Musikethnologie - Musik: Universelle Sprache trotz differenter Kulturen? Seminararbeit zum 4. Jugendreferenten-Seminar Süd 2006/07 von Maria Clar 26. Mai 2007 Musikethnologie Einleitung ........................................................................................................... 3 Schwarzafrika .................................................................................................... 4 Nordafrika und vorderer Orient ......................................................................... 5 Lateinamerika .................................................................................................... 6 China .................................................................................................................. 8 Japan................................................................................................................... 9 Indien ............................................................................................................... 11 Resümee ........................................................................................................... 12 Literatur- und Quellenangabe .......................................................................... 14 Musikethnologie Einleitung Musikethnologie oder Ethnomusikologie ist ein Teilgebiet der Musikwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit Musik die regional gebunden ist, im Besonderen mit Musik in fremden Kulturen. Musikethnologie untersucht ethnische Gruppen und ihre Kultur in Bezug auf Musik, denn jede Kultur hat ihre Geschichte und jede Geschichte ihre Musik. Gesellschaften sind geprägt von Musik. Kulturen sind mit Musik entstanden. Das hat es schon immer gegeben und beeinflusst das Zugehörigkeitsgefühl und den Identitätserwerb von Personen und ganzen Gruppen. Die Musikethnologie erforscht auch die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Werten und regional ausgeprägter Musik. Musik ist nicht nur Vergnügen und Unterhaltung, sie ist auch Ausdruck von Gefühlen, Darstellung von Situationen, Kommunikationsmittel, Untermalung von Festen und Ritualen, Botschafter, Übermittler, sie kann begeistern, Grenzen überschreiten, verbinden und einen selbst wie eine ganze Gesellschaft stabilisieren. Musikethnologie wird immer mehr zum Thema, da Multikulturalität in unserer globalisierten Rolle eine Funktion hat und immer mehr an Bedeutung gewinnt. Musik ist ein Spektrum, welches in einem kulturell-gesellschaftlichen Kontext steht. Man kann daraus die Kultur ablesen und manchmal auch über die Geschichte und eventuelle Gepflogenheiten eines Volkes lernen. Der Erwerb interkultureller Kompetenz ist ungemein wichtig in der heutigen Zeit. Musik gehört zu einem Kommunikationsmittel, welches Kulturen auf eine unterhaltsame, interessante und spannende Art und Weise repräsentiert. Auch im Bereich der Musikpädagogik wird durch Zuwanderungen die Musikethnologie immer wichtiger. Es gibt Institutionen, die viele Kulturen vereinen und in diesen wird auch Rücksicht auf andere Kulturen genommen werden müssen, denn es verhilft einen zur Integration, zur Horizonterweiterung und zur Freude an den Institutionen. Ein Miteinander ist möglich und Musik gehört zu den vorteilhaftesten Wegen Brücken zu bauen. Gerade weil ich mich dafür interessiere und weil ich eine Bedeutung in diesem Bereich sehe, habe ich dieses Thema gewählt. Musikethnologie beschreibt man, meiner Meinung nach, am besten durch Beispiele. Deshalb möchte ich nun