ANALOG-/MIXED-SIGNAL-ICS Zwei Strommessverstärker heben die Beschränkungen einzelner Verstärker auf 1+1>2 High-Side-Strommessverstärker sind auf Grund ihrer Größe und ihres Kostenvorteils äußerst interessant, aber auch, weil sie zahlreiche neue Applikationen ermöglichen. Insbesondere können Dual-Strommessverstärker zur Stromüberwachung von H-Brücken, für bidirektionale Stromüberwachungen und Anwendungen mit hohem/niedrigem Verstärkungsbereich nützlich sein. Speziell hierfür wurden die Typen LTC6103 und LTC6104 entwickelt. Jede neue Generation von Entwicklungen im Automotive- oder Industriebereich ist mit steigenden Anforderungen an die Präzisionskontrolle und diagnostische Fähigkeiten sowie die Zuverlässigkeit und Sicherheitsfunktionen konfrontiert. Um diese neuen Funktionen zu ermöglichen, ist häufig eine Präzisionsstrommessung nötig. Daher hat die Nachfrage nach Präzisions-High-Side-Strommessverstärkern in den letzten Jahren ständig zugenommen. Die Applikationen für High-Side-Strommessverstärker reichen von Motor-/Servosteuerung über die Positionierung mit zylindrischen Spulen, Batterielade- und -entladeschaltungen bis hin zu ÜberstromSchutzeinrichtungen und Kurzschlussdetektoren. Bild 1: Aufbau einer High-Side-Strommessung H-Brückentreiber High-Side-Strommessung im Überblick Die gängigste Methode zur Strommessung besteht darin, die Spannung mit einem kleinen Messwiderstand (RSENSE) zu messen, der im Strompfad platziert wird. Um Probleme durch die Platzierung eines Wider-stands im Erdungspfad zu vermeiden, wird der Messwiderstand für gewöhnlich auf der Versorgungsseite der Schaltung platziert. Gemäß Bild 1 zieht ein High-Side-Strommessverstärker eine geringe Differenzspannung aus einer hohen DC-Versorgungsspannung. High-Side-Strommessung wurde traditionell mit einigen diskreten Bauteilen (Widerständen, Kondensatoren, Schaltern), Operationsverstärkern, Differenzverstärkern und/oder Instrument-/Messverstärkern realisiert. Heute bieten jedoch dedizierte Bild 2a: H-Brücke mit einem Messwiderstand ˘ AUTOR Greg Zimmer ist Product Marketing Engineer bei Linear Technology Bild 2b: H-Brücke mit zwei Messwiderständen 58 High-Side-Strommess-ICs schnellere Reaktionszeiten und niedrigeren Stromverbrauch, höhere Genauigkeit und weniger Platzbedarf. Daher finden dedizierte HighSide-Strommessverstärker verbreitet Anwendung und befriedigen die Nachfrage nach hochdichten Geräten. Ein Dual-Gerät (zwei High-Side-Strommessverstärker in einem Gehäuse) ist besonders für die Überwachung einer doppelten Stromversorgung interessant und kann auf einzigartige Weise einige gängige Strommessapplikationen ermöglichen. Stellantriebe, etwa für einen Motor, sind normalerweise bidirektional und basieren für gewöhnlich auf einer H-Brückentopologie. Die H-Brücken-MOSFET-Anordnung (Bild 2) arbeitet mit Pulsbreitenmodulation (PWM), um das gesteuerte Drehmoment zu ändern. Strommessung kann als Teil einer ClosedLoop-Servo- und/oder Fehlerdetektor- und Schutzfunktion verwendet werden. Der klassische Ansatz der Strommessung besteht darin, einen Messwiderstand mit dem Verbraucher in Reihe zu schalten (Bild 2a). Ein besserer Ansatz ist, zwei Messwiderstände zu verwenden, die zwischen die Stromversorgung und jede H-Brücke platziert werden (Bild 2b). Die Messspannungen spiegeln nun akkurat