Energieeinsparverordnung (EnEV). Auch der EU-Emissionshandel ist im deutschen Recht verankert. Das EEG hat inzwischen eine internationale Vorbildfunktion eingenommen: Rund 50 Länder haben an das EEG angelehnte Finanzierungsinstrumente für erneuerbare Energien eingeführt – darunter viele EU-Mitgliedsstaaten und der aktuell größte THG-Emittent China. Damit zählt das EEG zu einem der weltweit einflussreichsten Gesetze. Fördern – Diverse finanzielle, marktbasierte und fiskale Anreizmechanismen ergänzen die bestehenden Gesetze und Verordnungen in Deutschland. Hierzu gehören unter anderem die im NAPE verankerten wettbewerblichen Ausschreibungen zur Stromeffizienz, die KfWFörderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren sowie die Förderprogramme der Nationalen 25 26 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | DEUTSCHE KLIMASCHUTZPOLITIK Klimaschutzinitiative (NKI), die mit den Wirkungsbereichen Verbraucher, Kommunen, Wirtschaft und Bildung eine breite Zielgruppe erreicht. Des Weiteren erfordert die Umsetzung einer klima- und ressourcenschonenden Wirtschaftsweise neue Produktionsprozesse, Arbeitsabläufe und Kompetenzen. Hieraus erwachsen neue Herausforderungen und Aufgaben für Bildung, Ausbildung und lebenslanges Lernen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) beteiligt sich am Europäischen Sozialfonds (ESF), mit dem Programm „Berufs- bildung für nachhaltige Entwicklung befördern. Über grüne Schlüsselkompetenzen zu klima- und ressourcenschonendem Handeln im Beruf (BBNE)“. Informieren – Informationskampagnen und verpflichtende Kennzeichnungen („Labels“) für klimafreundliche Produkte erleichtern Verbraucherinnen und Verbrauchern die bewusste Entscheidung für Klimaschutz und können durch die vermehrte Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten auch das Verhalten von Unternehmen beeinflussen. Abb. 09: Übersicht über Energie- und Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung bis 2050 2014 2015* 2020 2030 2040 2050 mind. mind. mind. mind. -80 Treibhausgasemissionen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Energieverbrauch Anteil am Bruttoendenergieverbrauch (BEEV) mind. Anteil am Bruttostromverbrauch mind. Anteil am Wärmeverbrauch Anteil im Verkehrsbereich Primärenergieverbrauch (gegenüber 2008) Endenergieproduktivität (2008–2050) Bruttostromverbrauch (gegenüber 2008) Primärenergiebedarf Gebäude (gegenüber 2008) etwa Wärmebedarf Gebäude (gegenüber 2008) Endenergieverbrauch Verkehr (gegenüber 2005) + *Schätzung Quellen: BMWi (2015a); BMWi (2016b, Stand: Januar 2016); AGEE-Stat (2016, Stand: Februar 2016); UBA (2016a, Stand: März 2016) DEUTSCHE KLIMASCHUTZPOLITIK | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 10: Politikmaßnahmen Fordern Rechtliche Instrumente • Energieeinsparverordnung (EnEV) Informieren Beratung und Information Fördern Finanzielle Anreize 1 • Marktanreizprogramm (MAP) im Wärmebereich 2 • Energielabel (Blauer Engel, Energy Star etc.) • Energieaudits in der Industrie • KfW-Förderprogramme für Bauen und Sanieren • Energieberatung für private Haushalte • ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) • Wettbewerbliche Ausschreibungen für (NAPE) zeichnung für Pkw • CO2-Grenzwerte für Pkw • Förderprogramme der Nationalen Klimaschutzinitiative • 3 - • Ökokennzeichnung für landwirtschaftliche Produkte Quelle: Eigene Darstellung Die Bundesregierung hat im Jahr 2014 fast 820 Millionen Euro in die Förderung der Energieforschung investiert. Drei Viertel davon flossen in die Forschung zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Über das 6. Energieforschungsprogramm wird Forschung und Entwicklung in Forschungseinrichtungen und Unternehmen von neuen Technologien für die zukünftige „grüne“ Energieversorgung gefördert. Neben erneuerbaren Energien und Energieeffizienz werden neue Netztechnologien und Energiespeicher durch die Fördermaßnahmen unterstützt. Insgesamt stellt die Bundesregierung im Zeitraum 2013 bis 2016 rund 3,5 Milliarden Euro zur Energieforschung bereit.19 Die Plattform Forschung und Innovation – bestehend aus relevanten Akteuren aus dem Bund, der Wirtschaft und der Wissenschaft – tagt seit Mai 2015 mit dem Auftrag, die bestehenden Forschungsaktivitäten in Deutschland besser zu vernetzen und effektiver zu nutzen, um neue Energietechnologien schneller in den Markt einzuführen. Neben dem 6. Energieforschungsprogramm gibt es weitere Förderprogramme der Bundesregierung für Forschung und Entwicklung, die nicht explizit energiepolitische Aspekte in den Vordergrund stellen, sich aber thematisch überschneiden. Beispiele sind hier die sektorspezifische Verkehrs- und Luftfahrtforschung oder auch die Technologieförderung für den Mittelstand, in der gezielt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Forschung und Entwicklung, Kooperation mit der Wissenschaft sowie über Innovationsberatung gefördert werden. 27 28 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | EMISSIONEN IN DEUTSCHLAND 4. Wie entwickeln sich die Emissionen in Deutschland? die Emissionen in Deutschland? 4.1 Emissionen in Deutschland – gestern, heute und morgen Klimapolitische Maßnahmen haben die deutschen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) zwischen 1990 und 2015 schätzungsweise um 27,2 Prozent gesenkt (1990 bis 2014: 27,7 Prozent). Statt 1.248 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 1990 emittierte Deutschland 2014 nur 902 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Nach ersten Schätzungen wurden 2015 etwa 908 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Damit hätte sich der Wert gegenüber dem Vorjahr minimal um sechs Millionen Tonnen erhöht.20 Ein großer Teil der Emissionsreduktion in den frühen 1990er Jahren ist auf den wirtschaftlichen Umbruch in den neuen Bundesländern („Wall-Fall-Profits“) zurückzuführen: Ineffiziente Kohlekraftwerke gingen außer Betrieb oder wurden modernisiert und Industrieunternehmen steigerten die Effizienz ihrer Produktionsanlagen. Seit Anfang der 2000er Jahre konnten zusätzliche Emissionsminderungen vor allem durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, sowie durch Steigerung der Energieeffizienz erreicht werden. EMISSIONEN IN DEUTSCHLAND | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Konjunkturelle Schwankungen beeinflussen die Emissionen deutlich. Während der Finanzkrise erreichten die Gesamtemissionen in Deutschland im Jahr 2009 ihren ersten Tiefstand im Vergleich zu den Werten von 1990. 2012 stiegen die Emissionen erstmals wieder an. 2014 sanken sie erneut stark unter das Niveau von 2009 und auf den niedrigsten Stand seit 1990. Die jährlichen Schwankungen sind teilweise witterungsbedingt, das heißt, sie beruhen auf unterschiedlich hohem Energiebedarf während der Heizperiode. Es gibt weiterhin erhebliche Überkapazitäten im fossilen Kraftwerkspark. Trotz des Ausstiegs aus der Kernenergie als Folge des Kernreaktorunfalls in Fukushima (März 2011) führt der erfolgreiche Ausbau erneuerbarer Energien derzeit nicht im gewünschten Maße zu einer Reduktion der Gesamtemissionen des Energiesektors. Die Betreiber fossiler Kraftwerke (vor allem Braunkohle) können ihren Strom auf dem europäischen Strommarkt vergleichsweise günstig anbieten. Dies liegt sowohl an den niedrigen Kohlepreisen auf dem Weltmarkt als auch an dem anhaltend niedrigen Preis für CO2 im Rahmen des Emissionshandels. Dies führt dazu, dass neben einer steigenden Einspeisung aus erneuerbaren Energien auch die emissionsintensiven Kohlekraftwerke weiter laufen und der überschüssige Strom exportiert wird.21 Der Stromexport aus Deutschland steigt seit Der Stromexport aus Deutschland steigt seit Jahren an: 2015 exportierte Deutschland Jahren an: 2015 exportierte Deutschland ungefähr 51 Prozent mehr Strom als im ungefähr 51 Prozent mehr Strom als im Jahr Jahr 2009. 2009. Der CO2-Preis reicht also derzeit nicht aus, um eine Umschichtung der Energieproduktion auf emissionsärmere Kraftwerke zu bewirken und damit die THG-Emissionen zu verringern. Im Projektionsbericht der Bundesregierung wird alle zwei Jahre die zukünftige Entwicklung der THG-Emissionen, basierend auf den zu einem Stichtag umgesetzten Maßnahmen, geschätzt. 2015 berücksichtigten die Schätzungen die bis Mitte 2014 umgesetzten Maßnahmen (Szenario „Mit Maßnahmen“) und in einem zweiten Szenario „Mit weiteren Maßnahmen“ werden auch die mit dem Aktionsprogramm 2020 zusätzlich beschlossenen Politikmaßnahmen berücksichtigt. Im „Mit-Maßnahmen-Szenario“ wurde zuletzt bis 2020 von einer Minderung um knapp 32 bis 35 Prozent im Vergleich zu 1990 ausgegangen. Das Szenario beinhaltet alle bis zum 31. August 2014 in den verschiedenen Sektoren neu eingeführten oder maßgeblich geänderten klima- und energiepolitischen Maßnahmen. Zur Schließung der auf dieser Basis zu befürchtenden Lücke zum 40-Prozent-Minderungsziel wurde 2014 das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 beschlossen. Dessen Wirkung ist im „Mit-weiteren-Maßnahmen-Szenario“ enthalten, in welchem eine Minderung von etwa 37 bis 40 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 prognostiziert wird. Unsicherheiten bestehen hierbei hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung, der Bevölkerungsentwicklung und der Entwicklung der Energiepreise sowie des Stromexportüberschusses. In Deutschland sind die Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Haushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen (GHD) sowie Land- und Abfallwirtschaft die wesentlichen Verursacher von THG-Emissionen, tragen aber in unterschiedlichem Maße zu den Gesamtemissionen bei. Diese Broschüre zeigt die Emissionen nach dem Quellprinzip; das heißt, dass Emissionen nach ihrem Ursprungssektor bilanziert werden. 2014 emittierten die drei größten Verursacher – Energie, Industrie und Verkehr – zusammen 77 Prozent der gesamten Treibhausgase in Deutschland. Abbildung 11 (und die Darstellungen in den einzelnen Unterkapiteln) zeigen die Verteilung der Emissionen auf die Sektoren nach dem Quellprinzip. Neben Kohlenstoffdioxid (CO2), Lachgas (N2O) und Methan (CH4) haben auch fluorierte Gase (F-Gase) eine zentrale Bedeutung für die deutschen Reduktionsziele (Abbildung 12). Treibhausgase wirken sich unterschiedlich auf den Klimawandel aus: Lachgas und Methan sind über einen Zeithorizont von 100 Jahren 300-mal beziehungsweise 25-mal so klimaschädlich wie CO2. Für die verschiedenen Sektoren sind die Gase unterschiedlich relevant. Während CO2 in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude dominiert, emittiert die Landwirtschaft vor allem Methan. 29 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | EMISSIONEN IN DEUTSCHLAND Abb. 11: Entwicklung der Treibhausgase nach Sektoren (ohne Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft)1 gesamt 1990: 1.247 Mio. t CO2 -Äquivalente 30 1200 38 131 gesamt 2015: 908 163 900 78 12 88 283 164 < 750 < 562 35 600 Ziele 2050 max. 250: -80 % ggü. 1990 182 88 < 374 300 72 466 < 62,5: -95 % ggü. 1990 355 0 1990 2000 2005 2010 2015* 2020 Ziel Energiewirtschaft Landwirtschaft Industrie Gewerbe / Handel / Dienstleistungen Abfallwirtschaft und Sonstige Verkehr Private Haushalte 2030 Ziel 2040 Ziel 2050 Ziele Ziele Zielvorgaben des Kyoto-Protokolls 2008 bis 2012 Die Aufteilung der Emissionen weicht von der UN-Berichterstattung ab, die Gesamtemissionen sind identisch. 1 Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) Pro-Kopf-Emissionen ermöglichen Vergleiche innerhalb Deutschlands und international. Die Emissionen in Deutschland variieren regional: Die Bundesländer unterscheiden sich in ihrer Bevölkerungsdichte (zum Beispiel hoch im Ruhrgebiet, niedrig in Brandenburg), dem Grad der Verstädterung, ihrer Infrastruktur und der Anzahl von Industriestandorten. Diese und weitere Faktoren wirken sich auf die Gesamt- und die Pro-Kopf-Emissionen aus (Abbildung 13). EMISSIONEN IN DEUTSCHLAND | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 12: Emissionsentwicklung nach Treibhausgasen Mio. t CO2 -Äquivalente gesamt 1990: 1.247 1200 13 65 118 900 gesamt 2015: 908 15 40 55 1.051 < 750 799 600 Ziele 2050 max. 250: -80 % ggü. 1990 < 562 < 374 < 62,5: -95 % ggü. 1990 2040 Ziel 2050 Ziele 300 0 1990 2000 CO2 2005 CH4 2010 N2O 2015* Sonstige 2020 Ziel 2030 Ziel Ziele Zielvorgaben des Kyoto-Protokolls 2008 bis 2012 Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) So übersteigen die durchschnittlichen jährlichen Emissionen in Brandenburg mit 26,4 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Kopf die durchschnittlichen Emissionen eines Berliner Einwohners (5,5 Tonnen CO2-Äquivalente) um fast das Fünffache. Maßgeblich für diesen Unterschied ist die regionale Braunkohleverstromung in der Lausitz verbunden mit der geringen Bevölkerungszahl des Landes Brandenburg. 31 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | EMISSIONEN IN DEUTSCHLAND Abb. 13: Aufteilung der Treibhausgasemissionen pro Kopf nach Bundesländern (2012) 30 t CO2-Äquivalente 25 26,4 22,4 20 21,1 16,8 16,7 15 12,9 10 11,5 10,6 10,5 9,4 7,6 5 7,5 7,1 6,9 6,6 6,2 5,5 nd Br em No chs en en rd -A rh nh ein al -W t es tfa le n M Sa ec c kl h se De en n ut bu sc rg h -V la or nd po m Ni m er ed n Sc er sa hl es ch w se ig n Rh Hol st ein ein la nd -P fa Ba lz de Ba nW ye ür r tte n m be rg He ss en Ha m bu rg Th ür in ge n Be rli n rla Sa Sa a an de nb ur g 0 Br 32 Quelle: Statistische Ämter der Länder (2015) 4.2 Energiewirtschaft Emissionstrends Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent an den Gesamtemissionen ist die Energiewirtschaft auch im Jahr 2014 der Sektor mit den höchsten Treibhausgasemissionen in Deutschland. Diese Emissionen werden in erster Linie durch die Verbrennung fossiler Energieträger (vor allem Braun- und Steinkohle) in Kraftwerken der öffentlichen Versorgung zur Bereitstellung von Strom und Wärme verursacht (Abbildung 15).22 Die deutsche Klimapolitik legt ein besonderes Augenmerk auf den Energiesektor. Sie hat durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung von Energieeffizienz bereits eine deutliche Reduktion der ENERGIEWIRTSCHAFT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 15: Emissionsquellen Energiewirtschaft 2014 (ohne CO2 aus Biomasse) 100% 450 385 397 397 403 382 356 369 366 377 380 358 355 250 400 350 466 Mio. t CO2 -Äquivalente Abb. 14: Emissionsentwicklung Energiewirtschaft 150 80% 79 % Verbrennung von Festbrennstoffen 60% 1 % Verbrennung von Biomasse 40% (ohne CO2 aus Biomasse) 20% 50 4 % Verbrennung übriger Brennstoffe 0% 1990 1995 2000 2005 2010 8 % Verbrennung von Gasen 2015* 3 % Diffuse Emissionen Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) * Schätzung 5 % Verbrennung von Flüssigbrennstoffen Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) Emissionen angestoßen. Seit 1990 sind dadurch die THG-Emissionen des Energiesektors um 23 Prozent gesunken (Abbildung 14). Wie eingangs erwähnt, hat der Energiesektor eine besondere Rolle inne: Im Sinne des Quellprinzips werden sämtliche Emissionen aus Strom- und Wärmeproduktion des Energiesektors der Energiewirtschaft zugerechnet, auch wenn der Strom oder die Wärme zum Beispiel von Privaten Haushalten oder dem GHD-Sektor genutzt werden. Ein verringerter Energieverbrauch in diesen Sektoren hat also eine positive Auswirkung auf die Klimabilanz des Energiesektors. Besonderheiten Drei zentrale Hebel sind entscheidend für die Umstellung des Energiesystems und damit für die Reduktion der Emissionen im Energiesektor: Erstens die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der Strom- und Wärmebereitstellung, zweitens die damit verbundene und notwendige Reduzierung und Flexibilisierung von Energiewandlung aus fossilen Energieträgern sowie drittens die parallele Steigerung von Energieeffizienz auf der Nachfrageseite, die weiterhin enormes Potenzial bietet. Alle drei Elemente greifen ineinander. 