Schwerhörigkeit – Epidemie der Neuzeit

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Schwerhörigkeit – Epidemie der Neuzeit
(Sendung im MDR am 18. Okt. 1999 und am 29. April 2004 und am 27. April 2006 und am 25. Juni
2009 und im NDR am 14. Juli 2009 sowie Nachträge)
INHALTSVERZEICHNIS:
Überblick
Gefahren für den Gehörsinn
Definition von Lärm
Physiologie und Psychologie
Hörgeräte
Morbus Menière
Hörsturz
Otosklersoe
Musikorientiertes motorisches Lernen
Heilen mit TCM
Adressen
Literatur
NACHTRÄGE:
Cochlea-Implantat
Viel um die Ohren (RBB)
Richtige Pflege (BR)
Tinnitus (BR)
Schwimmbad-Otitis (BR)
Lärm macht krank (BR 6.4.2010)
Alles Gute für die Ohren (HR 2.9.2010)
Hörsturz (BR 12.10.2010)
Hörgeräteanpassung (RBB 21.1.2011)
Wenn das Handy ständig klingelt (RBB 6.4.2011)
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Überblick
Der Mensch braucht seine Sinne, um sich in seiner Umwelt zurechtzufinden. So liefern auch
die Ohren Informationen, die uns Orientierung ermöglichen, warnen vor Gefahren, aber vermitteln auch angenehme Klänge. Der Ausfall dieses wichtigen Sinnesorgans führt zu Verständigungsproblemen und oftmals zum sozialen Rückzug der Betroffenen. Doch für sie gibt es
Hilfe.
Schwerhörigkeit kann zu sozialer Isolation führen
In Deutschland leben ca. 14-16 Millionen schwerhörige Menschen. 28 % aller 20-jährigen Bundesbürger leiden unter einem Verlust der Hörfähigkeit von 25 db oder mehr, Tendenz steigend! Deutschland bald ein Land der Schwerhörigen? Ursache ist die Dauereinwirkung von hohen Lärmpegeln auf
das Hörorgan. Die Ärzte schlagen jedenfalls Alarm. Sie fordern einen besseren Schutz für Kinder und
Jugendliche, die im besonderen Maße den krankmachenden Lärmpegeln von Diskotheken, Open-Air
Konzerten oder Walkman ausgesetzt sind. Die Hörminderung tritt dabei in allen Altersgruppen auf;
jeder zehnte Jugendliche, jeder dritte Erwachsene und die Hälfte der über Siebzigjährigen ist davon
betroffen.
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Was den Ohren zusetzt
Unsere Ohren sind lebenslang ständig Belastungen ausgesetzt. Sie kommen anders als etwa die
Augen niemals zur Ruhe. Auch im Schlaf nimmt der Mensch Geräusche wahr und verarbeitet sie. Die
ständige Beschallung in unserer modernen Zivilisation ist einer der Hauptgründe für die Altersschwerhörigkeit.
Der Straßenlärm ist 60 bis 80 Dezibel laut. Alles über 70, so sagen die Wissenschaftler, schädigt das
Nervensystem und macht krank. Bluthochdruck, Herzkreislaufprobleme bis hin zu Allergien können die
Folge sein. Lärm avancierte vom Stör- zum Krankheitsfaktor.
Test: Hören Sie gut?
Meistens nimmt das Hörvermögen langsam und allmählich ab. Der Verlust wird darum von den
Betroffenen zunächst gar nicht bemerkt und später dann als unabänderlich oder bereits gewohnt
hingenommen. Eine frühe Diagnose und der dadurch frühe Einsatz von Hörgeräten sind der beste
Weg, Hörvermögen zu erhalten.
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Dieser Fragenkatalog kann Ihnen helfen, einem unbemerkten Verlust an Hörfähigkeit auf die Spur zu
kommen:
Beschweren sich Angehörige oder Nachbarn über Ihren zu lauten Fernseher?
Bemerken Sie öfter nicht, wenn es an der Tür läutet oder das Telefon klingelt?
Ärgern Sie sich häufig, dass Ihre Gesprächspartner leise und undeutlich sprechen?
Können Sie leisen Gesprächen folgen?
Verstehen Sie Gespräche auch in lauter Umgebung?
Müssen Sie oft nachfragen, weil Sie etwas nicht verstanden haben?
Fallen Ihnen noch ab und zu Alltagsgeräusche auf, z. B. Kühlschrank, Vogelgezwitscher?
Fühlen Sie sich unsicher im Straßenverkehr?
Wenn Ihnen diese Fragen zu denken geben, sollten Sie einen Hörtest beim Arzt machen.
Testen Sie ihr Gehör!
Mit einem einfachen Test, kann man seine Ohren auf eine Hörprobe stellen. Dazu benötigt man eine
kleine Armbanduhr mit mechanischem Laufwerk. Das Ticken entspricht ungefähr 20 Dezibel. Hört
man dieses nicht mehr, dann ist eine geringfügige Schwerhörigkeit vorhanden. Eine mittelgradige
Schwerhörigkeit liegt vor, wenn man zum Beispiel die Geräusche von Kühlschrank oder Waschmaschine nicht mehr richtig wahrnimmt. Dann ist es allerhöchste Zeit, einen richtigen Hörtest beim
HNO-Arzt oder beim Hörakustiker machen zu lassen!
Medizinisches Wörterbuch: Hörstörungen
Hörstörungen lassen sich in zwei große Gruppen gliedern: Die Schalleitungsschwerhörigkeit betrifft
den Übertragungsmechanismus der Schallwellen vom Trommelfell durch das Mittelohr zum Innenohr.
Die Schallempfindungsschwerhörigkeit entsteht dagegen entweder im Sinnesorgan, d.h. im Innenohr
(in der Cochlea) oder in den Hörbahnen, die die Informationsinhalte des Gehörten zur Hirnrinde
transportieren. Besonders häufig treten Hörschäden als Altersschwerhörigkeit und Lärmschwerhörigkeit in Erscheinung. Sie entstehen durch eine nicht wieder umkehrbare Zerstörung der Hörsinneszellen im Innenohr. Dies ist meist ein schleichender Prozess. Bei den altersbedingten Hörschwächen
werden die Hörsinneszellen im Innenohr schlechter mit Blut versorgt und sterben ab. Die nachlassende Hörfähigkeit hat Hörprobleme in den oberen Tonbereichen zur Folge. Konsonanten wie "K", "L",
"S", usw. werden durch diesen "Hochtonverlust" nur teilweise oder nicht mehr gehört. Eine weitere
Ursache für Hörschäden ist der Lärm. Häufige Disko- und Rockkonzertbesuche und langandauerndes
Walkmanhören führen zu irreparablen Schäden durch Zerstörung der Sinneszellen. Weitere Ursachen
für Hörschäden können sein: Mittelohrentzündung, Infektionen, Knalltrauma, Schädigung der
Hörnerven und der Hörsturz.
Bei Arbeit mit einem Presslufthammer ist ein Gehörschaden vorprogrammiert.
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Vor Ort: HNO-Klinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Bereits bei leisestem Verdacht auf eine Hörschwache ist der Gang zu einem HNO-Arzt und einem
Hörakustiker angeraten. Durch spezielle Testverfahren kann die Hörfähigkeit in Kurven, Werte und
Diagramme "übersetzt" werden:
1. BERA (Hirnstamm-Audiometrie): Dabei werden die Hirnströme gemessen, während über
Kopfhörer 1.000mal hintereinander ein sehr kurzer Ton (Klick) auf das zu messende Ohr gegeben
wird. Anhand der Hirnstromkurven wird sichtbar, ob eine Hörerregung im Gehirn angekommen ist.
2. OAE (Otoakustische Emissionen) Seit etwa 10 Jahren ist bekannt, dass die Ohren nicht nur Töne
empfangen, sondern auch sehr leise Töne aussenden. Diese kann man mit einer kleinen Sonde am
Ohr messen. Falls sogenannte Oto-Akustische-Emissionen messbar sind, kann eine wesentliche
Hörstörung ausgeschlossen werden.
3. Tympanometrie (Druckmessung des Mittelohres) Damit wird gemessen, ob die Eustachische
Röhre - die Verbindung zwischen Nase und Mittelohr - durchgängig ist.
4. Die Audiometrie ist der "normale" Hörtest. Es werden über Kopfhörer, bzw. Lautsprecher Töne auf
das zu messende Ohr gegeben, der Patient sagt, wenn er etwas hört. Aus den Tests lassen sich
genaue Anforderungen für eventuelle Hörgeräte ableiten. Bei der Anpassung probiert der Hörakustiker
verschiedene Hörgeräte aus, findet die beste Lösung und nimmt individuelle Einstellungen vor.
Hilfe verspricht: Implantierbares Hörgerät mit verbesserter Akustik
Herkömmliche Hörgeräte-Modelle haben einen gravierenden Nachteil. Sie verstopfen den Gehörgang
und können dadurch Reizungen und Entzündungen hervorrufen. Außerdem ist die Akustik der Geräte
- trotz beachtlicher Fortschritte - noch nicht optimal. Eine mögliche Lösung sind noch weiter verkleinerte, implantierbare Geräte, die auf die herkömmlichen Lautsprecher verzichten. Tübinger Mediziner
haben im letzten Jahr den ersten Patienten ein vollständig implantierbares Hörgerät eingesetzt. Alle
Komponenten befinden sich unter der Kopfhaut.
Am Universitätsklinikum Dresden entwickeln Ärzte und Forscher ein noch ausgeklügelteres System.
Der Lautsprecher wird durch eine Hohlnadel ersetzt, die das Schallsignal durch Vibrationen überträgt.
Außerdem ist das neue Gerät besonders leicht zu handhaben. Bevor allerdings die ersten Patienten in
den Genuss Entwicklung kommen, können noch zwei bis drei Jahre vergehen. Bereits 1996 wurde an
der Dresdner HNO-Universitätsklinik das Sächsische Cochlea Implant-Centrum gegründet.
Innenohrertaubte mit intaktem Hörnerv und intakter Hörbahn können hier mit elektronischen Prothesen (außen liegender Sprachprozessor, ein am Ohr zu tragendes Mikrofon und ein implantierter
Mikrocomputer zur Signalübertragung auf die Hörnerven) versorgt werden.
Lebensbedrohender Lärm: Hoher Blutdruck, kaputte Herzen
Oft merken sie lange Zeit nicht, dass sie ein Hörproblem haben. Denn in der Regel entsteht eine
Schwerhörigkeit nicht plötzlich, sondern entwickelt sich schleichend.
Besonders häufig treten Hörschäden als Altersschwerhörigkeit und Lärmschwerhörigkeit in
Erscheinung.
Untersuchung beim HNO-Arzt
Altersschwerhörigkeit
Die Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) ist eine meist beidseitige Schwerhörigkeit, die vor allem ab
dem 50. bis 60. Lebensjahr auftreten kann. Die Krankheitsentstehung ist noch nicht eindeutig geklärt.
Mit verantwortlich sind altersbedingte Herz-, Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie lang
wirksame Umwelteinflüsse.
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Zuerst verschlechtert sich das Hören der hohen Frequenzen, so hört man beispielsweise das Zirpen
der Grillen nicht mehr. Das Sprachverständnis, besonders bei starken Hintergrundgeräuschen, nimmt
ab (Cocktailparty-Effekt).
Lärmschwerhörigkeit
Die Lärmschwerhörigkeit (chronisches Lärmtrauma) wird durch eine langfristige Einwirkung hoher
Schallstärken auf das Gehör verursacht.
Schlafen an einer befahrenen Hauptstraße stresst den Menschen.
Das Gehör ist Tag und Nacht empfangsbereit. Es registriert sämtliche Geräusche und versorgt das
Gehirn mit lebenswichtigen Informationen über die Umwelt. Es gibt Orientierung und warnt vor
Gefahren. So werden beispielsweise Mütter schon vom kleinsten Geräusch ihres Babys wach. Wo die
Empfangsbereitschaft hier sinnvoll ist, ist sie in vielen anderen Lebensbereichen störend. Vor allem
die ständige Geräuschkulisse von der Musikberieselung im Supermarkt bis zum Verkehrslärm stört
und schadet unserem Gehör zunehmend.
Definition von Lärm
Lärm ist kein physikalischer, sondern ein sozial-psychologischer Begriff. Ob ein Geräusch als Lärm
bezeichnet wird, hängt stark von der subjektiven Bewertung ab. Auch wenn das Geräusch, wie
beispielsweise laute Musik, als angenehm oder schön gewertet wird - dem Gehör kann die Lautstärke
trotzdem schaden.
Gerade in Diskotheken oder beim Hören mit Kopfhörern setzt man sich freiwillig Lautstärken aus, die
eigentlich einen Schallschutz benötigen. Die Folge ist eine Zunahme von Hörproblemen gerade bei
jungen Menschen.
technisch gibt man den Lärm in Dezibel an. Verglichen wird ein „Normschall“ mit dem vorhandenen
Schallpegel. Der leiseste noch hörbare Ton liegt bei 0 Dezibel. Die üblichen Wohngeräusche durch
Sprechen oder Radio-Hintergrundmusik erreichen ca. 45 Dezibel. Bei einer Lautstärke von 85 Dezibel,
das entspricht dem Geräusch einer Motorkettensäge in zehn Meter Entfernung, ist bei einer
Einwirkdauer von 40 Stunden pro Woche ein Hörschaden möglich. Auch Musik unter dem Kopfhörer
wird meist viel zu laut - bei etwa 100 Dezibel - gehört. Das entspricht der Lautstärke eines
Presslufthammers in wenigen Metern Entfernung!
Die Schmerzgrenze, ab der ein Gehörschaden schon bei kurzer Einwirkung möglich ist, liegt bei 120
Dezibel. Hier kann schon ein einmalig auftretendes Geräusch, ein Knalltrauma, zu einer dauerhaften
Schädigung der Hörzellen führen.
Achtung! Die Musik nicht zu laut stellen!
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Hören: Vom körperlich-mechanischen Signal
Die Hörzellen sind feine Härchen im Innenohr. Sie werden durch die Schallimpulse erregt, die über
das Trommelfell und die Gehörknöchelchen, an das Innenohr geleitet werden. Die Härchen wandeln
das körperlich-mechanische Signal in feine elektrische Ströme, leiten sie an das Gehirn weiter und
vollenden so den Hörvorgang. Sind diese Hörzellen stark geschädigt, erholen sie sich nicht mehr.
Ob und wie stark das Ohr geschädigt wird, hängt von der Dauer und der Lautstärke der Geräuscheinwirkung ab. Auch hier geht zuerst die Hörfähigkeit für hohe Töne verloren, dann für tiefere. Zumeist
tritt die Lärmschwerhörigkeit beidseitig auf. Häufig ist sie begleitet von einem Ohrgeräusch, dem
Tinnitus. Ein einmal geschädigtes Ohr wird für weitere Schädigungen immer anfälliger.
Zeichnung eines Kindes, das am Flughafen lebt.
Schaden für die Gesundheit schon ab 65 Dezibel
Lärm ist heutzutage zu einem ständigen Begleiter geworden. Nicht nur der Verkehrlärm nimmt zu,
auch die ganz alltäglichen Lärmquellen sollten nicht unterschätzt werden. Schon beim lauten
Radiohören am Morgen erreicht der Lärm 65 Dezibel. Das ist der Wert, ab dem bei Dauereinwirkung
die Gesundheit Schaden nehmen kann.
Das geschieht so: Die Nebennieren schütten das Hormon Adrenalin aus, das den so genannten
Sympathikus aktiviert. Dieser Nervenstrang befindet sich entlang der Brustwirbelsäule. Die Folge:
Blutgefäße verengen sich. Der Blutdruck steigt. Die Herzfrequenz erhöht sich. Der Körper gerät in
einen Erregungszustand.
Ist der Lärm vorbei, übernimmt der Gegenspieler des Sympathikus, der Parasympathikus das Regime.
Dieses Nervengeflecht steuert die Erregung wieder zurück.
Doch bei Dauerlärm bleibt der Sympathikus aktiv – und so die Organe in ständiger Anspannung.
Kritisch wird es, wenn diese Anspannung auch nachts nicht aufhört. Das ist zum Beispiel oft der Fall,
wenn die Wohnung an einer Hauptstraße liegt. Das ist Lärmstress.
Das bedeutet einen Dauerschallpegel von etwa 65 Dezibel. Die möglichen Folgen sind eklatant: Es
kann zu Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen und Verdauungsbeschwerden kommen. Und
selbst das Risiko eines Herzinfarktes steigt. Jeden 50. Herzinfarkt, so Schätzungen, hat der
Verkehrslärm auf dem Gewissen.
Lärm beeinträchtigt Konzentrationsfähigkeit und Wohlbefinden
Lärm schädigt nicht nur das empfindliche Gehörsystem und hält den Körper in Dauerspannung, er
mindert auch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.
Mehrere Untersuchungen belegen, dass Kinder in lauter Umgebung mehr Zeit für anspruchsvolle
Aufgaben wie Rechnen und Schreiben benötigen. Auch die Fehlerquote steigt. Lärm stört die
Kommunikation: Sprechen in lauter Umgebung ist anstrengend. Das Gehirn benötigt vermehrt
Energie, um die Worte im Lärm zu differenzieren und zu verstehen.
Studie zum Fluglärm.
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Krach kann erheblich den Schlaf stören. Werden wir von lauten Geräuschen gestört, schlafen wir
weniger tief und der natürliche Rhythmus der Schlafphasen verändert sich. Schon bei 55 Dezibel
erwacht man häufiger. Die Gesamtschlafzeit nimmt ab und die Erholung wird beeinträchtigt.
Auch unsere Gefühle und das Wohlbefinden werden beeinträchtigt. Viele Menschen reagieren auf
störenden Krach gereizt. Außerdem steht Lärm im Verdacht, das Immunsystem zu schwächen, so
dass vermehrt Allergien auftreten.
Fluglärm schadet besonders - Münchner Studie
Der alte Flughafen München Riem zog 1992 ins Erdinger Moss um. In einer einzigen Nacht wurde der
komplette Flugbetrieb umgestellt.
Hierdurch boten sich für eine internationale Langzeit-Studie zum Thema Fluglärm beste Bedingungen.
Es wurden 326 Kinder, die entweder am mittlerweile stillgelegten Flughafen München-Riem oder in
der Einflugschneise des neuen Münchener Flughafens im Erdinger Moos aufwuchsen, getestet. Mit
der Studie sollte die Auswirkung von Fluglärm vor allem auf die noch in der Entwicklung befindlichen
Kinder ermittelt werden.
Fast alle 9- bis 11-Jährigen fühlten sich durch den neuen Flughafen furchtbar gestört, was sie in
eindrucksvollen Bildern zum Ausdruck brachten.
Die Lärmstudie befasste sich mit verschiedenen Untersuchungen zum Verhalten der Kinder in
bestimmten Situationen. So wurden ihnen beispielsweise sehr schwierige Aufgaben vorgelegt. Die
vom Fluglärm betroffenen Kinder gaben hierbei schneller auf als die der Kinder aus ruhigeren
Gegenden. Auch das tägliche Verhalten wurde negativ beeinflusst. Die Kinder waren nervös,
unausgeglichen und zappelig. Sie konnten sich viel schlechter auf ihre Aufgaben konzentrieren und
verloren schnell die Geduld.
In ihrem Urin wurden viel mehr Stresshormone nachgewiesen, als bei der Vergleichsgruppe. Auch der
Blutdruck veränderte sich. Je länger die Kinder im Fluggebiet lebten, umso höher stiegen ihre
Blutdruckwerte, mitunter in bedrohlich hohe Bereiche. Außerdem traten Schlafstörungen auf, vor allem
beim Nachtflugbetrieb.
Der Münchener Studie folgten weitere Vergleichsprojekte. Sie wiesen eine erhöhte Aggression der
Kinder nach.
Bei Kindern, die am nunmehr stillgelegten Flugplatz wohnten, verbesserten sich nach einiger Zeit
dagegen das Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie die schulischen Leistungen.
Das Fazit der Forscher: Fluglärm ist schädlich. Kinder die langfristig Fluglärm ausgesetzt werden,
haben ein erhöhtes Risiko für psychosomatische sowie Herz- und Kreislauferkrankungen. Alles in
allem eine erschreckende Bilanz für Kinder in Lärmgebieten.
Dem Hörschaden vorbeugen
Die beste Möglichkeit, Hörschäden vorzubeugen, ist die Vermeidungsstrategie. Lärm, den man nicht
verhindern kann, sollte man meiden.
Vor allem am Arbeitsplatz, an dem oft 85 Dezibel überschritten werden, sollte man sich unbedingt an
die berufsgenossenschaftlichen Regelungen halten und Ohrschutz tragen.
Auch in der Freizeit sollten Orte gemieden werden, an denen Dauerlärm herrscht. Dies trifft besonders
