Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen 34. Elektromagnetische Wellen 34.1. Die MAXWELLschen Gleichungen − Die MAXWELLschen Gleichungen sind die Differentialgleichungen, die die gesamte Elektrodynamik bestimmen. Wir kennen sie praktisch schon, sie sollen hier nur noch einmal zusammengestellt werden. − Zuvor noch eine Verallgemeinerung: der Verschiebungsstrom ! Wir laden einen Kondensator auf ⇒ um den Strom herum baut sich ein Magnetfeld auf. Was ist jedoch im Kondensator-Innenraum? Zwischen den Platten existiert ein veränderliches elektrisches r& Feld D , um das herum sich ebenfalls ein Magnetfeld bildet. ! Der Verschiebungsstrom & ⋅A I v = ε 0 ⋅ E& ⋅ A + P& ⋅ A = ε ⋅ ε 0 ⋅ E& ⋅ A = D (1) ist ebenso felderzeugend wie ein „richtiger Strom“ (d.h. fließende Ladungen)! Kommentar: Mit Materie im Kondensator kann man sich IV sogar als Bewegung der Polarisar& tionsladungen vorstellen. Aber eigentlich ist es die Tatsache, dass ein D ein ror& r r tierendes H -Feld erzeugt, so wie B ein rotierendes E -Feld schafft. Die folgende Gleichung muss also erweitert werden! r H ∫ ⋅ dr = I ≡ ⇒ r ∫ j ⋅ dA (29 -10‘) Fläche r r d r H ⋅ dr = j ⋅ dA + ∫ ∫ ∫ D ⋅ dA dt Kurve um A A A â Iges durch A (2) â Verschiebungsstrom Dies ist die Integralform des Durchflutungsgesetzes („1. MAXWELLsche Gleichung“). 106 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen Wie in <30.1.> bilden wir die differentielle Form von Gl. (2) r r& r rot H = D + j − (3) Es waren Φm = r B ∫ ⋅ dA (29 - 13) Fläche und r &m = −Φ ∫ E ⋅ dr (30 - 4) geschl. Kurve Durch Gleichsetzen erhält man ⇒ r d r E ⋅ dr = − B ⋅ dA ∫ dt A∫ K (4) Gl. (4) ist das Induktionsgesetz („2. MAXWELLsche Gleichung“). Seine differentielle Form kennen wir schon r r& rot E = − B − (30 - 8) Die sogenannte 3. MAXWELLsche Gleichung in integraler und differentieller Form lautet r D ∫ ⋅ dA = Q ges (25 -10‘)≡ (5) r div D = ρ (25 -20‘)≡ (6) A − 1 Die analogen Ausdrücke für das Magnetfeld lauten bekanntlich r B ∫ ⋅ dA = 0 (29 - 11) r div B = 0 (29 - 12) A Diese beiden Gleichungen drücken die Tatsache aus, dass keine magnetischen Ladungen existieren! − 1 Die Gleichungen (2), (3), (4), (30 - 8), (5), (6), (29 - 11) und (29 - 12) sind die MAXWELLschen Gleichungen. r r In den Gl. (25 - 10) und (25 - 20) stand lediglich E = ε −01 ⋅ D ! 107 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen 34.2. − Elektromagnetische Wellen: Einführung In <30.2.> haben wir bei der Herleitung der LENZschen Regel gesehen: ... dass ein veränderlicher Magnetfluss nach dem Induktionsgesetz (Gl. (30 - 4)) in einem Leiterring einen Strom hervorruft, der ein Magnetfeld besitzt, das seiner Entstehungsursache entgegengesetzt ist. − (X) r& r Nun zeigen uns die MAXWELLschen Gleichungen, dass D ≠ 0 (ein zeitlich veränderliches elektrisches Feld) völlig äquivalent zu einem „richtigen“ (Leitungs-) Strom ist (Gl. (2) bzw. (3)), d.h., die oben dargestellte Feldanordnung (X) bildet sich auch ohne Leiter! Kommentar: · · r r& r Entscheidend ist, dass D ≠ 0 ist, denn dies ist äquivalent zu