Duale Reihe Sonographie von Stefan Delorme, Jürgen Debus überarbeitet Thieme 2004 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 13 136952 9 schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG C 8.1 Harnblase 8 Beckenorgane Zum Stellenwert der Sonographie in der Diagnostik der Beckenorgane s. Tab. C-8.1. Die Untersuchung der gefüllten Harnblase ist im Verlauf der Abdomensonographie problemlos und schnell möglich. Bei der Prostata und dem inneren weiblichen Genitale sind auf diesem Weg aber nur gröbere Veränderungen erkennbar. Für spezialisierte Diagnostik werden deshalb transrektale bzw. transvaginale Ultraschallsonden eingesetzt. In diesem Kapitel werden nur die Veränderungen behandelt, die auf transabdominalem Wege zu erfassen sind. Zu den endoskopischen Verfahren s. Lehrbücher der gynäkologischen bzw. urologischen Ultraschalldiagnostik. C-8.1 317 messen des Blasenlumens anhand der Rotations-Ellipsoidformel abschätzen: Volumen = (Breite q Höhe q Tiefe) q 0,5 (S. 62). Blasentamponade: Bei einer Einblutung in die Harnblase, z. B. nach operativen Eingriffen, finden sich häufig sedimentierte oder flottierende Echos im Blasenlumen. 8.1.2 Steine, Divertikel, Ureterozele Steine: Blasenkonkremente heben sich in typischer Weise vom Blaseninhalt ab und verursachen einen hellen, echostarken Reflex mit Schallschatten (Abb. C-8.1). Divertikel: Blasendivertikel zeigen sich als umschriebene Aussackungen des Blasenlumens (Abb. C-8.2). Stellenwert der Sonographie in der Diagnostik der Beckenorgane C-8.1 Erkrankung bzw. Ausgangssituation Stellenwert der Sonographie Restharnbestimmung bei guten Schallbedingungen ist die Sonographie hier Methode der Wahl Hämaturie die Sonographie der Nieren und der Harnblase ist wie die i. v. Pyelographie Bestandteil der Abklärung; bei V. a. Blasentumor Zystoskopie Uterusmyom die Sonographie ist, oft allerdings transvaginal, Methode der Wahl gynäkologische Vorsorgeuntersuchung bei Uterus-, Zervix- und Adnextumoren keine Frühdiagnose mit Ultraschall möglich (Vorsorge durch Zervixabstrich!) Unterbauchschmerzen der Frau Sonographie obligat bei der Abklärung (neben klinischer Untersuchung) „Prostatabeschwerden“ das Sonogramm zeigt die Prostatagröße; diese korreliert aber nicht mit den Miktionsbeschwerden Verdacht auf Prostatakarzinom Sonographie von abdominal her wenig sinnvoll; besser transrektal Suprapubischer Längs- (links) und Querschnitt (rechts) – multiple kleine Harnblasenkonkremente Beachte den deutlichen Schallschatten (Dr. G. Krauth, Karlsruhe, mit freundlicher Genehmigung). C-8.2 Suprapubischer Längs- (links) und Querschnitt (rechts) – Harnblasendivertikel 8.1 Harnblase Die Untersuchung der Harnblase sollte – außer zur Restharnbestimmung – bei guter Füllung erfolgen. Wenn die Blase nicht ausreichend gefüllt ist, wird die Schleimhaut dicker und faltig, wodurch die Aussagekraft der Untersuchung eingeschränkt ist. Außerdem schieben sich Darmschlingen vor die Blase und erschweren die Untersuchung. 