für Disco-Besuche und Rockkonzerte zu.
Wenn man sich jedoch hin und wieder in solche Vergnügen stürzt, bewahren Gehörschutzstöpsel
wirksam vor Schäden. Für jedes Problem findet man beim Hörakustiker den geeigneten Schutz.
Hörstöpsel mit entsprechenden Filtern können Geräusche linear dämpfen. Damit kann man Sprache
besser verstehen und Musik in Konzerten und Discos unverzerrt – nur eben leiser – genießen.
Lärmquellen wie Radio und Fernseher sollten, vor allem wenn sie nur als Hintergrundgeräusch
fungieren, öfter abgeschaltet werden.
Auch ein Spaziergang im Grünen mit wohltuenden Naturgeräuschen ist empfehlenswert.
Physiologie und Psychologie
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Ihr bewährtes Hausmittel: Oliven-Öel
Scharfe Gegenstände wie Haarnadeln, Haarklemmen und Büroklammern sind als Hilfsmittel für die
Ohrreinigung gänzlich ungeeignet. Auch durch die beliebten Watte-Stäbchen wird das Ohrenschmalz
nicht vollständig entfernt, sondern eher im Gehörgang zusammengeschoben. Wenn keine ärztlichen
Bedenken vorliegen, dann steht der Reinigung mit Olivenöl nichts entgegen. Dazu vier bis fünf
Tropfen im Wasserbad handwarmes Öl in das Ohr träufeln den Kopf für einige Minuten auf der Seite
halten und das gelöste Ohrenschmalz dann (in ein Tuch) ablaufen lassen. Für die alltägliche Pflege ist
es ausreichend, ein sauberes Tuch um den kleinen Finger zu spannen und damit das Ohr zu säubern.
Schwer hören macht einsam
Der Hörsinn befähigt uns Sprache zu erlernen und zu verstehen, aber auch unterschiedliche Intonationen richtig zu deuten. So bekommen wir ganz nebenbei sehr wichtige emotionale Informationen.
Ebenso unauffällig leitet uns der Hörsinn im Raum, hilft bei der Orientierung und hat eine wichtige
Warnfunktion. All diese wichtigen Funktionen gehen bei einer Schwerhörigkeit teilweise oder ganz
verloren.
Allerdings vollzieht sich dieser Prozess in der Regel, abgesehen von Verletzungen oder einem Knalltrauma, ganz allmählich und völlig schmerzlos. Erste Anzeichen sind Verständnisschwierigkeiten im
Stimmengewirr, häufiges Nachfragen in einem Gespräch, das Näherrücken an den Gesprächspartner
oder der typische Vorwurf, der andere würde nuscheln. Auch das lauter Stellen von Fernseher und
Radio sind unbewusste Symptome einer beginnenden oder schon ausgeprägten Hörstörung.
Mit einem Hörgerät rückt die Welt wieder etwas näher.
Verlauf der Krankheit
Zunächst ist der Empfang mittlerer bis hoher Töne gestört. Genau mit diesen Tonhöhen werden zum
Beispiel die Konsonanten d und t, s und f übertragen. Der hörgeschädigte Mensch kann dann nicht
mehr unterscheiden, ob sein Gegenüber gerade von "Dellen" oder "Fellen" gesprochen hat.
Die typische Reaktion auf solche Kommunikationsstörungen ist Rückzug, das Meiden von Kontakten,
Flucht in die Ruhe. Diese Form der Isolation verschlimmert das Problem: Unser Gehirn wird von
Hörreizen entwöhnt. Es vergisst allmählich Töne.
Schwerhörig – was ist passiert?
Es gibt zwei Formen der Schwerhörigkeit:
Kunststoffprothese ersetzt Hörknöchelchen.
1. Dringt der Schall nicht voll bis ins Innenohr und zum Hörnerv vor, spricht man von einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Auslöser sind beispielsweise Ohrenschmalzpfropfen oder Fremdkörper im
Gehörgang, Mittelohrentzündungen, Entzündungen des Gehörgangs oder ein verletztes Trommelfell
sowie Verkalkungen der knöchernen Innenohrteile und Tumore im Mittelohr. Diese Form der
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Schwerhörigkeit lässt sich, je nach Auslöser, oftmals mit Medikamenten oder durch einen operativen
Eingriff verbessern oder sogar ganz beseitigen.
Steigbügeloperationen bringen Besserung
Bei einer Verknöcherung des Steigbügels (Otosklerose) ersetzt zum Beispiel eine Kunststoffprothese
das Original. Sie überträgt im Innenohr die Schallwellen genauso an die Sinneszellen wie ein natürliches Hörknöchelchen. Bei Steigbügeloperationen, die sehr viel Geschick und Erfahrung des Operateurs erfordern, kann man schon während der Operation feststellen, ob der Patient besser hört.
Unter lokaler Betäubung kann er gefragt werden und auch gleich antworten. Für die Patienten und
auch für den Operateur ist das sehr hilfreich. Bei 99 Prozent der Operationen verzeichnen die
Chirurgen hörbare Erfolge.
2. Innenohrschwerhörigkeit
Die häufigste Form ist die Schallempfindungsschwerhörigkeit oder Innenohrschwerhörigkeit. In diesem
Fall wird zwar der Schall richtig weitergeleitet, aber nicht korrekt wahrgenommen. Meist sind die feinen
Haarzellen (Zilien) in der Hörschnecke durch Dauerlärm geschädigt, die alle akustischen Informationen an den Hörnerv weiterleiten. Auslöser sind Durchblutungsstörungen, bestimmte Medikamente
(zum Beispiel Antibiotika, die teilweise im Innenohr gespeichert werden), Umweltgifte wie Nikotin oder
Entzündungen im Innenohr sowie bestimmte Immunerkrankungen. Ganz besonders schädlich ist
Lärm. Er ist in den vergangenen Jahren zum größten Risikofaktor geworden. Der Verlust des Hörens
kann aber auch genetisch bedingt sein. In diesem Fall macht sich das Leiden oft schon in jüngeren
Jahren bemerkbar.
Lärm meiden, Ohren schützen
Die beste Möglichkeit, lärmbedingten Hörschäden vorzubeugen, ist die Vermeidungsstrategie. Lärm
sollte man grundsätzlich meiden. Ist dies nicht möglich, müssen die Ohren geschützt werden. Das gilt
vor allem am Arbeitsplatz, wo oft 85 Dezibel (dB) überschritten werden. Die berufsgenossenschaftlichen Regelungen schreiben ab dieser Lärmbelastung das Tragen von Ohrschutz vor. Zum Vergleich:
Eine normal befahrene Straße bringt es auf Schallwerte von 65 bis 70 dB.
Dauerlärm schadet nicht nur den Ohren, sondern erhöht auch das Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen sowie Störungen des Immunsystems und Magen-Darm-Probleme, besonders bei
Werten, die über 65 dB liegen. Der Organismus reagiert auf laute Geräusche mit der Ausschüttung
von Stresshormonen. Bei Dauerlärm, kommt es zu einer anhaltenden Stresshormonproduktion, die
unser vegetatives Nervensystem in ständige Anspannung versetzt. Erhöhter Blutdruck ist eine von
vielen Folgen.
Mit Ohrstöpseln ins Konzert
Deshalb sollte man auch in der Freizeit Orte meiden, an denen Dauerlärm herrscht. Dies trifft
besonders für Disco-Besuche und Rockkonzerte zu. Wenn man sich hin und wieder in solch laute
Vergnügen stürzt, bewahren Gehörschutzstöpsel wirksam vor Schäden. Entsprechende Filter
dämpfen Geräusche linear. Damit kann man Sprache besser verstehen und Musik in Konzerten und
Discos unverzerrt, nur eben leiser, genießen. Hörakustiker beraten bei der Wahl des richtigen
Hörschutzes.
Lärmquellen wie Radio und Fernseher sollten, vor allem wenn sie nur als Hintergrundgeräusch
fungieren, öfter abgeschaltet werden. Wohltuende Geräuschkulissen bietet die Natur:
Meeresrauschen, Vogelzwitschern, Blätterrascheln – Ohrwürmer, von denen man nicht genug
bekommen kann.
Hilfe durch Hörgeräte
Viele Menschen unterschätzen ihr Hörproblem, da es oft schleichend entsteht. Sie gewöhnen sich
schrittweise an ihre veränderte Hörumwelt. Schwerhörigkeit kann aber den Alltag belasten. Die
Betroffenen müssen sich im Gespräch sehr stark konzentrieren. Nervosität und Erschöpfung sind die
Folge.
Bei einem zunehmenden Hörverlust droht aber auch die Isolation und damit ein Verlust an Lebensqualität. Hier sind Hörgeräte eine sinnvolle Hilfe.
Vom Ohrenarzt zum Hörgeräteakustiker
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Wird eine Hörminderung festgestellt, sollte in jedem Fall der Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht
werden. Er klärt die Ursachen und entscheidet über die Therapie. Muss ein Hörgerät verordnet
werden, wird der Hörgeräteakustiker einbezogen. Mit ihm wird genau besprochen, in welchen
Situationen die Hörprobleme auftreten. Danach wird ein persönliches Hörprofil erstellt sowie die
akustischen Kenndaten des Gehörs ermittelt.
Schließlich nimmt der Hörgeräte-Akustiker Abdrücke der Ohren, um individuelle Ohrpasstücke
(Otoplastiken) anzufertigen. Es folgt die vergleichende Hörgeräte-Anpassung. In Zusammenarbeit mit
dem Patienten sucht der Hörgeräteakustiker dann die passenden Hörgeräte aus. Die Wunschgeräte
werden per Computer exakt auf die individuellen Hörbedürfnisse angepasst und entsprechend
programmiert. Damit wird das vorher ermittelte Hördefizit bestmöglicht ausgeglichen.
Die optimale Einstellung des Hörgerätes kann lange dauern
Nach der Anpassung überprüft der HNO-Arzt das Hörvermögen mit den Hörhilfen. Bestätigt er die
optimale Einstellung, beteiligen sich die Krankenkassen mit einem Festbetrag an den Kosten dieser
Geräte.
Bis zu sechs Jahren überprüft der Hörakustiker kostenlos regelmäßig Hörerfolg und Funktionstüchtigkeit des Gerätes. Manchmal dauert es einige Monate, bis das Gerät optimal eingestellt ist.
Patienten sollten Geduld haben und gemeinsam mit dem Hörakustiker an der bestmöglichen Lösung
arbeiten.
Schwerhörigkeit
Vor ein paar Jahren ließen sich Schwerhörige leicht am Piepsen ihres Hörgeräts erkennen. Mittlerweile sind die Geräte viel besser geworden. Sie machen keine Geräusche mehr. Trotzdem gibt es
unter den Geräten noch große Unterschiede in Ausstattung und Preis. Und nicht alles zahlt die
Krankenkasse.
Die gesetzliche Krankenversicherung sieht bei allen Leistungen vor, dass der Versicherte nur
Anspruch auf die ausreichende, zweckmäßige und notwendige Versorgung hat.
Standardgeräte werden von der Kasse bezahlt. Die Kosten für eine bessere Ausstattung übernimmt
der Patient. Außerdem muss er noch eine Gebühr von 10 Euro als Anteil für die Leistung des
Akustikers zahlen.
Der Ohrenarzt muss das Gerät verordnen
Wichtig ist: Das Hörgerät muss vom Hals-Nasen-Ohrenarzt verordnet werden. Das Modell wird dann
beim Hörgeräte-Akustiker ausgesucht.
Die Instandhaltung und –setzung oder der Verlust eines Gerätes ist auch Leistung der Krankenkasse.
Hier sind dann auch die normalen Zuzahlungen fällig.
Diese Zuzahlungen für Wartung und Reparatur liegen bei mindestens fünf und höchstens 10 Euro.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind davon befreit.
Hörgerätetest
Hörgeräte im Test
Mehr als zwei Millionen Deutsche besitzen ein Hörgerät. Doch nur 20 Prozent der Betroffenen sind
wirklich damit zufrieden. Im Hörzentrum Oldenburg werden deshalb neue Hörgeräte getestet und
erforscht. Dies geschieht mit Hilfe eines Akustiksimulators. Durch das Gerät kann die Raumakustik per
Knopfdruck verändert werden. In Sekundenschnelle verwandelt sich die simulierte Akustik einer
Kirche in eine Geräuschkulisse, wie sie unter einer Brücke herrscht. Oder wie die einer Bahnhofshalle
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mit den ein- und
Stimmengewirr.
ausfahrenden Zügen,
Bremsenquietschen, Lautsprecherdurchsagen und
Im Akustiksimulator Hörgeräte testen
Das nutzen die Forscher zum Testen neuer Hörgeräte aus. Sie bringen die Hörgeräte und auch ihre
Träger in die schwierigsten akustischen Situationen unter denen sie am meisten leiden. Dazu gehört
auch die Kommunikation im Straßenlärm oder in einer Gaststätte. Für jeden Schwerhörigen ist es
Schwerstarbeit, dort die Sprache aus den Hintergrundgeräuschen herauszufiltern.
Im Akustiksimulator können die Hörforscher durch Befragung der Testperson herausfinden, wie neu
entwickelte Hörgeräte die schwierige Situation meistern. Doch trotz aller Fortschritte stehen auch die
neuesten digitalen Hörgeräte erst am Anfang und halten oft nicht, was sie versprechen. Das soll sich
ändern! Die Oldenburger Hörforscher hoffen, dass sie mit Hilfe des Akustiksimulators die Entwicklung
der Hörgerätetechnik weiter vorantreiben können.
Ihr Recht: Hörgeräte
Brauchen Sie ein Hörgerät, dann haben Sie die Qual der Wahl. Unzählige Modelle unterscheiden sich
nicht nur in Leistung, Komfort und Aussehen. Auch die Preise differieren. Ihre Krankenkasse
übernimmt die Kosten, wenn ein Arzt Ihnen das Hörgerät verschreibt. Je nachdem für welches Modell
Sie sich entscheiden, können Hörgeräte eine ziemlich teure Angelegenheit werden.
Alle Krankenkassen bezahlen einen so genannten Festbetrag. Der liegt für ein Hörgerät mit
Ohrpassstück bei rund 456 Euro. Jeder Hörgeräte-Akustiker ist verpflichtet, mindestens ein Gerät zu
diesem Preis anzubieten. Der Zuzahlungsbetrag pro Gerät beträgt mindestens 10 Euro.
Diese so genannten Kassengeräte gewährleisten ein 100-prozentiges Sprachverstehen. Bei
schwierigen Hörsituationen, beispielsweise im Theater, Konzert oder bei Straßenlärm sind solche
Geräte jedoch nicht ausreichend. Dann lohnt es sich, ein besseres und teureres Gerät zu erwerben.
Diese können Störgeräusche unterdrücken, besitzen zusätzliche Leistungen wie Richtmikrofone und
Spracherkennung. Einige können sich automatisch auf die gewünschte Lautstärke und neue
Hörsituationen einstellen.
Eines der vielen Hörgerät-Modelle.
Einstellung des Gerätes dauert manchmal Monate
Beim Kauf sollten mehrere Anbieter miteinander verglichen werden. Verschiedene Akustiker haben
unterschiedliche Verkaufsstrategien und -philosophien. Unter Umständen müssen deshalb auch für
vergleichbare Geräte unterschiedliche Zuzahlungen geleistet werden.
Das Hörgerät der Wahl wird anschließend vom Hörgeräteakustiker genau eingestellt. Das kann unter
Umständen einige Monate dauern. Dabei hat der Patient einen Anspruch darauf, mehrere Geräte
kostenlos zu testen.
Die Batterien der Hörgeräte halten nur rund acht Tage und müssen dementsprechend oft
ausgewechselt werden. Die Erstausstattung wird von den Kassen übernommen, danach ist die
Batterieversorgung Sache des Versicherten. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahre übernimmt
die Kasse die Kosten vollständig.
Richtige Reinigung ist wichtig
Die Krankenversicherung übernimmt außerdem einen Pauschalbetrag für eventuell anfallende Reparaturen der Hörhilfe. Diese Beträge sind je nach Kasse unterschiedlich hoch. Dennoch sollte das
Hörgerät pfleglich behandelt werden, denn erst nach fünf oder sechs Jahren besteht Anspruch auf ein
neues. Ein Hörgerät sollte deshalb täglich mit einem weichen, trockenen Tuch gereinigt werden.
Vorsicht! Wasser und Reinigungsflüssigkeit können die empfindlichen elektronischen Bestandteile
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beschädigen. Bei Hinter-dem-Ohr-Geräten
Ohrpassstücke zur Grundausstattung.
gehören
entsprechende
Reinigungssets
für
die
Morbus Menière
Das Innenohr ist mit Hirnwasserflüssigkeit ausgekleidet. In diesem Flüssigkeitsraum befindet sich ein
Schlauchsystem, das die Sinneszellen für das Hörorgan und Gleichgewichtsorgan beherbergt. Bei der
Morbus-Menière-Erkrankung entsteht ein Überdruck in diesem System. Erreicht er ein entsprechendes Ausmaß, zerreißt der Schlauch und es kommt zu einem typischen Anfall mit Drehschwindel,
Schwerhörigkeit, Übelkeit, Ohrgeräuschen und Druckgefühl in der Tiefe des Ohres. Da die Morbus
Menièreschen Symptome auch einzeln auftreten, ist diese Krankheit schwer diagnostizierbar. Auch
gibt es den typischen Patienten nicht. Bislang ist nicht erforscht, warum die einen an Morbus Menière
erkranken und andere nicht.
Zunächst wird versucht, die Krankheit mit Infusionen in den Griff zu bekommen. Bei einer großen Zahl
von Patienten funktioniert dies auch. Anschließend müssen dauerhaft Medikamente eingenommen
werden. Bei einigen Betroffenen allerdings treten Schwindelanfälle wieder auf. Dann kann eine druckentlastende Operation helfen.
Hörverlust durch Hörsturz
Ein Hörverlust kann auch plötzlich in Gestalt eines Hörsturzes auftreten. Meist ist nur ein Ohr betroffen. Das Ausmaß reicht von geringen Einbußen der Hörfähigkeit bis zum völligen Ertauben. Treten ein
dumpfes Gefühl im Ohr, Ohrgeräusche oder auch Schwindel auf, sollte sofort ein Arzt aufgesucht
werden. Denn grundsätzlich gilt: Wer früher behandelt wird, hat ein geringeres Risiko schwerhörig zu
bleiben. Der Hörsturz ist eine der häufigsten Funktionsstörungen des Innenohrs. Oft liegt dem eine
mangelnde Durchblutung des Innenohrs zu Grunde. Die Behandlung in Form von Infusionen soll
daher die Durchblutung des Innenohrs verstärken und die Haarzellen besser mit Sauerstoff versorgen.
Otosklerose – OP gegen Schwerhörigkeit
Zuerst ist es nur ein vages Gefühl, dann wird es immer schwieriger, Gesprächen in größerer Runde zu
folgen. Wenn das Hörvermögen nachlässt, leiden viele Bereiche des täglichen Lebens. So kann die
Arbeitsfähigkeit gefährdet sein, wenn Betroffene nicht mehr richtig kommunizieren können.
Verschiedene Untersuchungen sind notwendig, um die genaue Ursache der Schwerhörigkeit zu
finden, denn die Probleme können an verschiedenen Stellen im Ohr entstehen. Bei einem Hörtest
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werden dem Patienten in einer schalldichten Kabine eine Reihe unterschiedlicher Hörimpulse vorgespielt, die er erkennen muss. Kann der Patient nur wenig wahrnehmen, ist eine Schädigung des
Innenohrs die häufigste Ursache. Meistens kann dann ein Hörgerät Abhilfe schaffen. In manchen
Fällen ist auch das Mittelohr geschädigt.
Ursache: Verknöcherung im Ohr
Beim gesunden Ohr leitet ein Ohrknöchelchen, der Steigbügel, die Schallwellen ins Innenohr. Bei
einer sogenannten Otosklerose kommt es allmählich zur Verknöcherung: Die elastische Aufhängung
des Steigbügels versteift, die Schallwellen können nicht mehr übertragen werden. In Deutschland gibt
es circa 64.000 Betroffene. Die Erkrankung kann vererbt werden. Mit einem sogenannten Impedanztest ermitteln Ärzte die Beweglichkeit des Trommelfells. In einem zweiten Schritt untersuchen sie die
Beweglichkeit des Steigbügels. Ist dieser verknöchert, wird eine Operation notwendig: Dabei werden
