B2B Online-Monitor 2014 – Kings of Content

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B2B Online-Monitor 2014 – Kings of Content
Studie zur Online-Kommunikation in B2B-Unternehmen
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Inhalt
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Editorial
Experteninterviews
Zentrale Ergebnisse
Stellenwert der Online Kommunikation
Digitale Kanäle: Einsatz, Erfolg und Ziele
Social Media: Erfolge und Herausforderungen
Mobile Kommunikation: Einsatz und Inhalte
Budgets: Höhe und Trends
Digitale Transformation
Wandel: Bedeutung und Herausforderungen
Strategie: Entwicklung und Umsetzung
Analyse: Qualität und Nutzen
Schwerpunkt Content Marketing
Definition "Content Marketing"
Content-Formate
Faktoren des Content Marketings
Herausforderungen
Fazit
Methode und Teilnehmer
Impressum
Seit 2009 beleuchtet der „B2B Online-Monitor“ jährlich die Online-Kommunikation von
B2B-Unternehmen in deutschsprachigen Ländern als erste Längsschnittstudie dieser
Art. Schwerpunkt der diesjährigen Umfrage ist das Thema „Content Marketing“.
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B2B Online-Monitor 2014 / Editorial
Editorial
Marco Fischer
Geschäftsführer Die Firma
Fünf Jahre B2B Online-Monitor
– Zeit für ein Resumée:
Ein virtuelles Königreich ist in den letzten Jahren zu
voller Pracht erblüht: Wie vorausgesagt hat sich das
Internet zur zentralen Schnittstelle aller Kommunikationsaktivitäten der B2B-Unternehmen entwickelt und ist
aus den Marketing- und Service-Hofgärten nicht mehr
wegzudenken. Auch ohne kleidsame Website wagt sich
verständlicherweise kein Unternehmen mehr vor die
Burgtore. Die Bandbreite der digitalen Garderobe variiert dabei sehr stark, was Ausschmückung und Ansehnlichkeit betrifft. Corporate Websites, Produkt-Microsites,
Landingpages, Newsletter sowie Konfiguratoren oder
eShops gehören zur Standardausstattung, die nun für
die Reise durch das mobile Internet-Land nach und nach
herausgeputzt und aufpoliert werden. Das erfordert
intensive Pflege und natürlich auch den ein oder anderen Goldtaler, wie der erstaunlich lineare Anstieg der
Online-Budgets über die Zeit von fünf Jahren hinweg
verdeutlicht. Begleitet wird die illustre Gesellschaft von
fahrenden Google-Schaustellern und Suchmaschinenzauberkünstler mit heiterem Getöse und viel Tamtam.
Ab und an fällt ein allzu lautstarker Trunkenbold dem
wachsamen Volksrudel durch eine soziale Attacke zum
Opfer, doch das betrübt die ausgelassene Stimmung
kaum. Selbst die anfängliche Panik vor den SocialMedia-Riesen ist verpufft und hat sich als Hirngespinst
erwiesen. Dennoch hält sich der Irrglaube hartnäckig in
vielen abgeschiedenen Fürstentümern, und man meidet
die verzweigten Wege durch die Facebook-Wälder, obwohl dort munter die Vögel zwitschern und so mancher
Handelsreisende spannende Geschichten über die neue
Welt zu berichten weiß.
Noch wissen viele Adelige nicht, wie sie den Dialog
mit dem Volk in klingende Münze verwandeln sollen, und
verstricken sich im heillosem Kauderwelsch der Amtssprachen. Doch langsam merken sie, dass die babylonische Sprachverwirrung wohl eher auf der eigenen
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Seite zu finden ist und sie dringend Nachhilfe in ihrem
Ausdrucksvermögen benötigen. Denn Social Media kam
nicht nur mit Pauken und Trompeten in die Lande, es
hatte auch den heimlichen Herrscher der Kommunikationslandschaft im Gepäck: King Content! Und dieser besteigt nun umjubelt den Thron und verkündet ein neues
Zeitalter. Es schallt von allen Dächern: „Content Marketing ist hier, um zu bleiben!" Warum auch nicht? Märkte
sind ja bekanntlich Gespräche, wie uns die ketzerischen
Cluetrain-Thesen schon vor 15 Jahren weissagten, und
ohne gute Gesprächsgrundlage kommt man auch beim
höfischen Small-Talk nicht sehr weit. Joe Pulizzi, einer
der Herolde vom amerikanischen Content Marketing
Institute, bringt es auf den Punkt: Der heilige Gral wurde
gesichtet und verspricht Ruhm und Reichtum. So ist
es auch kaum verwunderlich, dass die Kommunikationsstrategen ihre Waffenkammern ausmisten und ihre
Heere auf die neue Taktik einschwören. SEO-Agenturen
sind jetzt Content-Spezialisten, PR-Agenturen fühlen
sich endlich als Content-Vorreiter anerkannt, Corporate
Publisher füllen alle Gassen und Kanäle, und klassische
Agenturen gründen Content-Marketing-Zünfte.
Doch die meisten sind mit den neuen Strategien und
Prozessen noch überfordert und liefern nach wie vor
klassisches Kampfgebrüll oder einlullende PR-Gesänge.
So lässt sich das Volk nicht begeistern und zu höheren
Abgaben für die Rettung des Landes bewegen. Manche
visionäre Einsiedler gehen sogar so weit, Markenanführern davon abzuraten, Agenturen für Storytelling zu
beauftragen. Ein schlachterfahrener Kämpfer ist eben
nicht unbedingt ein guter Geschichtenerzähler. Nicht
besser sieht es in den Festungen der Unternehmen aus.
Während einige volksnahe Herrscher ihre Burg schon
dem Disney-Vorbild angeglichen und mit charismatischen Figuren ausgestattet haben, verharren sowohl die
Schwergewichte wie auch der verarmte Landadel auf
ihren veralteten Anschauungen und Werkzeugen. Und
es zeigt sich das gleiche Bild wie bei den Anfängen von
Social Media. Die Familieneinheiten sind häufig zerstritten, und der rechte Burgflügel redet nicht mit dem
linken. Auch die Burgjungfrauen werden weiter in ihre
Türme gesperrt und können das aufziehende Spektakel
nur seufzend aus der Ferne betrachten.
Kein Wunder, dass so manchem die Digitale Transformation als schreckliche Folterkammer erscheint. Die
Daumenschrauben werden nicht gelöst, und Unternehmen auf der Kundenstreckbank schreien so lauthals, so
dass man eigentlich nichts verstehen kann. Zangen und
Kneifen werden auch weiterhin in den Kommunikationsbereichen angesetzt. Diese knapsen zwar nicht lebenswichtige Extremitäten ab, dafür ist das Ergebnis aber
auch nicht gerade anschaulich. Blendung ist nach wie
vor – nach innen wie außen – ein beliebtes Instrument,
verschließt aber den Blick für das Wesentliche endgültig.
Zu einer neuen Bewegung bekennen will sich keiner
so richtig, ist ja auch schwer, denn die medialen Glaubensrichtungen sind einfach zu vielfältig. Ein Umdenken
wäre dringend nötig. Raus aus den Maßnahmenverliesen, hin zu einem vernetzten Kundenverständnis
in der Burg 2.0. Aber leider geht es gerade mehr um
das Durchhalten und den Erhalt des aktuellen Status,
vielleicht beruhigen sich die Internet-Peiniger ja wieder.
Doch damit hat sich schon im dunklen Mittelalter niemand zufrieden gegeben. Auch wenn die meisten keine
Angst mehr vor dem digitalen Pranger zeigen, wird der
Leidensweg wohl noch eine Weile andauern, bis wir das
Licht der kommunikativen Demokratie erblicken.
Content Marketing ist – richtig verstanden und angewendet – ein Ausweg aus den überholten Vorstellungen
und Praktiken, denn Geschichten haben schon immer
die Geschicke der Welt beeinflusst und Menschen zu
neuen Schritten angespornt. Die Erde ist heute weder
flach noch rund, sondern hochgradig vernetzt, wie man
diversen Internet-Landkarten eindrucksvoll entnehmen
kann. Gefühlt dreht sie sich hierdurch immer schneller.
Das hat den Vorteil, dass man auch schneller an den
Ausgangspunkt zurückkehren kann und dort auf liebgewonnene Bekannte trifft: die Kunden! Mit denen kann
man sich hervorragend über Gott und die Welt unterhalten und gemeinsam an einer neuen Weltordnung
arbeiten. Und damit schließen wir dieses Märchen vom
digitalen Unternehmen, denn wenn die cleveren Unternehmen nicht (aus-)gestorben sind, dann leben sie auch
noch morgen!
Herzlichst,
Ihr Marco Fischer
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Experteninterviews
Fokus: Content Marketing
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B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Marketing ist nur
ein Anwendungsfall
für Content.
Viele Unternehmen wären gut beraten, weniger,
dafür aber bessere Inhalte anzubieten, und das in
allen Phasen der Interaktion.
Sascha Stoltenow
Ressortleiter Industry & Business bei SCRIPT Communications,
www.script-com.de
Kommunikation ist in der digitalen Medienwelt zu
einem Wettbewerb um die Aufmerksamkeit eines
wählerischen und sehr aktiven Publikums geworden,
bei dem die herkömmlichen Methoden an Wirksamkeit verlieren. Je populärer soziale Netzwerke
werden und je präziser Suchmaschinen wie Google
arbeiten, umso größer wird die Bedeutung von interessanten und relevanten Inhalten. Content Marketing ist eine Reaktion auf diese Entwicklung.
Wenn wir den aktuellen Hype um das Thema kritisch
hinterfragen, stellen wir fest, dass die Grundstimmung
derzeit vielfach noch ist: „Mit klassischer Werbung oder
Fachpressearbeit erreichen wir unsere Zielgruppen
nicht mehr, wir brauchen mehr Content auf unseren
eigenen Plattformen.“ Das Ergebnis ist eine Flut von
Newslettern, Fachartikeln, Whitepapern oder auch Aktivitäten im Social Web.
Das dahinterliegende Credo: Jedes Unternehmen
muss zu einem Publisher, einem Medienhaus werden.
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Ich bin da skeptisch. Sehr vieles, was in den für den
B2B-Bereich relevanten Fachzeitschriften publiziert
wird, ist schon seit längerer Zeit zu 100 Prozent von den
Absendern, also den Unternehmen und ihren Dienstleistern bestimmt. Eine kritische fachliche Redaktion
findet kaum statt. Und Marketing Automation bedeutet
in vielen Fällen, dass man, nachdem man seine Kontaktdaten in ein Formular eingegeben hat, statt interessanter Inhalte nur austauschbares Marketingmaterial und
obendrein unpersönliche Massenmails oder Vertriebsanrufe erhält.
Was also, wenn die abnehmende Nutzung der Fachmedien, die fehlende Interaktion in sozialen Medien und
die geringen Response- und Conversion-Raten nicht nur
an den veränderten Nutzungsgewohnheiten des Publikums liegen? Sondern daran, dass das Publikum von
den angebotenen Inhalten und der Ansprache durch die
Unternehmen einfach nur noch genervt ist? Dann kann
die Lösung nicht sein, zukünftig mehr vom Selben auch
noch auf eigenen Plattformen anzubieten und es zudem
via Newsletter direkt an Kunden und Interessenten zu
schicken. Wie aber könnte eine Alternative aussehen?
Ein erster Schritt wäre, dass Unternehmen Quali
tätskriterien für ihre gesamte Kommunikation entwickeln und konsequent anwenden. Viele Unternehmen
wären gut beraten, weniger, dafür aber bessere Inhalte
anzubieten und das in allen Phasen der Interaktion mit
Kunden, Interessenten und potentiellen Kandidaten.
Das bedeutet auch, dass in Zukunft sowohl die einzelnen Fachabteilungen in der Unternehmung als auch
unterschiedliche Disziplinen enger und früher als bisher
zusammenarbeiten müssen, um überzeugende und
wirksame Angebote zu entwickeln. Und schließlich gilt
es anzuerkennen, dass Marketing nur ein Anwendungsfall für Content ist.
Die Digitalisierung bricht die traditionellen Grenzen
zwischen Abteilungen und Disziplinen auf.
Gerade im B2B-Sektor sind beinahe alle Produkte und
Dienstleistungen in digitale Inhalte eingebettet. Ohne
Stücklisten, Maschinenhandbücher, Bedienungsanleitungen und Dokumentationen, die in mehreren
Sprachen vorliegen und kontinuierlich gepflegt werden,
sind moderne Anlagen quasi nicht nutzbar. Und auch
bei Service- und Trainingsangeboten wird die attraktive
Aufbereitung der Inhalte zunehmend wichtiger.
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Das bedeutet, dass wir zukünftig nicht mehr zwischen
redaktionellen und funktionalen Inhalten trennen
können.
Die Digitalisierung bricht die traditionellen Grenzen
zwischen Abteilungen und Disziplinen auf. Inhalte, die
bislang nur in abgeschlossenen Expertensystemen –
beispielsweise in der technischen Redaktion, im CRM
oder im Service – verfügbar waren, können auch im
Marketing, im Vertrieb, im E-Commerce oder im
Wissensmanagement eine wesentliche Rolle spielen.
Aber wie lassen sich Inhalte so entwickeln, verteilen
und steuern, dass sie auch über das Marketing hinaus
optimal auf Geschäfts- oder Organisationsziele einzahlen? Wie können Unternehmen und Organisationen
die Inhalte, die sie bereits haben, effizient einsetzen?
Und welches Wissen und welche Fertigkeiten brauchen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kommunikation,
um Content-getriebene Projekte zu steuern?
Das, was die Führung der gesamten Unternehmung
erfolgreich macht, sollte auch für Kommunikation
und Marketing gelten.
Erfolgreiche B2B-Unternehmen verbinden in ihrem
Kerngeschäft in der Regel klare Strukturen, Prozesse
und Verantwortlichkeiten mit kreativem Freiraum, den
sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geben. Das,
was die Führung der gesamten Unternehmung erfolgreich macht, sollte auch für Kommunikation und Marketing gelten. Genauso wie Unternehmen sich insgesamt
beispielsweise durch eine Strategie und Werte eine
Grundlage für ihr unternehmerisches Handeln geben,
können sie eine Content Strategie entwickeln, in der
sie abgestimmt auf ihre Geschäfts- und Kommunikationsziele definieren, welche Inhalte sie wie entwickeln,
einsetzen und nutzen wollen – und vor allem regeln, wer
im Unternehmen dafür verantwortlich ist.
Entscheidend für den Erfolg einer solchen Content
Strategie ist daher auch, dass die Beteiligten in der
Unternehmung bereit sind, über die traditionellen
Abteilungs- und Disziplingrenzen hinaus zusammenzuarbeiten. Diese Einbindung in einen übergreifenden
Rahmen bietet die Chance, das Thema Content Marketing über den aktuellen Hype hinaus strategisch zu
verankern.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Klaus Eck
Geschäftsführer der Eck Consulting Group,
www.eck-consulting-group.de und Blogger auf www.pr-blogger.de
Unternehmen produzieren sehr viel Content, das
zeigt schon ein Blick auf die Website, aber nicht
selten fehlt der strategische Ansatz. Wer beim
Content Marketing jedoch planlos vorgeht, wird im
schlimmsten Fall seine Reputation sogar verlieren.
Viel bringt nicht viel, sondern zerstört mitunter
Images. Content Marketing ist zwar aktuell das
Buzzword schlechthin, bei all dem Hype sollten
Unternehmen jedoch die zugrunde liegende
Content Strategie nicht vergessen. Sie ist die Basis
und erleichtert es, den richtigen Weg zu gehen.
Warum ist Content Marketing momentan überhaupt
so angesagt? Ganz einfach: Unternehmen bietet es
die Möglichkeit, ihren Corporate Content in vielfältiger
Weise zu nutzen. Sie können es für die Gewinnung von
Neukunden sowie die Bindung von Bestandskunden
einsetzen, für den Aufbau der Unternehmensreputation,
die Etablierung ihrer Marke und ebenso für Kundenservice, Vertrieb oder Marketing. Inzwischen hat sich
herumgesprochen, dass allein qualitativ hochwertiger
Content einen Erfolg in den Suchmaschinen verspricht.
Markenführung wird allzu oft beim Content Marketing vernachlässigt.
Content Marketing sollte immer auf einer Content
Strategie basieren, die sich aus der übergreifenden
Unternehmensstrategie und den Unternehmenszielen
ableitet. Content Marketing heißt: die in der Content
Strategie verabschiedeten Inhalte zu den entsprechenden Themenfeldern über die verschiedenen MarketingKanäle zu den Stakeholdern zu bringen. Dafür sollten
Unternehmen natürlich ihre Zielgruppen genau definieren und die Kanäle entsprechend der Zielgruppen
auswählen, um diese überhaupt zu erreichen.
Allem voran geht selbstverständlich, dass die Inhalte
der einzelnen Kanäle im Zuge der Content Strategie
aufeinander abgestimmt sein sollten. So präsentieren
sich Marken auf verschiedenen Plattformen konsistent
und können bei ihren Stakeholdern einen Wiedererkennungseffekt erzielen. Leider wird die Markenführung
allzu oft beim Content Marketing vernachlässigt.
Richtig eingesetzt wirkt Content Marketing positiv
auf das Unternehmensimage und die Beziehung zu
Kunden und anderen Stakeholdern. Gleichzeitig können
Unternehmen daraus wichtige Erkenntnisse ziehen,
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indem sie das Feedback der User ernst nehmen und für
die Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens
nutzen – sowohl für Produkte als auch für Prozesse und
Services. Warum nicht direkt auf die Fragen der Kunden
antworten und diese Qualität nutzen, um als serviceorientiertes Unternehmen wahrgenommen zu werden?
Indem Unternehmen Content Marketing regelmäßig
aktiv betreiben, können sie sich gleichzeitig als verlässlicher Partner präsentieren, der aktuelle, relevante
Inhalte zum Unternehmen, zur Branche oder zu gesellschaftlich relevanten Themen liefert. Auch das zahlt auf
das eigene Image ein.
Genau genommen ist die Content Strategie sogar
Chefsache.