kurz auf einige Kulturen eingehen. In unserer Kultur ist die Volksmusik und die Blasmusik Tradition - doch wie ist es in anderen Ländern? Dies versuche ich auf den nächsten Seiten zu beantworten. Schwarzafrika Es gibt sehr viele verschiedene Stämme und Völker in Afrika. Insofern gibt es auch hier keine einheitliche Prägung. Wenn man über die Musik Schwarzafrikas redet, sucht man nach Gemeinsamkeiten und beschreibt diese. Unterschiede gibt es durch die verschiedenen Geschichten, Sprachen und Kulturen. Insofern wird der Norden Afrikas musikalisch auch vielfach zum vorderen Orient gezählt, da dieser Raum auch unter anderem islamisch geprägt ist. Der Süden wurde durch Europa und die Kolonialherren gezeichnet. Man sieht auch dies in der Musik, wobei natürlich ihre Geschichte viel weiter geht und daher different zu der uns bekannten ist. Vor allem in den Gebieten West-, Ost- und Zentralafrikas spiegelt sich dies, also die Tradition, wieder. Traditionelle schwarzafrikanische Musik hat eine Funktion in allen wichtigen sozialen und religiösen Ereignissen. Rituale haben einen hohen Stellenwert und die adäquate Musik hat ganz bestimmte Regeln, die einzuhalten sind. Es gibt für gewisse Anlässe besondere Strukturen. Diese sind aber nicht schriftlich festgehalten, sondern sie werden von Generation zu Generation weitergegeben. Wichtig ist in diesen Regionen das Miteinander, das gemeinsame Singen und Bewegen. Gerade zweiteres wird überall eingebaut. Es gibt kein anerkanntes stillsein oder stillsitzen bei der Musik. Es wird geklatscht, gestampft und getanzt. In jeder Musikform steckt Bewegung drinnen. Musik wird mit dem ganzen Körper gelebt. Typisch für viele afrikanische Stämme ist auch der Wechselgesang, also dass ein Vorsänger/ eine Vorsängerin oder ein Chor eine Melodie und einen Rhythmus vorgibt und ein Chor dieses Motiv übernimmt und vielleicht auch etwas variiert. Speziell ist auch, dass öfters mehrere Rhythmen übereinander gelegt werden und es ein komplexes Konstrukt ergibt. Dies nennt man auch Polymetrik. In schwarzafrikanischer Musik werden Motive oft wiederholt und danach die meist kurzen Sequenzen immer wieder auf unterschiedlichste Weise variiert. Zudem kommt es einem oft so vor, dass die Melodien und Rhythmen gegeneinander gerichtet sind und es ergibt sich eine Art Kampf welches Motiv sich durchsetzen kann. Monotonie und Wiederholungen können einen in eine gewisse Form der Trance versetzen. Es setzt das Unterbewusstsein frei und „versteckte“ Gefühlsregungen können hervorgelockt werden. Damit versetzen sich die Musiker in einen rauschähnlichen Zustand, der mitunter das Bewusstsein abschalten kann. Typische Musikinstrumente in Schwarzafrika sind Rhythmusinstrumente, in Besonderem verschiedenste Trommeln. Aber auch das Xylophon zählt zu den gebräuchlichen Instrumenten, wobei dieses ursprünglich aus Indonesien stammt. Die Instrumente aus den afrikanischen Regionen sind trotz weniger und nur einfacher Möglichkeiten der Verarbeitung kunstvoll gestaltet und sie erfüllen ihren Zweck bestens. Vor allem Schlag- oder Zupfinstrumente sind gebräuchlich. Nordafrika und vorderer Orient Beide Gebiete ähneln sich und können unter dem Begriff „Arabische Musik“ zusammengefasst werden. Unter arabischer Musik wird also die Musik islamischer Kulturkreise verstanden, die von Nordafrika bis Persien reichen. Geprägt wurde sie vor allem durch iranische, hellenistische, byzantinische und persische Einflüsse. Sie entstand allerdings schon in vorislamischer