bei örtlicher Betäubung die krankhaften Veränderungen im Mittelohr entfernt und geschädigte Gehörknöchelchen durch eine Prothese ersetzt. Das bedeutet Millimeterarbeit für den Operateur - und
verhilft den Patienten zu neuer Lebensqualität.
Musikorientiertes motorisches Lernen
Kinder, die nur wenig oder gar nicht hören können, sind nicht nur in ihrer Kommunikation stark
eingeschränkt, sondern auch in ihrer motorischen Entwicklung. So fällt es ihnen beispielsweise
schwerer, ihre Bewegungen zu koordinieren und das Gleichgewicht zu halten. Um diese Defizite
auszugleichen arbeiten Wissenschaftler und Studenten der Universität Magdeburg und das
Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Halberstadt gemeinsam an einem Forschungsprojekt:
musikorientiertes motorisches Lernen.
Tanzen mit Hochtontrainer
Studenten der Magdeburger Universität gestalten einen tanzorientierten Sportunterricht mit den
hörgeschädigten Kindern, für die Rhythmen und Klänge ungewohnt sind. Beim Tanzen wird ein
Hochtontrainer eingesetzt, der hochfrequente Töne in einer Bandbreite von 1.000 bis 9.000 Hertz
verstärkt. In diesem Frequenzbereich ist der Stimulationseffekt für Gehör und Gehirn am größten.
Ein integrierter Knochenhörer ermöglicht das Wahrnehmen der Vibrationen.
Die Musik "fühlen"
Außerdem wurde ein Knochenhörer, ein kleiner Vibrator, integriert. Er berührt während des Tanzens
die Schädeldecke und überträgt den Schall auf den Körper. Dadurch wird das Musikerlebnis verstärkt.
Alle Kinder erhalten zeitgleich akustische Signale und dieselben in Vibrationen umgewandelten
Informationen. Sie ermöglichen den hörgeschädigten Kindern, Rhythmen zu fühlen und nach ihnen zu
tanzen. Sie fühlen die Musik.
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Besonders bei Kindern nutzt das Gehirn den Vorteil, Vibrationen dort zu verarbeiten, wo
normalerweise die Verarbeitung von Tönen stattfindet. Gleichzeitig wird das limbische System, das
auch für das motorische Lernen von Bedeutung ist, positiv stimuliert.
Heilen mit TCM
Zu einem Hörsturz kann man ganz leicht kommen, ein Silvester-Böller aus nächster Nähe reicht aus.
Aber auch Stress kann dazu führen. Eines ist aber wichtig: Ein Hörsturz muss unbedingt behandelt
werden. Bei frühzeitiger Behandlung steigen die Heilungschancen deutlich. In sogar 80 bis 90 Prozent
der Fälle ist bei entsprechend schnell eingreifender Therapie die Wiederherstellung der Hörfähigkeit
möglich.
Schon plötzlich einsetzender starker Lärm kann zum Hörsturz führen.
In einigen Fällen ist aber auch eine schulmedizinischen Behandlung nach einem schweren Hörsturz
erfolglos. Dann kann die traditionelle chinesische Akupunktur eine Hilfe sein.
Akupunkturpunkte und Energiebahnen nach der traditionellen chinesischen Medizin.
Nach Auffassung der Traditionellen Chinesischen Medizin ist bei einem Hörsturz der Energiefluss im
Körper gestört. Mit Akupunktur kann man Blockaden in den Energiebahnen lösen. Damit werden die
beiden gegensätzlichen Energiepole Ying und Yang wieder ins Gleichgewicht gebracht und ein
Hörsturz beseitigt. Auch hier gilt: Je eher der Patient zur Akupunktur kommt, umso größer sind die
Chancen auf Heilung.
Eine Nierenmoxibustion hat positive Auswirkungen auf das Hörorgan.
Bei einem Hörsturz gibt es spezielle Akupunkturpunkte, die angeregt werden müssen. Das sind
zunächst zwei Punkte am betroffenen Ohr. Die für das Ohr zuständigen Energiebahnen laufen durch
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den gesamten Körper. Deshalb wird auch an anderen Stellen am Unterarm und auf dem Handrücken
genadelt. Am Fuß gibt es ebenfalls einen Akupunkturpunkt. Nach der Behandlung bleibt der Patient
rund 20 Minuten entspannt liegen.
Ergänzt wird das Ganze mit der Moxibustion. Dafür wird Beifuss angezündet und das Ohr in Kräuterrauch eingehüllt.
Das gleiche ist an zwei Punkten im Bereich der Nieren möglich. Eine spezielle Vorrichtung leitet
Wärme und Rauch der Beifusskräuter zu zwei Nierenpunkten.
Die Ohren gelten in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Tore der Nieren. Die Wärmebehandlung mit Rauch aus Beifuss stimuliert den Energiefluss und die Durchblutung und unterstützt die
Verbesserung der Hörleistung.
Am Markt gibt es auch OHRSTÄBCHEN, welche in den Gehörgang gesteckt und am Ende angezündet werden. Von der Schulmedizin wird die Wirkung angezweifelt.
Adressen
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Haart 221 24539 Neumünster
Tel.: 04321 / 972 50
Deutscher Berufsverband der Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie
Fichtestr. 9 04275 Leipzig
Tel.: 0341 / 309 54 10
Presse- und Informationsstelle der Fördergemeinschaft Gutes Hören
Schuhmarkt 4 35037 Marburg
Tel.: 06421 / 93 60
Fax: 06421 / 29 36 60
E-Mail: [email protected]
Universitätsklink für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde / plastische Operationen
Liebigstr. 18a 04103 Leipzig
Tel.: 0341 / 9721700
Fax: 0341 / 9721709
E-Mail: [email protected]
Chinesisches Gesundheitszentrum Yang Sheng
Frau Liren Lu Berliner Straße 12
04105 Leipzig
Tel.: 0341 / 58 30 728
DAL - Deutscher Arbeitsring für Lärmbekämpfung e.V.
Frankenstr. 25 40476 Düsseldorf
Fax: 0211 / 442634
Informationszentrum Lärm.
Tel.: 0211 / 488499 (Mo - Do 9.00-10.30 Uhr, Do 17-19 Uhr)
E-Mail: [email protected]
Bundesvereinigung gegen Fluglärm e.V. (BVF)
Geschäftsstelle: Frankenstr. 25 40476 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 4209186
Fax: 0211 / 4209188
E-Mail: [email protected]
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.
Bundesgeschäftsstelle Haart 221 24539 Neumünster
Tel.: 4321 / 97250
Deutscher Berufsverband der Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie
Fichtestr. 9 04275 Leipzig
Tel. 0341 / 3095410
Presse- und Informationsstelle der Fördergemeinschaft Gutes Hören
Schuhmarkt 4 35037 Marburg
Tel.: 6421 / 936-0
Fax: 06421/2936-60
E-Mail: [email protected]
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Literatur
Rubin, F., Schutt, K.:
HAUPTSACHE GESUND. Volkskrankheiten – wie Medizin und Natur helfen und heilen.
Rowohlt Taschenbuch Verlag und Verlag im Kilian 2004.
ISBN: 3 499 61930 X
Eschler, W. u.a.:
Schwerhörigkeit und Tinnitus.
München: Profil Verlag 2001.
ISBN: 3890195059
Kießling, J.:
Endlich wieder besser hören.
Karl F. Haug Fachbuchverlag 2002.
ISBN: 3830430175
Müller, W.:
Besser hören.
Stuttgart: Hirzel 2002.
ISBN: 3777611581
Hamann, K-F.; Hamann, K.:
Schwerhörigkeit und Hörgeräte. 111 Fragen und Antworten.
Zuckschwerdt 2005.
ISBN: 3886038866
Brüser, E.:
Wieder besser hören.
Stiftung Warentest 2005.
ISBN: 3937880143
Cochlea-Iplantat – wieder hören nach einer OP
Wenn das Gehör langsam nachlässt, nehmen viele Betroffene das lange Zeit nicht ernst. Hinzu kommt
oft die Eitelkeit, kein Hörgerät tragen zu wollen - bis es gar nicht mehr anders geht. Doch dann können
normale und sogar implantierte Hörgeräte können den Hörverlust nicht mehr wettmachen .
Restgehör bleibt bei neuer OP erhalten
Ein neues Verfahren kann nun helfen: die Hybrid-Innenohrprothese. Das sogenannte CochleaImplantat (CI) wurde bisher nur bei gehörlosen Kindern oder nahezu vollständig ertaubten Patienten
eingesetzt, da bei der Operation ein noch erhaltenes Restgehör zerstört wurde: Die CI-Elektroden
streiften beim Einführen in die Gehörschnecke die noch vorhandenen Haarsinneszellen und machten
sie funktionsunfähig.
Cochlea-Implantate wandeln über einen außen hinter dem Ohr getragenen Sprachprozessor Töne in
elektrische Signale um, die durch die Kopfhaut auf die in die Hörschnecke des Innenohrs
eingepflanzten Elektroden übertragen werden. Sie reizen direkt den Hörnerv und ermöglichen so ein,
wenn auch unnatürliches, Hören: Für gehörlose Patienten ist das ein echter Gewinn, für extrem
Schwerhörige überwog bisher aber der Nachteil, ihr noch verbliebenes Gehör unwiederbringlich zu
verlieren.
Kombination aus akustischem und elektronischem Hören
Nun ermöglicht eine neue, schonendere Technik den hörerhaltenden Einsatz eines CochleaImplantats. Mit verkürzten Elektroden und veränderten Operationsverfahren lassen sich auch
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minimale Hörreste erhalten. Mittel- und hochtontaube Patienten erhalten statt der herkömmlichen
Implantate sogenannte Hybrid-Geräte. Sie bestehen aus einem Cochlea-Implantat, das die hohen
Töne direkt an den Hörnerven übermittelt, und einem Hörgerät, das die tiefen Töne für das noch
vorhandene Innenohr verstärkt.
Die Patienten hören damit gleichzeitig akustisch und elektronisch. Das erleichtert das Verstehen von
Sprache, die Geräuschwahrnehmung und ermöglicht sogar das Musikhören. Außerdem treten bei der
neuen Technik weniger Gleichgewichtsstörungen auf als bei dem herkömmlichen Verfahren.
Nach der Operation in Vollnarkose muss der Sprachprozessor programmiert und justiert werden, um
das bestmögliche Hören zu ermöglichen. Die Patienten müssen mit dem Hybrid-CI ganz neu hören
lernen und das Gerät regelmäßig in einem Hörzentrum überprüfen und einstellen lassen .
Viel um die Ohren
Gehörschutz benötigen viele Menschen: Egal, ob es bei der Arbeit oder in der Freizeit zu laut
wird, ob der Schlaf durch schnarchende Partner oder lärmende Nachbarn gestört wird – eine
individuelle Dämpfung wird immer beliebter. Wer braucht sie und was können die kleinen
Ohrstöpsel?
Individueller Hörschutz:
Wenn es Kindern zu laut wird, dann halten sie sich die Ohren zu. Und das ist gut so, denn dadurch
schützen sie sich vor einem Hörschaden. Gegen Lärmschäden helfen bisher weder Medikamente
noch Operationen, sie sind unheilbar. Allein Hörsysteme können dann noch den Schaden ausgleichen.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten sich Menschen, die beruflich oder privat lauten Schall
ertragen müssen, mit einem individuellen Gehörschutz vorsorgen. Da jeder Gehörgang eine individuelle Größe und Krümmung hat, passt ein nach Maß angefertigter Gehörschutz am besten. Er sitzt
weder zu locker noch drückt er und bietet damit optimalen Schutz und Tragekomfort. Ähnlich wie beim
Zahnarzt nehmen die Gehörspezialisten für die Maßanfertigung einen Abdruck von Ohrmuschel und
Gehörgang. Das dauert nur ein paar Minuten und tut überhaupt nicht weh. Nach dieser Vorlage fertigen die Techniker im Labor dann den Lärmschutz an. Dafür wird weiches, antiallergisches Silikonmaterial verwendet. Die Maßanfertigungen gibt es quasi für jede Lebenssituation: für Menschen, die
mit Industrielärm arbeiten, für Musiker, für Partner von Schnarchern, zum Tauchen und zum
Schwimmen.
Akustikus-Neurinom:
Ohrenuntersuchung
Die Beschwerden kommen ganz schleichend: Ab und zu eine kleine Unsicherheit beim Überqueren
der Straße, ein leichter Schwindel, ein Zögern. Anders als sonst eben, aber irgendwie noch zu
tolerieren. Später kommen die Ohrgeräusche dazu. Erst selten, dann treten sie immer häufiger auf;
zum Schluss gehen sie dann gar nicht mehr weg. Diese Geräusche können ganz unterschiedlich sein:
Mal ist es ein Piepsen, mal ein Brummen. Besonders intensiv tönt es im Ohr nach Ruhephasen wie
nach dem Schlafen, beim Lesen oder beim leisen Fernsehen.
Viele Menschen glauben zunächst, Stress sei schuld an den Beschwerden. Aber wenn auch ein
Urlaub nichts an den Beschwerden ändert, spätestens dann wird es höchste Zeit für einen Besuch
beim HNO-Arzt. Der veranlasst zunächst eine genaue Untersuchung. Ganz verschiedene Erkrankungen könnte hinter den beschriebenen Symptomen stecken – ein Hörsturz, ein Tinnitus oder doch
nur Kreislaufstörungen?
Schuld an den Beschwerden kann gelegentlich auch mal ein Tumor am Hörnerv sein, ein sogenanntes Akustikus-Neurinom. Nachweisen lässt es sich nur durch eine Kernspintomografie. Der Blick ins
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Gehirn zeigt: Hinter dem Innenohr, beim inneren Gehörgang liegt der Tumor. Dort verlaufen in einem
Bündel Hörnerv, Gleichgewichtsnerv und Gesichtsnerv. Ausgerechnet in dieser sensiblen Region
wächst der Tumor.
Das Akustikus-Neurinom ist zwar gutartig, schädigt aber Hör- und Gleichgewichtsnerven. Dehnt sich
der Tumor weiter aus, kann er auch das Gehirn verdrängen. Das kann dann sogar lebensgefährlich
werden. Deshalb muss die Geschwulst entfernt werden. Bei einer solchen Operation besteht trotz aller
Sorgfalt ein gewisses Risiko für eine Hör- oder Gleichgewichtsstörung, seltener auch die Gefahr einer
Lähmung des Gesichtsnerven. Lassen Sie sich deshalb bei einem anstehenden Eingriff genau über
mögliche Komplikationen aufklären.
Neugeborenen-Hörscreening:
Hörkurve
Etwa zwei von 1000 Neugeborenen kommen schwerhörig oder gehörlos zur Welt. Jedes Jahr werden
hierzulande also etwa 2000 Babys geboren, die schon im Mutterleib nicht richtig hören. Ihre Ohren
haben durch Virusinfektionen wie Röteln, Zytomegalie oder Toxoplasmose während der Schwangerschaft Schaden genommen oder sind erblich bedingt fehl gebildet.
Die Hörstörungen werden meist erst spät entdeckt, im Durchschnitt erst mit 31 Monaten. Dann vergehen weitere vier, fünf Monate, bis die Kinder mit dem richtigen Hörgerät versorgt sind. Wird der
angeborene Hörmangel jedoch erst im Kindergartenalter entdeckt, ist es oft schon zu spät für eine
gezielte Behandlung. Das gestörte Hören wirkt sich drastisch auf die Sprachentwicklung, auf die
geistigen Fähigkeiten und die soziale Eingliederung aus. Deshalb wünschen sich HNO-Ärzte eine
Untersuchung aller Neugeborenen, also ein Screening.
Denn wird eine Hörstörung noch im ersten Lebenshalbjahr entdeckt und
Spracherwerb und Sprachverständnis weitgehend normal entwickeln. In
Brandenburger Entbindungskliniken wird deshalb mittlerweile zwischen dem
solcher Hörtest angeboten. Die sogenannten otoakustischen Emissionen,
Reaktionen im Babyohr schnell, einfach und sind völlig schmerzfrei.
behandelt, können sich
fast allen Berliner und
3. und 5. Lebenstag ein
kurz OAE, messen die
Stellen die Untersucher einmal Unregelmäßigkeiten fest, muss das nicht immer gleich ein Hörschaden
bedeuten. Vielleicht gab es während der Untersuchung ein störendes Geräusch oder die Gehörgänge
des Kindes sind einfach noch zu winzig – auch diese Befunde können das Resultat des Hörtests verfälschen. In solch einem Fall wird der Test einige Tage später wiederholt.
Werden allerdings Störungen wie beispielsweise eine Innenohrschwerhörigkeit diagnostiziert, können
die Ärzte den Kindern und ihren Eltern heutzutage gut helfen: Durch die Früherkennung haben die
Kinder gute Chancen, sich normal zu entwickeln, sie können sogar ganz normal sprechen lernen. Das
gelingt ihnen vor allem dank sogenannter kleiner "Lauschies", fein abgestimmter Hörgeräte. Einmal in
der Woche trainieren die Logopäden mit den Kindern und zeigen den Eltern, wie sie die Hör- und
Sprachentwicklung des Kindes optimal fördern können.
Wattestäbchen und Ohrenkerzen: was hilft bei verstopften Ohren ?
Von Manfred Schramm
Wattestäbchen sind ein Tabu, meist sind sie keine Hilfe bei Ohrenpfropfen, sondern eher der
Auslöser. Der HNO-Arzt kann die verstopften Ohren wieder frei spülen, doch gibt es auch Mittel
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für zuhause? Kann man die Pfropfen ganz vermeiden? Wie soll man seine Ohren grundsätzlich
pflegen?
Unsere Ohren nehmen von Anfang an Geräusche, Töne, Laute, später Sätze oder Musik auf. Sie
lernen zwischen Nuancen in unserer Sprache - Lachen, Weinen, Stöhnen, Schreien usw. - zu
unterscheiden, auch ohne den Menschen zu sehen. Sie dienen zur Orientierung im Raum. Sie
nehmen Geräusche von allen Seiten wahr und sind Tag und Nacht im Einsatz. Sie selbst machen sich
in der Regel nicht bemerkbar, es sei denn, irgendetwas stimmt nicht. Sie können verstopft sein,
schmerzen, entzündet sein, Töne aussenden oder sogar durch einen Hörsturz eine Hörminderung
erleiden.
Doch oft kann richtiges Verhalten mit einfachen Maßnahmen schlimmere Entwicklungen verhindern.
Ohrenschmalz
Was ist das überhaupt? Ohrenschmalz, medizinisch Cerumen genannt, ist ein Gemisch aus Talg und
Sekreten. Dies kann stören. Doch unsere Ohren haben einen wunderbaren Mechanismus, sie reinigen
sich normalerweise selbst und befördern alles nach außen. Ist die Ohrpfropfenbildung jedoch so stark,
dass sie das Hören beeinträchtigt, sollte etwas unternommen werden. Verlockend ist für viele der Griff
zu Wattestäbchen. Sie sehen harmlos und weich aus, sind leicht zu benutzen und ins Ohr
einzuführen. Doch Vorsicht! Bei der Reinigung mit Wattestäbchen wird oft ein Teil des Pfropfens vor
das Trommelfell geschoben. Das kann zu Ohrenschmerzen und Hörminderung führen. Auch eine
Trommelfellverletzung ist möglich. Auf jeder Packung steht ein Warmhinweis. Und der steht nicht
umsonst da.
Bei verstopften Ohren sollte man lieber nichts selber machen. Scheuen Sie sich nicht, den Weg zum
Hals-Nasen-Ohrenarzt zu machen, denn dort kann das Cerumen problemlos entfernt werden. Denn
sonst kann es zu zum Teil schwerwiegenden Problemen kommen:
Dr. med. Kirsten Aigner Fachärztin für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, München:
"Im Prinzip kann es gefährlich werden, es kann zu Entzündungen kommen, gerade am Gehörgang,
oder bei Verletzungen des Trommelfells zu Mittelohrentzündungen. Der Trommelfelldefekt kann dann
nicht richtig ausheilen, so dass man dann sogar operative Maßnahmen ergreifen müsste."
Je nach Art der Ablagerungen wendet der Facharzt eine von drei Methoden an, um den Pfropfen aus
dem Gehörgang zu entfernen.
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
Weiche Ablagerungen können mit lauwarmem Wasser aus dem Ohr gespült werden. Dabei
wird das Wasser gezielt über einen Strahl auf den Pfropfen gerichtet und mit etwas Druck
ausgeschwemmt.

