M. Feucht: Grundlagen der ketogenen Diät

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Pre Symposium Workshop
„Ketogene Diät“
Pre Symposium Workshop
¾ 10.40
¾ 11.40
¾ 13.15
¾ 14.30
¾ 16.00
¾ 17.50
¾ 18.00
¾ 18.30
„Ketogene Diät“
Grundlagen
Wirkmechanismen
Mittagessen
WS (Ärzte/Diätassistenten/Pflege)
Ergebnisse + Podiumsdiskussion
Kaffepause
Vorträge
Zusammenfassung
Kochdemonstration
Ende
13. Januar 2010, Fulda
Pre-Symposium Workshop
„Ketogene Diät“
Grundlagen der Ketogenen Diä
Diät
Basics of the Ketogenic Diet
Martha Feucht
Universitä
Universitätsklinik fü
für KinderKinder- und Jugendheilkunde
Medizinische Universitä
Universität Wien
13. Januar 2010, Fulda
Bedarf
¾ weltweit 50 Millionen Menschen mit aktiver Epilepsie, 3,5
Millionen erkranken jährlich (WHO 2002)
¾25% aller Epilepsiekranken bzw. 40% der
Neuerkrankungen/Jahr <15 Jahre
¾ 30-40% trotz optimaler Diagnostik und aggressiver
Behandlung mit AE nicht anfallsfrei
¾Erkrankung (Anfälle + interiktale hypersynchrone
Aktivität) + NW der AE beeinflussen Entwicklung
Motivation
¾Bedarf für weitere Therapieoptionen trotz
Fortschritte AE und Epilepsiechirurgie
¾Zunehmende Erfahrung in der Anwendung der
KD, Bessere Durchführbarkeit
¾Neue Daten zum Wirkmechanismus,
unerwünschten (Langzeit-)Wirkungen,...
¾immer noch Vorbehalte => „veraltet, eventuell
letzte Option“
¾ungenießbar
¾schädlich, insbesondere für kleine Kinder
Zu erwartende Anfallskontrolle
¾3 Prognosegruppen
¾Spontane Remission (20-30%) – z.B.
BECTS
¾Remission unter Therapie mit AE (2030%) – z.B. JME
¾Persistenz trotz Therapie mit AE,
inklusive Therapieresistenz (30-40%) –
z.B. fokale Epilepsien
Sillanpää & Schmidt. Brain (2006)
Zu erwartende Anfallskontrolle
in Bezug zum Epilepsiesyndrom
¾~60-70% mit AE einstellbar
¾40-50% West-Syndrom
¾20-40% Lennox-Gastaut Syndrom
¾30-50% symptomatische und kryptogene
fokale Epilepsien
¾50-80% Aufwach-GM
¾80% Absenzen Epilepsien
¾86-90% Juvenile Myoklonusepilepsie
¾98% benigne Partialepilepsien
Weltweiter Einsatz der KD
Die ketogene Diät
Antike
1921
1950
1993
Kossoff et al, Epilepisa (2005)
2010
Clinical management of children receiving the ketogenic diet:
Recommendations of the international ketogenic diet study group
Kossoff et al (2008)
Ketose
Die ketogene Diät
KH
Ketogene Diät
Normalkost
Eiweiß
KH
Fett
Glykolyse
Fett
Kohlenhydrate
Eiweiß
Acetyl-CoA
KETOSE: antikonvulsiver Effekt
extrem fettreiche, kohlenhydratarme, protein- und
energiebilanzierte Diät, die den metabolischen Zustand des
Fastens imitiert
Energie
Ketose
∅
Stoffwechsel
Fasten
KH
Fasten
KH
Fett
GLUT1DS
KH
Fett
Glykolyse
KD
Glykolyse
ß-Oxidation
ß-Oxidation
PDH-Mangel
Acetyl-CoA
Ketone
Acetyl-CoA
Energie
Wie wirkt die KD genau?
Ketone
Energie
Wirkmechanismus
¾antikonvulsiv und antiepileptogen
¾GABAerg (Förderung der Inhbition)
¾Acetone - antikonvulsiv
¾Wirkung auf den mitochondrialen Stoffwechsel
(verringerte zelluläre Hyperexzitabilität)
¾Erhöhung von ATP, Adenosin und Purin
¾neuro- protektiv:
¾Upregulation des Glutathionstoffwechsels
¾Verstärkung von mitochondrialen Antioxidantien
=>Verwendung bei neurodegenerativen
Erkrankungen
¾Alzheimer, Parkinson, Tumore,
Schädelhirntrauma, Schlaganfall
Ketogene Diäten
Klassische Ketogene Diät:
individuell
berechnet
MCT = LCT
4:1
99
Ketogene Diäten
KH Eiweiß
Fett Suppl.
↓↓
↑↑
N
Klassische Ketogene Diät:
individuell
berechnet
KH Eiweiß
Fett Suppl.