Zeit und wurde in der islamischen Ära - Mohammed wurde 570 n. Chr. geboren- weiterentwickelt. Die arabischen Musiktheoretiker der heutigen Zeit haben die Oktave in 24 Tonstufen geteilt. Die Notation ist wie unsere Notenschrift nur mit vielen Vor- und Versetzungszeichen. Im Unterschied zu unserem Notensystem hat das arabische üblicherweise auch einige Vierteltonsprünge. Es gibt 24 Töne, die in den über 90 Modi auftreten. Modi sind MaqamReihen, also Reihen, die die Grundlage eines improvisatorischen Melodiemodells sind. Immer der Grundton und vielleicht einige wenige Töne mehr sind von besonderem Gewicht. Durch eigenständige Melodien geht der Musiker von einem Ton zum anderen. Dabei ist alles erlaubt. Am beliebtesten sind Spielereien mit möglichst viel Melodie in kürzester Zeit. Dadurch spielen Verzierungen aller Art, wie z.B. Triller und Glissandos in der musikalischen Region eine große Rolle. Inwieweit der Tonumfang eines Stückes reicht, hängt von den Möglichkeiten des Musikers ab. Wird gesungen, je nachdem wie weit der Sänger in die Höhe oder Tiefe kommt. Das etwaige begleitende Instrument wird dann nach diesem Umfang gestimmt. Die Melodie steht hier im Vordergrund und der Rhythmus ist nicht so sehr von Bedeutung. Der Grundton wird meist recht tief gewählt und dann wird in melodischer Folge eine Reihe nach der anderen durchspielt bis es dann zum musikalischen Höhepunkt kommt. Von dort wird dann wieder rückfolgend bis zum Grundton, also zum Ausgangston, zurück gespielt. Jeder Maqam, also jedes Musikstück in oben erklärter Weise, wird mit einer Geschichte oder mit bestimmten Gefühlen verbunden, die der Musiker wecken möchte. Beispielweise wird der Maqam Rast mit den Adjektiven energisch, männlich, gesund, stolz und mächtig in Verbindung gebracht und der Maqam Bayati gilt als freundlich, weiblich und gefüllt mit Lebenskraft. Bedeutende Instrumente in der arabischen Kultur sind beispielsweise das Ud, welches eine bundlose mit vier oder fünf Doppelsaiten bespannte Kurzhalslaute ist. Sie kommt ursprünglich aus dem ostasiatischen Raum. Bestehend aus einem halbbirnenförmigen Holzgefäß wird sie mit einem Plektrum bespielt. Im 13 JHDT n. Chr. entwickelte sich aus dem Ud die europäische Laute, die besonders im 16. und 17. JHDT Anklang fand. Der Santur ist ein im Irak beheimatetes trapezförmiges Instrument, welches unserem Hackbrett sehr ähnlich ist. Es hat 72-100 aufgespannte Drahtsaiten, welche mit zwei Holzschlägeln angeschlagen werden. Die Darabukka ist eine einfellige Bechertrommel aus Ton, Metall oder Holz. Sie ist der Volks- und der Kunstmusik zugeordnet und wird in den arabischen Ländern bei so gut wie jedem Fest eingesetzt. Lateinamerika Die lateinamerikanische Musik hat sich aus drei Kulturen zusammengesetzt. Sie entstand aus der Musik der Ureinwohner Südamerikas der Indianer, gemixt mit der europäischen, die die Einwanderer mitbrachten und schließlich aus der Musik der Afrikaner, die als Sklaven nach Mittel- und Südamerika gebracht wurden. Diese Mixtur ergab eine wichtige Vorstufe für zahlreiche moderne Tänze wie den Mambo, Samba, Rumba, Cha-cha-cha, u.s.w. sowie für die Musikrichtung des Jazz. Diese so genannte Vermischungskultur, in der alle drei Prägungen ungefähr gleich verworren vorkommen beginnt ab ca. 1750. Die Präkolumbianische Musik, das ist die der Ureinwohner, besonders in den Hochkulturen der Inkas, Azteken und Mayas vorkommend, ist heute in ihrer Urform leider weitgehend zerstört. Es gibt sie nur noch ganz