1. Ausbau von erneuerbaren Energien Im Rahmen der Energiewende und mit der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wird der Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland massiv gefördert. Als Folge des Ausbaus hatten erneuerbare Energien 2015 mit 32,6 Prozent23 den größten Anteil am Bruttostromverbrauch in Deutschland (Abbildung 18). Den größten Anteil hatte dabei Windenergie mit 45 Prozent, gefolgt von Strom aus Biomasse mit 22 Prozent und aus Photovoltaik-Anlagen mit 20 Prozent (Abbildung 16). Die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien in den anderen beiden Bereichen, Wärme und Transport, entwickelt sich etwas langsamer: Während der Anteil am Bruttostromverbrauch kontinuierlich steigt, blieb er für Wärme in den letzten Jahren fast konstant und ist für Verkehr leicht rückläufig. 33 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | ENERGIEWIRTSCHAFT Abb. 16: Entwicklung der Bruttostromerzeugung nach Energieträgern TWh 34 700 600 500 400 300 200 100 0 1990 1995 2000 Erneuerbare Öl Erdgas Kernenergie Steinkohle 2005 Braunkohle Sonstige 2010 2015* Hausmüll 3 % Wasserkraft 10 % Photovoltaik 20 % Biomasse 22 % Windkraft 45 % Quelle: AGEB (2015); AGEB (2016a) Erneuerbare Energien trugen 2015 zu einer Reduktion von über 167,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten bei. Die vermiedenen THG-Emissionen durch die Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland steigen stetig und haben sich seit 1990 verfünffacht (Abbildung 17). Grund hierfür ist der Ausbau erneuerbarer Energien sowie deren Einspeisevorrang in das Stromnetz, zu dem Netzbetreiber durch das EEG verpflichtet sind. Dies hat positive Auswirkungen auf die Klimabilanz: In den letzten 25 Jahren konnte damit der sogenannte CO2-Emissionsfaktor (oder „spezifische Emissionen“) des deutschen Strommixes, das heißt der CO2-Ausstoß pro Einheit Strom, um circa 25 Prozent gesenkt werden. Während die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom für den Endverbrauch 1990 noch 761 Gramm direkte CO2-Emissionen ausstieß, werden sie für 2014 auf 569 Gramm pro Kilowattstunde geschätzt.24 ENERGIEWIRTSCHAFT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 17: Vermiedene Treibhausgase 2015 Mio. t CO2 -Äquivalente Strom: -122,1 0 -30 Wärme: -40,6 Verkehr: -4,9 -37,3 -4,9 -14,5 -59,8 -1,2 -2,1 -60 -90 -23,7 -23,9 -120 -0,1 -150 Wasser Wind Biomasse Photovoltaik Geothermie, Umweltwärme Solarthermie Quelle: AGEE-Stat (2016, Stand: Februar 2016) Für eine Verlagerung der Stromnachfrage auf Strom aus kostengünstigeren erneuerbaren Energiequellen sorgt in erster Linie die Merit Order, nach der sich die Einsatzreihenfolge der Kraftwerke zur Deckung der Stromnachfrage aus den jeweiligen Grenzkosten der Kraftwerke (also ihrer variablen Kosten zur Erzeugung einer weiteren Einheit Strom) ergibt. Erneuerbare Energien stehen in der Merit Order ganz vorne: Die Erzeugung einer zusätzlichen Einheit Strom aus Windoder Solarenergie kostet nichts, da Sonne und Wind kostenlos zur Verfügung stehen. 2. Reduzierung der Nutzung fossiler Energieträger Der deutsche Kraftwerkspark blickt auf eine lange Tradition der Nutzung von fossilen Energieträgern zurück, die in Deutschland insbesondere in Form von Steinkohle im Ruhrgebiet und Braunkohle im rheinischen und mitteldeutschen Revier abgebaut werden. i Strommarkt 2.0 Der DerAusbau Ausbauerneuerbarer erneuerbarerEnergien Energien istist einein zentraler zentralerHebel Hebelfür fürdie dieDekarbonisierung Dekarbonisierung derder Stromversorgung Stromversorgungund unddamit damit fürfür den den KlimaKlimaschutz. schutz.Mit Mitsteigendem steigendem Anteil Anteil volatiler volatiler StromStromproduktion produktionzum zumBeispiel Beispielaus aus Wind Wind und und Sonne Sonne muss mussfür fürmehr mehrFlexibilität Flexibilität am am Markt Markt gesorgt gesorgt werden, werden,um umden densauber saubererzeugten erzeugten Strom Strom weiter weiter vermarkten vermarkten zu können. zu können. Die aktuelle Die aktuelle NeustrukNeustrukturierung turierung des Strommarktes des Strommarktes dient der dient Flexider bilisierung Flexibilisierung und damit undder damit Vermeidung der Vermeivon dung Emissionen von Emissionen im Energiesektor. im Energiesektor. Strom kann – neben langfristigen direkten Vereinbarungen wie im Falle von HaushaltsStrom kann – neben langfristigen direkten strom – mittel- beziehungsweise kurzfristig Vereinbarungen wie im Falle von Haushaltsan der Börse, derbeziehungsweise European Energykurzfristig Exchange an strom – mittel(EEX) in Leipzig, gehandeltEnergy werden. Dabei (EEX) der Börse, der European Exchange wird zwischen Intraday-, Day-Aheadund zwiin Leipzig, gehandelt werden. Dabei wird Terminmarkt unterschieden. zur schen Intraday-, Day-Ahead-Zusätzlich und Terminmarkt Strombörse dient der Regelleistungsmarkt unterschieden. Zusätzlich zur Strombörseder dient Wahrung der Netzstabilität. ErWahrung gewährleistet der Regelleistungsmarkt der der Netzalso, dass zu Zeitpunkt exakt sozu viel stabilität. Erjedem gewährleistet also, dass jedem Strom in das System eingespeist Zeitpunkt exakt so viel Strom inwie dasdaraus System einentnommen wird. Dies bedeutet, dass dieDies begespeist wie daraus entnommen wird. vier Übertragungsnetzbetreiber sicherstellen deutet, dass die vier Übertragungsnetzbetreiber müssen, dass die Spannung undSpannung Frequenz im sicherstellen müssen, dass die und Netz stabilim bleiben die Netze in Zeiten ho- in Frequenz Netz und stabil bleiben und die Netze her Stromnachfrage nicht überlastet Zeiten hoher Stromnachfrage nichtwerden. überlastet Hierfür positive und werden.werden Hierfürausreichende werden ausreichende positive negative Erzeugungskapazitäten vertraglich und negative Erzeugungskapazitäten vertraglich gebunden, gebunden,so sodass dassim imBedarfsfalle Bedarfsfallekurzfristig kurzfristig Strom daStromins insNetz Netzgespeist gespeistbeziehungsweise beziehungsweise daraus raus entnommen werden kann. zukünfentnommen werden kann. DasDas zukünftige tige Strommarktdesign („Strommarkt 2.0“ Strommarktdesign („Strommarkt 2.0“ gemäß gemäß Weißbuch) setzt den auf Fokus auf eine Weißbuch) setzt den Fokus eine BeschränBeschränkung der Markteingriffe kung der Markteingriffe und eineund freieeine Preisbilfreie für Strom. Auch der RegeldungPreisbildung für Strom. Auch der Regelleistungsmarkt leistungsmarkt soll für erneuerbare Enersoll für erneuerbare Energien geöffnet werden. gien geöffnet werden. Insgesamt wird diesorgen, Insgesamt wird die Umgestaltung dafür Umgestaltung dafür sorgen, dass erneuerbare dass erneuerbare Energieerzeuger seltener abgeEnergieerzeuger seltener abgeregelt werden regelt werden müssen und so bedarfsgerechter müssen so bedarfsgerechter genutzt genutzt und werden können. werden können. Quelle: BMWi (2015f) Quelle: BMWi (2015f) 35 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | ENERGIEWIRTSCHAFT Die fossile Strom- und Wärmeerzeugung ist historisch verbunden mit einer hohen Anzahl von Arbeitsplätzen und starken Gewerkschaften. Zwischen 1990 und 2014 ist der Anteil von Steinkohle an der Bruttostromerzeugung um fast 16 Prozent, von Braunkohle um knapp neun Prozent zurückgegangen. Dennoch decken Steinund Braunkohle weiterhin gut ein Viertel des Primärenergiebedarfs in Deutschland.25 Langfristig muss die Nutzung von emissionsintensivem Strom aus Kohle aus Klimaschutzgründen auslaufen. Eine Kilowattstunde Strom aus Braunkohle (1.158 Gramm pro Kilowattstunde) beziehungsweise Steinkohle (904 Gramm pro Kilowattstunde) verursacht mehr als doppelt so hohe CO2-Emissionen wie eine Kilowattstunde Strom aus Erdgas (399 Gramm pro Kilowattstunde).26 Ein hoher Anteil von Kohleverstromung ist aber auch aus energiewirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll: Wind und Photovoltaik sind nur volatil verfügbar, das heißt sie hängen witterungsbedingt von Windstärke und Sonneneinstrahlung ab. Der Anstieg der Stromerzeugung aus volatilen erneuerbaren Energien bedeutet also, dass die konventionellen (das heißt fossilen) Kraftwerksbetreiber künftig ihre Kraftwerke flexibler ausrichten müssen, um den restlichen Strombedarf decken zu können. Dies ist nur mit modernen, hocheffizienten und schnell regelbaren Kraftwerken möglich. Braunkohlekraftwerke sind hierzu – im Gegensatz zu flexibel einsetzbaren Gaskraftwerken – nicht im gleichen Maße geeignet. Der Emissionshandel soll durch die Festsetzung eines Preises für CO2-Emissionen bewirken, dass sich die Grenzkosten der Stromerzeugung aus Kohle erhöhen. So kann den weniger emissionsintensiven fossilen Energieträgern (das heißt Erdgas) zum Einsatz verholfen wer- Abb. 18: Anteil erneuerbarer Energiequellen in Deutschland EE Anteil in % 36 40 35 32,6 30 35 27,4 25 20 18 13,2 12,5 14 15 13,7 10 5,3 5,6 5 10 0 Anteil am Bruttostromverbrauch 1990 1995 am EEV Wärme 2000 Quelle: AGEE-Stat (2016, Stand: Februar 2016) 2005 am EEV Verkehr 2010 2014 am gesamten BEEV 2015* 2020 Ziel ENERGIEWIRTSCHAFT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN den, und externe Umweltkosten werden internalisiert (vergleiche Glossar). Durch den niedrigen CO2-Preis ist der gewünschte Effekt jedoch bislang nicht eingetreten. 3. Steigerung der Energieeffizienz Als dritter Hebel ist die Steigerung der Energieeffizienz entscheidend für die Minderung von THG-Emissionen des Energiesektors. Die Energieproduktivität, das heißt das Verhältnis von Bruttoinlandprodukt (BIP) zu Primärenergieverbrauch, dient als Maß für Energieeffizienz mit einem Steigerungsziel von 2,1 Prozent pro Jahr bis 2050.27 Die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch durch steigende Energieproduktivität ist der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum, denn sie bedeutet, dass auch mit weniger Energieaufwand mehr Produkte erzeugt werden können, das Land also weiter prosperieren kann. Diese Entkopplung ist in Deutschland erreicht, wie Abbildung 19 zeigt: Einerseits weist der Primärenergieverbrauch im Schnitt einen leicht sinkenden Trend auf, dennoch wächst gleichzeitig die Wirtschaft, was durch das steigende BIP sichtbar wird. Entsprechend steigt auch die Energieproduktivität. Abb. 19: Entkopplung Wirtschaftswachstum, THG-Emissionen und Energieproduktivität Index 1990=100 180 160,2 160 145 140 120 100 88,9 80 73,1 60 40 20 0 1990 BIP 1992 1994 1996 1998 Primärenergieverbrauch 2000 2002 2004 2006 THG-Emissionen Quelle: Eigene Darstellung nach BMWi (2016b) und Statistisches Bundesamt (2016) 2008 2010 2012 Finale Energieproduktivität 2014 37 38 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | ENERGIEWIRTSCHAFT Umweltinnovationsprogramm Gefördert durch das Umweltinnovationsprogramm (UIP) nutzen beispielsweise die Stadtwerke Karlsruhe industrielle Abwärme aus einer Mineralölraffinerie zur Fernwärmeversorgung der Stadt. Das Potenzial ist groß: Durch das Vorhaben können 20.000 Haushalte versorgt und circa 65.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden. Quelle: www.umweltinnovationsprogramm.de Aktuelle politische Maßnahmen Mit dem EEG ist Deutschland internationaler Vorreiter in der Energiewende. Für den Ausbau erneuerbarer Energien wirkt das EEG als zentrales Förderinstrument, vor allem durch marktbasierte Instrumente wie die Einspeisevergütung und die Direktvermarktung (vergleiche Glossar). Insbesondere Solarenergie hat seit der Einführung des EEG im Jahr 2000 von gezielter Förderung profitiert. Die Technologie verzeichnet eine steile Lernkurve, sodass die (Förder-)Kosten stetig reduziert werden konnten. So sind beispielsweise die Solarmodulpreise in den letzten zehn Jahren um mehr als 70 Prozent gesunken.28 Zur Reduzierung der Nutzung fossiler Energieträger sind der Emissionshandel, der Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf der Angebotsseite sowie die schrittweise Stilllegung von Braunkohlekraftwerken zentrale Maßnahmen. Der Emissionshandel verteuert die Nutzung fossiler Energieträger, weil Unternehmen für die daraus entstehenden Emissionen Zertifikate abgeben müssen. Die KWK-Förderung wurde 2015 erneut ausgeweitet und ist vor allem für den Ersatz von kohlebasierten durch erdgasbasierte Anlagen sowie Neuvorhaben auf Erdgasbasis vorgesehen.29 Der vom Kabinett im November 2015 beschlossene Gesetzesentwurf zur Weiterentwicklung des Strommarkts sieht eine schrittweise Stilllegung alter Braunkohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 2,7 Gigawatt vor (dies entspricht 13 Prozent der gesamten in Deutschland installierten Braunkohlekraftwerkskapazität). Damit wird ein substanzieller Beitrag des Stromsektors aus dem Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 umgesetzt. Darüber hinaus hat die Diskussion um weitere Schritte für den langfristigen Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland – für die letztlich notwendige Dekarbonisierung des Energiesystems – begonnen.30 Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zielen vor allem auf die Verringerung der Strom-, Wärmeund Kältenachfrage aus Kraftwerken der öffentlichen Versorgung ab. Aktuell arbeitet das BMWi an einem sogenannten Grünbuch zur Energieeffizienz, in dem weitere Ansätze zur Steigerung von Energieeffizienz diskutiert werden. Im Juni 2016 soll zudem ein neues KfW-Programm zur Förderung von Abwärmenutzung starten. Beispiele für entsprechende EU-weite Richtlinien, die in deutsches Recht überführt wurden, sind die Energieeffizienz-Richtlinie (EED) sowie die Gebäudeeffizienz-Richtlinie (EPBD). Ein weiterer wichtiger politischer Hebel auf der Nachfrageseite (Endverbraucher / Haushalte) ist beispielsweise die europäische Ökodesign-Richtlinie, auf die im Kapitel 4.5 zum Sektor Private Haushalte näher eingegangen wird. 4.3 Industrie Emissionstrends 2014 trug die Industrie 20 Prozent zu den Gesamtemissionen in Deutschland bei. Der Industriesektor ist der zweitgrößte Verursacher von THG-Emissionen und weist in dieser Hinsicht seit 2005 kaum Entwicklungen auf (Abbildung 20). Aufgetretene Emissionsschwankungen hängen vor allem von Konjunkturzyklen ab. So waren die Emissionen 2007 auf einem zwischenzeitlichen Hoch, unter anderem als Folge von konjunkturellen Entwicklungen in der deutschen Bauindustrie, insbesondere in der Zementindustrie, und einem andauernden Nachfrageboom nach Stahl seit Ende der 1990er Jahre. 