Eine andere Methode ist das Absaugen. Der Pfropfen wird über einen dünnen Metallstab, der
in den Gehörgang eingeführt wird, angesaugt und so aus dem Ohr entfernt.

Ist der Pfropfen jedoch schon härter, setzt der Arzt ein Häkchen ein, um ihn zu entfernen.
Alle drei bis sechs Monate empfiehlt der Facharzt eine Entfernung des Ohrenschmalzes. Wer eine
sehr starke Bildung von Ohrenschmalz hat, sollte auch öfter hingehen.
Mittel aus der Apotheke
"Muss ich wirklich jedes Mal zum HNO-Arzt?", mag manch einer denken. Wattestäbchen sind tabu.
Aber in der Apotheke werden Sprays und Tropfen angeboten, mit denen die Ohren gut gereinigt
werden können. Sprays sind dazu gedacht, das Ohrenschmalz aufzuweichen und so aus dem
Gehörgang herauszuspülen. Tropfen funktionieren im Prinzip genauso. Aber meistens lässt das
Ergebnis zu wünschen übrig.
Dr. med. Kirsten Aigner:
"Das kann zum Teil gut funktionieren, wenn es nicht viel Ohrenschmalz ist. Allerdings besteht auch
da die Gefahr, dass man das Ohrenschmalz weiter reindrückt oder auch nicht ganz entfernt bekommt
und dann zur richtigen professionellen Reinigung zum HNO-Arzt gehen sollte."
Ohrenkerzen
Ohrenkerzen sollen von den Hopi-Indianern schon vor 900 Jahren angewandt worden sein. In der
Alternativmedizin und in der Esoterik haben sie ihren festen Platz. So sollen sie bei Ohrproblemen
aller Art helfen. Also auch bei Ohrenschmalz. Der Benutzer zündet die Kerze an, schützt sich und sein
Ohr durch eine Abdeckung, die am Kerzenende angebracht wird und tropfendes Wachs aufhalten soll.
Legt sich seitlich aufs Bett oder Sofa, deckt mit einem mit Alufolie beschichteten Fächer sein Haar ab
und steckt die Kerze ins Ohr. Die Kerze ist innen hohl und soll so wie ein Kamin wirken. Durch den
Hohlraum strömt Wärme ins Ohr, die den Pfropfen aufweichen und auflösen soll, so dass er leicht aus
dem Ohr herausgeholt werden kann.
Doch HNO-Ärzte berichten, dass sie oft Anwender dieser Methode sehen, die noch Rußpartikel oder
Wachsreste im Gehörgang haben, und dass es zum Teil durch auftropfendes Wachs zu Verbren-
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nungen kommt. Die Deutsche Gesellschaft der HNO-Ärzte warnt ausdrücklich vor der Anwendung von
Ohrenkerzen bei Ohrproblemen.
Pflege der Ohren
Unsere Ohren brauchen keine aufwändige Pflege. Zu viel kann eher schaden. Es wird nur ein
Waschlappen oder ein Handtuchzipfel gebraucht. Der soll mit lauwarmem Wasser leicht angefeuchtet
werden, dann kann das Ohr vorsichtig abgetupft werden. Aber auch hier nur die Ohrmuschel und den
vorderen leicht erreichbaren Teil des Gehörgangs, und auch hier sollte man nicht zu tief hineingehen.
Und: nicht zu stark rubbeln, sondern nur vorsichtig tupfen. Es sollte auch keine Seife verwendet
werden. Sie kann zu scharf sein und eventuell Probleme machen. Nach dem Duschen und
Schwimmen sollten die Ohren getrocknet werden. Das kann mit einem weichen Tuch passieren oder
mit dem Fön auf kleinster Stufe. Denn nasse Ohren sind gegen Kälte empfindlich und bei etwaigen
Trommelfellverletzungen kann es vorkommen, dass Keime ins Mittelohr gelangen und Entzündungen
hervorrufen.
Zugluft
Viele Menschen reagieren empfindlich auf Zugluft. Sie frieren schnell am Kopf, und das kann auf die
Ohren gehen. Und wer gar in die Winterkälte hinaus will, sollte sich durch Sonne nicht täuschen
lassen und lieber einen Blick aufs Thermometer werfen. Also warm halten, Mütze, Schal und
Handschuhe an, das hilft meistens schon, sich vor Ohrenschmerzen zu schützen.
Dr. med. Kirsten Aigner:
"Es kann sein, dass - wenn die Schleimhäute schlechter durchblutet sind - es über den Mund-Rachen
oder Nasen-Rachen zur Verschleppung von Keimen kommt. Man wird dann infektanfällig und es
kann dann auch über eine Verschleppung der Keime über die Eustachische Röhre zu Ohrproblemen
kommen."
Es kann zum Beispiel zu Entzündungen kommen. Am schlimmsten ist eine Mittelohrentzündung. Sie
kann durch Keime und Bakterien entstehen, die über den Mund-Rachen-Raum ins Mittelohr
eindringen. Mittelohrentzündungen gehen fast immer mit hohem Fieber einher. Hier können meist nur
Schmerzmittel helfen. In hartnäckigen Fällen Antibiotika.
Oft löst Kälte aber nur einen sogenannten neuralgischen Schmerz aus. Der kann unangenehm sein,
geht aber meistens bei Wärme wieder von alleine weg.
Wasser im Ohr
Nach dem Schwimmen oder Duschen hat man manchmal Wasser im Ohr. Das ist nicht weiter
schlimm, höchstens ein wenig unangenehm. Der Tipp, wie man das Ohr wieder frei bekommt: Das
Ohr nach oben und hinten ziehen, so wird der Gehörgang wieder gerader, und den Kopf zur Seite
neigen. So kann das Wasser leichter ablaufen.
Ohrstöpsel
Viele Menschen sind empfindlich gegen Lärm und Geräusche. Vor allem in der Nacht. Und wenn dann
der Partner noch schnarcht, ist die Nachtruhe schnell dahin. Da können Ohrstöpsel sinnvoll sein. Es
gibt sie heute aus verschiedenen Materialien, die weich sind und sich leicht formen lassen, damit sie
in jedes Ohr passen und auch wieder leicht entfernt werden können. Doch worauf sollte geachtet
werden?
Dr. med. Kirsten Aigner:
"Man sollte beim Tragen von Ohrenstöpseln darauf achten, dass man sie nicht zu weit in das Ohr
hineinschiebt, und dass sie beim Tragen nicht unangenehm sind. Sie sollten keine Schmerzen
bereiten, wenn man sie ins Ohr steckt. Dann kann man sie, wenn sie gut verträglich sind, durchaus
die ganze Nacht im Ohr behalten, um sich vor Lärm zu schützen."
Adressen:
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
Geschäftsstelle: Frau U. Fischer
Hittorfstr. 7 53129 Bonn
Telefon: (02 28) 23 17 70
Fax: (02 28) 23 93 85
E-Mail: [email protected]
Internet: www.hno.org
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Tinnitus
Von Manfred Schramm
Stand: 30.12.2009
Tinnitus - das ist ein nervendes Geräusch im Ohr. Es kann kurzzeitig auftreten, länger bleiben,
aber auch chronisch werden. Jährlich geht der Tinnitus bei über 340.000 Patienten in eine
chronische Form über. Insgesamt schätzen die Fachärzte die Zahl der chronisch Betroffenen in
Deutschland auf drei bis vier Millionen.
Ein Hausarzt bekommt von zirka 15 Prozent seiner Patienten zu hören, sie hätten einen Tinnitus. Ein
HNO-Arzt erfährt das sogar von 25 Prozent seiner Patienten.
Wann ist ein Tinnitus akut, wann chronisch?
Von einem akuten Tinnitus spricht man innerhalb der ersten Wochen und sogar Monate. Ab einem
Zeitraum von drei bis vier Monaten wird er subakut genannt. Wenn er nach einem Jahr noch nicht
verschwunden ist, bezeichnen die HNO-Ärzte und Tinnitus-Spezialisten ihn als chronisch.
Ist Tinnitus immer ein Pfeifton?
Tinnitus ist oft ein Pfeifton. Er kann sich aber auch ganz anders anhören. Ein Hämmern, Rauschen,
Zischen, dumpfe Schläge oder gemischt - ein Pfeifen mit Rauschen. Den Tinnitus-Formen sind kaum
Grenzen gesetzt.
Bildunterschrift: Zu laute Musik kann zum Tinnitus führen
Was ist die Ursache von Tinnitus?
Häufigste Ursache für einen Tinnitus ist vor allem Lärm - am Arbeitsplatz, in der Freizeit, in Discos,
durch iPods. Weil Musik für viele Jugendliche laut sein muss, haben sie nach einem Rockkonzert oft
ein Pfeifen im Ohr. Zum Glück meist nur kurzfristig. Und es geht von selbst wieder weg. Aber jeder
vierte Jugendliche hat heute schon einen Hörschaden und ist Kandidat für Schwerhörigkeit und
Tinnitus chronischer Art.
Tinnitus ist keine Krankheit, sondern ein Symptom
Weitere
Ursachen
können
unter
anderem
Hörsturz,
Knalltrauma,
Vireninfektionen,
Innenohrerkrankungen, häufig Schwerhörigkeit und der Morbus Menière mit Schwindel sein. Oft bleibt
die Ursache aber unklar. Tinnitus ist keine Krankheit, sondern ein Symptom.
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Bildunterschrift: Welche Rolle spielt der Stress bei der Entstehung eines Tinnitus?
Wie kommt der Stress ins Spiel?
Viele Menschen glauben, dass Stress die Hauptursache für das Pfeifen im Ohr ist. Doch das ist ein
Irrtum: Denn Stress ist nur ein Verstärker für den Ton oder das Geräusch, die Ursachen liegen fast
immer woanders. Wer Stress hat, der achtet mehr auf seinen Tinnitus. Er gibt ihm mehr Raum, lässt
ihn an sich ran, anstatt ihn zu ignorieren.
Helfen Infusionen?
Wenn man einen Hörsturz erleidet oder ein unangenehmes Ohrgeräusch wahrnimmt, sollte man so
bald wie möglich zum HNO-Arzt! Dort erwarten den Patienten eine Ohruntersuchung und eine
Hörprüfung. Als erste therapeutische Maßnahme werden Infusionen angeordnet - eventuell mit
Cortisongaben verbunden. Sie sollen die Durchblutung in den Sinnes- oder Haarzellen wieder
anregen. Das hilft oft beim Hörsturz, aber sehr selten gegen den Pfeifton.
Bildunterschrift: Was passiert im Gehirn?
Was passiert im Ohr und im Kopf?
Die Sinnes- oder Haarzellen, die zur Weiterleitung von Tönen und Geräuschen dienen, sind
beschädigt. Dadurch leiten sie falsche Informationen weiter, die das Gehirn als Geräusch interpretiert.
Die Wahrscheinlichkeit scheint groß zu sein, dass der Tinnitus eine Sache des Hör- und
Gefühlzentrums im Gehirn ist. Denn, so meinen viele Forscher heute, hat jeder einen Tinnitus, doch er
wird nicht bemerkt. Erst wenn irgendwelche besonderen Schallereignisse auftreten, tritt der Tinnitus in
den Vordergrund. Dann wird er oft durch Stress bewusst.
Wann ist eine Sauerstoffüberdruckbehandlung sinnvoll?
Wenn Infusionen nicht helfen, kann in speziellen Fällen von Tinnitus versucht werden, mit einer
Sauerstoffüberdruckbehandlung in einer sogenannten Druckkammer dem Ohrgeräusch entgegen zu
wirken. Das kann klappen, ist aber nicht garantiert. Doch beim akuten Tinnitus und beim Knalltrauma
gibt es gute Ergebnisse: Bei aktuem Tinnitus tritt bei ca. 70 Prozent der Patienten eine Linderung ein.
Bei knapp der Hälfte geht der Tinnitus ganz weg.
Dr. Christian Heiden: HNO-Arzt, Druckkammerzentrum, Klinikum Traunstein
"Bei akutem Tinnitus sehen wir eine Linderung des Ohrgeräuschs bei der HBO-Behandlung bei 70
Prozent der Patienten. Von diesen 70 Prozent werden 30 Prozent auch geheilt, d. h. der Tinnitus geht
dann weg. Leider bleiben 30 Prozent, wo keine Hilfe erreicht wird."
Masker - sind sie noch aktuell?
Masker sind dazu da, die Tinnitus-Töne und Geräusche zu überlagern, sie praktisch zu verdrängen.
Dazu wird in einer Hörprüfung ein Audiogramm erstellt, in dem die Höhe des Tinnitus-Tones
herausgefunden wird. Um den Tinnitus-Ton zu überlagern, spielt man dem Probanden Töne
verschiedener Frequenzen ein, bis er den Tinnitus-Ton nicht mehr wahrnimmt. Die Idee dahinter ist,
dass der Betroffene damit besser klar kommt, als mit dem Ohrgeräusch. Das wird von den Betroffenen
aber unterschiedlich empfunden: manchen hilft der Masker, andere stört der zusätzliche Ton.
Seite 22 von 41
Patienten-Meinungen zu Maskern:

"Das ist ein angenehmes Geräusch, und es ist besser als ohne. Also ich kann mir durchaus
vorstellen, dass das hilft."