selten bei sehr wenigen noch halbwegs erhaltenen Stämmen und dann meistens in Mischformen. Der Huayno gehört zu den von den Indianern etwas stärker mitgeprägten Formen und kommt in Südecuador, Peru, Bolivien, Chile und Nordargentinien vor. Er ist eine weit verbreitete Lied- bzw. Tanzgattung. Bevorzugte Begleitinstrumente sind mittlerweile Saiteninstrumente und das Akkordeon. Auffallend sind wiederholte und dabei leicht variierte Mittelteile, AA’, die zu Strophen zusammengefasst, AA’BB’ wiederum wiederholt werden. Der Huayno hat ein sehr schnelles Tempo. Die Cumbia ist ein in Kolumbien entstandener Volkstanz, welcher europäische, afrikanische und indianische Einflüsse hat. Er wird von indianischen Flöten gespielt, von Akkordeon und Marschtrommel begleitet und hat einen rhythmisch punktierten Charakter. Der Tango ist vor allem von europäischen Melodien und afrikanischen Rhythmen beeinflusst. Im Normalfall wird der Tango argentino von zwei Bandoneons (dem Akkordeon ähnliche Instrumente), zwei Violinen, einem Kontrabass und einem Piano gespielt. Der Rhythmus ist synchronisiert und der Charakter eines Tangos ist meist traurig und dramatisch. Durch die enge, etwas schräge Haltung während des Tanzens ist der Tangeo vorerst etwas auf Distanz gehalten worden, bis er den Durchbruch als Gesellschafts- und Turniertanz schaffte und dabei bis heute noch sehr beliebt ist. Die Samba ist der bekannteste, beliebteste und populärste Tanz in Brasilien. Sie ist auch seit 1916 der Haupttanz des berühmten Karnevals in Rio de Janeiro. Entstanden ist sie durch einen kultisch-religiösen Tanz, indem Krieger mit verbundenen Augen ohne Schmerz zu zeigen zwischen brennenden Fackeln und Glasscherben tanzen mussten. Daher die eher vorsichtigen, „suchenden“ Schrittfolgen des Tanzes. Die Samba ist meist in einem sehr schnellen Tempo und einem geraden Takt mit meist synkopisierten Rhythmen zu spielen und zu tanzen. In den 50er Jahren wurde Samba Mode- und schlussendlich Turniertanz. Durch die Verbindung mit dem Cool-Jazz entstand dann Anfang der 60er auch der Bossa Nova. Der Son ist um 1880 herum während der Kämpfe um die Sklavenbefreiung entstanden. Besonders die westafrikanische, aber auch die europäische Musik nahm Einfluss auf die Entwicklung dieser Lied- und Tanzform. Der Son besteht aus einem langsamen Vers und einem schnelleren Refrain. Vor allem der Off-Beat und viele Rhythmusinstrumente werden in das Geschehen mit eingebaut. Mit der Zeit wanderte er Richtung Nordamerika und nahm von überall Einflüsse mit, durch die sich der Son dann veränderte. So wurde er zur „Soße“, also der Salsa. Es gibt natürlich noch sehr viel mehr, v. a. Tänze die Lateinamerika zugeschrieben werden. Die für uns bekannt sind, wären beispielsweise der Modetanz Cha-Cha-Cha (Namensgebung aufgrund der Geräusche der Maracas; besteht aus einem prägnanten Rhythmus im 4/4 Takt), der aus der Mambo (Gesellschaftstanz in geradem Takt und schnellem Tempo) entstand, welche sich aus der Rumba (Protestlied bzw. -tanz auf kultischen Festen der Afroakubaner gegen die Unterdrückung und Sklaverei) entwickelte, welche wiederum ihre Ursprünge im afrokubanischen Raum hat. Auch die Musikrichtung Reggae, die ja vor allem bei jungem Publikum über die ganze Welt verbreitet Anklang findet, gehört zu Lateinamerika. China Im Gegensatz zu den uns bekannten Melodien gibt es in der traditionellen chinesischen Musik mehr den Hang zur Einstimmigkeit, zur Parallelführung von Stimmen und zu allgemeinen Variationen