Maxim GmbH Fraunhoferstr. 11 D 82152 Planegg-Martinsried Strommessung auf der hochliegenden oder tiefliegenden Seite? Eine Gegenüberstellung Arpit Mehta, Strategic Applications Engineer Maxim Integrated Products Inc., Sunnyvale, Calif. Power Management in heutigen Elektroniksystemen optimiert den Gesamtwirkungsgrad des Systems über eine effektiv gestaltete Leistungsverteilung. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Stromerfassung. Diese hilft nicht nur, die gewünschten Leistungsbereiche einzuhalten, sondern unterstützt auch die Überwachung der Systemparameter auf unzulässige Betriebsbereiche wie Schaltkreisfehler, -ausfälle oder überladene Batterien. Grundlegende Messprinzipien Zur Stromerfassung sind zwei grundlegende Anordnungen möglich. Entweder misst man das magnetische Feld um einen stromführenden Leiter, oder es wird ein kleiner Widerstand in den Strompfad eingesetzt, über dem der Spannungsabfall gemessen wird. Der erste Ansatz erfordert kein Bauelement im Strompfad und vermeidet somit einen Leistungsverlust, ist aber relativ teuer und gleichzeitig ungenau aufgrund von Nichtlinearität und Fehlern durch Temperaturabhängigkeit. Weiterhin ist das Erfassen von magnetischen Feldern üblicherweise solchen Systemen vorbehalten, in denen die höheren Kosten zur Vermeidung von Einfügungsverlusten angezeigt sind. Dieser Artikel konzentriert sich auf widerstandsbezogene Strommesstechniken. Aufgrund zahlreich verfügbarer Halbleiterlösungen für diese Architektur ist genaues und preisgünstiges Messen von Gleichströmen in vielen Anwendungen möglich. Mit Beispielen, die den Schaltungsentwickler bei der Auswahl einer optimalen Lösung für die jeweilige Anwendung unterstützen, wird sowohl auf die Messung auf der massebezogenen als auch auf der versorgungsbezogenen Seite eingegangen. Strommessung mit Widerstand Der Einsatz eines sehr niederohmigen Fühlwiderstands in Serie zu einem Strompfad erzeugt einen kleinen Spannungsabfall, der verstärkt werden kann und dann als dem Strom proportionales Ausgangssignal zur Verfügung steht. Abhängig von der Entwicklungsumgebung und der Anordnung des Widerstands kann diese Technik den Entwickler bei der Auswahl des Messverstärkers vor einige Herausforderungen stellen. Falls der Messwiderstand beispielsweise zwischen der Last und Masse eingefügt wird, kann der entstehende Spannungsabfall recht einfach mit einem Operationsverstärker verstärkt werden (Bild 1a). Diese massebezogene Auswertemethode unterscheidet sich von der versorgungsbezogenen Messung, in der ein Messwiderstand zwischen die Versorgungsspannung und die Last eingefügt wird (Bild 1b). Bild 1. Hier sind die beiden grundlegenden Möglichkeiten der Strommessung über Widerstände gezeigt: entweder misst man auf der Versorgungsseite (a) oder auf der Masseseite (b). Der Wert des Fühlwiderstands sollte so klein wir nur irgend möglich sein, um Leistungsverluste gering zu halten, aber auch nicht zu niedrig, um dem Messverstärker und somit der gesamten Messanordnung ein noch auswertbares Signal zur Verfügung zu stellen – und das auch mit der gewünschten Genauigkeit. Das differenziell über dem Fühlwiderstand abgegriffene Signal sitzt auf einer Gleichtaktspannung, die bei massebezogener Messung nahe der Masse selbst, aber bei versorgungsbezogener Messung nahe der Versorgungsspannung ist. Der Gleichtaktbereich am Eingang des Messverstärkers sollte daher die Masse als auch die Versorgungsspannung selbst einschließen. Da die Gleichtaktspannung bei massebezogener Messung in der Nähe der Masse liegt, kann die Stromfühlspannung mit einem preisgünstigen Operationsverstärker mit niedriger Versorgungsspannung ausgewertet werden. Daher ist die massebezogene Messung einfach und verursacht geringe Kosten; jedoch gibt es eine Vielzahl von Anwendungen, bei denen eine durch Messwiderstände hervorgerufene Störgröße im Massepfad nicht zulässig ist. Hohe Lastströme können dieses Problem weiter erschweren, wenn beispielsweise ein Schaltungsteil, dessen Massepotenzial