Vorlesung zu den Biochemischen Übungen 2

Werbung
Kohlenhydrate
spielen in der Natur eine sehr wichtige Rolle
„
dienen als Energiespeicher: Stärke, Glykogen
„
sind Bestandteile von DNA bzw. RNA, Zellwänden, ...
„
gebunden an Proteine und Lipide
Einteilung der Kohlenhydrate
•Zahl der Kohlenstoffatome: Triosen, Tetrosen,
Pentosen, Hexosen,...
•Aldosen oder Ketosen
•Konfiguration der Asymmetriezentren: D- oder L- Zucker
•Ersatz von OH-Gruppen durch H (Desoxyzucker)
•Reduktionsvermögen
Aldosen oder Ketosen
Aldehydgruppe
Ketogruppe
Glycerinaldehyd
eine Aldose
Dihydroxyaceton
eine Ketose
Monosaccharide
Monosaccharide gehören zu den Kohlenhydraten.
Es handelt sich um Aldehyde oder Ketone, die zwei oder mehr Hydroxylgruppen tragen.
Viele Monosaccharide haben die Summenformel (CH2O)n.
Monosaccharide haben entweder eine Aldehyd-Gruppe (Aldosen) oder eine
Keto-Gruppe (Ketosen).
Sie haben mindestens 3 C-Atome.
Glycerinaldehyd und Dihydroxyaceton sind Triosen.
Diastereoisomere
Stereoisomere die nicht Bild und Spiegelbild sind
unterschiedliche physikalische und chemische Eigenschaften
D-Aldosen
D-Ketosen
D- oder L- Zucker
Die meisten Zucker sind chiral.
Chirale Moleküle enthalten ein Atom, an das vier verschiede
Substituenten gebunden sind.
asymmetrisches C-Atom
Der einfachste chirale Zucker ist Glycerinaldehyd mit einem
asymmetrischen Kohlenstoff
kommt daher in 2 spiegelbildlichen Formen vor (= Entantiomere)
Entantiomere haben gleiche physikalische Eigenschaften (SchmelzPunkt, Siedepunkt), unterscheiden sich aber in der Drehbarkeit des
linear polarisierten Lichtes.
(+)
(-)
D- und L-Zucker
Die D- und L-Reihen der Zucker sind wie bei den Aminosäuren definiert nach ihrer
Strukturhomologie zu D- und L-Glycerinaldehyd (Emil Fischer, 1891).
Bei grösseren Zuckern richtet sich die Einteilung nach D oder L nach demjenigen
Asymmetriezentrum, das am weitesten von der Aldehyd- oder Ketogruppe
entfernt ist.
Ringform, offenkettige Form
Zucker liegen weit überwiegend als Ringe vor,
sie können aber auch offenkettige Strukturen
annehmen. In diesem Zustand haben sie freie
Aldehyd- oder Keto-Gruppen.
Sie weisen im Versuch mit einem Aldehydspezifischen Agens (Purpald) nach, daß
Glucose eine Aldose ist. Dazu wird eine
Glucoselösung erhitzt, weil dabei verstärkt
Ringöffnung eintritt. Bei Reaktion mit einem
Aldehyd bildet das Purpald-Reagenz farbige
Produkte.
Anomere
Durch die Ringschliessung entsteht ein
weiteres Asymmetriezentrum.
Entsprechend gibt es zwei Varianten der
Ringform, α und ß. Zucker die sich nur
in diesem ringschliessenden C-Atom
unterscheiden nennt man Anomere.
Glucose enthält in Lösung ca. 2/3 ß
Anomer, ca. 1/3 α Anomer und <1%
von der offenkettigen Form. Der
Purpald-Versuch beweist daß die
offenkettige Form tatsächlich
auftaucht, und die α und β Formen
nicht etwa durch Rotation der OHGruppe am Ring entstehen.
Glycosidische Binding
Zucker binden an Alkohole und Amine über glycosidische Bindungen
O-glycosidische Bindung
N-glycosidische Bindung
Da Zucker selber Alkohole sind, können sie sich
über O-glycosidische Bindungen auch
untereinander verbinden. Auf diese Weise
entstehen Disaccharide, Oligosaccharide und
Polysaccharide.
Über glycosidische Bindungen können Lipide
gebunden werden (Glycolipide).
Glycosidische Bindungen mit Proteinen ergeben
Glycoproteine.
Di-, Oligo- und Polysaccharide
Disaccharide: aus 2 Monomeren gebildet
Oligosaccharide: aus 3-9 Monomeren gebildet, oft Glykolipide oder
Glykoproteine
Polysaccharide: sind Polymere aus Monosacchariden, die 3 häufigsten
Polysaccharide sind Cellulose, Stärke und Glykogen, sind alle drei aus Glucose
aufgebaut.
Glykogen
Glucose-Bestimmung
Bestimmung des Glucosegehaltes einer Serumprobe.
80-120mg/dl (4,4-6,7mM) beim gesunden Menschen (Nüchternblutzucker)
Diabetiker >120mg/dl
Gekoppelter optischer Test:
1. Schritt: Glucose wird mittels Glucose Oxidase (GOD, aus einem Schimmelpilz) zu
Gluconolacton oxidiert, reagiert mit Wasser weiter zu Gluconsäure
ß-D-Glucose + O2
Glucose Oxidase
Gluconsäure + H2O2
2. Schritt: In einer Indikatorreaktion oxidiert das gebildete H2O2, katalysiert
durch eine Peroxidase (POD, aus Meerettich) ein Chromogen, wobei ein
Farbumschlag erfolgt.
