Ist Sodbrennen gefährlich? Wann und wie sollte die Refluxerkrankung behandelt werden? Jeder zehnte in Deutschland leidet an einer mehr oder minder starken Form der Re-­‐ fluxerkrankung der Speiseröhre, bei den über 50 jährigen sind es sogar über 50 %. Wer aufmerksam die Anzeigenkampagnen der Apotheken und Pharmakonzerne ver-­‐ folgt, stellt fest, dass die medikamentöse Behandlung des Krankheitsbildes „Sod-­‐ brennen“ stark beworben wird, insbeson-­‐ dere, seit einige Medikamente rezeptfrei zu beziehen sind. Keine Frage: Dieser Krank-­‐ heitskomplex aus Reflux, Speiseröhrenent-­‐ zündung, Zwerchfellbruch, saures Aufstoßen-­‐ um die wichtigsten Erschei-­‐ nungsformen zu nennen-­‐ macht zahlenmä-­‐ ßig (und für die Tablettenindustrie damit auch umsatzmäßig) einen bedeutenden Anteil der ärztlichen Behandlungen in unse-­‐ rem Land aus. Wie ernst sollte nun der Einzelne eine nachgewiesene Refluxerkrankung nehmen? Die gastroösophageale Refluxerkrankung ist die Folge eines mangelhaften Abschlusses des Mageneinganges, oft begleitet von ei-­‐ nem sog. Zwerchfellbruch, mit dem Resul-­‐ tat eines Rückflusses sauren (oder selten alkalischen) Inhaltes aus dem Magen in die Speiseröhre. Als Folge kann eine Entzün-­‐ dung der Speiseröhrenschleimhaut entste-­‐ hen, die unbehandelt über lange Zeit zu einer Schleimhautveränderung führt, die sich ihrerseits in eine bösartige Form um-­‐ wandeln kann: Speiseröhrenkrebs. Dies stellt die schwerwiegendste Folge eines schlecht oder nicht behandelten Refluxes dar. Gelegentlich äußert sich ein nächtlicher Reflux auch in Asthma ähnlichen Anfällen, die ihre Ursache in dem Übertritt von Ma-­‐ geninhalt in die Luftröhre haben. Ob und inwieweit weitere Symptome Hinweise auf eine zu Grunde liegende Refluxerkrankung darstellen, kann der behandelnde Arzt mit Hilfe von diagnostischen Maßnahmen fest-­‐ stellen. Die medizinischen Fachgesellschaften der Allgemeinchirurgie/Viszeralchirurgie und der Gastroenterologie haben Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der GERD (gast-­‐ roösophagealen Refluxerkrankung) verein-­‐ bart. Geht der Arzt systematisch, den Leitlinien entsprechend vor, dann werden für jeden Patienten individuell die adäqua-­‐ ten Diagnostik-­‐ und Behandlungsschritte eingeleitet. In den meisten Fällen wird bei nachgewiesener Refluxerkrankung zunächst die medikamentöse Therapie mit sog. Pro-­‐ tonenpumpenhemmern eingeleitet. Die Dosierung muss manchmal in der Höhe den Beschwerden angepasst werden. In einigen Fällen bleibt der Behandlungserfolg trotz der Medikamente aus. Ist Sodbrennen gefährlich? 1 In diesen Fällen sollte spätestens eine Überprüfung der Diagnose mit invasiven diagnostischen Verfahren angestrebt wer-­‐ den. Neben der Endoskopie (Magenspiege-­‐ lung) mit Biopsie gehört dazu auch die 24 h -­‐PH-­‐Metrie und Impedanzmessung (ein Ver-­‐ fahren, bei dem mit einem winzigen Kathe-­‐ ter die Säurebelastung und der Reflux ins-­‐ insgesamt über 24 Stunden aufgezeichnet werden). Selten benötigt man eine Druck-­‐ messung der Speiseröhrenmuskulatur oder eine Röntgenkontrastdarstellung. • Patienten mit großen Zwerchfellbrü-­‐ chen. • Patienten mit großen Refluxmengen • Patienten, bei denen gleichzeitig eine weitere Oberbauchoperation durchge-­‐ führt werden muss-­‐ z.B. Gallen OP Weitere Überlegungen sind bei geplanter langfristiger Therapie mit Protonenpum-­‐ penhemmern (PPI) zu berücksichtigen: • Es gibt eindeutige Hinweise, dass die Langfristtherapie mit PPI zu Osteopo-­‐ rose führt. Wird die Diagnose der Refluxerkrankung bestätigt und ist die medikamentöse Thera-­‐ pie nicht erfolgreich, steht als anerkanntes Verfahren die chirurgische Therapie in Form der Fundoplikatio als minimalinvasiver Ein-­‐ griff zu Verfügung. Bei der Operation wird der Mageneingang durch eine Kragenbildung eingeengt und gleichzeitig der oft bestehende Zwerchfell-­‐ bruch geschlossen. Mit der Operation wird in über 90 % erreicht, dass – im Gegensatz zur medikamentösen Therapie-­‐ kein Ma-­‐ gensaft mehr in die Speiseröhre zurück fließt, man also auch keine Medikamente mehr benötigt. Durch den Eingriff wird die ursprüngliche anatomische Lage des Ma-­‐ gens, der durch die Zwerchfell-­‐ Lücke in den Brustraum verlagert ist, wieder hergestellt. Für den Patienten ist die Operationsbelas-­‐ tung vergleichbar mit der einer laparosko-­‐ pischen Gallenoperation. Für folgende Patienten empfehlen die Leit-­‐ linien der Fachgesellschaften die Operation: • Junge Patienten, die alternativ ein Le-­‐ ben lang Medikamente einnehmen müssten. 2 Ist Sodbrennen gefährlich? • PPI beeinflussen die Wirksamkeit von Clopidogrel, einer Substanz zur Blut-­‐ verdünnung insbesondere nach Sten-­‐ timplantationen und Blutgefäßoperationen • Über einen längeren Zeitraum schwächt sich die Wirksamkeit der PPI über Gewöhnung zunehmend ab, d.h. die Dosis muss immer stärker angeho-­‐ ben werden, die Nebenwirkungsrate nimmt zu. • Diskutiert wird eine Abhängigkeit über einen längeren Behandlungszeit-­‐ raum hinweg. Für einige Patienten ist somit die Refluxer-­‐ krankung tatsächlich gefährlich. Mit den aufgezeichneten diagnostischen Schritten wird es in der Hand des erfahrenen Arztes möglich sein, das individuell beste thera-­‐ peutische Vorgehen zu wählen.