durch die Messung verschoben wird, mit anderen Schaltungsteilen kommunizieren muss, deren Massepotenzial hingegen ungeändert bleibt. Zur Verdeutlichung des Problems sei ein Batterielader angenommen, der mit massebezogener Strommessung ausgestattet ist (Bild 2), während der Ausgang eines Schaltnetzteils mit einer intelligenten Batterie verbunden ist, die neben der Spannungsversorgung über zwei zusätzliche Anschlüsse verfügt. Über eine Leitung werden üblicherweise batteriespezifische Informationen wie Ladezustand, Chemie und andere Parameter digital übertragen, während der andere Anschluss Temperaturmessungen vorbehalten und aus Sicherheitsgründen getrennt von positivem und negativem Anschluss herausgeführt ist. Um die Batterietemperatur zu ermitteln, enthält die Batterie meist einen Thermistor, der einen temperaturproportionalen Ausgang gegen den negativen Anschluss der Batterie aufweist. Bild 2. Diese intelligente Batterie arbeitet mit Strommessung auf der Masseseite. Für die massebezogene Messung wird der Fühlwiderstand eingefügt wie unten in Bild 2 gezeigt. Die durch den Batteriestrom hervorgerufene Messspannung wird verstärkt und dem Controller zugeführt; dieser wiederum übernimmt die Steuerung der Leistungsverteilung. Da die Messspannung mit dem Batteriestrom variiert, wird die Spannung am negativen Anschluss der Batterie in gleicher Weise beeinflusst – aber auch der Temperaturausgang, der aufgrund des negativen Anschlusses als Referenz ungenau wird. Ein anderer gravierender Nachteil der massebezogenen Messung sind nicht entdeckte Kurzschlussströme, die bei versehentlichem Kurzschluss zwischen der Batterie und Masse auftreten können. In der in Bild 2 gezeigten Schaltung kann ein Kurzschluss zwischen positiver Versorgung und Masse genug Strom ziehen, um den MOSFETSchalter S1 zu zerstören. Trotz solcher Widrigkeiten sind der einfache Aufbau und die niedrigen Kosten ausschlaggebende Gründe, die massebezogene Messung in solchen Anwendungen einzusetzen, wo Kurzschlussschutz nicht nötig ist und Störsignale auf der Masseleitung zulässig sind. Weshalb versorgungsbezogene Messung? Die versorgungsbezogene Strommessung (Bild 1b) erreicht man durch Einfügen des Fühlwiderstandes auf der Versorgungsseite; also zwischen der Versorgungsspannung und der Last. Auf diese Weise werden nicht nur die Störsignale auf der Masse beseitigt, sondern es werden auch versehentliche Kurzschlüsse der Batterie zur Systemmasse erkannt. Allerdings erfordert die versorgungsbezogene Messung einen Verstärker, der eine Gleichtaktspannung nahe der Versorgungsspannung verarbeiten kann. Diese Gleichtaktspannung wiederum kann einerseits sehr niedrig sein, beispielsweise wenn Logikspannungen im Bereich von 1.5V überwacht werden müssen; andererseits auch 100V und mehr betragen, wenn man Anwendungen im Industrie-, Automobil- oder Telekombereich betrachtet. Als Beispiele seien die typischen Batteriespannungen von Notebookcomputern (17 bis 20V), Fahrzeugen (12V, 24V oder 48V) und Telekomsystem (48V) genannt; andere Hochvoltanwendungen sind Motorsteuerungen, Stromerfassung bei Avalanche-Photodioden und PIN-Dioden, oder der Betrieb von hellen Leuchtdioden in Displays oder allgemeinen Beleuchtungsanwendungen. Kurzum: eine wichtige zu berücksichtigende Größe bei der Auswahl des Verstärkers ist dessen Fähigkeit, hohe Gleichtaktspannungen zu verarbeiten. Traditionelle Verstärker für die versorgungsbezogene Messung Für eine typische Anwendung, die an einer 5V-Versorgung arbeitet, kann als Messverstärker ein einfacher Instrumentationsverstärker (IA) eingesetzt werden. Allerdings kann in Abhängigkeit von dessen Aufbau beispielsweise der Gleichtaktbereich am Eingang begrenzt sein; außerdem sind IAs meist teuer; und bei höheren Gleichtaktspannungen arbeiten Niedervolt-IAs sowieso nicht. Der für versorgungsbezogene Messung an hoher Spannung benötigte Verstärker erscheint also als Herausforderung für die Systementwicklung! Eine scheinbar unkomplizierte Lösung des Problems ist das