In jedem Fall sollte eine Content Strategie den Content
Marketing-Aktivitäten vorangehen, denn dabei werden
wichtige Fragen geklärt. Beispielsweise wird festgelegt,
auf welchen Plattformen das Unternehmen aktiv werden möchte, um seine Zielgruppen zu erreichen. Aber
auch die Themen, die besetzt werden sollen, werden abgesteckt, Prozesse definiert und die Content-Erstellung
geplant.
Planung ist im Content Marketing das halbe Leben.
Um gezielt Inhalte produzieren und publizieren zu
können, ist die strategische Planung eine essenzielle
Voraussetzung. Genau genommen ist die Content Strategie sogar Chefsache, das heißt, sie sollte möglichst
weit oben in der Unternehmenshierarchie abgesichert
und unterstützt werden. Geht der Chef sogar mit gutem
Beispiel voran und zeigt, dass ihm das Thema wichtig
ist, können Content Strategie und Content Marketing
wesentlich besser zusammenwirken.
Das Engagement im Social Web ist eines der Aushängeschilder – wenn nicht sogar DAS Aushängeschild schlechthin.
Ein weiteres Phänomen ist, dass viele Abteilungen parallel ähnlichen Content erstellen – und das häufig noch
nicht einmal wissen. Zu Beginn des Content-MarketingEngagements muss es also in erster Linie darum gehen,
diese Content-Silos abzubauen. Das heißt:
Über Abteilungs- und Bereichsgrenzen hinweg tragen
alle dazu bei, dass der im Unternehmen vorhandene
Content effizient genutzt werden kann. Nur so können
der Aufwand reduziert und ein sinnvolles Content Marketing etabliert werden.
Planung ist im
Content Marketing
das halbe Leben.
Den einen Masterplan für Content Marketing gibt
es sicherlich nicht.
Den einen Masterplan für Content Marketing gibt es
sicherlich nicht. Dafür sind die Anforderungen jedes
einzelnen Unternehmens viel zu unterschiedlich. Bei
den Zielgruppen beispielsweise ist die Unterscheidung
zwischen B2B und B2C unerlässlich. Danach wiederum
richtet sich die Wahl der Plattformen. In vielen Fällen ist
ein Corporate Blog eine gute Möglichkeit, die eigenen
Themen zu präsentieren und Agenda Setting zu betreiben, aber eben nicht in allen.
Ausgangsposition und Ziele des jeweiligen Unternehmens sollten daher zu Beginn umfassend analysiert
werden, um erfolgreich Content Marketing zu gestalten.
Hilfreich ist dabei, bereits zu diesem Zeitpunkt alle Beteiligten einzubeziehen und ein Content Audit durchzuführen. Wie sieht der Status quo aus? Was sollte verändert werden? Damit wird eine Grundlage geschaffen für
die spätere Zusammenarbeit und einen weiterhin breit
Content Strategie und Content Marketing den Praktikanten zu überlassen, ist ein Fehler. Das Engagement im
Social Web ist eines der Aushängeschilder – wenn nicht
sogar DAS Aushängeschild schlechthin. Daher sollte
jedes Unternehmen in den sozialen Netzwerken angemessen vertreten sein – ein Grund auch dafür, Content
Marketing nicht nebenbei zu betreiben.
Oft wird auch der Begriff des Content Marketings
falsch verstanden. Nicht Werbung oder Direktmarketing
in anderer Form, sondern vielmehr Service und relevante Inhalte zur jeweils richtigen Zeit zur Verfügung zu
stellen, die für die Leser nützlich, informativ oder unterhaltsam sind – vielen fällt das gerade zu Beginn schwer.
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gefächerten Marketingmix, in dem sich Content Marketing, PR, Werbung usw. ergänzen und ineinandergreifen.
Bei all den Überlegungen sollten Unternehmen die
steigende Verbreitung von Mobile Marketing nicht vergessen. User sind immer mehr mobil online, was unter
anderem dazu beiträgt, dass Marketingmaßnahmen
stetig angepasst und individueller auf die einzelnen
User abgestimmt werden.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Content Marketing
ist mehr Haltung als
Disziplin.
Thilo Specht
Unternehmensberater für digitale Komm unikation,
www.cluetrainpr.de
Keine Frage: In der Kommunikationsbranche ist
Content Marketing aktuell das große Thema. Wird
Google Trends befragt, spuckt das Analysetool für
die Suche nach „Content Marketing“ eine Fieberkurve aus, die ab 2012 steil nach oben geht – im
Vergleich zu „Social Media“ aber noch immer unbedeutend niedrig ist.
Dieser Trend befindet sich also noch in einem frühen
Stadium der Vermarktung: Viele Dienstleister und Agenturen verstehen darunter im Wesentlichen das, was sie
schon immer angeboten haben – und unter dem Label
„Content Marketing“ neu verkaufen können. Aber das
reicht nicht, denn so unbedarft ist der Markt dann doch
nicht.
Und so wetteifern die üblichen Protagonisten aus
PR und Marketing um die Aufmerksamkeit potenzieller
Kunden für ihre eigens entwickelten Content-MarketingModelle, Flow-Charts und Infografiken.
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Ad Banner haben eigentlich noch nie wirklich funktioniert.
Den besseren Content-Marketing-Ansätzen liegt dabei
die Überzeugung zugrunde, dass Inhalte für ihre Zielgruppe einen spezifischen Nutzwert besitzen müssen,
um Beachtung zu erfahren. Denn wer die letzten 20
Jahre das Internet nicht völlig ignoriert hat, weiß, dass
die Aufmerksamkeitsökonomie der Nutzer die klassische Werbung erodiert.
Ad Banner haben eigentlich noch nie wirklich funktioniert – unser Gehirn ist ein Reizverarbeitungssystem
mit begrenzter Kapazität. Um uns vor der Reizüberflutung zu schützen, geht es sehr pragmatisch vor: Es
blendet einfach die Reize aus, die es als störend identifiziert. Latente Inhibition nennen Psychologen diese
Fähigkeit, die bei allen Menschen unterschiedlich stark
ausgeprägt sein kann.
Werbung wird gerade im Netz häufig als Störung
empfunden – nicht von ungefähr werden manche
grafischen Elemente in „Werbersprech“ auch „Störer“
genannt. Dementsprechend lernt unser Gehirn schnell,
wie es mit Bannern, Pop-ups, Text-Ads und Co. umzugehen hat.
Wie ein digitales Immunsystem wirkend, verhindert
es ganz automatisch die bewusste Wahrnehmung von
Botschaften der meisten Werbeeinblendungen.
Content ist es, der die Menschen vor die Displays
holt und ihre Aufmerksamkeit erhält.
Eine Milliarde Gigabyte Daten werden täglich durch das
weltweite Internet gepumpt. Handelsübliche USB-Sticks
schaffen heute Übertragungsraten von bis zu fünf GB/
Sekunde. Visuelle Informationen erreichen jedoch über
die Augen unser Bewusstsein mit gerade mal 25 Bit
pro Sekunde, schätzen Psychologen. Wir bekommen
also nur einen winzigen Ausschnitt unserer Umgebung
bewusst mit.
Die Wissenschaftlerin Sirjana Dahal fand in einer
Eye-Tracking-Studie 2011 an der Missouri University
heraus, dass Nutzer in weniger als zwei Zehntelsekunden einen ersten Eindruck von einer Website bekommen
– unterbewusst. Nach durchschnittlich 2,6 Sekunden
konzentrieren sich die Seitenbesucher dann auf den
Inhalt, der den stärksten Reiz ausübt. Das ist in den
seltensten Fällen eine Werbeeinblendung.
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Content Marketing ist also eine logische Entwicklung
der Kommunikation, die von den Verhaltensweisen
der Internetnutzer abgeleitet ist: Denn Content, sprich
Inhalt mit Nutzwert, ist es, der die Menschen vor die
Displays holt und ihre Aufmerksamkeit erhält. Dementsprechend möchte Content Marketing über Inhalte mit
Nutzwert die Eyeballs der Zielgruppe für sich gewinnen
– und sie so mit einer werblichen Botschaft konfrontieren, die nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen ist.
Im besten Fall löst Content Marketing nicht andere
Disziplinen ab, sondern macht sie besser.
Nutzwert besitzt eine Information immer dann, wenn
sie ein aktuelles Bedürfnis befriedigt. Ein Angebot, das
nicht eine Störung darstellt, sondern als Lösung oder
Befriedigung fungiert, erfährt deutlich höhere Akzeptanz und Sichtbarkeit.
Content Marketing ist somit mehr Haltung als Disziplin. Eine Denkweise, die sowohl in der Werbung, der PR
und auch im Vertrieb zur Anwendung kommen kann. Im
besten Fall löst Content Marketing nicht andere Disziplinen ab, sondern macht sie besser.
Content Marketing – als Haltung und nicht als Toolset verstanden – steht für die ernsthafte Beschäftigung
mit den Interessen der Zielgruppe. Aber auch für die
kritische Auseinandersetzung mit dem Stellenwert
des eigenen Angebots in der Lebensrealität der betreffenden Menschen. Das gelingt nicht, wenn Marketing
und PR nur um das eigene Unternehmen bzw. dessen
Produkte kreisen. Vielmehr ist Content Marketing in den
größeren Themenkomplexen zu Hause, in denen sich
die Zielgruppe bewegt.
Demografische Marktforschung und Milieu-Cluster
reichen da längst nicht mehr aus, um entsprechende
Einsichten in die Befindlichkeiten der Zielgruppe zu
erhalten. Der Austausch mit diesen Menschen über die
Themen, die sie bewegen, und der Dialog fernab von
werblicher Ansprache sind deshalb erfolgskritisch.
Content Marketing ist in den Social Media zu Hause.
Davon profitiert langfristig auch das gesamte Geschäftsmodell. Denn der Dialog generiert Informationen, die
helfen, das eigene Angebot zu verbessern und an den
konkreten Bedürfnissen der Zielgruppe auszurichten.
So trägt Content Marketing aktiv zur Wertschöpfung
bei.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Mirko Lange
Freier Berater für die Themen Content Strategie, Content Marketing
und Social Media, www.talkabout.de
Content Marketing gibt ein Heilsversprechen ab
– und wie auch bei Diätpillen neigen wir Menschen
dazu, so etwas ganz irrational glauben zu wollen.
Die Unternehmen und Marketeers spüren, dass
klassische Werbung und Kommunikation immer
schwieriger wird. Die Verbraucher lehnen sie immer
mehr ab, zappen weg, installieren Ad Blocker –
und die Werbeindustrie reagiert mit immer lauter,
immer greller, immer verfolgender. Das kann nicht
mehr lange gutgehen.
Es gibt zwei Phänomene von Content Marketing. Einmal
„Marketing mit Content“. Das bedeutet, dass ich Marketingziele durch den Einsatz von Content erreichen
will. Zum Beispiel einen Lead oder Traffic generieren
oder Aufmerksamkeit bekommen. Das sind vor allem
taktische Ziele.
Das andere ist „Marketing für Content“. Und wenn
man Marketing als eine marktorientierte Unternehmenspolitik versteht, dann ist Content Marketing das
Prinzip einer marktorientierten Kommunikationspolitik.
Also nicht egozentrisch über das zu reden, was ich
gerne sagen würde, sondern mich mehr am Markt
orientieren: Was braucht der Markt an Informationen,
welcher meiner Wettbewerber bedient schon dieses
Bedürfnis, wo ist mein USP etc.
Content Marketing ist eben nicht „alter Wein in
neuen Schläuchen“.
In meinen Augen ist das zwingend notwendig, denn
Informationen folgen Marktgesetzen! Es gibt einen
„Markt“ für Content – und in diesem übersteigt das
Angebot die Nachfrage um ein Vielfaches. Die Analogie
zum klassischen Marketing geht sehr weit. Die wichtigste Erkenntnis: Wenn ich dem Markt kein interessantes
und marktfähiges „Produkt“ (= Content) anbiete, dann
wird er sich den Content woanders holen. Und sich
„Content woanders holen“ bedeutet eben: das Unternehmen nicht mehr wahrnehmen.
Es stimmt, Content Marketing ist aufwändig. Aber
das muss man akzeptieren. Entweder man steckt Geld
in die Entwicklung oder man muss dann das Geld später
in Promotion stecken. Wie im echten Leben.
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Ein schlechtes Produkt braucht viel mehr Werbung, um
erfolgreich zu sein, als ein gutes. Und das gilt für
Content ebenso: Je schlechter der Content ist, desto
mehr muss ich für Media zahlen, also Werbedruck
entwickeln.
Das Thema ist komplex. Wir haben eigentlich eine
x-dimensionale Matrix aus Themen, Personas, Medien,
Formaten, Kanälen, Ansprache, Absender, Protagonisten, Tonalität und noch vielem mehr – Content Marketing ist eben nicht „alter Wein in neuen Schläuchen“, nur
weil ein Autoreifenhersteller vor zig Jahren schon mal
ein Buch herausgebracht hat, das für Autofahrer nützlich ist. Das ist so, als wenn man sagen würde: „Ein Tesla
ist im Grunde auch nur ein VW Käfer.“ Ja, vom Fahren
her schon. Aber einen Tesla zu bauen und den Betrieb
sicherzustellen, ist ein völlig anderes Spiel.
Natürlich darf Content Marketing verkaufen.
Richtig gemacht, kann Content Marketing alles erreichen, wovon Kommunikationsmenschen träumen:
Aufmerksamkeit, Vertrauen, Kundenbindung, Licence
to Operate – die Liste ist endlos. Wirklich endlos.
Jedenfalls dann, wenn man – wie ich oben definiert
habe – Content Marketing als marktorientierte Kommunikation begreift.
Die Stimmen, die sagen Content Marketing dürfe
nicht verkaufen, sind Quatsch. Natürlich darf Content
Marketing das. Marktorientiert zu handeln bedeutet,
dass man dem Informationsinteressierten zur richtigen
Zeit die richtige Information gibt.
In der Customer Journey gibt es sehr wohl einen
Punkt, da will der Kunde kaufen. Wenn ich das neue
iPhone haben will, dann will ich wissen, wo und wie ich
das bekomme. Und ich wäre sehr verärgert, wenn mir
dann das Unternehmen immer noch sagen würde: „Nee,
lassen Sie uns doch bitte noch darüber sprechen, wie
wir Nutzen für Sie schaffen können.“
Zentral ist zu lernen, nicht mehr vom Kanal her zu
denken.
Was ist also die Voraussetzung für gutes Content Marketing? Ein Gefühl für den Markt. Ein Gefühl für Themen,
die den Markt interessieren. Das Talent, diese Themen
zu inszenieren. Und eine Methode und ein Tool, mit dem
man Content sammeln, bewerten, planen, produzieren,
veröffentlichen und evaluieren kann. Und mit dem man
die Erkenntnisse in ein „Controlling“ überführt, also
steuern kann.
Am Anfang gibt es eine Menge Hausaufgaben zu
machen: Prozesse einzurichten, wie man guten Content
entdeckt – sowohl intern wie extern. Nach welchen
Kriterien man ihn bewertet, ob er gut ist. Wie man
Content Themen zuordnet und ihn plant. Wie man
effizient produziert und dabei auch richtig inszeniert
und variiert.
Zentral dafür ist zu lernen, nicht mehr vom Kanal her
zu denken, also zu sagen „wir machen eine FacebookSeite“, sondern eben vom Content her. Unternehmen
müssen vor allem verstehen, dass sie „um die Ecke
denken“ müssen. Über viele Jahre haben sie nur über
sich geredet, wie toll sie sind, wie toll ihre Produkte sind.
Und jetzt sollen sie damit aufhören? Natürlich hilft dann
operatives Content Marketing nichts – das Ganze ist
vielmehr ein System, mit dem man über guten Content
zunächst mal mit den Zielgruppen in Kontakt kommt,
dann mit gutem Content Vertrauen aufbaut, und dann
muss es einem gelingen, das Ganze auch zu konvertieren.
Absolute Weltmeister im Content Marketing ist Red
Bull. Man denke nur an das „Stratos-Projekt“. Die haben
50 Millionen in „geilen Content“ gesteckt. Und was die
da an Aufmerksamkeit zurück bekommen haben, war
ein Vielfaches davon. Schwarzkopf ist ebenfalls ein sehr
gutes Beispiel: Auf der Website werden Themen, z.B.
Trendlooks, Hairstyling, Haarpflege, How-tos, sehr gut
inszeniert – die Produkte kommen erst ab der vierten
Navigationsebene ins Spiel. Natürlich sehen das dann
viel weniger Kunden, nämlich nur die, welche sich bis
zur vierten Navigationsebene durchgeklickt haben.
Aber die sind jetzt natürlich viel kaufbereiter – und die
Konversion ist dann deutlich höher.
Sehr interessant finde ich auch curved.de von E-Plus
und den Techlab-YouTube-Channel von Saturn Hansa.
Beide sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut: Sie
sind unabhängige redaktionelle Angebote, nur ganz
vorsichtig gebrandet. Sie geben gute und nützliche
Informationen über den Markt und über Produkte – erst
ganz unten, unter den Informationen finden sich dann
Links zum Shop. Ähnlich wie bei Schwarzkopf: Erst über
Themen reden, und wenn der Kunden einsteigt und
Interesse hat, dann – aber auch erst dann – bekommt
er die werblichen oder vertrieblichen Informationen.
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Unternehmen
müssen verstehen,
dass sie „um die
Ecke denken“
müssen.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Content Marketing
ist wie ein
Trojanisches Pferd
– am Werbefilter
vorbei.
Stephan Dörner
Redakteur beim The Wall Street Journal Deutschland und Blogger bei
onlinejournalismusblog.com
Eine Information direkt vorweg: Ich bin kein Experte
für Marketing und möchte das auch gar nicht sein.
Für alle diejenigen, die Marketing machen, kann
ich vermutlich dennoch etwas Wertvolles beisteuern, weil ich als Journalist auf der „anderen Seite“
stehe: Ich gehöre zu denen, die eben genau kein
Marketing machen möchten, sondern im Gegenteil
Leser kritisch informieren.
