Beschreibung der Qualitätsindikatoren für das Erfassungsjahr 2014 Herzschrittmacher-Implantation Indikatoren 2014 Stand: 29. 05. 2015 AQUA - Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Inhaltsverzeichnis Herzschrittmacher-Implantation.............................................................................................................................................. 3 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen......................................................................... 4 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen.................................................................. 14 52128: Eingriffsdauer............................................................................................................................................................. 21 Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit................................................................................................................................26 10223: Durchleuchtungszeit bis 9 Minuten bei Implantation eines Einkammersystems (VVI)........................................... 28 10249: Durchleuchtungszeit bis 18 Minuten bei Implantation eines Zweikammersystems (DDD)..................................... 30 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen........................32 Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen..................................................................................................................38 1103: Chirurgische Komplikationen................................................................................................................................... 41 52311: Sondendislokation oder -dysfunktion..................................................................................................................... 43 Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus................................................................................................................. 45 1100: Sterblichkeit im Krankenhaus..................................................................................................................................47 51191: Verhältnis der beobachteten zur erwarteten Rate (O / E) an Todesfällen...............................................................49 Anhang I: Schlüssel (Spezifikation) ...................................................................................................................................... 52 Anhang II: Historie der Qualitätsindikatoren ........................................................................................................................ 53 © 2015 AQUA-Institut GmbH 2 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Herzschrittmacher-Implantation Ein zu langsamer Herzschlag (bradykarde Herzrhythmusstörung) kann nach sorgfältiger Diagnostik und Ausschluss reversibler Ursachen den Einsatz (Implantation) eines Herzschrittmachers erfordern. Mit dem Einsatz dieses elektrischen „Taktgebers“ wird das Ziel verfolgt, krankheitstypische Beschwerden der Patienten, die bis zu Bewusstlosigkeitsanfällen reichen können, zu mindern. Bei bestimmten Formen der bradykarden Rhythmusstörung erhöhen Herzschrittmacher die Lebenserwartung („prognostische Indikation“). Ein weiteres Anwendungsgebiet für Herzschrittmacher ist die fortgeschrittene Pumpschwäche des Herzens (Herzinsuffizienz), bei der beide Hauptkammern und/oder verschiedene Wandabschnitte der linken Kammer nicht mehr synchron arbeiten. Dies zeigt sich im EKG durch einen Linksschenkelblock. Diese Form der Herzschwäche kann mittels elektrischer Stimulation behandelt werden (kardiale Resynchronisationstherapie). Die Qualität der Herzschrittmachertherapie wird auf Basis von Daten aus drei unterschiedlichen Leistungsbereichen überprüft (Herzschrittmacher-Implantation; Herzschrittmacher-Aggregatwechsel; Herzschrittmacher-Revision/Systemwechsel/-Explantation). Im Leistungsbereich der Erstimplantationen fokussieren die Qualitätsindikatoren die Beachtung von Leitlinienempfehlungen, die Dauer des Eingriffs, die Durchleuchtungszeit sowie den Signalausschlag der Sonden. Darüber hinaus erfassen sie Komplikationen im zeitlichen Umfeld des Eingriffs und die Sterblichkeit. Seit dem Jahr 2000 erfüllen die zum Zweck der Qualitätssicherung erhobenen Daten zusätzlich die Funktion eines Herzschrittmacherregisters, das jährlich über die Versorgungssituation in diesem Bereich in Deutschland informiert (www.pacemaker-register.de). Die externe Qualitätssicherung für die Herzschrittmachertherapie umfasst derzeit nur den stationären Bereich. Ab dem Erfassungsjahr 2015 ist die Einführung eines stationären Follow-up vorgesehen, um auch Komplikationen zu erfassen, die erst nach Verlassen des Krankenhauses auftreten. © 2015 AQUA-Institut GmbH 3 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Qualitätsziel Möglichst oft leitlinienkonforme Indikation zur Herzschrittmacherimplantation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Indikatortyp Indikationsstellung Hintergrund „Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen, die das Ziel haben, die Qualität von Diagnostik und Therapie zu verbessern und die effektive und rasche Umsetzung nützlicher medizinischer Fortschritte in die klinische Praxis zu unterstützen“ (Hoppe 2003). Leitlinien zu verschiedenen medizinischen Schwerpunkten werden in Deutschland von der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), aber auch von Berufsverbänden, der Bundesärztekammer, Krankenhausträgern und ähnlichen Institutionen publiziert. Leitlinien repräsentieren den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand und haben für den Arzt empfehlenden, aber nicht juristisch bindenden Charakter (Böcker et al. 2003). Dass die Befolgung von Leitlinien zu messbaren Verbesserungen der medizinischen Versorgung führen kann, zeigen zahlreiche Studien (Marciniak et al. 1998, Szekendi 2003, Denton et al. 2003, Petersen et al. 2003). Dennoch zeigt die Versorgungsrealität, dass die Verbreitung und Akzeptanz medizinischer Leitlinien oft zu wünschen übrig lässt. Dafür werden verschiedene Gründe diskutiert (Cabana et al. 1999, Kirchner et al. 2001, Hoppe 2003). Bei der Bewertung von 738 Herzschrittmacher-Fällen eines Krankenhauses auf Konformität mit der amerikanischen Leitlinie stellten Irwin et al. fest, dass bei 37 Patienten (5 %) eine Class IIb-Indikation (eher nicht indiziert) und bei 30 Patienten (4 %) eine Class-III-Indikation (nicht indiziert) bestanden (Irwin et al. 2003). In immerhin 50,6 % der Fälle entsprach die Systemwahl nicht den Leitlinien. Einzelne internationale Studien (Greenspan et al. 1988, Kowey 2002, Martinelli et al. 2002) weisen darauf hin, dass Patienten z. T. auch ohne eindeutige Indikation einen Schrittmacher erhalten. Für die Herzschrittmachertherapie waren bislang die folgenden Leitlinien von Bedeutung: Die amerikanische Leitlinie des American College of Cardiology Foundation und der American Heart Association (ACC/AHA) zur Schrittmacherversorgung (Epstein et al. 2008, Focused Update: Tracy CM et al. 2013), die europäische Leitlinie zum Synkopenmanagement (Moya et al. 2009) sowie die aktuelle europäische Herzschrittmacher-Leitlinie (Vardas et al. 2007). Maßgeblich für die Qualitätssicherung in Deutschland war die Leitlinie zur Herzschrittmachertherapie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung (Lemke et al. 2005). Hier wurde differenziert mit Evidenzbewertung (A-C) und Empfehlungsklassen (I-IIb) zur Indikationsstellung, aber auch zur Auswahl des richtigen Systems bei bestimmten Rhythmusstörungen Stellung genommen. Die Leitlinie ist somit nach Einteilung der AWMF eine S2e-Leitlinie (evidenzbasiert). Kommentare zu den europäischen Leitlinien (2007) und eine Synopse der europäischen und deutschen Leitlinien findet man bei Rybak et al. (2008). Im Auftrag der European Society of Cardiology (ESC) wurde bis 2013 eine neue europäische Leitlinie zur Herzschrittmacherund zur kardialen Resynchronisationstherapie entwickelt (Brignole et al. 2013, knappe Kommentierung: Breithardt & Richter 2014). Eine Aktualisierung der Qualitätsindikatoren Leitlinienkonforme Indikation und Leitlinienkonforme Systemwahl entsprechend der neuen Leitlinien kann erst ab 2015 erfolgen, da Anpassungen der Spezifikation (Datenerfassung) erforderlich sind. Obwohl den neuen Leitlinien eine andere Systematik zugrunde liegt (Unterscheidung persistierender und intermittierender Bradykardie, starke Orientierung an der Symptomatik) ergeben sich für die Indikation zur Herzschrittmachertherapie bei bradykarden Herzrhythmusstörungen und für die Systemwahl im Bereich der konventionellen Schrittmacher nur marginale Konsequenzen, so dass derzeit – d.h. für das Erfassungsjahr 2014 – eine Weiterverwendung der bislang gültigen Algorithmen für die beiden genannten Indikatoren von der Bundesfachgruppe als vertretbar und sinnvoll erachtet wird. Hinsichtlich der Indikationsstellung liegen die folgenden Unterschiede vor: • Bei einigen Indikationen ist der EKG-Befund „Pausen außerhalb von Schlafphasen“ von Bedeutung (Sinusknotenerkrankung, Bradykardie bei permanentem Vorhofflimmern, Karotis-Sinus-Syndrom, vasovagales Syndrom). Die neuen europäischen Leitlinien stellen hinsichtlich der Herzpausen strengere Anforderungen als die bisherigen Leitlinien (> 6 Sekunden vs. > 3 Sekunden). Die derzeitigen Algorithmen verwenden die liberalere Regelung. © 2015 AQUA-Institut GmbH 4 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen • Nach den neuen Leitlinien liegt eine – in den bisherigen Richtlinien nicht enthaltene - Schrittmacherindikation bei Patienten mit unklaren Synkopen und positivem Adenosintest vor (Klasse IIb). Diese Indikation stellt aber eine solche Rarität dar, das kaum zu erwarten ist, dass hierdurch Einrichtungen rechnerisch auffällig werden. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass die Indikatoren keine Leitlinienkonformität von 100 % fordern. Die Referenzwerte wurden auf >= 90 % festgesetzt, um Sonderfällen, sich entwickelnden Neuerungen und klinischen Einzelfallentscheidungen Rechnung tragen zu können. Den Landesgeschäftsstellen für Qualitätssicherung wird für den Strukturierten Dialog zum Erfassungsjahr 2014 empfohlen, Indikationsstellungen oder Systemwahlentscheidungen als leitlinienkonform zu bewerten, sofern sie auf der Basis der bisherigen oder der neuen Leitlinien begründbar sind. Die Überprüfung der leitlinienkonformen Indikationsstellung beschränkt sich derzeit auf die Indikation zur konventionellen Herzschrittmachertherapie bei bradykarden Herzrhythmusstörungen; auf die Prüfung der Indikation zur kardialen Resynchronisationstherapie wird verzichtet, weil in Deutschland zurzeit nur noch wenige CRT-P-Systeme implantiert werden (2012: 1168 von insgesamt 76.233 implantierten Schrittmachersystemen, dies entspricht 1,5 %). Im Folgenden werden die durch den Indikator »Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen« überprüften Indikationen beschrieben. Sinusknotenerkrankung Beim Sick-Sinus-Syndrom (SSS) handelt es sich um eine Reizbildungsstörung im Sinusknoten oder eine Störung der sinuatrialen Überleitung. Bei Ausfall des Sinusrhythmus springen so genannte ektope Schrittmacherzentren ein, paroxysmales oder chronisches Vorhofflimmern kann auftreten. Mögliche Folgen sind ein Abfall der Sinusfrequenz (Sinusbradykardie), Sinuspausen, ein inadäquater Frequenzanstieg bei Belastung (chronotrope Inkompetenz) oder eine atriale Tachyarrhythmie. Selbst ein ausgeprägtes SSS kann symptomlos sein. Typische klinische Symptome sind Synkopen oder Präsynkopen. Ein SSS kann auch iatrogen als Folge einer (u. U. unverzichtbaren) Medikation entstehen. Die deutsche Leitlinie (Lemke et al. 2005) empfiehlt bei symptomatischen SSS eine Schrittmacherimplantation (Klasse I-IIa). Bei herzinsuffizienten Patienten mit ausgeprägter Bradykardie oder sehr langen Pausen kann ein Schrittmacher auch ohne klinische Symptome angezeigt sein. AV-Block Die häufigste Reizleitungsstörung ist der AV-Block, d. h. ein Block zwischen Vorhof und Ventrikel. AV-Block III. Grades Ein totaler AV-Block (III. Grades) kann angeboren oder erworben sein, z. B. in Folge von Entzündungen, Ischämien oder durch Medikamenteneinfluss. Während die seltenen angeborenen AV-Blockierungen III. Grades lange asymptomatisch sein können, weisen die Patienten mit erworbenem totalem AV-Block meist bradykarde Symptome wie Schwindel, Palpitationen, Synkopen (Adam-Stokes- Anfälle) oder Dyspnoe auf. Die Letalität bei Patienten mit totalem AV-Block ist erhöht. Sie wird allerdings in den meisten Fällen wesentlich von Art und Ausmaß der zugrunde liegenden