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Ballonkyphoplastie
bei Wirbelkörperbrüchen
Klinik für Orthopädie, Unfall-, Handund Wiederherstellungschirurgie
Klinikum Leverkusen gGmbH
Am Gesundheitspark 11
51375 Leverkusen
Telefon 0214 13-2151
Telefax 0214 13-2202
E-Mail [email protected]
Internet www.klinikum-lev.de
© Klinikum Leverkusen gGmbH.
Stand März 2013.
B0033-03.2013-V1. Fotos: Klinikum Leverkusen.
Direktor: Prof. Dr. Leonard Bastian
Der Mensch im Mittelpunkt unseres Handelns
Klinik für Orthopädie,
Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Vorwort
| Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Patientinnen und Patienten,
die Osteoporose zählt zu den wichtigsten
Volkskrankheiten, die vor allem ältere Menschen betrifft. Trotz enormer Fortschritte in
der Diagnostik und Therapie der Osteoporose wird sie bei der Anamnese in Europa
und auch in Deutschland häufig übersehen und
daher auch nicht behandelt. Die klinische
Bedeutung der Osteoporose liegt vor allem im
Auftreten von Knochenbrüchen ohne ein adäquates Unfallereignis.
Besonders häufig ist die Wirbelsäule von solch
unerwarteten Knochenbrüchen betroffen.
Wirbelkörperbrüche führen fast immer zu erheblichen Schmerzen und einer Einschränkung der Lebensqualität. Aber auch Atemnot,
Appetitlosigkeit und Schlafprobleme können
die Folgen von Wirbelkörperbrüchen sein.
Bisher erfolgte die Behandlung fast immer
konservativ, das heißt ohne Operation. Viele
Patienten litten aber über einen langen Zeitraum unter erheblichen Schmerzen, benötigten viele Schmerzmedikamente und waren
in ihrer Lebensqualität sehr eingeschränkt.
Seit einigen Jahren steht uns nun ein minimalinvasives Verfahren, die sogenannte Ballonkyphoplastie, zur Verfügung, bei der der gebrochene Wirbelkörper aufgerichtet und zur
Stabilisierung mit Zement befüllt wird.
In einer von mir maßgeblich betreuten Studie
konnte gezeigt werden, dass Patienten mit
diesem Verfahren schneller ihre Lebensqualität
zurückerlangen konnten, geringere Schmerzen
hatten und weniger Schmerzmedikamente benötigten.
Es konnte außerdem gezeigt werden, dass eine
bessere Wiederherstellung der Wirbelkörperhöhe auch mit einer Verbesserung der Lebensqualität verbunden ist. Eine bessere Aufrichtung wiederum wird erreicht, wenn nicht zu
lange mit dem operativen Eingriff gewartet
wird.
Ein weiteres Anwendungsgebiet dieses Verfahrens ist der Befall der Wirbelsäule durch
Metastasen (z. B. „Tochterabsiedlungen“ von
Brust-, Lungen- oder Nierentumoren) und das
Multiple Myelom.
Auch zu diesem Thema möchte ich eine Studie
vorstellen, die gezeigt hat, dass die Zementierung von betroffenen Wirbelkörpern auch bei
diesen Patienten zu einer signifikanten Steigerung der Lebensqualität, Reduktion der Schmerzen und Erhalt der Selbstständigkeit führt.
Auf den folgenden Seiten möchte ich Ihnen
das Verfahren der Ballonkyphoplastie, dass in
meiner Abteilung sowohl bei osteoporotisch
bedingten als auch durch Tumor veränderten
Wirbelkörpern seit Jahren erfolgreich und
häufig angewandt wird, darstellen und erklären.
•••
Prof. Dr. Leonard Bastian
Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfall-,
Hand- und Wiederherstellungschirurgie
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Ballonkyphoplatie - Diagnostik & Indikation
| Diagnostik
Röntgenbilder der Wirbelsäule
Computertomographie der Wirbelsäule
Röntgenbilder der Wirbelsäule in zwei Ebenen
sind die Vorraussetzung, um bei neu aufgetretenen Schmerzen den Verdacht eines Wirbelkörperbruches zu bestätigen.
Kann durchgeführt werden, wenn die Hinterkante und die Pedikel (hinterer Teil
des Wirbelkörpers) gesondert beurteilt werden sollen.
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Kernspintomographie der Wirbelsäule
Vorraussetzung, um andere Schmerzursachen
(z. B. Bandscheibenvorfall oder Tumor) auszuschließen und zu erkennen, ob nur ein oder
mehrere Wirbelkörper betroffen sind.
| Indikation
Knochenszintigraphie der Wirbelsäule
Alternative zur Kernspintomographie, wenn
diese z. B. aufgrund eines Herzschrittmachers
nicht durchgeführt werden kann.

