Unterrichtsentwurf zum Text „Schwarz ist weiß, ja heißt nein“ Vor- und Nachname: Alexander Grintsevich Adresse: Гринцевич Александр Валентинович 623300 Свердловская область г. Красноуфимск ул. Матросова д.16, кв.49 Didaktische Vorbemerkungen Der Unterricht ist für Lernende bestimmt, die auf dem Wege zum Sprachniveau C1 sind, und ist in erster Linie als Training der Fertigkeit Leseverstehen gedacht. In Zusammenhang damit wird auch Fertigkeit Sprechen trainiert. Dabei war es dem Autor wichtig, die interkulturelle Kompetenz der Lernenden auszubauen. Aufgaben 1 (über ein Bild sprechen), 2 (Vorwissen über das Thema aktivieren) und 6 (über eigene Erfahrungen berichten) dienen zur Vorentlastung und sollen die Hemmschwelle vor ziemlich schwierigerem Text abbauen. Aufgaben 3, 5 (Hypothesen bilden und überprüfen) und 4 (Erwartungen aufgrund von Überschrift aktivieren) richten die Lernenden auf das bewusste Einsetzen von Lesetechniken. Aufgaben 7 (Hauptinformationen entnehmen), 8 (Text rekonstruieren) sollen globales und Aufgabe 9 (Notizen in einem Raster ergänzen) detailliertes Textverstehen verschaffen. Dabei kommt den Aufgaben 8 und 9 eine besondere Bedeutung zu, weil sie die Lernenden mit den spezifischen Aufgabentypen der Prüfungen vertraut machen. Aufgaben nach dem Lesen (10 und 11) bieten den Lernenden Transfermöglichkeiten an. In der Aufgabe 10 werden sie gebeten, die angesprochene Thematik auf den Kontext des eigenen Landes zu übertragen. Die Erweiterung des Problems durch einen kleinen Paralleltext in der Aufgabe 11 soll die Lernenden zum Nachdenken über das Gelesene anregen. Unterrichtsverlauf 1. Sprechen Sie über das Foto. Beschreiben sie, was Sie sehen. Äußern Sie danach Vermutungen über folgende Fragen: a) Welche Situation ist dargestellt? b) Wo wurde die Aufnahme gemacht? c) Wie verläuft die Kommunikation zwischen den Personen? Etwas beschreiben Auf dem Foto sind … abgebildet. Man erkennt deutlich … … sieht man in der Mitte des Bildes / … ist in der Bildmitte zu sehen. Links/Rechts sieht man … Vermutungen äußern Das ist wahrscheinlich … Das könnte … sein. Es scheint, dass … Es sieht so aus, als ob … Vermutlich … 2. Haben sie sich schon einmal mit dem Thema „Kulturelle Unterschiede in der Kommunikation“ beschäftigt? Welcher der folgenden Äußerungen können Sie sich anschließen? Begründen sie Ihre Meinung. o In der globalisierten Welt verlieren die Kenntnisse über kulturbedingte Unterschiede an Bedeutung, weil die Grenzen zwischen dem Eigenem und dem Fremden verwischt werden und die Kulturen immer mehr verschmelzt werden. o Gerade in der globalisierten Wirtschaft sind die Kenntnisse über verhaltenssteuernde Regeln in verschiedenen Kulturen sehr wertvoll, weil sie ermöglichen, Missverständnisse und Reibungspunkte zu vermeiden. o Sich selber als Produkt einer ganz bestimmten Kultur mit einer ganz spezifischen Art zu kommunizieren zu begreifen, fällt außenordentlich schwer. Die dazu nötige Fähigkeit ist aber für produktive interkulturelle Kontakte – zum Beispiel in der Wirtschaft – unerlässlich. Sprechen Sie in kleinen Gruppen über eine dieser Äußerungen. Berichten Sie über die interessantesten Aspekte in der Klasse. 3. Sie lesen anschließend einen Text von Professor Doktor Karlfried Knapp, zu dessen wissenschaftlichen Interessen auch Aspekte interkultureller Kommunikation gehören. Wie geht die Überschrift wohl weiter? Schwarz ist … , ja heißt … Ergänzen Sie zu zweit die Überschrift. Vergleichen Sie Ihre Vorschläge in der Klasse. 4. Die Überschrift lautet „Schwarz ist weiß, ja heißt nein“ Worum geht es in diesem Text wohl? Lesen Sie noch einmal die Äußerungen in der Aufgabe 2. Welche Äußerung passt für diese Überschrift? Begründen Sie Ihre Wahl. 5. Hypothesen überprüfen Lesen sie nur die ersten zwei Absätze. War Ihre Hypothese richtig oder falsch? 