Ich kann aber auch noch eine andere Perspektive
einbringen: die des genervten Werbekonsumenten, der
als 1982 Geborener seit Kindheitstagen mit Werbung
überflutet wird. Ich hasse Werbung – wie viele aus
meiner Generation. So gut wie jeder, den ich kenne, tut
dies und hält sich davon so weit wie möglich fern. Ich
besitze einen Fernseher nur, um mir damit heruntergeladene US-Filme und Serien anzuschauen. Wie fast
alle aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis sehe
ich aber so gut wie nie deutsches Fernsehen. Deutsches
Fernsehen, insbesondere das Privatfernsehen, gilt in
großen Teilen meiner Generation als purer Trash –
Gebildete halten sich davon so weit wie möglich fern.
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Werbebotschaften will in einer Welt, in der Werbung
ständig auf allen Kanälen dröhnt, so gut wie
niemand hören.
Aus dieser Perspektive ist es nur allzu verständlich,
dass sich das sogenannte Content Marketing zu einem
Trendthema entwickelt hat: Werbebotschaften will in
einer Welt, in der Werbung ständig auf allen Kanälen
dröhnt, so gut wie niemand hören – sie werden ausgefiltert. Entweder – wie im Falle von Online-Werbung
– technisch durch einen Filter, spätestens aber durch
den Filter im Kopf, den alle von uns längst als Abwehrstrategie gegen das Übermaß an Werbebotschaften
entwickelt haben.
Content Marketing ist der Versuch, diesen Filter
zu überwinden, eine Art Trojanisches Pferd: Die Markenbotschaft wird im Innern eines Geschenks in Form
von nützlichen Informationen verpackt, für die der von
Werbung überflutete Konsument seine Wahrnehmungspforten wieder freiwillig öffnet.
Das Resultat ist dann ein Erfolg, wenn am Ende beide
profitieren: Der Rezipient muss wirklich nützliche Informationen erhalten haben – dann assoziiert er eventuell
auch die damit verbundene Marke positiv. Für kaum
etwas sind Menschen so offen wie für praktische Tipps,
die ihnen konkret im Leben weiterhelfen. Das zeigt der
riesige Zuspruch für Tutorial-Videos auf YouTube, aber
auch meine journalistische Erfahrung.
Den größten Fehler, den Werber bei Content Marketing begehen können, ist Produkt oder Marke in den
Vordergrund zu stellen.
Bevor Unternehmen nun Werbebudgets zusammenstreichen und sämtlich in Blogs für Schminktipps
investieren, sollten sie allerdings Folgendes beherzigen:
Content Marketing ist keine Werbung. Viele Marketer
tendieren automatisch dazu, dass die Markenwahrnehmung im Vordergrund steht. Doch dem Rezipienten
der Kampagne ist die Marke zunächst völlig egal – sie
kann erst in sein Bewusstsein vordringen, wenn er das
Trojanische Pferd der nützlichen Informationen bereits
in seinen Geist gelassen hat.
Den größten Fehler, den Werber bei Content Marketing begehen können, ist meiner Meinung nach daher,
Produkt oder Marke in den Vordergrund zu stellen.
Die nützliche Information ist es, die beispielsweise bei
Google gesucht wird. Sie ist es auch, die über soziale
Medien, Foren und E-Mails geteilt wird.
17
Ein Beispiel für gelungenes Content Marketing ist aus
meiner Sicht das Electronic Beats Magazine, das von
der Deutschen Telekom finanziert wird. Diese Finanzierung wird schon auf dem Titel des Magazins deutlich,
inhaltlich aber ist das an keiner Stelle zu erkennen. Es
geht um elektronischer Musik – mit völlig unabhängig
arbeitender Redaktion. Mit Max Dax hat das Magazin
einen in der Szene anerkannten Musikjournalisten als
Chefredakteur gewonnen.
Verkauft die Telekom deshalb nun ein Produkt mehr
als ohne dieses Magazin? Ich weiß es nicht – mir jedenfalls nicht, ich bin kein Telekom-Kunde, war niemals
einer und werde vielleicht nie einer sein. Auch die
Freunde von mir, die das Magazin lesen, sind, glaube
ich, keine Telekom-Kunden.
Aber vielleicht konnte die Telekom dadurch ein
kleines bisschen von dem Imageschaden wiedergutmachen, der mich in den 1990er schwören ließ, niemals
Telekom-Kunde zu werden. Ursache war damals die
extrem nervige Werbefigur Robert T-Online.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Björn Tantau
Senior Manager Inbound Marketing,
www.testroom.de
Der Hype um Content Marketing ist für mich das
„Erwachen des Selbstverständlichen“. Vor allem in
der Suchmaschinenoptimierungs-Branche wurde in
den vergangenen Jahren oft wenig Wert auf echten,
authentischen und nachhaltigen Markenaufbau gelegt. Für Google hat solcher Content viele Jahre gut
funktioniert. Allerdings ist Google seit dem PandaUpdate von 2011 immer klüger geworden, was die
Erkennung hochwertiger Inhalte angeht – und kann
minderwertige Inhalte entsprechend besser aussieben. Einer der Gründe, warum Content Marketing
derzeit immer noch so populär ist – und es auch
bleiben wird.
Content Marketing meint die Vermarktung von Inhalten. Zwar in unterschiedlichen Formen, aber in der
Regel geht es darum, eine Person, eine Dienstleistung
oder eine Marke über das, was über sie geschrieben
wird oder über das, was sie selbst von sich gibt, mehr
Reichweite zu bekommen. Bekannter werden und durch
offensichtliche Kompetenz überzeugen – nicht sich
selbst, ein Unternehmen oder eine Dienstleistung im
Sinne der klassischen Werbung darstellen. Dafür ist
eben die klassische Werbung zuständig. Potenzielle
Kunden müssen überzeugt, nicht überredet werden.
Im digitalen Zeitalter erwarten die Menschen mehr
von Marken.
Content Marketing ist nur dann schlecht, wenn man
nicht verstanden hat, was Content Marketing ist. Wer
einer Marke vertraut, ist viel schneller dazu bereit, von
dieser Marke auch Produkte oder Dienstleistungen zu
konsumieren. Schlechtes Content Marketing orientiert sich also an althergebrachten Mechanismen, die
im digitalen Zeitalter leicht zu entlarven sind. Gutes
Content Marketing dagegen ist kreativ, spricht die
Zielgruppe dort an, wo sie sich aufhält, und schafft es,
einen dauerhaft positiven Eindruck zu hinterlassen. Die
Disziplin „Content Marketing“ an sich ist weder gut noch
schlecht. Es handelt sich um ein Instrument im digitalen
Marketing, das sinnvoll und auf Basis einer intelligenten
Strategie zielführend eingesetzt werden muss. Wer das
tut, wird auch erfolgreich sein.
Professionelles Content Marketing findet die
richtige Zielgruppe im richtigen Netzwerk und spricht
18
sie erfolgsorientiert an. Dabei geht es allerdings nicht
sofort darum, Sales zu generieren. Viel wichtiger ist der
Aufbau oder die Festigung eines positiven Images. Ein
dauerhaft positives Image ist viel mehr Wert als punktuelle Marketing-Kampagnen auf Basis einzelner Produkte.
Klassisches Marketing versucht oft, einzelne Vorzüge beliebter zu machen – im digitalen Zeitalter reicht
das aber nicht mehr, denn die Menschen erwarten mehr
von Marken. Jedes Unternehmen, das seine bestehenden und potenziellen Kunden überzeugend ansprechen
will und sich nachhaltig als kompetente Firma in den
Köpfen dieser Kunden einnisten will, sollte sich Content
Marketing auf die Fahnen schreiben.
Dazu sollten Unternehmen prüfen, ob sie bereits die
richtigen internen Strukturen haben, um beim Content
Marketing erfolgreich zu werden. Oft wird Content
Marketing – wie auch Social Media – in der schon bestehenden PR-Abteilung aufgehängt, was nicht zwingend
sinnvoll ist. Klassische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
folgt anderen Regeln und ist nur bedingt mit Content
Marketing verwandt. Dementsprechend freunden sich
klassische PR-Leute nicht sofort mit Content Marketing an.
Hier sollte man als Unternehmen darauf achten,
dass man die richtigen Leute mit entsprechenden
Aufgaben betreut. Langfristig gesehen bietet es sich an,
das eigene Personal von einer auf Content Marketing
spezialisierten Agentur schulen zu lassen und damit
das grundsätzliche Know-how im Unternehmen selbst
auszubilden statt outzusourcen.
Je besser die Geschichte, desto eher wird sie auch
in den Köpfen der Menschen hängenbleiben.
Soziale Netzwerke können Fluch und Segen zugleich
sein. Content Marketing darf keine Werbung sein. Es
geht nicht darum, Menschen zu etwas zu überreden.
Überzeugungsarbeit hingegen wird belohnt. Je besser
die Geschichte ist, die über das Content Marketing
transportiert wird, desto eher wird diese Geschichte
auch in den Köpfen der Menschen hängenbleiben. Zusätzlich muss die Marke seriös, nicht zu aufdringlich und vor allem glaubhaft mit diesem Content
verknüpft werden, so dass bestehende und potenzielle
Kunden die Geschichte auch mit eben dieser Marke
verbinden – auf positive Art und Weise.
Die Zeiten der einseitigen Kommunikation sind vorbei. Das bloße Aussenden von Marketing-Botschaften
funktioniert also nicht mehr, und genau das ist auch
eine der größten Herausforderungen beim Content Marketing: Nur wer sich regelmäßig neu erfindet, dabei aber
gleichzeitig Altbewährtes bieten und vermitteln kann,
wird erfolgreich sein.
Wenn Content nicht leicht geteilt werden kann,
dann bleibt auch der beste Inhalt irgendwann auf
der Strecke.
Content Marketing ist dann erfolgreich, wenn der Inhalt
die richtige Zielgruppe erreicht und sich dort dann
maximal verbreitet. Es gibt keine pauschale Aussage
darüber, welche Form des Contents am effektivsten
ist. Das kann eine Infografik sein, aber auch ein ganz
normaler Text, ein Video oder eine Präsentation. White
Papers und E-Books können ebenfalls Beispiele für
erfolgreiches Content Marketing sein.
Es geht darum, was genau vermittelt werden soll und
ob die Zielgruppe das aufnimmt und weiterträgt. Ganz
wichtig hier: die Aufbereitung des Contents. Kann er
leicht geteilt und verbreitet werden? Ist er gut strukturiert, kann er möglichst leicht konsumiert werden?
Wenn das nicht der Fall ist, dann bleibt auch der beste
Inhalt irgendwann auf der Strecke.
Man darf sich nicht in Marketing-Disziplinen verrennen, nur weil man diese Disziplinen „immer schon
gemacht“ hat.
Klassische Marketing-Kanäle wie Werbung oder PR
sind auch in Zukunft wichtig. Unternehmen sollen sich
nicht nur auf eine Disziplin stürzen, nur weil es aktuell
angesagt ist. Eine clevere Digital-Strategie bedient sich
überall dort, wo es gute Marketing-Elemente gibt.
Man nimmt das jeweils Beste aus den einzelnen Welten
und baut sich daraus eine eigene Strategie, die für das
betreffende Projekt oder Produkt am besten geeignet
ist – alle anderen Elemente, die nicht zielführend sind,
werden weggelassen. Stellt man also fest, dass zwar
Werbung und Content Marketing nötig sind, um sein Ziel
zu erreichen, nicht aber PR, dann fliegt PR aus diesem
speziellen Marketing-Mix. Oder vielleicht erreicht man
mit E-Mail Marketing mehr als mit Werbung oder Content Marketing? In diesem Fall ist ebenfalls Flexibilität
angesagt. Man darf sich nicht in Marketing-Disziplinen
verrennen, nur weil man diese Disziplinen „immer schon
gemacht“ hat.
19
Potenzielle Kunden
müssen überzeugt,
nicht überredet
werden.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Content Marketing
ist alt – neu ist, wie
man es betreibt.
Johannes Lenz
Social Web Enthusiast, johanneslenz.de,
Cor­po­rate Blog­ger bei akom360 GmbH, blog.akom360.de
Content Marketing – bei B2B Unternehmen – für
mich eines der populärsten Schlagwörter der vergangenen Monate, wenn nicht sogar des vergangenen Jahres. Interessant ist, dass jeder etwas
anderes darunter versteht.
Wikipedia, die digitale Enzyklopädie par exellence, sagt
Folgendes: „Content marketing is any marketing format
that involves the creation and sharing of media and
publishing content in order to acquire customers. This
information can be presented in a variety of formats,
including news, video, white papers, e-books, info graphics, case studies, how-to guides, question and answer
articles, photos, etc. Content marketing is focused not
on selling, but on communicating with customers and
prospects.“
Content is King. Realtime targeted Content is King
Kong.
Damit treffen die Autoren in meinen Augen genau den
Punkt: „Content is (still and in future) King.“ Simon
Harlinghausen, Geschäftsführer von AKOM360, zufolge
kann dies inzwischen um folgende Formel erweitert
werden: Content is King. Realtime targeted Content is
King Kong.
Zeitgemäßes Marketing muss sich also wie schon
vor zehn Jahren überlegen, wie es (bezahlte) Inhalte so
vermarktet, dass sie Relevanz und somit Mehrwert für
die Nutzer erbringen. Es kommt heute mehr denn je darauf an, nicht zu reden, sondern zu machen, zu experimentieren und vor allem zu optimieren. Ausruhen zählt
nicht. Auf den „Power Nap“ kommt es an, könnte man
sagen. Dieser unterstellt Kontinuität im Handeln, eine
wichtige Voraussetzung für ein digitales Engagement
einer Marke oder eines Unternehmens.
Das Ziel bei Content Marketing ist, mit Engagement
und Kontinuität zu verführen.
Denken wir an Folgendes: Eine Marke, die einen Onlineshop zeitgemäß führt, macht was? Genau, sie lässt
diesen gar nicht unbedingt als solchen erscheinen (aber
hat ihn im Fokus ihre Engagements), sondern strickt Geschichten drumherum. Storytelling nennt man das, ein
etwas älteres Schlagwort neben Content Marketing.
8
Das heißt, der Onlineshop fährt seinen redaktionellen
Beitrag hoch: also mehr Bildmaterial (visuelle Kommunikation) in schneller Folge genauso wie magazinähnliche Texte rund um Serien oder Kollektionen sowie die
jeweiligen Einzelteile.
Wofür der ganze Aufwand? Ganz einfach, der Kunde
oder Interessierte soll dieses ganz bestimmte Gefühl
verspüren, zum Kaufen auf intelligente und zugleich
coole gar angenehme Art und Weise verführt zu
werden. Der Gedanke des Kunden gegenüber Bekannten und Freunden ausgesprochen könnte lauten: „Da
surfe ich regelmäßig hin und muss mich zurückhalten,
sonst platzt meine Kreditkarte.“
Das ist so schon sehr verbreitet: Gerade im Fashionoder Lifestylebereich ist zu beobachten, dass alleine
Webseiten oder Blogs fast wie große lebendige Portraits
anmuten. Tipp: die Webseiten von Dior oder Burberry.
Im oberen Teil der Webseite taucht der Nutzer in die
Erlebnis- und Markenwelt des jeweiligen Unternehmens
ein.
Erst Strategie und Ziele in Abgleich mit der des
eigenen Unternehmens klären, dann Facebook & Co.
ins Spiel bringen.
Auch für B2B-Unternehmen gibt es nicht nur zahlreiche
erfolgreiche Beispiele unterschiedlichster Größe, sondern auch diverse Strategien, Ziele und sicherlich auch
Kanäle. Hier gilt: Erst Strategie und Ziele in Abgleich mit
der des eigenen Unternehmens klären, dann Facebook
& Co. ins Spiel bringen.
Schauen wir uns die Beispiele von T-Systems,
Krones und SMA Solar genauer an. Das Social-MediaEngagement der Großkundensparte der Telekom fußt
auf mehreren Säulen. Als Zielgruppe wurde die Informations- und Kommunikationstechnik (engl. kurz ICT)
für multinationale Konzerne und öffentliche Institutionen identifiziert. Adressaten sind dementsprechend
Business-Entscheider. Ziel ist es, das Unternehmen als
Themenführer und Problemlöser zu platzieren und dies
durch hochwertigen Content zu relevanten ICT-Themen
im Enterprise-Segment voranzutreiben. Dies alles
geschieht plattformübergreifend auf Facebook, Twitter,
YouTube und dem eigenen Blog / Experten-Netzwerk
(Themen- und Meinungsblogs). Alle Social Media Profile
werden durch eine Social Media Redaktion in Echtzeit
gesteuert.
Die Krones AG ist für ihren ganzheitlichen EmployerBranding-Ansatz bekannt. Das B2B-Unternehmen,
das einzelangefertigte Getränkeabfüllanlagen produziert, überzeugt seit Jahren im Social-Media-Bereich
mit attraktiven und mehrwerthaltigen Inhalten. Social
Media sind EIN Kanal im Kommunikationsmix – aber
21
ein wichtiger, der den Menschen die Faszination für die
Marke und ihre Produkte nahebringt und zugleich die
Mitarbeiter weltweit über das eigene Unternehmen auf
menschliche Art und Weise informiert. Auch im Bereich
Bewegtbild oder redaktionell mit seinem gleichnamigen
Blog inszeniert sich das Unternehmen und zeigt, dass
die Content Strategie des Unternehmens breit aufgestellt ist.
Und noch ein gelungenes Beispiel: SMA Solar,
weltweit agierender Hersteller von Wechseltrichtern,
ist Agendasetter und Themenführer in seiner Branche.
Social Media sind hier der Kanal, um digital Themen
und Trends zu besetzen und voranzutreiben. In puncto
Content Marketing steht das zweisprachige Unternehmensblog im Zentrum aller Aktivitäten. Drum herum
gruppieren sich weitere Kanäle wie Facebook, Twitter
oder YouTube mit unterhaltsamen Erklärvideos und vor
allem „shareable“ Content. Das heißt, auch Nutzer via
Social Media werden involviert und für das Unternehmen interessiert, die ansonsten nicht angesprochen
werden könnten.