"Es sind mehrere Töne, die versuchen, einen anderen Ton zu übertönen. Es ist ein
zusätzlicher Ton im Ohr, und das ist äußerst unangenehm. Ich persönlich kann mit diesem
zusätzlichen Ton nicht umgehen."
Jeder muss für sich entscheiden, ob ein Masker eine Möglichkeit für ihn sein kann, vor allem, weil
auch die Ärzte und Wissenschaftler durch Studien zu neuen Erkenntnissen gekommen sind. Die
Erwartungen, die anfänglich in die Masker gesteckt wurden, haben sich nicht halten können. Heute
geht man daher eher zurückhaltend mit der Verordnung um. Aber für diejenigen, die es ausprobieren
wollen, eine gute Nachricht: Industrie und Hörgeräteakustiker sind bereit, die Patienten die Geräte vier
Wochen lang testen zu lassen.
Heilung mit Musik?
Das unangenehme Ohrengeräusch kann möglicherweise per Musiktherapie dauerhaft verringert
werden. Eine Forschergruppe der Universität Münster unter Leitung von Prof. Christo Pantev fand
heraus, dass bei Betroffenen, die regelmäßig ein Jahr lang Musik hörten, dass Ohrenklingeln abnahm
- wenn die individuellen Tinnitus-Frequenzen bei den Musikstücken ausgeblendet wurden. Als Grund
für das nachlassende Pfeifen vermuten die Wissenschaftler die geringere Stimulation der
entsprechenden Hörnerven.
Bewältigungstherapie und kognitive Verhaltenstherapie
Jeder erlebt Tinnitus-Geräusche anders. Das macht es so schwierig zu entscheiden, in welche
Richtung eine Bewältigungstherapie gehen soll. Ist mehr Wert auf die Hörminderung oder die
Geräuschempfindlichkeit zu legen, oder sollen die psychischen Probleme in den Vordergrund der
Therapie rücken?
Eine vor kurzem erstellte Metaanalyse des Cochrane-Institutes sieht die kognitive Verhaltentherapie
als "Therapie der Wahl" beim chronischen Tinnitus (Evidenzbasierte Medizin EbM Ib; Cochrane 2007).
Die negativen Tinnituswahrnehmungen sollen durch Verhaltensänderungen ins Positive verkehrt
werden. So kann der Tinnitus im Laufe der Zeit akzeptiert und ignoriert, in den Hintergrund geschoben
werden. Oft gerät er dadurch in "Vergessenheit". Es besteht auch beim chronischen Tinnitus die
Möglichkeit, dass er noch nach vielen Jahren wieder ganz verschwindet.
Was kann der Einzelne für sich selbst tun?
Ist der Tinnitus erst einmal chronisch, muss der Einzelne sich mit ihm arrangieren. Er darf ihm nicht
das Feld überlassen, sondern er muss sich selbst immer bewusst machen, dass der Tinnitus nicht der
Mittelpunkt seines Lebens ist. Er ist und bleibt eine Randerscheinung, auch wenn er lästig ist und sich
in schwierigen Zeiten wieder stärker bemerkbar macht. Der Einzelne muss mit ihm leben, ihn
akzeptieren, aber er darf ihm nicht zu viel Raum und schon gar keine Macht über sein Leben geben.
Dabei helfen Entspannungsübungen, viel Bewegung, Musik, alles was ablenkt. Mit der Zeit verblasst
dann die Wichtigkeit des Tinnitus.
Adressen & Links

Prof. Dr. med. Gerhard Goebel
Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck
Am Roseneck 83209 Prien am Chiemsee

Dr. med. Eberhard Biesinger
Facharzt für HNO-Heilkunde / Tinnitus-Spezialist, Traunstein

Dr. med Christian Heiden
Druckkammerzentrum Traunstein

Deutsche Tinnitus-Liga: www.tinnitus-liga.de
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Schwimmbad-Otitis: den Keimen keine Chance geben
Von Gunther Franke
Stand: 13.07.2009
Keime können einem den Spaß im Schwimmbad gründlich verderben. Denn sie führen oft zu
einer Entzündung des Ohres - der sogenannten Schwimmbad-Otitis. Wie man vorbeugen kann,
verraten wir hier.
Die Schwimmbad-Otitis ist eine schmerzhafte Entzündung des äußeren Gehörgangs. Wer sich derzeit
ins kühle Nass stürzt, sollte damit rechnen, dass es auch in sauberen Seen und Schwimmbädern,
besonders aber in Moor- und Baggerseen, vor Keimen und Bakterien nur so wimmelt. Die Keime, die
in den Sommermonaten viele Badegäste attackieren, heißen Proteus und Pseudomonas. Sie
können sich im Gehörgang einnisten und dort die natürliche Schutzschicht überwinden. In den
Sommermonaten ist diese Entzündung des Ohres - die Ärzte sprechen von der sogenannten
Schwimmbad-Otitis oder dem Taucher- und Surferohr – eine der häufigsten Diagnosen. Juckreiz und
Schmerzen sind neben der geröteten oder geschwollenen Haut die Hauptsymptome.
John-Martin Hempel, Oberarzt, HNO-Abteilung vom Klinikum München-Großhadern:
"Was erst ganz harmlos beginnt, kann sich leicht zu einer ernstzunehmenden Entzündung
entwickeln, die man behandeln lassen sollte (…) Die Patienten berichten erst von einem Jucken im
äußeren Gehörgang. Dann gehen sie in einem warmen Gewässer schwimmen. Dabei kommt
Flüssigkeit in den äußeren Gehörgang. Die Haut im Gehörgang quillt auf und entzündet sich. "
Verletzungsgefahr durch Wattestäbchen
Häufig bleibt die Entzündung zunächst unbemerkt. Lediglich ein Jucken am Ohr sorgt für Irritationen.
Das Ohr ist besonders berührungsempfindlich. Der Griff zum Ohr, Bohren und Drücken bringt jedoch
keine Erleichterung. In keinem Fall sollte man selbst am Ohr herumdoktern, warnen die Experten.
"Greifen Sie nicht zu Wattestäbchen", lautet die Empfehlung. Denn diese helfen nicht gegen das
Jucken. Wegen der erhöhten Verletzungsgefahr machen sie die Sache nur noch schlimmer. Beim
Versuch, die Erreger und den Ohrenschmalz herauszuputzen, könnte die feine Haut im Gehörgang
des Ohres leicht einreißen. Besonders ist darauf zu achten, dass Ohrenschmalz – die schützende
Fettschicht im Ohr - nicht entfernt wird. Der Ohrenschmalz, der von den Talgdrüsen im Ohr produziert
wird, ist ein wichtiger Schutz gegen Nässe und Feuchtigkeit. Er fettet den Gehörgang aus. Das
Wasser im Ohr kann so besser wieder abfließen.
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Durch den Einsatz von Wattestäbchen können kleine Verletzungen in der Gehörgangshaut entstehen.
John-Martin Hempel, Oberarzt, HNO-Abteilung vom Klinikum München-Großhadern:
"Man verursacht damit kleine Rillen. Mit dem Wasser gelangen dann Wasserkeime, wie zum Beispiel
'Pseudomonas Aeruginosa' in den Gehörgang. Das ist der Anfang einer Entzündung des äußeren
Gehörgangs."
Bakterien im Gehörgang
Wenn eine Otitis nicht von selbst wieder verheilt und es besonders schlimm wird, haben möglicherweise Bakterien den Schutz der Ohrschmalzbarriere durchbrochen und sind in die Gehörgangswand
eingedrungen. Besonders bei Schmerzen sollte in diesem Fall der Arzt aufgesucht werden. Er wird
eine Therapie durchführen, damit der äußere Gehörgang wieder abschwillt.
John-Martin Hempel, Oberarzt, HNO-Abteilung vom Klinikum München-Großhadern:
"Weil es sich bei der akuten Entzündung des äußeren Gehörgangs meist um eine bakterielle
Entzündung handelt, müssen wir ein Antibiotikum anwenden. Dazu wird ein Gazestreifen mit einem
Antibiotikum getränkt und in den äußeren Gehörgang eingeführt. Das Antibiotikum kann - häufig in
Kombination mit entzündungshemmenden Wirkstoffen - gut auf die Haut im Gehörgang einwirken".
Innerhalb kurzer Zeit nach dieser Behandlung könne der Patient dann wieder ins Wasser. Allerdings
sollte er darauf achten, dass es nicht gleich wieder zu einer Entzündung kommt und vorsichtig sein.
Durch diese Therapie ist sichergestellt, dass eine Ausbreitung der Infektion auf das Trommelfell und
die angrenzenden Weichteile verhindert wird. Auf diese Weise kann auch eine Mastoiditis – eine
Entzündung des angrenzenden Ohrknochens - verhindert werden, die unbehandelt zur Taubheit
führen kann.
Vorbeugen gegen Schwimmbad-Otitis
Damit es nicht zu einer Entzündung kommt, heißt es vorbeugen: entweder mit Ohrpfropfen oder einem
speziellen Stirnband. Wer ganz sicher gehen möchte, kann auch ein Stirnband über die Ohrpfropfen
ziehen. Damit ist der empfindliche Gehörgang dicht verschlossen. Bei der Auswahl der vielen unterschiedlichen Ohrpfropfen auf dem Markt empfiehlt der Moosburger Tauchlehrer Gunnar Münch
Pfropfen mit Silicon: "Die Siliconbeschichtung verhindert, dass kontaminiertes Wasser eindringt."
Allerdings kann beim Einsatz von Ohrpfropfen – wie bei Wattestäbchen auch - die Gefahr bestehen,
dass Ohrenschmalz weit ins Innere des Gehörgangs geschoben wird und die empfindliche Ohrenhaut
ihren Schutz verliert. Das sollte in jedem Fall vermieden werden.
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Bildunterschrift: Ohren nach dem Bad mit Leitungswasser spülen
Rückfettung nach dem Bad
Tauchlehrer Gunnar Münch warnt davor, das Ohr nach dem Schwimmen mit Wasser aus dem See zu
spülen, um die gefährlichen Keime zu entfernen. Wasser aus den Badeseen könnte kontaminiert sein.
Er empfiehlt deshalb, mit Mineral- oder Leitungswasser zu spülen. Das ist ein weiterer Schritt, einer
Entzündung vorzubeugen.
Außerdem sollte man mit Babyöl, Olivenöl oder einer Speziallösung die Haut gleich nach dem
Schwimmen wieder rückfetten, um den ursprünglichen Fettschutz der Haut wieder herzustellen. Einige
Tropfen natives Olivenöl - kalt gepresst - nach dem Schwimmen ins Ohr tröpfeln. Das beugt für den
nächsten Schwimmgang vor und desinfiziert.
Beim nächsten Badeurlaub also daran denken: Ohren trocken halten und Sie bleiben gesund!
Tipps zur Verhinderung einer Schwimmbad-Otitis, Von Dr. Michael Deeg:

Ohren niemals mit Wattestäbchen reinigen, denn dadurch wird der Fettschutz der Haut
verletzt

Bei empfindlichen Ohren oder bei Tauchern empfiehlt es sich, die Ohren nach dem Aufenthalt
im Wasser mit klarem Süß- oder Trinkwasser auszuspülen

Einen Tropfen Oliven- oder Babyöl zur Rückfettung der Haut nach dem Schwimmen ins Ohr
tröpfeln.

Bei häufigen Entzündungen ist es sinnvoll, das Öl durch Glycerin-Alkohol-Tropfen, auch
"Tauchertröpfchen" genannt, zu ersetzen. Diese haben sowohl pflegenden als auch
desinfizierenden Effekt.