2009 sanken die Emissionen vergleichsweise stark, da die Nachfrage nach derartigen Produkten durch die Wirtschaftskrise kurzfristig abnahm. INDUSTRIE | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 21: Emissionsquellen Industrie (2014) 191 196 205 200 174 187 188 182 183 181 182 150 207 200 243 250 283 Mio. t CO2 -Äquivalente Abb. 20: Emissionsentwicklung Industrie 100 100% 66 % Industriefeue- 80% rung* ohne CO2 aus verbrannter Biomasse 60% 9 % übrige Prozesse & Produktverwendung 10 % Herstellung von Metall 40% 20% 50 0 0% 1990 1995 2000 2005 2010 4 % Chemische Industrie 2015* Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) * Schätzung Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) Dem Industriesektor werden in erster Linie Emissionen aus Verbrennungsprozessen und der Eigenstromversorgung der Industrie zugeordnet (Abbildung 21). Die Industrie ist für einen bedeutenden Anteil an Emissionen verantwortlich, die auf ihren Fremdstrombezug – also den nicht selbst produzierten, aber verbrauchten Strom – zurückzuführen sind, die jedoch gemäß Quellprinzip im Energiesektor bilanziert werden. Neben den energiebedingten gibt es prozessbedingte Emissionen, die bei chemischen Reaktionen in bestimmten Produktionsprozessen zwangsläufig entstehen.31 Im Jahr 2015 wurden durch Industrieprozesse der mineralischen Produktion, Herstellung von Metall und durch die chemische Industrie gut 60 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Das entspricht knapp sieben Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands.32 Fast drei Viertel der Emissionen des Industriesektors werden von der energieintensiven Industrie verursacht. Dazu gehören vor allem die Metall- und Chemieindustrie sowie die Hersteller mineralischer Produkte, wie etwa Zement, aber auch die Papierindustrie sowie die Industrie zur Gewinnung und Verarbeitung von Steinen und Erden. Im Jahr 2015 betrugen die Emissionen der energieintensiven Industrie im Emissionshandel 123 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.33 Emissionsreduktionen können neben Einsparungen im Stromverbrauch auch durch Maßnahmen 11 % Herstellung mineralischer Produkte * Verbrennungsprozesse, beispielsweise aus der Befeuerung von Drehrohröfen zur Reduktion des (Prozess-)Wärmebedarfs erreicht werden. Große Stromeinsparungen sind insbesondere durch die Verbreitung von innovativen Querschnittstechnologien zu verbuchen, also von Technologien, die in verschiedenen Wirtschaftszweigen zum Einsatz kommen. Weitere Einsparpotenziale liegen in der Verwendung von energieeffizienten Pumpen (fünf Milliarden Kilowattstunden), effizienter Beleuchtung (neun Milliarden Kilowattstunden), und effizienter Lüftungs- (sieben Milliarden Kilowattstunden) und Druckluftsysteme (fünf Milliarden Kilowattstunden).34 Stromeinsparungen werden sich auch hier nach Quellprinzip positiv auf die Bilanz der Energiewirtschaft auswirken. Maßnahmen zur Reduktion des Wärmebedarfs können die Emissionen des Industriesektors zusätzlich deutlich senken, da aktuell circa zwei Drittel des Endenergieverbrauchs (EEV) im Industriesektor für Prozesswärme aufgewendet werden.35 Bei der Dampfund Heißwassererzeugung beispielsweise, die knapp ein Drittel des Prozesswärmebedarfs ausmachten, kann der Energiebedarf (und damit die Emissionen) durch Wärmerückgewinnung und Austausch alter Anlagen deutlich reduziert werden. 39 40 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | INDUSTRIE Besonderheiten Zur Reduzierung von Emissionen und Energiekosten im Industriesektor ist Energieeffizienz in Produktionsprozessen von zentraler Bedeutung. Erhöhte Materialeffizienz und die Optimierung von Produktionsprozessen durch neue Produktionslinien und -verfahren tragen grundsätzlich ebenfalls zur Reduzierung des Ressourceneinsatzes und der THG-Emissionen bei. Für Hersteller energieintensiver Produkte (zum Beispiel die Zement- oder Aluminiumindustrie) werden derartige Einsparmöglichkeiten bislang begrenzt eingesetzt, da Unternehmen beispielsweise häufig instabilere Prozesse und damit verbundene verschlechterte Produktqualität durch Energieeinsparmaßnahmen befürchten.36 Betriebe energieintensiver Industrien profitieren von gesetzlichen Ausnahmeregelungen, um ihre Energiekosten zu begrenzen. Durch Ermäßigungen oder Kompensationen, die für sie durch EEG- und KWK-Umlagen, Energie- und Stromsteuern und Netzentgelte entstehen, soll der Wirtschaftsstandort Deutschland auch für energiekostenintensive Industrien attraktiv bleiben. Die Ermäßigung der EEG-Umlage ist das prominenteste Beispiel hierfür. Über die EEG-Umlage wird die Integration erneuerbarer Energien finanziert, die Kosten werden somit größtenteils auf die Stromverbraucher umgelegt. Eine weitere Ausnahmeregelung ist der sogenannte Spitzenausgleich, nach dem Unternehmen des produzierenden Gewerbes einen Teil der entrichteten Strom- und Energiesteuern zurückerhalten. Seit 2013 wird er nur noch gewährt, wenn das produzierende Gewerbe als Ganzes seine Energieintensität, das heißt den Gesamtenergieverbrauch bezogen auf die Gesamtsumme der Bruttoproduktionswerte, gemäß gesetzlicher Zielwerte reduziert. Zudem sind große Unternehmen verpflichtet, ein nach ISO 50001 zertifiziertes Energiemanagementbeziehungsweise Umweltmanagementsystem einzuführen; für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind Energieaudits oder ein alternatives System möglich.37 Produktbezogene Emissionen von Unternehmen werden nach EU-Norm (ISO 14064-1:2006) nach Verursacherprinzip in drei verschiedene Kategorien unterteilt: die sogenannten Scope 1, 2 und 3 Emissionen. Scope 1 beschreibt die direkten Emissionen, die zum Beispiel durch firmeneigene Fahrzeuge oder die Verbrennung von Kraft- und Brennstoffen auf dem Unternehmensgelände entstehen. Scope 2 beinhaltet sämtliche indirekten energiegebundenen Emissionen, die als Konsequenz von Unternehmensaktivitäten auftreten. Für diese ist das Unternehmen aber nicht direkt verantwortlich: zum Beispiel die verbrauchte und von Energieversorgern gelieferte Energie (Strom und Wärme) oder Wasserdampf. Scope 3 bezieht sich auf indirekte Emissionen, die in der restlichen Wertschöpfungskette entstehen, wie die Emissionen verwendeter externer Produkte, Geschäftsreisen, Verwaltung, Abfallentsorgung. Innovation: Industrie 4.0 Innovation: Industrie 4.0ist besonders geprägt von Die deutsche Industrie ihrer langen Geschichte und dem Fokus auf Qualität und High-Tech-Produkte unter der Marke „Made Die deutsche Industrie ist besonders geprägt von ihrerin Germany“. Andere sindauf im Qualität globalenund Wettbelangen Geschichte und Länder dem Fokus werb um innovative Produkte ebenfalls positioHigh-Tech-Produkte unter der Marke „Madegut in Gerniert. Die Bundesregierung will durch die Initiative many“. Andere Länder sind im globalen Wettbewerb „Industrie 4.0“ die Digitalisierung deutschen um innovative Produkte ebenfalls gut der positioniert. Wirtschaft voranbringen. Angelehnt an den Die Bundesregierung will durch die Initiative „IndusBegriff 2.0“ bezieht Industrie 4.0 auf die trie 4.0“ die „Web Digitalisierung dersich deutschen Wirtschaft kompletteAngelehnt digitale Vernetzung aller Wirtschaftsvoranbringen. an den Begriff „Web 2.0“ bereiche. Dadurch4.0 können und Produkbezieht sich Industrie auf dieLogistikkomplette digitale tionsprozesse optimiert und Produkte stärker auf Vernetzung aller Wirtschaftsbereiche. Dadurch könKundenwünsche ausgerichtet werden. nen Logistikund Produktionsprozesse optimiert und Produkte stärker auf Kundenwünsche ausgerichtet werden. „Industrie 4.0“ bietet auch die Möglichkeit der Flexibilisierung der Stromnachfrage und hiermit eine Chance bessere Nutzung „Industrie 4.0“ bietet auchfür diedie Möglichkeit der Flevolatiler der erneuerbarer Energien. in Zukunft xibilisierung Stromnachfrage undDer hiermit eine weiter volatiler erneuerbaChance für wachsende die bessere Anteil Nutzung volatiler erneuerbarer rer Energien ist eine Herausforderung die Energien. Der in Zukunft weiter wachsendefür Anteil Netze. Große Stromverbraucher in der Indusvolatiler erneuerbarer Energien ist eine Herausfordeund dank der Digitalisierung rungtrie, für die flexibel Netze. Große Stromverbraucher in der schnell Schwankungen reagieren können, Industrie, dieauf flexibel und dank der Digitalisierung ermöglichen eine effiziente Nutzung erneuschnell auf Schwankungen reagieren können, ermögerbar und stabilisieren lichen eineerzeugten effizienteStroms Nutzung erneuerbar erzeugten gleichzeitig die Netze. Stroms und stabilisieren gleichzeitig die Netze. Quellen: www.bmwi.de; bdi.eu; Quellen: www.bmwi.de; bdi.eu; BMWi (2015f); www.bundesregierung.de BMWi (2015f); www.bundesregierung.de INDUSTRIE | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Aktuelle politische Maßnahmen Die bisher wichtigsten Maßnahmen im Industriesektor sind der EU-Emissionshandel, finanzielle Förderung von Effizienzmaßnahmen und Regulierung von anderen Emissionen. Die Bundesregierung bietet beispielsweise Anreize für Investitionen in höhere Energieproduktivität über die Förderprogramme der KfW sowie weitere Förderrichtlinien des Bundes und fördert den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien zur Bereitstellung von Strom und Wärme. Weiterhin gibt es Regelungen zur Minderung der Emission von F-Gasen. Wie auch im Energiesektor müssen emissionshandelspflichtige Industrieunternehmen über ihre THG-Emissionen berichten und entsprechend Zertifikate nachweisen. Im Industrie- wie auch im GHD-Sektor dienen Fördermittel zur Steigerung der Energieeffizienz grundsätzlich dem Abbau von ökonomischen Hemmnissen, wie zum Beispiel große Investitionssum- men oder längere Amortisationszeiten, und gleichzeitig der Erschließung weiterer Potenziale. Ähnlich wie im Energiesektor sollen die aktuellen Maßnahmen entsprechend des Aktionsprogramms Klimaschutz und des Nationalen Aktionsplans für Energieeffizienz (NAPE), zum Beispiel durch Energieeffizienz-Netzwerke sowie die Stärkung des Emissionshandels und die Umsetzung der EED, ambitioniert umgesetzt werden. Die EED beinhaltet spezifische Vorgaben und Ziele, wie zum Beispiel verpflichtende Energieaudits für große Unternehmen; dies wurde in Deutschland durch die Revision des Energiedienstleistungsgesetzes (EDL-G) umgesetzt. Ein neuartiges und wichtiges Instrument zur Erhöhung von Stromeinsparungen in Unternehmen mit möglichst gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis ist die wettbewerbliche Ausschreibung zu Stromeffizienz („STEPup!“) ab 2016: In einer ersten Pilotphase sollen Unternehmen zu innovativen Stromeffizienzmaßnahmen mit einer Amortisationszeit von mehr Mio. t CO2-Äquivalente Abb. 22: Emissionsentwicklung innerhalb und außerhalb des Emissionshandels 1200 1000 2015 Gesamt 908 519 524 487 504 482 800 Emissionen außerhalb Emissionshandel (ab 2013 ohne EffortSharing) in Mio. t CO2-Äquivalenten 490 475 478 468 447 448* 600 750 400 475 478 487 473 428 455 450 453 481 461 456 Emissionen außerhalb Emissionshandel, abgedeckt durch EffortSharing in Mio. t CO2-Äquivalenten Emissionen im Emissionshandel innerhalb Deutschlands in Mio. t CO2-Äquivalenten 200 2020 Ziel 0 2005 2010 2015** 2020 * Differenz zur Summe aufgrund der Emissionen außerhalb Emissionshandel und Effort-Sharing **Gesamtemissionen 2015 basierend auf Schätzung Quelle: DEHSt (2016); BMUB (2015g) 41 42 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | INDUSTRIE als drei Jahren motiviert werden, indem sie diese bei einem Wettbewerb um Förderzuschüsse einreichen. 4.4 Verkehr Circa die Hälfte der deutschen Emissionen werden vom Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) abgedeckt. Für die restlichen Emissionen wurde ab 2013 eine bindende Verteilung der weiteren Emissionseinsparungen auf die EU-Mitgliedsstaaten vereinbart („Effort-Sharing“, vergleiche Kapitel 3.2). Hiervon werden fast alle Emissionen außerhalb des Emissionshandels abgedeckt. Ein kleiner Rest verbleibt, der beispielsweise die Emissionen der internationalen Luftfahrt betrifft (Abbildung 22). Emissionstrends Nicht ökonomische Hemmnisse betreffen vor allem den Mangel an Informationen sowie Defizite in der Organisation und Vernetzung von Akteuren und sollen durch innovative Vorhaben und Initiativen behoben werden. Beispiele für nationale Projekte sind die „Lernenden Energieeffizienz-Netzwerke“ der Nationalen Klimaschutzinitiative sowie aktuell die „Initiative Energieeffizienz-Netzwerke“ des NAPE mit dem Ziel bis 2020 rund 500 Netzwerke zu bilden, die eigenverantwortlich konkrete Einsparziele beschließen und erreichen sollen. Auf Unternehmensebene wird seit mehreren Jahren die Implementierung von Energiemanagementsystemen (ISO 50001) und Umweltmanagementsystemen (EMAS, ISO 14001) vorangetrieben (vergleiche Kapitel 5.4). Die „Energieberatung Mittelstand“ dient dem Abbau von Informationsdefiziten zur Ausschöpfung von Energieeinsparpotenzialen in KMU und wurde 2015 unter anderem durch Beratungsangebote zur Abwärmenutzung erweitert. 2014 trug der Verkehrssektor 18 Prozent zu den Gesamtemissionen in Deutschland bei. Damit ist der Verkehr der drittgrößte Verursacher von Emissionen in Deutschland. Diese resultieren vorrangig aus dem Straßenverkehr. Erfasst werden die Kraftstoffverbrennung auf Straßen, Schienen (bei Dieseltraktion), Wasserwegen sowie im nationalen Luftverkehr, das heißt von in Deutschland getanktem Kraftstoff (Abbildung 24). Der im Schienenverkehr genutzte Strom wird hingegen im Sektor Energiewirtschaft erfasst, also nicht in die Emissionsentwicklung des Verkehrssektors einkalkuliert. Nach einer Phase der Stagnation weist der Verkehrssektor seit 2012 wieder ansteigende Gesamtemissionen auf (Abbildung 23). Insbesondere beim Straßengüterverkehr sind die absoluten CO2-Emissionen durch die zunehmende Verkehrsleistung gestiegen, da die Effizienz (gemessen in Gramm CO2 pro Tonnenkilometer) der Fahrzeuge kaum verbessert wurde. Demgegenüber sind die Pkws insgesamt effizienter geworden (gemessen in Gramm CO2 pro Personenkilometer). Da die Nachfrage jedoch auch hier weiterhin ansteigt, blieb das Emissionsniveau insgesamt stabil. Gegenüber dem Bezugsjahr 1990 haben sich damit die gesamten Emissionen des Verkehrssektors geringfügig um weniger als zwei Prozent und im Vergleich zu 2005 gar nicht reduziert. Auf Deutschlands Straßen fuhren 2015 mehr als Auf Deutschlands Straßen fuhren 2015 mehr 60als Millionen Kraftfahrzeuge, davondavon über über 44 Milli60 Millionen Kraftfahrzeuge, onen Pkws.38 Pkws.38 44 Millionen In den nächsten Jahren wird Strom im Verkehrssektor eine zunehmend größere Rolle spielen, da neben dem weiteren Ausbau des Schienenverkehrs vor allem Elektromobilität stärker gefördert wird. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen; bis 2030 soll die Zahl der Elektroautos auf sechs Millionen steigen. Insbesondere in Städten trägt auch der öffentliche Personennahverkehr zum Klimaschutz bei. Dies kann durch den erhöhten Einsatz von Strom noch verstärkt werden. So fördert das BMUB beispielsweise den Einsatz von Hybrid- VERKEHR | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 24: Emissionsquellen Verkehr 2014 (ohne CO2 aus Biokraftstoffen) 100% 160 156 153 153 152 153 155 154 158 160 164 181 177 150 163 Mio. t CO2 -Äquivalente Abb. 23: Emissionsentwicklung Verkehr 100 80% 34 % Straße-Lkw 60% 1 % nationaler Luftverkehr 40% 50 1 % Dieselloks 20% 0 1 % Küsten-& Binnenschifffahrt 0% 1990 1995 2000 2005 2010 2 % übrige Emissionen 2015* 61 % Straße-Pkw Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) * Schätzung Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) bussen. Auf kurzen und mittleren Distanzen leisten der Rad- und Fußverkehr einen Beitrag zur Verminderung der CO2-Emissionen. Dabei spielen zunehmend Elektrofahrräder, wie Pedelecs und E-Bikes, eine Rolle. Der Marktanteil von Elektrofahrrädern hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und betrug 12,5 Prozent im Jahr 2015.39 Treibhausgasminderungen konzentrieren sich auf reduzierte Emissionen von Pkws trotz des zunehmenden Straßenverkehrs. Diese sind vor allem auf die CO2-Zielwerte für Pkws und leichte Nutzfahrzeuge zurückzuführen und werden durch europaweite Verordnungen reguliert. Die für Neuwagen festgelegten Zielwerte beziehen sich auf den Durchschnittswert der EU-Gesamtwagenflotte. Mittels einer auf die Fahrzeugmasse bezogenen Zielwertgeraden werden davon Zielwerte für die Neuwagenflotten der einzelnen Hersteller abgeleitet. Bis 2015 durften Pkw-Neuwagen nicht mehr als durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro km ausstoßen. 