M E D I Z I N KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT Beispiel AV-Knoten-Reentry-Tachykardien. Durch die Ausschaltung des arrhythmogenen Substrates, das für das Auftreten der Herzrhythmusstörung verantwortlich ist, wird hier eine echte Heilung bewirkt. Ein ganz anderes Prinzip liegt beim ICD vor, der zur Sekundärprophylaxe des plötzlichen Herztodes bei Patienten, die ein akutes Kammerflimmern überlebt haben, heute die Therapie der ersten Wahl ist – während die Primärprophylaxe des plötzlichen Herztodes mittels ICD bislang nicht etabliert ist. Hier wird die lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung nicht präventiv beeinflußt, sondern die Rhythmusstörung bei deren Auftreten therapeutisch beseitigt. Meinertz betonte, daß die Behandlung der Grundkrankheit beziehungsweise die konsequente Ausschaltung und Behandlung arrhythmiefördernder Faktoren (zum Beispiel Ischämie, erhöhter Blutdruck) als wichtigste Maßnahmen zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen zu gelten haben. Mit Wehling war er sich darin einig, daß der besondere therapeutische Stellenwert des Einsatzes von ß-Rezeptorenblockern vielen Kollegen nicht genügend bekannt ist. Vorhofflimmern ist die gerade bei älteren Patienten häufigste und wichtigste Herzrhythmusstörung. Die drei Säulen der Therapie des Vorhofflimmerns sind die Kardioversion, die medikamentöse Rezidivprophylaxe und die Antikoagulantientherapie. Freilich sind die Therapieergebnisse häufig unbefriedigend. Die Hochfrequenzstrom-Ablation muß bei dieser Indikation heute noch als experimentelles Therapieverfahren gewertet werden, das in Anbetracht seiner Komplikationsmöglichkeiten nur für wenige Patienten in Frage kommt. Eine adäquate Antikoagulation ist nicht nur bei Vorhofflimmern indiziert, sondern erscheint auch als eine Notwendigkeit im modernen Behandlungsplan der Herzinsuffizienz. Risiko thromboembolischer Ereignisse Prof. Dr. U. Klein (Magdeburg) wies freilich darauf hin, daß es bislang keine einzige prospektive Studie gibt, die den Langzeiterfolg einer Antikoagulation bei Herzinsuffizienz belegt. Er machte klar, daß über das Risiko thromboembolischer Ereignisse bei Herzinsuffizienz Aussagen nur möglich sind, wenn unterschieden wird, ob es sich um eine Herzinsuffizienz mit Vorhofflimmern oder Sinusrhythmus handelt, und insbesondere, ob eine linksventrikuläre Dysfunktion oder eine dilatative Kardiomyopathie vorliegt. Neuere prospektive Untersuchungen ergeben eine Häufigkeit von 1,5 bis 2,5 thromboembolischen Ereignissen pro hundert Patientenjahre. In der SAVE-Studie war die Häufigkeit um so höher, je stärker die linksventrikuläre Auswurffrequenz reduziert war. Da aus den bisherigen Studien die Wirksamkeit einer Antikoagulation nicht eindeutig belegt werden kann, andererseits das Risiko von Blutungskomplikationen, insbesondere im höheren Alter, erheblich ist, kann derzeit eine Antikoagulation mit Kumarinen bei Herzinsuffizienz nur empfohlen werden, wenn bei LV- Dysfunktion gleichzeitig auch noch Vorhofflimmern besteht, wenn ein thromboembolisches Ereignis in der Vergangen- Hypothyreose: Substitution mit T4 und T3? Die derzeit übliche Behandlung einer Hypothyreose besteht in der alleinigen Substitution von Thyroxin. Ob dem physiologischerweise von der Schilddrüse sezernierten Trijodthyronin eine Bedeutung zukommt, ist nicht bekannt. 33 Patienten mit Hypothyreose wurden in einer amerikanischen Cross-over-Studie zunächst mit Thy- roxin und anschließend mit einer Kombination aus Thyroxin und Trijodthyronin über je fünf Wochen behandelt. Dabei zeigte die Kombinationsbehandlung einen günstigeren Effekt auf die Stimmungslage und neuropsychologischen Funktionen, während die somatischen Parameter bei beiden Behandlungsgruppen gleichermaßen gebessert waren. Die Au- A-1356 (52) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 20, 21. Mai 1999 heit eingetreten ist oder wenn im Ventrikel ein Thrombus nachweisbar ist. Die Effektivität einer Antikoagulation, sei es mit Kumarinen und/oder ASS bei Vorhofflimmern, ist dagegen durch acht prospektive Studien belegt. Klein betonte, daß diese Studien zwei wichtige Ergebnisse erbracht haben: Wir wissen nunmehr, daß durch Antikoagulation mit Kumarinen das jährliche Schlaganfallrisiko um etwa 70 Prozent gesenkt werden kann, und wir sind zum anderen in der Lage, ein Risikoprofil zu erarbeiten, das uns die Häufigkeit eines thromboembolischen Ereignisses voraussagen und eine effektive Antikoagulation einstellen läßt. Der Wert einer Thrombozytenfunktionshemmung durch ASS ist durch diese Studien erheblich relativiert worden. Für die Indikationsstellung zur Antikoagulation bei Vorhofflimmern werden Patienten heutzutage in solche mit niedrigem, mittlerem oder hohem Risiko eingeteilt. Dies führt dann zu unterschiedlichen therapeutischen Strategien: Ein Patient zwischen 60 und 70 Jahren mit niedrigem Risiko könnte zum Beispiel mit 100 bis 300 mg/d ASS behandelt werden, während bei einem Patienten mit hohem Risiko (Schlaganfallrisiko 8 bis 12 Prozent pro Jahr) die Indikation zur lebenslangen Kumaringabe (INR 2 bis 3) gestellt wird. Damit ist es möglich, die Schlaganfallhäufigkeit auf ein bis vier Prozent pro Jahr zu reduzieren. Prof. Dr. med Bruno Müller-Oerlinghausen Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Aachener Straße 233-237 50931 Köln toren schließen aufgrund ihrer Beobachtung auf einen spezifischen Effekt des von der Schilddrüse sezernierten Trijodthyronins. acc Bunevicius R et al.: Effects of thyroxine as compared with thyroxine plus triiodothyronine in patients with hypothyroidism. N Eng J Med 1999; 340: 424–9. Dr. Prange, Department of Psychiatry, School of Medicine, University of North Carolina at Chapel Hill, Campus Box 7160, Room 254, Medical School, Chapel Hill, NC 27599-7160, USA.