Content Marketing ist alt – neu ist, wie man es
betreibt. Denn: Was ist das Ziel von Publikationen durch
Unternehmen in der Regel? Das Forcieren bzw. Unterstützen des Abverkaufs. Das ist heute genauso wie vor
10 Jahren. Nur damals waren die Kanäle andere und
Social Media, betrachtet als Kanal, nicht existent. Heute
sind sie es, die B2B-Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten zur Erreichung ihrer Unternehmensziele bieten.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Prof. Dr. Thomas Pleil
Leiter des Kompetenzzentrums für Social Media und E-Learning an der
Hochschule Darmstadt sowie des Business-Lotsen Darmstadt-Dieburg,
thomaspleil.wordpress.com
Wir leben in einer Zeit der Informationsflut und
damit der Unübersichtlichkeit. Wir müssen also das
für uns Interessante herausfischen. Sei es, um über
das Tagesgeschehen auf dem Laufenden zu bleiben, um den Anschluss zu Branchendiskussionen
nicht zu verlieren oder um konkrete Entscheidungen im Unternehmen vorzubereiten, beispielsweise
Beschaffungen. Genauso ergeht es unseren Zielgruppen. Sehr oft finden wichtige Schritte dieses
Prozesses online statt. Bei unseren Zielgruppen
kommt noch hinzu, dass sie von Werbebotschaften
und platten Marketingversprechen genervt sind –
zumal sich online mit zwei Klicks prüfen lässt, ob
vollmundige Versprechen in der Praxis auch gehalten werden.
Aus Unternehmenssicht bedeutet dies, dass die bisherige (Marketing-)Kommunikation weniger effektiv ist als
früher. Verschärft wird dies durch Aktivitäten im Social
Web, die zu einer Vervielfältigung von Kommunikationskanälen geführt haben. Und: Das Social Web stellt ganz
eigene Anforderungen an Content und Kommunikationsverhalten, je nach Plattform wiederum unterschiedlich. In der Praxis kommt die Frage auf, wie die vielen
Kanäle in der notwendigen Frequenz mit der erwarteten
Qualität zielgruppengerecht und letztlich erfolgreich
genutzt werden können. Viele Unternehmen haben hier
also Klärungsbedarf – umso mehr vermutlich, je weniger Energie in der Vergangenheit in die systematische
Konzeption neuer Online-Maßnahmen geflossen ist.
Wenn alle das machen, nur das eigene Unternehmen
nicht, ja, dann wird’s Zeit, endlich neue Budgets zu
beantragen.
Gleichzeitig wurde mit dem Begriff „Content Marketing“ versucht, ein griffiges Schlagwort zu prägen. Man
könnte böse sagen: Nachdem die Unternehmen die
Bedeutung der Onlinekommunikation und die Nutzung
weiterer Kanäle neben der Website als sinnvoll erkannt
haben, versteckt sich hinter Content Marketing der nächste Schritt – frei nach dem Motto: „Hilfe, und was
machen wir jetzt damit?“ Bis zu einem gewissen Grad
handelt es sich also um ein Thema, zu dessen Populari-
22
tät auch Fachkommunikatoren und Berater beitragen.
Immerhin hilft ein so hübsches Schlagwort wie
Content Marketing und dessen Präsenz in der Fachöffentlichkeit unternehmensintern ungemein. Denn wenn
alle das machen, nur das eigene Unternehmen nicht, ja,
dann wird’s Zeit, endlich neue Budgets zu beantragen.
Und der Begriff „Marketing“ lockert noch am ehesten die
sonst auch recht verschlossen gehaltenen Taschen vieler
B2B-Unternehmen, wenn es um Kommunikation geht.
Um ein Missverständnis gar nicht aufkommen zu
lassen: Die hinter dem Begriff „Content Marketing“
stehenden Aufgaben und Herausforderungen sind sehr
real und dringend zu meistern. Dazu gehört beispielsweise, sich endlich viel mehr in die Zielgruppen hineinzuversetzen, in ihr Nutzerverhalten und ihre Interessen
– eine Teilaufgabe übrigens, ohne deren saubere Erledigung in der PR eine Konzeption unprofessionell wäre.
Und natürlich gehört hierzu, sich ausgehend von
den eigenen Zielgruppen Gedanken zu machen, welche
Kommunikationskanäle, z. B. im Social Web, in welcher
Form genutzt werden und wie diese zusammenspielen
oder im konkreten Fall auch nicht. Insofern ist es alles
andere als überflüssig, intensiv daran zu arbeiten, wie
Unternehmen zielorientiert und erfolgreich kommunizieren können, um letztlich am Erfolg des Unternehmens mitzuarbeiten.
Letztlich ist es wichtig, dass man sich bewusst macht,
dass Content immer eine dienende Wirkung hat.
Gelegentlich erscheint mir Content Marketing als Label,
unter dem nun im Digitalen längst bekannte Grundstrategien der PR umzusetzen versucht werden – allerdings
mit der Engstellung, sich vornehmlich um nur eine
Zielgruppe, die Kunden, zu kümmern. Damit will ich
nicht sagen, dass im Umgang mit Content im Web nicht
eigene Aufgaben entstanden sind und eigene Fertigkeiten verlangt werden.
So braucht es beispielsweise die Analysekompetenz des Online-Marketing oder das sich ergänzende
Know-how von PR und Marketing im Strategie- und
Planungsprozess, Grundlagen der User Experience
oder die Fähigkeit, Inhalte je nach Zielsetzung unterhaltend, informativ oder überzeugend zu entwickeln. Oder
auch die Fähigkeit, eine Zielgruppe zu aktivieren, um
sie z. B. an Entscheidungen zu beteiligen, was übrigens
in manchen B2B-Umfeldern traditionell schon immer
geschieht – etwa, wenn die Kundenanforderungen
einerseits und Ideen des Unternehmens für komplexe
Produkte andererseits ganz genau besprochen werden.
Letztlich ist es wichtig, dass man sich bewusst macht,
dass Content immer eine dienende Wirkung hat.
Diese kann sich nur entfalten, wenn vorher klare Zielsetzungen für die Kommunikation erarbeitet wurden
und Strategien, um diese Ziele zu erreichen – einbezogen ist hierin natürlich die erwähnte Zielgruppenanalyse.
Das Ziel „Produkte bekannt machen, um Kunden zu
gewinnen“, ist bekanntlich zu kurz gesprungen.
Aus einigen Studien und auch aus dem regelmäßigen
Kontakt gerade mit KMU wird immer wieder deutlich,
dass es oft an der Grundlagenarbeit fehlt, dass manche
Unternehmen zum Beispiel nie formuliert haben, was
sie denn vom Wettbewerb klar unterscheidet, warum
gerade sie anstelle des Wettbewerbers vorgezogen
werden sollen – nicht nur von Käufern, sondern z. B.
auch von Bewerbern. Ohne Antworten auf solche
Fragen ist aber auch kein sinnvolles Storytelling möglich. Und das Ziel „Produkte bekannt machen, um Kunden zu gewinnen“, ist bekanntlich zu kurz gesprungen.
Stattdessen ist wichtig, sich über komplexe Entscheidungsprozesse klar zu werden – und nicht nur
über Kunden, sondern über alle Zielgruppen nachzudenken sowie über ganz unterschiedliche Zielsetzungen
und Anforderungen von außen.
Vielleicht ist das Gewinnen neuer Mitarbeiter ein
viel größeres Problem als der Produktabsatz? Oder das
Innovationsmanagement? Oder es muss an der Reputation des Unternehmens in der Nachbarschaft gearbeitet
oder Verunsicherung von den Mitarbeitern genommen
werden?
Um die Sache nochmal komplizierter zu machen: In
vielen Situationen ist der Online-Content auch nur ein
Baustein in komplexen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen. Das bedeutet beispielsweise, dass der
für die Onlinekommunikation entwickelte Content und
die Argumentation der Mitarbeiter im Gespräch mit den
Zielgruppen zusammenpassen müssen.
Eine solche Verknüpfung ist wiederum dann gut
möglich, wenn wie erwähnt von einer allgemeinen
Kommunikationsstrategie ausgegangen wird. Damit
scheint mir letztendlich wahrscheinlich, dass Content
Marketing keine eigene Disziplin wird – jedenfalls nicht
im akademischen Sinne. Stattdessen sehe ich OnlinePR und Online-Marketing zusammenrücken, sie haben
aus meiner Sicht die Hauptverantwortung für die
Onlinekommunikation – in enger Zusammenarbeit mit
Gestaltern, Interface Designern, Programmierern und
anderen. Gemeinsam haben sie die Chance, die OnlineKommunikation bestmöglich zu nutzen, um realistische
Ziele eines Unternehmens zu erreichen.
23
Ohne
Zielgruppenkenntnis
wird’s nichts.
B2B Online-Monitor 2014 / Interviews
Content Marketing
bedeutet Rückbesinnung auf die
eigentlichen Werte
des Marketings.
Marketingverantwortliche stehen quasi täglich vor
neuen Herausforderungen, denn die Komplexität des
Tagesgeschäfts ist in den letzten Jahren explodiert
und steigt täglich weiter an. Marken scheinen außer
Kontrolle zu geraten, bisher effektive und effiziente
alte wie neue Kommunikationskanäle an Bedeutung
zu verlieren. Menschen haben gelernt, in der Werbung
Nützliches von Lästigem zu Unterscheiden, manchmal in Sekunden. Der Druck auf die Entscheider
steigt daher: Die Digitalisierung fordert längst fällige
Innovationen und Umdenken in einem jahrzehntelang relativ innovationslosen Marketing-Umfeld ein.
Jetzt kommen plötzlich große Marken wie Red Bull und
Coca Cola und demonstrieren mit ihren Content-Initiativen eindrucksvoll und konsequent, wie es anders
geht. Das weckt Begehrlichkeiten: Soviel Mediawert für
angeblich „umsonst“ wollen alle. Goldgräberstimmung
macht sich breit. Außerdem fühlt sich das irgendwie gut
und groß an. Dass das aber auch viel Geld und Umdenken erfordert, sehen noch die wenigsten.
Andreas Hendrik Berens
Content Marketing Strategist – Gründer stories4brands.com,
Mitgründer von relevanCCe. Content. Concepts, relevancce.com
An Wertschöpfung statt in Verkaufsargumenten
denken.
Denn beim Content Marketing geht es um die Erstellung
von Inhalt, dessen Nutzung unterhaltsam ist, weil er für
seine Zielgruppe bedeutsam und nützlich ist oder einfach Spaß bereitet. Er ist auf eine langfristige Beziehung
mit Menschen und Communities mit ähnlichen Interessen, Lebenszielen und Motivationen ausgerichtet. Sie
sind von diesem Content erstens angezogen (aber nicht
notwendigerweise „darauf angewiesen“), weil er nachhaltig und über eine lange Zeit ihre Interessen anspricht,
ohne dabei vordergründig auf eine von der Marke
erwünschte Transaktion abzuzielen; und zweitens fasziniert, weil sie Kunden einer Marke sein möchten, die ihre
Werte teilt und ihre Bedürfnisse versteht. Das schafft
aber für die Marke ROI-Potenzial erst auf lange Sicht –
abstrakt in Form wertvoller Informationen und Insights
für Research und Brand Building und zugleich konkret
durch geringere Kosten für die Leadgenerierung.
Das Gute an Content Marketing ist dabei, dass
es die Marketingverantwortlichen anhält, wieder an
Wertschöpfung statt in reinen Verkaufsargumenten zu
denken. Marketing selbst wurde eben, das stellt schon
Kotler fest, in den letzten Jahrzehnten immer mehr
mit „Verkaufen“ verwechselt. Content Marketing aber
bedeutet Rückbesinnung auf die eigentlichen Werte des
Marketings: Mehrwerte zu schaffen.
Das Schlechte daran ist, dass in Deutschland nur
wenige Unternehmen Content Marketing richtig
verstanden oder gar organisiert haben – viel zu wenige
kommen aus alten Denkmustern heraus und kommunizieren stattdessen weiter Produktinformationen statt
relevante Inhalte, die eben auch den vielen potenziellen
Kunden nutzen, die noch gar nicht im Kaufmodus für
diese Produkte unterwegs sind.
Darin liegen auch die größten Herausforderungen:
die dazugehörigen Paradigmenwechsel zu verstehen. Es
geht erstens ums Teilen von Inhalten, statt ums Schützen. Es geht zweitens ums Anreichern und Storytelling
statt ums Reduzieren auf Claims und Visuals. Und es
dreht sich drittens in erster Linie alles um den Menschen statt ums eigene Produkt oder Unternehmen.
Marken brauchen für Content Marketing eine klare
Haltung, einen langen Atem und tiefes Verständnis
für die Bedürfnisse der Menschen.
Es gibt viele Gründe, warum es sich für Unternehmen
lohnt, Content Marketing zu betreiben. Der wichtigste
aus meiner Sicht: Relevanter Content kann Marken und
Menschen wieder näher zusammenbringen, weil er Vertrauen und Faszination in ihre Beziehung zurückbringt,
die in Zeiten, in denen man nur noch mit möglichst
billigen Mitteln möglichst viele Produkte verkaufen
wollte, oft verloren gegangen sind. Eine Marke braucht
dazu klare Werte, einen langen Atem und tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Werte der Menschen.
Denn die Menschen entscheiden implizit emotional, ob
sie mit der Marke zusammen sein wollen oder nicht.
Die eindrucksvolle, packende adidas-Dokumentation
„The Return“ über den dauerverletzten Chicago Bulls
Basketballstar Derrik Rose zählt für mich dabei zu den
beeindruckenden Beispielen guten Content Marketings.
Sie macht das adidas Marken-Mission „To help athletes
to achieve peak performance“ eindrucksvoll erlebbar,
zeichnet implizit Parallelen zum Leben der Menschen,
in denen es auch Ups und Downs gibt. Das schafft
Mitgefühl, Übereinstimmung und Zugehörigkeit, was
die Community in ihrer Kommunikation auch dankbar
reflektiert.
Das beste Format für Content bestimmt nicht das
Unternehmen, sondern der Mensch, um den es geht.
Websites, Blogs, Newsletter – generelle Ranglisten für
die Eignung von Content Formaten finde ich kontraproduktiv. Das beste Medium und Format bestimmt nämlich
nicht das Unternehmen, sondern der Mensch, um den es
im konkreten Fall geht. Die Wahl ist daher Bestandteil der
funktionalen Content Strategie: Gib den Menschen was
sie wollen, und zwar wie und wo sie es wollen.
25
Content Marketing wird verschiedene Kommunikationsdisziplinen an einen Tisch und zu gemeinsamer
Verantwortung führen.
Unternehmen sollten darauf achten, alle – wirklich alle –
Abteilungen in die Verantwortung fürs Content Marketing zu nehmen. Content Marketing in Silos betrieben
kann nicht erfolgreich sein. Wie soll in Silos hilfreicher,
nutzwertiger Content für einen Stakeholder entstehen?
Wie soll Content-Entwicklung überhaupt finanzierbar
sein, wenn Marketing, Vertrieb und PR nicht „vom
gleichen Notenblatt singen“? Effektives und effizientes
Content Marketing muss abteilungsübergreifend die
ganze Organisation involvieren.
Der erste Schritt zu erfolgreichem Content Marketing führt über das Verständnis der Abteilungen füreinander. Es wird Zeit, dass alle strategisch, inhaltlich und
technisch Beteiligten Verständnis füreinander entwickeln. Das sollten Unternehmer, CMOs und CEOs von
ihren Verantwortlichen einfordern. Wo überschneiden
sich welche Verantwortungen unterschiedlicher Abteilungen? Welche Ähnlichkeiten der Vorschläge bestehen
auf dem Papier – sind aber vielleicht doch nicht wirklich
deckungsgleich? Welche Ziele ergänzen sich komplementär? Welche Konflikte müssen gelöst werden?
Im zweiten Schritt geht es darum, organisatorische
Voraussetzungen für erfolgreiches Content Marketing zu
schaffen – das konsequente Sprengen der Silos – um die
Effizienz und sogar Effektivität der geplanten und bereitgestellten Budgets zu gewährleisten. Denn die Anforderungen, die Content Marketing an alle Beteiligten stellt,
sind komplex und funktionieren nur abteilungsübergreifend. Das ist sehr ungewohnt und sogar unbequem: Aber
es gibt einfach keine Alternative zur Einrichtung neuer
Prozesse und übergreifender Verantwortlichkeiten: Das
Miteinander von bisher getrennten Unternehmensbereichen muss neu organisiert werden.
Wie sich Content Marketing in Deutschland entwickeln wird? Wenn sich weithin herrschende Abteilungs- und Silodenke nicht auflösen und Nutzwertigkeit
von Content weiter mit Produktbeschreibung oder
Unternehmensverlautbarungen verwechselt wird,
dann werden Budgets wirkungslos verpuffen, Content
Marketing als missverstandene Verkaufsmasche Hype
bleiben und als Begriff so schnell verschwinden, wie es
gekommen ist.
B2B Online-Monitor 2014 / Zentrale Ergebnisse
Zentrale Ergebnisse
79 %
wählen Content Marketing
auf den Marketing-Thron
für die nächsten zwei Jahre.
DER KÖNIG
SETZT AUF ALTBEWÄHRTES:
66 %
News
62 %
PRMitteilungen
58 %
Produktbeschreibungen
48 %
Projektberichte
DOCH DAS ZEPTER
SCHWENKT LANGSAM UM:
43 %
36 %
34 %
34 %
Redaktionelle
Artikel
Social Media
Posts
Informationsgrafiken
Animationen
26
Online-Kommunikation: Einsatz, Erfolg und Ziele
Keine Frage, die Bedeutung der Online-Kommunikation
wächst: Im Schnitt nutzen die B2B-Unternehmen in
diesem Jahr schon zehn Maßnahmen, auch Social Media
kommt dabei stärker zum Einsatz. Doch die zunehmende Vernetzung erschwert das Ringen um digitale
Aufmerksamkeit. Entsprechend orientierungslos streuen die Unternehmen derzeit noch ihre – überwiegend
„klassischen“ – Online-Instrumente. Kurzfristige Zielsetzungen wie schnelle Traffic-Steigerungen erhöhen zwar
ihre Sichtbarkeit im Web, tragen aber nicht dazu bei, die
Kunden besser zu adressieren. Generell fehlt es den Unternehmen dazu noch an Qualifikationen, Ressourcen,
Prozessen und Strategien, und entsprechend unzufrieden sind sie mit den Erfolgen ihrer Kommunikationsbemühungen. Unter anderem gelingt es ihnen nicht, den
ROI ihrer Social-Media-Aktivitäten präzise zu messen.