H2O2 + H2 Donator (Chromogen)
(farblos)
Peroxidase
2 H2O + Donator
(färbig)
Glycolyse
Sie messen im Versuch das Gleichgewicht
einer Reaktion aus der Glycolyse,
nämlich der Umwandlung von
Glucose-6-Phosphat in Fructose-6-Phosphat.
Die Reaktion wird durch das Enzym
Phosphoglucoseisomerase katalysiert.
In vivo liegt hier natürlich ein typisches
Fließgleichgewicht vor.
Fructose-6-Phosphat reagiert in der Zelle
sofort weiter zu Fructose-1,6-bisphosphat.
Sie sollen die Frage beantworten, wieweit
diese Reaktion auch freiwillig ablaufen würde.
Wie wichtig ist hier das Fließgleichgewicht für
die Einstellung der Reaktionsrichtung?
Bestimmung des Gleichgewichtes der Phosphoglucoseisomerase
Reaktion
Umsetzung von Glucose-6-Phosphat in Fructose-6-Phosphat und umgekehrt.
Ansatz 1: Glucose-6-Phosphat
Ansatz 2: Fructose-6-Phosphat
+Phosphoglucoseisomerase
30min inkubieren (dabei erfolgt die Gleichgewichtseinstellung)
Glucose-6-Phosphat
↔
Fructose-6-Phosphat
(Phosphoglucoseisomerase wird durch erhitzen auf 95°C denaturiert und somit
inaktiviert)
Bestimmung des Gleichgewichtes der
Phosphoglucoseisomerase Reaktion
1. Nachweisreaktion
Glucose-6-Phosphat
↓
Phosphoglucoseisomerase
inactiv
Fructose-6-Phosphat
↔
+ NADP+
+ Glucose-6-P-Dehydrogenase
6-Phospogluconolacton + NADPH + H+
= E1 (Glucose)
2. Nachweisreaktion
+ Phosphoglucoseisomerase
Weil Glucose-6-Phosphat durch die Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase
depletiert wird, wird Fructose-6-Phosphat weiter zu Glucose-6-Phosphat
umgewandelt.
Anstieg der Absorption bis zum Endpunkt verfolgen.
Endwert
= E2 (Fructose)
+
NADP /NADPH
+
+
H
Wir verwenden diesmal wieder einen gekoppelten
Test, bei dem durch Reduktion NADPH entsteht, das
sich gut nachweisen lässt.
NADH und NADPH absorbieren um 340 nm, NAD+
und NADP+ dagegen nicht.
Unser Ansatz:
Glucose-6-P + NADP+ →
6-Phosphogluconolacton + NADPH + H+
Diese Reaktion wird von Glucose-6-PhosphatDehydrogenase katalysiert.
Da für jedes vorhandene Glucose-6-P Molekül ein
Molekül NADP+ reduziert wird, kann man die NADPHKonzentration nach Lambert-Beer bestimmen und die
Glucose-6-P Konzentration ist dann identisch.
Freie Energie 1
Wenn ein System nicht im Gleichgewicht ist, gibt es eine Triebkraft die auf eine
Einstellung des Gleichgewichts hindrängt. Diese Triebkraft ist die
Änderung der Gibbs'schen freien Energie, ∆G.
Für eine Reaktion A → B lässt sich definieren:
[B]
∆G = ∆G° + RT · ln ———
[A]
∆G° ist die Änderung der freien Energie unter Standardbedingungen (1 atm, 25°C, 1 M
Konzentration von Substrat und Produkt.
R ist die Gaskonstante
T ist die absolute Temperatur
Für biologische Reaktionen verwendet man ∆G°', dabei ist noch pH = 7
Freie Energie 2
[B]
∆G = ∆G°' + RT · ln ———
[A]
bedeutet, man kann ausrechnen, ob eine Reaktion freiwillig abläuft. Bei negativem
∆G (∆G < 0) erniedrigt sich die Energie des Systems und die Reaktion erfolgt freiwillig.
Im Gleichgewicht ist die treibende Kraft ∆G = 0, das heisst
[B]
∆G = 0 = ∆G°' + RT · ln ———
[A]
oder
[B]
- ∆G°' = RT · ln ———
[A]
Sie können ∆G°' der Reaktion also aus den Konzentrationen von Substrat und Produkt
berechnen. Im Versuch bestimmen Sie ∆G für die Reaktion Glucose-6-Phosphat →
Fructose-6-Phosphat. Ob die Reaktion in vivo tatsächlich abläuft, kann von weiteren
Parametern abhängen (Fließgleichgewicht!).
Glucoseoxidase-Methode
Der Glucosegehalt einer Serumprobe wird mit der Glucoseoxidase (GOD) - Methode
bestimmt. Das macht man mit dieser Methode auch in der klinischen Diagnostik, z.B.
für Diabetes. Glucoseoxidase setzt spezifisch ß-D-Glucose um, so daß keine "false
positives" durch andere Zucker verursacht wird. Wir verwenden eine Glucoseoxidase
aus einem Schimmelpilz. Die Konzentrationsbestimmung erfolgt wieder über eine
Farbänderung.
ß-D-Glucose + FAD-Enzym
→
Gluconolacton + FADH2-Enzym
FADH2-Enzym + O2
→
FAD-Enzym + H2O2
H2O2 + farbloses Chromogen
→
2 H2O + Farbstoff
[B]
∆G°´ = -RT x ln _____
[A]
∆G°´ = -RT x ln K
∆G°´ (kJ/mol)
K
17 ,1
0,001
11,4
0,01
5,7
0,1
0
1
-5,7
10
-11,4
100
-17,1
1000
K= Gleichgewichtskonstante
Herunterladen