Programm - Duisburger Philharmoniker

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Programm
2.
Philharmonisches Konzert
Mi 17./Do 18. September 2008, 20.00 Uhr
Mercatorhalle Duisburg im CityPalais,
Großer Saal
Jonathan Darlington Dirigent
Giuliano Carmignola Violine
Steven Harrison Tenor
philharmonischer chor duisburg
Hector Berlioz
„Le Carnaval Romain“, Konzertouvertüre op. 9
Robert Schumann
Konzert für Violine und Orchester d-Moll
Ludomir Rózycki
„Mona Lisa Gioconda“,
Sinfonische Dichtung op. 31
Karol Szymanowski
Sinfonie Nr. 3 op. 27 „Das Lied der Nacht“
Generalmusikdirektor Jonathan Darlington
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2. Philharmonisches Konzert 2008/2009
Mittwoch, 17. September 2008, 20.00 Uhr
Donnerstag, 18. September 2008, 20.00 Uhr
Mercatorhalle Duisburg im CityPalais
Giuliano Carmignola Violine
Steven Harrison Tenor
philharmonischer chor duisburg
(Einstudierung: Marcus Strümpe)
Duisburger Philharmoniker
Jonathan Darlington
Leitung
Programm
Hector Berlioz (1803-1869)
„Le Carnaval Romain“, Konzertouvertüre op. 9 (1843/44)
Robert Schumann (1810-1856)
Konzert für Violine und Orchester d-Moll (1853)
I. In kräftigem, nicht zu schnellem Tempo
II. Langsam � III. Lebhaft, doch nicht zu schnell
Pause
Ludomir Rózycki (1884-1953)
„Mona Lisa Gioconda“, Sinfonische Dichtung op. 31 (1911)
Karol Szymanowski (1882-1937)
Sinfonie Nr. 3 op. 27 für Tenorsolo, Chor und Orchester
(„Das Lied der Nacht“; 1914-16)
I. Moderato assai � II. Vivace scherzando � III. Largo
Mit freundlicher Unterstützung von Altana
„Konzertführer live“ mit Dr. Gerd-Heinz Stevens um 19.15 Uhr
im „Tagungsraum 6“ des Kongresszentrums im CityPalais.
Das Konzert endet um ca. 22.00 Uhr.
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Anmerkungen des Dirigenten
Jonathan Darlington zum Programm
Ein passender Titel für das Programm des heutigen Abends
hätte „Facetten des Genies“ sein können. Jedes dieser Werke
ist umweht vom Außergewöhnlichen. Der „Römische Karneval“ von Berlioz ist eine Überarbeitung des Vorspiels zum
dritten Akt seiner Oper „Benvenuto Cellini“, die vom Pariser
Publikum für nur des Papierkorbs wert befunden worden war.
Es war das Genie des exzentrischen Renaissancebildhauers,
das Berlioz’ Phantasie gefangen hielt, während nur ein paar
Jahre später Schumann sein Violinkonzert Joseph Joachim
widmete, einem der größten Virtuosengenies aller Zeiten.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die „Mona Lisa“ des
genialen Leonardo da Vinci Ludomir Rózyckis Fantasie gefangen, während Karol Szymanowski die Inspiration für seine
dritte Sinfonie aus dem Genie des persischen Poeten Dschalal
ad-Din Rumi, auch bekannt unter dem Namen Mevlana, der
erste drehende Derwisch, zog.
Berlioz und Schumann, (der sein Leben in einer Nervenheilanstalt beendete), wurden zu ihrer Zeit, wiewohl sie heute
als Genies gefeiert werden, weitaus öfter für verrückt als für
normal gehalten, zumindest von allen konventionell denkenden Menschen. Das gleiche gilt für Karol Szymanowski, der
immer am Rande der Normalität lebte, so nicht zuletzt auch
in seiner Beziehung zu dem Dichter, Tänzer und Librettisten
Boris Kochno, der gerade erst 15 war, als diese Beziehung
begann.