Social Media ist angekommen und unverzichtbar, kann
aber noch nicht zielführend integriert werden.
Mobile Kommunikation
Im Gegensatz zu den vergangenen Umfragen nimmt die
mobile Kommunikation in diesem Jahr endlich an Fahrt
auf: Vor allem Mobile Websites sind auf dem Vormarsch.
Die in der Praxis häufig falsch angewendeten QR-Codes
werden etwas seltener eingesetzt – hier sind fortschrittlichere Alternativen in Sicht. Man bemerkt, dass die
Unternehmen versuchen, mit der Mobilisierung des
Internets Schritt zu halten, obwohl zukunftsträchtige
Technologien wie Augmented Reality und semantische
Publikationssysteme noch nicht auf dem Plan stehen.
Budgetentwicklung
Hinter einem generellen Investitionsstopp 2013 als Folge
wirtschaftlicher und politischer Ursachen verbirgt sich
ein interessanter Trend: Trotz Rückläufigkeit der absoluten Zahlen steigen die Online-Budgets prozentual gesehen weiter. Das heißt: Unternehmen sparen zwar an ihrer
Gesamtkommunikation, sind aber zunehmend bereit,
Geld für Online auszugeben – und dies sogar stärker als
in den Jahren zuvor. Dennoch prognostizieren sie den
Etats des kommenden Jahres nur verhaltene Steigerungen, hier äußern sich lediglich kleine Unternehmen
mutig zum Wachstum.
27
Digitale Transformation: Bedeutung, Strategie,
Analyse
Mit der digitalen Transformation steht den Unternehmen
ein Kulturwandel bevor, dessen Herausforderungen sie
zwar klar identifizieren, zugleich aber noch fürchten.
Kaum einer wagt es, hier voranzugehen, kaum einer
strebt ein Digital Leadership an – mit Ausnahme jenes
Drittels an Unternehmen, die bereits eine digitale Strategie im Einsatz haben. Der Rest erkennt zwar strukturelle
und analytische Mängel, verharrt aber noch unsicher auf
dem inzwischen weiten Feld der Online-Kommunikation.
Die Unternehmen orientieren sich mehr am Vorankommen der anderen, statt sich abzugrenzen und neue
Wege zu beschreiten.
Content Marketing
Die Unternehmen erkennen, dass nutzbringende Inhalte
die B2B-Landschaft zunehmend beherrschen und
Content Marketing auch bei ihnen in den nächsten zwei
Jahren eine Schlüsselposition besetzen wird. Sie verstehen überdies konkrete Faktoren, die zu einer gelungenen
Umsetzung beitragen, und überführen diese schon
ansatzweise in die Praxis, beispielsweise, indem sie sich
um qualitativ hochwertigere Contents bemühen. Dennoch setzen die meisten auf altbewährte Formate und
kommunizieren eher aus der Unternehmensperspektive,
statt in die persönlichen Themenwelten der Kunden einzusteigen und spannende Storys über mehrere Kanäle
hinweg zu erzählen. Hier zeigt sich, dass die inhaltlichen
Strategien und Produktionsprozesse noch unausgereift
sind. Zudem müssen interne Kommunikationsdisziplinen künftig enger zusammenrücken.
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Digitale Kanäle:
Einsatz, Erfolg und Ziele
Ein Diener vieler Herren
Besitzen wir noch den Überblick?
52 %
haben Probleme,
den Erfolg der
Investition (ROI)
nachzuvollziehen.
Macht Social Media orientierungslos?
Wachsende Kanäle und Tools
Der B2B Online-Monitor zeigte im vergangenen Jahr:
Online-Kommunikation besitzt inzwischen die Leitfunktion innerhalb des gesamten B2B-Kommunikationsmixes.
Dieser Trend setzt sich in der diesjährigen Umfrage
fort. Kein Wunder: Das Spektrum an Kanälen und
Maßnahmen wächst stetig, doch der Überblick über die
Online-Landschaft wird immer schwieriger. Im Schnitt
setzen B2B-Unternehmen aktuell zehn unterschiedliche
Maßnahmen ein, die jedoch nicht immer eine eindeutige
Verbindung zu den Geschäftszielen aufweisen. So steht
zum Beispiel die Steigerung von Bekanntheit und Aufmerksamkeit im Fokus und nicht das Bemühen um innovative, differenzierende und nutzenorientierte Ansätze.
Einsatz von Maßnahmen – „Klassiker“ an der Spitze
Insgesamt scheuen Unternehmen den Einsatz von Maßnahmen nicht, dennoch überwiegt der Eindruck einer
Streuung nach dem Gießkannenprinzip. Dabei konzentrieren sie sich überwiegend noch auf klassische Instrumente wie Newsletter (eingesetzt von 74 Prozent) und
Suchmaschinenmarketing (eingesetzt von 71 Prozent),
dicht gefolgt von den Social-Media-Kanälen Facebook,
Business-Communitys und Video-Plattformen. Diese
drei Social-Media-Plattformen werden jeweils von mehr
29
als 60 Prozent der Teilnehmer in den Mix einbezogen
und haben sich damit weiter etabliert.
Andere „neue“ Maßnahmen wie beispielsweise
Twitter bleiben im deutschsprachigen Raum im Hintergrund. Möglicherweise können die Unternehmen noch
nicht genau einschätzen, welche Kontaktpunkte zum
Kunden förderlich wären. Ausnahme bildet die mobile
Kommunikation, die von immerhin 51 Prozent der Befragten eingesetzt und schon von 25 Prozent als erfolgreich eingestuft wird. Bemerkenswert ist auch, dass die
Akzeptanz der Plattform Google+ und der Einsatz von
Employer Branding jeweils um etwa 25 Prozent angestiegen sind. Bei der näheren Betrachtung der Ergebnisse
stellt sich allerdings die Frage, ob die Unternehmen
mit der zunehmenden Komplexität im Maßnahmenmix
zurechtkommen und hierfür schon geeignete Strategien
entwickelt haben. Denn dies wäre Voraussetzung für
eine zielgerichtete Auswahl und einen effizienten Einsatz
der Kanäle und Aktivitäten.
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Im Vergleich: Top 10 der eingesetzten
Online-Kommunikationsmaßnahmen
Erfolgsbewertung: Eingesetzte
Online-Kommunikationsmaßnahmen
%
Suchmaschinen-Marketing
42
Newsletter
42
%
100
Kampagnen-Landingpages
35
28
Online-Produktkatalog /-Shop
90
Video-Plattformen (YouTube, Vimeo, Dailymotion etc.)
26
80
Mobile Kommunikation (Mobile Web, Apps etc.)
25
70
Facebook-Seite
24
60
Themen- / P rodukt-Specials
24
50
Business Community (z.B. XING, LinkedIn)
22
Twitter-Kanal
17
Blog(s)
17
Extranet (geschlossener Bereich)
16
40
30
20
Bewerber-Plattform (Employer Branding)
10
Online-Magazin oder Web-TV
14
12
Google+
11
Live-Chats (Webinare etc.)
11
0
2012
2011
2013
2014
Social Intranet (Enterprise 2.0)
Online-Kommunikationsmaßnahmen
Foto-Plattformen (Pinterest, Flickr, Instagram etc.)
7
Eigene Fach-Community
7
Eigene Social Media Plattform
6
1. Newsletter
2. Suchmaschinen-Marketing
3. Facebook-Seite
4. Business Community (z.B. XING, LinkedIn)
5. Video-Plattformen (z.B. YouTube, Vimeo, Dailymotion etc.)
Social Media Newsroom
6. Kampagnen-Landingpages
7. Online-Produktkatalog / -shop
8. Twitter-Kanal
Enternainment-Formate (Games etc.)
9. Google+
10. Bewerber-Plattform (Employer Branding)
30
9
31
5
2
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Erfolgsbewertung – auch hier das Bewährte vorne
Suchmaschinenmarketing (42 Prozent) und Newsletter
(42 Prozent) liegen nicht nur beim Maßnahmeneinsatz
an der Spitze, sondern werden auch zusammen mit
„Kampagnen-Landingpages“ (35 Prozent) von den
Befragten am erfolgreichsten eingeschätzt – obgleich
neben diesen klassischen Instrumenten für eine Vielzahl
an kommunikativen Aufgaben wirksamere Tools existieren dürften.
Nicht ganz so positiv bewerten die Teilnehmer den
Erfolg ihrer Social-Media-Kanäle: Weniger als ein Viertel
der Teilnehmer stufen die bisherigen Aktivitäten im
sozialen Netz als erfolgreich ein. Insgesamt werden
nur vier von 22 Maßnahmen als erfolgreich bewertet,
was auf eine wachsende strategische Unsicherheit
beim Umgang mit alternativen Maßnahmen schließen
lässt. Die meisten Unternehmen tun sich immer noch
schwer mit der Erfolgsbeurteilung und der Definition von
zusammenhängenden, aussagekräftigen Erfolgsindikatoren. Wie lange wird diese Unsicherheit noch anhalten?
Können Automationsprozesse im Marketing dieses Problem lösen? Oder liegt die Ursache in der chronischen,
personellen Unterbesetzung der Kommunikationsabteilungen?
Ziele – Hauptsache „gesehen werden“?
Wie schon im Vorjahr zeigt die Frage nach den Zielen,
dass Unternehmen beim Kommunikationseinsatz vorwiegend Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit im Web erzeugen möchten. Als erstes Ziel nennen 59 Prozent der
Befragten die „Steigerung der Zugriffszahlen / Traffic“
– ein Wechsel von Platz vier auf Position eins und damit
eine klare Zunahme gegenüber der letzten Ausgabe
des B2B Online-Monitors. Zu allem Erstaunen stimmen
diesem Ziel vorrangig jüngere Befragte bis 29 Jahre
(70 Prozent) zu wie auch Unternehmen mit mehr als
5.000 Mitarbeitern (70 Prozent).
32
Viel Bekanntheit, noch wenig Beziehungspflege
Insgesamt spiegeln sich in den fünf erstgenannten Zielen vor allem kurzfristige Bestrebungen, darunter Suchmaschinenplatzierung (58 Prozent) und eine generelle
Bekanntheitssteigerung (58 Prozent). Aber die Unternehmen scheinen mit ihrer Online-Kommunikation auch
langfristige Absichten durch Vertriebsunterstützung /
Neukundengewinnung (52 Prozent) und InteressentenGewinnung / Lead-Generierung (43 Prozent) zu verfolgen. Intensive Kontaktaufnahme durch Dialogaufbau
(25 Prozent) und Kunden-Support (20 Prozent) steht
nicht im Fokus. Auch direkter Produktverkauf und damit
eine Umsatzsteigerung gehören bei 29 Prozent zu den
Aufgaben der Marketingverantwortlichen. Erschreckend
wenig Beachtung finden die Ziele „Positionierung als
Meinungsführer“ (37 Prozent) und „Differenzierung vom
Wettbewerb“ (33 Prozent) – obwohl gerade diese beiden
Ziele zu einem Kommunikationserfolg nachhaltig beitragen könnten. Ist diese Einstellung im globalen Wettbewerb überhaupt noch vertretbar? Markenführung und
eine damit verbundene Profilschärfung sind wesentliche
Grundlagen für die Kommunikation von Alleinstellungsmerkmalen und Besonderheiten. Sie sind auch ein nach
innen förderlicher Faktor zur Identifikation und Motivation der Mitarbeiter.
Im Vergleich:
Top 10 Ziele der B2B-Unternehmen
Platzierung
1
1. Steigerung der Zugriffszahlen / Traffic
2
2.Steigerung der Produkt- und Markenbekanntheit
3
3.Bessere Platzierung in den Suchmaschinen
4
4.Vertriebsunterstützung / Neukundengewinnung
5
5.Umfangreiche Produkt- und Unternehmensinformationen
6
6.Interessenten-Gewinnung / Lead-Generierung
Digitale Chancen besser nutzen
In B2B-Unternehmen sind Vertriebsmitarbeiter ein wichtiges Mittel der Kundenbindung. Doch bietet gerade die
Online-Kommunikation Chancen, das alte „Silodenken“
aufzulösen und alle relevanten Mitarbeiter in digitale
Prozesse einzubinden, um den Kunden permanente
Beratungs- und Servicebereitschaft zu signalisieren.
Stattdessen fällt im Vergleich zum Vorjahr das Ziel „Kundenbindung“ / „Beziehungsmanagement“ (33 Prozent)
signifikant nach hinten ab – von Platz fünf auf Rang elf.
Können Unternehmen damit der heutigen Erwartungshaltung der Kunden gerecht werden? Kommunikation
ist ein starkes Bindeglied und kann den Gesamterfolg
maßgeblich unterstützen. Den meisten Mitarbeitern ist
das eigentlich bewusst und sie handeln bereits danach –
im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten.
7
7. Aufmerksamkeitssteigerung
8
8.Verbesserung des Image / der öffentlichen Meinung
9
9.Positionierung als Meinungsführer und Experte
10
10.Differenzierung vom Wettbewerb
2011
2012
2013
33
2014
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Social Media:
Erfolge und Herausforderungen
1/4
Weniger als
der Heeresführer
glaubt an den
sozialen Erfolg:
Twitter ohne Furcht und Adel
Wie wachsen unsere Kompetenzen
zusammen?
24 %
Social Media weiter etabliert – aber noch kein
integraler Bestandteil
B2B-Unternehmen zeigen sich weiterhin bestrebt, Social
Media zum integralen Baustein ihrer Online-Kommunikation zu machen. Doch noch immer stellt das für die
meisten von ihnen eine große Herausforderung dar. Vermutlich siedeln die Teilnehmer die Erfolge ihrer SocialMedia-Aktivitäten deshalb stärker am unteren Ende der
Erfolgsskala an: Nur 26 Prozent sind mit dem Erfolg von
Video-Plattformen und nur 24 Prozent mit dem ihres
Facebook-Kanals zufrieden. Noch weiter abgeschlagen:
Nur 17 Prozent der Entscheider halten Blogs und Twitter
für erfolgreich. Das Netzwerk Google+, das zahlreiche
Einsatzmöglichkeiten für die interne und externe Kommunikation mit kleinen exklusiven Gruppen bietet,
nimmt mit 11 Prozent sogar einen der ganz hinteren
Plätze ein. Werden hier aufgrund der täglichen Aufgabenflut und Überlastung Potenziale nicht erkannt und
genutzt?
Facebook
17 %
Twitter
17 %
Blogs
Strukturelle Herausforderungen
Dass Social Media noch Herausforderungen birgt, belegt
unter anderem eine gleichmäßige Stimmverteilung auf
die unterschiedlichen Antwortkategorien, zum Beispiel
„keine direkte Verbindung zu Verkäufen erkennbar“
35
(36 Prozent Befürworter) oder „fehlende Dialogkultur
im Unternehmen“ (33 Prozent Befürworter). Gerade die
letzte Herausforderung weist auf intern noch nicht ausreichend zusammengewachsene Kommunikationsdisziplinen zwischen Marketing, Vertrieb, Corporate Communications und anderen Abteilungen hin. Ein weiterer
Indikator ist die noch verhaltene Erfolgsbeurteilung von
Social Intranets mit 9 Prozent. Vielleicht bedeutet dieser
Umstand aber auch einen generellen Umbruch- bzw. Ablösungsprozess der bisherigen Intranets. Enterprise 2.0
ist auf jeden Fall ein präsentes Thema in den Köpfen der
Verantwortlichen. Doch der Impuls für einen tiefgreifenden Change-Prozess scheint bislang noch nicht angekommen zu sein. In der digitalen Transformation haben
die Unternehmen noch einen steinigen Weg vor sich.
Keine Shitstorms mehr befürchtet
Immerhin: Nach fünf Jahren B2B Online-Monitor ist die
Furcht vor kritischen Stimmen und Shitstorms gebannt
– ein positives Zeichen für ausgeprägtes Krisenmanagement und die sukzessive Integration von Social Media in
den Geschäftsalltag.
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Größte Herausforderung: ROI
Als größte Herausforderung der Online-Kommunikation
erweist sich für 52 Prozent der Befragten der schwer zu
berechnende ROI – ein Hinweis, dass der Nutzen von
Social Media für viele Unternehmen immer noch nicht
klar messbar ist. Dabei existieren durchaus wirksame
Messgrößen, die sich strategisch aus den Geschäftszielen ableiten lassen. Die Bedenken der Unternehmen hinsichtlich des ROI sprechen zudem dafür, dass die Erstellung qualitativ hochwertiger, kundenspezifischer Inhalte
für soziale Kanäle als zu zeitaufwändig und unrentabel
eingeschätzt wird. Gerade einem B2B-Unternehmen
könnten diese aber dazu verhelfen, Stärken auszuspielen und sich auf einem fachlich hohen Niveau auszutauschen. Doch die bestehenden Fragen bleiben im Raum:
Wie können wir den Dialog besser organisieren? Welche
Ressourcen und Fähigkeiten benötigen wir hierfür? Und
wie viel Budget müssen wir für den erfolgreichen Einsatz
aufbringen?
Übergreifend zeigt sich: Social Media werden noch
nicht als ein Kernaspekt der digitalen Transformation
verstanden, dennoch sind sie dabei, sich weiter in die
vorhandenen Kommunikationsprozesse als wichtiger
Bestandteil zu integrieren.
Im Vergleich: Die größten Herausforderungen
beim Social Media-Einsatz
%
Schwer zu berechnender ROI
52
36
Keine direkte Verbindung zu Verkäufen erkennbar
35
Fehlende Social Media Strategie
Erstellung der Inhalte zu zeitaufwändig
34
33
Fehlende Dialogkultur im Unternehmen
Ungenügend vorbereitete Mitarbeiter
27
Keine Intetgration der Erkenntnisse ins CRM
27
Schwierige Koordination unterschiedlicher Plattformen
27
Ungenügendes / zu aufwändiges Monitoring
26
Zu geringe Anzahl an Followern / Likes
26
Reaktion auf Feedbacks zu zeitaufwändig
25
Zielgruppen passen nicht zum Unternehmen
24
Unsicherheit, ob Zielpersonen richtig angesprochen werden
24
Angst vor kritischen Stimmen
21
Keine Auswirkung auf das Markenimage
Sonstiges
36
37
7
1
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Mobile Kommunikation:
Einsatz und Inhalte
Responsive Websites
36 %
31 %
im Einsatz
in Planung
Abseits vom Hofe
Sind wir mobil genug?