Herzerkrankung bestimmt. Die Deutsche Leitlinie (Lemke et al. 2005) sieht bei symptomatischem oder angeborenem AV-Block III. Grades immer eine Indikation gegeben (Klasse I), bei asymptomatischen Patienten oder intermittierenden AV-Blöcken III. Grades ist die Indikation relativ (IIa bis IIb). Für Infarktpatienten gelten weiter differenzierte Empfehlungen (I bis IIb). AV-Block II. Grades, Typ Wenckebach Der AV-Block II. Grades Typ Wenckebach ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Überleitung vom Vorhof auf den Ventrikel progressiv verlängert, bis es zum Block kommt. Die Leitungsverzögerung ist meistens auf den AV-Knoten selbst beschränkt. Die Prognose quoad vitam ist günstig. Bei symptomatischer Bradykardie, bei angeborener Herzrhythmusstörung bzw. nach Herzinfarkt in Verbindung mit intraventrikulären Leitungsstörungen und AV-Block II. Grades Typ Wenckebach ist nach Aussage der deutschen Leitlinie (Lemke et al. 2005) ein Schrittmacher indiziert. In seltenen Fällen kann auch bei asymptomatischen Patienten der Schrittmacher indiziert sein bei sehr hohem Alter, neuromuskulärer Grunderkrankung, Nachweis einer Blockierung im HisPurkinje-System, angeborener Genese oder Linksherzschwäche (IIa bis IIb). © 2015 AQUA-Institut GmbH 5 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen AV-Block II. Grades, Typ Mobitz Der AV-Block II. Grades Typ Mobitz ist gekennzeichnet durch einen intermittierenden Ausfall einer oder mehrer QRSKomplexe im EKG (z. B. im Verhältnis 3:1). Die Störung ist meist intra- oder infrahissär gelegen und daher auch meistens mit einer QRS-Verbreiterung als Zeichen einer intraventrikulären Leitungsstörung vergesellschaftet. Die Indikationsempfehlung in der deutschen Leitlinie (Lemke et al. 2005) ist beim AV-Block II. Grades Typ Mobitz ähnlich der Empfehlung zum AV-Block II Typ Wenckebach. Ergänzend kommt die IIa-Empfehlung bei gleichzeitigem Vorliegen einer intraventrikulären Leitungsstörungen hinzu. AV-Block I. Grades Beim AV-Block I. Grades kommt es zu einer isolierten Verlängerung der atrioventikulären Überleitung. In der Regel liegt die Ursache der Störung im AV-Knoten. Bei Patienten mit klinischer Symptomatik und ausgeprägter Herzinsuffizienz oder mit neuromuskulärer Grunderkrankung kann ein Schrittmacher indiziert sein. Bradykardes Vorhofflimmern Vorhofflimmern äußert sich durch hochfrequente Vorhofaktionen, die keine reguläre Überleitung auf die Kammer zulassen und so zur absoluten Arrhythmie führen. Die absolute Arrhythmie kann als Bradyarrhythmie (< 60/min), u. U. mit langen Pausen, oder Tachyarrhythmie (> 100/min) auftreten. Meist besteht zusätzlich eine inkomplette AV-Blockierung oder ein Sinusknotensyndrom. Mit dem Langzeit-EKG lassen sich ggf. symptomatische langsame Frequenzen oder Pausen nachweisen. Das Spektrum der Ursachen für das Auftreten von Vorhofflimmern reicht von der KHK, Herzklappenfehlern, hypertoner Herzkrankheit und rheumatischen Erkrankungen bis zu idiopathischem Vorhofflimmern ohne erkennbare Ätiologie. Die Framingham-Studie hat gezeigt, dass Vorhofflimmern auch ohne Vorschädigung des Herzens durch Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt ab dem 40. Lebensjahr eine erhöhte Mortalität aufweist (Lloyd-Jones et al. 2004). Neben dem Versuch der medikamentösen Konversion in einen Sinusrhythmus (Ehrlich & Hohnloser 2005) ist die Antikoagulation zur Vermeidung thromboembolischer Komplikationen von hoher Bedeutung (Jörg et al. 2005). Als Therapieoption vor allem für die Tachyarrhythmie steht die Katheterablation zur Verfügung, entweder als fokale Ablation oder als AV-Knoten-Ablation verbunden mit einer Schrittmacherimplantation (Haghi & Schumacher 2001, Chen & Rich 2003). Die multizentrische AFFIRM-Studie (Atrial Fibrillation Follow-up Investigation of Rhythm Management) unterscheidet im Management der absoluten Arrhythmie drei Komponenten: 1. Wiederherstellung (und Aufrechterhaltung) des Sinusrhythmus, wenn dies nicht gelingt 2. Kontrolle der Herzfrequenz und 3. Antikoagulation. Der Einfluss der Herzfrequenz auf die Überlebensrate ist nach neuen Studienergebnissen allerdings fraglich (Cooper et al. 2004). Noch im Erprobungsstadium befindet sich die präventive Stimulation, d. h. spezielle Stimulationsalgorithmen oder -orte mit dem Ziel, das Auftreten von Vorhofflimmern zu verhindern (Lewalter et al. 2002). Die deutsche Leitlinie (Lemke et al. 2005) sieht eine Schrittmacherindikation bei symptomatischen Patienten mit langsamer Kammerfrequenz. Bei ausgeprägter Bradykardie kann ein Schrittmacher auch bei asymptomatischen Patienten indiziert sein, wenn zusätzlich intraventrikuläre Leitungsstörungen vorliegen, die Linksherzfunktion stark eingeschränkt ist oder im Rahmen einer AVKnoten-Ablation. Zur Terminologie des Vorhofflimmerns: Für wiederholtes (oder dauerhaftes) Vorhofflimmern, dem keine reversible Ursache zugrunde liegt, lassen sich auf Basis der ACC/ AHA/ESC-Guidelines zum Vorhofflimmern (Fuster et al. 2006) drei Begriffe definieren: - Paroxysmales Vorhofflimmern: Dauer <= 7 Tage (meistens < 24 h), selbstterminierend - Persistierendes Vorhofflimmern: Dauer > 7 Tage, nicht selbstterminierend - Permanentes Vorhofflimmern: Kardioversion erfolglos oder nicht beabsichtigt. Diese Klassifizierung stellt nur eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Diagnosestellung dar; fließende Übergänge können bestehen. Dabei kann die Arrhythmie beim selben Patienten mal paroxysmal, mal persistierend imponieren, während das permanente Vorhofflimmern als (voraussichtlich) irreversibler Dauerzustand angesehen wird. © 2015 AQUA-Institut GmbH 6 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Vorhofflimmern selbst begründet nicht die Stimulationsbehandlung. Für die Indikation zur Schrittmachertherapie ist die Unterscheidung zwischen potentiell kardiovertierbarem (paroxysmal, persistierend) und voraussichtlich dauerhaftem Vorhofflimmern (permanent) aus folgenden Gründen wichtig: • Reversibles Vorhofflimmern wechselt sich nach Regularisierung oft mit einer Sinusbradykardie ab, die auf einem gemeinsamen pathologischen Substrat beruhen kann (Bradykardie-Tachykardie-Variante des Sinusknotensyndroms) oder im Zuge einer antiarrhythmischen Therapie medikamentös bedingt ist. Auch wenn man die Zuordnung von Vorhofflimmern zum kranken Sinusknoten in Frage stellen kann, so begründet in diesen Fällen dennoch allein die Bradykardie bei Sinusknotensyndrom die Schrittmacherversorgung. • Permanentes Vorhofflimmern gibt nur dann Anlass zur Schrittmacherindikation, wenn dabei eine zu niedrige Kammerfrequenz besteht (oder zu befürchten ist). Entscheidend ist dabei die atrioventrikuläre Überleitungskapazität im AVKnoten, die extrinsisch (durch autonome oder medikamentöse Einflüsse) oder intrinsisch vermindert sein kann (nodale oder infrahisäre Leitungsblockierung). Damit unterliegt die Bradykardie bei permanentem Vorhofflimmern der Systematik, wie sie bei der Indikationsstellung zur Schrittmacherbehandlung bei AV-Block oder intraventrikulären Leitungsstörungen gilt. Dass sie als eigene Entität unter den führenden Schrittmacherindikationen geführt wird, ist der gesonderten Darstellung in den deutschen Leitlinien und der regelhaft abweichenden Systemwahl geschuldet. In den aktuellen Leitlinien zur Schrittmachertherapie ist als entscheidender Unterschied zwischen Sinusknotensyndrom und AV-Überleitungsstörung herausgearbeitet worden, dass der kranke Sinusknoten nur bei Symptomatik der Stimulation bedarf, während bei AV- und intraventrikulärer Blockierung auch eine prognostische Indikation möglich ist. Letztere entscheidet sich an Merkmalen wie QRS-Breite, (bi-) faszikulärem Blockbild und Regelmäßigkeit der Kammeraktivität, also Kriterien, die beim reinen Sinusknotensyndrom per definitionem entfallen. Dies schließt nicht aus, dass kombinierte elektrophysiologische Störungen vorkommen und entsprechend ihrer Einzelkomponenten behandelt werden müssen. Die kurz dargestellte Systematik begründet, warum - potentiell reversibles (paroxysmales/persistierendes) Vorhofflimmern bei der Indikationsfindung zur Schrittmacherbehandlung unter den Gesichtspunkten des Sinusknotensyndroms, - voraussichtlich irreversibles (permanentes) Vorhofflimmern nach den Regeln der AV- und intraventrikulären Leitungsstörungen zu behandeln sind, - darüber hinaus bei permanentem Vorhofflimmern immer nur eine Ventrikelstimulation erforderlich ist, während bei den anderen Formen auch eine vorhofbeteiligte Stimulation indiziert sein kann. Im Kommentar der deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung (Rybak et al. 2008) wird die unterschiedliche Betrachtung des Vorhofflimmerns einerseits als eigene Entität in der deutschen Leitlinie (Lemke et al. 2005) und andererseits als Ausdruck eines SSS oder eines AV-Blocks in der ESC-Leitlinie (Vardas et al. 2007) diskutiert. Faszikuläre Leitungsstörung / Schenkelblock Schenkelblockbilder gehören zu den intraventrikulären Leitungsstörungen. Sie treten gehäuft bei kardialen Erkrankungen wie Myokardinfarkt und Kardiomyopathie auf. Ein besonderes Risiko besteht, wenn Schenkelblöcke in Kombination auftreten, z. B. ein bifaszikulärer Block (Rechtsschenkelblock + linksanteriorer Hemiblock). Bei diesen Formen ist der Übergang in einen permanenten totalen AV-Block zu befürchten. Die Deutsche Leitlinie (Lemke et al. 2005) nennt einige Konstellationen, die einen Schrittmacher indizieren können: das zusätzliche Vorliegen eines höhergradigen AV-Blocks, ein alternierender Schenkelblock, eine neuromuskuläre Grunderkrankung oder eine Blockierung im His-Purkinje-System. Karotissinus-Syndrom (CSS) Ein CSS wird angenommen, wenn Synkopen bzw. Schwindel sich bei einem Patienten durch Massage des Karotissinus auslösen lassen. Ursache ist ein hyperaktiver Karotissinusreflex, der zu Sinusknotenpausen über 3 Sekunden (kardioinhibitorischer Typ), zu Blutdruckabfall, (vasodepressorischer Typ) oder zu beidem (gemischter Typ) führt. Zur Langzeitbehandlung bei eindeutig symptomatischen Fällen kann durch einen Schrittmacher Beschwerdefreiheit erreicht werden (Luria & Shen 2001, Karunaratne et al. 2002). Da der Blutdruckabfall sich aber so kaum beeinflussen lässt, können beim vasodepressorischen oder gemischten Typ Synkopen durch einen Schrittmacher nicht immer verhindert werden (Haverkamp & Breithardt 2003). Die deutsche Leitlinie (Lemke et al. 2005) empfiehlt den Einsatz eines Schrittmachers bei rezidivierender Synkope und positivem Karotissinus-Test. Vasovagales Syndrom (VVS) © 2015 AQUA-Institut GmbH 7 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Beim VVS kommt es zu Synkopen, die durch aufrechte Körperhaltung provoziert werden, häufig mit typischen Vorzeichen. Es werden der kardioinhibitorische Typ mit Bradykardie oder Asystolie und der vasodepressorische Typ mit Blutdruckabfall unterschieden. Ob Schrittmacher dauerhaft das Risiko von Synkopen bei diesem Krankheitsbild verhindern, ist umstritten (Kapoor 2003). Die randomisierte Doppelblindstudie Second Vasovagal Pacemaker Study (VPS II) mit einer Gruppe von Schrittmacherpatienten mit DDD-Programmierung und einer zweiten Gruppe ohne Pacing-Programmierung (0D0), konnte keine signifikante Synkopenreduktion bei der DDD-Gruppe nachgewiesen werden (Connolly et al. 2003). Grubb betont, dass sich die meisten neurogenen Synkopen konservativ und pharmokotherapeutisch ausreichend behandeln lassen und die Schrittmacherimplantation nur selten indiziert ist (Grubb 2005). Die deutsche Leitlinie (Lemke et al. 2005) empfiehlt eine Kipptischuntersuchung. Bei ausgeprägter Bradykardie und klinischer Symptomatik kann ein Schrittmacher implantiert werden (IIa bis IIb). Literatur Böcker D, Gradaus R, Kobe J, Wollmann CG, Breithardt G. Legal implications of pacemaker and defibrillator guidelines. Card Electrophysiol Rev 2003; 7 (1): 33-35. Breithardt, O-A & Richter, S. Herzschrittmachertherapie und kardiale Resynchronisation. Dtsch Med Wochenschr 2014, 139 (6), 228. Brignole M, Alboni P, Benditt D, Bergfeldt L, Blanc JJ, Bloch Thomsen PE, van Dijk JG, Fitzpatrick A, Hohnloser S, Janousek J, Kapoor W, Kenny RA, Kulakowski P, Moya A, Raviele A, Sutton R, Theodorakis G, Wieling W. Guidelines on Management (Diagnosis and Treatment) of Syncope – Update 2004. 