UND ANDERSWO …? Und anderswo …? Akute Perikarditis: wirksame Behandlung? Fragestellung Bei einer akuten «gutartigen» Perikarditis kommt es häufig zu Rezidiven. Nichtrandomisierte Studien haben einen möglichen Nutzen von Colchicin sowohl in der Initial- als auch in der Rezidivtherapie in Kombination mit einer Behandlung mittels Antiphlogistika oder Steroiden gezeigt. Um überzeugendere Ergebnisse zu erhalten, wurde dazu eine Studie durchgeführt. Methode Die randomisierte, doppelblinde Studie wurde in fünf norditalienischen Spitälern durchgeführt. Die mindestens 18-jährigen Patienten erlitten die erste Episode einer akuten idiopathischen, viralen oder durch eine Kollagenose bedingte Perikarditis. Die Diagnose wurde anhand typischer klinischer Symptome, EKG- oder Echokardiographiebefund gestellt. Patienten mit neoplastischer, purulenter oder tuberkulöser Perikarditis wurden ausgeschlossen. Die Probanden erhielten entweder drei Monate 0,5–1 mg Colchicin/d oder Plazebo, jeweils in Kombination mit einer hochdosierten siebentägigen antiphlogistischen Aspirin- oder Ibuprofentherapie, anschliessend 3–4 Wochen Aspirin oder Ibuprofen in absteigender Dosierung (bzw. Steroide bei Antiphlogistika-Unverträglichkeit). Primärer Endpunkt war eine wiederkehrende bzw. anhaltende Perikarditis. Kontrolluntersuchungen wurden in Woche 1, nach 1, 3, 6, 12 Monaten und danach alle 6 Monate bis Studienende durchgeführt. auf (primärer Endpunkt), was einer relativen Risikoreduktion von 0,56 entspricht (NNT = 4, p <0,001). Nach 72 Stunden waren 19,2% der Patienten unter Colchicin gegenüber 40% unter Plazebo weiterhin symptomatisch. Nach einer Woche befanden sich 85% der Patienten unter Colchicin gegenüber 58,3% unter Plazebo in Remission (p <0,001). In beiden Gruppen gab es keinerlei schwere Nebenwirkungen. Probleme In den USA und Europa wird Colchicin für diese Indikation off-label angewendet. In der Schweiz ist das Medikament verboten. Es ist jedoch sehr einfach aus Frankreich zu beschaffen: Colchicine Opocalcium, 20 Tabletten à 1 mg für 3.37 Euro. Kommentar Colchicin reichert sich in den Leukozyten an und stört die Funktion der Mikrotubuli, welche für den Aufbau des Zytoskeletts von Zellen, insbesondere Leukozyten, erforderlich sind. Dies hat eine entzündungslindernde Wirkung zur Folge. Colchicin wird zur Gichttherapie, aber auch gegen Amyloidose und Serositis bei Mittelmeerfieber eingesetzt. In der Studie wurden besonders geringe (jedoch wirksame) Dosen verwendet, was vermutlich erklärt, warum in der Colchicingruppe nicht mehr Nebenwirkungen auftraten (hauptsächlich gastrointestinale Beschwerden) als unter Plazebo (8,3 vs. 9,2%). Für Patienten mit rezidivierender akuter Perikarditis bietet diese Studie eine vernünftige Behandlungsgrundlage. Eine Blutbildkontrolle ist jedoch empfehlenswert! Resultate 120 Patienten erhielten Colchicin und 120 Plazebo. Bei 16,7% der Patienten unter Colchicin und 37,5% unter Plazebo trat ein Rezidiv Imazio M, et al. NEJM. 2013;369:1522–8. / AdT Harnsäure und KHK: keine Assoziation? Körperliche Aktivität und Depression Laut einigen Beobachtungsstudien gilt Hyperurikämie als eigenständiger, unabhängiger Risikofaktor für das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit (KHK). In einer grossangelegten genetischen Studie, in der eine Variante des mit Hyperurikämie assoziierten Gens SLC2A9 untersucht wurde, konnte jedoch gezeigt werden, dass diese bei KHK und arterieller Hypertonie nicht häufiger vorkam, was darauf schliessen lässt, dass Hyperurikämie allein kein Risikofaktor für eine myokardiale Ischämie ist. Eine gute Nachricht für Gichtpatienten. Dennoch ist die Assoziation zwischen arterieller Hypertonie und Hyperurikämie auch weiterhin plausibel. Palmer T, et al. BMJ. 2013;347:f4262. / AdT Selektive Serotonin-WiederaufnahmeHemmer nach Schlaganfall Eine Metaanalyse von 56 Studien und über 4000 Patienten hat ergeben, dass die Gabe von SSRI nach einem Schlaganfall auch bei nichtdepressiven Patienten die neurologische Erholung beschleunigt. Es wurden auch positive Auswirkungen auf die Ängstlichkeit festgestellt. SSRI fördern die Neuroregeneration und eine gewisse Neuroprotektion. Aber Achtung: Die Einnahme kann (in seltenen Fällen) Konvulsionen und Hyponatriämie zur Folge haben! Mead GE, et al. JAMA. 2013;310:1066–7. / AdT Eine Metaanalyse aus 30 Studien hat ergeben, dass bei 25 davon eine Verbesserung depressiver Symptome bereits durch mässige körperliche Betätigung erzielt werden konnte. Demzufolge hat Bewegung nicht nur positive körperliche Auswirkungen, und die «Verordnung» von körperlicher Bewegung sollte Bestandteil einer Depressionstherapie werden. Das Risiko von Nebenwirkungen dürfte jedenfalls deutlich geringer sein als das von Antidepressiva… Silveira H, et al. Neuropsychobiology. 2013;67:61–8. / AdT «Door-to-balloon-Zeit» bei Myokardinfarkt: wichtig? Von 2005–2006 betrug die durchschnittliche Zeit von der Spitalankunft bis zur Katheterintervention bei einem ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI) 83 Minuten. Von 2008–2009 ist diese Dauer auf 67 Minuten gesunken. Die Spitalmortalität blieb jedoch unverändert. Eine noch raschere Ankunft in einem entsprechend ausgestatteten Spital mit einem aufgrund der bereits gestellten Diagnose einsatzbereiten Kardiologenteam könnte eventuell auch noch die Mortalitätsrate verbessern. Somit muss das Motto «time is muscle» vermutlich nicht hinterfragt werden! Menees D, et al. New Engl J Med. 2013;369:901–9. / AdT Autor in dieser Ausgabe: Antoine de Torrenté (AdT) Schweiz Med Forum 2014;14(9):167 167