den Strom in jeder H-Brücke wider. Dadurch wird das Rauschen vermieden, das wegen der großen Spannungsschwankungen, die beim Motorlaststrom auftreten, im Strommessverstärker induziert wird. Darüber hinaus werden durch den geteilten Aufbau MOSFET-Fehler oder Kurzschlüsse erkannt, elektronik industrie 4 - 2007 ANALOG-/MIXED-SIGNAL-ICS Bild 3: Bidirektionaler High-Side-Strommessverstärker die mit einem einzelnen Messwiderstand nicht detektierbar sind. Bidirektionaler Betrieb Bidirektionale Strommessung bezieht sich auf die Überwachung des Stromflusses in beiden Richtungen durch einen Messwiderstand. Zum Beispiel kann in einem batteriebetriebenen System ein Messwiderstand den Entladestrom von der Batterie zum Verbraucher überwachen, und derselbe Widerstand könnte dazu verwendet elektronik industrie 4 - 2007 Bild 4: Bidirektionaler Betrieb mit zwei unidirektionalen Verstärkern. Die Ausgabe von bidirektionalen Schaltungen kann differenziell oder, über eine Additionsschaltung, auf Masse bezogen sein, wobei diese Single-Ended-Variante aber nicht in der Abbildung dargestellt ist. werden, um den Ladestrom vom Ladegerät zur Batterie zu überwachen (Bild 3). Bidirektionale Strommessverstärker wie etwa der LT1787 von Linear Technology bieten eine einfache Lösung für bidirektionale Applikationen. Diese Verstärker können positive und negative Messspannungen von Gleichtaktspannungen bis zu 60 V erkennen. Eine Alternative zur Verwendung eines bidirektionalen Strommessverstärkers besteht darin, zwei unidirektionale Bauteile zu verwenden, wobei jeder Verstärker den Strom in einer Richtung überwacht. Ein Vorteil dieser Technik ist die Vergrößerung des effektiven maximalen Eingangsmessbereichs. Um dies zu verstehen, sollte man bedenken, dass ein einzelner bidirektionaler Verstärker Spannungen zwischen –VSENSE und +VSENSE bewältigen muss. Da Dynamikbereich, Genauigkeit des Verstärkungsfaktors und Reaktionszeiten von der maximalen Messspannung abhängen, können zwei separate Verstärker, von denen jeder die Hälfte des Eingangssignalbereichs verarbeitet, die Leistung steigern. Ein bidirektionaler Betrieb mit zwei Verstärkern kann auch nützlich sein, wenn es in beiden Richtungen unterschiedliche Strombereiche gibt. Zum Beispiel kann bei einem Schnellladesystem der Ladestrom deutlich höher sein als der Entladestrom. Für diese Situation können für jede Richtung unterschiedliche Verstärkungs- ˘ 59 ANALOG-/MIXED-SIGNAL-ICS Entladestrom werden nicht durch denselben Widerstand gezwungen. Mit separaten Messwiderständen lassen sich die Verstärkung und die Auflösung für jede Richtung anpassen. Hoher/niedriger Verstärkungsbereich Bild 5: Hoher/niedriger Verstärkungsbereich durch zwei unidirektionale Verstärker Im Rahmen einer unidirektionalen Stromüberwachung über einen großen Strombereich kann bei zwei Verstärkern mit verschiedenen Messwiderständen in Reihe ein Hoch- und ein Niederstrombereich vorgesehen werden. Dadurch wird die Strommessung in zwei Aufgaben unterteilt. Jede wird von einem gesonderten Verstärker erledigt, wodurch eine große Betriebsdynamik erzielt wird. Gemäß Bild 5 kann die Schaltung benutzt verwendet werden, um die Strommessausgaben miteinander zu verbinden, und ein MOSFET kann dafür genutzt werden, den Niederstrom-Messwiderstand zu umgehen, wenn im Hochstrombereich