8.1.1 Restharn, Blasentamponade Restharn: Beim Gesunden ist die Harnblase nach dem Wasserlassen fast vollständig entleert. Größere Mengen verbliebenen Harns deuten auf eine Miktionsstörung hin, meist als Folge einer Prostatahypertrophie, gelegentlich auch neurogener Störungen. Die Restharnmenge lässt sich durch Aus- Es finden sich zahlreiche umschriebene Ausstülpungen des Harnblasenlumens (Marker). Der Befund ist unverkennbar (Dr. G. Krauth, Karlsruhe, mit freundlicher Genehmigung). Delorme/Debus, Duale Reihe: Sonographie (ISBN 3-13-136952-3), c 2005 Georg Thieme Verlag 318 C 8 Beckenorgane Ureterozele: Dies ist eine Einmündungsanomalie des Ureters mit Vorfall von Teilen des Ureters in das Blasenlumen, bei Kindern vielfach mit Harntransportstörung und renalem Aufstau verbunden. Sie tritt gehäuft bei doppelter Nierenund Ureteranlage auf. Hierbei kreuzen sich die Ureteren, sodass der zur kranialen Nierenanlage gehörende Ureter kaudal einmündet. Fast immer ist dieser Ureter von der Ureterozele betroffen, sodass die kraniale Nierenanlage aufstaut. 8.1.3 Tumoren Blasentumoren erscheinen in der Sonographie als umschriebene, flächige oder polypoide Schleimhautverdickungen. Sie können rund sein oder blumenkohlartig ins Lumen vorwachsen (Abb. C-8.3). Wichtig ist es, darauf zu achten, ob der Reflex der mittleren und äußeren Wandschichten unter dem Tumor erhalten ist. Eine Unterbrechung dieser Linien deutet auf eine tiefere Infiltration der Wand bzw. auf eine Organüberschreitung hin. Harnblasenkarzinome sind häufig multipel – synchron oder metachron. Wer ein C-8.3 Urothelkarzinom hat, der hat auch ein zweites, darum ist der gesamte Harntrakt zu untersuchen (Endoskopie, retrograde Füllung). Gehäuft kommen Karzinome in Harnblasendivertikeln vor. n Merke: Jede umschriebene Schleimhautverdickung ist tumorverdächtig und muss zystoskopisch abgeklärt werden. Bedenken Sie, dass ein prominenter Mittellappen der Prostata weit ins Blasenlumen hineinragen kann und verwechseln Sie ihn nicht mit einem Tumor! 8.2 Uterus und Adnexe Im Rahmen der Routinesonographie des Abdomens werden Uterusmyome und maligne Tumoren des Uterus und der Zervix sowie Ovarialzysten und Ovarialtumoren beobachtet. n Merke: Die häufigste, vom unerfahrenen Untersucher diagnostizierte Raumforderung im weiblichen Becken ist der normale Uterus. Harnblasenkarzinom 8.2.1 Myome Myome sind rundliche Raumforderungen variabler Größe (von 0,5 bis über 10 cm). Kleine Myome liegen im Myometrium oder ragen polypös ins Cavum uteri vor, größere Prozesse führen zu einer umschriebenen Auftreibung des Uterus (Abb. C-8.4) oder sitzen ihm rucksackartig auf. Die Tumoren sind meistens echoarm oder echogleich zum Myometrium, seltener auch inhomogen echodicht. Partielle oder vollständige Verkalkungen (heller, echostarker Reflex mit Schallschatten) sind nicht selten. Bei vollständig verkalkten Myomen ist nur die dem Schallkopf zugewandte Front als bogiger, heller Reflex erkennbar. Der mit multiplen Myomen durchsetzte Uterus myomatosus ist vergrößert und zeigt ein äußerst inhomogenes Binnenmuster. Einzelne Myome sind darin oft nicht mehr abgrenzbar (Abb. C-8.5). C-8.4 a Harnblasenkarzinom bei einem 55-jährigen Mann, 4 Jahre nach Nephrektomie links wegen eines renalen Urothelkarzinoms (suprapubischer Querschnitt). b Als der Patient, der seinen Urologen nicht aufgesucht hatte, sich nach einem halben Jahr erneut vorstellte, war der Tumor deutlich gewachsen. Histologisch fand sich ein in sano reseziertes Harnblasenkarzinom. Metachrone Zweittumoren bei Patienten mit Harnwegskarzinomen sind keine Seltenheit. Suprapubischer Längsschnitt – Uterusmyom Das Corpus uteri wird durch eine ca. 5 cm messende, inhomogen echoarme Raumforderung (Pfeile) aufgetrieben. Delorme/Debus, Duale Reihe: Sonographie (ISBN 3-13-136952-3), c 2005 Georg Thieme Verlag