Herunterteilen der Gleichtaktspannung mit einfachen Spannungsteilern auf einen für den Verstärker geeigneten Eingangsbereich. Dieser Ansatz kostet jedoch nicht nur Platz und Geld, sondern führt auch zu ungenauen Ergebnissen. Am Beispiel einer Spannung von 100mV, die über dem Fühlwiderstand erzeugt wird und gleichzeitig auf einer Gleichtaktspannung von 10V sitzt, soll dies verdeutlicht werden. Angenommen, die in diesem Fall gewünschte Korrespondenzspannung am Verstärkerausgang soll 2.5V betragen bei einer Genauigkeit von 1%. Die Gleichtaktspannung von 10V wird nun um einen Faktor von 10 mit einfachem Widerstandteiler verkleinert wie in Bild 3 gezeigt. Der Verstärker A1 ist als Differenzverstärker ausgeführt und hat keinerlei Probleme mit der Gleichtaktspannung von nun nur noch 1V. Allerdings wurde die Fühlspannung von 100mV ebenfalls um Faktor 10 heruntergeteilt und liegt nun mit nur 10mV an den Eingängen des Differenzverstärkers. Um nach wie vor die gewünschte Ausgangsspannung von 2.5V zu erhalten, ist ein zweiter Verstärker nötig, der mit einem Faktor von 250 beschaltet ist. Bild 3. Hier ist die traditionelle Strommessung auf der Versorgungsseite dargestellt. Die Offsetspannung des Eingangs von A1 erscheint nun ohne Verstärkung am Ausgang von A1, während die Offsetspannung am Eingang von A2 mit einem Faktor von 250 verstärkt wird. Da diese Offsetspannungen unkorreliert sind, können sie am Eingang von A2 als quadratisches Mittel (RSS) zusammengefasst werden, um die entsprechende Offsetspannung zu erhalten. Bei einer angenommenen Offsetspannung von 1mV für jeden der beiden Verstärker ergibt sich der entsprechende Offset zu: (VOS-EQ) 2 = (VOS_A1)2 + (VOS_A2)2 Hierbei sind VOS_A1 und VOS_A2 die Offsetspannungen jeweils am Eingang von A1 und A2. (VOS-EQ) = (1mV) 2 + (1mV) 2 = 1.4mV. Auf diese Weise entsteht in der beschriebenen Konfiguration eine Fehlerspannung von 250*1.4mV oder 350mV am Ausgang von A2. Die Offsetspannungen der Verstärker allein bewirken also einen Systemfehler von 14%! Effekte nicht abgeglichener Widerstände beim Gleichtaktunterdrückungsverhältnis Die zweite Hauptquelle von Fehlern rührt von den Toleranzen der Spannungsteiler an A1 her. Das Gleichtaktunterdrückungsverhältnis von A1 hängt stark vom Verhältnis der Widerstandsteiler R2/R1 und R4/R3 ab, die letztendlich die Verstärkung bestimmen. Selbst eine Differenz von nur 1% in den Widerstandsverhältnissen in den beiden Pfaden erzeugt eine Ausgangsgleichtaktverstärkung von 90 µV/V. Werden Widerstände mit einer Toleranz von 1% verwendet, können die beiden Pfade um bis zu +/-2% voneinander abweichen, was unter ungünstigsten Bedingungen zu einem Gleichtaktspannungsfehler von 3.6mV/V führt. Eine Veränderung des Eingangsgleichtaktes von 10V kann daher zu einer Fehlerspannung von bis zu 36mV am Ausgang von A1 führen (bei einer Abweichung von nur 1% in den Widerstandpfaden beträgt der Fehler 0.9mV). Diese 36mV sind nicht akzeptierbar, da A2 bei einer Verstärkung von 250 in die Sättigung gehen würde! Selbst bei einer Abweichung von nur 1% in den Widerstandspfaden wird ein verstärkter Fehler von 0.9mV*250, also 225mV erzeugt. Der Gesamtfehler Der Gesamtfehler ist das quadratische Mittel von Offsetspannung von A1, Offsetspannung von A2 und der Fehlerspannung aufgrund der Widerstandstoleranzen. Wie bereits erläutert, können eine Abweichung von 1% in den Widerständen verbunden mit einer Gleichtaktveränderung von 10V im schlechtesten Fall schon zu einem Fehler von 36mV führen, der A2 in die Sättigung gehen lässt. Wird von nur 1% Widerstandstoleranz ausgegangen, landet man bei einem realistischen Ausgangsfehler von 0.9mV. Daher errechnet sich das quadratische Mittel der Eingangsfehlerspannung zu: (VTOTAL_OS) 2 = (VOS_A1)2 + (VOS_A2)2 + (VOS_MISMATCH)2. Hierbei sind VOS_A1 und VOS_A2 die Offsetspannungen wie oben und VOS_MISMATCH ist der Eingangsfehler aufgrund der Widerstandstoleranzen: VTOTAL_OS = (1mV) 2 + (1mV) = 1.67mV. 2 + (0.9mV) 2 Selbst bei Vernachlässigung von Temperatureffekten