der Melodien. Meist sind die Lieder sehr hoch geschrieben und die Stimmen der Sänger erklingen vielleicht etwas gepresst, aber meist ohne dem uns bekannten Vibrato einer Solostimme. Auch die Instrumente sind meist sehr hoch gestimmt. Die Musik und Instrumente wurden von den frühen Hochkulturen Babylon und Ägypten übernommen, als sich China um 2500 v. Chr. selbst zur Hochkultur entwickelte. Die ersten Aufzeichnungen, die es über Musik in China gibt, entstanden in der Shang-Dynastie (ca. 1650-1050 v. Chr.). In dieser Zeit entwickelte sich eine halbtonlose Fünftonreihe, die trotz der vielen verschiedenen Verzierungsnoten noch bis heute die Melodien v. a. Südchinas prägt. Im zweiten Jahrhundert v. Chr. wurde dann die Oktave in zwölf Halbtöne geteilt. Somit erweiterten sich die Tonreihen von fünf (jeder Ton der Pentatonik konnte den Grundton stellen) auf 60 verschiedene Tonreihen. Aufgrund des Einflusses der westlichen Musik wurde die halbtonlose Fünftonreihe durch zwei Halbtöne zu einer Siebentonreihe erweitert. Dies entstand während der Chou-Dynastie (1050-250 v. Chr.). Auch der Aufbau einer höfischen Musik- und Tanzzeremonie fiel in diese Zeit. Zuvor war die Musik Ausdruck der Persönlichkeit, doch in der Chou-Dynastie wurde sie zu einem Aspekt des politischen und sozialen Lebens. Es wurde sogar ein eigenes Ministerium eingerichtet, um die Ausübung der Musik zu überwachen, da Musik als Ausdruck für Ordnung und Harmonie des Menschen, des Staates und des Kosmos galt. Die damals entstandenen Theorien, Insrumente und Institutionen sind noch bis heute erhalten geblieben. Das damals wichtigste Instrument war die Wölbbrettzither, das Ch’in, welche das Instrument der Dichter, Gelehrten und Philosophen ist. Das Ch’in hat 7 Saiten, aber keine Stege. Die linke Hand zupft an den Saiten, während die rechte meist nur die höchste Saite an bestimmten Stellen berührt, um so genannte Flageolett (sind Oberton ähnlich) Töne zu erzeugen. Sie ist auch wieder nach dem Fünftonprinzip gestimmt und soll traditionell eine Verbindung zwischen Himmel, Menschheit und Erde darstellen. Der Rhythmus in der chinesischen Musik ist sehr einfach. Meist gibt es nur gerade Takte und irgendwelche rhythmischen Schwierigkeiten werden selten eingebaut. Die Unterstützung von Musik durch den chinesischen Kaiser war ganz normal. In der HanDynastie (206 v. Chr.- 220 n. Chr.) gab es am Hof über 800 Musiker, die vielfach in den vier Orchestern tätig waren. Die traditionelle chinesische Musik besitzt eine Vielfalt an Instrumenten. So gab es bereits während der Shang-Dynastie Klingsteine, Klingsteinspiele, Panflöten, Bronzeglockenspiele und Trommeln. In der Tschou-Dynastie kamen eigentlich fast alle anderen Instrumente hinzu. Sie wurden damals nach ihrem Material eingeteilt. Die Mundorgel - es gibt sie seit 3000 Jahren - wurde durch ihre frei schwebenden Zungen sogar zum Vorbild unserer Akkordeons, Harmonikas und Mundharmonikas. Seit 2000 Jahren ist auch die Laute bekannt, die in China vier Saiten aus Seide hatte und die mit einem Plektron gespielt wurde. Die Ursprünge der Peking-Oper sind im 6. Jahrhundert zu suchen. Sie entstand im 18. Jahrhundert aufgrund dramatischer Bühnenstücke. Sie ist geprägt durch die Komplexität eines Werkes indem das gesprochene Wort ebenso vorkommt wie Gesang, Musik, Gestik, Pantomime und atemberaubende Akrobatik. Die Hauptaufmerksamkeit gilt dem Schauspieler, der nur durch hartes Training Teil einer Peking-Oper werden konnte. Das Orchester weist