j . Wenn zufälr& r& r lig B = const. ist, ist D = 0 und es gibt kein sekundäres Magnetfeld.1 r Wenn aber z.B. B( t ) einer sin- oder cos-Funktion folgt, sind alle aufeinanderfolgenden Ableitungen wieder sin-/cos-Funktionen und daher nie konstant. u ⇒ wie beispielhaft in der Abbildung dargestellt, ergibt sich in unendlicher Folge: r& veränderliches magnetisches Feld B ⇒ darum rotierendes elektrisches Feld ⇒ darum rotierendes magnetisches Feld, usw. Dies ist eine elektromagnetische Welle 34.3. − Ebene Elektromagnetische Wellen Auch für die elektromagnetischen Wellen gilt das in <16.> Gesagte, also: · · Eine Welle ist die räumliche Ausbreitung eines Schwingungszustandes. Die allgemeine (eindimensionale) mathematische Form lautet y( x, t ) = f ( x − v Ph ⋅ t ) = f (∗) 1 (16 - 1) Diese Aussage gilt so nur für den Fall ohne Leiterring, mit Leiterring existiert wegen des fließenden Stromes natürlich ein sekundäres Magnetfeld! 108 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen · Also sind x und t über ∗ verkoppelt. Es ist keine Periodizität nötig (z.B. Stoßwelle)! Besonders wichtig sind harmonische Wellen (sin- oder cos-Funktionen) Eine ebene harmonische elektromagnetische Welle hat also folgende Gestalt r r E = E 0 ⋅ sin(ωt − k ⋅ x ) k ... Wellenzahl mit k= (7) 2π λ Zur Erinnerung: Es gilt auch v Ph = − ω k (16 - 4) Wir überlegen uns jetzt an Hand der MAXWELLschen Gleichungen die Grundeigenschaften der elektromagnetische Wellen: 1.) Elektromagnetische Wellen sind transversal, d.h. die Felder sind senkrecht zur Ausbreitungsrichtung orientiert. ! r S ... Vektor in Ausbreitungsrichtung r ( H ist hier die zweckmäßigere Beschreibung für das Magnetfeld) Dass es eine Longitudinalwelle ist, lässt sich ausschließen. Eine solche Welle (unten) hätte Quellen und Senken: r r Da es aber Quellen/Senken für E bzw. D (= Ladungen) im leeren Raum r r nicht gibt und für B bzw. H überhaupt nicht gibt, kann es sich nicht um Longitudinalwellen handeln! 109 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen 2.) Elektrisches und magnetisches Feld stehen senkrecht aufeinander. ! Wir betrachten eine Leiterschleife (Fläche A, Randkurve K) im Feld einer elektromagnetischen Welle, die um die Ausbreitungsrichtung der elektromagnetischen Welle drehbar gelagert ist. Aus der Kenntr r nis, dass E , D r immer ⊥ zu S stehen müssen, folgt sofort, dass dies auch r& r& für E , D gelten muss. In der gezeichneten Darstellung ist r& D ∫ ⋅ dA = max . A Lt. Gl. (2) muss damit auch r H ∫ ⋅ dr = max . K r r r r sein, d.h. H bzw. B liegen in der Leiterschleifenebene, also senkrecht zu E , D ! 3.) Elektrisches und magnetisches Feld sind in Phase, d.h. Maxima, Minima und Nulldurchgänge befinden sich an gleicher Stelle. ! Wir betrachten wieder die bereits verwendete Leiterschleife, deren Lage jetzt jedoch entlang der Ausbreitungsrichtung der elektromagnetischen Welle variiert wird. 110 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen In der gezeichneten Stellung fängt die Leiterschleife r& ∫ D ⋅ dA = max . A r& ein, da D am Punkt (3) maximal wird! Lt. Gl. (2) muss damit auch wieder r H ∫ ⋅ dr = max . K r r sein, d.h. H muss bei (1) und (2) ein Maximum haben, so wie D ! 