beträgt der Gesamtfehler aus Offsetspannungen und Widerstandsvariation 1.67mV*250=417.5mV, was 16.7% bezogen auf den Vollausschlag von 2.5V ist. Oder, anders ausgedrückt, die Fehlerspannung von 417.5mV erscheint wie ein Offsetfehler am Eingang in Höhe von 417.5mV/25=16.7mV, was natürlich nicht vertretbar ist. Der Gesamtfehler kann verringert werden, indem genauere Widerstände mit 0.1% Toleranz oder Verstärker mit deutlich weniger Offset-Spannung eingesetzt werden – oder natürlich beides. Allerdings bedeutet dies auch noch höhere Kosten für ein System, das bereits eine Vielzahl von Komponenten zur Stromerfassung aufweist. Außerdem führt man mit den Widerstandsteilern R4/R2 und R2/R1 einen Pfad nach Masse ein, der auch bei nicht vorhandener bzw. abgeschalteter Last einen Strom nach Masse erlaubt. Die niedrige Gleichtaktimpedanz nach Masse kann in batteriebetriebenen Geräten kritisch sein, da der Leckstrom die Batterie zusätzlich und unerwünscht entlädt. Zweckbestimmte Strommessverstärker für versorgungsbezogene Messung In Summe ergibt sich die Forderung nach einem Baustein, der nicht nur den Strom bei hoher Gleichtaktspannung erfasst, sondern auch gute Gleichtaktunterdrückung und eine niedrige Eingangs-Offsetspannung aufweist. Die grundlegende Strommessverstärkerschaltung für versorgungsbezogene Messung aus Bild 4 ist üblicherweise als integrierte Schaltung in kleinen Gehäusen verfügbar, um Platinenfläche zu sparen. Die Bausteinfamilie MAX4080/MAX4081 sind beispielsweise in einem Hochvolt-Prozess gefertigt und erlauben die Handhabung eines Gleichtaktbereiches bis zu 80V. Bild 4. Dieses Blockschaltbild eines Strommessverstärkers für versorgungsseitige Messung zeigt die grundlegenden Schaltungsblöcke. Der Stromfluss durch den Fühlwiderstand in Bild 4 erzeugt eine kleine Differenzspannung, die über den Verstärkungswiderstand RG1 eingeprägt wird. Dieser zur Differenzspannung proportionale Strom wird gespiegelt und in einem massebezogenen Ausgangsstrom abgebildet. Auf diese Weise wird die Verlagerung des Signals von der Versorgungsseite in eine Bezugsgröße gegen Masse erreicht. Der Ausgangsstrom kann einfach mit einem Widerstand oder einem Pufferverstärker in eine Spannung gewandelt werden. Die Strommessverstärker für versorgungsbezogene Messung von Maxim erfüllen sämtliche Anforderungen: die Bausteine haben einen hohen GleichtaktEingangswiderstand, geringe Offsetspannungen, sind mit weniger als 1% Fehler sehr genau spezifiziert und die Gleichtaktunterdrückung beträgt mindestens 100dB. Das Gesamtergebnis sind kostengünstige Lösungen für die Herausforderungen beim Messen eines Stromes auf der Versorgungsseite. Zusätzlich stehen mit kleinen Gehäusen wie SC70 (2.2mm x 2.4mm), SOT-23 (3mm x 3mm) und Micro Chip Scale Packages (1mm x 1.5mm) auch sehr platzsparende Messverstärker zur Verfügung. Diese Verstärker für versorgungsbezogene Messung sind praktische und preisgünstige Lösungen für eine Vielzahl von Anwendungen; und jeder Messverstärker ist für einen bestimmten Typ von Anwendung ausgelegt. So sind MAX4372, MAX9928/MAX9929 und MAX9938 optimiert für den Einsatz in batteriebetriebenen Geräten, während MAX9937 und MAX4080/MAX4081 für den Einsatz in industriellen Anwendungen empfohlen sind. MAX4069 und MAX9923 sind eine gute Wahl, sobald ein sehr niedriger Offsetstrom notwendig wird – kurzum: alle genannten Bausteine vermeiden eine massebezogene Strommessung und umgehen damit auftretende Störsignale auf dem Massepotenzial oder den Verlust der Kurzschlusserkennung. Über den Autor Arpit Mehta ist als Applikationsingenieur in der Multimedia Business Unit bei Maxim Integrated Products in Sunnyvale, Kalifornien, beschäftigt. Sein Aufgabenbereich umfasst technische Problemlösungen im Bereich von Operationsverstärkern, Komparatoren und Strommessverstärkern. Arpit hält ein Master Degree in Elektrotechnik der San Jose State University, San Jose, Kalifornien. Weiterführende Informationen: http://www.maxim-ic.com/products/amp_comp/current_sense/