eine für uns kleine Besetzung auf, mit ungefähr 15 Personen. Besonders tragend sind die Rhythmusinstrumente, wie die Gongs, Trommeln oder Becken, um die Bewegungen des Schauspielers besser untermalen zu können. Die Melodien sind eher einfach und immer einstimmig. Vor allem Instrumente wie die Oboe oder die Flöte tragen die Melodie, spielen aber nie eine Gegenstimme. Auch wenn der Schauspieler mitsingt, gibt es nur eine Melodie Duette oder Ensembles kommen nie vor. Unter Mao Tse-tung wurde die Musik ab ca. 1945 zu einer kommunistisch und westlich orientierten Volksmusik, die vor allem sozialistische Themen aufwies. Nach seinem Tod 1976 kam es zu einem neuerlichen Aufschwung der in seiner Zeit unterdrückten Peking-Oper. Japan Die Musik Japans basiert, wie die chinesische, auf der Pentatonik mir einem Unterschied - sie muss nicht halbtonlos sein, sondern kann auch mit Halbtönen versehen verlaufen. Die traditionelle japanische Musik zeichnet sich zudem durch seine außergewöhnlich langsame Geschwindigkeit aus. Die Rhythmen sind von den Interpreten frei zu wählen, einzelne Töne werden in ihrer Stimmlage verändert. Durch diese Tonschwankungen entstehen Verzierungen und Variationen. Beim Gesang wird eine hohe Stimme bevorzugt und die Vokale werden stark betont. Die Töne werden von einem starken Vibrato, durch Schluchzen und durch Veränderungen, stark gefühlsbetont darüber gebracht. Zudem sind zahlreiche, meist von Instrumenten erzeugte Nebengeräusche beliebt. Die traditionelle Musik Japans ist fast immer mit anderen Künsten, wie dem Tanz, dem Drama, der Erzählkunst oder mit verschiedensten Riten und Festen verbunden. Es gibt also neben der reinen Instrumentalmusik auch anderen Gattungen, wie dem kabuki-Theater, in dem Worttheater meist von einer Langhalslaute begleitet wird, dem no-Theater, in dem vor allem die mittelalterliche Musik als Begleitung von Drama und Tanz entwickelt wurde, dem bunraku, also dem Puppentheater mit erzählender Musik. Zudem ist noch die Musik der speziellen Bambusflöte shakuhachi bekannt, welche vor allem bei religiösen Übungen der buddhistischen Mönche Verwendung findet. Der alte Gesang shomyo wurde sogar extra für buddhistische Gottesdienste geschaffen. Auch Musik am Hof des Kaisers war enorm wichtig. Gagaku ist die vornehme, höfische Musik und bugaku die Musik zum höfischen Tanz. Die japanische Musik wurde ab dem siebenten Jahrhundert durch den Buddhismus, der musikalische Einflüsse aus China, Korea und dem zentralasiatischen Raum mitbrachte. Im neunten bis zwölften Jahrhundert wurde eine umfassende Lied- und Tanzform sowie Orchestermusik am kaiserlichen Hof sehr gepflegt. Gagaku wird auch heute noch in seiner ursprünglichen Form gepflegt und ist somit die älteste überlieferte Orchestermusik der ganzen Welt. Wenn gagaku Begleitung für Tänze ist, heißt sie bugaku. Im Gegensatz zu den anderen traditionellen japanischen Musikrichtungen kann gagaku durchaus mehrstimmig sein und muss nicht den heterophonen Charakter der anderen Gattungen annehmen. Erst im elften bis sechzehnten Jahrhundert gelangten Musikformen auch außerhalb des Hofes zur Bedeutung. Es entwickelten sich eigene japanische Hymnen, die aus den indischen entstanden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verlor die traditionelle Musik immer mehr an Bedeutung und eine Öffnung zur westlichen Musikkultur folgte. Es gibt aber auch einige traditionelle Musikinstrumente, wie das japanische Koto, das wie das chinesische Ch’in eine