Eine einfache und praktikable Lösung sind Wasser-Essig-Tropfen im Verhältnis 10:1
gemischt, die ebenfalls desinfizierend wirken.
Quelle: Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.
Adresse:
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.
Postfach 1427
24539 Neumünster
Lärm macht krank: wann wird es gefährlich ?
Von Antje Samiralow
Stand: 05.04.2010
15 Millionen Deutsche fühlen sich, laut Schätzungen des Umweltbundesamts, stark durch Lärm
belästigt. Doch der Krach nervt nicht nur, er gefährdet auch die Gesundheit! Lärm ist der
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größte Krankmacher im Job. Er kann den Körper in Dauerstress versetzen und verschiedenste
Beschwerden verursachen - vom Gehörschaden bis zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko. Wer
ist besonders gefährdet? Und wie kann man sich schützen ?
Lärm ist immer das, was die anderen verursachen. So oder so ähnlich könnte man die Wahrnehmung
von Lärm wohl auf den Punkt bringen. Und auf viele Situationen trifft das auch zu: Einem
sympathischen Zeitgenossen sieht man so manches Störgeräusch nach, was man dem unliebsamen
Nachbarn nicht durchgehen lässt.
Was Lärm ist, wird unterschiedlich empfunden
Ein rauschender Bergbach wird möglicherweise als idyllisch empfunden, während das Ticken eines
Weckers, der effektiv leiser ist, einfach stört. Was den einen stört, registriert der andere gar nicht.
Menschen sind unterschiedlich lärmempfindlich, was sicherlich auch mit dem jeweiligen
Nervenkostüm sowie der Tagesform zu tun hat. Wer übermüdet und erschöpft ist, reagiert
empfindlicher auf Lärm.
Doch bei all den individuellen Wahrnehmungsunterschieden gibt es Lärmeinwirkungen, die zu
gesundheitlichen Schäden führen, und zwar unabhängig davon, ob man den Lärm als störend
empfindet oder nicht. Hörschäden treten spätestens ab einem Lärmpegel von 85 dB (A) auf, vor allem,
wenn die Betroffenen diesem Pegel über viele Stunden ausgesetzt sind. Alles, was darüber liegt, führt
zu intensiveren Schäden, je nachdem, wie lange man dem Lärm ausgesetzt ist.
Bildunterschrift: Musik - für den einen Lärm, für den anderen Kunstgenuss
Während ein Lärmpegel von 90 dB (A), wie ihn beispielsweise ein Motorrad verursachen kann, erst ab
etwa zwei Stunden gefährlich wird, kann das Gehör in einer Diskothek, wo der Lärm im Schnitt 105 dB
(A) erreicht, schon innerhalb weniger Minuten geschädigt werden. Je lauter es ist, desto geringer
sollte die Einwirkzeit sein.
Ein Problem stellt auch die Beschallung durch mehrere Lärmquellen dar. Auch wenn Fernseher, Radio
und Sprechstimmen in etwa gleich laut sind, wirken sie in der Summe doch deutlich lauter als nur der
Fernseher oder nur die Sprechstimmen.
Bildunterschrift: Auch Verkehrslärm kann krank machen.
Kann man sich an Lärm gewöhnen?
Psychisch kann man sich sehr wohl an Lärm gewöhnen. Das ist vermutlich auch ein Grund dafür,
dass im Laufe einer Diskonacht der Pegel sukzessive angehoben wird. Denn nach einer gewissen Zeit
wird die Musik nicht mehr als so laut empfunden. Die Diskobesucher scheinen jedoch den Rausch der
Beats und Bässe erst dann zu genießen, wenn es ordentlich aus den Boxen dröhnt.
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Doch ganz gleich, wie angenehm der Lieblingshit bei 100 dB (A) auch klingen mag: Für die Ohren ist
er eine einzige Tortur. Und das Fatale daran ist, dass mit fortschreitendem Hörverlust alles lauter
gepegelt werden muss, egal ob der Fernseher, das Radio oder die eigene Sprechstimme.
Die HNO-Fachärztin und Tinnitus-Expertin Frau Prof. Dr. Kerstin Lamm warnt jeden, der bereits einen
Hörschaden entwickelt hat, davor, sich weiterhin ungeschützt hohen Lärmpegeln auszusetzen. Jeder
Diskobesuch und jedes Rockkonzert kann den Hörverlust verstärken oder – sofern noch keine
Schädigung vorliegt – auslösen.
Viele Jugendliche haben schon einen Hörschaden
Vor allem bei einsetzenden Schädigungen des Gehörs fehlt es vielen Betroffenen an dem nötigen
Bewusstsein für die Gefahr, der sie sich aussetzen. Wer 17 Jahre alt ist, will Spaß haben und kommt
vermutlich nicht auf die Idee, dass die Hörqualität nachlassen könnte. Die Schwerhörigkeit nebst
Hörgeräten kennt man bestenfalls von den Großeltern. Schon heute haben 25 Prozent aller
Jugendlichen bis zum Alter von 25 Jahren einen Hörschaden. Doch da im Anfangsstadium eines sich
anbahnenden Gehörverlustes in der Regel eher Frequenzbereiche im oberen und unteren Bereich
gestört sind, nehmen die Betroffenen den Hörverlust als solchen nicht wahr.
Erst mit fortschreitender Schädigung, wenn auch die mittleren Frequenzbereiche gestört sind, die
unserer Sprechstimme entsprechen, wird der Hörverlust bemerkbar. Plötzlich muss man nachfragen,
Gespräche in größeren Gruppen werden als unangenehm und stressig empfunden. Nur ist es dann
häufig schon zu spät.
Wie kann man sich schützen?
Insbesondere für laute Musikveranstaltungen sollte man sich mit einem entsprechenden Gehörschutz
wappnen. Gehörgeräteakustiker bieten spezielle Geräte an, die dem jeweiligen Ohr angepasst
werden, so dass sie optimal sitzen. Solche Geräte sind mit Breitband-Dämmfiltern ausgestattet, die
das Klangspektrum weitestgehend erhalten, aber in der Lautstärke gedrosselt werden können. Damit
kann der Lärmpegel soweit reduziert werden, dass das Gehör keinen Schaden nimmt und der
Konzertbesuch trotzdem ein Klanggenuss ist.
Solche Gehörschutzgeräte gibt es von der Stange oder individuell an das jeweilige Ohr angepasst.
Die einfache und billigere Variante sind Ohrstöpsel aus der Apotheke.
Eine weitere Möglichkeit des Lärmschutzes bietet ein gewisser Abstand von der jeweiligen
Lärmquelle. Je weiter man sich vom Zentrum des Geschehens entfernt, desto leiser wird es.
Bildunterschrift: Ab und an sollte man die Stille suchen ....
Ruhe bitte!
Um das Gehör für eine "normale" Lautstärke zu sensibilisieren und ihm eine Ruhe- und
Erholungspause zu verschaffen, ist es ratsam, sich hin und wieder der vollkommenen Ruhe
auszusetzen. Zwar gibt es keine absolute Ruhe, denn selbst unser Atem löst einen Lärmpegel aus.
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Doch die Ruhe, die man in der Natur oder in einem Raum findet, der nicht mit Musik beschallt wird, tut
auch dem gesamten Organismus gut.
Krach macht krank
Möglicherweise haben viele Zeitgenossen das Gefühl für Ruhe und Zurückgezogenheit verloren. Aber
die permanente Beschallung löst Stressreaktionen aus, die nicht ohne Folgen bleiben. Nervosität,
schlechte Laune, eine verminderte Konzentrations- und Lernfähigkeit und ein gestörtes
Kommunikationsverhalten sind nur einige davon.
Zahlreiche Studien belegen zudem, dass Lärm auf Dauer das Risiko erhöht, einen Bluthochdruck zu
entwickeln.
Nicht zu unterschätzen sind überdies die Auswirkungen von nächtlichem Lärm auf den Schlaf. Der
Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley weist darauf hin, dass Lärm die Schlafqualität derart
beeinträchtigt, dass die Schlafphasen gestört werden und die Betroffenen am folgenden Tag nicht
ausreichend erholt sind. Wer nächtlichen Lärmquellen nicht entkommen kann, weil er an einer stark
befahrenen Straße oder über einem gut besuchten Lokal wohnt, sollte entsprechende Ohrstöpsel oder
andere Gehörschutzgeräte benutzen.
Links
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz: Neue EGLärmschutzrichtlinie
http://www.lgl.bayern.de....pdf
Deutsche Tinnitus-Liga e.V. (DTL)
Am Lohsiepen 18
42369 Wuppertal
Telefon: 0202 / 24 65 2-0 (Zentrale)
Telefax: 0202 / 24 65 2-20
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.tinnitus-liga.de
Alles Gute für Ihre Ohren ! ?
Von : Jutta Rosbach
Sendung im HR am 2.9.2010
Das Hören ist einer unser wesentlichen Sinne.
Gut hören heißt verstehen können - und ist ein wichtiges Stück Lebensqualität! Gerade ältere
Menschen neigen dazu, Schwerhörigkeit als normale Alterserscheinung hinzunehmen. In
vielen Fällen werden Hörprobleme zu spät erkannt, behandelt und versorgt.
Neben dem Alterungsprozess unseres Hörorgans sind aber auch altersbedingte Herz-, Kreislauf- und
Stoffwechselerkrankungen für schlechtes Hören mit verantwortlich. Eine Schwerhörigkeit frühzeitig zu
erkennen und zu behandeln ist auch deshalb wichtig, damit man das Hören und Verstehen nicht
verlernt. Doch nicht nur Ältere sind betroffen. Zunehmend werden auch jüngere Menschen ein
Hörgerät benötigen.
Otosklerose - Operation gegen Schwerhörigkeit
Beim Ausgehen merkt Michael S. zuerst, dass etwas mit seinen Ohren nicht stimmt. Ihm fällt auf, dass
er nur Bruchstücke von Gesagtem mitbekommt. Aber das Problem tritt nicht nur in belebten Cafés auf.
Verständnisschwierigkeiten stören immer öfter seine Gespräche. Aber nicht nur ihm fiel die
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Veränderung auf. Auch seinen Mitmenschen. Seine Frau beispielweise, konnte nicht einordnen, ob er
nun wirklich nicht hörte oder ob er nur nicht zugehört hatte.
Zu diesem Zeitpunkt ist Michael S. um die 30, im Außendienst tätig und ständig unterwegs. In seinem
Beruf ist er auf das Gehör angewiesen, da viele Gespräche geführt werden müssen und auch kleinste
Punkte von Wichtigkeit sind.
Ein Hörtest ist fällig. In einer schalldichten Kabine werden dem Patienten eine Reihe unterschiedlicher
Hörimpulse vorgespielt, auf die er per Knopfdruck reagieren muss. Ergebnis: sein Gehör ist deutlich
gemindert. Der Arzt empfiehlt ein Hörgerät. Denn er glaubt, dass eine Schädigung am rechten
Innenohr vorliegt. Die häufigste Ursache für Schwerhörigkeit! Aber seine Ohren werden immer
schwächer.
Nach ein paar Jahren braucht der Geschäftsmann ein zweites Hörgerät. Jetzt ist er 46 und hat sich mit
den Hörhilfen arrangiert. Aber Musik kommt oft nur verzerrt bei ihm an. Und manchmal hört er gar
nicht. Auch macht ihm gelegentlich die Handhabung der Geräte im Alltag zu schaffen, da er
beispielsweise beim Schwimmen das Gerät rausnehmen muss, ebenso in der Sauna. Dann hört er
gar nicht.
Information
Literatur zum Thema:
Karl-Friedrich Hamann u.a. "Schwerhörigkeit und Hörgeräte: 111 Fragen und Antworten"
128 Seiten, 13,80 Euro
ISBN: 978-3886038862
Zuckschwerdt-Verlag
November 2005
Gerhard M. Wissler "Wenn die Ohren müde werden - Selbstsicher und aktiv leben mit
Hörschwäche "
192 Seiten, 15,95 Euro
ISBN: 978-3466345137
Kösel-Verlag
Februar 2008
Elke Brüser "Wieder besser hören"
176 Seiten, 12,90 Euro
ISBN: 103-937880-14-3
Verlag Stiftung Warentest
September 2005
Sein alter HNO-Arzt geht in den Ruhestand. Bei einer gründlichen Untersuchung stellen die
Nachfolger mit einem Stimmgabeltest fest, dass Michael S. über die Knochenleitung hört. Nicht sein
Innenohr ist geschädigt, sondern sein Mittelohr. Das heißt, nach 15 Jahren hat er endlich die richtige
Diagnose! Otosklerose - Der Funktionsausfall des Steigbügels. Beim gesunden Ohr leitet der
Steigbügel die Schallwellen ins Innenohr. Bei der Otosklerose aber kommt es allmählich zur
Verknöcherung des Mittelohrs. Die elastische Aufhängung des Steigbügels versteift. Die Folge: die
Schallwellen erreichen nur bruchstückhaft das schneckenförmige Innenohr.
Aber, die Otosklerose kann man operieren! Dabei wird in einer Operation das Trommelfell entfernt und
der verwachsene Steigbügel freigelegt und durch eine Prothese ersetzt. Natürlich birgt die Operation
an einem Sinnesorgan, wo viele wichtige Nerven verlaufen, Risiken. Es erfordert höchstes ärztliches
Können. Der Chirurg muss vermeiden, dass es stark blutet. Sonst drohen Schäden am Innenohr. Im
schlimmsten Fall kann der Patient taub werden.
Der Eingriff wird in örtlicher Betäubung gemacht, weil dann der Patient direkt gefragt werden kann, ob
er Schwindel hat, denn es wird in der Nähe des Gleichgewichtsorgans operiert und zum wichtigsten:
man kann gleich prüfen, ob der Patient besser hört. Drei Tage wird Michael S. in der Klinik bleiben. In
ein paar Monaten soll auch das zweite Ohr operiert werden. Vielleicht haben die Hörgeräte dann
ausgedient.
Kontakt
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Adressen:
Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten - Selbsthilfe und Fachverbände e.V.
Paradeplatz 3
24768 Rendsburg
Tel: 04331/ 5897 50
Fax: 04331/ 5897 51
E-Mail: [email protected]
Internet: www.deutsche-gesellschaft.de
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.
Bundesgeschäftsstelle
Haart 221
24539 Neumünster
Tel.: 043 21/ 97 25-0
Fax: 043 21/ 97 25-41
E-Mail: [email protected]
Internet: w3.hno-aerzte.de
Deutscher Schwerhörigenbund e. V. (DSB)
Bundesverband der Schwerhörigen und
Ertaubten
Breite Str. 3
13187 Berlin
Tel: 030/ 47 54 11 14
Fax: 030/ 47 54 11 16
E-Mail: [email protected]
Internet: www.schwerhoerigen-netz.de
Schwerhörigkeit - schleichend und lange unbemerkt
Herta R. hat es selbst erst gar nicht bemerkt. Dass sie Fernseher oder Radio immer lauter stellte, im
Gespräch öfters mal nachfragen musste, sogar das Rufen der Enkelin überhörte. Dass sie nicht mehr
richtig hörte, das wollte sich die 60-Jährige nicht eingestehen, und hat immer wieder nach Gründen
gesucht. Mal sollte eine Erkältung Schuld sein am schlechten Hören, mal Ohrenschmalz, mal eine
Durchblutungsstörung. Fünf Jahre lang ging das so.
Doch statt etwas zu unternehmen, entwickelte die Lehrerin spezielle Techniken im Umgang mit
Familie und Schülern. Im Unterricht ging sie auf die Schüler zu, damit sie deren Antworten besser
verstand. Denn je mehr Nebengeräusche es gab, umso schlechter hörte sie. Am Schlimmsten aber
war es, wenn jemand eine Geschichte erzählte und alle lachten.
Das war viel zu laut für ihr angeschlagenes Gehör, dann verstand Herta. R. oft die Pointe nicht mehr.
Professor Timo Stöver von der Frankfurter Uniklinik forscht nach der Ursache der Schwerhörigkeit. Er
untersuchte zunächst das Trommelfell. Das gibt den Schall weiter an die Gehörknöchelchen. Diese