Das Ziel der akuten Behandlung sollte eine
kurzfristige Schmerzreduktion sein. Dabei werden häufig hochwirksame Schmerzmedikamente (z. B. Morphinpräparate) eingesetzt,
um auch die notwendige Diagnostik durchführen zu können. In dieser Phase sollten die
Schmerzen regelmäßig auf einer Skala von
0 - 10 (10 = größter Schmerz) eingeschätzt
werden.
Sind die Schmerzen unter der Gabe von
Schmerzmedikamenten nicht rückläufig, so
kann eine Ballonkyphoplastie erwogen und
besprochen werden.
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Ballonkyphoplastie - Eingriff & Operationsschritte
| Durchführung des Eingriffs
| Operationsschritte
Der Eingriff wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt und nimmt pro Wirbelkörper etwa 30 bis 45 Minuten in Anspruch. Während der Operation liegt der
Patient in Bauchlage, die Wirbelsäule wird mit zwei Röntgengeräten durchleuchtet,
um die Instrumente sicher in den Wirbelkörper einbringen zu können.

Einbringen von zwei dünnen Metallhülsen über kleine Schnitte in den Wirbelkörper. Besteht eine Indikation,
kann über diese Hülsen die Entnahme einer Knochenprobe (Biopsie) erfolgen. Mit Hilfe einer Kürette ist es
möglich die Höhle im Wirbelkörper zu vergrößern.

Einführen der Spezialballons in den gebrochenen Wirbelkörper, Aufdehnen der Ballons zur Bildung eines
Hohlraumes und zum Aufrichten des gebrochenen Wirbelkörpers. Danach Entfernung der Ballons.
 Im Operationssaal wird die Wirbelsäule mit zwei Röntgengeräten in verschiedenen Ebenen abgebildet, um
eine sichere Platzierung der Instrumente und des Zements zu garantieren.