Die Grenze zwischen Genie, Wahnsinn und Normalität hat
stets ein faszinierendes Sujet dargestellt, das über die Zeit
wieder und wieder erforscht worden ist und das heute im
Zentrum des Programms steht. Gleichwohl läuft aber auch
ein literarisches Thema nebenher. So waren Berlioz und
Schumann auch Meister des geschriebenen Wortes, besonders
im Bereich der Musikkritik. Rózycki war ein renommierter
Journalist und Pädagoge, und Szymanowski schrieb den
außergewöhnlichen und kontroversen Roman „Efebos“, von
dem leider nur der Mittelteil erhalten ist.
Schließlich waren alle vier Komponisten auch wahrhaft revolutionäre Denker, die, jeder auf seine eigene Art, den Verlauf
der Musikgeschichte verändert haben. Wir alle schulden ihnen
dafür größte Dankbarkeit.
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Begegnungen
Sie haben sich gekannt – Hector Berlioz und Robert Schumann,
die bei aller Verschiedenartigkeit Inbegriffe romantischer Komponisten sind. Der dem musikalischen Fortschritt aufgeschlossene Robert Schumann würdigte in seiner „Neuen Zeitschrift
für Musik” bereits 1835 die „Symphonie fantastique” seines
französischen Kollegen, und 1839 schrieb er in einer Rezension
der „Waverley”-Ouvertüre: „Man weiß nicht, ob man ihn ein
Genie oder einen musikalischen Abenteurer nennen soll. Wie
ein Wetterstrahl leuchtet er, aber auch einen Schwefelgestank
hinterläßt er.” Näher kennen gelernt haben die beiden Komponisten sich im September des Jahres 1843, als Berlioz im
Rahmen einer Konzertreise Leipzig besuchte. Dies war ungefähr
die Zeit, als der Franzose seine Konzertouvertüre „Römischer
Karneval“ vollendete.
Es fällt nicht schwer, Unterschiede zwischen den beiden Romantikern aufzuzeigen: Der Franzose Hector Berlioz strebte
zum Monumentalen, ja zum Gigantischen. Er begeisterte sich
für die Dramen William Shakespeares, ließ sich von den Romanen Sir Walter Scotts inspirieren und komponierte Opern sowie
Orchesterwerke programmatischen Inhalts. Robert Schumann,
der ebenfalls als ein sehr belesener Künstler zu gelten hat, teilte
diesen Hang zum Gigantismus nicht. Zwar finden sich auch bei
ihm zahlreiche Stücke programmatischen Inhalts, doch hat er
eher als Meister der Miniatur zu gelten. Als Bühnenkomponist
tat er sich ungleich schwerer, wie es das Ringen um seine Oper
„Genoveva“ zeigt. Das Violinkonzert ist ein Beispiel für seine
absoluten Kompositionen, die losgelöst von programmatischen
Vorstellungen entstanden. Dieses Werk führt unmittelbar in
Schumanns späte Schaffensperiode, denn es wurde wenige
Monate vor dem Selbstmordversuch des Komponisten vollendet.
Es handelt sich um ein äußerst selten aufgeführtes Werk mit
einer überaus komplizierten Rezeptionsgeschichte: Nachdem
der Geiger Joseph Joachim und die Komponistenwitwe Clara
Schumann die Uraufführung immer wieder hinauszögerten,
später auch die Aufnahme in die Schumann-Gesamtausgabe
unterblieb, war das Konzert erstmals 1937 zu hören – 81 Jahre
nach dem Tod des Komponisten.
Die Programmhefte der Philharmonischen Konzerte
finden Sie bereits fünf Tage vor dem Konzert unter
www.duisburger-philharmoniker.de im Internet.
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Auch die Komponisten Ludomir Rózycki und Karol Szymanowski haben sich gekannt. Das verwundert nicht, denn die
beiden Altersgenossen standen sich bereits geographisch sehr
viel näher als der Franzose Hector Berlioz und der Deutsche
Robert Schumann. 1905 gehörten Rózycki und Szymanowski
zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe „Junges Polen“. Allerdings gilt Szymanowski als der fortschrittlichere der beiden
Komponisten, wenngleich auch Rózycki sehr farbenreiche Orchesterwerke zu schreiben verstand. Die beiden ausgewählten
Kompositionen haben einen programmatischen Hintergrund.