6. Haben Sie schon einmal mit Vertretern anderer Kulturen kommuniziert? Gab es dabei Schwierigkeiten? Wenn ja, auf welche Bereiche bezogen sie sich? Wenn Sie noch keine interkulturellen Kontakte hatten, was nehmen Sie an, wo könnten die Gründe der Missverständnisse liegen? o Andere soziale Werte o Verschiedene Bedeutungen der einzelnen Handlungen, Gesten und Äußerungen o Unterschiede im kommunikativen Stil (Lautstärke, Betonungsmuster, Blumigkeit oder Emotionslosigkeit des Ausdrucks usw. ) o Direktheit oder Zurückhaltung des Ausdrucks Sprechen Sie in kleinen Gruppen über einen dieser Punkte. Berichten Sie über die interessantesten Aspekte in der Klasse. 7. Lesen Sie nun den Text bis zu Ende. Unterstreichen Sie die Hauptinformationen zu jedem der oben genannten Punkte (Aufgabe 6) Karlfried Knapp Schwarz ist weiß, ja heißt nein (Auszug) […] Um die Verbindung zum Präsidenten einer japanischen Partnerfirma auf eine freundschaftliche, dauerhafte Basis zu stellen, beschloss ein junger amerikanischer Firmenpräsident, die Barriere der Förmlichkeit einzureißen, die noch nach vielen Monaten zwischen ihm und diesem einschüchternd würdevollen, älteren Herrn bestand. Auf einer Cocktailparty in Tokio näherte er sich also dem Präsidenten, klopfte ihm jovial auf die Schulter, raffte sein spärliches Japanisch zusammen und sagte, für jedermann vernehmbar, so etwas wie: „Hey, schön Sie hier zu sehen, alter Bock.“ Der Präsident wurde aschfahl, verließ grußlos die Party und kündigte innerhalb der nächsten Tage die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Firma auf. Ein britischer Journalist schwankte zwischen dem Eindruck, besonders sarkastisch oder besonders freundlich behandelt worden zu sein, als er von einer Pekinger Zeitung das folgende Absageschreiben erhielt: „Wir haben ihr Manuskript mit grenzenlosem Genuss gelesen. Wenn wir Ihren Beitrag veröffentlichen würden, wäre es uns in Zukunft unmöglich, eine Arbeit von geringerem Standard zu publizieren. Und da es undenkbar ist, dass wir in den nächsten tausend Jahren etwas Gleichwertiges zu sehen bekommen werden, sind wir zu unserem Bedauern gezwungen, Ihren göttlichen Aufsatz zurückzusenden. Wir bitten tausendfach um Nachsicht für unsere Uneinsichtigkeit und Furcht.“ Beispiele wie diese sind typisch für die vielfältigen Probleme der Kommunikation zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen. So tendieren Thais dazu, Disziplinforderungen und Verhaltensvorschriften abzulehnen, weil für sie Individualismus einerseits und Wahrung der Gruppenharmonie andererseits zentrale soziale Werte sind. […] Ebenso haben einzelne Handlungen, Gesten und Äußerungen in verschiedenen Kulturen oft unterschiedliche Bedeutungen: Der im amerikanischen Kontext zwanglos freundschaftliche Klaps auf die Schulter ist im Japanischen eine Beleidigung, wie auch die spöttisch-herablassende Anrede – für Amerikaner Zeichen gutmütiger Kameraderie. Sie sind für den Japaner eine noch größere Gesichtsbedrohung, wenn sie von einem jüngeren und in der sozialen Hierarchie niedriger stehenden Gesprächspartner ausgehen und noch dazu in aller Öffentlichkeit vollzogen werden. Schließlich unterscheiden sich die Kulturen in ihrem „kommunikativen Stil“: Die ausweichend weitschweifige Blumigkeit des Ausdrucks in chinesischen Ablehnungsschreiben entspricht einer emotionslosen, geschäftsmäßigen Freundlichkeit im Deutschen oder Englischen. Stilmerkmale sind auch Lautstärke und Pausenlängen. Was etwa in indischen Sprachen normal laut ist, klingt für Westeuropäer oft drohend. Das Betonungsmuster, das im Hindi oder Urdu eine höfliche Frage anzeigt, ist im Deutschen Ausdruck einer herablassenden Fragestellung – was leicht zu der Annahme führt, der Sprecher sei unhöflich, wenn er sein Betonungsmuster auch in der fremden Sprache gebraucht. Sieht man sich an oder vermeidet man es lieber? Drückt man sich eher direkt oder lieber indirekt aus? Auch hier herrschen ganz unterschiedliche Konventionen. So klingt etwa der Dank eines Deutschen für eine Gefälligkeit in britischen Ohren häufig nicht emphatisch genug – mindestens in diesem Punkt ist der populäre Glaube falsch, Briten neigten eher zu zurückhaltendunterkühlten Äußerungen als Deutsche. Selbst ein simples „ja“ heißt nicht in allen