Ethnomedizin - MedUni Wien

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Ethnomedizin
Wissenschaft vom
heilkundlichen Denken und
Handeln des Menschen
Armin Prinz
Unit Ethnomedicine and International Health
Abteilung Allgemein- und Familienmedizin
Zentrum für Public Health
Das Konzept der Bikausalität
von Krankheit!
Patienten tendieren dazu zwei Ursachen
gleichzeitig für den Ausbruch einer Krankheit
verantwortlich zu machen, eine natürliche,
wie Infektion, Kälte, schlechtes Essen oder
Überarbeitung und eine sozio-kulturelle wie
Disharmonie mit dem sozialen Umfeld, mit
Gott, den Geistern und den Ahnen
A boro mangu
enters a
homestead. In
violation of
Azande customs,
the landlord
refuses to invite
the stranger for
dinner and
orders his wife
to hide the food.
Die Medizinanthropologie und
ihre „Hilfs“-wissenschaften!
Schema der "Bikausalität" von Krankheit
nach Evans-Pritchard
SICK
"Second spear"
"First spear"
Hexerei "MANGU"
Magie "NGUA"
"natürliche" Ursachen
wie Infektion, Unfall etc.
gesellschaftsbezogene
Krankheitsursachen
nicht-gesellschaftsbezogene
Krankheitsursachen
The Azande believe
that neglecting social
rules is the main
reason they become
bewitched
“…a man will be
careful not to anger
his wives gratuitously,
for if one of them is a
witch he may bring
misfortune on his
head by a fit of bad
temper”.
(EP 1937, p 117)
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While the boro mangu sleeps, the flames of witchcraft
leave his body and attack the selfish landlord. After
infecting him with the witchcraft substance hu mangu,
the flames return to the belly of the witch.
!
These laterite clearings are avoided
by the Azande during night-time!
Transformation of a
boro mangu into the
magical cat dandala. From
its mouth the flames of
witchcraft emerge to harm
the victim!
Krankenhaus Naparka, Nordost-Congo
Foto: A.Prinz
Choleriker
Melancholoiker
Humoral- und Solidarpathologie
als heilkundliche Universalien
Sanguiniker
Phlegmatiker
Elemente, Qualitäten und Körpersäfte der griechischen HumoralPathologie mit den von Galen zugeordneten Temperamenten
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Der Azande
Heiler Bagu
beim Massieren
einer Patientin
Foto: A.Prinz
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Mittelalterlich-jüdischer
Aderlassman
Entfernung
des Steins
des Wahnsinns
Das krankmachende Stück wird ausgesaugt
Foto: A.Prinz
„Ausmassieren“
eingedrungener
„Metastasen“ der
Hexenkraft aus
der Brust einer
alten Frau bei
den Azande,
NO-Kongo
!
Das krankmachende Stück ist entfernt!
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
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Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
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Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
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Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
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Markierung
des
Kraftorgans
(Herz,
Plexus
solaris) an
der Brust
eines
schamanen
der Azande,
NordostKongo!
Foto: A.Prinz
Kulturgebundene Syndrome I!
sind kulturgebundene psychiatrische
Störungen mit oder ohne somatischer
Beteiligung;
Sie sind mit erheblichem
Leidensdruck
verbunden und können epidemische
Ausmaße annehmen
Foto: A.Prinz
Kulturgebundene Syndrome II!
Für kulturgebundene Syndrome gilt,
dass sie im wesentlichen nur mit
traditionellen Methoden behandelbar
sind, nicht jedoch mit westlicher
Psychotherapie
Ein boro basolo
trifft einen
Freund auf dem
Weg zur Schule
und sie geben
sich wie üblich
die Hände!
Photograph: W. Jilek
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Den gestohlenen
Penis packt der
Übeltäter in ein
Bananenblatt!
Zuhause verkohlt er den Penis und verteilt das so
gewonnene schwarze Pulver auf die Jagdwaffen!
Er wird ins Krankenhaus
gebracht und es wurde
das „Fehlen“ des Penis
festgestellt!
Der Bestohlene hat Schmerzen und muss von
seinen Freunden nach Hause gebracht werden
Skarifikation des Handrückens
Zustand nach
Skarifikation und
Einreiben des
magischen Pulvers!
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
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Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Nach der Skarifikation wird mit einem
Grashalm symbolisch ein Angriff eines
boro basolo abgewehrt
Der Heiler überprüft die Wirksamkeit der Barriere!
Wichtigster Grundsatz:!
Wir, insbesondere als Angehörige von Gesundheitsberufen,
müssen das Leiden eines Menschen ernst nehmen.
Es steht uns nicht zu überheblich die Ängste eines anderen
als abergläubisch, dumm, irrational abzutun!
„Kaza ngua na tua“
die Krankheit der Jäger!
Foto: A.Prinz
Foto: A.Prinz
Die schmerzenden
Stellen werden markiert!
Foto: A.Prinz
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Foto: A.Prinz
Die schmerzenden Stellen
werden eingeschnitten!
Foto: A.Prinz
Homepage
www.univie.ac.at/ethnomedicine
kaza ngua
na tua!
„Krankheit
der Jäger“
Wahlfach
Ethnomedizin
Beginn: Mittwoch,
24. April 2010, 17:00
Ort: Hörsaal, Institut für
Geschichte der Medizin
(Josephinum)
Währingerstraße 25, 1. Stock
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