Mobile Websites
27 %
im Einsatz
26 %
in Planung
Mobiler Einsatz kommt in Gang
Nachdem sich im Bereich „mobile Kommunikation“ bis
2013 nur wenig bewegte, kommt in diesem Jahr endlich
Fahrt auf: 51 Prozent der befragten Unternehmen setzen
inzwischen mobile Kommunikationsformen ein – noch
vor zahlreichen Social-Media-Instrumenten wie „FotoPlattformen“ (39 Prozent) oder „eigene Social-MediaPlattformen“ (33 Prozent). Jedem scheint bewusst,
dass er am Einsatz mobiler Kommunikation künftig nicht
mehr vorbeikommt. Aber welche Szenarien kommen
damit auf die Unternehmen zu, und wie können sie den
geänderten Nutzungssituationen adäquat begegnen?
Mobile Websites auf dem Vormarsch
Das Voranschreiten äußert sich unter anderem im
zunehmenden Einsatz mobiler Websites – immerhin verfügen bereits 36 Prozent über eine responsive Website,
bei 31 Prozent ist diese in Planung. Weitere 27 Prozent
bieten ihren Kunden eine spezielle Mobile Website und
26 Prozent befinden sich im Entwicklungsprozess. Im
letzten Jahr verfügten 48 Prozent der Unternehmen
über eine mobile Internetpräsenz – eine Zunahme von
immerhin 15 Prozent. Keine Frage also, das Internet
macht mobil.
39
Wenig Entwicklung bei Apps
Die bislang geringe Verbreitung herstellerunabhängiger
Web-Apps setzt sich auch in diesem Jahr fort. Nur 18
Prozent der Teilnehmer setzen sie derzeit ein und nur
16 Prozent zeigen Bereitschaft, diese in Zukunft in ihr
Maßnahmenpaket integrieren – hier halten sich selbst
große Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern
zurück. An dieser Stelle wird eine Tendenz deutlich: Die
Unternehmen bevorzugen durch die neuen technischen
Rahmenbedingungen eindeutig Mobile Websites im
Gegensatz zu Web-Apps. Bedeutet dies in Zukunft das
Aus für Web-Apps?
Erneut liegen die nativen Apps vorne, die an Hersteller und Plattformen (iOS, Android, Windows Mobile
etc.) gebunden sind, aber verglichen mit Web-Apps
Nutzungsvorteile bei Gerätesensoren und Performance
aufweisen. Immerhin 25 Prozent (im Vorjahr 23 Prozent)
der Unternehmen haben eine native Applikation am
Start und weitere 16 Prozent (im Vorjahr ebenfalls 16
Prozent) planen künftig ihren Einsatz. Durch die Konsolidierung der wichtigsten Betriebssysteme auf drei
wesentliche Plattformen (iOS, Android und Windows
Mobile) wird sich diese Entwicklung wohl ähnlich fortsetzen.
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Einsatz mobiler Maßnahmen
%
36
27
25
18
16
15
66
31
Sinkende Planungswerte für QR-Codes
2013 setzten noch 50 Prozent der Unternehmen QRCodes ein, aktuell liegt der Anteil noch immer bei
45 Prozent. Dahingegen verzeichnen die Planungswerte
einen Tiefststand von nur 9 Prozent. In der Praxis
wurden QR-Codes häufig falsch angewendet, obwohl
sie in diesem Jahr noch an der Spitze der eingesetzten
Mobilmaßnahmen liegen. Die Technik hat sich rasant
weiterentwickelt und ausgeklügelte Bilderkennung ersetzt nun die veraltete Zwischenlösung.
60
26
33
47
Responsive Website
(Anpassung an Ausgabegerät
und Nutzungskontext)
Mobile Website
(speziell für mobile Endgeräte
entwickelt)
Native Apps
(iOS, Android, Windows-Mobile
etc.)
Web-Apps
(herstellerunabhängige HybridApplikationen)
Verhaltene Zukunftsorientierung
Ihre mobilen Inhalte optimieren die Unternehmen vorwiegend zum Zwecke der Vertriebsunterstützung, denn
bereitgestellt werden vor allem Servicefunktionen (bei
17 Prozent), Produktkataloge (bei 16 Prozent) und Präsentationen (bei 16 Prozent). In anderen Bereichen (z. B.
„Location Based Services“, eingesetzt von 7 Prozent,
oder „mobile Wissensplattformen“, eingesetzt von
3 Prozent) werden derzeit noch Anwendungsszenarien
gesucht; hier mangelt es anscheinend noch an Nutzungskontext und Inspiration.
Erstaunlich ist auch die kaum vorhandene Bereitschaft, Augmented Reality (bei nur 4 Prozent im Einsatz)
in das Angebot zu integrieren – trotz langjähriger Experimente auf diesem Gebiet und einem kurzzeitigen Hype.
Im Einsatz
Geplant
Weder noch
40
41
Ob hier Google Glass neuen Schwung bringen wird? Die
Möglichkeiten, über die Datenbrille unser Sichtfeld mit
nützlichen Informationen anzureichern, scheinen unbegrenzt. Doch noch werden heftig Sinn und Nutzen und
natürlich die potenziellen Gefahren diskutiert. Generell
scheinen B2B-Unternehmen zukunftsträchtige Felder
und intelligente Technologien im Mobilbereich eher
kritisch zu beäugen, und eine Annäherung erfolgt nur
sehr schleppend.
Doch die Fiktion wird manchmal schneller Realität,
als wir vermuten. Der mobile Nutzungskontext wird in
diesem Jahr erstmals den stationären Internetzugang
in der Zugriffshäufigkeit ablösen. Sind die Unternehmen
darauf wirklich vorbereitet? Statische Websites gehören damit der Vergangenheit an. Gefragt sind adaptive
Systeme, die nicht nur die Oberfläche an die Nutzungssituation anpassen, sondern vor allem auch den Content personalisiert und kontextorientiert zur Verfügung
stellen. Dazu sind semantische Publikationssysteme
nötig, die aus dem Bewegungsverhalten und weiteren
aktuellen Informationen die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer automatisch erkennen und entsprechende Inhalte ausliefern.
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Bereitstellung mobiler Inhalte
%
%
45
17
15
68
16
19
65
16
6
7
3
90
7
87
17
5
4
91
5
7
88
67
9
46
QR-Codes
Mobile Servicefunktionen
(Apps)
11
11
Mobile Präsentationen
(Vertriebsunterstützung)
9
9
8
16
17
9
Location Based Services
(Ortskontext)
Mobile Lernplattform
(Mobile Training)
3
7
4
8
90
88
Mobile Cloud Services
Mobile Projektplattform
(Kollaboration)
1
99
13
87
83
78
Moble Werbung
(Display, Couponing etc.)
Mobiler Produktkatalog
75
Mobiles Kundenmagazin
74
Mobiler Shop /
Mobile Commerce
Mobile Social Media
(Beratung und Dialog)
Augmentet Reality
Anwendungen
Mobile Wissensplattform
(Mobile Wiki)
Im Einsatz
Geplant
Weder noch
42
43
Mobile Games
(Entertainment)
Sonstiges
B2B Online-Monitor 2014 / Stellenwert der Online-Kommunikation
Budgets:
Höhe und Trends
L'État, c'est Moi – L'État, c'est ROI
Investieren wir königlich?
ANTEIL
DER ONLINE-KOMMUNIKATION
AM GESAMTBUDGET
ANNO
ANNO
Mitarbeiter
2010
2013
< 250
20 %
38 %
< 1.000
13 %
26 %
< 5.000
16 %
25 %
> 5.000
19 %
20 %
Online-Budgets zwischen Flaute und Aufwind
Vier Jahre lang berichtete der B2B-Online-Monitor über
kontinuierlich steigende Online-Kommunikationsbudgets. Die diesjährigen Ergebnisse zeigen: Von 2013 auf
2014 sank das durchschnittliche Budget für Online-Kommunikation von 131.000 auf 105.000 Euro. Das bedeutet
einen deutlichen Investitionsstopp im Jahr 2013, der
sich sehr wahrscheinlich auf die Europa-Finanzkrise und
die Bundestagswahl zurückführen lässt.
Die alleinige Betrachtung der absoluten Zahlen verstellt jedoch den Blick auf eine spannende Entwicklung:
Gemessen an den Budgets für die Gesamtkommunikation steigen die – auf den ersten Blick rückläufigen –
Online-Etats kontinuierlich weiter. Noch 2010 zeigte sich
bei den Unternehmen ein Mittelwert von 17 Prozent, der
in diesem Jahr bereits bei 31 Prozent liegt. Das bedeutet:
Unternehmen mögen zwar an ihrer Gesamtkommunikation einsparen, sie sind aber zunehmend bereit, Geld
für Online auszugeben. Mehr noch: Der Online-Kommunikation wird aktuell mehr Rechnung denn je bei der
Budgetverteilung getragen. Das gilt im Besonderen für
kundennahe Branchen wie Handel und Dienstleistungen,
die naturgemäß investitionsfreudiger agieren als andere
Wirtschaftssektoren und in denen sich Kommunikationserfolge schneller einstellen als im Maschinen- und
Anlagenbau oder bei Chemie und Pharma.
45
Vorsichtige Prognosen
In Zukunft erwarten die Entscheider einen kontinuierlichen, wenngleich moderaten, Anstieg ihres Budgets von
durchschnittlich 11 Prozent. Damit knüpfen sie an ihre
vorsichtigen Prognosen des Vorjahres an. In diesem Jahr
zeigen sich auch deutliche Diskrepanzen zwischen kleinen und großen Unternehmen: Beispielsweise rechnen
22 Prozent der Entscheider aus dem kleinsten Segment
(< 250 Mitarbeiter) mit einem immensen Budgetwachstum von über 50 Prozent, während ein solcher Anstieg
nur von 7 Prozent der Entscheider aus großen Unternehmen erwartet wird (> 5.000 Mitarbeiter). Reagieren
somit die großen Tanker generell behäbiger als die kleinen Schnellboote? Oder sind die absoluten, monetären
Größen der Etats für Online-Kommunikation ausschlaggebend? Ist digitale Kommunikation per se günstiger als
klassische Maßnahmen? Wenn ja, warum steigt dann der
Anteil am Gesamtvolumen nur so schleppend? Auch an
dieser Stelle scheint der Hinweis angebracht, dass Kommunikation noch immer nicht vernetzt genug betrachtet
wird und die Wirkungszusammenhänge unklar bleiben.
Ganzheitliche Strategien und übergreifende Kontrollsysteme werden in Zukunft diese Fragen beantworten.
Die eher verhaltene Prognose von im Durchschnitt 10
Prozent Budgetzuwachs lässt sich als psychologischer
Faktor werten, der der tatsächlichen Steigerung in etwa
entspricht, aber vor allem auf die Jahresplanungen der
Unternehmen zurückzuführen ist. Mehr Geld wird in den
seltensten Fällen bewilligt und Budgetverschiebungen
bleiben ein schleichender Prozess.
Anteil der Online-Kommunikation am Gesamtbudget: Mittelwerte nach Betriebsgrößen
%
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2010
2011
2012
2013
Branchen
Bis 250 Mitarbeiter
250 bis 1.000 Mitarbeiter
1.000 bis 5.000 Mitarbeiter
Über 5.000 Mitarbeiter
46
47
B2B Online-Monitor 2014 / Digitale Transformation
Wandel:
Bedeutung und Herausforderung
ZIELE
AUF DER SUCHE NACH
DEM HEILIGEN GRAL.
Im Kaiserreich des Digitalen
Wandeln wir uns mit?
JETZT
NEU!
LE
SA
nur
nur
nur
nur
33 %
37 %
33 %
29 %
fördern
die
Kundenbindung
wollen
den direkten
Verkauf
unterstützen
wollen
wollen
sich von der
sich als
Masse
Meinungsführer
abheben
aufstellen
Digitale Technologien sind allgegenwärtig; sie zwingen
Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken
und an die veränderten Arbeits- und Lebensumstände
der Kunden anzupassen. Wer diesen grundlegenden
Wandel ignoriert, wird auf Dauer in seiner Existenz
bedroht. Wer ihn hingegen nutzt, dem ermöglicht er
Innovation und Wachstum.
Erstmals fragte der B2B Online-Monitor danach, was
Unternehmen mit der digitalen Transformation verbinden. Die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer identifizierte zahlreiche Merkmale, in denen sich zugleich
Befürchtungen spiegeln, darunter fehlende Strategien,
unzureichende Digitalkompetenz oder erforderliche
Change-Prozesse. Wichtige Faktoren werden zwar von
allen Unternehmen erkannt, die Operationalisierung
muss in der Praxis aber erst noch gelingen.
49
B2B Online-Monitor 2014 / Digitale Transformation
Was verbinden B2B-Entscheider mit der
digitalen Transformation?
%
90
86
80
18
12
8
2
Gesellschaft und Unternehmen müssen
sich den digitalen Herausforderungen
stellen.
69
2
2
Die zunehmende Komplexität verlangt neue
Strategien zur Planung und Koordination
von Kommunikation.
Management und die Mitarbeiter von Unternehmen benötigen mehr digitale Medienkompetenz.
35
33
40
50
25
25
17
6
Die zunehmende Nutzung mobiler Endgeräte benötigt mehr Kontextbezug in der
Kommunikation.
Marketing- und Kommunikationsprozesse
werden durch Softwarelösungen deutlich
vereinfacht.
Social Media wird zukünftig als Synonym
für den digitalen Dialog verwendet werden.
Trifft überwiegend zu
Trifft teilweise zu
Trifft kaum zu
50
51
B2B Online-Monitor 2014 / Digitale Transformation
Strategie:
Entwicklung und Umsetzung
89 %
wollen die digitale
Herausforderung
annehmen
Wege in die Schatzkammer
Sind wir strategisch vorbereitet?
31 %
haben eine
Digitale Strategie
16
Nur
%
wollen zum Digital
Leader aufsteigen
Warum eine Digitalstrategie?
Die digitale Transformation durchläuft ein Unternehmen
wellenförmig: In der ersten Welle möchte das Unternehmen sich selbst und seine Produkte präsentieren und
am Markt positionieren. Das entspricht dem Ansatz
einer „digitalen Niederlassung“. In der zweiten Welle
werden geschäftsfördernde Prozesse digital abgebildet
und in die Unternehmensabläufe integriert. Als Beispiel
hierfür können E-Shops und Konfiguratoren gelten.
In der dritten Welle rücken die Kunden endlich in den
Mittelpunkt. Angefangen bei der Personalisierung der
Online-Angebote bis zur Einbindung von Social Media
verwandelt sich das Unternehmen nun langsam in ein
digitales Ökosystem, das Beziehungen zwischen allen
Beteiligten etabliert und fördert. Rückblickend sprechen
die Studienergebnisse der letzten vier Jahre dafür, dass
B2B-Unternehmen beim Einsatz ihrer Maßnahmen nur
in seltenen Fällen über die zweite Welle hinauskommen.
Erwünschte Mangelware, aber in Arbeit
Die große Mehrheit mit 89 Prozent der Teilnehmer
wünscht sich eine neue Digitalstrategie im Unternehmen. Das verwundert kaum: Nur 31 Prozent geben bislang an, eine durchgängige Strategie definiert zu haben,
mit der sie angestrebte Prozesse und Aktivitäten gezielt
umsetzen. Das deckt sich mit der wenig ausgerichteten
Maßnahmenstreuung (vgl. Kap I.1), die bereits auf
fehlende strategische Vernetzung hinweist.
53
Die Selektion von Kanälen scheint im Vorfeld auszubleiben, wodurch Zielgruppen letztlich nicht passgenau
adressiert werden können. Allerdings arbeiten derzeit
52 Prozent der Unternehmen an einer Strategie oder
werden in diesem Jahr noch eine solche entwickeln –
damit scheint das Thema immerhin „top of mind“ bei
Entscheidern. Ein wesentlicher Aspekt der digitalen
Transformation betrifft auch die Unternehmenskultur
und die Einbindung der Mitarbeiter in den Wandel. Dies
sollte in einer ganzheitlichen Strategie nicht vernachlässigt werden. Von daher geht es nicht nur darum, ob eine
Strategie entwickelt wird, sondern auch wie. Haben die
Unternehmen geeignete Methoden und Kenntnisse und
berücksichtigen sie alle notwendigen Wirkungszusammenhänge? Oder sind die Beratungsmodelle gar veraltet
und passen nicht mehr zu digitalem Fortschritt und
vernetztem Denken?
B2B Online-Monitor 2014 / Digitale Transformation
Verbreitung einer Digitalstrategie
Positiv: bereichsübergreifende Strategiefindung
Ein positives Bild spiegeln die an der Strategieentwicklung beteiligten Teams: Das Marketing übernimmt
mehrheitlich (in 47 Prozent der Unternehmen) die
Federführung bei der Strategiefindung, in 35 Prozent der
Fälle sogar die Geschäftsführung selbst. Hierbei zeigt
sich auch die zukünftige Stellung der Marketingleiter:
Sie werden immer mehr strategische Entscheidungen
übernehmen müssen, da Kommunikation für den Geschäftserfolg unabdingbar geworden ist. Ausnahmslos
alle Unternehmen beziehen weitere relevante Abteilungen ein, was für einen gesteigerten Vernetzungsgrad
und konstruktiven Austausch bei dieser Aufgabe spricht.
Fraglich bleibt, warum der kundennahe Vertrieb in nur
7 Prozent der Fälle der Initiator/Federführer der Strategie bleibt und sich nicht intensiver an digitalen Entwicklungen beteiligt. Vielleicht hängt das aber nicht so sehr
an den Abteilungen insgesamt, sondern an einzelnen
Führungspersonen. Denn: 80 Prozent der Teilnehmer
schreiben dem Management (auch selbstkritisch) nicht
genügend digitale Medienkompetenz zu. Hier besteht
akuter Handlungsbedarf, die Leitungsfunktionen mit
entsprechendem Know-how und Instrumenten auszustatten, um den digitalen Wandel zu ermöglichen.
Wo sind die Digital Leader?