4.) Ausbreitungsgeschwindigkeit: Wir betrachten Gl. (2) für die Leiterschleife in der unter 3.) dargestellten Position zum Zeitpunkt t = 0: r r& H ⋅ dr = D ∫ ∫ ⋅ dA K r& D ⋅ dA = D ⋅ dA = D ⋅ b ⋅ dx A 3 λ 4 = b ⋅ ∫ ε ⋅ ε 0 ⋅ E& ⋅ dx ⇒ 1 λ 4 Aus Gl. (7) wird E& = ω ⋅ E 0 ⋅ cos(ωt − k ⋅ x ) Dies nun für eine Momentaufnahme bei t = 0 betrachtet ergibt E& = ω ⋅ E 0 ⋅ cos(− k ⋅ x ) = ω ⋅ E 0 ⋅ cos(k ⋅ x ) 1 Mit diesem Ergebnis nimmt das Durchflutungsgesetz folgende Form an 3 ⇒ λ 4 r ∫ H ⋅ dr = b ⋅ ε ⋅ ε 0 ⋅ ω ⋅ E 0 ⋅ ∫ cos kx ⋅ dx 2bH 0 1 λ 4 K Nach Lösen der Integrale ergibt sich 2bH 0 = b ⋅ ε ⋅ ε 0 ⋅ ω ⋅ 1 1 3 1 ⋅ E 0 ⋅ (sin π − sin π) k 2 2 â = -2 Hierbei wurde ausgenutzt, dass die cos-Funktion eine gerade Funktion ist. 111 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen Wir lassen das Minuszeichen weg, da es uns nur um die Beträge geht und verwenden die Beziehung 1 v = k ω so dass sich unser Ergebnis schreiben lässt als ⇒ H0 = ε ⋅ ε0 ⋅ v ⋅ E0 (8) Analog folgt aus Gl. (4) (2. MAXWELLschen Gleichung) E0 = µ ⋅ µ0 ⋅ v ⋅ Η 0 (9) Gleichsetzen und umstellen von Gl. (8) und (9) liefert ⇒ v= 1 (10) εε 0 µµ 0 für die Phasengeschwindigkeit der elektromagnetische Welle in einem Medium (ε, µ). Im Vakuum (ε = µ = 1) folgt aus Gl. (10) v Vakuum ≡ c = 34.4. − ε 0µ 0 (29 - 9) Für reine elektrische oder magnetische Felder war die Energiedichte w elektr = 1 1 ⋅ E ⋅ D = ⋅ ε ⋅ ε0 ⋅ E 2 2 2 (28 - 16) w magn = 1 1 ⋅ B ⋅ H = ⋅ µ ⋅ µ0 ⋅ H2 2 2 (30 - 23) Im elektromagnetischen Wellenfeld ist w = w elektr. + w magn. = 1 1 Energiedichte und Energieströmung bzw. − 1 1 ⋅ (ε ⋅ ε 0 ⋅ E 2 + µ ⋅ µ 0 ⋅ H 2 ) 2 (11) Damit hätten wir jetzt Gl. (29 - 9) „richtig“ hergeleitet! 112 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen − Umstellung von Gl. (8) und (9) nach v und Gleichsetzung liefert H0 1 E 1 ⋅ =v= 0 ⋅ E 0 εε 0 H 0 µµ 0 ⇒ E 02 ⋅ ε ⋅ ε 0 = µ ⋅ µ 0 ⋅ H 02 (12) Wenn Gl. (12) für die Amplituden E0, H0 gilt, gilt sie auch für E(t) lt. Gl. (7) sowie für H(t). ⇒ Zur Energiedichte lt. Gl. (11) tragen magnetisches und elektrisches Feld je zur Hälfte bei: ⇒ − w= 1 ⋅ (ε ⋅ ε 0 ⋅ E 2 + µ ⋅ µ 0 ⋅ H 2 ) = ε ⋅ ε 0 ⋅ E 2 = µ ⋅ µ 0 ⋅ H 2 2 ! (11‘) Zur Beschreibung der Energieströmung verwendet man die Energiestromdichte S S = w⋅v å æ Energiedichte Ausbreitungsgeschwindigkeit Wenn wir hier Gl. (10) und (11‘) einsetzen, folgt S = ε ⋅ ε0 ⋅ E 2 ⋅ 1 εε 0 µµ 0 = εε 0 ⋅ E2 µµ 0 (13) Aus Gl. (12) folgt nach Umstellung H0 = εε 0 ⋅ E0 µµ 0 deshalb kann Gl. (13) auch geschrieben werden als S = w ⋅v = E⋅H − (14) In Vektorschreibweise (die Energiestromdichte hat Betrag und Richtung!) ausgedrückt: r r r S = E×H (15) r S wird auch als Poynting-Vektor bezeichnet. − Strahlungsdruck: Die Energiedichte w hat die Dimension [w] = [Energie] [Kraft ] ⋅ [ Weg] [Kraft ] = = = [Druck ] [Volumen] [Volumen] [Fläche] Dies kann tatsächlich als Druck interpretiert werden. 