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J Am Coll Cardiol 61:e6-e75. © 2015 AQUA-Institut GmbH 9 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Vardas PE, Auricchio A, Blanc JJ, Daubert JC, Drexler H, Ector H, Gasparini M, Linde C, Morgado FB, Oto A, Sutton R, TruszGluza M; European Society of Cardiology; European Heart Rhythm Association. Guidelines for cardiac pacing and cardiac resynchronization therapy. The Task Force for Cardiac Pacing and Cardiac Resynchronization Therapy of the European Society of Cardiology. Developed in collaboration with the European Heart Rhythm Association. Europace 2007; 9 (10): 959-998. © 2015 AQUA-Institut GmbH 10 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel 10:B führendes Symptom M 0= 1= 2= 3= 4= 5= 6= 7= 9= 11:B führende Indikation zur Schrittmacherimplantation M 1= 2= 3= 4= 5= 6= 12:B Ätiologie M 1= 2= 3= 4= Feldname FUEHRSYMPTOM keines (asymptomatisch) Präsynkope/Schwindel Synkope einmalig Synkope rezidivierend synkopenbedingte Verletzung Herzinsuffizienz NYHA II Herzinsuffizienz NYHA III oder IV asymptomatisch unter externer Stimulation sonstiges FUEHRINDIKHSM AV-Block I AV-Block II Wenckebach AV-Block II Mobitz AV-Block III faszikuläre Leitungsstörung Sinusknotensyndrom (SSS) inklusive BTS (bei paroxysmalem/persistierendem Vorhofflimmern) 7 = Bradykardie bei permanentem Vorhofflimmern 8 = Karotis-Sinus-Syndrom (CSS) 9 = Vasovagales Syndrom (VVS) 10 = kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) 99 = sonstiges AETIOLOGIE 9= angeboren neuromuskulär infarktbedingt AV-Knoten-Ablation durchgeführt/geplant sonstige Ablationsbehandlung Zustand nach herzchirurgischem Eingriff Zustand nach TranskatheterAortenklappenimplantation (TAVI) sonstige/unbekannt 5= 6= 7= 13:B voraussichtliche Stimulationsbedürftigkeit M 1= 2= 3= permanent (>90%) häufig (5-90%) selten (<5%) STIMBEDUERF 14:B Vorhofrhythmus M 1= normofrequenter Sinusrhythmus Sinusbradykardie/SABlockierungen paroxysmales/ persistierendes Vorhofflimmern/-flattern permanentes Vorhofflimmern Wechsel zwischen Sinusbradykardie und Vorhofflimmern (BTS) sonstige VORHOFRHYTHMUS 2= 3= 4= 5= 9= © 2015 AQUA-Institut GmbH 11 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 15:B AV-Block M keiner AV-Block I. Grades, Überleitung <= 300 ms AV-Block I. Grades, Überleitung > 300 ms AV-Block II. Grades, Typ Wenckebach AV-Block II. Grades, Typ Mobitz AV-Block III. Grades nicht beurteilbar wegen Vorhofflimmerns AV-Block nach HIS-BündelAblation AVBLOCK INTRAVENTRIKLEITSTOER 9= keine (QRS < 120 ms) Rechtsschenkelblock (RSB) Linksanteriorer Hemiblock (LAH) + RSB Linksposteriorer Hemiblock (LPH) + RSB Linksschenkelblock, QRS 120 bis < 150 ms Linksschenkelblock, QRS >= 150 ms alternierender Schenkelblock QRS >= 120 ms ohne Differenzierung sonstige 0= 1= 2= 3= 4= 5= 6= 7= 16:B intraventrikuläre Leitungsstörungen M 0= 1= 2= 3= 4= 5= 6= 7= 17:B Pausen außerhalb von Schlafphasen M 0= 1= 2= 3= 4= keine Pause <= 3 s > 3 s bis <= 6 s >6s nicht bekannt HERZPAUSE 18:B Spontanfrequenz außerhalb von Schlafphasen M 1= 2= 3= 4= < 40/min 40 bis unter 50/min >= 50/min nicht bekannt SPONTANFREQUENZ 19:B Ejektionsfraktion M 0= 1= nicht bekannt EJEKTFRAKTION keine oder leichte Einschränkung (>50%) mittlere Einschränkung (50 bis >35%) schwere Einschränkung (<=35%) 2= 3= 20:B AV-Knotendiagnostik K 0= 1= keine Blockierung im HIS-PurkinjeSystem (HV > 100 ms) Ergometrie mit persistierendem oder neuem AV-Block beides AVKNOTENDIAG NEUROKARDIODIAG 2= 3= keine Karotissinusmassage mit Pause >3 s Kipptisch positiv beides 2= 3= 21:B neurokardiogene Diagnostik K 0= 1= 22:B Kammerfrequenz regelmäßig K 0= 1= nein ja KAMMERFREQREG 23:B chronotrope Inkompetenz bei Erkrankung des Sinusknotens K 0= 1= nein ja CHRONOTRINKOMP 24:B Nondevice-Therapie (z.B. medikamentös) ineffektiv/ unzureichend K 0= 1= nein ja NONDEVICEINEFFEKTIV EF* Patientenalter am Aufnahmetag in Jahren - alter(GEBDATUM; AUFNDATUM) alter * Ersatzfeld im Exportformat © 2015 AQUA-Institut GmbH 12 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 690: Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Berechnung Indikator-ID 690 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 >= 90,00 % (Zielbereich) Referenzbereich 2013 >= 90,0 % (Zielbereich) Erläuterung zum Referenzbereich 2014 Die Leitlinie beschreibt alle klinischen Konstellationen, die nach aktuellem wissenschaftlichem Stand einen Herzschrittmacher indizieren können. Der Qualitätsindikator ist nahezu eine 1:1-Abbildung der Leitlinie, wobei die Empfehlungsstufen I bis IIb zu „indiziert“ zusammengefasst werden. Die Bundesfachgruppe ist der Überzeugung, dass für die Summe aller EKG-Indikationen gefordert werden kann, dass in >= 90,00 % der Fälle eines Krankenhauses Leitlinienkonformität vorliegen sollte. Erläuterung zum Strukturierten Dialog Den Landesgeschäftsstellen für Qualitätssicherung wird für den Strukturierten Dialog zum Erfassungsjahr 2014 empfohlen, Indikationsstellungen oder Systemwahlentscheidungen als leitlinienkonform zu bewerten, sofern sie auf der Basis der bisherigen oder der neuen Leitlinien begründbar sind. Methode der Risikoadjustierung Keine weitere Risikoadjustierung Erläuterung der Risikoadjustierung - Rechenregel Zähler Patienten mit leitlinienkonformer Indikation zur Herzschrittmacherimplantation Nenner Alle Patienten, außer führende Indikation zur Herzschrittmacherimplantation "kardiale Resynchronisationstherapie" oder "sonstiges" Erläuterung der Rechenregel Der Qualitätsindikator umfasst nur bradykarde Herzrhythmusstörungen. Für „sonstige“ Indikationen als Restekategorie lässt sich die Leitlinienkonformität nicht überprüfen. Diese Fälle sind daher aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen. Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 13 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Qualitätsziel Möglichst oft leitlinienkonforme Wahl eines Herzschrittmachers bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Indikatortyp Indikationsstellung Hintergrund Bei der Auswahl des Schrittmachersystems lassen sich vor allem zwei Stimulationskonzepte unterscheiden: die (apikale) ventrikuläre Stimulation mit einer Sonde im rechten Ventrikel (VVI-Modus) und die vorhofbeteiligte so genannte physiologische Stimulation (auch „AV-sequentiell“ genannt) mit Sonden im rechten Vorhof (AAI) oder im rechten Vorhof und Ventrikel (VDD oder DDD-Modus). Pathophysiologische Untersuchungen zeigen, dass bei ventrikulärer Stimulation myozelluläre Veränderungen (Remodelling) vor allem im linken Ventrikel auftreten. Durch Umbauvorgänge im Herzmuskel kann es zur Einschränkung der Pumpfunktion des Herzens kommen (van Oosterhout et al. 1998, Karpawich et al. 1999, Tantengco et al. 2001, Fröhlig 2004, aktuelles bei Review bei Reynolds & Murray 2007). Unter hämodynamischen Aspekten ist somit eine vorhofbeteiligte AV-sequentielle Schrittmacherstimulation eher zu bevorzugen, da die Pumpleistung des Herzens hierbei in Ruhe und bei Belastung höher ist als bei rein ventrikulärer Stimulation. Die Frage, ob die vorhofbeteiligte Stimulation bei Sick-Sinus-Syndrom (SSS) als rein atriale oder als AV-sequentielle Stimulation erfolgen sollte, ist Gegenstand aktueller Studien. Frühe Studien, welche der AV-sequentiellen Stimulation deutlich bessere Ergebnisse bescheinigen, basierten meist auf geringen Fallzahlen oder Beobachtungen. Erst in den letzten Jahren wurde die Notwendigkeit großer randomisierter Studien erkannt (Montanez et al. 2003). In diesen in den USA, Kanada und Großbritannien durchgeführten Studien (meistens Patienten mit SSS oder AV-Block) konnte die Überlegenheit der vorhofbeteiligten Systeme hinsichtlich der Endpunkte Tod, Auftreten von chronischem Vorhofflimmern, Thromboembolie, Schlaganfall oder hinsichtlich der Lebensqualitätsverbesserung nicht immer nachgewiesen werden (Trohman et al. 2004). Die 5-Jahres-Follow-Up-Studie (210 Patienten) von Mattioli et al. (Mattioli et al. 1998) berichtet von einer geringeren Vorhoflimmer- und Schlaganfallrate unter vorhofbeteiligter Stimulation bei SSS- und AV-Block-Patienten, wobei SSSPatienten eher von vorhofbeteiligter Stimulation profitierten. In der Pacemaker Selection in the Elderly (PASE)-Studie (407 Patienten, Lamas et al. 1998) stieg lediglich in der Subgruppe der SSS-Patienten unter physiologischer Stimulation die empfundene Lebensqualität stärker als bei ventrikulärer Stimulation. Folgeauswertungen wiesen auf eine geringe Vorhofflimmerrate bei physiologischer Stimulation hin (Stambler et al. 2003). Ähnliche Ergebnisse zeigte eine Follow-Up-Studie bei 225 Sinusknotensyndrom-Patienten (Andersen et al. 1997, Andersen et al. 1999). Bei Patienten mit physiologischer Stimulation waren bessere Ergebnisse hinsichtlich Vorhofflimmerns, thromboembolischer Komplikationen, Herzinsuffizienz, und kardialer Sterblichkeit zu beobachten. In der Canadian Trial of Physiological Pacing (CTOPP)-Studie mit 2.568 Patienten war die Vorhofflimmerrate nach 2 Jahren bei vorhofbeteiligter Stimulation signifikant niedriger, nicht aber die Schlaganfallrate und Mortalität (Connolly et al. 2000, Kerr et al. 2004) oder die Lebensqualität (Newman et al. 2003). Schrittmacherabhängige Patienten profitierten (bezüglich Tod und Schlaganfall) eher von vorhofbeteiligten Systemen (Tang et al. 2001). Bei Patienten mit Sinusknotensyndrom in der Mode Selection Trial in Sinus-Node Dysfunction (MOST)-Studie wiesen Patienten mit physiologischer Stimulation ebenfalls weniger Vorhofflimmern sowie weniger Herzinsuffizienzzeichen und eine höhere Lebensqualität auf (Lamas et al. 2002). Bezüglich der primären Studienendpunkte Tod oder Schlaganfall gab es keine signifikanten Differenzen. Lemke et al. (2003) fassen die Studienlage wie folgt zusammen (Evidenzlevel nach den Kriterien der ACC/AHA): • Vorhofflimmern: Die vorhofbeteiligte Stimulation verhindert Vorhofflimmern besser als ventrikuläre Stimulation (Evidenzlevel A). • Thromboembolien: bei der Verhinderung von Thromboembolien spielt der Schrittmacher-Mode eine untergeordnete Rolle (Evidenzlevel B) • Mortalität: Die Mortalität scheint bei Patienten mit SSS, mit Alter < 74 Jahre und mit spontaner Herzfrequenz <= 60/min unter vorhofbeteiligter Stimulation geringer zu sein (Evidenzlevel B) © 2015 AQUA-Institut GmbH 14 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen • Herzinsuffizienz, Belastbarkeit, Lebensqualität: Patienten mit SSS und mit häufiger Schrittmacherstimulation scheinen hier eher von vorhofbeteiligter Stimulation zu profitieren (Evidenzlevel B) • Komplikationen: bei Systemen mit vorhofbeteiligter Stimulation ist die Komplikationsrate höher (Evidenzlevel A) • Kosten: bei Patienten mit Schrittmacherbedürftigkeit ist der Verzicht auf ein teureres DDD-System nicht zu begründen (Evidenzlevel C). Bei SSS-Patienten werden AAI-Systeme zu wenig genutzt (Evidenzlevel B). Castelnuovo et al. (2005) errechneten, dass sich die Kosteneffetivität für Einkammer- und Zweikammersysteme v.a. im Langzeitverlauf kaum unterscheiden. Zur Systemwahl gibt die deutsche Leitlinie (Lemke et al. 2005) differenzierte Empfehlungen ab: • AV-Block bzw. intraventrikuläre Leitungsstörungen Die vorhofbeteiligende Stimulation (DDD/VDD) ist hämodynamisch günstiger als die VVI-Stimulation. Für besondere Konstellationen gibt die Leitlinie weitergehende Empfehlungen. • Bradykardie bei permanentem Vorhofflimmern Bei schrittmacherbedürftigem permanenten Vorhofflimmern ist ein VVI-Schrittmacher indiziert. • Sinusknoten-Syndrom Bei erhaltener AV-Überleitung ist unter definierten Umständen die AAI-Stimulation die optimale Stimulationsform. Bei seltenen paroxysmalen Pausen (< 5 %) kann eine VVI-Stimulation angezeigt sein. In der Regel werden SSS-Patienten mit DDD-System versorgt. • Karotissinussyndrom (CCS) und Vasovagales Syndrom (VVS) Die Zweikammerschrittmacher DDD erhält die Hämodynamik aufrecht durch AV-sequenzielle Stimulation mit Verhinderung einer retrograden Leitung. Ebenso wie für den Indikator „Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen“ werden für den vorliegenden Indikator für das Erfassungsjahr 2014 noch die bisherigen Leitlinien zugrunde gelegt (Lemke et al. 2005; Rybak et al. 2008). Obwohl den neuen Leitlinien (Brignole et al. 2013) eine andere Systematik zugrunde liegt (Unterscheidung persistierender und intermittierender Bradykardie, starke Orientierung an der Symptomatik) ergeben sich für die Indikation zur Herzschrittmachertherapie bei bradykarden Herzrhythmusstörungen und für die Systemwahl im Bereich der konventionellen Schrittmacher nur marginale Konsequenzen, so dass derzeit eine Weiterverwendung der bislang gültigen Algorithmen für die beiden genannten Indikatoren von der Bundesfachgruppe als vertretbar und sinnvoll erachtet wird. Bei der Systemwahl ergeben sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen bisherigen und neuen Leitlinien. Ausnahme sind Implantationen von VVI-Systemen bei führender Indikation Sinusknotensyndrom; sie werden nach den neuen Leitlinien nicht mehr zulässig sein, während die bisherigen Leitlinien diese Systemwahl unter bestimmten Bedingungen erlauben (bei geringer Stimulationsbedürftigkeit). Irwin