Welches Ziel verfolgen die Unternehmen mit ihren
Strategien? Die Messlatte liegt hier niedriger, als man
vermuten würde, denn dem Anstreben eines „Digital
Leaderships“ erteilen die meisten noch eine Absage.
Nur die wenigsten (16 Prozent) stellen sich „absolut“
der Herausforderung, als digitale Benchmark ihrer
Branche zu gelten. Doch weitere 21 Prozent halten es für
ein realistisches Ziel und bemühen sich um Anschluss
an die Spitze. Offenbar trauen sich es die restlichen
Entscheider mit ihrem derzeitigen Rüstzeug noch nicht
zu, kommunikative Pionierarbeit zu leisten. Stattdessen
genügt den meisten der Anspruch, digitaler Mitläufer im
Markt zu bleiben. Dabei bekennen sich ausgerechnet
die größten Unternehmen (> 5.000 Mitarbeiter) mit
11 Prozent am wenigsten zu einem „Digital Leadership“.
54
Mehr Selbstvertrauen bei Strategen
In Hinblick auf eine künftige digitale Führungsposition
zeigen sich gravierende Unterschiede zwischen Unternehmen, die derzeit mit bzw. ohne Digitalstrategie arbeiten: Fast die Hälfte aller „Nichtstrategen“ (46,7 Prozent)
schließt ein „Digital Leadership“ als wichtigstes Ziel in
den nächsten zwei Jahren komplett aus, nur 3,3 Prozent
von ihnen sehen darin einen Vorsatz.
Im Vergleich dazu streben 27,8 Prozent der Strategen
ein „Digital Leadership“ „absolut“ an und 31,5 Prozent
„überwiegend“. Das bedeutet: Je strategischer ein Unternehmen arbeitet, desto höher scheint es sich langfristig Ziele zu stecken – und desto mehr vertraut es in
seine digitale Wandlungsfähigkeit.
Die Mehrzahl aller Teilnehmer (52 Prozent) hatte
angegeben, noch in diesem Jahr eine Digitalstrategie entwickeln zu wollen – insofern zeichnet eine sich
Aufbruchsstimmung ab. Es bleibt spannend, ob sich
die angehenden Strategen in den nächsten zwei Jahren
ebenfalls wagemutiger zeigen und einen Aufstieg zum
Digital Leader ansteuern.
Partner bei der Strategieentwicklung
Insgesamt ziehen 78 Prozent der Unternehmen externe
Partner bei der Strategieentwicklung hinzu. Bemerkenswert ist die kaum vorhandene Konsultation von Marketing- und Managementberatern gegenüber Digital-,
Werbe- oder PR-Agenturen, obwohl deren Instrumente
und Vorgehensweisen im Bereich „Geschäftsmodellund Serviceentwicklung“ sowie „Organisationsentwicklung und Prozessdefinition“ ausgereifter und zielführender sind. Doch auch der Markt an Beratungsmodellen
wird neu geordnet, denn digitale Strategien benötigen
Expertise in vielfältigen Disziplinen. Die Grenzen zwischen Kreation, Produktion, Organisation, Management
und IT lösen sich immer stärker auf.
31 % Ja.
52 % Nein, erarbeiten wir zurzeit oder in den nächsten 6 bis 12 Monaten.
17 %
Nein, planen wir auch nicht innerhalb des nächsten Jahres.
Fokus auf Digital Leadership
16 % Ja, stimme ich absolut zu.
21 % Ja, stimme ich überwiegend zu.
35 % Stimme ich teilweise zu.
18 % Nein, stimme ich nicht zu.
10 % Keine Angabe
55
B2B Online-Monitor 2014 / Digitale Transformation
Analyse:
Qualität und Nutzen
Die Herrscher
sind verwirrt:
Auf in die Datenschlacht
Messen wir wirklich relevant?
6%
sind
sehr
zufrieden
mit ihrer
Erfolgskontrolle
43 %
sind
unsicher,
ob die
Erfolgskontrolle
funktioniert
Quantität vor Qualität
Die Antworten zur Analyse und Erfolgsmessung in den
Unternehmen knüpfen an die Verteilung der letzten Ausgaben der Studie an: Bei insgesamt 86 Prozent werden
quantitative Analysen (z. B. Nutzer- und Fanzahlen oder
Seitenaufrufe und Besuche) eingesetzt, um Rückschlüsse auf die eigene Online-Kommunikation zu erhalten.
Knapp die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) wendet
qualitative Messverfahren wie Zielgruppenbefragungen
oder Fokusgruppen an. Immerhin 40 Prozent vertrauen
auf eine Kombination aus beiden Erhebungsformen.
Übergreifend zeigt sich jedoch ein Hang zur Zahlengläubigkeit und Statistik. Doch wie zuverlässig sind diese
Aussagen und bekommen die Unternehmen damit ihre
Fragen beantwortet? Wenn es nur darum geht, die Ziele
„Aufmerksamkeitssteigerung“ oder „Erhöhung der
Zugriffszahlen“ zu belegen, dann geht die Rechnung
sicherlich auf. Möchte man hingegen Erkenntnisse zu
Wirkung und Erfolg der Maßnahmen gewinnen, muss
man etwas genauer hinhören.
57
Vermessene Erfolge?
Unterschiede spiegeln sich auch in der Zufriedenheit:
Gerade einmal 6 Prozent der Teilnehmer fühlen sich
„sehr zufrieden“ mit ihren Erfolgskontrollen und sind
sich „sicher“, mit dem gewählten Messverfahren die
richtigen Erkenntnisse zu bekommen. Die Hälfte der
Teilnehmer gibt sich „einigermaßen“ sicher, was aber ein
Hinweis auf den Wunsch nach intensiverer und besserer
Erfolgskontrolle ist. Die Unsicherheit über die Qualität
der Messergebnisse und damit über die richtige Einschätzung des Kommunikationserfolgs führt bei den
restlichen Unternehmen zu einer gefährlichen Orientierungslosigkeit, die sich auch im nichtfokussierten
Maßnahmeneinsatz widerspiegelt. Dabei wäre es sicher
besser, etwas Zeit und Geld zu investieren, um einmal
die Grundlagen professionell aufzusetzen und dann
durch effiziente Ausgestaltung und Optimierung der
Aktivitäten einen vielfachen Betrag wieder einzusparen.
B2B Online-Monitor 2014 / Digitale Transformation
Quantität oder Qualität?
Wie messen B2B-Unternehmen den Erfolg
ihrer Online-Kommunikation
Erhebungen zur Entscheidung über
Online-Maßnahmen
%
40 % Sowohl quantitativ als auch qualitativ
5 %
46 % Nur quantitativ, anhand von Besuchszahlen, Mitgliedern, Followern etc.
Nur qualitativ, z.B. durch (stichprobenartige) Zielgruppenbefragungen
Interne Erhebung durch Vertrieb und Außendienst
56
Web-Tracking
47
Spezifische Marktforschung (demografische Daten)
46
Allgemeine Marktforschung (demografische Daten)
37
Social Media Monitoring
33
Online-Kundenbefragungen (Fragebogen, Feedbacks etc.)
27
Auswertung CRM-Daten (Data Mining)
9 %
20
Erstellen von sog. Customer Journeys (Szenarien)
14
Gar nicht
Tiefeninterviews (intensive Einzelbefragung)
Sonstiges
Subjektive Kontrollinstanzen
Bei der Entscheidungsfindung in der Auswahl geeigneter
Online-Maßnahmen verlassen sich viele Unternehmen
auf interne Gatekeeper wie Vertrieb und Außendienst.
Auch in diesem Jahr baut die Mehrheit der Teilnehmer (56 Prozent) auf interne Informationsquellen, die
Empfehlungen zu den von Kunden gewünschten Inhalten
und Funktionen abgeben. Dennoch setzt fast die Hälfte
aller Unternehmen (46 Prozent) spezifische Marktforschung ein, indem sie das Kundenverhalten analysieren.
Kein Unternehmen vertraut ausschließlich einer Erhebungsform, die meisten kombinieren mehrere Ansätze
miteinander.
An zweiter Stelle wird Web-Tracking mit 47 Prozentpunkten als zentrales Analysewerkzeug genannt. Ein
Drittel der Unternehmen betreibt auch Social-MediaMonitoring (33 Prozent) und 23 Prozent kombinieren
58
beide Methoden. Leider finden die Erkenntnisse anscheinend immer noch keinen Weg in die CRM-Systeme,
die lediglich von 20 Prozent der Teilnehmer als Entscheidungsinstrument genutzt werden. Die wenigsten
Unternehmen setzen wirklich tiefgehende Befragungen
in Einzelinterviews (8 Prozent) und detaillierte Betrachtungen der Kundenerlebnispfade (Customer Journey:
14 Prozent) ein.
Nicht nur im Bereich Social Media fällt es schwer,
den ROI aufgrund mangelnder Messgrößen nachzuvollziehen. Die Themen „Analyse des Nutzerverhaltens“
und „Erfolgsmessung“ stehen ebenfalls nach wie vor im
Brennpunkt. Die Unternehmen benötigen endlich
bessere und umfassende Erhebungssysteme, die vor
allem qualitative Aussagen und ein besseres Zielgruppenverständnis ermöglichen.
59
8
2
B2B Online-Monitor 2014 / Schwerpunkt: Content Marketing
Schwerpunkt:
Content Marketing
Definition „Content
Marketing“:
das Vermarkten
mittels nützlicher,
unterhaltsamer,
kundennaher Inhalte
– ohne Produkte
direkt zu bewerben
60
Des Inhalts neue Kleider
Sind wir "Kings of Content?"
„Content“ in Form beliebiger Inhalte gibt es schon lange,
doch ihr Einsatz als nützlicher, kundenkonformer Dialog
konnte sich erst durch Social Media etablieren. Dabei
dreht sich alles um das persönliche Adressieren des
Kunden und die Anpassung an dessen Themenwelten.
Das setzt die Erstellung anspruchsvoller, relevanter Contents voraus, für die die Kommunikationsdisziplinen in
Unternehmen eng zusammenrücken müssen – für viele
von ihnen augenscheinlich nicht leicht zu realisieren.
Zudem fehlt es häufig an Ressourcen, Know-how, Zeit,
Budget und Qualifikationen. Gerade im B2B-Bereich
wird Content Marketing immer wichtiger, denn fachlich
qualifizierte Inhalte spielen dort eine besondere Rolle.
Ist das Ende der Massenkommunikation in Sicht? Wird
werbliche Ansprache signifikant an Bedeutung verlieren
und damit Einbußen in der Budgetverteilung hinnehmen
müssen? Und verstehen die Verantwortlichen, was sich
hinter dem Schlagwort „Content Marketing“ verbirgt?
61
Content besitzt Schlüsselposition – Kernhypothese
belegt
Die Mehrheit der Befragten (79 Prozent) befürwortet
die Tatsache, dass Content Marketing innerhalb der
nächsten zwei Jahre die Kommunikationslandschaft
maßgeblich bestimmen wird – womit die Kernhypothese
des diesjährigen B2B Online-Monitor bestätigt ist.
B2B Online-Monitor 2014 / Schwerpunkt: Content Marketing
Befürworter der Aussage "Content-Marketing
nimmt innerhalb der nächsten zwei Jahre eine
führende Rolle im Maßnahmen-Mix ein."
38 % Ja, stimme ich absolut zu.
35 % Ja, stimme ich überwiegend zu.
18 % Stimme ich teilweise zu.
2 % Nein, stimme ich nicht zu.
7 % Keine Angabe
62
Content Marketing als „Königsweg“?
Content-Formate – Unternehmen schreiben noch
keine Geschichte
Die letzten Ausgaben des B2B Online-Monitor zeigten:
Etablierte Online-Kanäle sind immer noch beliebter als
Social Media. Die Art des derzeit in B2B-Unternehmen
produzierten Contents folgt diesem Erklärungsmuster:
Klassische Contents wie Pressemitteilungen (bei 62
Prozent), Produktbeschreibungen (bei 58 Prozent) oder
Case Studys (bei 48 Prozent) führen die Rangliste an. An
der Spitze liegen „News“ mit 66 Prozent. Hier scheinen
die Befragten Aktualität gleichzusetzen mit Relevanz
und Nutzen für die Zielgruppe. Bei der Mehrheit der Inhalte handelt es sich zudem um Publikationen aus Zeiten
der „Einbahnstraßenkommunikation“, sprich einseitige
Texte, die aus der Unternehmensperspektive heraus
verfasst werden, aber nur selten Kundensichtweisen
transportieren und nicht auf gegenseitigen Dialog abzielen. Ist dieses Verhalten bei der Menge an Informationen
und Botschaften, die täglich auf uns einstürzen, noch
zielführend? Oder ist es nur die Macht der Gewohnheit?
Der Wissensspeicher Internet hat die Welt auf den Kopf
gestellt: Nicht mehr Inhalte finden zum Nutzer, sondern
der Nutzer findet den Inhalt, so lautet die Devise. Das
verlangt aber nicht nur nach möglichst persönlichen
Inhalten, sondern auch nach außergewöhnlichen und
spannenden Geschichten.
63
Redaktioneller Content aber schon im Rennen
Deshalb ist ein redaktionelles Bemühen der Unternehmen unverkennbar: Viele von ihnen setzen auf redaktionelle Artikel (43 Prozent) oder versuchen, mit SocialMedia-Posts (36 Prozent) einen Dialog zu entfachen.
Die von 43 Prozent der Teilnehmer eingesetzten Präsentationen bieten sich zum Beispiel für Vorträge an oder
als Content für Slideshare oder ähnliche Plattformen.
Auch Infografiken (34 Prozent), Erklärfilme (34 Prozent)
und Whitepaper (33 Prozent) gehören zum Repertoire,
seltener sind es aufwändige und kostenintensive Studien
(20 Prozent) oder Online-Events wie Webinare (11 Prozent). Im Durchschnitt produzieren die Unternehmen in
regelmäßigen Abständen sieben bis acht unterschiedliche Formate. Das klingt zunächst nach einer hohen
Anzahl, deckt aber im Grunde das Standardspektrum
der inzwischen „klassischen“ Inhalte ab.
B2B Online-Monitor 2014 / Schwerpunkt: Content Marketing
Content-Formate
%
Aktuelle Neuigkeiten (News)
66
Pressemitteilungen (Online, Website)
62
Produktbeschreibungen (Text, Bild, Video)
58
Projektberichte (Case Studies, Best Practices)
48
Präsentationen (Folien und Vorträge)
43
Redaktionelle Artikel (Reportagen und Dokumentationen)
43
Social Media Posts (Blog, Facebook, Twitter)
36
Illustrationen und Informationsgrafiken
34
Erklärfilme und Animationen
34
Unternehmensfilm
34
Themenbroschüren (Whitepaper)
33
FAQs (oder Verzeichnisse)
30
Kundenmagazin
24
Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsbericht
24
Kundenstimmen (Testimonials)
21
Umfragen und Studien
20
Advertorials (gesponsorte Artikel)
Content-Formate
eingesetzt
18
Auswahlhilfen (virtuelle Assistenten)
17
Online-Events (Webinare, Live-Streaming)
11
Branded Apps
11
9
Branchenberichte (Marktanalyse)
Fachbücher (eBooks)
7
Inhalte von Drittanbietern (Zukauf, Aggregation)
6
Virtuelle Messen
64
7–8
19
Interviews
Sonstiges
Im Schnitt werden
22
Mitarbeitermagazin
Branded Games
MÖGEN
DIE SPIELE
BEGINNEN:
4
2
1
65
B2B Online-Monitor 2014 / Schwerpunkt: Content Marketing
Faktoren für ein gelungenes
Content Marketing
%
Faktoren des Content Marketings – die Zielguppe
zählt
Als weitaus wichtigsten Faktor für ein gelungenes Content Marketing sehen die Unternehmen mit 78 Prozent
die „Zielgruppenrelevanz“ an; mit lediglich 44 Prozent
folgt „Aktualität“ an zweiter Stelle. Die in der „Zielgruppenrelevanz“ implizierte Kundenorientierung scheint
jedoch mehr einer Wunschvorstellung als bisherigen
Marketingpraktiken zu entspringen. Denn: Ein Unternehmen muss erst einmal seine Zielgruppen analysieren,
um deren Bedürfnisse zu kennen und den passenden
Content zu produzieren. Dass dies noch nicht stattfindet, belegt unter anderem die geringe Bedeutung, die
die Teilnehmer dem Faktor „personalisierte Inhalte“
beimessen (15 Prozent).
Qualitätsbedarf erkannt – aber nicht umgesetzt
Die Entscheider erkennen den gesteigerten Bedarf an
redaktioneller Expertise: Viele von ihnen halten Faktoren, die zu einer hohen Content-Qualität beitragen,
für relevant, darunter „Originalität“ (36 Prozent), „gut
geschriebene Texte“ (28 Prozent) oder „mitreißendes
Storytelling“ (28 Prozent). Sie schenken auch einer langfristigen Themenentwicklung Beachtung (29 Prozent),
die grundsätzlich integraler Bestandteil einer digitalen
Kommunikationsstrategie sein sollte.
Zielgruppenrelevanz
Empfehlungswert noch unterschätzt
„Verbreitungseffektivität“ und „Empfehlungswert“ sind
im Content Marketing unerlässliche Messgrößen. Sie
zeigen an, ob Inhalte tatsächlich zu den Zielgruppen
gefunden haben und Dialoge in Gang gesetzt wurden.
Dennoch bewegen sich diese Faktoren nur im Mittelfeld
aller Bewertungen (18 bzw. 20 Prozent). Wir bereits erwähnt, liegt aber genau hier die Stärke von gutem Content. Unternehmen sollten diesen Faktoren künftig mehr
Beachtung schenken, denn der beste Inhalt nützt nichts,
wenn niemand darüber spricht. Auch Exklusivität, die zu
einer höheren Aufmerksamkeit und schnelleren Verbreitung beitragen könnte, landet mit nur 2 Prozent auf dem
letzten Platz.