gearbeitet wird. Durch das Umgehen des Niederstrom-Messwiderstands wird die Verlustleistung reduziert, und die Zuverlässigkeit steigt,weil kein hoher Strom durch diesen Widerstand gezwungen wird. LTC6103 und LTC6104 Bild 6: LTC6103 Bild 7: LTC6104 faktoren bzw. verschiedene Messwiderstände verwendet werden. Werden verschiedene Messwiderstände verwendet (wie in Bild 4 zu sehen), dann lässt sich eine hohe Verlustleistung vermeiden, denn der hohe Ladestrom und der niedrigere 60 LTC6103 und der LTC6104 von Linear Technology sind für duale High-SideStrommessapplikationen be-sonders gut geeig-net. Diese neuen Bauteile haben zwei High-Side-Verstärker in einem einzigen MSOP8-Gehäuse. Der LTC6103 enthält zwei voneinander völlig unabhängige Verstärker, und im LTC6104 befinden sich zwei Verstärker, deren Ausgänge durch einen Stromspiegel kombiniert sind. Die zwei unabhängigen Ausgänge des LTC6103 können eine einzige Differenzausgabe liefern, was ideal für ADC-Verbindungen sein kann. Der eine bidirektionale Ausgang des LTC6104-Ausgangs ist für Rückkopplungslösungen und Servosteuerungen geeignet. Jeder Verstärker reagiert in 1-μs-Schritten,was eine schnelle Reaktion ermöglicht, wenn schnelle und vielleicht unerwartete Stromänderungen gemessen werden.Mit einer Ein- gangsgleichtaktspannung von bis zu 70 V können der LTC6103 und der LTC6104 mit einem großen Bereich von Systemspannungen arbeiten. Diese hohe Gleichtaktspannung sorgt zudem für reichlich Luft, um auch bei Lastfehlern oder unter Rücklaufbedingungen, die hohe Spannungsspitzen verursachen können, zu funktionieren. Da diese Bauteile über einen Temperaturbereich von – 40 bis 125 °C arbeiten,sind sie für industrielle und automotive Lösungen ideal geeignet. Der Eingangsruhestrom liegt weit unter 1 μA (typisch 100 nA),wodurch bei den meisten Applikationen der Eingangsstrom als Fehlerquelle praktisch ausgeschaltet wird. Die maximale Eingangsoffsetspannung beträgt ± 450 μV. Dadurch weisen diese Verstärker Messspannungsauflösungen bis zu 450 μV auf. Bei dieser ausgezeichneten Genauigkeit kann der Anwender sehr flexibel einen Messwiderstand wählen,um den Dynamikbereich zu maximieren oder die Verlustleistung zu minimieren. Sobald ein geeigneter Messwiderstand gewählt ist, können die beiden Einstellwiderstände für die Verstärkungs- und Impedanzcharakteristika gewählt werden, die am besten für die Applikation geeignet sind. Grundsätzlich arbeiten der LTC6103 und der LTC6104 als High-Common-Mode-Transimpedanzverstärker. Alternativ zur Strommessung können diese Verstärker mit Hilfe einer kleinen Messspannung mit großen differenziellen Eingangsspannungen arbeiten. Eine solche Signalüberwachung ist derzeit für Messungen nicht bezeichnend, sondern eher Spannungsmessungen. Im Unterschied zu den meisten High-SideStrommessverstärkern, die ein maximales Eingangssignal von 500 mV oder weniger aufweisen, wird beim LTC6103 und beim LTC6104 die maximale Differenzeingangsspannung nur durch die Versorgungsspannung vorgegeben. Diese Funktionalität kann für die Überwachung von Signalen nützlich sein,die von potenzialfreien Stromversorgungen oder Laserdioden kommen, wo High-Side-Spannungsüberwachung erforderlich ist. (av) ˘ infoDIRECT 312ei0407 www.elektronik-industrie.de ˘ Link zu Linear Technology elektronik industrie 4 - 2007