et al. (Irwin et al. 2003) untersuchten anhand der Patientenakten, in welchem Ausmaß die Systemauswahlempfehlungen der amerikanischen Leitlinie (Gregoratos et al. 2002) in der Praxis umgesetzt werden. Bei immerhin 358 von 708 Patienten bestand eine Abweichung von der Leitlinie, 206-mal war der gewählte Mode „höher“ und 152-mal „niedriger“ als von der Leitlinie empfohlen. In den meisten Fällen ließen sich die Begründungen nachvollziehen, die ein Abweichen von der Leitlinie rechtfertigen. In 21 % ließ sich kein Grund für die Wahl des Schrittmacher-Modes finden. Dabei wurden vor allem folgende Konstellationen für fragliche Systemwahl beobachtet: Wahl eines komplexeren (und teureren) DDD-Systems ohne erkennbaren Grund und Wahl der Rate Response ohne erkennbaren Grund. Møller und Arnsbo (2006) berichten im Jahresbericht des dänischen Herzschrittmacherregisters, dass im Jahre 2005 in zwischen 89,6 % (AV-Block) und 100 % (Vorhofflimmern) der Fälle das empfohlene ("recommended") System implantiert wurde. Als Gründe für abweichende Systemwahl nannten sie u. a.: schwere chronische Erkrankung, schlechte Prognose und technische Gründe. Angesichts der Studienergebnisse der letzten Jahre fordern Ellbogen und Wood ein kritisches Überdenken des Konzepts der physiologischen Stimulation (Ellbogen und Wood 2005). Sie stellen fest, dass nach gegenwärtigem Wissensstand weder der eindeutig beste Schrittmachertyp noch der beste Programmiermodus oder die beste Sondenlage bekannt seien. Die aktuellsten Empfehlungen finden sich in der amerikanischen Leitlinie (Epstein et al. 2008) bzw. in der Leitlinie der ESC (Vardas et al. 2007). Letztere wurde in einem Kommentar von Rybak et al. (2008) der deutschen Leitlinie gegenübergestellt. © 2015 AQUA-Institut GmbH 15 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Literatur Andersen HR, Nielsen JC, Thomsen PE, Thuesen L, Pedersen AK, Mortensen PT, Vesterlund T. Arterial thromboembolism in patients with sick sinus syndrome: prediction from pacing mode, atrial fibrillation, and echocardiographic findings. Heart 1999; 81 (4): 412-418. Andersen HR, Nielsen JC, Thomsen PE, Thuesen L, Mortensen PT, Vesterlund T, Pedersen AK. Long-term follow-up of patients from a randomised trial of atrial versus ventricular pacing for sick-sinus syndrome. Lancet 1997; 350 (9086): 1210-1216. Brignole M, Auricchio A, Baron-Esquivias G, Bordachar P, Boriani G, Breithardt O-A, Cleland J, Deharo J-C, Delgado V, Elliott PM, Gorenek B, Israel CW, Leclercq C, Linde C, Mont L, Padeletti L, Sutton R, Vardas PE. 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Europace 2007; 9 (10): 959-998. © 2015 AQUA-Institut GmbH 17 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel 10:B führendes Symptom M 0= 1= 2= 3= 4= 5= 6= 7= 9= Feldname FUEHRSYMPTOM keines (asymptomatisch) Präsynkope/Schwindel Synkope einmalig Synkope rezidivierend synkopenbedingte Verletzung Herzinsuffizienz NYHA II Herzinsuffizienz NYHA III oder IV asymptomatisch unter externer Stimulation sonstiges 11:B führende Indikation zur Schrittmacherimplantation M 1= 2= 3= 4= 5= 6= FUEHRINDIKHSM AV-Block I AV-Block II Wenckebach AV-Block II Mobitz AV-Block III faszikuläre Leitungsstörung Sinusknotensyndrom (SSS) inklusive BTS (bei paroxysmalem/persistierendem Vorhofflimmern) 7 = Bradykardie bei permanentem Vorhofflimmern 8 = Karotis-Sinus-Syndrom (CSS) 9 = Vasovagales Syndrom (VVS) 10 = kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) 99 = sonstiges 13:B voraussichtliche Stimulationsbedürftigkeit M 1= 2= 3= permanent (>90%) häufig (5-90%) selten (<5%) STIMBEDUERF 14:B Vorhofrhythmus M 1= normofrequenter Sinusrhythmus Sinusbradykardie/SABlockierungen paroxysmales/ persistierendes Vorhofflimmern/-flattern permanentes Vorhofflimmern Wechsel zwischen Sinusbradykardie und Vorhofflimmern (BTS) sonstige VORHOFRHYTHMUS keiner AV-Block I. Grades, Überleitung <= 300 ms AV-Block I. Grades, Überleitung > 300 ms AV-Block II. Grades, Typ Wenckebach AV-Block II. Grades, Typ Mobitz AV-Block III. Grades nicht beurteilbar wegen Vorhofflimmerns AV-Block nach HIS-BündelAblation AVBLOCK 2= 3= 4= 5= 9= 15:B AV-Block M 0= 1= 2= 3= 4= 5= 6= 7= © 2015 AQUA-Institut GmbH 18 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 16:B intraventrikuläre Leitungsstörungen M keine (QRS < 120 ms) Rechtsschenkelblock (RSB) Linksanteriorer Hemiblock (LAH) + RSB Linksposteriorer Hemiblock (LPH) + RSB Linksschenkelblock, QRS 120 bis < 150 ms Linksschenkelblock, QRS >= 150 ms alternierender Schenkelblock QRS >= 120 ms ohne Differenzierung sonstige INTRAVENTRIKLEITSTOER NEUROKARDIODIAG 2= 3= keine Karotissinusmassage mit Pause >3 s Kipptisch positiv beides 0= 1= 2= 3= 4= 5= 6= 7= 9= 21:B neurokardiogene Diagnostik K 0= 1= 23:B chronotrope Inkompetenz bei Erkrankung des Sinusknotens K 0= 1= nein ja CHRONOTRINKOMP 32:B System M 1= 2= 3= 4= 5= VVI AAI DDD VDD CRT-System mit einer Vorhofsonde CRT-System ohne Vorhofsonde sonstiges ASMSYSTEM 6= 9= © 2015 AQUA-Institut GmbH 19 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 2196: Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Berechnung Indikator-ID 2196 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 >= 90,00 % (Zielbereich) Referenzbereich 2013 >= 90,0 % (Zielbereich) Erläuterung zum Referenzbereich 2014 Die Leitlinie beschreibt alle klinischen Konstellationen, die nach aktuellem wissenschaftlichem Stand die Systemwahl eines Herzschrittmachers beeinflussen. Der Qualitätsindikator ist nahezu eine 1:1Abbildung der Leitlinie, wobei die Empfehlungsstufen I bis IIb zu „indiziert“ zusammengefasst werden. Die Bundesfachgruppe ist der Überzeugung, dass für die Summe aller EKG-Indikationen gefordert werden kann, dass in >= 90,00 % der Fälle eines Krankenhauses Leitlinienkonformität vorliegen sollte. Erläuterung zum Strukturierten Dialog Den Landesgeschäftsstellen für Qualitätssicherung wird für den Strukturierten Dialog zum Erfassungsjahr 2014 empfohlen, Indikationsstellungen oder Systemwahlentscheidungen als leitlinienkonform zu bewerten, sofern sie auf der Basis der bisherigen oder der neuen Leitlinien begründbar sind. Methode der Risikoadjustierung Keine weitere Risikoadjustierung Erläuterung der Risikoadjustierung - Rechenregel Zähler Patienten mit leitlinienkonformer Systemwahl Nenner Alle Patienten, außer führende Indikation zur Herzschrittmacherimplantation "kardiale Resynchronisationstherapie" oder "sonstiges", mit implantiertem Ein- oder Zweikammersystem Erläuterung der Rechenregel Der Qualitätsindikator umfasst nur bradykarde Herzrhythmusstörungen. Für „sonstige“ Indikationen als Restekategorie lässt sich die Leitlinienkonformität nicht überprüfen. Diese Fälle sind daher aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen. Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 20 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52128: Eingriffsdauer 52128: Eingriffsdauer Qualitätsziel Möglichst kurze Eingriffsdauer Indikatortyp Prozessindikator Hintergrund Implantationen und Aggregatwechsel bei Rhythmusimplantaten - Herzschrittmachern und Implantierbaren Defibrillatoren werden als Routineeingriffe angesehen, die von erfahrenen Operateuren in angemessener Zeit bewältigt werden sollten. Zu Operationsdauer bei Herzschrittmacher- und Defibrillatoreingriffen existiert eine Vielzahl von Untersuchungen. Im Folgenden wird über Ergebnisse einiger dieser Arbeiten berichtet. Eberhardt et al. (2005) berichten über Zusammenhänge der Eingriffsdauer bei Schrittmacherimplantationen mit drei Gruppen von Einflussfaktoren: 1. Alter und Morbidität des Patienten. Die von den Autoren untersuchten Morbiditätsfaktoren waren koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, beeinträchtigte linksventrikuäre Ejektionsfraktion und rechtsventrikuläre Dilatation. Für diese vier Befunde waren die Operationszeiten im Durchschnitt deutlich erhöht. 2. Erfahrung und Vorgehensweise des Operateurs. Die Erfahrung des Operateurs - gemessen an der Anzahl durchgeführter Schrittmacherimplantationen - stand in einem inversen Zusammenhang zur Eingriffsdauer. Die durchschnittliche Eingriffsdauer nahm mit zunehmender Zahl der durchgeführten Eingriffe ab. Eine Zunahme der Operationszeit war jedoch zu beobachten, falls ein Sondenvorschub über die Vena Subclavia erforderlich war. 3. Typ des Schrittmachersystems: Für DDD-Systeme waren die Operationszeiten höher als für Einkammer (VVI)- und VDDSysteme. Im Rahmen einer Auswertung von Daten des Dänischen Herzschrittmacher-Registers durch Kirkfeldt et al. (2011) wurde der Zusammenhang von Eingriffsdauer bei Implantationen und nachfolgenden Sondenproblemen untersucht. Der Median der Eingriffsdauer bei Patienten mit Sondenkomplikationen lag 10 Minuten über dem Median bei Patienten ohne Sondenprobleme (60 vs. 50 Minuten). In einer multiplen logistischen Regressionsanalyse war (lange) Eingriffsdauer eines der Risiken für Sondenkomplikationen: eine Zunahme der Operationsdauer um 10 Minuten erhöhte das Komplikationsrisiko um 10 %. Dieses Ergebnis bedeutet, dass eine lange Eingriffsdauer ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für den Patienten sein kann. Kirkfeldt et al. sehen die Eingriffsdauer als vermittelnde Variable, die verursachende Faktoren mit dem Endpunkt Komplikation verbindet. Romeyer-Bouchard et al. (2010) identifizierten die Operationsdauer als einen der Risikofaktoren bei CRT-Eingriffen. Da Kirkfeldt et al. Registerdaten über einen beträchtlichen Zeitraum auswerten, lassen die Ergebnisse dieser Autoren langfristige Trends erkennen: Von 1997 bis 2008 ist der Median der Eingriffsdauer bei Schrittmacherimplantationen von 60 Minuten auf 45 Minuten zurückgegangen. Eine Auswertung von Daten der externen stationären Qualitätssicherung für die Erfassungsjahre 2007 und 2012 (vgl. Tabelle 1) zeigt das folgende Muster: • Die Eingriffsdauer bei der Implantation von Herzschrittmachern hat sich im genannten Zeitraum nur unwesentlich verändert. Dies gilt für VVI- und DDD-Schrittmacher und auch für die zusammenfassende Betrachtung aller Schrittmachersysteme (inkl. AAI, CRT und sonstige Schrittmacher). Ein deutlicher Rückgang wie in der dänischen Registerauswertung ist nicht festzustellen; allerdings beginnt der Auswertungszeitraum für die QS-Daten auch erst mit dem Jahr 2007. Der Median von 50 Minuten (über alle SM-Systeme) liegt nahe bei dem Ergebnis der dänischen Registerauswertung. • Die Mediane der Eingriffsdauer für VVI- und DDD-Schrittmacher unterscheiden sich um etwa 15 Minuten. • Neben der zentralen Tendenz (Median) erweist sich auch die Streuung der Eingriffszeiten als zeitlich stabil. Die Variation ist (und bleibt) erheblich: Die Interquartilbereiche liegen bei ca. 20 Minuten für VVI- und bei ca. 30 Minuten bei DDD-Systemen. Eine angemessene Operationsdauer kann für den Einzelfall nicht zwingend vorgeschrieben werden. Es muss berücksichtigt werden, dass das primäre Ziel des Eingriffs optimal platzierte Sonden sind, um die Funktionsfähigkeit des Rhythmusimplantats zu sichern. Gegebenenfalls muss daher für die Suche nach einer optimalen Sondenposition auch eine längere Eingriffszeit hingenommen werden. Allerdings können deutlich längere durchschnittliche Operationszeiten einer Institution im Vergleich zu Operationszeiten anderer Einrichtungen einen Hinweis auf ein Qualitätsproblem geben. © 2015 AQUA-Institut GmbH 21 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52128: Eingriffsdauer Qualitätsindikatoren wurden für die Eingriffsdauer bei der Implantation von Herzschrittmachern und Implantierbaren Defibrillatoren sowie für isolierte Aggregatwechsel dieser Rhythmusimplantate definiert. Für Revisionen, Systemwechsel und Explantationen – eine heterogene Gruppe von Eingriffen, die in den Leistungsbereichen 09/3 und 09/6 zusammenfassend betrachtet werden – ist wegen der beträchtlichen Bandbreite qualitativ unterschiedlicher Operationen eine vergleichende Bewertung der Eingriffsdauer nicht sinnvoll. Es ist auch kaum abzuschätzen, inwieweit z.B. die Eingriffszeiten bei Systemumstellungen von den Operationszeiten bei Erstimplantationen abweichen. Für Systemumstellungen von Einauf Zweikammerschrittmacher wurde berichtet, dass die Operationsdauer erheblich über den Eingriffszeiten bei der Erstimplantation dieser Systeme liegt (Hildick-Smith et al. 1998). Demgegenüber lag die durchschnittliche Eingriffsdauer beim Upgrade konventioneller Schrittmacher- oder ICD-Systeme auf CRT mit 164 Minuten nur unwesentlich über der Operationsdauer bei der Erstimplantation von CRT-Systemen mit 153 Minuten (Duray et. al 2008). Für die Dauer der Implantationen und isolierten Aggregatwechsel bei Herzschrittmachern und Defibrillatoren wurden Schwellenwerte als