Einfüllen des pastösen Knochenzements in den geschaffenen Hohlraum zur Fixierung des Knochenbruches.
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Ballonkyphoplastie - Postoperative Behandlung und Komplikationen
| Postoperative Behandlung
Nach der Operation kann sofort mit der Mobilisierung begonnen werden. In über
90 % der Fälle ist eine deutliche Schmerzreduktion schon in den ersten Tagen nach
der Ballonkyphoplastie erkennbar, so dass auch die Schmerzmittel reduziert werden können. Der stationäre Aufenthalt beträgt meist nur wenige Tage.
 Postoperatives Röntgenbild in zwei Ebenen, das die korrekte Lage der Zementplombe dokumentiert.
| Mögliche Komplikationen
Auch bei diesem Verfahren kann es zum Zementaustritt aus dem Wirbelkörper
mit Beeinträchtigung der Nervenfasern kommen. Das Risiko ist jedoch gegenüber
der Vertebroplastie deutlich reduziert.
Nach der Stabilisierung kann es zu weiteren Wirbelkörperbrüchen kommen. Dieses
Risiko besteht jedoch auch bei der konservativen Behandlung, da es in der zugrundeliegenden Osteoporose begründet ist. Aus diesem Grund kommt der sicheren
Diagnostik und adäquaten Therapie der Osteoporose, die parallel oder nach dem
Eingriff eingeleitet werden sollte, eine große Bedeutung zu.
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(oben) und Einzelzimmer mit großem Duschbad, Sitzecke und Bett für eine Begleitperson (unten).
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Ballonkyphoplastie bei Osteoporose
| Studienzusammenfassung
Ballonkyphoplastie steigert im Vergleich zu einer nicht-chirurgischen Versorgung signifikant
die Lebensqualität bei osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen
Wirbelkörperkompressionsfrakturen führen zu erheblichen Schmerzen und einer
Verschlechterung der Lebensqualität. 1,4 Millionen solcher Wirbelkörperbrüche
treten in Europa jedes Jahr auf. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Bettruhe,
Krankengymnastik und einer medikamentösen Schmerztherapie. Unter dieser
Therapie kommt es in der Regel zu einer Verringerung der Schmerzen, die aber
auch über Jahre bestehen bleiben können. Operative Stabilisierungen solcher
Kommpressionsfrakturen werden nur bei Lähmungen durchgeführt, um das
Rückenmark zu entlasten.
Mit der Ballonkyphoplastie steht seit einigen Jahren ein minimal-invasives
Verfahren zur Stabilisierung von osteoporotisch bedingten Wirbelkörperbrüchen
zur Verfügung. Dabei werden perkutan über spezielle Kathetersysteme Ballons in
den frakturierten Wirbelkörper eingebracht, mit denen die Spongiosa verdichtet
und die Deckplatte des Wirbelkörpers angehoben werden kann, um die kyphotische
Fehlstellung zu verringern. Die Ballons werden im nächsten Schritt wieder entfernt
und die entstandene Höhle mit Zement aufgefüllt, um den Wirbelkörper zu stabilisieren. Dieser Eingriff wird in der Regel unter einer kurzen Vollnarkose durchgeführt.
Um den Effekt dieser operativen Maßnahme darzustellen, wurde an 21 Krankenhäusern in acht Ländern eine prospektiv randomisierte Studie an 300 Patienten
durchgeführt, die aufgrund von frischen Wirbelkörperbrüchen entweder einer
nicht-operativen Behandlung (NOT) oder einer Ballonkyphoplastie (BKP) zugeführt
wurden (Fracture Reduction Evaluation Studie -FREE). Alle Patienten erhielten
zudem eine medikamentöse Osteoporosetherapie mit Ca++, Vitamin D und einem
Bisphosphonat.
Untersucht werden sollte die Einschränkung der Lebensqualität anhand des SF-36Fragebogens, der globale Gesundheitsscore EQ-5D, die Schmerzsymptomatik
(Visuelle Analog-Skala), die Rückenfunktion (Roland Morris Disability QuestionaireRMDQ) und die Sicherheit der Ballonkyphoplastie, sowie das Auftreten von weiteren Wirbelkörperbrüchen im Verlauf. Für die Ballonkyphoplastie wurden 149
Patienten, für die nicht-operative Behandlung 151 Patienten randomisiert. Das
mittlere Alter betrug 74 Jahre, 78% waren weiblich.
Nach einem Monat zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität
(p<0,0001), eine signifikant bessere Rückenfunktion (p<0,0001), signifikant weniger Schmerzen (p<0,0001) und ein geringerer Schmerzmittelbedarf in der Gruppe,
die mit einer Ballonkyphoplastie (BKP) behandelt wurden. Diese Effekte der
Ballonkyphoplastie konnten auch nach drei Monaten, nach einem und auch noch
nach zwei Jahren bestätigt werden. Zementbedingte Nebenwirkungen wurden
nicht beobachtet. Als Komplikationen des operativen Verfahrens traten ein postoperatives Hämatom und ein Harnwegsinfekt auf.
Die Häufigkeit von neu aufgetretenen Wirbelkörperfrakturen war im Rahmen der
Nachbeobachtungszeit nicht signifikant unterschiedlich (BKP- Gruppe 41,8%, NOTGruppe 37,8%, p=n.s).
Bei der Ballonkyphoplastie handelt es sich um ein effektives und sicheres minimalinvasives Operationsverfahren bei der Behandlung von Wirbelkörperkompressionsfrakturen. Im Vergleich mit einer nicht-operativen Therapie führte die Ballonkyphoplastie zu einer signifikanten Verringerung der Schmerzen und zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität auch nach zwei Jahren.
[Wardlaw D, Cummings SR, Van Meirhaeghe J, Bastian L, Tillmann JB, Ranstam J, Eastell R, Shabe P,
Talmadge K, Boonen S Efficacy and safety of balloon kyphoplasty compared with non-surgical care for vertebral compression fracture (FREE): a randomised controlled trial, Lancet 373 (9668): 1016-24 (2009). Boonen
S, Van Meirhaghe J, Bastian L, Cummings SR, Ranstam J, Tillman JB, Eastell R, Talmadge K, Wardlaw D
Balloon kyphoplasty for the treatment of acute vertebral compression fractures: 2-year results from a randomized
trial, Journal of Bone and Mineral Research (JBMR) 26(7): 1627-1637 (2011)]
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Ballonkyphoplastie bei Osteoporose
| Fallbeispiel 1
87-jährige Patientin mit plötzlich, ohne Sturz
aufgetretenen heftigsten Schmerzen im
Rücken, die von der Patientin auf der Schmerzskala mit 8 angegeben werden (10 = stärkste
vorstellbare Schmerzen). Aufgrund dieser
Schmerzen stationäre Aufnahme im Krankenhaus notwendig.

