Refresherkurs Aufbereitung Medizinprodukte

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Refresherkurs Aufbereitung
Medizinprodukte-Theorie
Märkischer Praxistag
KV Brandenburg
Michael Biertümpel
Fachverantwortlicher Gesundheit & Soziales
Fachreferent Hygiene und Aufbereitung von Medizinprodukten
DEKRA Akademie Berlin
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Hygienerecht
„Die deutsche Rechtsordnung kennt kein
einheitliches (geschlossenes) Hygienerecht.
Vielmehr findet sich eine Vielzahl von
Einzelvorschriften mit hygienerelevantem
Bezug in den unterschiedlichsten
Rechtsquellen.“*
*Zitat aus: A. Nassauer, M. Mielke: Krankenhaushygiene – Möglichkeiten und Grenzen
der Beratung durch das Robert-Koch-Institut im Rahmen täglicher Anfragen (2007)
Bundesgesundheitsblatt 50:359-367
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Hygienerecht
•
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IfSG
MPG/MPBetreibV
Länderhygieneverordnungen
KRINKO-Empfehlungen
Empfehlungen von Fachgesellschaften
DIN-Normen
BGR
u.a.
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1
Infektionsschutzgesetz
• §23(4)
– Die Einhaltung des Standes der medizinischen
Wissenschaft wird vermutet, wenn jeweils die
veröffentlichten Empfehlungen der Kommission für
Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim
RKI und der Kommission Antiinfektiva, Resistenz und
Therapie beim RKI beachtet worden sind.
– d.h. KRINKO-Empfehlungen haben quasi
Gesetzescharakter!!!
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Länderhygieneverordnung-BB
• MedHygV vom 06.02.2012
– Regelt erforderlichen Maßnahmen zur Verhütung,
Erkennung, Erfassung und Bekämpfung von
nosokomialen Infektionen und Krankheitserregern mit
Resistenzen in nachfolgenden medizinischen
Einrichtungen:
1. ….
6. Arztpraxen und Zahnarztpraxen
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MedHygV BB
• §2
(1) Die Empfehlungen der nach § 23 Absatz 1 Satz 1
des Infektionsschutzgesetzes eingerichteten
Kommission zur Krankenhaushygiene und
Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut sind
einzuhalten.
(2) Die Träger der medizinischen Einrichtungen sind
verpflichtet, die betrieblich-organisatorischen und
baulich-funktionellen Voraussetzungen für die
Einhaltung der Hygiene sicherzustellen.
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2
KRINKO - Empfehlungen
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Haftungsrecht
• Eine Schadensersatzpflicht für eine
medizinische Einrichtung kommt immer dann in
Betracht, wenn die Keimübertragung durch die
erforderlichen Hygienemaßnahmen hätte
verhindert werden können.
Vgl. BGH Urteil vom 08.01.1991, AZ VI ZR 012/90
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Infektionen
Infektionen gehören zu den
häufigsten Komplikationen
medizinischer Maßnahmen.
Prof. Martin Mielke
Leiter Abteilung Infektionskrankheiten
Robert-Koch-Institut Berlin
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3
Grundfragen Hygienemanagement
Welche Erreger?
Aerogen; Kontakt usw.
Möglichkeiten der Unterbrechung?
Übertragungswege ?
Sehr niedrig z.B. Norovirus
(10 100 Viruspartikel)
Infektionsdosis
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
Risikogruppen?
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Wie lange nach Abklingen der
Symptome noch erhöhte
Ansteckungsgefahr?
z.B. Kleinkinder, Ältere,
Immunsuppressive, Diabetiker
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Hygienemanagement
therapeut. und
diagnost.
Maßnahmen
Infektionsdosis
Infektionskrit.
Tätigkeiten
Risikogruppen?
Übertragungswege ?
Risikobewertung
(MA u. Pat.)
