Die Phytophthora - Krankheit Phytophthora ist eine Pilzgattung, deren Name sich aus dem Griechischen ableitet und „Pflanzenzerstörer“ bedeutet. Die zahlreichen Arten leben auf verschiedenen Wirtspflanzen und verursachen dort meist eine Wurzel- oder Wurzelhalsfäule. Dabei werden Feinwurzeln abgetötet und im Stamm sterben Teile des Kambiums vom Boden ausgehend, in Form von zungenförmigen Nekrosen, ab. In weiterer Folge verringert sich die Baumvitalität, die Krone verlichtet, es kommt zu Kleinblättrigkeit, zum Absterben von Pflanzenteilen und häufig zur Besiedlung durch Sekundärschädlinge (Käfer, andere Pilze u. dgl.). Als weitere Symptome sind abgestorbene Rindenteile und Saftaustritt im Bereich der Kambialnekrosen zu erkennen. In vielen Fällen kommt es zum Tod der Pflanze. Durch die meist unspezifischen Krankheitssymptome und eine häufige Folgeschädigung durch sekundäre Schädlinge ist eine Verwechslung der Phytophthora - Krankheit mit anderen Schädigungen sehr leicht möglich. Eine eindeutige Diagnose ist nur durch Laboruntersuchung zu gewährleisten. Gefahrenpotential Phytophthora - Arten werden durch Pflanzentransporte europaweit verbracht. Für zusätzliche Verbreitung sorgten Bäche und Flüsse (Sporen werden über Wasser und nur selten über die Luft transportiert). Aufgrund der leichten Kreuzbarkeit der verschiedenen Arten kommt es immer wieder zur Hybridbildung. Dabei verschmolzen oft zwei relativ harmlose Arten zu einer neuen Phytophthora - Art mit wesentlich aggressiverem Schadverhalten und geändertem Wirtsspektrum, wodurch grundsätzlich alle Baumarten betroffen sein können. Ungünstig für infizierte Pflanzen sind Wasserstau (Überschwemmungen, Starkregen bei staunassen Böden, Drainagierungsgräben etc.) und anschließende, langanhaltende Trockenheit. Wegen dem einem Siechtum gleichenden Krankheitsbild (schnelles, großflächiges Absterben ist selten) und der Gefahr von Hybridisierungen verschiedener Phytophthora - Arten zu neuen, gefährlichen Arten, ist das Gefährdungspotenzial als hoch einzustufen. Bisher betroffene Baumarten Erle (Schwarz- und Grauerle) An Erle wird die Krankheit am längsten und häufigsten beobachtet, deren Verursacher Phytophthora alni ist. Wahrscheinlich traten erste Fälle in den Achtziger-Jahren auf, endgültig nachgewiesen wurde die Krankheit erst in den 90er Jahren. Primär betroffen sind Erlen entlang von Wasserläufen und Aufforstungen, die mit infiziertem Pflanzmaterial durchgeführt wurden. Schadenssymptome an Erle freigelegte Kambialnekrose „Teerfleck“ (Saftaustritt am Stamm) alte Nekrose, tote Rinde, Risse Eiche In den USA tritt an Eiche ein durch Phytophthora ramorum verursachtes Sterben auf. Neben Eiche sind in den USA mindestens 17 weitere Pflanzenarten betroffen, darunter Rhododendron und Douglasie. Bis zum Jahr 2004 wurde diese Art auch in vielen europäischen Ländern nachgewiesen, wie z.B. in Deutschland, Niederlande, Dänemark, Großbritannien, Slowenien und Polen. Quarantänemaßnahmen werden EU-weit durchgeführt. Darüber hinaus spielen einheimische Phytophthora-Arten, wie man erst seit kurzer Zeit weiß, auch beim europäischen Eichensterben eine bedeutende Rolle als Schwächungsfaktor. Schadenssymptome an Eiche freigelegte Kambialnekrose Schadenssymptome im Bestand Buche An Buche wurde die Krankheit seit kurzem ebenfalls diagnostiziert. Im Jahr 2003 wurden, durch die Trockenheit wahrscheinlich begünstigt, mehrere Fälle in Mitteleuropa registriert. Die Erfahrungen mit Phytophthora an Buche befinden sich erst im Anfangsstadium. Verwechslungen und Vergesellschaftung mit anderen Schädigungen (mechanische Verletzungen, Nectria-Pilze, Sonnenbrand, u. dgl.) sind häufig und wenig geklärt. Schadenssymptome an Buche freigelegte Kambialnekrose „Teerfleck“ (Saftaustritt am Stamm) Andere Baumarten An Edelkastanie wurde Phytophthora an Proben in England, Portugal und Italien nachgewiesen. Weiters existieren einzelne Nachweise an Rosskastanie, Douglasie und Eibe. Das Wirtspflanzenspektrum erweitert sich jedoch ständig. Schadenserkennung und Bekämpfung Zu achten ist auf undifferenzierte Schadsymptome wie Kronenverlichtung, Kleinblättrigkeit, Notfruktifikation, Kränkeln, einzelnes Absterben herrschender Individuen im Bestand, Rindennekrosen, Saftausfluß bei lebender Rinde (Teerflecken), tote und rissige Rindenteile, vermehrte Windbruchschäden in Folge von Vermorschung des Holzes unter toten Rindenteilen und Absterbevorgänge in Aufforstungen. Entscheidend für Ausbruch und Aggressivität der Krankheit dürften in erster Linie klimatische Rahmenbedingungen und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen sein. Resistenzversuche haben Erfolge gebracht. Es gibt Individuen, die gegen Phytophthora sehr widerstandsfähig sind, deren Vermehrung resistentere Pflanzen hervorbringt. Die Infektion ist zwar immer unvermeidlich, jedoch können solche Pflanzen die Nekrosenbildung stoppen und überwallen. Das Ausschneiden offensichtlich befallener Pflanzenteile ist nur bedingt erfolgversprechend, da die Infektion an der Wurzel nicht erreicht werden kann. Lediglich an Erle ist diese Maßnahme sinnvoll (auf den Stock setzen, anschließend kommt es zum Neuaustrieb), um die Lebensfähigkeit des Stockes zu erhalten und somit der drohenden Auswaschung von Flussufern entgegenzuwirken. Pflanzmaterial, das in Baumschulen mit infiziertem Flusswasser bewässert wurde, sollte nicht gekauft werden. Baumschulen können bei Erle am Bundesamt und Forschungszentrum für Wald einen Phytophthora - Test machen, der Gewissheit bezüglich Bodenverseuchung bringt (nähere Informationen im Internet: http://bfw.ac.at/400/2111.html). An Erle wurde dieser Test bisher von den Steirischen Landesforstgärten durchgeführt, deren Pflanzen nicht infiziert sind. Bei Eiche und Buche können diese Untersuchungen vorerst nur im Ausland gemacht werden. Es wird ersucht, bei Verdachtsfällen mit der Fachabteilung Forstwesen Kontakt aufzunehmen, um Verbreitung, Bestimmung und Gefahrenpotential abklären zu können. Eine Information der Fachabteilung 10C Forstwesen beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung Bilder: BFW, Dr. Thomas Cech, Dr. Christian Tomiczek; Pavel Svhira, University of California