Röntgenbilder in zwei Ebenen zeigen die Kom pressionsfraktur des 1. Lendenwirbelkörpers
Im konventionellen Röntgenbild LWK-1Kompressionsfraktur. Im Verlauf war auch
unter hochdosierten Schmerzmedikamenten
keine Mobilisierung der Patientin möglich. In
der radiologischen Kontrolle nach einer Woche deutliche Zunahme des Höhenverlustes
des 1. Lendenwirbelkörpers, Entscheidung zur
Durchführung der Ballonkyphoplastie.
Postoperativ konnte die Patientin am Folgetag
nach dem Eingriff mobilisiert werden, die
Schmerzen wurden subjektiv auf der Schmerzskala mit 2 angegeben. Radiologisch zeigte sich
in der postoperativen Kontrolle eine sehr gute
Wiederherstellung der Wirbelkörperhöhe und
die Auffüllung mit Zement.

Radiologische Kontrolle nach einer Woche zeigt
zunehmende Höhenminderung des 1. Lendenwirbelkörpers
Parallel zur weiteren Mobilisierung wurde
noch vor der Entlassung die Knochendichte
bestimmt und eine entsprechende Osteoporosetherapie eingeleitet. 
Postoperative radiologische Kontrolle in zwei
Ebenen dokumentiert die sehr gute Wiederher stellung der Wirbelkörperhöhe und die korrekte
Lage des Zements
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Ballonkyphoplastie bei Tumorerkrankungen
| Ballonkyphoplastie bei Tumorerkrankungen
| Fallbeispiel 2
Die Therapie von bösartigen Tumoren durch Medikamente und Strahlentherapie
hat in den vergangenen Jahren durch die enorme Entwicklung der Kenntnisse in
diesen Bereichen zu einer deutlichen Verlängerung der Überlebenszeit geführt.
Parallel zu dieser Entwicklung nimmt die Anzahl der Patienten, die weitere
Komplikationen Ihrer Erkrankung erfahren, weiter zu. Gemeint sind Tochterabsiedelungen, sogenannte Metastasen, die häufig das Skelettsystem - mit Bevorzugung der Wirbelsäule - betreffen.
62-jähriger Patient mit Multiplem Myelom.
Seit 11/2007 stärkste Rückenschmerzen unter
hochdosiertem (100ug) Morphin (VAS 10 –
stärkster vorstellbarer Schmerz).
Lungen-, Nieren-, Brusttumore und auch das Multiple Myelom sind häufige bösartige Tumoren, die zu Absiedelungen im Knochen neigen. Diese Absiedelungen
verursachen zunächst erhebliche Schmerzen, nur selten führen sie zu neurologischen Ausfällen mit Lähmungserscheinungen. Können die Beschwerden durch
Schmerzmedikamente und ggf. Strahlentherapie nicht verringert werden und führen sie zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität, so muss über einen
operativen Eingriff nachgedacht werden.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass mit der Ballonkyphoplastie bei Befall
der Wirbelsäule mit erheblichen Schmerzen ohne neurologische Ausfälle ein minimal-invasives Verfahren zur Verfügung steht, dass bei geringer Komplikationsrate
zu einer meist erheblichen Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualität
führt. Im Rahmen des Eingriffes kann außerdem eine Gewebeprobe zur feingeweblichen Untersuchung („Histologie“) gewonnen werden.
01/2009 Ballonkyphoplastie BWK 12, LWK
1-3 am Klinikum Leverkusen. Schmerzreduktion auf VAS 2 bei gleichzeitiger Reduktion der
morphinhaltigen Schmerzmedikamente (25 ug
Morphin).

