ANWENDERBERICHT 28 Form und Farbe beißen sich ein! (?) Eines der schlimmeren Dinge, die ich in meinem Zahnarztleben erfahren habe, war, dass ich eine OK Frontzahnbrücke dreimal neu verblenden musste. Die Farbnahme für ästhetisch ansprechende Rekonstruktionen im sichtbaren Bereich ist ja wahrlich auch eine Meisterleistung. Die Vielzahl der in letzter Zeit dafür entwickelten Geräte zeigt, dass es dabei erhebliche Unsicherheiten gibt. Aber warum musste die besagte Brücke dreimal neu verblendet werden? Hans Sellmann Ich will es kurz machen, die damals verwendeten Zahnfarbenringe hatten die Musterzähne noch an kleinen Knöpfchen befestigt. Man konnte diese Musterzähne herauslösen, um sie ganz nahe an die Zähne, deren Farbe es zu ermitteln galt, heranzuhalten. Und einmal musste es wohl passiert sein, es waren mehrere Musterzähne gelöst und falsch wieder befestigt worden. Das „Bio 13“ war in Wahrheit eine ganz andere Farbe. Folge, die Brücke war im Labor (die hatten ja den richtigen Farbring) korrekt verblendet worden, im Mund konnte sie farblich aber wegen dieser Verwechslung gar nicht zu den anderen Zähnen passen. /// WELCHE FARBE DARF´S DENN SEIN? Das, was im Labor Zeit (und damit auch Geld) kostete, macht bei einer anderen Methode Farben richtig zu gestalten, wenn es „danebengeht“, eher verdrossen. Unsere Patienten sind ja mittlerweile von den Möglichkeiten der modernen Zahnheilkunde verwöhnt. Sie begnügen sich nicht einfach damit, eine „weiße“ Füllung im Frontzahnbereich zu bekommen, nein sie muss schon unsichtbar sein. Das heißt eben nicht einfach weiß, sondern perfekt den anderen Zähnen angepasst. Sie alle wissen, wie schwer das ist. Abb. 2: Nach einer nur ganz geringfügigen Präparation der Oberflächen, eher einem „Anrauen“, bonden wir den Zahn mit Futura Bond von VOCO davon, dass ich wohl eine solche Virtuosität nie erreichen werde, hapert es noch an einer weiteren Kleinigkeit, ich habe keine Patienten, denen ich die Summen, welche besagter Künstler für solche Füllungen liquidiert, abnehmen könnte. Dennoch aber wollen auch meine Patienten perfekte Füllungen, sie glauben einen „Kassenanspruch“ darauf zu haben. Was also tun? /// VIERTE GENERATION? Sind wir noch in der vierten Generation der „zahnfarbenen Füllungswerkstoffe“? Oder ist das, was wir im Internet dazu unter www.zahnwissen.de/lexikon_kn-kz.htm lesen können, bereits veraltet? Ich kenne noch die Zeiten, in denen man froh war, überhaupt ein zahnfarbenes Kunststoff-Füllungsmaterial zu haben. Viel hat sich bis heute getan, die Lichthärtung, das Bonden, die Flows, etc. sind Abb. 1: Hier wären eigentlich Veneers angebracht. Oder aber ästhetisch hochwertige Kompositfüllungen mit Amaris /// DER MICHELANGELO DES KOMPOSITS Gerade eben habe ich an einem Symposium teilgenommen, auf dem ein wahrer Künstler seine traumhaft schönen Frontzahnrekonstruktionen präsentierte. Abgesehen DS 1/2 2008 www.FranzMedien.com Abb. 3: Das geht ganz einfach. Wir aktivieren den Einmalblister durch Druck auf den markierten Punkt … ANWENDERBERICHT damit nicht einfach nach Hause schicken, sondern mussten wohl oder übel die Füllung mit einer anderen Farbe neu machen. Abb. 4: … und applizieren das Bonding wie gewohnt. Danach wird es lichtpolymerisiert 30 nur einige Stichworte. Diese Innovationen ermöglichen uns Zahnärztinnen und Zahnärzten, das Versorgen kariöser Läsionen oder aber auch Folgen von Traumata in der Front oder dem Seitenzahngebiet leichter und besser durchführen zu können. Aber dennoch: Alle Probleme sind bei Weitem nicht gelöst. /// VARIATIO DELECTAT So wie es große und kleine, dicke und dünne, schöne und weniger schöne Menschen gibt, so gibt es auch eine Vielzahl unterschiedlicher