Die Südostschweiz, Graubünden, 14.10.2014

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DIe SüDOStSchweIz | DIeNStAg, 14. OktOBeR 2014
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Aneurysma – unentdeckt gefährlich
Noch vor 20 Jahren mussten
sich alle Patienten, bei denen
ein grösseres Bauchaortenaneurysma entdeckt wurde,
einer nicht ganz risikoarmen
Operation unterziehen.
keine Freilegung der Arterie mehr benötigen, sondern durch die Haut, also
direkt percutan, zugegangen wird. Es
entsteht nur noch eine kleine, sechs
Zentimeter grosse Öffnung, welche
dem Durchmesser der neuesten Generation der Stentgrafts entspricht.
Falls das Aneurysma gleich unterhalb der Nierenarterien beginnt, kann
man dieses nicht wie oben beschrieben abdichten. Dann wählt man eine
ganz spezielle Technik mit «gefensterten Stentgrafts» oder die herkömmliche offene Operation, und ersetzt das
Aneurysma unter Abklemmen der
Aorta mit einer Gefässprothese, welche man oben und auch in die Beckenarterie einnäht.
Von Marus Furrr*
und Simon Hofr**
Chur. – Dieser Eingriff erfolgte immer über einen grossen Bauchschnitt,
wogegen heute in 60 bis 70 Prozent
aller Fälle der Eingriff endovaskulär –
das heisst durch die Arterien über eine Einführung durch eine Leistenarterie – von innen durchgeführt werden. Eine Erweiterung der Hauptschlagader auf über eineinhalb Mal
des ursprünglichen Durchmessers
wird als Aneurysma bezeichnet. Seltener tritt dies im Brustraum auf, sehr
viel häufiger, in fast 70 Prozent der
Fälle, findet man das Aneurysma im
Bauchraum unterhalb der Nierenarterien. Weist es dort eine Grösse von
über drei Zentimetern auf, spricht
man von einem Bauchaortenaneurysma, ab fünf Zentimeter maximalem
Querdurchmesser sollte eine Operation ins Auge gefasst werden.
Wer ist
betroffen?
Vier bis sieben Prozent aller 65- bis
80-Jährigen haben ein Bauchaortenaneurysma. Männer sind siebenmal
häufiger betroffen. Rauchen und Bluthochdruck sind die Hauptrisikofaktoren bei der Entstehung eines Aneurysmas. Weitere Risikofaktoren sind hohe Blutfette und andere die Arteriosklerose (Arterienverkalkung) begünstigenden Faktoren.
Das Aneurysma ist eine Form der
Arteriosklerose, welche den Wandaufbau der Arterie durch Kalkablagerung und Zerstörung der elastischen
Fasern verändert und weniger widerstandsfähig macht. Dadurch weitet
sich die Arterie durch den ständigen
Blutdruck wie ein Ballon aus. Eine
erbliche Vorbelastung spielt ebenfalls
eine Rolle, erhöht sich doch das persönliche Risiko im Falle eines betroffenen nahen Verwandten deutlich.
Das Bauchaortenaneurysma verursacht keine Symptome. Manchmal
spürt der Patient oder der untersu-
Wie geht es
nach der
Operation weiter?
Bginn dr Opraion: Di chnisch Opraionsassisnin Nadin Poschr, Obrärzin Simon Hofr und Chfarz
Marus Furrr (von lins) hoch onznrir währnd dr Arbi.
chende Arzt eine deutlich verbreiterte Pulsation im Bauchraum, meist
handelt es sich aber um einen sogenannten Zufallsbefund: In einer Ultraschalluntersuchung oder einer
Computertomografie, welche man
aus anderem Grund durchführt, wird
zufällig auch das Aortenaneurysma
entdeckt.
Frühzeitige
Erkennung
Erst wenn das Aneurymsa zu platzen,
also zu rupturieren, droht oder schon
rupturiert ist, treten Rücken- oder
auch Bauchschmerzen auf. Oft verlieren die Patienten auch kurz das Bewusstsein. Diese Situation ist sehr gefährlich und in der Hälfte der Fälle
auch tödlich. Deshalb versucht man,
ein solches Einreissen der Schlagader
durch die prophylaktische Operation
zu vermeiden.
In der Schweiz gibt es kein Screeningprogramm wie dies zum Beispiel
in England, Schweden oder den USA
der Fall ist. Das heisst, es werden keine routinemässige Vorsorgeuntersu-
chung ab 65 Jahren mittels Ultraschall
durchgeführt.
Wenn das Risiko der Ruptur grösser
als das Risiko eines Eingriffes ist, sollte operiert werden. Beim Mann ist
dies ab einem maximalen Querdurchmesser von 5,5 Zentimeter, bei der
Frau von 4,5 Zentimeter der Fall.