Wölbbrettzither ist. Nur diese hat 13 Seidensaiten, die mit Elfenbeinplättchen gespielt werden, die an Daumen, Zeige- und Mittelfinger befestigt sind. Durch Drücken der Saiten hinter den Stegen entstehen geringfügige Veränderungen der Tonhöhe. Weiters gibt’s das traditionelle Instrument der Geishas, welches gleichzeitig das MelodieInstrument im Kabuki-Theater ist, das Shamisen, eine dreisaitige bundlose Langhalslaute, die mit einem Elfenbein-Plektron gespielt wird. Dann die Shakuhachi, eine längliche Bambusflöte mit fünf Löchern (vier vorne, eins hinten), welche durch Veränderung des Anblaswinkels und den verschiedenen Abdeckformen verschiedenste Zwischentöne erzeugen kann. Schlussendlich gibt’s noch die Biwa, eine Laute mit flachem Rücken und vier Saiten, die mit einem sehr großen Plektron gespielt wird. Durch ihre hohen Bünde berühren die Saiten nie den Boden und ein schnarrender Ton entsteht. Indien In Indien werden kleine Ensembles bevorzugt, da die Musik meist improvisiert wird. Dies geschieht jedoch in einem eng gesetzten Rahmen und nach gewissen Regeln. Es wird prinzipiell immer nur innerhalb eines gewählten Raga Modells gespielt. Raga bedeutet Färbung, oder Röte. Ein Raga besteht aus fünf bis sieben verschiedenen Tönen, die einer bestimmten Stimmung entsprechen und mit denen der Musiker improvisatorisch ein Thema entwickelt. Wobei der Grundton Sa ständig hörbar ist - meist in Form eines Akkordes aus Grundton, Quint und Oktav. Damit wird es für Zuhörer leichter gemacht, dem Stück zu folgen und vielfach ist das auch ein Grund, dass die Lieder oftmals Ohrwürmer sind. Mehrstimmigkeit wird sehr selten praktiziert, und wenn, dann in Form eines Dialogs oder einer unheimlich einfachen Form - dies ist insofern logisch, als das Mehrstimmigkeit bei Improvisationen nur geringfügig möglich sind. Jeder Raga hat seine Bedeutung bzw. seine Zugehörigkeit. Jede Jahreszeit, jedes Fest, jede einzelne Stunde Tag und Nacht, alle Götter, Naturphänomene sowie die verschiedensten Gemütslagen, die man als Mensch so hat, haben ihren eigenen Raga. Ragas besitzen, nach indischem Glauben, auch jede Menge magische Kräfte, denn sie beschwichtigen entfesselte Elemente oder Tiere, zaubern Früchte oder rufen Regen herbei. Rasa, auf Deutsch Gefühl oder Emotion, ist der Ausdruck für Musik und Tanz, Poesie und Drama - jede künstlerische Schöpfung soll von einem Rasa beherrscht sein. Es gibt neun, die auf Dauerhaftigkeit beruhen, und sie können durch alles Mögliche verursacht werden. Durch jede Begebenheit und Gegebenheit, wie durch Mondlicht, Blumen, der Blick einer Gazelle, u.s.w.. Das erste Rasa ist die Liebe (Shingara). Indische Musik hat Melodie und einen sehr komplexen Rhythmus, die Tala. Es ist das kompliziertest angelegte rhythmische Prinzip. Ein Tala besteht aus einem Rahmen, in denen es verschiedene Zählzeiten gibt, dessen Elemente im Raum verteilt sind. Zudem enthält diese rhythmische Reihe 3 bis 108 Schläge. Die wichtigsten und bekanntesten Instrumente Indiens sind der Sitar und die Tabla. Der Sitar ist das heute gebräuchlichste Melodieinstrument und erhielt im 17. Jahrhundert seine heutige Form. Es hat einen birnenförmigen Resonanzkörper und einen sehr langen Hals, auf dem 16-21 bewegliche, bogenförmige Bünde angebracht sind, um sie entsprechend dem Raga verstellen zu können. Der Sitar hat sieben Saiten und wird mit einem Plektron gespielt. Zudem besitzt er bis zu 20 Resonanzsaiten, die beim Anzupfen der Hauptsaiten mitschwingen. Zwei bis drei