2014 wurde zudem eine Grenze von 95 Gramm CO2 pro km im Schnitt für die gesamte Neuwagenflotte ab 2021 festgelegt. Bei leichten Nutzfahrzeugen lauten die Zielwerte 175 g CO2 pro km (2017) und 147 g CO2 pro km (2020). Gemessen wird dies für Pkws und leichte Nutzfahrzeuge bislang auf Basis des „Neuen Europäischen Fahrzyklus“, in dem je ein Fahrzyklus im Stadt- und Außerortsverkehr simuliert wird. Dieser steht jedoch in der Kritik, da mehrfach nachgewiesen wurde (zuletzt 2014 vom International Council on Clean Transportation), dass die in der Realität auftretenden Verbräuche zunehmend von den auf diese Weise ermittelten Normverbräuchen abweichen. Aktuell wird der Übergang zur realitätsnäheren „Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure“ der Vereinten Nationen vorbereitet. Für schwere Nutzfahrzeuge hingegen gibt es derzeit auf EU-Ebene keine CO2-Zielwerte. Die EU-Kommission hat 2014 angekündigt, konkrete Maßnahmenpläne vorzulegen, dies bislang jedoch nicht konkretisiert. Um die Emissionen des Verkehrssektors richtig zu bilanzieren, sollten künftig auch die Emissionen betrachtet werden, die in anderen Sektoren anfallen. Das betrifft zum Beispiel Emissionen bei der Erzeugung von elektrischem Strom, der in Elektrofahrzeugen beziehungsweise für die Produktion von strombasierten Kraftstoffen eingesetzt wird. 43 44 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | VERKEHR Besonderheiten Der Verkehrssektor hängt auch 2014 mit 93,7 Prozent fast ausschließlich von Mineralöl als Energiequelle ab. Der Anteil bleibt trotz diverser Bemühungen, wie der steuerlichen Begünstigung von Elektro- und erdgasbetriebenen Fahrzeugen, hoch. Diese Abhängigkeit wird auch am Bestand der Pkws deutlich: 2015 wurden 98,4 Prozent der zugelassenen Pkws mit Benzin- oder Dieselmotoren betrieben.40 Biokraftstoffe sind ein wichtiges Instrument zur Erreichung der europäischen Minderungsvorgaben für die THG-Emissionen von Kraftstoffen im Straßenverkehr und zur Erreichung des EU-Ziels, bis 2020 einen Anteil von zehn Prozent erneuerbarer Energien im Verkehrssektor zu haben. Damit ergänzen sie vor allem Maßnahmen zur Verringerung der spezifischen Kraftstoffverbräuche und die Verschiebung zugunsten von Dieselfahrzeugen bei Neuzulassungen. Langfristig dürften zudem stromgenerierte Kraftstoffe wie Power-to-Gas (PtG) und Power-toLiquid (PtL), also die Erzeugung von Methan beziehungsweise Flüssigbrennstoff über chemische Prozesse durch den Einsatz von Ökostrom, eine wichtige Rolle spielen (vergleiche Innovationsbox „Powerto-Liquid“). Dies gilt überall dort, wo chemische Kraftstoffe nur schwer ersetzbar sind – also vor allem im Luft- und Seeverkehr. Für den Seeverkehr können Klimaschutzmaßnahmen nur im nationalen, nicht jedoch im internationalen Seeverkehr auf das nationale THG-Reduktionsziel angerechnet werden. Als Beitrag zum globalen Klimaschutz werden zusätzlich Maßnahmen auf europäischer und internationaler Ebene, zum Beispiel durch die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) unterstützt. Der Luftverkehr nimmt seit 2012 am Europäischen Emissionshandel teil. War ursprünglich geplant, sämtliche in der EU startenden und landenden Flüge zu erfassen, werden bis Ende 2016 lediglich Flüge innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums einbezogen. Über die Ausgestaltung des ETS-Anwendungsbereiches ab 2017 muss Ende des Jahres auf Basis der Verhandlungen der Internationalen ZivilluftfahrtOrganisation (ICAO) über die Einführung einer globalen marktbasierten Klimaschutzmaßnahme erneut entschieden werden. Elektromotoren stoßen im Betrieb kein CO2 oder andere Schadstoffe aus. Für die Klimabilanz ist daher die Kombination von Elektrofahrzeugen mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen entscheidend, um langfristig CO2 aus fossilen Brennstoffen sowie andere Schadstoffe gänzlich zu vermeiden. Eine Analyse des BMUB zeigt, dass Elektrofahrzeuge bereits mit dem heutigen deutschen Strommix (vergleiche Kapitel 4.2) weniger Treibhausgase verursachen als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.41 Innovation: Innovation: „Power-to-Liquid“ „Power-to-Liquid“ Über Elektromobilität wird viel gesprochen, wenn es um die Reduzierung von Treibhausgasen im VerVerkehrssektor geht. Noch ist Anteil ihr Anteil an der Gekehrssektor geht. Noch ist ihr an der Gesamtsamtflotte gering. Es wird gleichzeitig Mögflotte gering. Es wird gleichzeitig nachnach Möglichkeiten lichkeiten umweltschädliche geforscht, umweltschädliche geforscht, KraftstoffeKraftstoffe wie Diesel wie Diesel durch alternative Flüssigbrennstoffe durch alternative Flüssigbrennstoffe zu ersetzen, zu ersetzen, die unter Verwendung vonerneuerbaStrom aus die unter Verwendung von Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt werden. Diese ren Energien hergestellt werden. Diese können in können in solchen Fahrzeugen eingesetzt solchen Fahrzeugen eingesetzt werden, beiwerden, denen bei denen elektrische Antriebe nichtsind möglich elektrische Antriebe nicht möglich (zum sind (zum Beispiel im Luftverkehr). „Power-to-Liquid“ Beispiel im Luftverkehr). „Power-to-Liquid“ bebezeichnet solches Verfahren, dem CO2, zeichnet einein solches Verfahren, in in dem ausaus CO2, Wasser und Ökostrom Kraftstoff wie zum Beispiel synthetischer Diesel hergestellt wird. Hierfür wird Wasser im ersten Schritt über eine sogenannte Elektrolyse in Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O2) aufgespalten. Das CO2 wird im zweiten Schritt in Kohlenmonoxid (CO) umgewandelt. Im dritten Kohlenwasserstoffen Schritt werden H und CO zu Kohlenwasserstofzusammengefügt. fen zusammengefügt. Quelle: www.bmbf.de; www.cleanenergy-project.de Aktuelle politische Maßnahmen Für den Verkehrssektor gelten die Klimaschutzziele der Bundesregierung und zudem ein spezifisches End- VERKEHR | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN energieverbrauchsziel. Um die Emissionen im Verkehr zu mindern, setzt die Bundesregierung sowohl auf effizientere Fahrzeuge mit geringeren Verbräuchen als auch auf den verstärkten Einsatz von Strom als Energieträger. Hierfür wurden in den letzten Jahren die technologischen Voraussetzungen geschaffen. Hinzu kommen zunehmend multimodale (verkehrsträgerübergreifende) Angebote und neue Mobilitätskonzepte, wie zum Beispiel Carsharing. Entsprechend des Dreiklangs „Verlagern-Verbessern-Vermeiden“ soll Klimaschutz im Verkehr mit einem Bündel von Maßnahmen, wie im Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 benannt, weiter gestärkt werden. Dabei werden auch stadt- und raumplanerische Aspekte sowie das Konzept einer „Stadt der kurzen Wege“ eine Rolle spielen. Elektromobilität wird schon seit 2007 von der Bundesregierung gefördert. Handlungsrahmen wurden 2009 mit dem „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“ sowie 2011 mit dem „Regierungsprogramm Elektromobilität“ gesetzt. 2014 wurde ein neues vom Bundesverkehrs- und Bundesumweltministerium erarbeitetes Elektromobilitätsgesetz verabschiedet, in dem vor allem die Kennzeichnungen und Privilegierungen geregelt wurden. Ein weiteres Beispiel ist das Förderprogramm „Schaufenster Elektromobilität“, in dem deutsche Kompetenzen zu Elektrofahrzeug, Energieversorgung und Verkehrssystemen in groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben als eine Art Schnittstelle gebündelt und sichtbar gemacht werden sollen. Das Programm „Erneuerbar Mobil“ dient zudem der Förderung von Projekten, die Elektroautos als marktfähige Umweltinnovation positionieren. Ein Maßnahmenschwerpunkt liegt auf intelligenten steuerlichen Anreizen sowie technikneutralen Anreizprogrammen, wie beispielsweise KfW-Förderkrediten für effiziente Pkws, um die Bestandserneuerung und Marktdurchdringung von besonders effizienten Fahrzeugen zu beschleunigen. Biokraftstoffe sind Teil des Ansatzes, langfristig fast vollständig auf fossile Energieträger zu verzichten. Dafür müssen durch ihren Einsatz mindestens 35 Prozent (ab 2018 mindestens 50 Prozent) an THG-Emissionen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen eingespart werden. Gemäß der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung gilt dies unter Berücksichtigung der gesamten Herstellungs- und Lieferkette. 4.5 Private Haushalte Emissionstrends Private Haushalte haben im Vergleich zu den anderen Sektoren die drittgrößte Treibhausgasreduzierung seit 1990 erreicht. Im Jahr 2014 stammten neun Prozent der Emissionen in Deutschland aus dem Sektor „Private Haushalte“ und sind damit im Vergleich zum Vorjahr bedeutend zurückgegangen (Abbildung 25). Unter Privaten Haushalten werden fast ausschließlich Emissionen subsumiert, die durch Verbrennungsprozesse in Wohngebäuden (vor allem Brennstoffe für Raumwärme und Warmwasser) anfallen (Abbildung 26). Neben dem GHD-Sektor und der Industrie zählten Private Haushalte mit einem Emissionsrückgang von 35 Prozent bis 2014 zu zu den Sektoren, in denen 1990 den Sektoren, in denen seitseit 1990 amam meisten meisten eingespart eingespart wurde. wurde. Nicht inbegriffen im Sektor Private Haushalte sind Gebäude, die für gewerbliche und kommerzielle Zwecke genutzt werden (Nichtwohngebäude), da diese getrennt im GHD-Sektor betrachtet werden, sowie Gebäude aus dem Bereich Industrie. Eine Vielzahl an Besonderheiten und politischen Maßnahmen gilt sowohl für Wohn- als auch Nichtwohngebäude und wird im Folgenden betrachtet. Im Kapitel 4.6 über den GHD-Sektor werden anschließend nur zusätzliche Aspekte erwähnt. Aufgrund der Bilanzierung nach dem Quellprinzip sind auch verbraucherrelevante Aspekte wie Stromverbrauch, Mobilität und Ernährung nicht in diesem Sektor inbegriffen. Besonderheiten Emissionen des Haushaltssektors hängen stark von Witterungsbedingungen ab. Raumwärme macht derzeit zwei Drittel der THG-Emissionen in Privaten Haushalten aus. Jährlich schwankende Witterungsbedingungen haben somit einen erheblichen Einfluss auf die Emissionen dieses Sektors. Zum Beispiel trug das außergewöhnlich warme Jahr 2014 zu den genannten starken Einsparungen bei. 45 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | PRIVATE HAUSHALTE Abb. 26: Emissionen der Energieträger der Haushalte 2014 (ohne CO2 aus Biomasse) Abb. 25: Emissionsentwicklung Haushalte 108 100 107 91 95 101 85 88 89 112 114 80 119 100 100% 130 120 131 Mio. t CO2 -Äquivalente 46 60 80% 45 % Verbrennung von Flüssigbrennstoffen 2 % Verbrennung von festen Brennstoffen 60% 40% 40 20% 20 0 52 % Verbrennung von Gasen 0% 1990 1995 2000 2005 2010 2015* Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) * Schätzung 1 % Verbrennung von Biomasse (ohne CO2 aus Biomasse) Drei Viertel der Wohngebäude wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1979 gebaut. Gerade dort sind also substanzielle Sanierungsmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz notwendig. Die KfW-Förderung der energetischen Sanierung von Altbauten soll die Effizienz des Gebäudebestands verbessern. Trotz geringeren Heizbedarfs pro Quadratmeter sinkt der Energiebedarf pro Bewohner jedoch nicht immer im gleichen Maße. Denn gleichzeitig wird beobachtet, dass die Wohnfläche pro Bewohner seit einigen Jahrzehnten steigt. Aktuelle politische Maßnahmen Im Sektor der Privaten Haushalte wird ein Mix aus europäischen und nationalen Vorgaben sowie Förderprogrammen angewandt. Zentrale ordnungsrechtliche Grundlagen für mehr Klimaschutz im gesamten Gebäudesektor sind das Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV), das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) und die Kleinfeuerungsanlagenverordnung (1. BImSchV). Die EnEV schreibt unter anderem Energieausweise zur Bewertung des energetischen Zustands von Gebäuden Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) vor. Ökonomische Anreize zum sparsamen Umgang mit Energie setzen die Besteuerung von Brennstoffen zu Heizzwecken sowie die verbrauchsabhängige Abrechnung für Mieter und Wohnungseigentümer in mit Wärme zentralversorgten Mehrfamilienhäusern, wie in der Heizkostenverordnung (HeizkostenV) vorgesehen. Förderprogramme wie die KfW-Förderung zum energieeffizienten Bauen und Sanieren und das Marktanreizprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärme- und Kältemarkt (MAP) bieten gleichzeitig weitere finanzielle Anreize. Schließlich spielen auch informatorische Instrumente, wie das Energieeffizienzlabel für Heizungen, eine wichtige Rolle, um eine Reduktion der THG-Emissionen durch Private Haushalte zu bewirken. Das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 und der NAPE beinhalten verschiedene Sofortmaßnahmen und Arbeitsprozesse, um die Energieeffizienz zu steigern und zu mehr Klimaschutz zu führen. PRIVATE HAUSHALTE | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Bis 2050 will die Bundesregierung einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand erreichen. Hierfür müssen umwelt- und klimafreundliches Bauen, energetische Stadt- und Quartiersentwicklung sowie die Energieeffizienz im Gebäudebereich Hand in Hand gehen. Kaum ein anderer Bereich wirkt in den Lebensalltag der Menschen so unmittelbar hinein wie die Gebäude, in denen sie wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung im Jahr 2015 eine „Effizienzstrategie Gebäude“ verabschiedet. Diese sieht die Integration des Strom-, Wärme- und Effizienzbereichs im Gebäudesektor vor. Die Effizienzstrategie Gebäude fließt in die Strategie „Klimafreundliches Bauen und Wohnen“ im Rahmen des Klimaschutzplans 2050 ein. Diese verknüpft Energieeffizienz mit anderen Maßnahmen zum Klimaschutz und behandelt gleichzeitig auch grundlegende Fragen des Wohnens einschließlich der Bezahlbarkeit, der Quartiers- und Stadtenwicklung, der Erschließung ländlicher Räume und der Herausforderungen des demografischen Wandels. Die Strategie „Klimafreundliches Bauen und Wohnen“ ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem nahezu klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050. Für eine Reduktion der Emissionen bedarf es auch Verhaltensänderungen der Verbraucher. Diese Emissionsminderungen werden aufgrund des Quellprinzips zum Teil anderen Sektoren – bei Stromverbrauch zum Beispiel der Energiewirtschaft – zugerechnet. Das im Februar 2016 von der Bundesregierung beschlossene „Nationale Programm für nachhaltigen Konsum“ hat zum Ziel, Handlungsansätze auf nationaler Ebene abzustimmen, um den nachhaltigen Konsum auszubauen und die Verbraucherkompetenz zu stärken. Zu den übergreifenden Handlungsansätzen zählen zum Beispiel Bildung, Verbraucherinformationen und nachhaltige öffentliche Beschaffung. Zudem werden unter anderem Mobilität, Ernährung, Wohnen und Haushalt als Themen mit größten Umweltentlastungspotenzialen im Bereich des nachhaltigen Konsums adressiert. So werden zum Beispiel Maßnahmen aufgezeigt, die Verhaltensänderung zu sparsameren Heizgewohnheiten unterstützen. Eine zentrale Energieeffizienzmaßnahme ist die Ökodesign- und Energieverbrauchskennzeichnungs-Richtlinie der EU: Die Ökodesign-Richtlinie setzt Mindeststandards für den Energieverbrauch von Produkten und wurde 2015 um neue, verstärkte Anforderungen für ausgewählte Geräte wie Kaffeemaschinen oder Heizkessel erweitert. Dabei werden zum Teil auch Kriterien für die Umweltverträglichkeit und Lebensdauer einbezogen. Die Kennzeichnung des Energieverbrauchs der Produkte im Rahmen der Energieverbrauchskennzeichnungs-Richtlinie soll gleichzeitig die Nutzer über ihre Kaufentscheidung aufklären.42 4.6 Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) Emissionstrends Der GHD-Sektor trug 2014 vier Prozent zu den Gesamtemissionen bei. Die vergleichsweise niedrigen Emissionen sind in erster Linie auf Nichtwohngebäude – wie Betriebe, Beherbergungen, Gaststätten, Heime und Handel – zurückzuführen, die im Sektor Private Haushalte nicht berücksichtigt wurden. Die größten Potenziale bestehen hier vor allem bei der Wärmedämmung. Aber auch die Art und Weise des Beheizens der Gebäude und die Nutzung von Wärme zum Beispiel in Küchen spielen eine wichtige Rolle (Abbildung 28). Zudem wird die Kühlung der Gebäude in Zukunft zunehmend relevanter, da bereits jetzt immer mehr Klimaanlagen in Nichtwohngebäuden zum Einsatz kommen. Emissionen aus der Strom- und Fernwärmeerzeugung werden nach Quellprinzip dem Sektor Energiewirtschaft zugeschrieben. Zwischen 1990 und 2014 konnten die Zwischen 1990 und 2014 konnten die THG-Emissionen im GHD-Sektor um THG-Emissionen im GHD-Sektor um fast fast 57 Prozent reduziert werden. 