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
Risikominimierende Maßnahmen
(Hygiene( plan), Arbeitsschutz)
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Erreger und Desinfektion
• Viren
– Behüllte Viren „leicht“ zu inaktivieren
• HIV, HBV, HCV
• Begrenz viruzide Desinfektionsmittel
– Unbehüllte Viren schwieriger zu inaktivieren
• Humane Papillomaviren, Rota-, Noro-, Adenoviren
• viruzid wirksame Desinfektionsmittel
• Bakterien
– Mit Desinfektionsmaßnahmen gut inaktivierbar
– Cave! Mykobakterien (TB) und bakterielle Sporen
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Erreger und Desinfektion
• Pilze
– Unterschiedliche Wirksamkeitsbereiche der DM
• Levurozid – gegen Hefepilze (Candida albicans)
• Fungizid – alle Pilze (z.B. auch Aspergillus)
• Parasiten
– Protozoen – Einzeller (Malaria, Toxoplasmose)
– Metazoen - Vielzeller
• Läuse, Flöhe, Krätzemilben
– i.d.R. unempfindlich gegen Desinfektionsmaßnahmen
– Mechanische Reinigung
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Infektion - Kolonisation
Infektion
Kolonisation
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Transmissionswege
• Direkter o. indirekter Kontakt
– Parasiten, S.aureus, Norovirus
• Aerosole
– Tröpfchen bei Husten, Sprechen, Niesen
• Influenza, Masern, Varizellen, M.tuberculosis
• Blut
– HIV, HBV,HCV
• Vektoren
– FSME, Malaria, Borreliose
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5
Erregerquellen
• Besiedelte oder infizierte Patienten
• Besiedelte oder infizierte Mitarbeiter
• Kontamination oder Keimreservoire aus der
Patientenumwelt
–
–
–
–
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Flächen
Instrumente
Wasser
Lebensmittel u.ä.
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Und nun?
Hygienemaßnahmen
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Händehygiene
Das meist gebrauchte
medizinische und pflegerische
Instrumentarium sind die
Hände…
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Händehygiene
• Merke:
– Die Hände des Personals sind das wichtigste
Übertragungsvehikel für Infektionserreger.
– Konsequente Beachtung der Händehygiene ist die
einfachste, effektivste und kostengünstigste
Maßnahme der Infektionsverhütung.
– Im Rahmen der MP-Aufbereitung Gefahr der
Rekontamination keimarmer MP durch Hände des
Personals
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Keimbelastung
Hände
• Mikrobielle Kontamination der Hände des
Personals einer Freiburger ICU (322 Hände)
– Ärzte
– Schwestern
71200 Kolonien/Hand
39800 Kolonien/Hand
– 36% der Ärztehände und 18,4% der
Schwesternhände mit Staph. aureus kontaminiert
– 21% der Ärztehände und 5% der Schwesternhände
mit > 1000 Kolonien/Hand mit Staph. aureus
kontaminiert
– 3% der Ärztehände und 13% der Schwesternhände
mit Enterokokken kontaminiert
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Nachweis und
Persistenz NI-Erreger
Dtsch Arztebl Int 2009; 106(40):649 55
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Hygiene in der Arztpraxis im 21.Jahrhundert
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Voraussetzungen
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Hygienische Händedesinfektion
• Wann ? (5 Indikationen - WHO-Modell)
– Vor Patientenkontakt
• z.B. Körperliche Untersuchung, Messung
Vitalfunktionen
• Vor Anziehen keimarmer Handschuhe
– Vor aseptischen Tätigkeiten
• Kontakt mit nichtintakter Haut u./o. Schleimhaut
• Vor dem Anlegen steriler Handschuhe
• Vor Kontakt mit invasiven Material (z.B. Diskonnektion/
Konnektion von Katheter)
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Hygienische Händedesinfektion
• Wann ? (5 Indikationen - WHO-Modell)
– Nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material
• Nichtintakte Haut
• Schleimhaut
• Kontakt mit invasiven Material
– Kontakt mit angewendeten MP
– Nach Patientenkontakt
• z.B. Körperliche Untersuchung, Messung
Vitalfunktionen
• Nach Ausziehen keimarmer Handschuhe
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Hygienische Händedesinfektion
• Wann ? (5 Indikationen - WHO-Modell)
– Nach Kontakt mit unmittelbarer Patientenumgebung
u./o. persönlichen Gegenständen des Patienten ohne
direkten Patientenkontakt
• Zusätzlich:
– Betreten/Verlassen von Risikobereichen (z.B.