maximale Zeitvorgaben definiert, die bei Einhaltung gängiger Standards der Operationstechnik in der Kardiologie nicht überschritten werden sollten. Die Zeitvorgaben sind entsprechend der Komplexität der Eingriffe gestaffelt, daher gelten für die Schwellenwerte der Operationen bei unterschiedlichen Systemen folgende Relationen: • Einkammersysteme < Zweikammersysteme < CRT-Systeme sowie • Herzschrittmacher < Implantierbare Defibrillatoren Der Indikatorwert für die Operationsdauer (bzw. das Ergebnis für eine Einrichtung) ergibt sich als Anteil der Eingriffe, die innerhalb der festgelegten maximalen Zeitvorgabe durchgeführt werden konnten. Bei der Aufnahme der externen stationären Qualitätssicherung für Herzschrittmacher wurden für den Qualitätsindikator Operationsdauer Perzentil-Referenzbereiche verwendet. Auf der Basis der Erfahrungen mit den Perzentilreferenzbereichen wurden später fixe Referenzbereiche festgelegt. Ab dem Erfassungsjahr 2013 werden die Referenzbereiche einheitlich für alle Indikatoren auf >= 60 % festgelegt. Die Schwellenwerte für die Eingriffe bei den unterschiedlichen Systemen wurden mit Blick auf den derzeitigen Stand der Operationstechnik aktualisiert. Tabelle 2 (s.u.) gibt eine Übersicht der ab 2013 gültigen Schwellenwerte. Bei diesen Festlegungen wurde berücksichtigt, dass maximale Zeitvorgaben in der Praxis nicht für jeden einzelnen Behandlungsfall eingehalten werden können. Der Referenzbereich von >= 60 % trägt diesem Umstand Rechnung. Überschreitungen der Schwellenwerte sind bei einem relativen Anteil von bis zu 40 % unkritisch - rechnerische Auffälligkeiten entstehen erst, wenn in weniger als 60 % der Behandlungsfälle die Maximalvorgaben eingehalten werden. Der großzügig bemessene Referenzbereich stellt sicher, dass auch kleinere Einrichtungen bei unvermeidbaren Überschreitungen der Zeitvorgaben nicht zwangsläufig rechnerisch auffällig werden. Für die Bewertung der Operationsdauer bei der Implantation von Rhythmusimplantaten werden ab dem Erfassungsjahr 2013 Qualitätsindices eingesetzt, welche die bisherigen separaten Qualitätsindikatoren für die einzelnen Systemtypen zusammenfassen und ersetzen. Für die beiden Qualitätsindices zur Bewertung der Eingriffsdauer bei der Implantation von Herzschrittmachern und Implantierbaren Defibrillatoren finden die Schwellenwerte in Tabelle 2 (s.u.) Anwendung. Grundgesamtheit der Indices sind alle Implantationen bis auf die Implantation sonstiger Systeme. Für AAI-Schrittmacher gilt der Schwellenwert für Schrittmacher-Einkammersysteme, VDD-Systeme werden als Zweikammersysteme behandelt. Zur Bewertung der Operationsdauer bei Aggregatwechseln werden weiterhin eigene Qualitätsindikatoren eingesetzt. © 2015 AQUA-Institut GmbH 22 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52128: Eingriffsdauer Literatur Duray GZ, Israel CW, Pajitnev D, Hohnloser SH. Upgrading to biventricular pacing/defibrillation systems in right ventricular paced congestive heart failure patients: prospective assessment of procedural parameters and response rate. Europace 2008; 10(1): 48-52. Eberhardt F, Bode F, et al. Long term complications in single and dual chamber pacing are influenced by surgical experience and patient morbidity. Heart 2005; 91(4): 500-506. Hildick-Smith DJR, Lowe MD, Newell SA, Schofield PM, Shapiro LM, Stone DL, Grace AA, Petch MC. Ventricular pacemaker upgrade: Experience, complications and recommendations. Heart 1998; 79(4): 383-387. Kirkfeldt RE, Johansen JB, Nohr EA, Moller M, Arnsbo P, Nielsen JC. Risk factors for lead complications in cardiac pacing: A population-based cohort study of 28,860 Danish patients. Heart Rhythm 2011; 8(10): 1622-1628. Romeyer-Bouchard C, Da Costa A, Dauphinot V, Messier M, Bisch L, Samuel B, Lafond P, Ricci P, Isaaz K. 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Eur Heart J. 2010; 31(2):203-10. © 2015 AQUA-Institut GmbH 23 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52128: Eingriffsdauer Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 30:B Dauer des Eingriffs M in Minuten OPDAUER 32:B System M 1= 2= 3= 4= 5= ASMSYSTEM 6= 9= © 2015 AQUA-Institut GmbH VVI AAI DDD VDD CRT-System mit einer Vorhofsonde CRT-System ohne Vorhofsonde sonstiges 24 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52128: Eingriffsdauer Berechnung Indikator-ID 52128 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 >= 60,00 % (Toleranzbereich) Referenzbereich 2013 >= 60,0 % (Toleranzbereich) Erläuterung zum Referenzbereich 2014 Auf Vorschlag der Bundesfachgruppe wird ab 2013 der Schwellenwert für die Eingriffsdauer bei Implantation eines Einkammersystems auf 50 Minuten und bei Implantation eines Zweikammersystems auf 80 Minuten reduziert; für die Implantation von CRT-Systemen wird ein Schwellenwert von 180 Minuten eingeführt. Die Grenze des Referenzbereichs wird für alle Systeme auf >= 60,00 % festgelegt. Die Festlegung erfolgte vor dem Hintergrund publizierter Ergebnisse zur Dauer von Herzschrittmachereingriffen und der Ergebnisse der Bundesauswertung 2012. Methode der Risikoadjustierung Stratifizierung Erläuterung der Risikoadjustierung Anwendung systemspezifischer Schwellenwerte Rechenregel Zähler Patienten mit einer Eingriffsdauer - bis 50 Minuten bei Einkammersystem (VVI, AAI) - bis 80 Minuten bei Zweikammersystem (VDD,DDD) - bis 180 Minuten bei CRT-System Nenner Alle Patienten mit implantiertem Einkammersystem (VVI,AAI), Zweikammersystem (VDD,DDD) oder CRT-System Erläuterung der Rechenregel - Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 25 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit Bezeichnung der Indikatorengruppe Durchleuchtungszeit Qualitätsziel Möglichst kurze Durchleuchtungszeit Indikatortyp Prozessindikator Hintergrund Nach Präparation der Vena cephalica oder Punktion der Vena subclavia in Seldinger-Technik wird die Sonde bzw. die Sonden auf einem Mandrin in den rechten Ventrikel und/oder den rechten Vorhof vorschoben. Je nach anatomischen Gegebenheiten und nach Art der Sonde (z.B. Schraub- oder Ankersonde) werden optimale Plazierungspunkte gesucht (z. B. Vorhof: im rechten Herzohr, Ventrikel in der rechten Herzspitze). Die Kontrolle der Lage und ggf. weiterer Manipulationen erfolgt durch Röntgendurchleuchtung. Probleme bei der Platzierung, aber auch schlechte Reizschwellenwerte mit Suche einer besseren Platzierung verlängern die Durchleuchtungsdauer. Für biventrikuläre Schrittmachersysteme werden deutlich längere Durchleuchtungsdauern benötigt. Wiegand et al. (2003) berichten von Durchleuchtungsdauern bei DDD-Eingriffen von 4,1 +/- 2,4 min und bei VDD und VVI von 3,5 +/- 2,3 min (Wiegand et al. 2003, 1.214 Patienten mit AV-Block). Aus dem dänischen Herzschrittmacherregister (Møller & Arnsbo 2007) werden von 2006 folgende Durchleuchtungszeiten im Mittel gemeldet: AAI: 3 min, VVI 5 min, VDD 4 min, DDD 7 min. Das britische National Radiology Protection Board (Hart et al. 2002) hat von 1996 bis 2000 in 16 OP-Sälen (12 Krankenhäuser) bei 425 Herzschrittmachereingriffen folgende Durchleuchtungsdauerwerte per Saal registriert: Minimum 48 sec (0,8 min), Maximum 819 sec (13,7 min), Durchschnitt 422 sec (7,0 min). Daraus wird die Empfehlung abgeleitet (national reference dose für abgeschlossene Untersuchungen bei erwachsenen Patienten): 10,7 min Eberhardt et al. (2005) fanden folgende Einflussfaktoren auf Operationszeit und Durchleuchtungszeit patientenabhängig • rechtsventr. Infarkt • rechtsventr. Dilatation operateurabhängig • Subclaviapunktion • Erfahrung systemabhängige Faktoren DDD-Systeme vs. VVI/VDD-Systeme. Ab dem Erfassungsjahr 2015 wird anstelle der Durchleuchtungszeit das Flächendosisprodukt als Kennwert für die Strahlenexposition erhoben. Für 2014 werden noch die Ergebnisse zur Durchleuchtungszeit berichtet; die Referenzbereiche der Qualitätsindikatoren zur Durchleuchtungszeit werden jedoch aufgehoben, ein Strukturierter Dialog findet nicht statt. Literatur Eberhardt F, Bode F, Bonnemeier H, Boguschewski F, Schlei M, Peters W, Wiegand UK. Long term complications in single and dual chamber pacing are influenced by surgical experience and patient morbidity. Heart 2005; 91 (4): 500-506. Hart D, Hillier MC, Wall BF. Doses to Patients from Medical X-ray Examinations in the UK – 2000 Review. National Radiology Protection Board, NRPB W14. 2002. http://www.hpa.org.uk/webw/HPAweb&HPAwebStandard/ HPAweb_C/1195733780154?p=1158945066506 (Recherchedatum: 28.10.2009). Møller M, Arnsbo P. Danish Pacemaker Register – Annual Report 2007. http://www.pacemaker.dk/stat2007.pdf (Recherchedatum: 28.10.2009). © 2015 AQUA-Institut GmbH 26 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit Wiegand UKH, Bode F, Bonnemeier H, Eberhard F, Schlei M, Peters W. Long-Term Complication Rates in Ventricular, Single Lead VDD, and Dual Chamber Pacing. Pace 2003; 26: 1961-1969. © 2015 AQUA-Institut GmbH 27 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit 10223: Durchleuchtungszeit bis 9 Minuten bei Implantation eines Einkammersystems (VVI) Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 31:B Durchleuchtungszeit M in Minuten DLDAUER 32:B System M 1= 2= 3= 4= 5= ASMSYSTEM 6= 9= © 2015 AQUA-Institut GmbH VVI AAI DDD VDD CRT-System mit einer Vorhofsonde CRT-System ohne Vorhofsonde sonstiges 28 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit Berechnung Indikator-ID 10223 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 Nicht definiert Referenzbereich 2013 >= 75,0 % (Toleranzbereich) Erläuterung zum Referenzbereich 2014 - Methode der Risikoadjustierung Stratifizierung Erläuterung der Risikoadjustierung Das dazugehörige Stratum wird durch den Qualitätsindikator 10249 abgebildet. Rechenregel Zähler Patienten mit einer Durchleuchtungszeit bis 9 Minuten Nenner Alle Patienten mit Angabe einer gültigen Durchleuchtungszeit und implantiertem Einkammersystem (VVI) Erläuterung der Rechenregel - Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 29 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit 10249: Durchleuchtungszeit bis 18 Minuten bei Implantation eines Zweikammersystems (DDD) Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 31:B Durchleuchtungszeit M in Minuten DLDAUER 32:B System M 1= 2= 3= 4= 5= ASMSYSTEM 6= 9= © 2015 AQUA-Institut GmbH VVI AAI DDD VDD CRT-System mit einer Vorhofsonde CRT-System ohne Vorhofsonde sonstiges 30 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Durchleuchtungszeit Berechnung Indikator-ID 10249 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 Nicht definiert Referenzbereich 2013 >= 80,0 % (Toleranzbereich) Erläuterung zum Referenzbereich 2014 - Methode der Risikoadjustierung Stratifizierung Erläuterung der Risikoadjustierung Das dazugehörige Stratum wird durch den Qualitätsindikator 10223 abgebildet. Rechenregel Zähler Patienten mit einer Durchleuchtungszeit bis 18 Minuten Nenner Alle Patienten mit Angabe einer gültigen Durchleuchtungszeit und implantiertem Zweikammersystem (DDD) Erläuterung der Rechenregel - Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 31 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen Qualitätsziel Möglichst viele Reizschwellen- und Amplitudenmessungen mit akzeptablen Ergebnissen Indikatortyp Ergebnisindikator Hintergrund Grundlegend für die Funktionsfähigkeit eines Herzschrittmachers oder implantierten Defibrillators ist die adäquate Wahrnehmung der elektrischen Eigenaktivität des Herzens durch das Rhythmusimplantat und seine Fähigkeit zur Abgabe elektrischer Stimulationsimpulse an das Herz. Wahrnehmung Entscheidend für die adäquate Wahrnehmung elektrischer Eigenaktivität ist die Signalqualität (in erster Linie die Amplitude) der herzeigenen Aktionen. Sie ermöglicht die Programmierung einer ausreichend hohen Wahrnehmungsschwelle, mit der Fehlreaktionen des Schrittmacher- oder Defibrillatoraggregats auf Störsignale weitestgehend ausgeschlossen werden können: • als "Störsignale" in diesem Sinne aufzufassen sind elektromagnetische Interferenzen aus der Umgebung, aber auch im Körper entstehende elektrische Aktivitäten der Skelettmuskulatur und sogenannte "Fernsignale" aus anderen Herzkammern, welche zur Fehlinterpretation des Herzrhythmus durch das Aggregat und sogar zur unerwünschten Inhibierung der PacingImpulse eines Schrittmachers führen können • ein implantierter Defibrillator soll bei Kammertachykardie oder Kammerflimmern mittels antitachykarder Stimulation oder Schockabgabe eingreifen. Kritisch sind hier die Wahrnehmung niederamplitudiger (Flimmer-) Signale ("Detektion") und die Unterscheidung ventrikulärer von supraventrikulären Tachykardien ("Diskrimination"). Die Analyse unterschiedlicher EKGPatterns durch das Aggregat gelingt umso besser, je höher