zusätzlich angebrachte Stahl- oder Kupfersaiten sind im Grundton und der Quinte, der Oktave und der Quarte gestimmt. Das Instrument hat einen speziellen obertonreichen Klang und einen langen Nachklang. Tabla sind die beiden Handtrommeln, die als Rhythmusinstrumente v. a. in Nordindien sehr bekannt sind und viel verwendet werden. Im engeren Sinn ist Tabla aber „nur“ die kleine Diskanttrommel mit einer bestimmten Tonhöhe, die meist der Grundton des Raga ist. Die größere ist die Baya. Sie klingt tiefer und hat keine wirkliche Tonhöhe - welche aber durch Druck und Verschieben des Handballens auf dem Fell verändert werden kann. Für jeden einzelnen Trommelschlag gibt es in Indien einen Namen. Daher können auch ganze Trommelstücke aufgesagt werden. Resümee In der Zeit der Kolonisationen, in denen die Europäer in anderen Kontinenten eindrangen und Hochkulturen zerstörten sowie die Ureinwohner Afrikas, Amerikas und Australiens für „Wilde“ hielten, die außer Jagen und Sammeln nichts zu Stande brachten und nach Darwin’s Evolutionstheorie sowieso mindestens eine Klasse bzw. Schicht unter Europäern waren, gab es etwas, das Anthropologen entdeckten und dabei half, diesen Fehlurteilen etwas entgegenzuwirken. Es war die Kunst, die damals zeigte, dass alle Menschen gleichviel wert sind oder wenigstens sein sollten. Jede Gesellschaft hat eine Kultur und jede Kultur besitzt seine Künste. Kulturen sind wichtig für das Leben in einer Gemeinschaft, zur Identitätsfindung und -sicherung, zum allgemeinen Wohl und auch als Unterhaltung. Um zu zeigen, dass jeder Mensch eine Kultur entwickelt hat und diese ihn und sein Umfeld ausmacht, muss diese gezeigt werden und womit geht dies am besten? Natürlich mit Kunst. Darstellende wie musikalische Elemente repräsentieren einen einzelnen, oder auch eine ganze Gesellschaft und man kann gewisse Dinge, meist die Kernaussagen, verstehen ohne in diese Richtung geforscht oder studiert zu haben. So subtil es klingt, entweder gefällt es einem oder nicht. Musik ist eine Kunst und genau wegen dieser a. a. Punkte ist in einer globalisierten Welt die Interkulturalität wichtig. Menschen finden sich in der Musik wieder. Musik verbindet, auch wenn sie fremd ist, denn wer beginnt nicht wenigstens innerlich mitzuwippen, wenn ein Musikstück kommt und es einen mitreißt - man fragt nicht erst nach, woher es kommt. Man bemerkt diesen Trend auch bei der Popularität von lateinamerikanischen Tänzen, von afrikanischen Trommelworkshops und bei Elementen traditioneller Musik, gleichgültig welcher Kultur, in kommerziellen Liedern. Jede Musik hat ein ganz besonderes Flair. Nicht umsonst gibt es zwei Formen von Großgesellschaften in denen, unpolitisch gesehen, mehrere Staaten teilnehmen und mehr Verständnis für das Fremde und mehr Begeisterung für das Multikulturelle entsteht. Fremdenhass, der ja leider trotz allem vorhanden ist und immer wieder Jahre des Aufschwungs erlebt, wird dadurch vielleicht sogar vermindert. Diese zwei Sektoren sind die Musik und der Sport - kein anderes Genre bekommt so viele differente Personen und Gruppierungen zusammen. Also meiner Meinung nach ist Musik eine universelle Sprache, die Kulturen verbindet, denn Musik kennt keine Grenzen. Literatur- und Quellenangabe Walter Knapp/ Wolf Peschl: Wege zur Musik Band 2, Musikverlag Helbling, 1991 Arnol Werner-Jensen: Das Reclam Buch der Musik, Philipp Reclam jun., 2. Auflage 2001 http://de.wikipedia.org/wiki/Musikethnologie http://www.ethnologie.lmu.de/Musikethnologie/