99
↓↓
N
↑↑
9
9
↓
↑
9
99
↓⊗
MCT = LCT
4:1
9
9
Modifizierte „Atkins“ Diät:
9
↓
99
↓⊗
↑
== ↑
↑↑
N
== ↑
N
↑↑
Ketogene Diäten
Klassische Ketogene Diät:
individuell
berechnet
MCT = LCT
4:1
KH Eiweiß
Fett Suppl.
99
↓↓
N
↑↑
9
↓
↑
99
↓⊗
9
Modifizierte „Atkins“ Diät:
== ↑
9
↑
9
Diät mit niedrig-glykämischem Index:
N
Ketogene Diät - Indikationen
KD: Therapieerfolg bei Epilepsie
Epilepsie*
¾angeborene Stoffwechselerkrankungen
¾Glukosetransporertstörung (z.B. Glut-1Defekt)
¾Pyruvatdehydrogenasemangel
¾pharmakoresistente Epilepsien
¾beste Ergebnisse bei Kindern
¾von Erwachsenen und Jugendlichen oft
schwer einzuhalten, aber ebenso wirksam
anfallsfrei:
90 % ↓:
> 50 % ↓:
16 %
32 %
56 %
kein Effekt: ca. 30%
*Metaanalyse KD, 11 Studien, Lefevre, Pediatrics 2000
(Cochrane Library of clinical studies)
Unklar: welche Epilepsie-Formen sprechen
am besten/schlechtesten auf die KD an?
=> Dravet Syndrom (?)
=> Tuberöse Sklerose (?)
9
9
Indikationen im Vergleich
Pyruvat-Dehydrogenase-Mangel
Neonatal:
I. Epilepsie
Stellenwert:
Erfahrung
Ratio:
Anfallskontrolle:
Mitarbeit:
Nebenwirkungen:
Dauer:
Option
80 Jahre
4:1
(+)
(+)
idem
2 Jahre
II. GLUT1-Defekt
Mittel der Wahl
10 Jahre
3:1
+++
++
idem
Pubertät?
Infantil:
Geburt
3-6 M
- Hypotonie
- episod. Apnoen
- Epilepsie
- Dystrophie
- Hypotonie
- episod. Apnoe
- Epilepsie
- Dystrophie
=> Koma
< < 8M
=> Spastik
Ataxie
Retardierung
KD: Kontraindikationen
KD: Indikation sonstige
¾ Mitochondriopathien (Komplex I Atmungskette)
¾ Migräne
¾ Autismus
¾ Parkinson
¾ Narkolepsie
¾ RETT Syndrom
¾ Typ II Diabetes
¾ polycystische Ovarien
¾ Hypercholesterinämie-Syndrom
¾ Glykogenose Typ V (McArdle)
¾ infantiler Phosphofruktokinase-Mangel
¾ (onkologische Erkrankungen (Kinder))
Relative Kontraindikationen
¾ Unklaren Bewusstseinseintrübungen
¾ reduziertem Allgemeinzustand, konsumierenden
Erkrankungen
¾ ungeklärter Grunderkrankung (Cave STW-Defekt!)
¾ Nierensteine, renaler tubulärer Azidose
¾ Herzrhythmusstörungen, v.a. long QT-Syndrom
¾ schweren pulmonalen Insuffizienzen
¾ Leber-/Nieren-/Pankreaserkrankungen
¾ Störungen des Lipidstoffwechsels (familiäre
Hypercholesterinämie u.a.)
KH
GLUT1
KH
Fett
Ketogene Diät
Glykolyse
ß-Oxidation
Ketone Ketoneogenese-Defekte
Acetyl-CoA
Energie
ß-Ox-Defekte, CPT-Defekte
Pyruvat-Carboxylase-Defekt
Fehlende Compliance!!!
Berechnung
¾ Perzentilenkurve für Größe und Gewicht
¾ Anamnese bezüglich Ernährungsgewohnheiten (3 Tage
Protokoll) und Bewegungsintensität
¾ Festlegen des tägliche Protein- und Energiebedarfs
¾ Sowohl mittelkettige Triglyzeride (MCT-Diät) als auch
langkettige Triglyzeride (LCT-Diät) erzielen eine Ketose, die
Wirkung beider Diäten ist offensichtlich gleich
¾ Da MCT-Fette häufig gastrointestinale Beschwerden auslösen,
wird in der Regel die klassische LCT-Diät eingesetzt
¾ bei Kindern > zwei Jahre in der Regel 4 : 1 Fett zu Nichtfett
¾ bei Kindern < zwei Jahre, GLUT1-Defekt, gutem Ansprechen mit
starker Ketose oder problematischer Compliance kann das Verhältnis
auf 3 : 1 festgelegt werden.