Präoperative Röntgenbilder (oben) der Lenden wirbelsäule und Kernspintomographie (unten)
Eine Studie zur Ballonkyphoplastie bei Patienten mit Tumoren unter Mitarbeit von
Prof. Bastian konnte 2011 veröffentlicht werden. In der Klinik für Orthopädie-,
Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie wird dieses Verfahren in enger
Kooperation mit den Onkologen der Medizinischen Klinik 3 regelmäßig mit großem
Erfolg durchgeführt.

Postoperative Röntgenkontrolle der Lendenwirbel säule mit Zementierung von vier Wirbelkörpern
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Ballonkyphoplastie bei Tumorerkrankungen
| Fallbeispiel 3
58-jährige Patientin mit Schmerzen in der
Brustwirbelsäule. In der Kernspintomographie
Metastasen (Tochterabsiedelungen) der Brustund Lendenwirbelsäule bei bisher nicht bekanntem Tumorleiden.
Ballonkyphoplastie des 9. Brustwirbelkörpers
bei erheblicher Schmerzsymptomatik in diesem Bereich. Im Rahmen des operativen Eingriffs Gewinnung einer Gewebeprobe zur
feingeweblichen Untersuchung, um die Grunderkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln.


Präoperative Kernspintomographie zeigt meh rere von einem Tumor befallene Wirbelkörper
der Brust- und Lendenwirbelsäule.

Postoperative Röntgenkontrolle in zwei Ebenen
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Ballonkyphoplastie bei Tumorerkrankungen
| Studienzusammenfassung
Ballonkyphoplastie verbessert die Rückenfunktion, reduziert die Schmerzsymptomatik und
führt zu einer Steigerung der Lebensqualität bei Patienten mit Tumorerkrankungen
Um den Effekt dieser operativen Maßnahme darzustellen, wurde an 22 Krankenhäusern in Europa, USA, Kanada und Australien eine prospektiv randomisierte
Studie an 134 Tumorpatienten durchgeführt, die aufgrund von frischen Wirbelkörperbrüchen entweder einer nicht-operativen Behandlung (NOT) oder einer
Ballonkyphoplastie (BKP) zugeführt wurden (Cancer Fracture Evaluation Studie
-CAFE).
Untersucht werden sollte die Veränderung der Lebensqualität (SF-36 Fragebogen,
Karnowsky-Index), die Schmerzsymptomatik (Visuelle Analog-Skala), die Rückenfunktion (Roland Morris Disability Questionaire-RMDQ) und die Sicherheit der
Ballonkyphoplastie bei dieser Patientengruppe mit Tumorerkrankungen.
Für die Ballonkyphoplastie wurden 70 Patienten, für die nicht-operative Behandlung
64 Patienten randomisiert. Das mittlere Alter betrug 64 Jahre, 58% waren weiblich.
An einem Multiplen Myelom waren 38% der Patienten erkrankt, an Brustkrebs
22%, an Lungenkarzinom 8%, am Prostatakarzinom 6%, andere Tumoren machten
26% aus.
Nach einem Monat zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität
(p<0,0001), eine signifikant bessere Rückenfunktion (p<0,0001), signifikant weniger Schmerzen (p=0,002) und ein geringerer Schmerzmittelbedarf in der Gruppe,
die mit einer Ballonkyphoplastie (BKP) behandelt wurden. Diese Effekte der
Ballonkyphoplastie konnten auch nach einem Jahr bestätigt werden.
Als Komplikationen des operativen Verfahrens trat ein neuer Wirbelbruch aufgrund
eines geringen Zementaustrittes auf, neurologische Komplikationen konnten nicht
beobachtet werden.
[Berenson J, Pflugmacher R, Jarzem P, Zonder J, Schechtman K, Tillman JB, Bastian L, Ashraf T, Vrionis F A
multicenter prospective randomized controlled study to compare balloon kyphoplasty to non-surgical management in the treatment of painful vertebral body compression fractures in cancer patients, Lancet Oncology
12(3): 225-235 (2011)]
Diese Studie konnte im direkten Vergleich mit einer nicht-operativen Therapie
zeigen, dass die Zementierung von Wirbelkörperbrüchen bei Tumorpatienten zu
einer signifikanten Verringerung der Schmerzen und zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität bis zu einem Jahr nach dem Eingriff führt und unterstützt damit die Anwendung dieses Verfahrens gerade bei dieser Patientengruppe.
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