113 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen Kommentar: Der Strahlungsdruck ist eine allgemeine Eigenschaft für jede Welle, da jede Welle Impuls transportiert (Schallwellen, etc.) · Natürlich spielt die Richtung eine Rolle, deshalb wird er besser als Energier stromdichte/Ausbreitungsgeschwindigkeit ausgedrückt, z.B. S ⋅ v −1 . Dies r hat auch den Betrag w, aber die Druckrichtung ist über S mit enthalten. · Der Strahlungsdruck ist im Allgemeinen gering, aber er verhindert den Kollaps im Innern von Sternen (durch Gravitation) oder beeinflusst die Bahn kleinerer Satelliten. · 34.5. − u ! ! Der Dipoloszillator Bei einem elektrischen Schwingkreis (vgl. <33.1.>) ist · das Magnetfeld auf das Spuleninnere beschränkt, · das elektrische Feld auf den Plattenzwischenraum beschränkt: ! r& r Für die Ausbildung eines rotierenden E -Feldes um B bzw. eines rotierenden r& r H -Feldes um D „ist kein Platz“! − Bei weniger idealen Bauteilen geht dies aber! Außer den OHMschen Verlusten treten nun auch Abstrahlungsverluste auf: − Weitere Vereinfachung: ⇒ 114 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen − Der gestreckte Draht kann durch Einkopplung elektromagnetischer Schwingungen mit ω = ω0 (Resonanzfrequenz) zu einem elektrischen Oszillator (elektrischer Dipol mit zeitlich veränderlichem Dipolmoment) gemacht werden. − Wir schauen uns nun das Schwingen eines solchen Dipols an. t Prinzipdarstellung Spannungsverteilung Stromverteilung 0 1 ⋅T 4 1 ⋅T 2 3 ⋅T 4 Für t = T stellt sich der gleiche Zustand ein wie bei t = 0. Es herrscht also ein ständiges Pendeln zwischen den Extremen: r a) maximale Aufladung der Enden: p = max . ; ∆U = max.; I = 0, und r b) keine Aufladung der Stabenden: p = ∆U = 0 ; I = max. Kommentar: zur Strom-Verteilung Der Strom I ist an den Enden immer Null, da ja (in völliger Analogie zur stehenden mechanische Welle) „dort Schluss ist“. − u Eigenfrequenz: Man erkennt aus den Abbildungen (wieder analog den mechanischen Wellen), dass gilt l= λ 2 115 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen Damit folgt aus der bekannten Beziehung c = ν⋅λ dass c = ν⋅2⋅l, und nach Umstellung ergibt sich ⇒ ν= c 2l (16) Beispiel: Wir betrachten einen Dipolstab mit 2 × l = 3 m. Mit Gl. (16) erhält man n 3 ⋅ 10 8 m ⋅ s −1 1 ν= = 10 8 = 100 MHz 3m s − Untersuchen wir nun die Feldabstrahlung · Wenn ein Dipol durch Ladungstrennung neu entsteht, entsteht auch sein Dipolfeld. Es kann nicht sofort überall sein, sondern breitet sich vom Dipol mit Lichtgeschwindigkeit aus. ⇒ bei bei bei bei 1 ⋅ T + dt 4 1 ⋅T 2 3 ⋅ T − dt 4 3 ⋅ T + dt 4 ! r beginnt die E -Feld-Ausbreitung ist die gerade losgeschickte Feldstärke maximal hört die Ausbreitung auf r beginnt die E -Feld-Ausbreitung in der Gegenrichtung Dieser Vorgang lässt sich schwierig vorstellen, denn es herrschen r a) ein zeitlich veränderliches Dipolmoment p( t ) und b) eine endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit. · r Analog fluktuiert das H -Feld mit der Stromstärke: ⇒ bei bei bei bei 0 + dt 1 ⋅T 4 1 ⋅ T − dt 2 1 ⋅ T + dt 2 