Blutuntersuchungen in der Tuberkulosediagnostik

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Medizinisches Labor Bremen
Ärzte für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie und
Infektionsepidemiologie, Biochemie; Umweltmedizin
Haferwende 12
28357 Bremen · Germany
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Fax:+49 (0)421 2072-167
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LABORINFORMATION
Blutuntersuchungen
in der Tuberkulosediagnostik
Goldstandard in der Erkennung einer aktiven Tuberkulose ist auch heute noch die
Anwendung klinischer, bildgebender, mikroskopischer und kulturell-mikrobiologischer Verfahren. Mit hoher Sensitivität sind seit einigen Jahren molekularbiologische Methoden zum Erregernachweis und zur Speziesdifferenzierung hinzugetreten. Zunehmend gewinnen jedoch auch labordiagnostische Bluttests an
Bedeutung, bei denen der Nachweis immunologischer Vorgänge in der
Auseinandersetzung mit den TBC-Bakterien diagnostisch nutzbar gemacht wird.
Säurefeste Stäbchen
mikroskopisch
Verkäsendes Granulom
„Quantiferon-TB Gold“ Nachweis TBCsensibilisierter Lymphozyten im Blut
Die immunologische Auseinandersetzung mit TuberkuloseErregern induziert beim Menschen sowohl eine serologische
Antikörperreaktion als auch eine Sensibilisierung spezifischer
Lymphozyten. Diese Sensibilisierung machte man sich z. B.
diagnostisch mit dem früher verfügbaren TINE-Test bzw. der
intradermalen Tuberkulininjektion nach Mendel-Mantoux
zunutze, bei der Lymphozyteninvasionen zur Induration und
tastbaren Knötchenbildung an den entsprechenden
Hautstellen führen. Obwohl vielfach bewährt, hat dieses
Vorgehen auch seine Probleme, da die Sensitivität nicht
optimal ist und regelmäßig „falsch positive“ Reaktionen z. B.
bei BCG-Geimpften und bei früherem Kontakt mit ubiquitären
Mykobakterien (MOTT) beobachtet werden.
Ein neuer Bluttest soll diese Schwächen nun vermeiden. Im
Quantiferon-TB Gold-Test werden ebenfalls sensibilisierte
Lymphozyten gegen Tuberkulose-Erreger nachgewiesen.
Durch die Wahl dreier hochspezifischer TBC-Antigene im
Testansatz (ESAT-6, CFP-10 und TB7.7(p4)) werden aber die
Kreuzreaktionen mit BCG und den meisten anderen, ubiquitären Mykobakterien vermieden, so dass positive Reaktionen mit
sehr hoher Spezifität auf eine stattgehabte Auseinandersetzung
des Immunsystems mit Bakterien des M.tbc.-Komplexes (M.
tuberculosis, M. bovis, M. africanum) hindeuten. Auch ist das
Nachweissystem des Quantiferon-TB-Goldtests bei weitem
sensitiver als die getastete Hautinduration beim MendelMantoux-Test. Es wird nämlich die Interferon-Gamma-
Produktion der sensibilisierten Lymphozyten in einer Spezialkultur von lebenden Blutzellen im Labor mittels eines sensitiven
ELISA-Tests gemessen.
Klinische Studien zeigen eindeutig
die Überlegenheit des QuantiferonTB Gold-Tests gegenüber den
herkömmlichen Hauttestungen. So
weist er bei floriden Tuberkulose-
Infektionen eine Sensitivität von ca. 90 % auf. Sogar in Populationen mit niedrigem TBC-Risiko zeigt er eine hohe Spezifität
von etwa 98 %. Es liegen außerdem Hinweise vor, dass stark
positive Ergebnisse des Quantiferon-TB Gold-Tests vor allem
bei floriden Infektionen beobachtet werden, während schwach
positive Ergebnisse vor allem bei der latenten, persistierenden
Infektion vorkommen. Dies bedarf aber noch weiterer
Bestätigung. Eine früher erfolgte BCG-Impfung stört den Test
nicht, d. h. es treten nach TBC-Impfung keine positiven
Reaktionen in diesem Bluttest auf! Aufgrund seiner guten
Leistungscharakteristik ist der Test u. a. durch die amerikanischen Gesundheitsbehörden zugelassen (FDA approved) und
trägt das europäische CE-Zeichen.
Zur Testdurchführung müssen drei spezielle Vacuetten-Blutröhrchen beschriftet, bis zum Eichstrich befüllt und schnellstmöglich zum Labor transportiert werden. Die drei Röhrchen
enthalten
a) die spezifischen TBC-Antigene für den Serum-Ansatz,
b) ein Lymphozyten-Mitogen als Kontrolle der generellen
Stimulierbarkeit der Lymphozyten und
c) eine Leerkontrolle zum Erkennen einer eventuellen unspezifischen Aktivierung.