57 Prozent reduziert werden. Dies hängt vor allem mit der kontinuierlich steigenden Energieproduktivität des GHD-Sektors zusammen, um rund 32 Prozent zwischen 2000 und 2014,43 was auf eine verbesserte Wärmedämmung, eine zunehmende Automatisierung und Prozessoptimierung sowie die Modernisierung von eingesetzten Maschinen und Anlagen zurückzuführen ist.44 Ähnlich wie im Haushaltssektor schwankten die Emissionen jedoch aufgrund 47 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | GEWERBE, HANDEL UND DIENSTLEISTUNGEN Abb. 28: Emissionen der Energieträger GHD 2014 (ohne CO2 aus Biomasse) Abb. 27: Emissionsentwicklung Gewerbe / Handel / Dienstleistungen 80 80% 58 60 100% 78 39,7 % Verbrennung von Flüssigbrennstoffen 0,2 % Verbrennung von festen Brennstoffen 44 39 42 38 36 39 34 35 20 37 48 60% 42 40 48 Mio. t CO2 -Äquivalente 48 40% 20% 0 60,1 % Verbrennung von Gasen 0% 1990 1995 2000 2005 2010 2015* Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) * Schätzung 0,1 % Verbrennung von Biomasse (ohne CO2 aus Biomasse) Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) von sich ändernden Witterungsbedingungen in den letzten Jahren immer wieder (Abbildung 27). Besonderheiten Die Energieverbrauchsstrukturen und daher die notwendigen und zum Teil umgesetzten Einsparmaßnahmen im GHD-Sektor überschneiden sich vor allem mit dem Sektor der Privaten Haushalte sowie mit der Industrie. Strom hat seinen Anteil als Energieträger im GHD-Sektor von 24 Prozent 1990 auf fast 40 Prozent im Jahr 2014 erhöht. Dieser Trend wird sich aufgrund der zunehmenden Automatisierung fortsetzen.45 Aktuelle politische Maßnahmen Aktuelle Maßnahmen decken sich weitestgehend mit den beschriebenen Maßnahmen in den Sektoren Private Haushalte und Industrie. Wie auch für Private Haushalte dienen Fördermaßnahmen des Bundes dem Abbau von Hemmnissen und der Erschließung weiterer Potenziale. Förderprogramme zielen auf die Nutzung der sogenannten Besten Verfügbaren Technologien (engl. Best Available Technologies) ab. Bei den KfW-Programmen wird zum Beispiel für Neuinvestitionen in die Energieeffizienz von Produktionsanlagen die Energieeinsparung gegenüber dem Branchendurchschnitt als maßgeblich gewertet. Energieeffizienzanforderungen an Gebäude, Verfahren und Produkte haben zu deutlichen Emissionsminderungen geführt. Dies betrifft zum Beispiel Anreizmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden, ordnungsrechtliche Vorgaben wie die EnEV auf nationaler Ebene oder auch die Ökodesign- und Energieverbrauchskennzeichnungs-Richtlinie auf EU-Ebene, die im Gegensatz zum Sektor Private Haushalte im Bereich GHD die Produzentenseite adressiert. Weitere Maßnahmen setzen insbesondere auf die Energieberatung und -förderung für KMU, um Energieeinsparpotenziale zu erschließen. Zum Beispiel wurden in GEWERBE, HANDEL UND DIENSTLEISTUNGEN | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN den Jahren 2008 bis 2013 über das Programm „Energieberatung Mittelstand“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, welches sowohl GHD als auch Industrie anspricht, 17.000 Unternehmen beraten; dies führte zu Investitionen von 0,7 bis 1,4 Milliarden Euro und zu Energieeinsparungen von 1,5 bis 2,7 Terawattstunden. Auch die „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ hat zum Ziel Energieeinsparpotenziale in Betrieben aus Handel, Handwerk und Gewerbe zu heben. Finanzierungsmöglichkeiten für den Neubau und die Sanierung von Nichtwohngebäuden gibt es unter anderem durch das KfW-Energieeffizienzprogramm in Form von zinsgünstigen Darlehen.46 Innovation: „Energieaustausch“ Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative fördert das BMUB KlimaschutzproKlimaschutzjekte in Gewerbegebieten (das(das heißt sowohl projekte in Gewerbegebieten heißt GewerbeGewerbe als auchals kleinere Industrieunternehsowohl auch kleinere Indusmen), indem der Energieverbrauch benachtrieunternehmen), indem der Energieverbarter Unternehmen genutzt und brauch benachbarter effizienter Unternehmen effizibessergenutzt gesteuert werden Mit dem Ziel enter und bessersoll. gesteuert werden einesMit „Energieaustauschs“ zwischen mehreren soll. dem Ziel eines „Energieaustauschs“ Unternehmen in einem Gewerbegebiet soll zwischen mehreren Unternehmen in einem die Energieeffizienz derEnergieeffizienz teilnehmenden der GeGewerbegebiet soll die werbe gesteigertGewerbe und der Energiebedarf teilnehmenden gesteigert und derart der gesteuert werden, dass sich die Nachfrage Energiebedarf derart gesteuert werden, dass verringern und dadurch Energie einsparen sich die Nachfrage verringern und dadurch lässt („Laststeuerung“). könnte Energie einsparen lässt Beispielsweise („Laststeuerung“). ein Unternehmen einen seines WärmebeBeispielsweise könnte einTeil Unternehmen darfs durch die Nutzung der überschüssigen einen Teil seines Wärmebedarfs durch Abwärme eines Unternehmens die Nutzung derbenachbarten überschüssigen Abwärme decken. eines benachbarten Unternehmens decken. Quelle: www.bmub.bund.de Quelle: www.bmub.bund.de 4.7 Abfall- und Kreislaufwirtschaft Emissionstrends Die Emissionen des Sektors Abfall- und Kreislaufwirtschaft sind seit 1990 im Vergleich zu den anderen Sektoren mit fast 66 Prozent überdurchschnittlich stark gesunken und betrugen 2014 13 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (Abbildung 29). Das BMUB bilanziert in diesem Sektor auch sonstige Emissionen (vergleiche Abbildung 11), die vor allem die Wasserwirtschaft betreffen. Das heißt, es werden in erster Linie Emissionen aus Deponiegasen, aber auch Emissionen aus der Abwasserwirtschaft erfasst. Zusammengerechnet machten die beiden Emissionsquellen 2014 insgesamt knapp 90 Prozent der gesamten Emissionen des Sektors aus (Abbildung 30). Der vergleichsweise geringe Anteil der Abfall- und Kreislaufwirtschaft an klimarelevanten Gesamtemissionen in Deutschland betrug 2014 etwas mehr als ein Prozent. Die starken Reduzierungen im Sektor Abfallund Kreislaufwirtschaft, vor allem von Methan-Emissionen, sind auf das Verbot der Deponierung organisch abbaubarer Siedlungsabfälle zurückzuführen. Zusätzliche Effekte ergeben sich aus der energetischen Nutzung von Abfällen und dem verstärktem Recycling insbesondere von Glas, Papier und Pappe sowie von Metallen und Kunststoffen. Besonderheiten Deutschland ist international Vorreiter bei der Umsetzung einer klima- und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft, vor allem durch die Wiederverwendung von verarbeiteten Rohstoffen durch Recycling über die Nutzungsdauer in einem Erzeugnis hinaus. Der Übergang von der „Wegwerfgesellschaft“ hin zu einer verantwortungsvollen Kreislaufwirtschaft ist in der Vergangenheit vorwiegend durch ordnungsrechtliche Vorgaben vollzogen worden. Er gestaltet sich durch die systematische Sammlung und Sortierung von Abfällen und ihrer stofflichen und energetischen Verwertung, also durch Recycling beziehungsweise durch die Nutzung von Abfällen zur Erzeugung von Strom und Wärme. Durch Sekundärrohstoffe werden Rohstoffe in der Wirtschaft ersetzt. Die energetische 49 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | ABFALL- UND KREISLAUFWIRTSCHAFT Abb. 29: Emissionsentwicklung Abfallwirtschaft und Sonstige** Abb. 30: Emissionsquellen der Abfallwirtschaft 2014 (ohne CO2 aus Biomasse) 40 38 100% 38 80% 30 29 20 10 85 % Abfalldeponierung 5 % Abwasserbehandlung 9 % Biologische Behandlung von festen Abfällen 60% 22 20 19 18 16 15 15 14 13 13 12 Mio. t CO2 -Äquivalente 50 40% 20% 1 % Andere 0% 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015* * Schätzung ** Ohne Gutschrift aus Recycling und Energieerzeugung Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) Verwertung von Abfällen liefert einen wichtigen ökologischen Beitrag zur Einsparung fossiler Brennstoffe. Dabei kann Deutschland bei einigen Materialien weltweit führende Verwertungs- und Recyclingraten vorweisen. In Deutschland werden über 90 Prozent der Stahlverpackungen recycelt. Der Einsatz von Sekundärrohstoffen liegt bei der Stahlproduktion bei über 45 Prozent sowie bei der Papier- und Glasproduktion bei jeweils circa 74 Prozent und 90 Prozent.47 Aktuelle politische Maßnahmen Trotz bereits beachtlicher Erfolge bei der Reduzierung von THG-Emissionen im Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft besteht weiterhin ein Minderungspotenzial, das durch einen Mix von Maßnahmen erschlossen werden soll. Das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 sieht hierfür unter anderem die Umsetzung des Abfallvermeidungsprogramms 2013, die Prüfung von Maßnahmen zur Wiederverwendung von Elektrogeräten und Sperrmüll und zur Förderung der Langlebigkeit und mehrfachen Verwendbarkeit von Produkten vor. Ferner stehen auch die Stärkung des Recyclings durch die Weiterentwicklung der Verpackungsverordnung und der Gewerbeabfallverordnung auf der Agenda. Zudem soll durch die Förderung von Maßnahmen zur Deponiebelüftung und -stabilisierung die Freisetzung von Methan aus Altdeponien weiter reduziert werden. Die eingesparten Emissionen der genannten Förderprogramme fallen jedoch zum Teil im Industrie- und GHD-Sektor an und werden dementsprechend dort bilanziert. LANDWIRTSCHAFT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 4.8 Landwirtschaft Besonderheiten Emissionstrends Der Beitrag der Landwirtschaft zu den Gesamtemissionen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Er betrug 2014 fast acht Prozent. Die Emissionen aus der Landwirtschaft stammen aus der Tierhaltung, dem Düngemittelmanagement sowie dem landwirtschaftlichen Kraftstoffeinsatz (Abbildung 32). Von 1990 bis 2014 sind die THG-Emissionen im Sektor Landwirtschaft um fast 19 Prozent zurückgegangen (Abbildung 31). Die bisherigen Minderungen im Sektor Landwirtschaft resultieren in erster Linie aus dem Rückgang der Viehbestände infolge des Strukturwandels in den neuen Bundesländern, den Umweltanforderungen der gemeinsamen EU-Agrarpolitik, einem verbesserten Düngemittelmanagement und einer stärkeren Kopplung von Viehdichten an die Fläche. 100 % 100% 69 68 67 70 69 68 70 69 71 72 72 80 % 80% 73 75 88 Mio. t CO2 -Äquivalente 60 40 Durch ökologischen Landbau kann im Vergleich zu konventionellem Landbau der CO2-Ausstoß pro Hektar um bis zu 50 Prozent reduziert werden, da auf mineralische Dünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Ein weiterer Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase gelingt durch eine begrenzte Anzahl an Tieren, ausgerichtet nach der Betriebsfläche. Von Deutschlands gesamter landwirt- Abb. 32: Emissionsquellen der Landwirtschaft 2014 (ohne CO2 aus Biomasse) Abb. 31: Emissionsentwicklung Landwirtschaft** 80 Anders als bei den übrigen Sektoren besteht die Klimabilanz in der Landwirtschaft nicht aus CO2-Emissionen, sondern vor allem aus CH4 (Methan)- und N2O (Lachgas)-Emissionen. CH4 wird vor allem durch die Verdauung von Wiederkäuern, insbesondere durch Milchkühe, ausgestoßen. N2O wird in der Landwirtschaft durch stickstoffhaltige Düngemittel und Tierhaltung verursacht. Dennoch emittieren organische Böden in landwirtschaftlicher Nutzung in erheblichem Umfang CO2, das jedoch nicht im Sektor Landwirtschaft, sondern in der Landnutzung (vergleiche Kapitel 4.9) bilanziert wird. 37 % landwirtschaftlicher Boden 60 % 60% 8 % Stationäre Feuerung (Stallungen, Gewächshäuser etc.) sowie landwirtschaftlicher Verkehr 20 % 20% 0%0 % 0 1990 1995 2000 2005 2010 1 % Harnstoffeinsatz 2 % Sonstige 40 % 40% 20 3 % Kalkung 2015* * Schätzung ** inklusive landwirtschaftlicher Verkehr Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) 35 % Tierhaltung 14 % Düngerwirtschaft Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) 51 52 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | LANDWIRTSCHAFT schaftlich genutzter Fläche wurden 2014 rund 6,3 Prozent ökologisch bewirtschaftet.48 Die Bundesregierung strebt hier einen Anteil von 20 Prozent an. Aktuelle politische Maßnahmen Die Förderpolitik der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU ist maßgebend für die Ausgestaltung der nationalen Agrarpolitik. Über Jahrzehnte erhielten Landwirte staatlich garantierte Mindestpreise, die durch die MacSharry-Reform von 1992 stufenweise abgebaut wurden. Stattdessen erhalten Landwirte flächengebundene Direktzahlungen, die in erster Linie der Einkommensunterstützung dienen und die erste Säule der GAP repräsentieren. Die zweite Säule der GAP beinhaltet gezielte Förderprogramme für nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung und ländliche Entwicklung. Mit einem jährlichen Mittelumfang von 4,85 Milliarden Euro (2014 bis 2020) liegt der Förderschwerpunkt auf der ersten Säule mit fast 80 Prozent des gesamten GAP-Förderbudgets. Die Finanzierung der zweiten Säule der GAP erfolgt über den „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums“, über den unter anderem freiwillige Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) auf Länderebene gefördert werden.49 Zudem wird in erster Linie die Umstellung auf ökologischen Landbau über Förderprogramme der zweiten Säule der GAP erwirkt. Das wichtigste Förderinstrument für ökologischen Landbau auf Länderebene ist innerhalb des Rahmenplans Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ verankert. Die Prämien für die Beibehaltung beziehungsweise Umstellung auf ökologischen Landbau werden durch die Länder festgesetzt, abhängig von der politischen Prioritätensetzung bei der Förderung sowie von den zur Verfügung stehenden Landeshaushaltsmitteln.50 Ein weiteres Förderprogramm ist das aktuell mit 17 Millionen Euro jährlich ausgestattete „Bundesprogramm für ökologischen Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft“. In der Düngeverordnung (DüV) werden die Anforderungen an die gute fachliche Praxis der Düngung näher bestimmt. Eine Novelle der DüV, die sich derzeit in der Abstimmung befindet, zielt unter anderem auf eine Verbesserung der Stickstoffverwertung und die Reduzierung von Stickstoffüberschüssen ab und trägt dadurch zur weiteren notwendigen Minderung der N2O-Emissionen bei. 4.9 Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) Emissionstrends Der LULUCF-Sektor hat die Gesamtemissionen 2014 netto um 14,98 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gesenkt und wirkt damit als CO2-Senke. Holzprodukte und Wälder speicherten circa 60,14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Gleichzeitig wurden durch intensive Nutzung 45,16 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (1,79 Millionen Tonnen mehr als 2013) emittiert; 30,43 Millionen Tonnen hiervon durch umgebrochene Grünlandflächen, Siedlungen, Feuchtgebiete sowie das Kalken von Waldböden („Andere“, Abbildung 34). Durch die landwirtschaftliche Nutzung von Ackerland