Kleinere Aneurysmen müssen regelmässig mittels Ultraschall oder Computertomografie
nachkontrolliert
werden. Das Risiko der Ruptur steigt,
je grösser das Aneurysma ist, bei einem Wachstum des Durchmessers von
fünf auf sechs Zentimeter, steigt das
Risiko von einem auf elf Prozent!
Ärzte geben
Auskunft
Rohr aus Drahtgeflecht und dünner
Kunststoffbeschichtung – mit einem
sogenannten Stentgraft – abgedichtet
wird. Er schiebt diesen, welcher zu
dem Zeitpunkt ganz eng zusammengefaltet ist, von der Leiste her in die
Arterie nach oben in die Aorta, wo er
etwas oberhalb des Aneurysmas im
Bereich des noch normalen Durchmessers zu liegen kommen soll. Dort
wird dieser geöffnet und hält, da er
selbstexpandierend ist, also von alleine aufgeht, durch Druck auf dieWand.
Ausserdem weist er kleine Widerhaken auf. Unten in den beiden Beckenarterien dichtet er auf die gleiche Weise ab, er hat die Form eines umgekehrten Ypsilons. Es braucht von daher
Zugänge in beiden Leisten. Diese Implantation wird unter stetiger Röntgenkontrolle überwacht.
Weitere Infos: www.suedostschweiz.ch/dossier
Die Wahl des Operationsverfahrens
ist von der Konfiguration des Aneurysmas abhängig. Für ein endovaskuläres Vorgehen braucht es vor allem
unter den Nierenarterien eine Zone,
welche noch nicht vom Aneurysma
betroffen ist, der sogennannte «Hals».
Endovaskulär bedeutet, dass das
Aneurysma von innen her mit einem
Wie wird der
Patient operiert?
Diese Operation wird im Kantonsspital Graubünden minimal invasiv
durchgeführt, indem diese Zugänge
auch keinen grösseren Schnitt und
Nach einer offenen Operation
braucht es praktisch keine Nachkontrollen, was den Hauptvorteil dieser
Technik darstellt. Nach der endovaskulären Versorgung hingegen sind lebenslange Nachkontrollen unabdingbar, je nach Situation mittels Computertomografie oder Gefässultraschall.
Wenn der Stentgraft gut sitzt und keine Leckagen, sogenannte Endoleaks,
auftreten, können im Verlauf diese
Kontrollen jährlich bis zweijährlich
durchgeführt werden. In seltenen Fällen werden wegen der Endoleaks
Folgeeingriffe imVerlauf nötig, welche
jedoch auch ohne eigentliche Operation in Lokalanästhesie unter radiologischer Kontrolle durchgeführt werden können.
Was passiert,
wenn es platzt?
Nur ein Teil der Patienten, die eine
Ruptur des Bauchaortenaneurysmas
erleiden, erreichen das Spital noch
rechtzeitig. Der Tod tritt durch inneres
Verbluten ein.Wenn der Patient rechtzeitig eingeliefert wird, muss er
schnellstmöglich operiert werden.
Dies kann wiederum endovaskulär
oder offen, je nach Aneurysmakonfiguration, geschehen.
Die Sterblichkeit beträgt in der
Schweiz trotz deutlicher Fortschritte
in den letzten zehn Jahren immer
noch zwischen 20 und 40 Prozent.
Deshalb wird die prophylaktische
Operation empfohlen.
* Marus Furrr is Chfarz und ärzlichr
Diror Chiruri.
** Simon Hofr is Obrärzin Chiruri.
Pionierarbeit im
Churer Kantonsspital
Chur. – Weltweit wurde die erste
endovaskuläre Ausschaltung des
Bauchaortenaneurysmas, (EVAR
für Endovascular Aortic Repair)
1990 durch Juan Parodi in Buenos
Aires durchgeführt. Im Kantonsspital Graubünden wurde diese
Technik bereits 1998 – als zweites
Zentrum in der Schweiz überhaupt – eingeführt. Seither wurde
die Technologie laufend verbessert.
Die Vorteile der EVAR sind
gross: weniger schwerwiegende
Komplikationen während der Operation und unmittelbar nach der
Operation, kein grosser Baucheingriff mit darauf folgender längerer
Genesungszeit, die Durchführung
ist in örtlicher Betäubung ohne Allgemeinnarkose möglich, und die
Hospitalisationsdauer verkürzt sich
wesentlich. (so)
Implana: Snrafsysms in Y-Form.
Finsarbi: Di Opraion wird unr laufndr Rönnonroll durchführ – rchs in Hauschni nach dr Opraion an dr Aora.
Bildr Olivia Im
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