78
Aktualität (Neuigkeitswert)
44
Originalität
36
Langfristige Strategie
29
Gut geschriebener Text
28
Mitreißendes Storytelling
28
Journalistische Qualität
22
Verzicht auf Marketingsprache
22
Empfehlungswert (Sharing)
20
Effektive Verbreitung (Distribution)
18
SEO-optimierte Aufbereitung
16
Personalisierte Inhalte
15
Handlungsaufforderung
13
Einfache Produktion (Schnelligkeit)
13
Wiederverwertbarkeit
9
Geringe Produktionskosten
Aufwändige Aufmachung (Exklusivität)
Sonstiges
66
67
7
2
1
B2B Online-Monitor 2014 / Schwerpunkt: Content Marketing
Herausforderungen für ein gelungenes
Content Marketing
%
Herausforderungen – Bedenken bei Zeit, Kosten und
Qualität
Bei der Frage nach den Herausforderungen im Content
Marketing äußern die meisten Unternehmen Bedenken beim zeitlichen (43 Prozent) und finanziellen (36
Prozent) Aufwand, gefolgt von der Content-Qualität (28
Prozent). Das entspricht dem klassischen Projektdreieck
(Time, Budget, Quality) und ist somit auch nicht weiter
verwunderlich. Die Notwendigkeit einer Content-Strategie positionieren die Teilnehmer mit 24 Prozent am Ende
des oberen Drittels. Dazu passen auch die mangelnden
internen Ressourcen (24 Prozent) sowie die zielgruppengerechte Distribution (21 Prozent) – beides Aspekte, die
in einer Strategie Beachtung finden sollten.
Generell scheint ein hoher Anspruch an zielgruppengerechte Konzeption, Erstellung und Distribution
der Inhalte nicht ausreichend gewürdigt zu werden.
Entweder zeugt dies von mangelnder Erfahrung oder die
Befragten klammern bei der Planung per se aufwändige
Tätigkeiten aus, beispielsweise die Konzeption eines
kanalübergreifenden Storytellings, die Analyse von Kontaktpunkten oder das Erfassen individueller Nutzungssituationen. Ebenfalls wenig strategisch mutet die Einschätzung der Punkte „ungenügende Erfolgsmessung“
(8 Prozent), „verknüpfter Redaktionsprozess (7 Prozent)
und „fehlende Verantwortlichkeiten“ (6 Prozent) an.
Wenn dies bereits alles geklärt wäre, wären sehr viel
bessere Inhalte zu sehen und die Unternehmen würden
auf dem Niveau von Redaktionen und Verlagen arbeiten.
Den Produktionsprozess an sich bewerten vor allem
kleinere Betriebe bis 250 Mitarbeiter als Herausforderung, vermutlich deshalb, weil diese verstärkt Contents
in Eigenregie produzieren, während große Unternehmen
die redaktionelle Erstellung zumeist auslagern.
Lässt sich Content Marketing auslagern? Ein klares
„Nein“ wäre hier angebracht. Denn: Lediglich einzelne
Maßnahmen oder Content-Formate können außerhalb
des Unternehmens angemessen produziert werden. Die
strategische, thematische und organisatorische Planung
sowie der fachspezifische Dialog lassen sich nur intern
sinnvoll abbilden. Gerade in Zeiten der mobilen Kommunikation können die Unternehmen hierdurch Potenziale
für die Zielgruppenansprache und Synergien bei der
modularen und flexiblen Verbreitung erschließen.
68
Ausreichend Zeit für die Content-Produktion
43
Ausreichendes Budget für die Content-Produktion
36
Content-Qualität sicherstellen
28
Abwechslungsreiche Contents produzieren
28
Entwicklung zielgruppengerechter Contents
28
Internes Talent für gute Content-Produktion
25
Passende Content-Strategie
24
Mangelnde interne Ressourcen
24
Interesse auf Kundenseite
23
Zielgruppengerechte Distribution
21
Medienadäquate Aufbereitung der Contents
14
Effiziente crossmediale Verbreitung
13
Fehlende Managementbeachtung (keine Relevanz)
12
Nahtlose kanalübergreifende Vernetzung
10
Internationalisierung der Contents
10
Ungenügende Erfolgsmessung
8
Verknüpfung der Redaktionsprozesse der Abteilungen
7
Etablierter Content-Produktionsprozess
7
Fehlende Verantwortlichkeiten
6
Keine passenden Dienstleister und Partner
Sonstiges
69
2
1
B2B Online-Monitor 2014 / Fazit / Methode und Teilnehmer
Fazit
Der fünfte B2B Online-Monitor zeigt, dass die Unternehmen auch in diesem Jahr wieder ein gutes Stück
vorangekommen sind: Trotz gesamtwirtschaftlicher
Widrigkeiten sind sie mehr denn je bereit, in OnlineKommunikation zu investieren. Viele der neueren
Kanäle gehören jetzt zum Standard, auch wenn der
Einsatz klassischer Instrumente im Mix noch überwiegt.
Auch Content Marketing rückt in den Fokus, was die
Kern-hypothese dieser Studie stützt: Die B2B-OnlineKommunikation wird sich innerhalb der nächsten zwei
Jahre spürbar verändern.
Was wird sich tun? Zweifellos herrscht bei den Unternehmen Aufbruchsstimmung, denn sie sind inzwischen
digital gerüstet. Es liegt daher weniger an fehlenden
Möglichkeiten als an der eigenen Unsicherheit, warum
sich derzeit die meisten von ihnen noch nicht zum „Digital Leader“ oder „King of Content“ entwickeln wollen.
Die unklare Marschrichtung zögert das Vorankommen
hinaus. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Kanäle recht willkürlich bespielt werden oder altgediente
Maßnahmen wie Pressemitteilungen noch im Vordergrund stehen. Doch dieses vordergründige Ringen um
Aufmerksamkeit im Web reicht in der Zukunft nicht aus.
Ohne langfristige Ziele und ein Schärfen des OnlineProfils wird sich die digitale Transformation nicht unbeschadet überstehen lassen – Aufgaben, die die Teilnehmer schon jetzt klar identifizieren.
Noch in diesem Jahr beabsichtigt daher gut die
Hälfte der Unternehmen, eine Digitalstrategie zu entwickeln. Der Vorsatz allein zählt jedoch wenig – auf die
Umsetzung wird es ankommen: Ist die Strategie wirklich
ganzheitlich? Welche Kenntnisse fließen ein? Berücksichtigen die Unternehmen alle Wirkungszusammenhänge? Fließt die Expertise notwendiger Disziplinen ein?
Sind aktuelle strategische Vorgehensweisen und neue
Ansätze bekannt? Digitale Kommunikation bedeutet
mehr, als einzelnen Herausforderungen zu begegnen.
Mut zum ganzheitlichen Handeln ist gefragt.
Infolgedessen werden Unternehmen an tiefgreifenden, strukturellen Veränderungsprozessen nicht mehr
vorbeikommen. Sie müssen versuchen, interne Qualifikationen zu schaffen und Ressourcen auszubauen,
damit Kommunikationsfäden stärker zusammenlaufen.
70
Methode und Teilnehmer
Das bedeutet auch, bestehende Hierarchien zu überdenken und an solchen Stellen mehr Medienkompetenz
zu verankern, wo tatsächliche Verantwortlichkeiten
liegen – ob bei der Geschäftsführung oder im Marketing.
Nur so lässt sich beispielsweise gewährleisten, dass
Zukunftstechnologien schneller für den Geschäftserfolg
genutzt werden können.
Wie ausgereift werden die Strategien im nächsten
Jahr sein? Beziehen sie einen Change-Prozess mit ein?
Wird es den Unternehmen gelingen, planvoll auf Kunden
zuzugehen, Kanäle zielgerichtet zu bespielen und endlich den Nutzen der eigenen Kommunikation messbar
zu machen? Wie weit werden sie dem anstehenden
Kulturwandel die Tür öffnen und dabei nach digitaler Abgrenzung suchen, statt – wie bisher – nur mit anderen
gleichzuziehen? Der B2B Online-Monitor wird über diese
spannenden Entwicklungen im nächsten Jahr berichten.
Für die Studie „B2B Online-Monitor 2014 – Kings of
Content“ beantworteten 187 Unternehmensvertreter
zwischen dem 4. November 2013 und dem 21. Januar
2014 einen Online-Fragebogen.
Unternehmensbereiche
Über zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten sind
Marketingexperten oder stammen aus der Unternehmenskommunikation. In kleinen Betrieben bis zu 250
Mitarbeitern nahm zudem ein signifikanter Anteil aus
der Geschäftsführung teil.
Unternehmensgröße und Branchenzugehörigkeit
Die Teilnehmerstruktur entspricht etwa der des letzten
B2B Online-Monitors: 16 Prozent gehören Unternehmen
an, die über 5.000 Mitarbeiter beschäftigen. 17 Prozent
der Teilnehmer stammen aus Unternehmen mit 1.001
bis 5.000 Mitarbeitern und ebenso viele gehören zur
Gruppe „251 bis 1.000 Mitarbeiter“. Der Rest stammt
aus Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern. Das
Branchenspektrum ist ebenfalls breit gefächert: Die
am stärksten vertretenen Gruppen kommen aus den
Sektoren „Dienstleistungen & Handel“, „Maschinen &
Anlagenbau“, „IT & Telekommunikation“, „Bauindustrie
& Gebäudetechnik“ sowie „Chemie & Pharma“.
Umsatzstärke
Aufgeteilt nach Umsatzbereichen gehören knapp 30
Prozent der Teilnehmer Unternehmen der Umsatzklasse
bis 500 Mio. Euro an. Jeweils rund 10 Prozent fallen in
die Gruppen „250 bis 500 Mio. Euro“ sowie „50 bis 250
Mio. Euro“ und etwa 50 Prozent geben einen Umsatz
von über 50 Mio. Euro an.
Altersstruktur
Folgende Altersstruktur zeigt sich gegenüber dem Vorjahr: Die Gruppe der bis 29-Jährigen ist mit 18 Prozent
etwa gleich stark geblieben wie auch die Gruppe „30 bis
39 Jahre“ mit 29 Prozent. Die Gruppe „40 bis 49 Jahre“
hingegen wuchs von 32 Prozent auf 41 Prozent. Dahingegen sind in diesem Jahr nur noch 12 Prozent 50 Jahre
oder älter, während dies 2013 noch bei 19 Prozent der
Fall war.
71
B2B Online-Monitor 2014 / Impressum
Impressum
Konzept und Realisierung
Bewertung
Medienpartner
Die Firma entwickelt digitale B2B-Kommunikation auf
Markenniveau. Das Unternehmen verbindet strategische Beratung mit Design-Exzellenz und technischem
Know-how auf Basis jahrelanger Erfahrung und bewährter Methodik. So entstehen individuelle Lösungen, mit
denen Unternehmen die Führungsrolle digitaler Kommunikation bestmöglich nutzen. Das Leistungsspektrum
der Kommunikationsberatung erstreckt sich von der
digitalen Markenführung über Produkt- und Unternehmenskommunikation bis hin zum digitalen Marketing
und Online-Vertrieb.
Die Expertise von Consultic ist die zielorientierte Informationsermittlung, Analyse und Ableitung von Handlungsempfehlungen. Dabei vertraut das Unternehmen
auf bewährte Tools, Module und Benchmarks. Es verfügt
über langjährige Erfahrungen in den verschiedensten
Themenbereichen und Industriebranchen und kann auf
ein internationales Netzwerk mit Niederlassungen in
15 Ländern zugreifen. Die Kunden von Consultic pflegen
überwiegend langfristige Geschäftsbeziehungen mit
dem Unternehmen, auch große Industrieverbände vertrauen auf die Leistungsfähigkeit des Markforschungsspezialisten.
HORIZONT ist seit 30 Jahren die Top-Medienmarke
für Entscheider und High Potentials aus Marketing,
Werbung und Medien. Debattenorientiert, meinungsstark und hintergründig berichtet die Wochenzeitung
HORIZONT über das gesamte Spektrum der Marketingkommunikation: von den Marketingstrategien der
Unternehmen über Trends im Agenturbusiness bis zur
Entwicklung in den klassischen und digitalen Medien.
Die E-Paper-Ausgaben ermöglichen die digitale Nutzung
am Arbeitsplatz und auf dem iPad. Die reichweitenstarke Onlineplattform HORIZONT.NET, die redaktionellen
Newsletter und die mobilen News-Apps liefern die
brandaktuellen Informationen. Außerdem betreibt
HORIZONT das große Karriereportal HORIZONTJobs
und veranstaltet rund 20 Fachkongresse im Jahr zu
wichtigen Marketing- und Kommunikationsthemen.
Die Fachzeitung Produktion erreicht mit ihrem ThemenMix aus Technik und Wirtschaft die ganze EntscheiderKette der verarbeitenden Industrie von Fachkräften und
Spezialisten (Markenentscheider) über Leiter von Fertigung und produktionsnahen Abteilungen wie Konstruktion und Logistik (Mengen- und Technologie-Entscheider)
bis zu Geschäftsführern und Technik-Vorständen
(Finanzentscheider). Produktion unterstützt sie mit
Technik-Know-How und Produkt-Informationen im Shop
Floor, mit Praxis-Beispielen und Management-Tipps bei
der Prozess-Optimierung und mit Wettbewerbs- und
Marktanalysen bei unternehmerischen Entscheidungen.
Die Stärken des Fachtitels Produktion liegen in seiner
großen Industrie-Reichweite, im zielgruppengenauen
Themen-Spektrum, der hohen Qualität seiner faktischen
Berichterstattung und der großen Aktualität in Verbindung mit zeitungstypisch schnellem Überblick.
Die Firma GmbH
Schwalbacher Straße 74, 65183 Wiesbaden
Consultic Marketing & Industrieberatung GmbH
HORIZONT
Produktion
Röntgenstraße 4, 63755 Alzenau
www.horizont.net
www.produktion.de
Marco Fischer
0611 2385014
[email protected]
Thorsten Reinhardt
06023 947531
[email protected]
Ronny Drews 030 89658427
[email protected]
Daniel Weih
06023 947520
[email protected]
www.diefirma.de
www.b2b-online-monitor.de
www.consultic.com
A Member of the Psyma Group AG
72
73
Kooperationspartner
Verbandspartner
Die Schober Group ist seit über 60 Jahren Europas führender Marketing-Service-Dienstleister. Sie unterstützt
Kunden mit Daten, Datenlösungen und Technologien
bei der Marktbearbeitung – national und international.
Basis des Leistungsangebotes sind die jahrzehntelangen Erfahrungen im Bereich Adressen- und Daten-Management sowie das fundierte Methodenwissen in den
Feldern Analytik, aCRM und Database-Marketing. Mit
den neusten Technologien und dem großen Fachwissen
der Mitarbeiter schafft die Schober Group so intelligente Multi-Channel-Lösungen, mit denen Unternehmen
profitable Kundenbeziehungen schaffen und erhalten
können.
marketingfish.de ist das große deutsche Marketingportal, das die Marketingverantwortlichen in kleinen wie in
großen Unternehmen mit täglich neuen und qualitativ
hochwertigen Inhalten aus der Welt des Marketing
versorgt. Die drei Content-Säulen des marketingfish
sind Marketing-News, Marketing-Wissen und MarketingUnterhaltung. Dabei werden von Offline-Marketing über
Online-Marketing mit Social Media, SEO, SEM, ContentMarketing und Newsletter-Marketing, bis zu Vertrieb und
PR alle wichtigen Bereiche des Marketing behandelt. Ein
wöchentlicher Newsletter und ein wöchentlicher Buchtipp runden das Angebot ab. Marketing-Verantwortliche
nutzen das Portal nicht nur, um sich selbst über neue
Marketing-Trends und -Kampagnen zu informieren,
sondern auch für eigenes Content-Marketing und die
Ansprache ihrer B2B-Zielgruppen.
induux ist eine internationale Social-Media-Plattform für
die Investitionsgüterindustrie. Wöchentliche Rankings
der Social-Media-Kanäle und Websites liefern Aussagen
über die Nutzung digitaler Medien in der Branche. Für
Unternehmen steht ein eigener Bereich zur firmenintern
Kommunikation bereit.
Schober Group
Marketingfish
induux – industry network
Bundesverband Industrie Kommunikation e.V. (bvik)
www.schober.de
www.marketingfish.de
www.induux.de
www.bvik.org
74
Lust auf mehr Ergebnisse und Insights?
Das induux-Social-Media-Ranking:
www.induux.de/rankings/social-media-b2b/
75
Der Bundesverband Industrie Kommunikation e.V. (bvik)
ist eine 2010 gegründete, unabhängige Organisation für
Kommunikatoren und für Marketing-Verantwortliche
der Industrie. Der Verband verfolgt das Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kommunikationsdienstleistern mit B2B-Ausrichtung zu fördern, zu
verbessern und zu professionalisieren. Im bvik finden
beide Seiten eine Plattform für Informationen, Agenda
Setting und Austausch auf Augenhöhe. Zu den vielfältigen Angeboten des bvik zählen Veranstaltungen für
Austausch und Know-How-Transfer, Messerundgänge
mit Marketing- Fokus, Studien zu wichtigen Themen der
Industriekommunikation, Partnerveranstaltungen und
Fortbildungsmaßnahmen zu Vorzugskonditionen sowie
Whitepaper, Diskussionsforen u.v.m.
„HÖRT, HÖRT, IHR DIGITALES VOLK!“
9 THESEN DER
DIGITALEN HEILIGKEIT
I.
Führe Gespräche mit Deinen Untertanen!
Social Media ist etabliert und für den Erfolg unabdingbar.
II.
Verbreite die Botschaft in ferne Länder!
Die Zukunft des Internets ist mobil und kontextorientiert.
III.
Setze Deinen Gewinn klug ein!
Online-Budgets werden weiter im Gesamtverhältnis ausgebaut.
IV.
Verbessere Dein Leben und Deine Arbeisweise!
Die Welt hat sich gewandelt, die Unternehmen noch nicht.
V.
Suche die Nähe zu Deinem Volk!
Marken müssen flexibler werden, um attraktiv zu bleiben.
VI.
Nimm das Wesentliche in Augenschein!
Denn die Komplexität nimmt weiter zu und führt zu Überforderung.
VII.
Beobachte und verstehe das Volk!
Kundenorientierung wird propagiert, aber noch nicht gelebt.
VIII.
Berichte mit Herz und Verstand!
Die Herstellung hochwertiger Inhalte wird unterschätzt.
IX.
Lasse Dich von Gelehrten gut beraten!
Sonst bleiben ganzheitliche Strategien vorerst ein Wunschtraum.
.
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