wurden weitere rund 14,73 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente freigesetzt (Abbildung 33). Die DieSenkenfunktion Senkenfunktionlandwirtschaftlicher landwirtschaftlicherBöBöden und der der Forstwirtschaft Forstwirtschaft hat hat sich sich zwischen zwischen 1990 und 2014 um über 52 Prozent reduziert, jedoch mit erheblichen Schwankungen. LULUCF kann sowohl eine Quelle von Emissi- onen darstellen als auch Treibhausgase aufnehmen (Senke). Böden und Vegetation wirken als natürliche Speicher von Kohlenstoff und dessen Verbindungen. Bei intensiver Nutzung wird jedoch vor allem das dort gespeicherte CO2 wieder freigesetzt. Dies geschieht zum Beispiel, wenn Grünland in Ackerland umgewandelt wird („Umbruch“). Natürliche Speicher werden somit durch Landnutzung zur Quelle von THG-Emissionen. Durch nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und extensive Grünlandnutzung kann der Austritt der gespeicherten CO2-Emissionen reduziert werden. Besonderheiten Die THG-Emissionen aus LULUCF werden bisher nicht in die Bewertung zur Erreichung der nationalen und europäischen Klimaschutzziele einbezogen. Im Vergleich zu den anderen Sektoren ist die Bilanzierung der Emissionen mit methodischen Schwierigkei- LANDNUTZUNG, LANDNUTZUNGSÄNDERUNG UND FORSTWIRTSCHAFT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN -18,7 -18,0 -16,3 -15,7 -14,5 -14,3 -15,0 -12,1 -12,4 -11,9 -10 Mio. t CO2 -Äquivalente 2014 2010 2005 2000 1995 Abb. 34: Emissionen und Senken LULUCF 2014 0 60 50 40 0,1 3,5 3,9 57,8 22,9 20 -38,0 -33,1 -30 Differenz: 15,0 30 -20 -31,3 Mio. t CO2 -Äquivalente 1990 Abb. 33: Emissionsentwicklung LULUCF (inkl. Senke) 10 -40 14,7 2,3 0 Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) Ackerland Feuchtgebiete Grünland Siedlungen Andere (0,1) Holzprodukte (Senke) Wälder (Senke) ten verbunden. Die Speicherleistung von Böden und Vegetation ist äußeren Gefahren wie Waldbränden oder Insektenbefall ausgesetzt und kann dadurch reduziert werden. Anthropogen verursachte Klimaschutzleistungen durch forstwirtschaftliche Aktivitäten sind zudem methodisch kaum von Schwankungen der natürlichen Speicherwirkungen abzugrenzen und zu erfassen. Aktuelle politische Maßnahmen Es bestehen erhebliche Potenziale zur THG-Minderung im Sektor LULUCF; ihre Erschließung ist deshalb im Aktionsprogramm 2020 verankert. In Deutschland gingen Grünlandflächen zwischen 1991 und 2014 um etwa 11,3 Prozent zurück.51 Werden Dauergrünlandflächen umgebrochen, wird deutlich mehr und schneller CO2 freigesetzt, als durch die Neuschaffung von Grünland gebunden werden kann. Die Erhaltung von Dauergrünland ist deshalb ein Kernelement des Aktionsprogramms. Der Dauergrünerhalt soll vor allem durch „Greening“ im Rahmen der GAP, also durch die Knüpfung der Auszahlung eines Teils der Direktzah- Quelle: UBA (2016a, Stand: März 2016) lungen an konkrete Umweltleistungen sowie durch Schwerpunktsetzung bei der Ausgestaltung der AUKM (vergleiche Kapitel 4.8) umgesetzt werden. Nur sechs Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Moorböden. Dennoch resultieren etwa 80 Prozent der Emissionen der landwirtschaftlich genutzten Böden aus landwirtschaftlich genutzten Mooren. Insofern ist der Anteil von Emissionen aus Moorböden an den gesamten Emissionen unverhältnismäßig hoch und macht rund vier Prozent der deutschlandweiten Treibhausgasemissionen aus. Der Schutz der Moorböden ist deshalb ein explizites Ziel der Bundesregierung. Entsprechend dem Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 sollen Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserstands gefördert werden, um die THG-Emissionen aus trockengelegten Moorflächen zu senken. 53 54 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | WAS BEDEUTET KLIMASCHUTZ FÜR WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT? 5. Was bedeutet Klimaschutz für Wirtschaft und Gesellschaft? Wirtschaft und Gesellschaft? Die deutsche Klimapolitik verfolgt das Ziel, Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) zu reduzieren und damit den Klimawandel und dessen negative Auswirkungen soweit wie möglich abzuschwächen. Gleichzeitig bieten Klimaschutzbemühungen auch viele weitere positive Nebeneffekte („Co-Benefits“) für Wirtschaft und Gesellschaft: • Die Vermeidung von THG-Emissionen reduziert häufig den Ausstoß weiterer schädlicher Gase und Partikel und verbessert so die Luftqualität. Klimapolitik beinhaltet weiterhin auch den Schutz vor unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels, wie zum Beispiel Überschwemmungen. • Stetig steigende Investitionen in den Klimaschutz kommen Unternehmen der „Green Tech“-Branche zugute. Das betrifft insbesondere die Märkte für Energieeffizienz und umweltfreundliche Erzeu- gung (inklusive erneuerbarer Energien) sowie die Speicherung und Verteilung von Energie (vergleiche Kapitel 5.4). • Technologische Innovationen für den Klimaschutz tragen zu Deutschlands wirtschaftlichem Erfolg weltweit bei.52 Durch die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in Unternehmen und Haushalten werden Emissionen eingespart und Energiekosten gesenkt. • Emissionsarme Energieerzeugung durch erneuerbare Energien senkt die Abhängigkeit von Rohstoffimporten und steigert so die Energiesicherheit in Deutschland. • Klimaschutz bietet vielfältige Möglichkeiten für Partizipation: in Schulen und Vereinen, Energiegenossenschaften, Unternehmen und Kommunen können Bürgerinnen und Bürger Nachhaltigkeit in ihrem Umfeld gestalten. AUSWIRKUNG AUF UMWELT UND GESUNDHEIT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 5.1 Auswirkung auf Umwelt und Gesundheit haltiges Wirtschaften und die Schonung natürlicher Ressourcen befördern. Dies trägt gleichzeitig zum Erhalt der Artenvielfalt bei, indem natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen gewahrt werden. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen können weltweit beobachtet werden. Besonders stark sind die Auswirkungen des Klimawandels in Ländern des globalen Südens, doch auch in Deutschland sind sie bereits heute zu spüren. Dazu zählen vermehrte Krankheits- und Todesfälle durch Hitzewellen, eine durch längere Trockenperioden, Starkregen und Hochwasser beeinträchtigte Landwirtschaft sowie die Ausbreitung von nicht heimischen Tier- und Pflanzenarten (vergleiche Kapitel 2.1). Das Vermeiden von Emissionen sogenannter kurzlebiger klimawirksamer Schadstoffe hat einen direkten positiven Einfluss auf die Gesundheit der Menschen. Kurzlebige klimawirksame Schadstoffe tragen direkt zur Luft- und Umweltverschmutzung bei. Sie stellen laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) das größte umweltbezogene Gesundheitsrisiko in Europa dar.53 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass im Jahr 2012 weltweit circa sieben Millionen verfrühte Todesfälle durch Luftverschmutzung verursacht wurden.54 Das ist doppelt so viel wie zuvor angenommen und betrifft ein Achtel aller Todesfälle weltweit. In Deutschland hatte die Luftverschmutzung laut OECD im Jahr 2010 über 40.000 Todesfälle zur Folge – mehr als in jedem anderen Land Europas und übertroffen nur von China, Indien, den USA und Japan.55 Viele Klimaschutzmaßnahmen reduzieren nicht nur THG-Emissionen, sondern auch kurzlebige klimawirksame Schadstoffe wie Ruß (vergleiche Infobox) und haben dadurch einen direkten positiven Einfluss auf die Luftqualität. Abbildung 35 gibt einen Überblick über verschiedene positive (Neben-)Effekte des Klimaschutzes. Klimaschutz hilft dabei, diese Auswirkungen einzudämmen. Dies geschieht sowohl durch deren Vermeidung als auch durch Anpassung. Nicht nachwachsende Rohstoffe werden geschont und natürliche Lebensräume gesichert. Sollten alle nachgewiesenen fossilen Energieträger verbrannt werden, würden die Belastbarkeitsgrenzen des Klimasystems um ein Vielfaches überschritten. Forschende gehen davon aus, dass etwa vier Fünftel der nachgewiesenen fossilen Brennstoffe in der Erde bleiben müssen, damit die 2 °C-Obergrenze eingehalten werden kann. Gezielte Klimaschutzmaßnahmen können nach- i „Kurzlebige „Kurzlebigeklimawirksame klimawirksameSchadstoffe“ Schadstoffe“ Zu den kurzlebigen klimawirksamen Schadstoffen unter anderem Methan, troposphäZu gehören den kurzlebigen klimawirksamen risches Ozon und Ruß (engl. carbon). Diese Schadstoffen gehören unterblack anderem haben zwar eine wesentlichOzon geringere VerweilMethan, troposphärisches und Ruß dauer der carbon). Atmosphäre der Klimaschad(engl. in black Dieseals haben zwar eine stoff Kohlenstoffdioxid (CO2), aber auch wesentlich geringere Verweildauer in der ein Atmosphäre als der Klimaschadstoff Kohzehnbis tausendfach höheres THG-Potenzial. lenstoffdioxid (CO2), aber auch Sie entstehen vorwiegend während (unvollstänein zehnbis diger) Verbrennungsprozesse, etwa in Dieselmotausendfach höheres THG-Potenzial. Sie toren und Kohlebergwerken. entstehen vorwiegend während (unvollständiger) Verbrennungsprozesse, etwa in Dieselmotoren und Kohlebergwerken. 5.2 Schaffung von Arbeitsplätzen Unternehmen aus den Bereichen Umwelttechnik und Ressourceneffizienz beschäftigen in Deutschland schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen. Mit über 350.00056 Arbeitsplätzen im Jahr 2014 sind die erneuerbaren Energien ein wichtiger Motor für die deutsche Wirtschaft. Insbesondere die Beschäftigungszahlen im Sektor Windkraft sind aufgrund der zunehmenden Investitionen kontinuierlich gestiegen. Auch Energieeffizienztechnologien, wie Effizienzmaßnahmen bei Neubauten und Renovierungen, haben einen positiven Effekt auf die Beschäftigung in Deutschland. Für das Jahr 2013 liegen die Schätzungen für die Beschäftigtenzahl am Markt für Energieeffizienz zwischen 510.000 und 850.000.57 Klimaschutz in Deutschland hat mehr Arbeitsplätze geschaffen als durch die Abschaltung klimaschädlicher 55 56 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | SCHAFFUNG VON ARBEITSPLÄTZEN Abb. 35: Positive Effekte durch den Klimaschutz Investitionen und technologische Innovationen Schonung nicht nachwachsender Rohstoffe und verletzlicher Landschaften, zum Beispiel Vermeidung von Waldbränden und Überschwemmungen Vermiedene Schäden in der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft Vermeidung von Luftverschmutzung und Verbesserung der Luftqualität Gesteigerte Energiesicherheit Artenschutz, Erhalt der Biodiversität Vermiedene Schäden in der Versicherungswirtschaft ÖKONOMISCH ÖKOLOGISCH POSITIVE EFFEKTE DURCH DEN KLIMASCHUTZ SOZIAL Gesundheit Gesellschaft Geringerer Ausstoß gesundheitsbelastender Schadstoffe Möglichkeiten der Partizipation der Verbraucher und Kommunen Weniger Ausbreitung von Krankheitsüberträgern Vermiedene Schäden durch Extremwetterereignisse Quelle: Eigene Darstellung Kraftwerke verloren gegangen sind.58 Sowohl Umweltund Effizienztechnologien als auch erneuerbare Energien haben die konventionelle Energiebranche, die 2013 nur noch knapp 213.000 Arbeitsplätze stellte, deutlich überholt.59 Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Zahl der Erwerbstätigen im konventionellen Energiesektor mehr als halbiert. Gleichzeitig sind die Beschäftigtenzahlen im Umfeld der erneuerbaren Energien gestiegen und trotz des Beschäftigungsrückgangs in den letzten Jahren mit 355.400 Beschäftigten im Jahr 2014 mehr als doppelt so hoch wie vor zehn Jahren (Abbildung 36). 5.3 Investitionen in den Klimaschutz Im Jahr 2015 wurden 12,7 Milliarden Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert. Die Gesamtinvestitionen 2015 sind damit deutlich niedriger als im Vorjahr (2014: 18,9 Milliarden Euro). Grund hierfür sind keine sinkenden Ausbauzahlen, sondern größtenteils sinkende Kosten: Obwohl der Windausbau 2015 sein zweitstärkstes Jahr verzeich- INVESTITIONEN IN DEN KLIMASCHUTZ | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Abb. 36: Entwicklung der Bruttobeschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland 399,8 300 355,4 350 367,4 in Tausend 400 250 200 2004 2010 2012 Biomasse 2014 Wasserkraft Geothermie 3,4 7,5 7,3 8,0 120,9 113,9 49,3 Solarenergie 1,8 13,3 16,4 17,2 Windenergie 7,6 9,5 12,9 11,8 Gesamt 56,8 63,59 50 25,1 96,1 100 122,0 127,5 119,9 121,8 149,2 160,5 150 Öffentlich geförderte Forschung / Verwaltung Quelle: BMWi (2015a) nete, sind die Investitionen in Windkraftanlagen gegenüber dem Vorjahr um über zwei Milliarden Euro gesunken (Abbildung 37). Eine ähnliche Kostendegression konnte man 2011 bei der Entwicklung von PV-Anlagen beobachten. Mit 9,7 Milliarden Euro führt die Windkraft (an Land und auf See) die Liste der Investitionen im Jahr 2015 an und macht mittlerweile zwei Drittel der gesamten Investitionen in erneuerbare Energien in Deutschland aus.60 Die Energieeffizienzanforderungen im Gebäudesektor haben einen starken Investitionseffekt, da die Förderung von Effizienzmaßnahmen auch weitere Investitionen im Baubereich stimuliert. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ging in den vergangenen Jahren von einem Förderhebel von rund 1:13 aus – das bedeutet, dass für jeden Euro KfW-finanzierter Effizienzinvestitionen 13 Euro zusätzliche Investitionen getätigt wurden. Die energetisch relevanten Kosten bei Investitionen in den Gebäudebestand werden für 2014 auf 52,3 Milliarden Euro geschätzt. In den vergangenen Jahren deuteten die hohen Absatzzahlen von Dämmstoffen und modernen Fenstern auf eine gesteigerte energetische Sanierungstätigkeit hin. Sanierungstätig- 57 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | INVESTITIONEN IN DEN KLIMASCHUTZ Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien lösen Investitionen im Energiesystem aus. Die Stromnetzinfrastruktur wird an die geänderten Anforderungen eines erhöhten Anteils erneuerbarer keiten sollten aber immer sozial verträglich gestaltet werden, damit energetisch sanierte Wohnungen auch für Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen bezahlbar bleiben. Abb. 37: Ausgewählte Investitionen in den Klima- und Umweltschutz 30 Milliarden Euro 58 25 1 2,6 1,2 1,1 20 3 3,1 1,1 19,4 15 15 1,2 10 1,1 13,6 2,5 8 4,37 0,3 1,2 1,62 2008 0,5 2,5 4,15 3,95 1,63 2009 1,88 2 2010 4,93 4,2 0,3 0,3 12,3 9,7 4,76 4,72 1 6,6 11,2 5 0 1 3,9 2,3 2,38 0,3 1,6 2011 Investitionen des produzierenden Gewerbes in den Umweltschutz (außer Klimaschutz) 2,46 2012 0,3 1,4 2,58 2013 2,3 0,1 1,3 2014 0,5 1,5 0,1 2015 Investitionen des produzierenden Gewerbes in den Klima- und Umweltschutz Investitionen des produzierenden Gewerbes in den Klimaschutz Gesamtinvestitionen in Geothermie Gesamtinvestitionen in Wind Gesamtinvestitionen in Photovoltaik Gesamtinvestitionen in Wasserkraft Gesamtinvestitionen in Biomasse Strom Quelle: AGEE-Stat (2016); Statistisches Bundesamt (2015) Investitionen in erneuerbare Energien deutschlandweit INVESTITIONEN IN DEN KLIMASCHUTZ | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Energien im System angepasst. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland in diesem Zusammenhang rund 4,7 Milliarden Euro in den Neubau sowie die Verstärkung von Stromnetzen investiert. Investitionen deutscher Unternehmen in klimafreundliche Produkte und Märkte sind stabil. Dem GreenTech-Atlas (Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland) zufolge liegt der durchschnittliche Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Umsatz von mehr als 2.000 befragten deutschen Unternehmen der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz bei drei Prozent.61 i KfW-Förderprogramme KfW-Förderprogramme Die bundeseigene Kreditanstalt für Wieder aufbau (KfW) bietet eine Die bundeseigene Kreditanstalt fürVielzahl Wiederan Förderprogrammen für Energieeffizienz, aufbau (KfW) bietet eine Vielzahl an Förderprojeweils angepasst an verschiedene Aktivitägrammen für Energieeffizienz, jeweils angepasst und Zielgruppen. Die Förderung besteht anten verschiedene Aktivitäten und Zielgruppen. meistens in einem zinsgünstigen Darlehen Die Förderung besteht meistens in einem und einem Tilgungszuschlag. zinsgünstigen Darlehen und einem TilgungsDas KfW-Energieeffizienzprogramm zuschlag. Das KfW-Energieeffizienzprogramm unterstützt unterstützt kleine und mittlere Unterkleine und mittlere Unter nehmen nehmen (KMU) bei gewerblichen (KMU) bei gewerblichen Effizienzmaßnahmen. Effizienzmaßnahmen. • Energieeffizient Bauen bietet Privatperso• nen Energieeffizient Bauen beim Erwerb oder Baubietet einesPrivateffizienten personen beim Erwerb oderJeBau eines das Wohnhauses Unterstützung. effizienter effizienten Wohnhauses Gebäude wird, desto besserUnterstützung. sind die KonditiJe effizienter das Gebäude wird, desto onen. besser sind dieEnergieeffizient Konditionen. Sanieren • Das Programm • fördert Das Programm Energieeffizient die energetische SanierungSanievon ren fördertindie energetische Sanierung Wohnraum Bestandsgebäuden. Noch vor von Wohnraum in 70 Bestandsgebäuden. kurzem hatten rund Prozent der Gebäude Noch vor kurzem rund 70DämProzent die vor 1979 gebaut hatten wurden, keine der Gebäude die vor gebaut wurmung. Sie können mit 1979 diesem Programm den, keine Dämmung. Sie können mit saniert werden. diesem Programm saniert werden. Quelle: KfW Website (2016); dena (2011) Quelle: KfW Website (2016); dena (2011) Die Investitionen des produzierenden Gewerbes in Umwelt- und Klimaschutz steigen seit 2009 stetig (Abbildung 37). 2013 lagen die Investitionen der Unternehmen insgesamt bei 7,51 Milliarden Euro. Auf die Abwasserentsorgung entfällt der größte Anteil der Investitionen mit fast zwei Milliarden Euro, gefolgt von Investitionen im Energiesektor, größtenteils in erneuerbare Energien.62 Da die Daten zu Investitionen des produzierenden Gewerbes immer mit zwei Jahren Verzögerung veröffentlicht werden, reicht die Darstellung in Abbildung 37 nur bis 2013. Das BMUB fördert den Austausch zwischen Unternehmen in sogenannten Lernenden EnergieeffizienzNetzwerken. Seit August 2014 erhalten teilnehmende Unternehmen kostenfreie Informationen und Arbeitshilfen, um Effizienzmaßnahmen zu planen und durchzuführen. So können sie effektiv Energie sparen und Kosten reduzieren. Laut BMUB können die teilnehmenden Unternehmen „ihre Emissionen nach vier Jahren um durchschnittlich 1.000 Tonnen CO2 pro Betrieb vermindern, ihre Energiekosten im Schnitt nach vier Jahren um zehn Prozent reduzieren und ihre Energieeffizienz doppelt so schnell steigern wie der Durchschnitt der Industrie – und damit insgesamt auch ihre Wettbewerbsfähigkeit.“63 Weltweit sind die Investitionen in erneuerbare Energien stark angestiegen. Seit 2013 übertreffen die neu installierten Erzeugungskapazitäten erneuerbarer Energien die von konventionellen Kraftwerken. Im Jahr 2015 wurden weltweit 286 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energieerzeugungskapazitäten investiert. Dabei übertrafen zum ersten Mal die Investitionen von Entwicklungsländern mit 156 Milliarden US-Dollar knapp diejenigen der Industriestaaten (130 Milliarden US-Dollar).64 5.4 Chancen für innovative Unternehmen Klimaschutz rechnet sich betriebswirtschaftlich für Unternehmen. Viele Unternehmen verankern Nachhaltigkeit in ihren Unternehmenszielen. Intern ergeben sich für Unternehmen Einsparmöglichkeiten durch eine gesteigerte Material- und Energieeffizienz sowie einen geringeren Ressourcenverbrauch. Betriebliche Umweltmanagementsysteme unterstützen die effizientere 59 60 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | CHANCEN FÜR INNOVATIVE UNTERNEHMEN Nutzung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Energie und anderer Rohstoffe während der Produktions- und Dienstleistungsprozesse. Dies kann Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette haben. Die international bekannteste Norm für Umweltmanagement ist die ISO 14001. Daneben setzt sich in Europa zunehmend „EMAS“, das EcoManagement and Audit Scheme der EU durch, das besonders anspruchsvoll ist und damit für Glaubwürdigkeit und Transparenz im betrieblichen Umweltschutz steht. In den vergangenen Jahren wurden knapp 2.000 Standorte in Deutschland EMAS-validiert. Im Bereich des Energiemanagements wurden 2015 im Rahmen der europäischen Energiedienstleistungs-Richtlinie die Einführung eines Managementsystems nach der Norm ISO 50001 oder regelmäßige Energieaudits für alle größeren Unternehmen verpflichtend. Die Bundesregierung geht davon aus, dass das Marktvolumen von Umwelt- und Energieeffizienztechnologien bis 2025 auf mindestens fünf Billionen Euro anwächst.65 Durch Deutschlands Vorreiterrolle im Bereich des Klimaschutzes, verbunden mit konkreten und ambitionierten Klimaschutzzielen und einer entspre- chenden Gesetzgebung (vergleiche Kapitel 3.3), sind innovative deutsche Unternehmen auf dem globalen Markt für Klimaschutzgüter gut positioniert. Während weltweit Umwelttechnologien und Ressourceneffizienz 2013 nur drei Prozent der Wertschöpfung ausgemacht haben, waren es in Deutschland bereits 13 Prozent, mit dem Ziel den Anteil bis 2025 auf über 20 Prozent zu steigern (Abbildung 38).66 Die Digitalisierung und die Entwicklung innovativer Technologien verzahnen verschiedene Sektoren miteinander. Klimarelevante Innovationen, wie die Entwicklung von Batterien und anderen Stromspeichermöglichkeiten, entstehen beispielsweise sowohl in der Verkehrswirtschaft und Automobilindustrie als auch in der Energiewirtschaft und werden dort weiterentwickelt. Die zunehmende Digitalisierung wird diesen Trend noch verstärken. Die Industrie arbeitet verstärkt an der Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen (vergleiche Kapitel 4.3, „Industrie 4.0“ ) und der Entwicklung „intelligenter Produkte“. Mit Forschung und Entwicklung sind sowohl Unternehmen als auch Universitäten und wissenschaftliche Institute befasst. Abb. 38: Anteil der Umwelt- und Ressourcentechnik am deutschen BIP Umweltfreundliche Erzeugung. Speicherung und Verteilung von Energie BIP Deutschland ohne Cleantech Nachhaltige Mobilität Kreislaufwirtschaft 13 % Rohstoff- und Nachhaltige Wasserwirtschaft 7% Ziel 2025: Wachsender Anteil Umwelttechnik Quelle: Eigene Darstellung nach BMUB (2014b) GESTEIGERTE ENERGIESICHERHEIT | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 5.5 Gesteigerte Energiesicherheit Insgesamt werden rund zwei Drittel der hierzulande genutzten fossilen Energieträger (Öl, Gas und Steinkohle) aus dem Ausland importiert. So stammen ein Drittel der in Deutschland konsumierten Öl- und Gasressourcen und ein Viertel der Steinkohle aus Russland; zudem wird ein Teil der Ölimporte aus dem Mittleren und Nahen Osten bezogen. Der Ausbau erneuerbarer Energien, die reduzierte Nutzung fossiler Energieträger und die Steigerung der Energieeffizienz tragen zur Energiesicherheit bei. Der Begriff Energiesicherheit umfasst dabei die Verfügbarkeit der benötigten Energieträger sowie deren Bezahlbarkeit. Die Verfügbarkeit von Energie steigt mit einer erhöhten nationalen Energieerzeugung durch erneuerbare Energien sowie einem geringeren Energiebedarf aufgrund von Energieeffizienzmaßnahmen. Zugleich wird die Abhängigkeit von schwankenden Ölund Gaspreisen reduziert. Deutschlands Energieimportabhängigkeit liegt derzeit bei knapp 65 Prozent des Primär67 energieverbrauchs.67 Milliarden Euro Abb. 39: 35 26 25 30 24 25 22 19 20 15 10 8 6 5 1 2 2 2 3 6 10 6 4 7 9 9 7 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Importkosten gespart durch erneuerbare Energien Quelle: Eigene Darstellung nach BMWi (2015a) 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 61 62 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | GESTEIGERTE ENERGIESICHERHEIT 2014 sanken die Ausgaben für fossile Energieimporte in Deutschland auf 80,5 Milliarden Euro (2,7 Prozent des BIP), was eine Einsparung von rund 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die jährlichen Einsparungen werden in Abbildung 39 dargestellt. Im Jahr 2013 beliefen sich die fossilen Energieimporte noch auf 93,9 Milliarden Euro, also 3,3 Prozent des gesamten deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr.68 Diese Einsparungen sind nicht allein durch Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu erklären – auch der sinkende Ölpreis hat dazu beigetragen. Dennoch ist ein Zusammenhang erkennbar, da der Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent gesunken und der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch gleichzeitig um knapp ein Prozent gestiegen ist. 5.6 Beitrag gesellschaftlicher Akteure zum Klimaschutz Klimaschutz ist ein Querschnittsthema, das alle Wirtschaftssektoren und Ebenen der Gesellschaft betrifft. Die Bundesregierung unterstützt klimafreundlichen Konsum durch verschiedene Initiativen, die sich sowohl auf Informationskampagnen als auch auf die Finanzierung von Klimaschutzprojekten stützen. Im Februar 2016 hat die Bundesregierung das „Nationale Programm für nachhaltigen Konsum“ verabschiedet, welches Verbraucherinnen und Verbraucher darin unterstützen soll, sich verstärkt für ökologische und klimaverträgliche Produkte und Dienstleistungen zu entscheiden und nachhaltigen Konsum in den Mainstream zu bringen. Dabei zielt das Programm nicht nur auf Nutzer, sondern auf alle relevanten Akteure, wie die Wirtschaft, Zivilgesellschaft oder die Wissenschaft ab. Private Akteure haben durch ihre Kaufkraft Einflussmöglichkeiten auf das Verhalten von Unternehmen. Das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein deutscher Verbraucher hat die Produktion und den Vertrieb von „grünen Produkten“ in den letzten Jahren stark befördert. So verkürzt etwa der Konsum von „regionalem und saisonalem“ Gemüse und Obst Transportwege und Kühlzeiten und reduziert dadurch Emissionen. Diverse Labels unterstützen ein nachhaltiges Kaufverhalten, indem sie umweltfreundliche Produkte kennzeichnen. Eines der bekanntesten Labels ist der „Blaue Engel“, das Umweltzeichen der Bundesregierung zum Schutz von Mensch und Umwelt, das über 12.000 umwelt- und klimaschonende Produkte und Dienstleistungen in Bereichen wie Haushalt, Büro und Garten auszeichnet. Beispiele für umweltbewusste Kauf- und Finanzierungsentscheidungen der Bevölkerung sind in Abbildung 40 dargestellt. Kommunen nehmen im Klimaschutz eine Schlüsselrolle ein. Dies gilt vor allem für die Bereiche Energie- i Rolle von von Städten Städten und und Gemeinden Gemeinden im im KliRolle Klimaschutz weltweit maschutz weltweit Kommunen spielen eine wichtige Rolle für den für den internationalen Klimaschutz, dennheute internationalen Klimaschutz, denn schon schon heute wohnt Hälfte der Weltbewohnt die Hälfte derdie Weltbevölkerung in urbavölkerung in urbanen nen Regionen, TendenzRegionen, steigend. Tendenz Insbesondere steigend. Insbesondere Anpassung an vor auch Anpassung an denauch Klimawandel wird dengestaltet, Klimawandel wird vor Ort gestaltet, wo Ort wo die Auswirkungen unmittelbar die Auswirkungen unmittelbar spürbar sind. spürbar sind. vernetMehrere internationale Initiativen vernetzen zen Bürgermeister andere lokale Bürgermeister und und andere lokale und und regionaregionale und würdigen die Bedeule AkteureAkteure und würdigen die Bedeutung von tung von Maßnahmen für Klimaschutz und Maßnahmen für Klimaschutz und –anpassung –anpassung vor Ort. vor Ort. (Co• Der Konvent der Bürgermeister (Covenant of venant of Mayors) von der Mayors) wurde vonwurde der EU-Kommission ins EU-Kommission insvereint Lebenüber gerufen und Leben gerufen und 6.000 Untervereint über Unterzeichner, die sich zeichner, die 6.000 sich zu CO2-Reduktionszielen zu CO2-Reduktionszielen verpflichten. In dem kürzlich neu gegründeverpflichten. In ten Konvent verpflichten sich demintegrierten kürzlich neu gegründeten integrierdie neben 40 Prozent THG-Reduktion ten Städte Konvent verpflichten sich die Städte bis 203040auch dazu,THG-Reduktion sich auf die Anpassung neben Prozent bis an den Klimawandel vorzubereiten. 2030 auch dazu, sich auf die Anpassung an den Klimawandel vorzubereiten. • Der Compact of Mayors wurde 2014 auf dem Leben gerufen und • UN-Klimagipfel Der Compact of ins Mayors wurde 2014 aufhat inzwischen über 400 Mitglieder. dem UN-Klimagipfel ins Leben gerufen und hat inzwischen über 400 Mitglieder. BEITRAG GESELLSCHAFTLICHER AKTEURE ZUM KLIMASCHUTZ | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN versorgung, kommunale Liegenschaften, Verkehr und Mobilität, Wasser und Abwasser sowie Verwaltung der Eigenbetriebe. Überall dort können Kommunen Emissionen einsparen. Zudem haben Kommunen eine Vorbildfunktion für Bürgerinnen und Bürger. Durch Maßnahmen in den genannten Handlungsfeldern, aber auch durch Information, Beratung und Angebote zur Mitwirkung können Kommunen Klimaschutz aktiv gestalten. Unterstützt werden sie dabei in Deutschland von der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) der Bundesregierung, die seit 2008 bereits mehr als 8.000 Projekte in etwa 3.500 Kommunen fördern konnte. Insgesamt hat die NKI zwischen 2008 und 2014 in den Zielgruppen Kommunen, Unternehmen und private Haushalte über 19.000 Projekte mit circa 555 Millionen Euro unterstützt. Bildung trägt zum Klimaschutz bei. Mit der NKI initiiert und fördert das BMUB seit 2008 Klimaschutzprojekte in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Die Projekte stärken das Klimaschutzbewusstsein bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und befördern die Beteiligungsmöglichkeiten im Klimaschutz. Die Projekte regen Schulen zu konkreten Ideen für den Klimaschutz an, tragen somit zur Minderung der CO2-Emissionen bei und weisen eine große Bandbreite auf: Neben Mobile-Learning-Angeboten werden beispielsweise Energiesparmaßnahmen in Schulgebäuden sowie künstlerische Aktionen zum Klimaschutz durchgeführt. Auf dem Portal www. klimaschutzschulenatlas.de sind inzwischen mehr als 3.430 Schulen abgebildet, die sich im Klimaschutz engagieren. Abb. 40: Klimaschutz in der Bevölkerung 2014 3% k.A.* 9% k.A.* 39 % bereits bezogen 16 % Nein / k.A.* 84 % ja 19 % noch nie 78 % ja 52 % noch nie Bezug von Ökostrom brauchskennzeichnungen** am Eigenheim*** *k.A.