¾ Energie- und Proteinbedarf richtet sich nach den Empfehlungen für die
Nährstoffzufuhr (z.B. D-A-CH).
bei Aufnahme
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
BZ, OHB, BGA
Elektrolyte
Leber-/Nierenwerte
Amylase
EEG, EKG
Sonographie Abdomen
Großes BB, CRP
Carnitinspiegel
Lipidstatus
Med.-Spiegel
vor Entlassung
•
•
•
•
•
BZ, OHB, BGA
Elektrolyte
Leber-/Nierenwerte
EEG
Sonographie Abdomen
Induktionsphase
¾BZ, OHB, BGA
alle 4-6h (bedside)
¾Urinketone täglich
Verlaufskontrollen
¾ BZ, OHB, BGA
¾ BB, Elektrolyte
¾ Leber-/Nierenwerte
¾ Amylase
¾ EEG, EKG
¾ Sonographie Abdomen halbjährlich
¾ Urinstatus, Urinketone
¾ Carnitinspiegel
¾ Lipidstatus
¾ Medikamentenspiegel
BZ = Blutzucker
HB = Hydroxybutyrat
BGA = Blutgasanalyse
BB = Blutbild
Supplemente
¾Multivitamine und Spurenelemente,
insbesondere Kalzium
¾kohlenhydratfreie Präparate bzw. müssen die
Kohlenhydrate angerechnet werden
(Leiendecker 2005)
¾Carnitinmangel (Carnitin für die
Verstoffwechselung von Fettsäuren und
damit auch für eine effektive Ketogenese
wesentlich) => Carnitinspiegel gemessen
¾Im Bedarfsfall Substitution mit einer
Tagesdosis von 50-100mg/kgKG/d
Antikonvulsiva
¾ VPA
¾Hemmt ß-Oxidation von Fettsäuren => unzureichende
Ketose
¾ PB, Brom
¾lipophil, vermehrte Freisetzung durch Fettabbau im
Fasten / unter KD veränderte Resorption =>
Wirkspiegel erhöht
¾ Azetazolamid, TPM, STM, ZNS
¾Carboanhydrase-Hemmer => metabolische Azidose
¾ VPA, PB, BZD, Choralydrat
¾hemmen GLUT1-Transporter in vitro
(klinische Bedeutung?) => verstärken GLUT1-Defekt?
Nebenwirkungen
Einleitungsphase
– Hypoglykämien, Erbrechen, Durchfall und
Nahrungsverweigerung.
– Krampfanfälle bei Diätfehlern, die zu einem Verlust der Ketose
führen => Schulung und diätetische Führung der Patienten.
– Im Rahmen von Infekten, Fieber und Erbrechen =>
Flüssigkeitsmangel => verstärkte Azidose => frühzeitig durch
Flüssigkeitsgabe, ggf. i.v.
mittelfristige Nebenwirkungen
– Obstipation, Nierensteine, und Hypercholinesterämie
– Wachstum nach neueren Beobachtungen nicht wesentlich
beeinträchtigt.
– In Einzelfällen Veränderungen der Basalganglien, Verlängerung
des QT-Intervalls, Veränderungen der Thrombozytenfunktion,
Optikus-Neuropathie, Störungen der neutrophilen
Granulozytenfunktion und Pankreatitis berichtet.
Langzeitnebenwirkungen
– bisher nicht hinreichend untersucht.
Ketogene Diä
Diät
Zusammenfassung
¾ Anerkannte Indikationen im Kindesalter
¾ pharmakoresistente Epilepsien
¾ GLUT1-Defekt
¾ Pyruvatdehydrogenase-Mangel
¾ Fragliche Indikationen
¾ Komplex-I-Defekt bei Mitochondriopathien
¾ Autismus (Asperger)
¾ Rett Syndrom
¾ Landau-Kleffner Syndrom
¾ Phosphofruktokinase-Mangel mit Arthrogrypose
¾ Erwachsene
Abbruch / Beenden der KD
¾ketogene Diät nach 2-3 Monaten erfolglos =>
zügig, d.h. über wenige Tage, beendet.
¾Patienten, die über einen längeren Zeitraum
eingestellt => langsam und schrittweise beenden,
z.B. wöchentliche Reduktion einer 4:1 Diät auf
3,5:1, 3:1, dann 2,5:1 usw.
¾Bei effektiver Anfallskontrolle nach zwei Jahren
langsam ausgeschlichen.
¾Bei GLUT1-Defekt und PDH-Mangel vermutlich
lebenslang, auf jeden Fall aber bis zur Adoleszenz
Ketogene Diä
Diät
Zusammenfassung
¾ Die KD gelingt nur im Team (Patient, Eltern,
PädiaterIn und Ernährungsfachkraft).
¾ Vor Einleitung klare Erfolgskriterien formulieren
und im Verlauf überprüfen
¾ Die KD muss vom Arzt verordnet und in ein
therapeutisches Gesamtkonzept eingebunden
werden
¾ Die Berechnung erfolgt individuell für jeden
Patienten durch die Ernährungsfachkraft
¾ Supplemente (Vitamine, Mineralstoffe,
Spurenelemente) sind essentiell
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