leiten ihn weiter an die Hörschnecke. In der flüssigkeitgefüllten Schnecke befinden sich feine
Haarsinneszellen. Durch die Bewegung der Haarzellen entstehen elektrische Impulse, die vom Gehirn
verarbeitet werden können. Sind die Härchen defekt, können sie nicht mehr so gut schwingen. Die
Folge: Schwerhörigkeit.
Um herauszufinden, ob das auch bei Herta R. der Fall ist, wird ein Hörtest gemacht. Die Auswertung
zeigt, dass bei der Lehrerin auf beiden Ohren eine deutliche Einschränkung der Hörfähigkeit vorliegt,
die am ehesten als altersbedingt zu interpretieren ist. Professor Stöver empfiehlt Herta R. deshalb
beidseitig ein Hörgerät.
Unser Gehör - ein empfindliches Wunderwerk
Jeder Laut, jeder Ton wird von unserem Gehör über viele Schaltstellen in einen Nervenimpuls
umgewandelt, der dann über die Hörbahnen im Großhirn und Stammhirn an die verarbeitenden
Hirnzentren weiter geleitet wird. Insgesamt ist unser Gehör ein sehr komplexes und gleichzeitig
hochpräzises Organsystem, dessen Aufbau und Wirkungsweise die Wissenschaft bis heute noch nicht
bis ins Detail erklären kann. Zudem ist das Gehör unser aktivstes Sinnesorgan, denn während wir
unsere Augen schließen können, bleiben unsere Ohren stets offen. Sie ermüden nicht und nehmen
jedes akustische Signal wahr - auch während wir schlafen! Akustische Reize warnen uns vor
herannahenden Gefahren, oft lange bevor wir sie dann tatsächlich auch mit unseren Augen sehen
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können. Unser Gehör ermöglicht es, mit unseren Mitmenschen in Kontakt zu treten, er ist die Basis
des menschlichen Miteinanders und sozialen Lebens.
Perfektes Zusammenspiel - Aufbau und Funktion des Gehörs
Zunächst trifft der Schall auf unsere Ohrmuschel. Die dient als Schalltrichter, die jeden Ton auffängt
und über den etwa zwei Zentimeter langen äußeren Gehörgang zum Trommelfell schickt. Da wir zwei
Ohren besitzen, empfängt jedes Ohr den Impuls ein wenig anders, was es uns ermöglicht, die
Richtung, aus der der Ton kommt, zu bestimmen. Vom Trommelfell, einer hauchdünnen, nur ein
Zehntel Millimeter dicken Membran, werden die Schallschwingungen dann an den ersten der drei
Gehörknöchelchen im luftgefüllten Mittelohr weiter gegeben. Wegen ihrer Form werden die
Gehörknöchelchen "Hammer, Amboss und Steigbügel" genannt. Die Luft im Mittelohr muss immer neu
an die äußeren Druckverhältnisse angeglichen werden, der Luft- und Druckausgleich geschieht über
die Ohrtrompete. Sie ist ein etwa drei bis vier Zentimeter langer Kanal und verbindet das Mittelohr mit
dem Nasen-Rachen-Raum.
Druck auf den Ohren
Wie wichtig dieser Druckausgleich ist, hat wohl jeder schon mal beim Fliegen oder beim Überqueren
eines Alpenpasses gespürt. Oberhalb und unterhalb der Meereshöhe ändert sich der Luftdruck. Weil
es dabei eine Differenz zwischen dem äußeren Umgebungsdruck und dem Luftdruck im Mittelohr gibt,
spüren wir einen Druck auf den Ohren. Sobald wir dann Schlucken oder Kauen, öffnet sich die
Ohrtrompete, Luft strömt ins Mittelohr und es herrschen wieder gleiche Druckverhältnisse. Bei einer
Erkältung aber kann die Schleimhaut der Ohrtrompete angeschwollen und deshalb verschlossen sein.
Der Druckausgleich funktioniert nicht. Besonders gefährlich ist das beim Fliegen oder Tauchen. Denn
wenn sich der äußere Luftdruck immer weiter verändert, das Mittelohr sich aber nicht anpassen kann,
kann es sogar zum Zerreißen des Trommelfells, zu einem so genannten Barotrauma, kommen.
Die Gehörknöchelchen haben die Aufgabe, die Schallschwingungen zu verstärken und an eine
rundliche Öffnung, das so genannte "ovale Fenster" weiter zu leiten. Genau hier beginnt das Innenohr.
Wegen seines Aussehens wird es Labyrinth genannt. Es besteht aus dem Schneckenlabyrinth mit
dem eigentlichen Hörorgan und dem Vorhoflabyrinth mit dem Gleichgewichtsorgan. Im Gegensatz
zum äußeren Ohr und dem Mittelohr, die beide Luft enthalten, ist das Innenohr mit einer klaren
Lymphflüssigkeit gefüllt. Sie umspült die winzig kleinen Sinneszellen, die als feine Härchen in die
Flüssigkeit ragen und auf jede Schwingung in der Flüssigkeit reagieren.
Das eigentliche Hörorgan hat eine Größe von kaum mehr als einem Zentimeter. Durch Windungen der
Schnecke ergibt sich aber eine Länge von drei Zentimetern, auf denen sich etwa 25.000 Sinneszellen
verteilen. Und jede einzelne Sinneszelle enthält noch einmal 100 Sinneshaare - erst diese Vielzahl
ermöglicht unser hochkomplexes und differenziertes Hören. Die Bewegungen der Flüssigkeit führen
zu einer Erregung der Sinneszellen, die diese in ein elektrischen Signal umwandeln, das über den
Hörnerv dann an das hochkomplexe Hörzentrum im Gehirn weiter geleitet wird.
Das Gleichgewichtsorgan besteht aus drei Bogengängen, die ebenfalls mit Lymphflüssigkeit gefüllt
sind. Bei Bewegungen des Körpers kommt auch die Lymphflüssigkeit in Bewegung. Diese
Schwingungen werden von den Sinneshärchen wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet. So
entsteht die Orientierung über eine Lageposition. Wenn dieses System gestört ist, findet keine
Orientierung statt und es kommt zu Schwindel.
14 Millionen Deutsche hören schlecht
Nein, Schwerhörigkeit ist leider keine Sache des Alters. Immer häufiger hören schon Kinder und junge
Erwachsene schlecht. Doch weil wir das Hören als etwas ganz Selbstverständliches hinnehmen, wird
der Hörverlust meist erst spät bemerkt und behandelt. Dass bei Fernseher und Radio die Lautstärke
hochgedreht werden muss, der Betroffene im Gespräch öfter mal nachfragt, oder der Klang der
geliebten Opernaufnahme plötzlich fad und schlecht erscheint - all dies sind erste Hinweise auf
schlechtes Hören. Meist aber bemerken es die Betroffenen selbst erst spät, oft sind es Partner und
Nahestehende, die auf die Hörminderung hinweisen. Für die Betroffenen bedeutet die Schwerhörigkeit
jedoch einen dramatischen Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Bei Gesprächen in Gruppen verstehen
sie die anderen oft schlecht, weil unterschiedliche Klangeindrücke durcheinander wirken. Viele ziehen
sich dann zurück, vernachlässigen soziale Kontakte, was bis zur Vereinsamung führen kann. Viele
Schwerhörige bezeichnen diesen Zustand als "Leben unter einer Glocke". Besteht die Schwerhörigkeit
bereits länger unbehandelt, dann verlernt auch das Hörzentrum im Gehirn, die verschiedenen
Höreindrücke zu differenzieren. Wird dann eine Hörhilfe angepasst, muss der Patient erst wieder
lernen, mit den "neuen" Geräuschen umzugehen - vollständig gelingt das dann oft nicht. Deshalb: im
Zweifel das eigene Hörvermögen beim Facharzt oder Akustiker testen lassen!
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Lärm - Bedrohung für unser Gehör
"Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und
die Pest" (Robert Koch zugeschrieben, 1910)
Wer im Rhein-Main-Gebiet in Flughafennähe wohnt, an der Main-Weser-Bahnlinie zwischen Frankfurt
und Kassel, nahe an einer der ständig befahrenen hessischen Autobahnen oder neben einer der
vielen Baustellen - sie alle können viel über die Auswirkungen von Lärm auf unsere Gesundheit
erzählen.
Lärm macht krank
Die Auswirkungen sind allerdings von der Lautstärke abhängig und davon, zumindest bei
"normallauten" Geräuschen, wie lange der Einzelne dem Lärm ausgesetzt ist. Schon ab 40 dB
Dauerbeschallung, also dem Straßenlärm durch ein geschlossenes, doppelverglastes Fenster, sind
Lern- und Konzentrationsstörungen möglich. Ab 65 dB (entspricht etwa dem nächtlichen Geräusch an
vielbefahrenen Straßen und Autobahnen) besteht ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.
Am empfindlichsten auf Lärm allerdings reagiert unser Ohr.
Lärmexperten unterscheiden dabei die Auswirkungen eines kurzdauernden, einzelnen, überlauten
Schall- oder Lärmereignis von dauerhaftem Lärm auf unser Gehör. Lärm, Töne und laute Geräusche
werden in Dezibel angegeben, der heute üblichen Einheit für die Bestimmung der relativen Lautstärke.
Dabei handelt es sich um ein logarithmisches Maß, weshalb zum Beispiel eine Verdoppelung der
wahrgenommenen Lautstärke nur etwa 3 Dezibel mehr ausmacht. Anders ausgedrückt: Ein 43 dB
lautes Geräusch, das etwa einer normalen Unterhaltung entspricht, ist doppelt so laut wie ein
Geräusch, das 40 dB misst.
Hörschaden, Schmerzschwelle und Knalltrauma
Ein vorbeidonnernder LKW erzeugt meist eine Lautstärke von 80 Dezibel, bei 85 Dezibel liegt die
Schmerzgrenze für unser empfindliches Hörorgan. Wer solchem Lärm etwa 40 Stunden pro Woche
ausgesetzt ist, hat ein hohes Risiko, eine lärmbedingte Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit zu
entwickeln. Beruflich bedingt wird diese Lärmschwerhörigkeit dann auch als Berufskrankheit
anerkannt.
Etwa 110 Dezibel misst man bei einem in zehn Meter vorbeifahrenden Rettungswagen mit
eingeschaltetem Martinshorn. Diese Lautstärke ist übrigens in vielen Diskotheken üblich! Die
Schmerzschwelle für unser Ohr liegt bei 120 Dezibel, hier reichen manchmal nur wenige Sekunden,
um das Gehör dauerhaft zu schädigen. Und noch ein paar Zahlen: 160 Dezibel erreicht ein sich
entfaltender Airbag, eine direkt am Ohr abgefeuerte Spielzeugpistole schafft sogar 180 Dezibel!
Alles, was über der Schmerzgrenze liegt, kann ein akutes Schalltrauma auslösen, also eine
dauerhafte und nicht umkehrbare Schädigung des Hörorgans. Da mit dem Schall oft auch gleichzeitig
eine Druckwelle auf die Ohren wirkt, kommt es neben der Schädigung der empfindlichen Sinneszellen
im Innenohr oft auch zu mechanischen Verletzungen des Trommelfells oder der Gehörknöchelchen im
Mittelohr.
Lärmschwerhörigkeit oder Chronisches Schalltrauma
Ein Mensch, der seine Ohren immer wieder über längere Zeit Geräuschen von über 85 Dezibel
aussetzt, wird schwerhörig. Denn unter der Dauerbeschallung, ganz unabhängig von den
physikalischen Charakteristiken des Lärms, gehen die Haarzellen in der Gehörschnecke zugrunde.
Dabei beginnt der Hörverlust in der untersten Windung der Schnecke und betrifft so zunächst Töne
von etwa 4000 Hz. Von hier aus breitet sich die Schädigung dann in beide Richtungen aus. Da die
menschliche Sprache in der Regel in einem Frequenzbereich von 500 bis etwa 1500 Hz liegt,
bemerken wir also den Hörverlust in unserem alltäglichen Leben anfangs nicht. Einmal zugrunde
gegangene Sinneszellen aber kann man bis jetzt nicht ersetzen.
Deshalb: wer beruflich oder privat Lärm ausgesetzt ist, sollte unbedingt einen geeigneten Gehörschutz
verwenden!
Andere Ursachen für eine zunehmende Schwerhörigkeit
Zwar sind Lärm und zunehmendes Alter am häufigsten für eine Hörminderung verantwortlich, aber
auch chronische Krankheiten verschlechtern unser Hören. Meist deshalb, weil dann das Innenohr
schlechter
durchblutet
wird,
beispielsweise
bei
Bluthochdruck,
Diabetes
oder
Schilddrüsenerkrankungen. Auch Medikamente, wie einige Antibiotika, Anti-Malariamittel,
Chemotherapeutika, die in der Krebstherapie verwendet werden und hohe Dosierungen stark
wirkender Entwässerungsmittel können eine Schwerhörigkeit verursachen. Sehr selten lässt sich die
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Hörminderung auf eine Vergiftung durch Blei, Quecksilber oder Kohlenmonoxid zurück führen, oder
auf einen Tumor im Bereich der Hörbahnen bzw. des Hörzentrums unseres Gehirns. Gerade im
Kindesalter können wiederkehrende Mittelohrentzündungen eine deutliche Verschlechterung des
Organs verursachen. Im höheren Alter kann selten auch eine Gürtelrose im Bereich des Hörnervs
auftreten.
Im Blickpunkt - Krankheiten und Pflege der Ohren
Verstopfte Ohren - Vorsicht mit Wattestäbchen!
Früher Morgen im Bad - wie immer dudelt das Radio, doch heute klingt alles irgendwie dumpf. Der
erste Gedanke: verstopfte Ohren - da kann doch ein Wattestäbchen helfen? Bloß nicht, steht
schließlich auch auf der Packung: Wattestäbchen sind mit Vorsicht zu benutzen, im Gehörgang haben
sie nichts verloren!
Ohrenschmalz ist ein Gemisch aus abgestorbenen Hautzellen, Talg und Sekreten. Normalerweise
reinigen sich unsere Ohren selbst und befördern Ohrenschmalz nach außen. Bei der Reinigung mit
Wattestäbchen wird dagegen ein Teil des Pfropfes vor das Trommelfell geschoben. Ohrenschmerzen
und Hörminderung sind dann oft die Folge, sogar eine Trommelfellverletzung ist möglich. Deshalb: bei
verstopften Ohren zu Hause keine Experimente wagen oder "Hausmittel" benutzen. Vor allem, wenn
schon Hörschwierigkeiten oder Schmerzen auftreten. Dann gleich zum Facharzt, damit es nicht zu
Entzündungen im Gehörgang oder gar zu einer schwerwiegenden Mittelohrentzündung kommt, wenn
auch noch das Trommelfell verletzt wurde. Oft heilt der Trommelfelldefekt dann nicht richtig aus, es
muss operiert werden. Dem Facharzt stehen drei Methoden zur Verfügung, um den Schmalzpfropfen
zu entfernen:
Weiche Ablagerungen können mit warmem Wasser ausgespült werden oder vorsichtig abgesaugt
werden. Ist der Pfropfen härter, nutzt der Arzt ein Häkchen, um ihn zu entfernen.
Ohrenreinigung - Klares Wasser, Tropfen oder Ohrkerzen?
Alle drei bis sechs Monate empfiehlt der Facharzt eine Reinigung. Ziemlich aufwändig, deshalb würde
manch einer lieber vorbeugen. Sprays und Tropfen aus der Apotheke sollen Ohrenschmalz
aufweichen und aus dem Gehörgang spülen. Doch das Ergebnis ist oft nicht überzeugend. Zudem
besteht die Gefahr, dass Ohrenschmalz weiter nach hinten gedrückt wird. Eine weitere Alternative:
Ohrenkerzen. Durch die Hohlkerze strömt Wärme ins Ohr. Die soll den Pfropf weich machen und
auflösen, so dass er leicht aus dem Ohr herausgeholt werden kann. Doch die HNO-Ärzte haben
andere Erfahrungen gemacht. Sie sehen nicht selten Rußpartikel oder Wachsreste im Gehörgang.
Und manchmal kommt es dort sogar Verbrennungen durch auftropfendes Wachs.
Tipps:


Wie sollten die Ohren richtig gepflegt werden? Ganz einfach nur mit einem Waschlappen.
Diesen in lauwarmem Wasser tränken, am besten ohne Seife, dann vorsichtig tupfen!
Auf Zugluft reagieren viele Menschen empfindlich. Oft löst die Kälte einen so genannten
neuralgischen Schmerz aus. Bei Wärme geht der meistens wieder von alleine weg. Vorbeugung:
Ohren warm halten und im Winter Mütze auf!
Ohrenschmerzen - Mittelohrentzündung oder Kältereiz?
Sind die Schleimhäute schlecht durchblutet, wird der Betroffene infektanfällig. Keime aus dem Mundund Nasenraum können dann leichter in den Rachen verschleppt werden, und dort über die
Querverbindung zwischen Rachen und Mittelohr, die Eustachische Röhre, zu Mittelohrproblemen, wie
Entzündungen, führen. Die heilen meist ohne Antibiotika aus, Schmerzmittel aber sind meist nötig.
Wer unsicher ist, oder wenn sich Fieber einstellt, ist ein Arztbesuch ratsam.
Ohrenschmerzen bei Zugluft haben aber viel häufiger eine ganz harmlose Ursache: der Kältereiz löst
den neuralgischen Schmerz aus. Der geht bei Wärme meistens wieder von alleine weg.
Ohren zu - Ohrenstöpsel gegen Lärm und Wasser im Ohr
Ob der Partner mal wieder schnarcht oder der Straßenlärm an Schlaf nicht denken lässt, für viele sind
Ohrenstöpsel hier eine wirksame Hilfe, damit die Nachtruhe gesichert ist. Aber Vorsicht: Ohrenstöpsel
dürfen nicht zu weit in den Gehörgang geschoben werden, sonst ist das Tragen unangenehm und
schmerzhaft. Zudem sollten sie aus Materialien bestehen, die sich nicht auflösen können, um
Rückstände im Gehörgang zu vermeiden.
Wasser im Ohr, auch das macht vielen Menschen nach dem Duschen und Schwimmen Probleme.
Den Kopf schütteln hilft da meist auch nicht. Besser, Sie ziehen das Ohr sanft nach oben und hinten,
so wird der Gehörgang gerader, das Wasser kann leichter ablaufen.
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Tinnitus - wenn das Geräusch nicht mehr verschwindet!
Piepsen, Sausen, Summen, Rauschen - solche Ohrengeräusche machen den Betroffenen das Leben
zur Qual. Nach Schätzungen der Tinnitus-Liga leiden etwa 3 Millionen Menschen in Deutschland unter
einem Tinnitus. Auch Michael H. hat seit zehn Jahren mit einem solchen Piepsen zu kämpfen.
Angefangen hat es mit einem Hörsturz, danach blieb das Ohrgeräusch und wurde für den 57-Jährigen
zu einer enormen Belastung im Alltag. In der HNO-Klinik wollen die Ärzte dem nervigen Geräusch auf
die Spur kommen und gleichzeitig organische Störungen wie etwa einen Tumor ausschließen. Viel
häufiger aber tritt der Tinnitus einfach so auf, ohne medizinisch erkennbare Ursache. Denn Tinnitus ist
vor allem eins: ein Warnsignal. Michael H. leidet vor allem unter Stress. Um den in den Griff zu
bekommen, lernt er in der Mainzer Römerwallklinik geeignete Entspannungsmethoden kennen,
beispielsweise die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Oberstes Therapieziel ist die
Akzeptanz des Hörgeräusches, Ablenkung durch Musik oder zu Hause durch ein Hobby sind erlaubt.
Das wesentliche Ziel für Betroffenen wie Michael H. ist es, ihr inneres Gleichgewicht wieder zu finden.
Tinnitus - "Lärm der Seele"
Tinnitus ist eine Zivilisationskrankheit, sagen Ärzte. Lärm, Stress, Zeitdruck und fehlende Ruhepausen
machen uns anfällig für die störenden Ohrgeräusche. Hierzulande leiden mindestens drei Millionen
Menschen unter dem Lärmterror im Ohr, vielen von ihnen nimmt das allgegenwärtige Störgeräusch
die Freude am Leben. Warum aber solche Ohrgeräusche plötzlich auftreten, ist noch immer nicht
hinreichend geklärt. Problematisch ist die Krankheit schon deshalb, weil nur die Betroffenen das
Geräusch überhaupt hören können, und es sich kaum hinreichend mit objektiven Tests nachweisen
lässt. Dadurch erleben Tinnitus-Patienten wenig Empathie und Verständnis in ihrer Umgebung, wird
die Krankheit oft als "übertriebene Empfindlichkeit" abgetan. Ob jemand an einem Tinnitus erkrankt,
und wie sehr das Ohrgeräusch dessen Leben beeinträchtigt, hat ganz wesentlich mit dessen
Lebenssituation zu tun. Zwar empfindet der Tinnitus-Patient das Geräusch als störend laut, tatsächlich
aber liegt es oft nur 10 bis 20 Dezibel über der Hörschwelle.
In der Therapie haben sich daher Behandlungen bewährt, deren Ziel es ist, schrittweise die
Aufmerksamkeit des Patienten von dem ständig präsenten Geräusch abzulenken. Denn wird die
Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge gelenkt, dann erleben die Betroffenen ihr Ohrgeräusch
längst nicht mehr so störend, nimmt es weniger Raum in ihrem Leben ein. Zur Behandlung eignen
sich die kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungsübungen und das so genannte Retraining. Dabei
werden neben den genannten Psychotherapieformen auch spezielle Hörgeräte eingesetzt, die den
Tinnitus maskieren und damit für den Betroffenen zum Verschwinden bringen. Hinsichtlich des
Erfolges konnte jedoch die gerätegestützte Therapie keinen Vorteil gegenüber den anderen
Behandlungsmaßnahmen zeigen.
Hörsturz – Stress als Auslöser
Von : Jörg E. Mayer
Sendung im BR am 12. 10 2010
Nach Schätzungen trifft es 8.000 bis 16.000 Deutsche jährlich: Der Hörsturz ist die häufigste
Funktionsstörung des Innenohrs. Ganz plötzlich ist das Hörvermögen - meist nur auf einem
Ohr - stark eingeschränkt. Zugleich leiden viele Betroffene unter Tinnitus und Schwindelgefühl.
Doch was tun, wenn das Ohr streikt?
Für Gabriele Thumann-Wagner verlief der 10. September eigentlich ganz normal. Als die Lehrerin
gegen 14.00 Uhr von der Schule kam, kochte sie zunächst für ihre beiden Kinder. Danach kümmerte
sie sich um den Haushalt und um den Garten. Erst gegen Abend fand sie etwas Ruhe. Doch beim
Lesen eines Buches trat plötzlich wieder der hohe Piepston im rechten Ohr auf. Dieses Mal
verschwand er nicht nach wenigen Sekunden, sondern blieb.
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Ein ohrenbetäubender Lärm
Gabriele Thumann-Wagner konnte trotz des Piepstons einschlafen. Doch nach wenigen Stunden
brach plötzlich die Hölle los. "Ich bin gegen zwei Uhr nachts aufgewacht mit einem ohrenbetäubenden
Lärm auf den Ohren, konnte auch gar nicht lokalisieren, kommt das jetzt von links oder rechts, und
hatte einen riesengroßen Schwindel dabei." Die Lehrerin ahnte zu diesem Zeitpunkt bereits, dass sie
einen Hörsturz haben könnte und ließ sich von ihrem Ehemann sofort in ein Krankenhaus fahren.
Aus heiterem Himmel
Gabriele Thumann-Wagner lag mit ihrer Eigendiagnose richtig. Die ärztlichen Untersuchungen
ergaben, dass bei ihrem Hörsturz keine eindeutigen Ursachen, wie zum Beispiel ein Tumor oder eine
Gefäßfehlbildung, vorlagen. In ihrem Fall wie auch in den meisten anderen Fällen war es ein Hörsturz
ohne erkennbare Ursache. Vermutet wird ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, die zu
einer Änderung der Durchblutungsverhältnisse am Innenohr führen.
Zitat Dr. Jochen Wustrow, Chefarzt, HNO-Klinik des Kölner St. Elisabeth-Krankenhauses:
"Wir wissen heutzutage noch nicht genau, wie ein Hörsturz genau entsteht (...). Die häufigste
Ursache ist wahrscheinlich Stress. Stress verursacht eine Adrenalinausschüttung, dieses führt
wiederum zu Gefäßkrämpfen und damit wird der Hörnerv und die Hörzelle nicht mehr richtig
durchblutet."
Bildunterschrift: Stress kann ein Auslöser für einen Hörsturz sein.
Eine Zivilisationskrankheit
In den 50-er und 60-er Jahren gab es nur wenige Fälle von Hörsturzpatienten, meisten waren es
Männer. Mittlerweile ist die Zahl deutlich angestiegen. Etwa 15.000 Menschen pro Jahr erleiden in
Deutschland einen Hörsturz. Vor allem die Frauen haben aufgeholt. Die zunehmende Belastung in der
Arbeitswelt führt auch zu einer Belastung im familiären Bereich und auf Dauer kann diese
Doppelbelastung auch zu körperlichen Schäden führen. Das gilt für Männer ebenso wie für Frauen
und mittlerweile auch für jüngere Menschen, die unter der zunehmenden Arbeitsverdichtung und der
Sorge um einen Arbeitsplatz leiden. "Wir können auch sagen, dass der Hörsturz eine
Zivilisationskrankheit ist", resümiert Dr.Wustrow.
Risikofaktoren
Doch Stress ist nicht der einzige Risikofaktor. Der massive oder schwere Hörsturz ist auch mit einem
Herzinfarkt zu vergleichen, folglich spricht man auch von einem Hörinfarkt. Und ähnlich wie bei einem
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Herzinfarkt können auch bei einem Hörinfarkt die gleichen Faktoren eine Rolle spielen: Fettleibigkeit,
Bluthochdruck, Diabetes Mellitus, Fettstoffwechselstörungen oder das Rauchen.
Wirksame Therapien fehlen
Für Gabriele Thumann-Wagner war schnell klar, dass nur Stress die Ursache für ihren Hörsturz sein
konnte. Acht Tage wurde sie stationär mit durchblutungsfördernden Mitteln behandelt. Die
Wirksamkeit dieser Infusionstherapie ist allerdings umstritten. Doch eine andere schulmedizinische
Alternative gibt es bislang nicht.
Informationen
Deutsche Tinnitus-Liga e.V.
Die Selbsthilfeorganisation bietet auch viele Informationen zum Thema Hörsturz
www.tinnitus-liga.de
Für die Lehrerin ist gutes Hören eine wichtige Voraussetzung in ihrem Beruf. Vier Wochen nach dem
Hörsturz ist der anfängliche Schwindel zwar verschwunden, geblieben ist aber immer noch ein
Hörverlust sowie ein Tinnitus auf dem rechtem Ohr. Vor allem die hohen Frequenzen kann sie nicht
wahrnehmen.
Zitat Dr. Jochen Wustrow, Chefarzt, HNO-Klinik des Kölner St. Elisabeth-Krankenhauses:
"Wir wissen, dass ein Hörsturz auch spontan wieder ausheilen kann. In der Fachliteratur liegt die
Größenordnung zwischen 20 und 60 Prozent. Allein an dieser Spanne erkennt man schon, wie
schwammig diese Situation in dieser Hinsicht ist."
Gabriele Thumann-Wagner nimmt weiterhin durchblutungsfördernde Medikamente. Und den Stress
will sie in Zukunft reduzieren. Mitunter kann es sechs Monaten dauern, bis eine deutliche Besserung
des Hörverlustes auftritt
Hörsturz und Tinnitus
Von : Jörg E. Mayer und Cornelia Fischer-Börold
Sendung im NDR am 11.8., 12., und 19. 10. 2010
Brummen, Rauschen, Pfeifen: Fünf Prozent der Deutschen leiden an einem Tinnitus. Was sind
die Ursachen und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Ob als Pfeifen, Rauschen, Zischen oder Summen und Surren - rund fünf Prozent der Deutschen
leiden an einem Ohrgeräusch - einem sogenannten Tinnitus. Meistens tritt er nur vorübergehend auf.
Besonders in ruhiger Umgebung wird das Tinnitusgeräusch als störend empfunden. Die Mehrzahl der
betroffenen Patienten kann das Ohrgeräusch auf Dauer gut kompensieren. Bei einem Drittel der
Betroffenen ist die Beeinträchtigung jedoch so stark, dass die Lebensqualität zum Teil erheblich
beeinträchtigt ist. Schlaf- und Angststörungen oder Depressionen können die Folge sein.
Wie schnell muss man bei einem Hörsturz handeln?
Prof. Hans Wilhelm Pau im Interview mit Moderatorin Susanne Kluge-Paustian.
Video starten (05:05 min)
Aber auch Stress und psychische Belastungssituationen scheinen einen entscheidenden Einfluss auf
die Entwicklung eines Hörsturzes zu haben. Auch bestimmte Viren, die Hör- und Gleichgewichtsnerven befallen, können die Hörstörung verursachen. Häufig lassen sich jedoch keine medizinischen
Ursachen für die Beschwerden finden. Da der Tinnitus oft erstmalig in Stresssituationen bemerkt wird,
ist eine psychosomatische Komponente der Beschwerden nicht auszuschließen.
Akute Behandlung mit Medikamenten
Die Behandlung des akuten Tinnitus erfolgt in aller Regel medikamentös, mithilfe von
Kortisoninfusionen. Die Akutbehandlung hat das Ziel, die Entstehung eines chronischen Tinnitus zu
verhindern. Die medikamentöse Behandlung eines chronischen Ohrgeräusches, das länger als drei
Monate besteht, ist umstritten.
Verschiedene alternative Behandlungsmethoden
Der Erfolg alternativer Behandlungsmethoden ist individuell sehr verschieden. Entspannungsverfahren, wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Hypnose können die
Beschwerden lindern. Ebenso haben sich alternative Heilmethoden wie Akupunktur und Homöopathie
bewährt.
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Wie klingt ein Tinnitus?
Informationen und Hörbeispiele auf der Seite der Brunnen-Klinik in Bad Meinberg.
Link in neuem Fenster öffnen
Die Töne sind individuell verschieden: tief oder hoch, laut oder leise, gleichförmig oder pulsierend, auf
einem oder beiden Ohren. Der Beginn der Beschwerden liegt typischerweise zwischen dem 40. und
50. Lebensjahr, Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.
Woher kommt der Tinnitus?
Die Wahrnehmung des Ohrgeräusches beruht auf einer Störung der Hörfunktion. Nach neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnissen wird das Tinnitusgeräusch durch eine gesteigerte Aktivität von
Nervenzellen im Hörzentrum der Großhirnrinde, dem sogenannten auditorischen Kortex, verursacht.
Hier werden alle Sinneseindrücke des Ohres verarbeitet. Ist die Signalübertragung vom Ohr zum
Hörzentrum gestört, kommt es zu einer spontanen, übersteigerten Aktivität der betreffenden
Nervenzellen. Sie bilden dabei einen Ton - das Tinnitusgeräusch. Durch den Versuch des Gehirns, die
Hörstörung zu kompensieren, kommt es schließlich zur Bildung eines überaktiven
Nervenzellnetzwerkes, in dem der Tinnitus dauerhaft verankert wird.
Vielfältige Ursachen
Die Ursachen des Tinnitus sind vielfältig. So kann er zum Beispiel als Begleiterscheinung von
Entzündungen des Ohres, Lärmschäden oder des Morbus Menière auftreten. Auch ein Hörsturz ist oft
von einem Tinnitus begleitet. Bei einem Hörsturz handelt es sich um einen plötzlichen Hörverlust, der
meistens nur auf ein Ohr beschränkt ist. Die genauen Ursachen des Krankheitsbilds sind nicht
abschließend geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass eine Störung der Blutversorgung des
Innenohrs eine entscheidende Rolle spielt.
Neue Verfahren gegen Tinnitus
Tinnitus sind quälende Ohrgeräusche, die oft ein Leben lang nicht mehr weggehen. Aber es gibt
Verfahren, die das Leiden mindern. Christiane Tovar berichtet.
Audiobeitrag starten (04:08 min)
Vielversprechend sind außerdem Musiktherapien. Forscher der Universität Münster entwickeln zurzeit
eine neue Methode – die sogenannte maßgeschneiderte Musiktherapie. Die Wissenschaftler ermitteln
dabei gemeinsam mit den Patienten die jeweiligen Frequenzen der Tinnitus-Töne. Dann wird eine
individuelle Musik zusammengestellt. "Aus der Musik werden bestimmte Frequenzen herausgeschnitten. Das ist sozusagen die Frequenz, die so klingt wie der Tinnitus. Wenn der Patient sich diese Musik
dann anhört, sollten im Gehirn bestimmte Prozesse ausgelöst werden, die dafür sorgen, dass der
Tinnitus über die Zeit leiser wird", erklärt Psychologe Henning Stracke.
Bewältigung von Stress-Situationen
Im Mittelpunkt der erfolgreichen Tiunnitusbehandlung steht aber die Bewältigung von StressSituationen und emotionalen Problemen. Wichtig ist, dass Betroffene lernen, mit den Ohrgeräuschen
umzugehen. Bei vielen Patienten tritt mit der Zeit eine Gewöhnung an das Geräusch ein, sodass es
als weniger störend empfunden wird. Hierbei können psychologische Hilfe und Selbsthilfegruppen den
Patienten unterstützen.
Finden des richtigen Hörgerätes
Infotext: Constanze Löffler
Sendung im RBB am 12. 1. 2011
Harald Bauer, der Protagonist im rbb-Praxis Film, ist 73 Jahre. Sein Problem: er hört schlecht.
Tanya Schnerwitzki ist Hörgeräte-Coach. Sie will ihm bei seinem Problem helfen. Das Team
von rbb PRAXIS hat die beiden über drei Monate lang begleitet.
Harald Bauer sucht Hilfe, weil er schon seit langem Hör-Probleme hat. Vor allem in geselliger Runde
versteht er immer schlechter, was seine Freunde sagen. Und spricht selbst immer lauter. Tanya
Schnerwitzki ist sein Hörgeräte-Coach. Sie weiß, wie schwer es den Leuten fällt, zu ihr zu kommen
und welche Ausreden sie haben, um auf ein Hörgerät zu verzichten. Denn nicht jeder kann sich damit
abfinden, ein Stück Extra-Ohr zu tragen, das für alle sichtbar ist.
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Auch Harald Bauer ist skeptisch, aber er gibt sich einen Ruck. Der Ingenieur steht noch voll im Leben.
Dass er nicht mehr alles mitbekommt, damit will er sich nicht abfinden. Ein Hörtest zeigt, wie schlecht
Harald Bauer tatsächlich hört: Harald Bauer hört weniger als die Hälfte, wenn geredet wird: Gerade
mal 45 Prozent der gesprochenen Wort kommen bei ihm an. Sein Gehirn ist ständig dabei, die Lücken
zu ersetzen. Das ist für den rüstigen Ingenieur sehr anstrengend, weil er immer probiert, zu lauschen,
um diese Lücken auszubessern.
Jetzt ist endlich klar: Harald Bauer braucht ein Hörgeräte – und zwar auf beiden Ohren. Damit die
genau sitzen, nimmt Tanya Schnerwitzki Abdrücke. Daraus werden dann später so genannte
Ohrpassstücke gefertigt. Hörgeräte: an diese Realität kann sich Harald Bauer noch nicht so recht
gewöhnen. Doch zehn Tage später hat sich Herr Bauer damit abgefunden.
Im Film wird er zum ersten Mal Hörgeräte ausprobieren. Die Auswahl ist groß – und spannend ist
auch der Moment des ersten Einsetzens. Der Effekt ist sofort spürbar: Bauer hört sich beim Sprechen
plötzlich viel lauter, als er es in den letzten Jahren gewohnt war.
Nicht ganz einfach ist die praktische Handhabung des Gerätes. Nach ein paar Versuchen muss
Harald Bauer ohne die Hilfe der Hörgeräteakustikerin Tanya Schnerwitzki auskommen. Wird ihm das
gelingen? Und wie wird er im Alltag mit den neuen Hörgeräten klarkommen? Diese Fragen wird die
rbb Praxis in den nächsten zwei Folgen beantworten.
Buchtipps:
Ich bin schwerhörig – und das ist auch gut so!
Ulla Schultens-Kaltheuner
Verlag: Verlagshaus Mainz, Aachen; 2009
ISBN-13: 978-3810700490
14,90 Euro
Schwerhörigkeit und Hörgeräte: 111 Fragen und Antworten
Kai-Friedrich Hamann
Verlag: Zuckschwerdt, 2005
ISBN-13: 978-3886038862
13,80 Euro
Die Anpassung eines Hörgeräts braucht Geduld
Zur Erinnerung: Im ersten Film wurde der 73-jährige Harald Bauer vorgestellt. Er hört schlecht.
Gemeinsam mit dem Hörgeräte-Coach Tanja Schnerwitzki entschloss er sich, ein Hörgerät anpassen
zu lassen. Nun berichtet das Team von rbb PRAXIS über die Probleme, die Bauer nach den ersten
drei Wochen mit dem neuen Hörgerät hat.
Der Film zeigt Harald Bauer, nachdem er das Hörgerät die ersten drei Wochen im Alltag getestet hat.
In dieser Zeit schon lernte er es sehr zu schätzen, wieder besser hören zu können. So klappt
beispielsweise das Telefonieren schon wieder. Und auch der Fernseher steht nicht mehr auf voller
Lautstärke.
Dennoch traten auch Schwierigkeiten auf:
Harald Bauer hört zwar fast alles laut, seine Stimme aber mag er selbst nicht mehr hören. Er
empfindet sie als fürchterlich.
Stellt er das Gerät auf „leise“, hat er den Eindruck, nicht besser zu hören.
Harald Bauer spürt die Ohrstücke noch sehr, er fühlt sich durch die Fremdkörper gestört.
Der rüstige Ingenieur ist kein Einzelfall: Anfangs fällt es dem Hörgeräte-Coach zufolge vielen
Menschen schwer, mit dem Hörgerät-System klarzukommen. Mehr noch: Das erste Gerät ist oft nicht
gleich das richtige. Die meisten Patienten müssen bis zu drei Geräte testen.
Denn erst der „Alltags-Test“ zeigt, ob es sich wirklich eignet. Eine wichtige Bewährungsprobe ist zum
Beispiel der Berufsalltag. Auch für den Ingenieur Bauer trifft das zu. Auf seiner Baustelle ist er
zuständig für Lieferung und Einbau der Fenster. Hier kann er es sich nicht leisten, etwas nicht zu
verstehen. So bleibt es spannend, wie Harald Bauer sich weiter an sein neues Hören gewöhnt. Im
dritten Teil erfahren Sie, für welches System er sich entscheidet. Bleiben Sie dran!
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Erinnern wir uns: Harald Bauer, der Protagonist im dreiteiligen rbb PRAXIS Film, ist 73 Jahre.
Er hört zunehmend schlechter. Tanja Schnerwitzki ist die Hörgeräte-Akustikerin, die Bauer
betreut. Mittlerweile sind drei Monate vergangen seit ihrem ersten Treffen.
Nachdem der Ingenieur Harald Bauer einen Hörtest gemacht hatte, stellte er sich seinem Problem:
Bauer hörte tatsächlich schlecht. Weniger als die Hälfte der gesprochenen Worte kamen bei ihm an.
Von der Hörgeräte-Akustikerin Tanja Schnerwitzki bekam er ein erstes Hörgerät.
Damit es exakt sitzt, nahm die Expertin dafür Abdrücke von Bauers Ohrmuschel. Anhand der Vorlage
wurden Ohrpassstücke für ihn gefertigt. Harald Bauer trägt nun schon seit über zwei Monaten
testweise Hörgeräte.
Nicht nur an das neue Hören, sondern auch an das Gefühl im Ohr muss er sich erst gewöhnen. Heute
ist er erneut bei Hörgeräte-Coach Tanja Schnerwitzki, weil ihn seine Ohrpassstücke irgendwie
drücken. Schnerwitzki gibt Entwarnung: Drückende Stellen lassen sich abschleifen – und sind noch
lange kein Grund, das Hörsystem in die Schublade zu verbannen.
Es sind diese kleinen Probleme, die dazu führen, dass Hörgeräte nicht benutzt werden. Doch Harald
Bauer will endlich wieder besser hören. Dass die Hörgeräteakustikerin seine Ohrpassstücke noch
einmal geschliffen hat, hat sich für ihn gelohnt. Er fühlt sich viel wohler damit.
Für Bauer steht eine Entscheidung an: Ein kleines, leichtes Hörgeräte-System mit externem
Lautsprecher könnte dem Ingenieur noch mehr Komfort bringen. Das erste Gefühl im Ohr mit dem
neuen Gerät: gut. Aber es muss sich noch im Alltag bewähren.
Über drei Monate hat der 73-Jährige fünf verschiedene Systeme getestet - und sich tatsächlich für das
kleine, leichte System mit externem Lautsprecher entschieden. Pro Gerät muss Bauer etwa 1000 Euro
zuzahlen – mehr als er eigentlich wollte.
Ist denn immer nur das Teuerste auch das Beste? Grundsätzlich ja. Denn je besser die Technik im
Hörsystem ist, desto teurer sind die Geräte. Modernste Technik im Ohr zu tragen ist das eine, die
Leute müssen sie aber auch bedienen können, gibt Tanja Schnerwitzki zu bedenken.
Für Harald Bauer hat sich die Wahl offenbar gelohnt, auch wenn er deutlich tiefer in die Tasche
greifen musste. Das zeigt der abschließende Hörtest, bei dem er wieder Wörter nachsprechen muss.
Statt 45 Prozent wie vor drei Monaten hat er heute 95 Prozent aller Wörter korrekt wiedergegeben.
Der Weg zum richtigen Hörgerät war für Harald Bauer nicht leicht, doch es hat sich gelohnt. Drei
Monate hat er für sein besseres Hören gekämpft – mit Hilfe von Hörgeräte-Coach Tanja Schnerwitzki.
Die zwei kleinen Geräte im Ohr geben ihm die Garantie, dass er wieder komplett am Leben
teilnehmen kann.
Wenn das „Handy“ ständig klingelt ..
Infotext: Beate Wagner
Sendung im RBB am 6. 4. 2011
Kennen Sie das auch? Man zückt sein Handy, weil man glaubt, es klingelt. Tatsächlich aber
bleibt das Display leer. Einer Studie des IT-Branchendienstes Bitkom zufolge geht das schon
jedem Dritten hierzulande so, 64 Prozent der Befragten fühlen sich von Reizen überflutet.
Betroffen sind vor allem junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren. Das Gehirn befindet sich im
Dauer-Alarmzustand: Überall klingeln Handys, Nachrichten sind rund um die Uhr verfügbar, wir sind
selbst auf der Straße online. In Deutschland gibt es momentan mehr als 107 Millionen Handyverträge,
über die wir mehr als 150 Milliarden Minuten im Jahr telefonieren. Kein Wunder, dass einige der
Nutzer ihr Telefon bereits als Teil ihres Körpers empfinden.
Doch aus dem Segen kann ganz schnell ein Fluch werden, wenn man sich zu sehr auf das Handy
fixiert. So ist das so genannte Phantomklingeln mittlerweile keine Rarität mehr. Neuropsychologen
erklären das mit dem so genannten perzeptiven Lernen: Je häufiger ich einen bestimmten Reiz höre,
der eine bestimmte Eigenschaft hat, desto spezifischer werden die Filter in meinem Gehirn greifen.
Irgendwann reagieren wir auch auf Reize, die nur so ähnlich wie der eigentliche klingen.
Zudem interpretiert das Gehirn Umweltgeräusche auch mithilfe der Wahrnehmungsfilter.
Unvollständige Signale werden einfach vom Gehirn ergänzt. So ist es verständlich, dass schon
Geräuschfetzen, die nur entfernt an unseren Klingelton erinnern, zentral als reales Anrufsignal
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interpretiert werden. Je wichtiger das Handy ist, desto ausgeprägter ist das Phantomklingeln mitunter.
Wichtig außerdem: die individuelle Lernfähigkeit. Je schneller dieses so genannte perzeptive Lernen
ist, desto eher klingelt irgendwann das Handy - wenn auch nur im Kopf.
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