= keine Angaben *** gefragt wurde nach durchgeführten Maßnahmen für eine umweltfreundliche Wärmeversorgung am Eigenheim Quelle: Eigene Darstellung nach BMUB (2015a) 63 64 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | GLOSSAR 6. Glossar Biogener Anteil des Abfalls Anaerober oder aerob kompostierbarer Anteil des Abfalls aus der Land-, Fisch- und Forstwirtschaft, Industrie oder Privaten Haushalten. Beispiele sind Restholz, Stroh, Gartenabfälle, Gülle, Bioabfälle und Fettabfälle. Biokraftstoff Flüssige oder gasförmige Kraftstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden. Beispiele sind Biodiesel, Bioethanol und Biogas Bruttoendenergieverbrauch Summe aus Endenergieverbrauch, Umwandlungsverlusten, Übertragungs- und Verteilungsverlusten. Bruttostromverbrauch Summe der gesamten inländischen Stromerzeugung und der Stromflüsse aus dem Ausland, abzüglich der Stromflüsse ins Ausland. CO2-Äquivalente Einheit für das Treibhauspotenzial eines Gases. CO2-Äquivalente zeigen, welche Menge eines Gases in einem Betrachtungszeitraum von 100 Jahren die gleiche Treibhauswirkung entfalten würde wie CO2 Dekarbonisierung Zunehmende Nutzung kohlenstoffarmer Energieträger für wirtschaftliches Handeln. Im Kontext dieses Berichtes: Abkehr von der Nutzung fossiler Energien hin zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Direkte / Indirekte Emissionen Definition auf Basis der EU-Norm ISO 140641:2006: Direkte Emissionen entstehen auf dem Unternehmensgelände, indirekte Emissionen entstehen innerhalb der Wertschöpfungskette, außerhalb des betrachteten Unternehmens. Direktvermarktung Verkauf von Strom aus erneuerbaren Energiequellen an Großabnehmer oder an der Strombörse (zum Beispiel an der EEX in Leipzig). Bei der geförderten Direktvermarktung erhält der Anlagenbetreiber zusätzlich zum Verkaufserlös eine Marktprämie. Distickstoffoxid Auch N2O oder Lachgas: farbloses, direkt klimawirksames Gas aus der Gruppe der Stickoxide, hauptsächlich emittiert durch den landwirtschaftlichen Einsatz von Stickstoffdüngemitteln. Effort-Sharing Verbindliche Emissionsziele in den einzelnen Mitgliedsstaaten für Sektoren, die nicht unter den Europäischen Emissionshandel fallen, insbesondere Verkehr, Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Landwirtschaft. Die Aufteilung der Reduktionsziele basiert auf der Wirtschaftsleistung der Mitgliedsstaaten. Einspeisevergütung Staatlich festgelegte Vergütung von Strom aus erneuerbaren Quellen, die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gesetzlich verankert wurde. Emissionszertifikat Verbrieftes Recht, in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Menge eines Schadstoffes zu emittieren. Das Kyoto-Protokoll definiert den Handel mit Emissionszertifikaten als Instrument, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen. Der EU-Emissionshandel setzt den Handel mit Emissionszertifikaten (sogenannten Allowances; EUA) um. Endenergie Teil der Primärenergie, die die Verbraucherinnen und Verbraucher nach Abzug von Übertragungs- und Umwandlungsverlusten erreicht. Endenergieformen sind Fernwärme, elektrischer Strom, flüssige Kohlenwasserstoffe wie Benzin, Kerosin und Heizöl sowie verschiedene Gase wie Erdgas, Biogas und Wasserstoff. GLOSSAR | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN Energieeffizienz Verhältnis von Nutzen zu benötigtem Energieaufwand. Energieintensität Verhältnis des Primärenergieverbrauchs zum Bruttosozialprodukt einer Volkswirtschaft. Energieintensive Industrie Betriebseinheiten, bei denen sich entweder die Energie- und Strombeschaffungskosten auf mindestens drei Prozent des Produktionswertes belaufen oder die zu entrichtende nationale Energiesteuer mindestens 0,5 Prozent des Mehrwertes beträgt (Definition nach Energiesteuerrichtlinie der EU). Energieproduktivität Verhältnis der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung zur aufgewendeten Energie (Kehrwert der Energieintensität). Erneuerbare Energien Energiequellen, die nach den Zeitmaßstäben des Menschen unendlich lange zur Verfügung stehen. Die drei originären Quellen sind: Solarstrahlung, Erdwärme (Geothermie) und Gezeitenkraft. Diese lassen sich entweder direkt nutzen oder indirekt in Form von Biomasse, Wind, Wasserkraft, Umgebungswärme sowie Wellenenergie. Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Das „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien“ (Kurzfassung: Erneuerbare-EnergienGesetz; EEG) aus dem Jahr 2000 enthält die Vorrang-Abnahmepflicht erneuerbarer Energien durch die Netzbetreiber. Zudem regelt es die (degressiven) Vergütungssätze der einzelnen Erzeugungsarten sowie das Verfahren zur Umlegung der dadurch entstehenden Mehrkosten auf alle Stromabnehmer. Novellierungen des Gesetzes traten 2004, 2009, am 1. Januar 2012 und zuletzt rückwirkend zum 1. April 2012 in Kraft. Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) Das „Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich“ (Kurzfassung: Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, EEWärmeG) stammt aus dem Jahr 2009. Es verpflichtet die Eigentümer neuer Gebäude, einen Teil des Wärme- und Kältebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Am 1. Mai 2011 trat die erste Novellierung des Gesetzes in Kraft. EU-Weißbuch Veröffentlichung der Europäischen Kommission zu strategischen Vorschlägen und Handlungsmöglichkeiten. Europäischer Emissionshandel (EU ETS) Das Kyoto-Protokoll sieht mehrere flexible Mechanismen vor, darunter den Emissionshandel zwischen Staaten. Der Europäische Emissionshandel erfasst Emittenten im Bereich Energie und Industrie, die untereinander Emissionszertifikate handeln können. Eine EG-Richtlinie (EHRL) regelt das Verfahren seit dem Start am 1. Januar 2005. Externe Kosten Kosten (insbesondere von Umweltschäden), die bei der Produktion von Wirtschaftsgütern entstehen, aber nicht vom Produzenten getragen werden. F-Gase Fluorierte Treibhausgase, die als Kältemittel in Kälte- und Klimaanlagen, als Treibgas in Sprays, als Treibmittel in Schäumen und Dämmstoffen und als Feuerlöschmittel eingesetzt werden. Fossile Brennstoffe Energierohstoffe, die in Millionen Jahren aus Biomasse entstanden sind und aus unterschiedlich langen Kohlenstoffverbindungen bestehen: Öle, Kohlen, Gase. Grüne Technologien Umweltschonende, nachhaltige, ressourcen- und energiesparende Technologien. 65 66 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | GLOSSAR Internalisierung Bepreisung und Umlegung von externen Kosten auf den Verursacher. IPCC Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist ein zwischenstaatliches Expertengremium für Klimafragen, das seit 1988 unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen agiert. Klimarahmenkonvention (UNFCCC) Erster internationaler Vertrag, der den Klimawandel als ernstes Problem bezeichnet und die Staatengemeinschaft zum Handeln verpflichtet. Die Klimarahmenkonvention wurde auf dem Weltgipfel für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro angenommen und seither von 194 Staaten ratifiziert. Sie trat 1994 in Kraft. Kohlendioxid Auch CO2: farb- und geruchloses Gas, das natürlicher Bestandteil der Atmosphäre ist. Als Abfallprodukt der Energiegewinnung entsteht Kohlendioxid vor allem bei der Verbrennung kohlenstoffhaltiger Brennstoffe. Kohlendioxid ist das wichtigste unter den klimarelevanten atmosphärischen Spurengasen. Kraft-Wärme-Kopplung Gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme in einer Anlage. Methan Auch CH4: ungiftiges, farb- und geruchloses Gas. Nach Kohlendioxid (CO2) ist es das bedeutendste durch Menschen freigesetzte Treibhausgas. Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) Förderprogramm für Klimaschutzaktivitäten, von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Primärenergie Rechnerisch nutzbarer Energiegehalt eines natürlich vorkommenden Energieträgers, bevor er in eine andere Energieform umgewandelt wird. Primärenergieverbrauch Summe der genutzten Energieträger, einschließlich der Bestandsveränderungen sowie des Saldos aus Bezügen und Lieferungen. Projektionsbericht Zweijährlicher Bericht der europäischen Mitgliedsstaaten über Schätzungen, wie sich ihre jeweiligen Treibhausgasemissionen in den nächsten circa 20 Jahren voraussichtlich entwickeln. Quellprinzip Zuordnung von Emissionen zum Entstehungsort. Senke Reduktion von Emissionen durch die Aufnahme und Speicherung von CO2 in Pflanzen und Böden. Treibhausgase Atmosphärische Spurengase, die zum Treibhauseffekt beitragen und sowohl natürlichen als auch anthropogenen Ursprungs sein können, zum Beispiel Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), Schwefelhexafluorid (SF6), wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW) sowie perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW). Treibhausgasneutralität Summe des menschengemachten Treibhausgasausstoßes (zum Beispiel durch Verbrennung von Brennstoffen) und der -absorption (zum Beispiel durch natürliche Senken, zukünftige Technologien) von menschengemachten Treibhausgasemissionen ergibt null. Treibhausgaspotenzial Potenzieller Beitrag eines Stoffes zur Erwärmung der bodennahen Luftschichten. Verursacherprinzip Zuordnung von Emissionen zum Verursacher. Weißbuch Strommarkt / Strommarkt 2.0 Veröffentlichung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zu Veränderungen im Strommarktdesign. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 7. Abkürzungsverzeichnis AGEE AGEB BEEV BIP BMEL Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Bruttoendenergieverbrauch Bruttoinlandsprodukt Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit BMVI Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung CCS Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (englisch: carbon capture and storage) CH4 Methan CO2 Kohlendioxid COP jährliche Weltklimakonferenzen (englisch: Conference of the Parties) DeHSt Deutsche Emissionshandelsstelle DENEFF Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz DüV Düngeverordnung EDGAR Emission Database for Global Atmospheric Research EEA Europäische Umweltagentur (englisch: European Environmental Agency) EED Energieeffizienz-Richtlinie (englisch: Energy Efficiency Directive) EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz EEV Endenergieverbrauch EEWärmeG Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EMAS Eco Management and Audit Scheme EnEV Energieeinsparverordnung EPBD Europäische Gebäuderichtlinie (englisch: Energy Performance of Buildings Directive) EU-ETS Europäischer Emissionshandel (englisch: EU Emission Trading System) EU28 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union F-Gas Fluoriertes Treibhausgas g Gramm GHD Gewerbe / Handel / Dienstleistungs-Sektor GJ Gigajoule GWP Treibhauspotenzial (englisch: Global Warming Potential) ICAO INDCs IPCC ISO KfW KMU kWh KWK LULUCF MAP Mio. MJ NAPE N2O NKI OECD PJ ppm RWI t Tsd. THG TWh UBA UNFCCC UNEP WHO WRI ZIV Internationale Zivilluftfahrt-Organisation Treibhausgas-Minderungsbeiträge (englisch: Intended Nationally Determined Contributions) Weltklimarat (englisch: Intergovernmental Panel on Climate Change Internationale Organisation für Normung (englisch: International Organization for Standardization) Kreditanstalt für Wiederaufbau Kleine und mittlere Unternehmen Kilowattstunde Kraft-Wärme-Kopplung Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft Marktanreizprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärme- und Kältemarkt Millionen Megajoule Nationaler Aktionsplan für Energieeffizienz Distickstoffoxid (Lachgas) Nationale Klimaschutzinitiative Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Englisch: Organization for Economic Cooperation and Development) Petajoule parts per million (Teile von einer Million) Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung Tonnen Tausend Treibhausgas Terawattstunde Umweltbundesamt Klimarahmenkonvention (englisch: United Nation Framework Convention on Climate Change) Umweltprogramm der Vereinten Nationen (englisch: United Nations Environment Programme) Weltgesundheitsorganisation (englisch: World Health Organisation) World Resources Institute (übersetzt: Weltressourceninstitut) Zweirad Industrie Verband 67 68 KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN | ENDNOTEN 8. Endnoten 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. IPCC (2013): Zitat 1, S. 2; Zitat 2, S. 9 IPCC (2013) Für den Fünften Sachstandsbericht des IPCC hat die Wissenschaftsgemeinschaft einen Satz von vier neuen Szenarien definiert, welche als Repräsentative Konzentrations-Pfade (RCPs) bezeichnet werden. Sie sind gekennzeichnet durch ihren ungefähren totalen Strahlungsantrieb (radiative forcing) im Jahr 2100 bezogen auf 1750: 2.6 Wm2 für RCP 2.6, 4.5 Wm2 für RCP 4.5, 6.0 Wm2 für RCP 6.0 und 8.5 Wm2 für RCP 8.5. (Vgl. IPCC (2013), S. 28) IPCC (2013), S. 22, S. 29. Vgl. Fußnote 2 zu RCP in IPCC (2013), S. 29. Im RCP 2.6 Szenario erreicht das Niveau des Strahlungsantriebs vor 2100 seinen Höhepunkt und fällt dann. Im RCP 8.5 Szenario erreicht der Strahlungsantrieb seinen Höhepunkt erst nach 2100. UNEP, GRID Europe (2004), S. 11. UBA (2015c), S. 92, S. 152. UBA (2015c), S. 28-29. UNEP, GRID Europe (2004) Deutscher Wetterdienst (27.08.2015) adelphi / PRC / EURAC (2015). S. 607. Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (2013) EDGAR (2015) UBA (2016b): Nahzeitprognose für 2015: 27,2 Prozent. AGEE-Stat (2016), Tabelle 2. Statistisches Bundesamt (2016): Bevölkerungszahlen in Millionen: 1990: 79,75, 2015: 81,5. AGEB (2016b): Primärenergieverbrauch in PJ: 1990: 14.905; 2015: 13.306 → Pro-Kopf-Verbrauch 1990: 186,9 GJ; 2015: 163,3 GJ. BMZ (2015) Bundesregierung (2015) BMWi (2015c) UBA (2016b) BMWi (2016a), Tabelle 21. Ein sehr kleiner Anteil wird durch Verbrennungseinrichtungen des Gastransportes verursacht, der hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden soll. Daten: BMWi (2015a) UBA (2016c) BMWi (2015b) UBA (2015f), S. 9. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. BMUB (2013a) Fraunhofer ISE (2015) BMUB (2015b) BMWi (2015d) LAK Energiebilanzen (2015) Vgl. UBA (2016d) Vgl. DEHSt (2016) UBA (2015c) UBA (2016e) Fraunhofer ISI (2013) BMWi (2016c) Kraftfahrtbundesamt (2016); Statista (2016) ZIV (2015) Kraftfahrtbundesamt (2015) BMUB (2015c) Aus Emissionssicht gilt auch für die hier genannten Produkte das Quellprinzip, nach dem die durch Stromverbrauch entstandenen Emissionen dem Sektor Energiewirtschaft zugeordnet werden. AGEB (2015) BMWi (2014) AGEB (2015) BMWi (2016d) BMWi (2016e) UBA (2015d) BMEL (2016a) BMEL (2016b) UBA (2015e) BMWi (2015a) EEA (2015c) WHO (2014) OECD (2014) BMWi (2015a) DENEFF (2015) Vgl. Kapitel 5.2; BMWi (2016f) BMWi (2016f) BMWi (2016b) BMUB (2014b) Gesamtinvestitionen 2013: 72,95 Milliarden Euro nach Destatis Statistisches Bundesamt (2015), S. 5. BMUB (2015d) Frankfurt School – UNEP Centre / BNEF (2016) BMUB (2015e) BMUB (2014b) Enerdata (2016): DE: Primärenergieverbrauch 2014: 12.818; Gesamtimporte 9.907 – Exporte 1.765 = Netto 8.142; Anteil Nettoimporte an Verbrauch: 63,5 Prozent. BMWi (2015e); UBA (2016f) LITERATURVERZEICHNIS | KLIMASCHUTZ IN ZAHLEN 9. Literaturverzeichnis adelphi / PRC / EURAC (2015): Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel. Umweltbundesamt. Climate Change 24 / 2015. BMUB (2015e): Rede von Dr. Barbara Hendricks „Perspektiven für die europäische Umweltpolitik“. www.bmub.bund.de BMUB (2015f): Klimaschutz in Zahlen. Fakten, Trends und Impulse deutscher Klimapolitik. Ausgabe 2015. Berlin. AGEB (2015): Auswertungstabellen zur Energiebilanz in Deutschland 1990-2014. Berlin. www.ag-energiebilanzen.de BMWi (2014): Die Energie der Zukunft - Erster Fortschrittsbericht zur Energiewende. Berlin. AGEB (2016a): Bruttostromerzeugung in Deutschland ab 1990 nach Energieträgern. Berlin. 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BMUB (2014a): Aktionsprogramm Klimaschutz 2020. Berlin. BMWi (2016a): Zahlen und Fakten Energiedaten: Gesamtausgabe. Berlin. www.bmwi.de BMUB (2014b): GreenTech made in Germany 4.0. Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland. Berlin. BMWi (2016b): Erneuerbare Energien auf einen Blick. www.bmwi.de BMUB (2015a): Umweltbewusstsein in Deutschland 2014. Berlin. BMWi (2016c): Energieintensive Industrien – Bedeutung für eine moderne Energiewirtschaft. www.bmwi.de BMUB (2015b): Klimaschutzbericht 2015. Berlin. BMWi (2016d): Energieberatung und Förderung. www.bmwi.de BMUB (2015c): Klimabilanz Elektromobilität. www.bmub.bund.de BMUB (2015d): Bundesumweltministerium unterstützt Aufbau von Energieeffizienz-Netzwerken. Pressemitteilung Nr. 116 / 15. www.bmub.bund.de BMWi (2016e): Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft. www.bmwi.de BMWi (2016f): Rahmendaten. www.bmwi.de BMZ (2015): Klimafinanzierung. 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