r beginnt die H -Feld-Ausbreitung ist die gerade losgeschickte Feldstärke maximal hört die Abstrahlung auf r beginnt die H -Feld-Ausbreitung in der Gegenrichtung 116 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen · Veranschaulichung: Wir betrachten die Feldstärke in der Mittelebene bei t = − 1 ⋅ T + ∆t 2 Richtcharakteristik eines Dipols: Die maximale Emission erfolgt senkrecht zum Dipol und ist rotationssymmetrisch. − ! Ein magnetischer Dipol ist ein mit HF beschickter Stromring. ({1}, S. 344} 117 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen · · r r Die Feldlinien von H entsprechen denen des E -Feldes des elektrischen Dipols und umgekehrt. Auch die Richtcharakteristik, etc. sind völlig gleich. Es besteht eine begriffliche Schwierigkeit: Die Fluktuation des Kreisstromes r r und damit von H ist verständlich. Für das elektrische Feld E gibt es aber im Fall des magnetischen Dipols eine solche gegenständliche Feldquelle nicht. ⇒ „Es sind eben eigentlich immer nur die MAXWELLschen Gleichungen, mit den ‚rotierenden Feldern‘“! 34.6. Wellengleichung − Elektromagnetische Wellen sind spezielle Lösungen der MAXWELLschen Gleichungen. Wir wollen die völlige „innere Einheit aller Arten von Wellen deutlich machen. − Die D’ALEMBERTsche Wellengleichung (eindimensional) war lt. <16.2.> ∂2y 1 ∂2y = ⋅ ∂x 2 v 2Ph ∂t 2 ! (16 - 6‘) Damals war y die Auslenkung bei einer mechanischen Welle. Die elektromagnetischen Wellen müssen natürlich einer völlig analogen Gleichung gehorchen. − Wir schreiben das Induktionsgesetz in differentieller Form unter Verwendung des Nabla-Operators ∇≡ ∂ r ∂ r ∂ r i+ j+ k ∂z ∂x ∂y r r r wobei i , j und k die Einheitsvektoren in x-, y- und z-Richtung sind. ⇒ − r r r ∂B rot E ≡ ∇ × E = − ∂t (30 - 8) Anwendung von „ ∇ × “ auf beiden Seiten ergibt r ∇ × (∇ × E ) r ∂B = −∇ × ∂t Mathematische Umformung liefert r r r r ∂ ∂ ∇ ⋅ (∇ ⋅ E ) − ∇ 2 E = − (∇ × B) = − rot B ∂t ∂t â r ρ ≡ div E = = 0 (im freien Raum!) ε0 (17) 118 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen − Bekanntlich ist r r& r rot H = D + j (3) Wenn wir die drei darin enthaltenen Größen ersetzen mit r 1 r H = ⋅B, µ0 r& r& D = ε 0 ⋅ E und r r j = 0 (letzteres, weil der Raum leer ist), dann folgt aus Gl. (3) ⇒ r& r rot B = µ 0 ⋅ ε 0 ⋅ E (18) Gl. (18) nach der Zeit t abgeleitet ergibt r ∂2 r ∂ rot B = µ 0 ⋅ ε 0 ⋅ 2 E ∂t ∂t å 1 ≡ 2 (wegen Gl. (29 - 9) c − (19) Mit Gl. (19) können wir Gl. (17) schreiben als r 1 ∂2 r ∇2E = 2 ⋅ 2 E c ∂t (20a) bzw. in Komponentenschreibweise r ∂2 r ∂2 r ∂2 r 1 ∂2 r ∇ E = 2 E+ 2 E+ 2 E = 2 ⋅ 2 E ∂x ∂y ∂z c ∂t 2 (20b) r Dies ist die D’ALEMBERTsche Wellengleichung für das elektrische Feld E , völlig analog zu Gl. (16 - 6). − r Genauso kann man für das magnetische Feld B herleiten1 r 1 ∂2 r ∇2B = 2 ⋅ 2 B c ∂t 1 (21) Wir wollen uns hier jedoch die Komponentendarstellung schenken. 119 Elektrizitätslehre – Elektromagnetische Wellen Kommentar: Eigentlich reicht Gl. (20) oder Gl. (21), weil u r r B E r und r H D über die MAXWELLschen Gleichungen miteinander verknüpft sind! 120