24. Fachtagung Ethnomedizin: „Healing Imaginaries: Visuelles und Mediales im Kontext des interdisziplinären Arbeitsfeldes Ethnologie und Medizin “ Wien, 17.-18. September 2011 Synopsis des Filmnachmittags am Samstag, den 17.9.2011 und Kurz-cv der Regisseur/innen # No and no rimeen: Ich bin im Wissen geboren. Leben und Arbeit eines traditionellen Heilers der Seereer-Siin Senegal (35 min) Regie: Doris Burtscher, Kamera: Armin Prinz, Schnitt: Yvonne Schaffler, Aufnahmejahr: 2000 Die Seereer des Siin Saloum haben sich trotz Islamisierung und christlicher Missionierung ihre überlieferten religiösen Vorstellungen weitgehend bewahrt. Diese stehen in engem Zusammenhang mit ihrer traditionellen Medizin und bedingen deren große Bedeutung nicht nur bei der Heilung von Krankheit gemäß den Konzepten der Seereer, sondern auch als unersetzbares Regulativ für intakte soziale Beziehungen, die einen wesentlichen Bestandteil von Gesundheit im Sinne der WHO darstellen. Der Film zeigt die Heilkunde der Seereer anhand eines Portraits des Heilers Geidj Faye. Die Kamera folgt dem Protagonisten beim Sammeln und Aufbereiten von Heilpflanzen, bei der Behandlung einer Patientin und beim Herstellen eines Amuletts zur Abwehr krankmachender Einflüsse. Mag. Dr. Doris Burtscher studierte an der Universität Wien Kultur- und Sozialanthropologie und promovierte 2001 bei Professor Armin Prinz am Institut für Geschichte der Medizin in ihrem Spezialgebiet Ethnomedizin. Ihre Dissertation trägt den gleichnamigen Titel „ Geidj Faye: No and no rimeen: Ich bin im Wissen geboren. Leben und Arbeit eines traditionellen Heilers der Seereer-Siin Senegal.“ Für Feldforschungszwecke lebte und arbeitete die gebürtige Vorarlbergerin insgesamt zweieinhalb Jahre im Senegal. Eine Erkundungsmission in Mauretanien war ihr erster Einsatz mit „Ärzte ohne Grenzen“. Seit Anfang 2006 organisiert sie im Wiener Büro von „Ärzte ohne Grenzen“ Trainings, in denen freiwillige Mitarbeiter auf deren Auslandseinsätze vorbereitet werden. ### # Kupika jungu: Den Topf kochen – ein Heilritual der Bena in Südwest-Tansania (16 min) Regie: Ruth Kutalek, Kamera: Armin Prinz, Schnitt: Yvonne Schaffler, Aufnahmejahr: 1997 Krankheiten werden in traditionellen Heilkunden oft gänzlich anders definiert als es unserer Auffassung entspricht. Krankheit wird nicht ausschließlich als ein körperliches Unwohlsein empfunden, sondern inkludiert auch psychische, soziale, spirituelle und ökonomische Probleme. Wir glauben, dass unsere Definition von Krankheit und ihren Ursachen rational und logisch ist, während wir jene der traditionalen Medizin als abergläubisch und unlogisch empfinden. Dabei übersehen wir nur zu oft, dass auch die Logik unserer Konzepte für andere nicht immer nachvollziehbar sein muss. Der Film setzt sich mit einem Heilritual der Bena – kupika jungu – auseinander, das im Gehöft des traditionellen Bena-Heilers Lutumo abgehalten wird. Es dient dazu, zwei an kichaa („Verrücktheit“) leidende Patientinnen zu heilen. Das Ritual ist zwar fast jedem Bena ein Begriff, doch nur wenige haben es selbst gesehen. Den genauen Ablauf wissen viele daher nicht zu beschreiben, wohl aber, worum es bei der ganzen Sache geht – nämlich die „schlechte Medizin“ (den Schadenszauber) an den Verursacher zurückzuschicken. Kupika jungu gilt als eines der stärksten Rituale und wird nur in bestimmten hartnäckigen und schweren Fällen abgehalten. # Kochen mit Mama Kilasi (12 min) Regie: Ruth Kutalek, Kamera: Armin Prinz, Schnitt: Yvonne Schaffler, Aufnahmejahr/-ort: 2000 / Tansania. Der ethnografische Kurzfilm zeigt die traditionelle Nahrungsmittelzubereitung im Hochland von Tansania. Auf der Speisekarte stehen Ugali (Maisbrei) und Mboga (Zuspeise aus Spinatblättern, Zwiebeln und Tomaten). Mag. Dr. Ruth Kutalek, Assistentin (postdoc) an der Unit Ethnomedizin und International Health, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien; Forschungsschwerpunkte: Medizinanthropologie, International Health, Migration & Gesundheit sowie Ethnopharmakologie; regionaler Schwerpunkt Ostafrika. Publikationen in einschlägigen wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden. Autorin von: Steven Lihonama Lutumo. Leben und Arbeit eines traditionellen Heilers der Bena Südwest-Tansanias. Ein Beitrag zur biographischen Forschung in der Ethnomedizin. VWB Verlag, Berlin, 2001; mit Els van Dongen (eds.) Distance and proximity in times of illness. Lit Verlag, Wien, Münster, 2007; mit Armin Prinz (eds.) Essays in medical anthropology: The Austrian Ethnomedical Society after thirty years, Lit-Verlag, Münster, 2009; Herausgeberin der Zeitschrift „Viennese Ethnomedicine Newsletter“. ### # The Shaman in Eurasia (34 min) Farbfilm, 35 mm. Pannónia Film. Skript und Regie: Hoppál Mihály und Jankovics Marcell, Filmpreise: Miskolc (1989) und Pärnu (1990). Aufnahmejahr: 1989 Der Film präsentiert sich als eine Collage von Fotos, Zeichnungen, phonographischen Aufnahmen und teilweise auch Filmmaterialien verschiedener ForscherInnen. Er ist wie ein Mosaik aufgebaut. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein geschlossenes Werk, ein eher klassischer Dokumentarfilm. Betrachtet man/frau ihn öfter erschließen sich auch die Einzelelemente, der gezielte dramaturgische Aufbau und die visuellen Raffinessen, die den Betrachter die Welt der Schamanen näher bringen. Die schamanischen Techniken und Rituale, welche der Film zum Inhalt hat, sind nicht einfach nur auf Zelluloid gebannt: Mit Hilfe von Animationen vermittelt Hoppál dem Betrachter dass 'Innere' schamanischer Traditionen. Dr. Mihály Hoppál: Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften und Direktor des Instituts für Folklore in Budapest, spezialisiert auf Schamanismus in Eurasien (UngarnSibirien-Mongolei), Korrespondierendes Mitglied der AGEM und im Beirat der Zeitschrift Curare. Verfasste zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Artikel über Schamanismus, weiters drehte er ca. 30 Filme, von denen mehrere dieses Thema behandeln. In den 1980er Jahren erschienen Beschreibungen über schamanische Rituale hauptsächlich in Textform. Diese Beschreibungen ohne Bild trugen oftmals zu verfälschten Auffassungen über Schamanismus bei. Indem Hoppál sich als einer der ersten auf die visuelle Repräsentation von Schamanismus spezialisierte, war er auch mitbestimmend für eine andere, neue Sichtweise von Schamanismus.