Für eine valide Testauswertung ist es erforderlich, immer alle
drei Röhrchen zu befüllen und zu untersuchen. Die SpezialRöhrchen werden Ihnen auf Wunsch kostenlos vom Labor zur
Verfügung gestellt. Andere Röhrchen dürfen nicht verwendet
werden, da sonst falsche Ergebnisse resultieren.
Tuberkulose-Antikörper
Obwohl die Tuberkulose als typische granulomatös-entzündliche Infektionskrankheit vorwiegend durch die unspezifische
und spezifische zelluläre Immunreaktion kontrolliert wird, wird
zusätzlich auch eine serologische Antwort (Antikörperreaktion)
induziert. Ob und in welchem Maße sie in der Pathogenese
und Beherrschung der Infektion eine Rolle spielt, ist nicht
bekannt. Ergänzend, nicht als Ersatz zu den klassischen
Verfahren, kann sie aber diagnostisch nutzbar gemacht
werden. Zu diesem Zweck werden im Labor unterschiedliche
ELISA-Tests aus gewöhnlichen Vollblut- bzw. Serumproben
durchgeführt.
Der CE-zertifizierte Mykobakterien-Antikörpertest
verwendet das zytosolische Antigen A60 zum Nachweis
spezifischer IgG-Antikörper im Patientenserum. Dieses Antigen
wird nicht nur in M. tuberculosis-Bakterien gefunden, sondern
auch bei ubiquitären Mykobakterien (MOTT), M. leprae und z.
B. Nocardia spp. Dementsprechend kann und muß also nicht
nur bei der Tuberkulose, sondern auch bei Infektionen durch
verwandte Bakterienspezies mit einer positiven IgG-Reaktion
gerechnet werden. Demgegenüber weisen gesunde, nicht
infizierte Probanden auch keine Mykobakterienantikörper auf.
Latente, persistierende TBC-Infektionen führen ebenfalls nicht
zu einer positiven IgG-Reaktion. Der Antikörpertest ist daher
auch anders als der oben dargestellte Quantiferon-TB GoldTest nicht für Reihenuntersuchungen zur Erkennung und
Überwachung etwa von Kontaktpersonen im Umfeld von
Tuberkulosepatienten geeignet. Mit einer positiven IgG-
Reaktion ist dagegen zu rechnen, wenn es zu einer Stimulation
bzw. Boosterung des Immunsystems durch Mykobakterien und
Verwandte kommt, also bei floriden Infektionen (auch extrapulmonal), Reaktivierungen, aber auch bei kürzlicher BCGImpfung. Nach Abklingen der Infektion bzw. erfolgreicher
antimikrobieller Behandlung ist auch eine relativ schnell
wieder abflauende Antikörperreaktion zu erwarten. Eine
positive IgG-Reaktion zeigt aber auch generell eine gute
Immunreaktion des Patienten an: die gelegentlich vor und zu
Beginn einer tuberkulostatischen Therapie zu beobachtende
immunologische Anergie betrifft sowohl die zelluläre als auch
die serologische Seite des Immunsystems. In diesen Fällen
gelingt daher auch kein Antikörpernachweis.
D e r s p e z i f i s c h e , C E - z e r t i f i z i e r t e Tu b e r k u l o s e Antikörpertest enthält eine Mischung hochreiner Proteine
aus Mycobacterium tuberculosis. Es werden klassengetrennt
IgG-, IgA- und IgM-Antikörper im Patientenserum nachgewiesen. Erwartungsgemäß werden IgM- und IgA-Antikörper vor
allem bei frischen und floriden Tuberkulosen gefunden, während eine alleinige positive IgG-Antwort eher auf einen nicht
mehr ganz frischen, aber womöglich aktiven bzw. geboosterten Prozeß hindeutet. Die eingeschränkte Testsensitivität lässt
aber keinesfalls zu, auf die klassischen Verfahren in der
Diagnostik einer floriden Tuberkulose zu verzichten. Der
serologische Test kann also nur Ergänzung, nicht Ersatz sein.
Bei latenten und persistierenden TBC-Infektionen ist ebenfalls
kein positiver Tuberkulosetest zu erwarten, wie auch bei
gesunden und nicht infizierten Individuen. Genau wie der oben
dargestellte Mykobakterienantikörpertest, ist der Tuberkuloseantikörpertest damit für Reihenuntersuchungen
ungeeignet. Bei
erfolgreich antimikrobiell behandelter Tuberkulose ist mit einem
schnellen Absinken der Antikörperreaktion zu
rechnen.
Moderne, automatisierte ELISA-Testung
Literatur
P. Ravn et al. Prospective Evaluation of a Whole-Blood Test Using
Mycobacterium tuberculosis-Specific Antigens ESAT-6 and CFP-10
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Prognosis of Mycobacterial Diaseases in Routine Practice
Eur J Med Res 1; 393-403 (1996)
Stand 1/2012
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