die Signalamplituden in allen beteiligten Herzkammern (vor allem im rechten Ventrikel) sind. Bei zu niedrigen Signalamplituden besteht das Risiko der Fehlwahrnehmung von Störsignalen und ggf. fälschlichen Erkennung maligner Kammerarrhythmien, die inadäquate Therapien (einschließlich Schocks) zur Folge hat. Stimulation Die Effizienz der Stimulation des Herzens durch ein Rhythmusimplantat ist abhängig von der Reizschwelle der stimulierenden Sonde. Die Reizschwelle ist die minimale elektrische Intensität, die das Herz zu erregen vermag. Eine niedrige Reizschwelle wirkt sich positiv (reduzierend) auf den Energieverbrauch des Aggregats aus und trägt somit zu einer längeren Laufzeit bei. Beurteilung der Ergebnisse der Reizschwellen- und Amplitudenbestimmung Nach entsprechenden Kriterien können Ergebnisse von Reizschwellen- und Amplitudenmessungen als akzeptabel, wünschenswert oder unplausibel eingestuft werden. Die jeweiligen Kriterienwerte können der Tabelle 1 (s.u.) entnommen werden. Nach Auffassung der Bundesfachgruppe müssen die als akzeptabel aufgeführten Kriterienwerte bei der Neuimplantation und Neuplatzierung von Sonden in jedem Fall erreicht werden. Sie entsprechen den in der Literatur als »satisfactory« bezeichneten Schwellenwerten, bei deren Nicht-Erreichen eine Repositionierung der Sonde obligat ist (Marine & Brinker, 2008; vgl. auch Markewitz 2013). Neben akzeptablen Werten findet man in der Literatur (z.B. Markewitz 2013) zusätzlich optimale oder »wünschenswerte« Kriterienwerte, die bei professionellem Vorgehen durchaus realisierbar sind. Als unplausible Ergebnisse gelten Reizwellen von 0V und Signalamplituden über 30mV in den Ventrikeln bzw. über 15mV im Vorhof. Für linksventrikuläre Sonden, die in Resynchronisationssystemen (CRT-P/D) zum Einsatz kommen, ist die Messung der Signalamplitude von untergeordneter Bedeutung, da in der Regel zur Steuerung der Aggregate ausschließlich rechtsventrikuläre Signale genutzt werden (Gradaus 2013). Entscheidend: Sondenpositionierung bei Implantation In der Literatur wird vielfach darauf hingewiesen, dass eine gelungene Positionierung der Sonden bei der Implantation des Schrittmacher- oder ICD-Systems mit mindestens akzeptablen, besser jedoch optimalen Reizschwellen und Signalamplituden Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie mit einem Rhythmus-implantat ist. »... because the shortand long-term sucess of the pacing system is related to the initial lead position, effort shoud be expended to obtain the best possible initial location in terms of both stability and electrical performance« (Marine & Brinker, 2008, S. 234f). Auch © 2015 AQUA-Institut GmbH 32 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen Fröhlig (2013, S. 233) betont mit Bezug auf die Signalamplitude die Bedeutung einer »hartnäckigen Suche nach Positionen maximaler Signalhöhe«. Markewitz (2013) geht davon aus, dass die als akzeptabel bezeichneten Messergebnisse nur dann hingenommen werden sollten, wenn nach mehr als 5 Positionierungsversuchen keine besseren Resultate erreichbar sind. Nach erfolgreicher Positionierung einer Sonde bei der Implantation kann davon ausgegangen werden, dass Reizschwellen und Amplituden stabil bleiben (Medi & Mond 2009). Qualitätsindikatoren Ab der Auswertung für das Erfassungsjahr 2014 wird die bisherige Vielzahl der Indikatoren zur Bestimmung bzw. Überprüfung der Reizschwellen und Signalamplituden neu geordnet und zu Qualitätsindices zusammengefasst. Bei der Durchführung der intraoperativen Messungen wird grundsätzlich zwischen zwei Arten von Eingriffen unterschieden: 1. Eingriffe, für die zu fordern ist, dass akzeptable Werte für Reizschwellen und Signalamplituden erreicht werden. Dies ist bei der Implantation von Vorhof- und rechtsventrikulären Sonden im Rahmen der Erstimplantation eines Rhythmusimplantats der Fall. Eine analoge Situation besteht bei Systemumstellungen oder Revisionseingriffen, wenn einzelne Sonden neu implantiert oder neu platziert werden. Gute Ergebnisse der intraoperativen Reizschwellen- und Signalamplitudenmessung sind hier Nachweis einer erfolgreichen Platzierung der Sonden und Voraussetzung ihrer dauerhaften Funktionsfähigkeit. 2. Eingriffe, für die (zu) strenge Richtwerte für erreichte Reizschwellen und Amplituden nicht sinnvoll oder nicht angemessen sind. Zu dieser Gruppe von Eingriffen zählen die Neuimplantation von linksventrikulären Sonden, die Reparatur und „sonstige“ Eingriffe an Sonden und schließlich Operationen, welche die jeweilige Sonde nur indirekt betreffen, z.B. isolierte Aggregatwechsel oder Eingriffe an anderen Sonden. In diesen Situationen wird lediglich die Durchführung interoperativer Messungen als Nachweis einer hinreichenden Versorgungsqualität gefordert. Entsprechend den beiden Eingriffstypen werden zwei Qualitätsindices gebildet: 1. Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen 2. Qualitätsindex zur Durchführung intraoperativer Messungen von Reizschwellen und Signalamplituden Die Qualitätsindices fassen die Durchführung resp. die Ergebnisse von Reizschwellen- und Signalamplitudenmessungen über unterschiedliche Leistungsbereiche hinweg zusammen. Es werden jedoch bis auf Weiteres separate Indices für die Herzschrittmacher- und die ICD-Therapie eingesetzt. Der Tabelle 2 (s.u.) ist zu entnehmen, welche Messungen in den im vorliegenden Leistungsbereich verwendeten »Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen« bei Herzschrittmachern eingehen. Indexbildung Es wurde bereits erwähnt, dass für die Qualitätsindices die Ergebnisse der Messung von Reizschwellen und Signalamplituden über unterschiedliche Leistungsbereiche hinweg zusammengefasst werden. Des Weiteren erfolgt eine Zusammenfassung über • unterschiedliche Sondenpositionen (Vorhof vs. Ventrikel) und • Arten von Messungen (Reizschwellen vs. Amplitudenbestimmung) Da es sich bei dem vorliegenden Index um einen Indikator der Prozessqualität handelt, erfolgt keine Risikoadjustierung nach Morbidität oder anderen Patientenmerkmalen. Beim Vergleich des Messergebnisses mit Kriterienwerten ist jedoch der ggf. unterschiedliche Schwierigkeitsgrad einer Messung je nach Sondenposition oder Art der Messung zu berücksichtigen. Dies erfolgt durch Verwendung entsprechend angepasster Kriterienwerte für akzeptable Messergebnisse. Als Kriterien zur Beurteilung der Ergebnisse der Reizschwellen- und Amplitudenbestimmung werden die Richtwerte für akzeptable Ergebnisse herangezogen; das Erreichen der strengeren Vorgaben für wünschenswerte Ergebnisse wird nicht gefordert. Die Nicht-Durchführung einer notwendigen Reizschwellen- und Amplitudenbestimmung wird ebenso wie die Dokumentation unplausibler Messergebnisse als Messung mit nicht akzeptablem Ergebnis gewertet. Mit der Indexbildung wird das Fallzahl-Prävalenz-Problem (Heller 2010) reduziert. Bei geringen Fallzahlen auf Einrichtungsebene besteht das Risiko, dass einzelne Messungen ohne akzeptables Ergebnis in unsystematischer Weise (zufällig) zu rechnerisch auffälligen Resultaten führen. Mit dem vorliegenden Qualitätsindex werden pro Behandlungsfall mehrere Messungen bewertet; zudem werden die Behandlungsfälle nicht mehr separat nach Leistungsbereich, sondern zusammenfassend ausgewertet. Die resultierende höhere Zahl von Untersuchungseinheiten (hier Messungen) vermindert das Fallzahl-Prävalenz-Problem deutlich. Relevanz der Amplituden- und Reizschwellenbestimmung © 2015 AQUA-Institut GmbH 33 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen Die intraoperative Amplituden- und Reizschwellenbestimmung implantierter Sonden hat zentrale Bedeutung für die einwandfreie Funktion eines u.U. lebensrettenden Rhythmusimplantats. Bereits eine einzelne Sonde mit fehlerhafter Wahrnehmungs- oder unzureichender Stimulationsfunktion führt zum Ausfall oder zu gravierenden Fehlfunktionen eines kostspieligen Schrittmacher- oder ICD-Systems. Daher ist es grundsätzlich erforderlich, immer die notwendigen intraoperativen Reizschwellen- und Amplitudenbestimmungen durchzuführen und so die optimale Funktion der Sonden zu überprüfen, um gegebenenfalls umgehend eine Korrektur vornehmen zu können. Literatur Fröhlig, G (2013). Wahrnehmung. In: Fröhlig, G; Carlsson, J; Jung, J; Koglek, W; Lemke, B; Markewitz, A & Neuzner, J. Herzschrittmacher- und Defibrillator-Therapie. Indikation – Programmierung – Nachsorge, 233-240. Stuttgart: Thieme. Gradaus, R (2013). Implantation von Koronarvenensonden zu Resynchronisationstherapie. In: Fröhlig, G; Carlsson, J; Jung, J; Koglek, W; Lemke, B; Markewitz, A & Neuzner, J. Herzschrittmacher- und Defibrillator-Therapie. Indikation – Programmierung – Nachsorge, 307-321. Stuttgart: Thieme. © 2015 AQUA-Institut GmbH 34 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen Heller, G (2010). Qualitätssicherung mit Routinedaten — Aktueller Stand und Weiterentwicklung. In: Krankenhaus-Report 2010. Schwerpunkt: Krankenhausversorgung in der Krise? Klauber, J; Geraedts, M; Friedrich, J (Eds.). Stuttgart: Schattauer: 239-254. Marine JE & Brinker, JA (2008). Techniques of pacemaker implantation and removal. In: Ellenbogen, KA & Wood, MA. Cardiac Pacing and ICDs, 204-281. Richmond: Blackwell. Markewitz, A (2013). Implantation von Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren. In: Fröhlig, G; Carlsson, J; Jung, J; Koglek, W; Lemke, B; Markewitz, A & Neuzner, J. Herzschrittmacher- und Defibrillator-Therapie. Indikation – Programmierung – Nachsorge, 275-307. Stuttgart: Thieme. Medi C, Mond HG (2009). Right ventricular outflow tract septal pacing: long-term follow-up of ventricular lead performance, Pacing Clin Electrophysiol. 32, 172-176. © 2015 AQUA-Institut GmbH 35 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 32:B System M ASMSYSTEM 1= 2= 3= 4= 5= 6= 9= 37:B Reizschwelle K in V 38:B nicht gemessen K 1= 9= 39:B P-Wellen-Amplitude K in mV 40:B nicht gemessen K 1= 2= 9= 44:B Reizschwelle K in V 45:B nicht gemessen K 1= 46:B R-Amplitude K in mV 47:B nicht gemessen K 1= 9= © 2015 AQUA-Institut GmbH VVI AAI DDD VDD CRT-System mit einer Vorhofsonde CRT-System ohne Vorhofsonde sonstiges ASONVOREIZ wegen Vorhofflimmerns aus anderen Gründen ASONVOREIZN ASONVOPWEL wegen Vorhofflimmerns fehlender Vorhofeigenrhythmus aus anderen Gründen ASONVOPWELN ASONVEREIZ ja ASONVEREIZN ASONVERAMP kein Eigenrhythmus aus anderen Gründen ASONVERAMPN 36 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 52305: Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen Berechnung Indikator-ID 52305 Bewertungsart Quote Referenzbereich 2014 >= 90,00 % (Toleranzbereich) Referenzbereich 2013 Indikator im Vorjahr nicht berechnet Erläuterung zum Referenzbereich 2014 - Methode der Risikoadjustierung Stratifizierung Erläuterung der Risikoadjustierung Anwendung spezifischer Akzeptanzbereiche für Sonden (Vorhof- vs. Ventrikelsonden) resp. Arten von Messungen (Reizschwellen vs. Signalamplituden) Rechenregel Zähler Reizschwellen- und Signalamplitudenmessungen, deren Ergebnisse innerhalb der folgenden Akzeptanzbereiche liegen: - Reizschwelle bei Vorhofsonden: über 0,0 V bis 1,5 V - Reizschwelle bei Ventrikelsonden: über 0,0 V bis 1,0 V - P-Wellen-Amplitude bei Vorhofsonden: 1,5 mV bis 15,0 mV - R-Amplitude bei Ventrikelsonden: 4,0 mV bis 30,0 mV Nenner Alle erforderlichen Reizschwellen- und Signalamplitudenmessungen bei Vorhof- und Ventrikelsonden aus dem Leistungsbereich Herzschrittmacher-Implantation (09/1) und bei neu implantierten oder neu platzierten Vorhof- und Ventrikelsonden aus dem Leistungsbereich Herzschrittmacher- Revision/ Systemwechsel/Explantation (09/3), für die ein akzeptables Ergebnis vorliegen muss: - Reizschwelle der Vorhofsonde unter Ausschluss von Patienten mit Vorhofflimmern oder VDD-System - Reizschwelle der ersten Ventrikelsonde - P-Wellen-Amplitude der Vorhofsonde unter Ausschluss von Patienten mit Vorhofflimmern oder fehlendem Vorhofeigenrhythmus - R-Amplitude der ersten Ventrikelsonde unter Ausschluss von Patienten mit fehlendem Vorhofeigenrhythmus Erläuterung der Rechenregel Zähler: Nicht durchgeführte Messungen und Messungen mit unplausiblen Ergebnissen werden als außerhalb des jeweiligen Akzeptanzbereichs liegend bewertet (d.h. sie sind im Nenner, nicht aber im Zähler enthalten) Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Indikator im Vorjahr nicht berechnet © 2015 AQUA-Institut GmbH 37 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen Bezeichnung der Indikatorengruppe Perioperative Komplikationen Qualitätsziel Möglichst wenige peri- bzw. postoperative Komplikationen Indikatortyp Ergebnisindikator Hintergrund Zeitlicher Verlauf Bei den intra- bzw. perioperativen Komplikationen bei Herzschrittmachertherapie stehen bradykarde