Sprachen „ja“, sondern kann „vielleicht“ oder „nein“ bedeuten, oder einfach nur „Ich habe akustisch verstanden“. […] Quelle: Wierlacher, A., Albrecht, C. Fremdgänge. Eine anthologische Fremdheitslehre für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Inter Nationes,1998 8. Textzusammenfassung Ergänzen Sie die folgende Zusammenfassung des Textes. Verwenden Sie Wörter aus dem Text oder eigene Ausdrücke. Der Text berichtet über die Probleme der interkulturellen (0) Kommunikation. Das Verhalten der (1) ------------------ verschiedener Kulturen wird durch zentrale soziale Werte bestimmt, die sich von Kultur zu Kultur (2) ---------------------- . Ebenso (3) ---------------------- einzelne Handlungen, Gesten und Äußerungen in verschiedenen Kulturen oft Unterschiedliches. So bezeichnet das joviale Klopfen auf die (4) ------------------- im amerikanischen Kontext eine gutmutige Kameraderie, im Japanischen aber – eine (5) -----------------. Die Kulturen haben wesentliche (6) -------------------- auch in ihrem kommunikativen Stil. Zum Beispiel ist der Ausdruck in einem Ablehnungsschreiben im Chinesischen (7) ----------------- , im Deutschen oder Englischen dagegen emotionslos freundlich. Zu den Merkmalen des kommunikativen Stils gehören außerdem Lautstärke, Pausenlängen und (8) --------------------- . Blickkontakt, Direktheit oder Indirektheit des Ausdrucks spielen eine genauso große Rolle. So klingt der deutsche Dank für die Gefälligkeit in Ohren eines (9) --------------------- nicht emphatisch genug. Selbst ein einfaches „ja“ kann in anderen Sprachen (10) „----------------------„ oder „nein“ bedeuten. Lösung: 1 - Angehörigen, Vertreter. 2 – unterscheiden, abweichen. 3 – bedeuten. 4 – Schulter. 5 – Beleidigung. 6 – Unterschiede. 7 – blumig. 8 – Betonungsmuster. 9 – Engländers, Briten. 10 – vielleicht. 9. Detailverstehen Lesen sie den Text noch einmal genau und notieren Sie das Land und Beispiele für angemessenes und nicht angemessenes Verhalten der Menschen in diesem Land. Es können auch Lücken bleiben. Kulturregion angemessenes Verhalten amerikanische Kultur Amerika: zwanglos freundschaftliche Klaps auf die Schulter; nicht angemessenes Verhalten europäische Kultur asiatische Kultur Japan: spöttisch-herablassende Anrede von einem jüngeren und in der sozialen Hierarchie niedriger stehenden Gesprächspartner, besonders in aller Öffentlichkeit Lösung: Kulturregion angemessenes Verhalten amerikanische Kultur Amerika: zwanglos freundschaftliche Klaps auf die Schulter; eine ältere Person jovial anreden europäische Kultur Deutschland und England: emotionslose, geschäftsmäßige Freundlichkeit im Ablehnungsschreiben England: den Dank für eine Gefälligkeit emphatisch ausdrücken, sonst zurückhaltendunterkühlte Äußerungen nicht angemessenes Verhalten asiatische Kultur China: ausweichend weitschweifige Blumigkeit im Ablehnungsschreiben Thailand: Disziplinforderungen und Verhaltensvorschriften ablehnen Indien: laut sprechen Japan: spöttisch-herablassende Anrede von einem jüngeren und in der sozialen Hierarchie niedriger stehenden Gesprächspartner, besonders in aller Öffentlichkeit 10. Anhand des ausgefüllten Rasters und Ihrer Kenntnisse auf diesem Gebiet besprechen Sie in Kleingruppen, zu welcher Kultur näher bzw. weiter Russland liegt. Berichten Sie darüber in der Klasse. 11. Nehmen Sie Stellung zur folgenden Aussage (als Hausaufgabe). Professor Dr. Jürgen Beneke lehrt Angewandte Sprachwissenschaft (Internationale Unternehmenskommunikation) an der Uni Hildesheim. Zwei weit verbreiteten Missverständnissen sollen gleich vorgebeugt werden. Erstens: Wer kulturelle unterschiede anerkennt statt deren Existenz zu bestreiten, sagt damit nicht, dass jedes Mitglied einer Gruppe sich in jedem konkreten Einzelfall „nach dem Lehrbuch“ verhält und damit vollständig berechenbar wäre. Und zweitens soll festgehalten werden, dass die Feststellung von Unterschieden nicht mit einer wertenden Einstellung verbunden ist. In Dingen der Kultur gibt es kein „besser“ oder „schlechter“, sondern nur „anders“.