Prof. Dr. Martin Keller-Ressel Technische Universität Dresden Institut für mathematische Stochastik Übungen zur Finanzmathematik Aufgabenblatt 2 Übungstermin 11. November 2014 Aufgabe 1. Beweisen Sie den Satz vom optionalen Stoppen aus der Vorlesung: Sei X = (Xn )n∈N ein Martingal und τ eine Stoppzeit bzgl. der Filtration (Fn )n∈N . Dann ist auch der gestoppte Prozess Xn∧τ ein Martingal bzgl. (Fn )n∈N . Aufgabe 2. Betrachten Sie ein Ein-Perioden-Modell (d.h. I = {0, 1}) mit festverzinslicher Anlage (St0 )t∈{0,1} = (1, 1 + r) und einem Wertpapier S 1 mit einem Ausgabepreis von 100 Euro. Für den Endpreis des Wertpapiers können nur die folgenden drei Fälle auftreten: Der Preis fällt auf 90 Euro, bleibt unverändert oder steigt auf 120 Euro. Ein Derivatehändler verkauft 15 Call-Optionen mit einem Ausübungspreis K, 90 ≤ K < 120. Der Zinssatz beträgt r = 6%. a) Zeigen Sie, dass genau ein K existiert, für das es eine Replikationsstrategie gibt. b) Wie sieht das zugehörige Portfolio aus und was ist der faire Preis für eine Call-Option? c) Ist der beschriebene Markt vollständig? Aufgabe 3. a) Gegeben sei wieder ein Ein-Perioden-Modell mit risikoloser, festverzinslicher Anleihe S 0 mit Ausgabepreis S00 = 1 und Zinssatz r > −1 sowie ein Wertpapier S 1 mit festem Preis S01 zum Zeitpunkt Null und zufälligem Kurs S11 zum Zeitpunkt 1, wobei S11 wie folgt verteilt ist: P S11 = S01 (1 + a) = p = 1 − P S11 = S01 (1 + b) , p ∈ (0, 1) . Geben Sie an, wann ein äquivalentes Martingalmaß existiert und bestimmen Sie dessen Form. b) Verallgemeinerung: Sei wieder r > −1 und (Ω, F, P) endlicher W-Raum mit F := 2Ω und P [{ω}] > 0 für alle ω ∈ Ω. Das Finanzmarktmodell (S 0 , S 1 ) bestehe nur aus einem risikolosen und einem risikobehafteten Wertpapier, wobei S00 = 1 und wir setzen 0 < α := min S11 (ω), ω∈Ω β := max S11 (ω) . ω∈Ω Zeigen Sie, dass das Modell arbitragefrei ist genau dann, wenn α<1+r <β. Aufgabe 4. a) Beweisen Sie den folgenden Trennungssatz im Rd : Sei C eine nichtleere, konvexe Teilmenge des Rd und p ∈ Rd ein Punkt, der nicht im Abschluss von C liegt. Dann gibt es eine strikt trennende Hyperebene, d.h. es existiert ein η ∈ Rd \{0}, so dass p·η <c·η für alle c ∈ C . Hinweis: Nutzen Sie die Projektion von p auf den Abschluss von C. b) Zeigen Sie, dass für eine beliebige nichtleere, konvexe Teilmenge C ⊂ Rd und einen Punkt p ∈ Rd mit p ∈ / C im Allgemeinen kein η ∈ Rd \{0} existiert, sodass p · η < c · η für alle c ∈ C .