Arrhythmien, Perforationen von Gefäßen und Myokard (vor allem bei aktiver Fixation der Sonden (Vlay 2002)), Pneumo- bzw. Hämatothoraces und Embolien im Vordergrund. Ein Pneumothorax kann auch verzögert bis zu 48 Stunden nach dem Eingriff auftreten. Zu den postoperativen Komplikationen zählen vor allem Infektionen und Fehlfunktionen von Elektroden oder Aggregat. Fehlfunktionen der Sonden sind z. B. Sondendislokationen oder -fehllagen sowie Reizschwellenanstiege oder Sensing-Defekte. Langfristig (Monate bis Jahre nach dem Eingriff) kann es zu Sondenbrüchen, Isolationsdefekten und Reizschwellenanstiegen kommen. Die Elektrodenkabel können Ursache septischer oder embolischer Komplikationen sein. Die Verdrehung des Schrittmacherkabels, z. B. durch Manipulation des Patienten am Aggregat, wird TwiddlerSyndrom genannt. Verschiedene technische Störungen können zu Fehlfunktion des Schrittmacheraggregats führen: Der Symptomenkomplex Palpitation und Schwindel bei Abnahme des Herzminutenvolumens wird als Schrittmachersyndrom bezeichnet (Haverkamp & Breithardt 2003). Einflussfaktoren Es wird diskutiert, ob eine Abhängigkeit der Komplikationsrate bei Herzschrittmachereingriffen von der Erfahrung des implantierenden Operateurs bzw. des implantierenden Zentrums besteht (Tobin et al. 2000, Eberhardt et al. 2005). Bei Zweikammersystemimplantationen, die mit einer längeren Eingriffszeit einhergehen, scheinen die Komplikationsraten, vor allem Sondendislokationen höher zu sein, als bei Einkammersystemeingriffen (Wiegand et al. 2003). Der Zugang über die Vena subclacia scheint mit erhöhter Pneumothoraxrate vergesellschaftet zu sein, aber auch patientenbedingte Faktoren wie Alter und Untergewicht spielen ein Rolle (Link et al. 1998). Wundinfektionen bei Schrittmachereingriffen lassen sich nachweislich mit systemischer Antibiotikaprophylaxe reduzieren (Metaanalyse bei Da Costa et al. 1998, Bertaglia et al. 2006). Bailey und Wilkoff stellen in einem Review fest, dass Alter per se kein Risikofaktor für erhöhte Komplikationsraten ist (Bailey & Wilkoff 2006). Nowak et al. (2009) fanden in einer Analyse von Daten der externen stationären Qualitätssicherung des Bundeslandes Hessen keine Hinweise auf einen Anstieg der Komplikationsrate mit dem Lebensalter. Udo et al. (2012) ermittelten in einer Auswertung der FOLLOWPACE-Studie die folgenden Risikofaktoren für frühe Komplikationen nach der Schrittmachererstimplantation: Alter (jünger), Geschlecht (weiblich), BMI (niedrige Werte). Komplikationsraten aus Studien Zu den Komplikationsraten nach Schrittmacherimplantation liegen aus einigen Studien und Registern Zahlen vor: In einer Unterstudie zur PACE-Studie wurden die Komplikationsraten von 407 mit DDD-Schrittmacher versorgten Patienten > 65 Jahre analysiert (Link et al. 1998). Es wird eine Gesamtkomplikationsrate von 6,1 % und eine Reoperationsrate von 4,4 % berichtet. Am häufigsten (2,2 %) waren Sondendislokationen (1,7 % atrial und ventrikulär 0,5 %) gefolgt von Pneumothorax (2,0 %). Kiviniemi et al. (1999) analysierten retrospektiv 571 Schrittmacherpatienten in Finnland. Als Frühkomplikationsrate vor Entlassung geben sie 6,7 % an: im Einzelnen u. a. Pneumothorax 1,1%, Sondendislokation 1,1 % der atrialen und 1,4 % der ventrikulären Sonden, revisionspflichtiges Wundhämatom 1,1 %, Infektion 1,1 %. Als Spätkomplikationsrate wird insgesamt 7,2 % angegeben: z. B. Infektion 0,7 %, Sondendislokation 3,3 % der atrialen und 0,6 % der ventrikulären Sonden. Tobin et al. (2000, n = 1.332) berichten aus einer zweijährigen Beobachtungsstudie eines amerikanischen Krankenhauses folgende Komplikationsraten: Sondendislokation Vorhof bzw. Ventrikel je 1,2%, behandlungspflichtiger Pneumothorax 1,5%, Hämatothorax 1 Fall (0,08%) und Tod 1 Fall (0,08%). © 2015 AQUA-Institut GmbH 38 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen In einer Unterstudie der MOST-Studie (Ellenbogen et al. 2003, n = 2.010) wurde das Auftreten von Komplikationen nach DDD-Implantation analysiert. Nach 30 Tagen lag die Gesamtkomplikationsrate bei 4,8%; die Spätkomplikationsrate (bis 3 Jahre) betrug 2,7%, zusammen also 7,5%. Die häufigsten Komplikationen nach 30 Tagen waren: atriale Sondendislokation (1,7%), ventrikuläre Sondendislokationen (0,7%), ventrikuläre Sondenperforation (0,3%), Infektion (0,2%), Pneumothorax (1,5%). In 64% der Komplikationsfälle war ein Reeingriff notwendig. Es bestand kein Zusammenhang zwischen der Art der Fixation der Sonde (aktiv/passiv) und der Sondendislokationsrate. Kirkfeldt et al. (2011) analysierten im Rahmen einer Auswertung von Daten des dänischen Herzschrittmacherregisters das Auftreten peri- und postoperativer Komplikationen innerhalb von 3 Monaten nach dem Indexeingriff. Berücksichtigt wurden Herzschrittmacher- und CRT-P-Implantationen der Jahre 1997 bis 2008 (n = 28.860). In diesem Zeitraum sank das Komplikationsrisiko von 6,5% auf 4,0%. Sondenkomplikationen waren mit einem Anteil von 3,6% die häufigste Kategorie von Komplikationen; 54% dieser Sondenprobleme traten noch während des stationären Aufenthalts auf. Folgende Risiken wurden ermittelt: Indikation Herzinsuffienz, Durchführung des Eingriffs nicht in einer Universitätsklinik oder durch einen unerfahrenen Operateur, lange Eingriffsdauer, Implantation eines AAI, DDD- oder CRT-P-Systems. Vorliegende Komorbiditäten erhöhten das Risiko für Sondenprobleme nicht. „Mainly procedure-related factors were identified as independent risk factors for lead complications“ (Kirkfeldt et al., 2011, 1627). In der FOLLOWPACE-Studie (Udo et al. 2012) wurden neben den Komplikationen, die zu einem erneuten chirurgischen Eingriff führten, auch Komplikationen berücksichtigt, die anlässlich geplanter und ungeplanter Untersuchungen im Rahmen von Schrittmacher-Nachkontrollen festgestellt wurden. Innerhalb der ersten zwei Monate nach der SchrittmacherImplantation traten bei 12,4 % der Patienten (n = 1517) Komplikationen auf, bis zum Ende des Beobachtungszeitraums (durchschnittlich 5,8 Jahre) bei weiteren 9,2 %. Die häufigsten Komplikationen in den ersten beiden Monaten nach der Implantation waren: Sondenprobleme (5,5 %), Taschenprobleme (4,8 %) und Pneumothoraces (2,2 %). Sondendislokationen Das Risiko einer Sondendislokation scheint besonders bei atrialen Sonden zu bestehen. Reduzieren lässt sich das Risiko durch die Verwendung von Schraubelektroden, die an jeder Stelle des Myokards fixiert werden können, während „passive“ Ankersonden im Trabekelwerk des rechten Herzohrs bzw. im Apex zu liegen kommen. Andererseits erhöht die Verwendung von Schraubelektroden die Gefahr einer Perforation (Lehner et al. 2009). Zur Einschätzung von Risiko einerseits und Benefit andererseits, die bei aufgetretenen Komplikationen eine Sondenentfernung für den Patienten mit sich bringt, unterscheiden Trohman et al. drei Stufen: zwingend (mandatory), z. B. Septikämie oder andere lebensbedohliche Konstellationen, notwendig (necessary), bei relativer Gefahr z. B. bei Tascheninfektion oder Venenthrombose und nach Ermessen (discretionary). Lang liegende (8-10 Jahre) Sonden sollten – wenn keine Komplikationen auftreten – in der Regel nicht entfernt werden (Trohman et al. 2004). Nach Einschätzung der Bundesfachgruppe ist insbesondere die Sondendislokationsrate eine Komplikation, die mit der Technik des Eingriffs im Zusammenhang steht. Sie eignet sich daher besonders als Ergebnisindikator. Ebenso wie für andere Ergebnisindikatoren erscheint eine Risikoadjustierung für perioperative Komplikationen wünschenswert. Allerdings ist es wegen des komplexen Wirkungsgefüges möglicher Einflussfaktoren nicht einfach, ein gutes Risikomodell zu entwickeln. Es wurde bereits erwähnt, dass die aktive Fixation von Sonden im Hinblick auf Komplikationen gegensätzliche Auswirkungen haben kann. Sie reduziert das Risiko von Dislokationen; andererseits kann es bei aktiver Fixierung eher zu Perforationen kommen. Ähnlich komplex dürften die potentiellen Auswirkungen der mit Patientenmerkmalen wie z. B. Lebensalter vergesellschafteten Einflussgrößen sein. Udo et al. (2012) stellen fest, dass es schwierig ist, ein nach statistischen Kriterien adäquates Risikomodell für Komplikationen nach der Schrittmachererstimplantation zu entwickeln: »... we comclude that although several characteristics are independently related to the occurence of PM complications, they were not capable of sufficiently identifying of those at high risk of developing these complications« (S. 734). Es stellt sich auch die Frage, welchen Einfluss Patientenmerkmale und Befunde im Vergleich zu anderen Einflussfaktoren – vor allem prozedurbedingten – auf das Komplikationsrisiko haben. Ab 2014 werden neben Sondendislokationen auch Sondendysfunktionen als perioperative Komplikationen berücksichtigt. Außerdem werden die bisher getrennten Indikatoren für Vorhof- und Ventrikelsonden zusammengefasst. Literatur Bailey SM, Wilkoff BL. Complications of pacemakers and defibrillators in the elderly. Am J Geriatr Cardiol 2006; 15 (2): 102-107. Bertaglia E, Zerbo F, Zardo S, Barzan D, Zoppo F, Pascotto P. Antibiotic prophylaxis with a single dose of cefazolin during pacemaker implantation: incidence of long-term infective complications. Pacing Clin Electrophysiol 2006; 29 (1): 29-33. © 2015 AQUA-Institut GmbH 39 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen Da Costa A, Kirkorian G, Cucherat M, Delahaye F, Chevalier P, Cerisier A, Isaaz K, Touboul P. Antibiotic prophylaxis for permanent pacemaker implantation: a meta-analysis. Circulation 1998; 97 (18): 1796-1801. Eberhardt F, Bode F, Bonnemeier H, Boguschewski F, Schlei M, Peters W, Wiegand UK. Long term complications in single and dual chamber pacing are influenced by surgical experience and patient morbidity. Heart 2005; 91 (4): 500-506. Ellenbogen KA, Hellkamp AS, Wilkoff BL, Camunas JL, Love JC, Hadjis TA, Lee KL, Lamas GA. Complications Arising After Implantation of DDD Pacemakers: The MOST Experience. 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Long-Term Complication Rates in Ventricular, Single Lead VDD, and Dual Chamber Pacing. Pace 2003; 26: 1961-1969. © 2015 AQUA-Institut GmbH 40 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen 1103: Chirurgische Komplikationen Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 58:B interventionspflichtiger Pneumothorax K 1= ja PNEUMOTHORAX 59:B interventionspflichtiger Hämatothorax K 1= ja HAEMATOTHORA 60:B interventionspflichtiger Perikarderguss K 1= ja PERIOPKOMPPERIKARDERGUSS 61:B interventionspflichtiges Taschenhämatom K 1= ja TASCHHAEMATO 68:B postoperative Wundinfektion K 1= ja POSTOPWUNDINFEKTIONJL © 2015 AQUA-Institut GmbH 41 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen Berechnung Indikator-ID 1103 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 <= 2,00 % (Toleranzbereich) Referenzbereich 2013 <= 2,0 % (Toleranzbereich) Erläuterung zum Referenzbereich 2014 Orientiert am dänischen Schrittmacherregister wurde <= 2,00 % als Referenzbereich für die zusammengefasste Rate aller chirurgischen Komplikationen gewählt. Methode der Risikoadjustierung Keine weitere Risikoadjustierung Erläuterung der Risikoadjustierung - Rechenregel Zähler Patienten mit chirurgischen Komplikationen: Interventionspflichtiger Pneumothorax, interventionspflichtiger Hämatothorax, interventionspflichtiger Perikarderguss, interventionspflichtiges Taschenhämatom oder postoperative Wundinfektion Nenner Alle Patienten Erläuterung der Rechenregel - Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 42 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen 52311: Sondendislokation oder -dysfunktion Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 62:B Sondendislokation K 1= ja SONDENDISLOK 65:B Sondendysfunktion K 1= ja SONDENDYSFNK © 2015 AQUA-Institut GmbH 43 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Perioperative Komplikationen Berechnung Indikator-ID 52311 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 <= 3,00 % (Toleranzbereich) Referenzbereich 2013 Indikator im Vorjahr nicht berechnet Erläuterung zum Referenzbereich 2014 Orientiert am dänischen Schrittmacherregister wurde von der Bundesfachgruppe dieser Referenzbereich gewählt. Methode der Risikoadjustierung Keine weitere Risikoadjustierung Erläuterung der Risikoadjustierung - Rechenregel Zähler Patienten mit Sondendislokation oder -dysfunktion Nenner Alle Patienten Erläuterung der Rechenregel - Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Indikator im Vorjahr nicht berechnet © 2015 AQUA-Institut GmbH 44 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus Bezeichnung der Indikatorengruppe Sterblichkeit im Krankenhaus Qualitätsziel Niedrige Sterblichkeit im Krankenhaus Indikatortyp Ergebnisindikator Hintergrund Nur selten führen schwere Komplikationen, wie z. B. die Herzbeuteltamponade oder intraoperatives Kammerflimmern zum Tode des Schrittmacherpatienten. Für die dänischen Zentren berichtet der Registerbericht 2006, dass 2006 kein "procedure related death" auftrat (Møller & Arnsbo. 