Aufbereitungsbereich
– Wechsel vom reinen in den unreinen Bereich
(Aufbereitung)
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Besonderheit
• Merke:
– Händedesinfektionsmittel sind nicht in der Lage
Parasiten und Bakteriensporen zu inaktivieren.
– Deshalb bei Kontakt mit Parasiten (Würmer,
Skabies, Läuse) zusätzlich eine Händewaschung
durchführen.
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Übung
Händedesinfektion
mit Schwarzlichtbox
nach den Vorträgen !
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Umfüllen
Händedesinfektionsmittel
•
-
Zitat aus RKI/BfArM-Empfehlungen Händehygiene Pkt.2.3 :
Entleerte Flaschen von Händedesinfektionsmittel dürfen aufgrund des
Arzneimittelgesetzes nur unter aseptischen Bedingungen in einer
Krankenhausapotheke nachgefüllt werden (Kat.IV). Daher empfiehlt
sich auch hier die Verwendung von Einmalflaschen.
-
Kategorie IV: Rechtliche Vorgaben Anforderungen, Maßnahmen und Verfahrensweisen in
Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen, die aufgrund gesetzlicher
Bestimmungen, durch autonomes Recht oder Verwaltungsvorschriften zu beachten sind
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Handschuhe
KRINKO-Empfehlung Händehygiene
Hyg. Händedesinfektion behandschuhter Hände
− nicht allg. empfohlen,
− im Ausnahmefall (sehr häufige Händedesinfektion in kurzer Zeit)
möglich, da auf behandschuhten Händen höhere Keimzahlreduktion als
auf der Haut selbst erreichbar.
Voraussetzung ist:
− Nachgewiesen Desinfizierbarkeit (Herstellerangaben)
− Kein vorausgegangenes Perforationsrisiko u. keine Kontamination mit
Blut, Sekret u. Exkrementen
− Keine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Kontamination mit Viren oder
multiresistenten Erregern
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Risiko Fläche
• Übertragung
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Flächendesinfektion
• Studie zur Keimbelastung mit MRSA
– Keimbelastung der Stethoskop-Membran
vergleichbar mit Fingerspitzen der
Untersuchungshand
“Contamination of Stethoscopes and Physicians’Hands
After a Physical Examination”
Conclusion: These results suggest that the contamination
level of the stethoscope is substantial after a single physical
examination and comparable to the contamination of parts
of the physician’s dominant hand.
Mayo Clin Proc. 2014;89(3):291-299
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Womit sind MP kontaminiert?
Klasse
Unkritisch
+
+
Bakteriensporen
+
+
+
Behüllte Viren
+
+
+
Unbehüllte Viren
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Semikritisch Kritisch
Bakterien
+
-/+
+
+
Pilze
+
+
+
Protozoen
-
+
+
Wurmeier
-
+
(+)
Prionen
-
(+)
+
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Was muss vor weiterer Verwendung
abgetötet/inaktiviert werden?
Klasse
Unkritisch
+
+
Behüllte Viren
+
+
+
- (+)
+
+
Pilze
+
+
+
Protozoen
-
+
+
Wurmeier
-
+
(+)
Prionen
-
(+)
+
Unbehüllte Viren
Seite 35
Semikritisch Kritisch
Bakterien
+
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Geforderte Wirksamkeit
Instrumenten- DM
•
Leitlinie DGKH, DGSV, AKI
– Mit nachfolgender Sterilisation
• Bakterizid
• Levurozid
• Begrenzt viruzid
– ohne nachfolgende
Sterilisation
•
•
•
•
•
KRINKO/BfArM-Empfehlung
– Abschließende Desinfektion
semikritischer MP
• Bakterizid
• Fungizid
• Mykobakterizid
• Viruzid (DVV/RKI)
Bakterizid
Levurozid
Tuberkulozid
Viruzid
Fungizid, mykobakterizid und
sporizid in begründeten Fällen
erforderlich
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Quelle: Vortrag Prof. H. Martiny Charite Berlin
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Korsolex® - Produktinformationen
Unterschiedliche
Konzentrationen
Levurozid/Fungizid
In Dtl. nach DVV richten!!!
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Vielen Dank für
Ihre
Aufmerksamkeit!
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