Färbungen der Zähne. Und um an diesen passende Füllungen zu erstellen, müssen wir Komposite in den unterschiedlichsten Farben bereithalten. Manchmal aber „passen“ auch die nicht und wir dürfen uns aus den verschiedenen Tuben oder Compulen eine eigene Farbe mischen – für die „Kassenfüllung“ nur defizitär durchführbar, weil das Honorar den Aufwand nicht deckt. Aber es gibt für diese Mühen jetzt eine Lösung. /// NICHT NEU MACHEN VOCO geht mit AMARIS einen anderen Weg. Der ausführlichen Gebrauchsinformation folgend (ich habe das Material ausprobiert und kann diese Philosophie bestätigen) entwickelt der Behandler während der Arbeitsschritte zur Anfertigung der Füllung den erforderlichen Farb“eindruck“. Und das ist mit dem AMARIS System ausgezeichnet möglich. Die Zusammenstellung der einzelnen Komponenten lässt bei der Rekonstruktion dabei auch eine hohe Flexibilität zu. So ist es möglich, noch während der Füllung die Farbe zu verändern. Wir sind deswegen nicht darauf festgelegt, bereits zu Anfang der Arbeit eine endgültige Auswahl zu treffen, sondern können, und das geht mit den Komponenten von AMARIS besonders einfach, noch während der Schichtung die Farbe anpassen. Abb. 6: Das geschmeidige Amaris lässt sich mit dem Heidemannspatel gut modellieren. Es klebt nicht am Instrument /// DEFINITION DES OPTISCHEN ERSCHEINUNGSBILDES Dentin und Schmelz bilden erst zusammen das optische Erscheinungsbild eines Zahnes. Und eine Restauration muss, um perfekt zu sein, diesem Prinzip folgen. VOCO reduziert mit AMARIS, und das ist für mich in den heutigen Zeiten der eingeschränkten Vergütungen für unsere Leistungen ein wichtiges Kriterium, die vielen Schritte, um zu einer perfekten Füllung zu gelangen. Abb. 5: Aus dem Set wählen wir jetzt die entsprechende „Grund“farbe, in diesem Fall O3, aus /// DIE LÖSUNG FÜR DIE FARBE Die Firma VOCO aus Cuxhaven, die für ihre qualitativ hochwertigen Produkte bekannt ist, hat einen neuen Weg beschritten, um uns die Arbeit zu erleichtern. AMARIS heißt ihr neues Produkt, ein hochästhetisches Füllungsmaterial. Bisher war es ja so, dass wir für die Farbbestimmung zu Beginn der Restauration eine „Standardfarbe“ auswählten, ein entsprechendes Material einsetzten und erst nach der Fertigstellung und Politur der Füllung sehen konnten, ob wir richtig gewählt hatten (häufig leider nicht). Und wenn wir danebenlagen, dann konnten wir den Patienten DS 1/2 2008 www.FranzMedien.com Abb. 7: Halbzeit: Die Zähne 21–23 sind nach nur minimalem Anrauen der Schmelzoberfläche durch das gut „deckende“ Amaris versorgt. Da wir den richtigen Farbton getroffen hatten, haben wir nur noch mit der Schmelzfarbe TN abgedeckt ANWENDERBERICHT Aber wie geht das? AMARIS ist aufgeteilt in Grund-, Schmelz- und wenn´s ganz außerhalb der Reihe sein muss, noch in Individualfarben. Aber fangen wir doch ganz einfach mal an. /// DER GRUND Die Grundfarben werden bei AMARIS in O1 bis O5 eingeteilt. Diese opaquen Komposite decken alle denkbaren Dentinfarben ab. Wir wählen also nach der Präparation des Defektes (passen Sie auf Ihre Kofferdamfarbe auf, die kann schon mal das Bild verfälschen) die passende Grundfarbe anhand des im Set befindlichen Farbschlüssels aus, bringen das Material als Dentinkern auf und polymerisieren es. Abb. 10: Amaris O2 abgedeckt mit TD (der Kern war uns etwas zu hell geraten) lässt die Patientin auch ohne teure Veneers wieder gut aussehen 32 auch wenn zum Beispiel bei einem Raucher die vertikale braune Linie im Zahn imitiert werden soll, oder aber auch der dunkle Zahnhals des älteren Patienten mit freiliegendem Wurzelzement restauriert wird – mit dem HO ist das leicht und erfolgreich zu machen. Abb. 8: Nur noch der Zahn 12 benötigt