2007). Eine Auswertung der UK-PACE-Studie (Toff et al. 2005), in der die Langzeitverläufe von 2.021 Patienten ab 70 Jahren mit AVBlock beobachtet wurden, zeigten keine signifikanten Unterschiede der jährlichen Mortalität bei Einkammersystemen (3,9 %) oder Zweikammersystemen (4,5 %). Eine Auswertung der kanadischen Langzeitstudie CTOPP (Kerr et al. 2004) gab keine signifikanten Sterblichkeitsunterschiede zwischen ventrikulären Schrittmachern und physiologischen Schrittmachern. In einer Langzeitbeobachtungsstudie (30 Jahre Follow-Up) von 6.505 Patienten lag die Überlebensrate im Median bei 8,5 Jahren (Brunner et al. 2004). Als patientenabhängige Einflussfaktoren auf die Sterblichkeit wurden identfiziert: Alter, männliches Geschlecht, Dekade der Implantation, Art der Herzrhythmusstörung (Vorhofflimmern mit kürzester Überlebensrate), erste Symptome (z. B. Adam-Stokes-Anfall als prognostisch schlechtes Zeichen) und Schrittmachersystemart (VVI schlechter als DDD oder AAI). Udo et al. (2012) berichten über Ergebnisse eines Follow-up bei 481 Schrittmacherpatienten, die zum Zeitpunkt der Erstimplantation 80 Jahre oder älter waren. Die Daten wurden im Rahmen der holländischen »FollowPace«-Studie erhoben; das Follow-up-Intervall betrug im Durchschnitt 5,8 Jahre. Nach Abschluss des Follow-up waren 53 % der Patienten verstorben. Wie Udo et al. mitteilen, konnte keiner der Todesfälle mit der Schrittmacherimplantation in Zusammenhang gebracht werden. Die Sterblichkeit in einer nach Geschlecht und (hohem) Alter gematchten Kontrollgruppe war vergleichbar. Dieses Ergebnis werten Udo et al. als Hinweis auf »a beneficial influence of bradycardia pacing on life expectancy« (S. 506). Als Risiken für Sterblichkeit identifizierten die Autoren die folgenden Patientenmerkmale und Befunde: Alter, Geschlecht (männlich), Diabetes, koronare Herzkrankheit, Herzschwäche. Patienten, denen Herzschrittmacher implantiert werden, haben in der Regel ein fortgeschrittenes Lebensalter erreicht. Die Prognose dieser Patienten wird in beträchtlichem Ausmaß durch ihr Alter und durch (kardiovaskuläre) Komorbidität bestimmt. Daher ist für den Qualitätsindikator »Sterblichkeit im Krankenhaus« eine Risikoadjustierung unerlässlich, die bekannte Risiken berücksichtigt und es erlaubt, die (wahrscheinlich seltenen) Todesfälle einzugrenzen, bei denen eine prozedurbedingte Ursache nicht ausgeschlossen werden kann. Die vorliegenden Untersuchungen befassen sich - wie die erwähnten Arbeiten zeigen - überwiegend mit der Sterblichkeit nach Schrittmacherimplantationen im mittel- und langfristigen Verlauf. Eine Ausnahme ist die Arbeit von Zhan et al. (2008). Die Autoren werteten Routinedaten US-amerikanischer Krankenhäuser zu Rhythmusimplantaten aus, darunter 36.818 Herzschrittmacherimplantationen. Die Sterblichkeit im Krankenhaus betrug im Jahre 2004 1,1 %. Wichtige Prädiktoren der Sterblichkeit im Krankenhaus waren Alter, Komorbiditäten, Art der Aufnahme (Elektiv vs. Notfall), Kostenträger der Behandlung sowie strukturelle Merkmale der implantierenden Einrichtung (u. a. Größe, Trägerschaft). Ab dem Erfassungsjahr 2011 wurde eine Risikoadjustierung für den Ergebnisindikator "Sterblichkeit im Krankenhaus" eingeführt. Die Risikofaktoren werden auf der Basis der QS-Dokumentation berechnet; bei der Modellentwicklung wurden Risikofaktoren beibehalten, für die bedeutsame Effekte nachgewiesen werden konnten. Die Regressionsgewichte der Risikofaktoren werden jährlich mit den Daten des vorangehenden Erfassungsjahres aktualisiert. Literatur Brunner M, Olschewski M, Geibel A, Bode C, Zehender M. Long-term survival after pacemaker implantation. Prognostic importance of gender and baseline patient characteristics. Eur Heart J 2004; 25 (1): 88-95. © 2015 AQUA-Institut GmbH 45 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus Kerr CR, Connolly SJ, Abdollah H, Roberts RS, Gent M, Yusuf S, Gillis AM, Tang AS, Talajic M, Klein GJ, Newman DM. Canadian Trial of Physiological Pacing: Effects of physiological pacing during long-term follow-up. Circulation 2004; 109 (3): 357-362. Møller M, Arnsbo P. Danish Pacemaker Register – Annual Report 2007. http://www.pacemaker.dk/stat2007.pdf (Recherchedatum: 28.10.2009). Toff WD, Camm AJ, Skehan JD, United Kingdom Pacing and Cardiovascular Events Trial Investigators. Single-chamber versus dual-chamber pacing for high-grade atrioventricular block. N Engl J Med 2005; 353 (2): 145-155. Udo EO, van Hemel NM, Zuithoff NPA, Kelder JC, Crommentuijn HA, Koopman-Verhagen AM, Voskuil T, Doevendans PAFM, Moons KGM. Long-term outcome of cardiac pacing in octogenarians and nonagenarians. Europace 2012; 14 (4): 502-508. Zhan C, Baine WB, Sedrakyan A, Steiner C. Cardiac device implantation in the United States from 1997 through 2004: a population-based analysis. J Gen Intern Med 2008; 23 (Suppl 1): 13-19. © 2015 AQUA-Institut GmbH 46 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus 1100: Sterblichkeit im Krankenhaus Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 72:B Entlassungsgrund M ENTLGRUND © 2015 AQUA-Institut GmbH s. Anhang: EntlGrund 47 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus Berechnung Indikator-ID 1100 Bewertungsart Ratenbasiert Referenzbereich 2014 Nicht definiert Referenzbereich 2013 Nicht definiert Erläuterung zum Referenzbereich 2014 - Methode der Risikoadjustierung Keine weitere Risikoadjustierung Erläuterung der Risikoadjustierung - Rechenregel Zähler Verstorbene Patienten Nenner Alle Patienten Erläuterung der Rechenregel - Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 48 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus 51191: Verhältnis der beobachteten zur erwarteten Rate (O / E) an Todesfällen Verwendete Datenfelder Datenbasis: Spezifikation 2014 Item Bezeichnung M/K Schlüssel/Formel Feldname 9:B Einstufung nach ASA-Klassifikation M normaler, ansonsten gesunder Patient Patient mit leichter Allgemeinerkrankung Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und Leistungseinschränkung Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung, ständige Lebensbedrohung moribunder Patient ASA AETIOLOGIE 9= angeboren neuromuskulär infarktbedingt AV-Knoten-Ablation durchgeführt/geplant sonstige Ablationsbehandlung Zustand nach herzchirurgischem Eingriff Zustand nach TranskatheterAortenklappenimplantation (TAVI) sonstige/unbekannt 1= 2= 3= 4= 5= 12:B Ätiologie M 1= 2= 3= 4= 5= 6= 7= 13:B voraussichtliche Stimulationsbedürftigkeit M 1= 2= 3= permanent (>90%) häufig (5-90%) selten (<5%) STIMBEDUERF 15:B AV-Block M 0= 1= keiner AV-Block I. Grades, Überleitung <= 300 ms AV-Block I. Grades, Überleitung > 300 ms AV-Block II. Grades, Typ Wenckebach AV-Block II. Grades, Typ Mobitz AV-Block III. Grades nicht beurteilbar wegen Vorhofflimmerns AV-Block nach HIS-BündelAblation AVBLOCK 2= 3= 4= 5= 6= 7= 72:B Entlassungsgrund M s. Anhang: EntlGrund ENTLGRUND EF* Patientenalter am Aufnahmetag in Jahren - alter(GEBDATUM; AUFNDATUM) alter * Ersatzfeld im Exportformat © 2015 AQUA-Institut GmbH 49 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus Berechnung Indikator-ID 51191 Bewertungsart Logistische Regression ( O / E ) Referenzbereich 2014 <= 3,94 (95. Perzentil, Toleranzbereich) Referenzbereich 2013 <= 4,03 (95. Perzentil, Toleranzbereich) Erläuterung zum Referenzbereich 2014 - Methode der Risikoadjustierung Logistische Regression Erläuterung der Risikoadjustierung - Rechenregel Zähler Verstorbene Patienten Nenner Alle Patienten O (observed) Beobachtete Rate an Todesfällen E (expected) Erwartete Rate an Todesfällen, risikoadjustiert nach logistischem HSM-IMPL-Score für QI-ID 51191 Erläuterung der Rechenregel - Teildatensatzbezug 09/1:B Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Eingeschränkt vergleichbar © 2015 AQUA-Institut GmbH 50 Qualitätsindikatoren 2014 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Indikatorengruppe: Sterblichkeit im Krankenhaus Risikofaktoren Odds-Ratio (95% C.I.) Risikofaktor Regressionskoeffizient Std.Fehler Z-Wert OddsRatio unterer Wert oberer Wert -6,020985925404590 0,101 -59,563 - - - 0,529798810843200 0,065 8,162 1,699 1,496 1,929 ASA-Klassifikation 3 1,629150349181170 0,100 16,326 5,100 4,194 6,201 ASA-Klassifikation 4 3,249566557273790 0,114 28,517 25,779 20,619 32,230 ASA-Klassifikation 5 4,572238671613700 0,227 20,180 96,760 62,063 150,855 Ätiologie - infarktbedingt 0,597882244682781 0,120 4,981 1,818 1,437 2,301 Ätiologie - Zustand nach herzchirurgischem Eingriff 0,166490261908003 0,117 1,427 1,181 0,940 1,485 Voraussichtliche Stimulationsbedürftigkeit permanent (> 90 %) 0,299182515855973 0,070 4,257 1,349 1,175 1,548 AV-Block I. Grades -0,359414196608813 0,165 -2,173 0,698 0,505 0,965 AV-Block II. Grades -0,724650364284263 0,141 -5,140 0,484 0,368 0,639 AV-Block III. Grades 0,251663769174557 0,073 3,466 1,286 1,116 1,483 Konstante Alter im 4. oder 5. Quintil der Altersverteilung - ab 80 Jahre © 2015 AQUA-Institut GmbH 51 Anhang I: Schlüssel (Spezifikation) 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Anhang I: Schlüssel (Spezifikation) Schlüssel: EntlGrund 1 Behandlung regulär beendet 2 Behandlung regulär beendet, nachstationäre Behandlung vorgesehen 3 Behandlung aus sonstigen Gründen beendet 4 Behandlung gegen ärztlichen Rat beendet 5 Zuständigkeitswechsel des Kostenträgers 6 Verlegung in ein anderes Krankenhaus 7 Tod 8 Verlegung in ein anderes Krankenhaus im Rahmen einer Zusammenarbeit (§ 14 Abs. 5 Satz 2 BPflV in der am 31.12.2003 geltenden Fassung) 9 Entlassung in eine Rehabilitationseinrichtung 10 Entlassung in eine Pflegeeinrichtung 11 Entlassung in ein Hospiz 13 externe Verlegung zur psychiatrischen Behandlung 14 Behandlung aus sonstigen Gründen beendet, nachstationäre Behandlung vorgesehen 15 Behandlung gegen ärztlichen Rat beendet, nachstationäre Behandlung vorgesehen 17 interne Verlegung mit Wechsel zwischen den Entgeltbereichen der DRG-Fallpauschalen, nach der BPflV oder für besondere Einrichtungen nach § 17b Abs. 1 Satz 15 KHG 22 Fallabschluss (interne Verlegung) bei Wechsel zwischen voll- und teilstationärer Behandlung 25 Entlassung zum Jahresende bei Aufnahme im Vorjahr (für Zwecke der Abrechnung - PEPP, § 4 PEPPV 2013) © 2015 AQUA-Institut GmbH 52 Anhang II: Historie der Qualitätsindikatoren 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation Anhang II: Historie der Qualitätsindikatoren Aktuelle Qualitätsindikatoren 2014 Indikator Anpassungen im Vergleich zum Vorjahr QI-ID QI-Bezeichnung Referenzbereich Rechenregel Vergleichbarkeit mit Vorjahresergebnissen Erläuterung 690 Leitlinienkonforme Indikation bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Nein Ja Vergleichbar Zähler: Schlüsseländerung im Datenfeld HERZPAUSE Die Vergleichbarkeit mit den Vorjahresergebnissen bleibt bestehen. 2196 Leitlinienkonforme Systemwahl bei bradykarden Herzrhythmusstörungen Nein Nein Vergleichbar - 52128 Eingriffsdauer Nein Nein Vergleichbar - 10223 Durchleuchtungszeit bis 9 Minuten bei Implantation eines Einkammersystems (VVI) Ja Nein Vergleichbar - 10249 Durchleuchtungszeit bis 18 Minuten bei Implantation eines Zweikammersystems (DDD) Ja Nein Vergleichbar - 52305 (NEU) Qualitätsindex zu akzeptablen Reizschwellen und Signalamplituden bei intraoperativen Messungen - - Indikator im Vorjahr nicht berechnet - 1103 Chirurgische Komplikationen Nein Nein Vergleichbar - 52311 (NEU) Sondendislokation oder -dysfunktion - - Indikator im Vorjahr nicht berechnet - 1100 Sterblichkeit im Krankenhaus Nein Nein Vergleichbar - 51191 Verhältnis der beobachteten zur erwarteten Rate (O / E) an Todesfällen Nein Ja Eingeschränkt vergleichbar Die Regressionskoeffizienten wurden auf der Datenbasis des Erfassungsjahres 2013 neu ermittelt. © 2015 AQUA-Institut GmbH 53 Anhang II: Historie der Qualitätsindikatoren 09/1 - Herzschrittmacher-Implantation 2013 zusätzlich berechnete Qualitätsindikatoren QI-ID QI-Bezeichnung Begründung für Streichung 582 Vorhofsonden mit intrakardialer Signalamplitude ab 1,5 mV Einführung eines neuen leistungsbereichsübergreifenden Qualitätsindex zu akzeptablen Messergebnissen bei Reizschwellen und Amplituden (QI-ID 52305) 583 Ventrikelsonden mit intrakardialer Signalamplitude ab 4 mV s. QI-ID 582 209 Vorhofsondendislokation Einführung eines neuen Indikators zur Sondendislokation oder -dysfunktion (QI-ID 52311) 581 Ventrikelsondendislokation s. QI-ID 209 © 2015 AQUA-Institut GmbH 54