jetzt einen neuen Eckenaufbau /// DER SCHMELZ Danach überprüfen wir die Farbe. Haben wir sie richtig getroffen, dann decken wir einfach nur noch mit der Schmelzfarbe TN (Translucent Neutral) ab. Für den Fall, dass die Grundfarbe aus der Gestaltung des Dentinkerns zu hell erscheint, dunkeln wir mit dem Aufbringen von TD (Translucent Dark) nach. Abb. 11: Behandlungsfall 3: Trauma, Eckenverlust an Zahn 22 bei einer 13-jährigen Patientin. Erschwert wurde die Versorgung (Das Treffen der richtigen Farbe) durch eine zuvor durchgeführte Endo-Behandlung mit folgender Wurzelspitzenresektion /// KLEBT NICHT Die Grund- und Schmelzfarben kleben nicht (kann ich bestätigen) und sind geschmeidig (stimmt auch). Somit ist das Material nicht nur gut zu verarbeiten, sondern es ist auch möglich, sehr dünne Schichten zu modellieren, Abb. 9: Ein weiterer Behandlungsfall: Die Zähne 22 und 23 sollen optisch verbessert werden Sollten wir aber den Kern zu dunkel geschichtet haben, so wählen wir einfach TL (Translucent Light) als „Deck“füllung aus. Ich hatte bereits erwähnt, dass es manchmal doch den (Patienten)Typ gibt, der eine abweichende Farbe an seinen Zähnen vorgibt. Dafür hat VOCO seinem AMARIS Set die Individualfarben HT (High Translucent) und HO (High Opaque) beigefügt. Mit diesen Farben als einfach zu applizierendem Flow-Material können etwa recht einfach transparente Schneidekanten nachgeahmt werden. Aber DS 1/2 2008 www.FranzMedien.com Abb. 12: Leichtes Anrauen der Schmelzoberfläche gefolgt vom Bonding … 33 ohne dass das Material am Spatel kleben bleibt. Laut VOCO lässt sich AMARIS auch gut polieren (ebenfalls erfolgreich ausprobiert) und es soll eine natürliche Farbstabilität haben. /// DAS CHAMÄLEON Ein Chamäleon ist in der Astronomie ein Sternzeichen. Das aber ist nicht gemeint, wenn VOCO vom Chamäleoneffekt seines AMARIS spricht. Vielmehr ist ein Chamäleon, auch Wurmzüngler genannt, ein Reptil, das in Afrika vorkommt. Chamäleons sind sprichwörtlich berühmt für ihre Fähigkeit, die Körperfarbe je nach Stimmung zu wechseln. So sind etwa bei Stress sehr helle schillernde Farben, bei Kämpfen eine getigerte oder gepunktete Haut zu sehen. Bei unseren Patienten wollen wir nicht unbedingt, dass sich die Zahnfarbe bei Stress hin zum Schillern und bei Kämpfen nicht unbedingt zum gepunkteten Zustand verändert. Aber je nach Abb. 13: … Farbauswahl … Lichteinfall sollte der restaurierte Zahn sich schon angleichen. Und soweit ich das bis jetzt beobachten konnte, tut er das auch zu meiner Zufriedenheit (und der meiner Patientinnen und Patienten). /// EINFACH SCHÖN – SCHÖN EINFACH AMARIS, sei es, Sie verwenden es aus der Spritze oder aber auch aus der Compule (sehr schön, wenn man Kreuzkontaminationen vermeiden will) zusammen mit dem Bonding Futura Bond von VOCO, macht für mich inmitten der beinahe inflationären Zahl der derzeit auf dem Markt befindlichen Kunststofffüllungsmaterialien deswegen Sinn, weil es einer neuen Philosophie folgt und uns Zahnärztinnen und Zahnärzten mit weniger Aufwand perfektere Restaurationen ermöglicht. Never change a winning Team? Nun, Sie müssen Ihr gewohntes Komposit ja nicht gleich wegwerfen. Aber ich bin sicher, dass Sie das zunächst für Ausnahmeindikationen eingesetzte AMARIS bald zu Ihrem Stammmaterial für ästhetisch hochwertige, dabei aber „einfach“ zu erstellende Frontzahnfüllungen Abb. 14: … und nach Aufbringen von Amaris O2 gefolgt vom Abdecken machen werden. mit TL (etwas aufhellend) sieht die junge Dame wieder „komplett“ aus AUTOR Dr. Hans Sellmann Langehegge 330, 45770 Marl KONTAKT VOCO GmbH Anton-Flettner-Straße 1–3 27472 Cuxhaven Tel.: 04721/719-0 Fax: 04721/719-109 E-Mail: [email protected] Internet: www.voco.de