Rózyckis Sinfonische Dichtung „Mona Lisa Gioconda“ bezieht
sich auf das berühmte Gemälde des Italieners Leonardo da
Vinci. Als die Komposition 1911 entstand, war das Bild aus
dem Pariser Louvre geraubt worden, und dieser Diebstahl ist
in der Öffentlichkeit leidenschaftlich diskutiert worden. Karol
Szymanowskis wenige Jahre später vollendete dritte Sinfonie
„Das Lied der Nacht“ knüpft dagegen an den damals beliebten
Exotismus an, dem auch zahlreiche andere Künstler huldigten.
Szymanowskis Exotismus wird erfahrbar durch eine farbenreiche Instrumentierung, aber auch durch die Verwendung von
Verstexten des persischen Dichters Mawlana Dschalal-ad-din
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1 22.07.2008 9:09 Uhr Seite
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Hector Berlioz
„Römischer Karneval”
Hector Berlioz: Die Karikatur aus dem Jahr 1846 spielt auf die besonderen Effekte in den Werken des
französischen Komponisten an.
Von der Oper in den Konzertsaal
Karneval, in Deutschland auch Fastnacht oder Fasching genannt: Mit ihrem Maskenscherz stellen diese „tollen Tage“ das
Verhältnis von Sein und Schein gründlich auf den Kopf, dazu
erlauben sie vor der enthaltsamen Fastenzeit einige Momente
größter Ausgelassenheit. Es ist kein Wunder, dass der Karneval seine Faszination auf die Künstler ausübt: Maler inspiriert
der Maskenzauber, während Komponisten die ausgelassene
Stimmung einzufangen versuchen und sich ebenfalls von der
Wandelbarkeit der Gestalt angeregt fühlen – man weiß nicht,
wer sich wirklich hinter der Maske verbirgt. Auf jeweils ihre
eigene Weise huldigten zwei gegensätzliche Komponisten wie
Robert Schumann und Hector Berlioz dem Karneval. Robert
Schumann schrieb die Klavierzyklen „Carnaval“ op. 9 und
„Faschingsschwank aus Wien“ op. 26, und wiederholt kommt
dem Maskenscherz in seiner Musik eine wichtige Bedeutung
zu. Bei Hector Berlioz spielt dagegen die Oper „Benvenuto
Cellini“ an den drei Karnevalstagen, und außerdem stammt
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die Ouvertüre „Römischer Karneval“ aus seiner Feder. Wie
diese Oper und die Konzertouvertüre zusammenhängen, sei
nun genauer ausgeführt.
„Sein Charakter liefert mir in mancher Hinsicht ein vorzügliches Sujet“, schrieb der französische Komponist Hector
Berlioz im Mai 1834 nach der Lektüre der Memoiren Benvenuto Cellinis (1500-1571): Der Komponist glaubte eine
Seelenverwandtschaft mit dem italienischen Goldschmied zu
finden, denn auch der Renaissancekünstler stand außerhalb
der Gesellschaft, musste um seine Anerkennung ringen, war
in Konflikte verwickelt und ging doch unbeirrt seinen Weg.
Cellini war nach eigener Aussage ein dreifacher Mörder, und
einmal wurde er auch zum Tode verurteilt. Dagegen hat der
französische Komponist den Mord nur gedanklich vollzogen
– den Mord an seiner Geliebten als autobiographischer Held
seiner „Symphonie fantastique“.
Die Oper „Benvenuto Cellini“ ist ein Schmerzenskind des
Komponisten Hector Berlioz. Das Libretto lag bereits 1834
vor, dann wurde das Stück von der Pariser Opéra comique
abgelehnt, und die Uraufführung an der Opéra war 1838 ein
vollständiger Misserfolg. Das lag nicht nur an der Kühnheit des
Werkes, sondern auch an der Überforderung der Interpreten.
Diese Herausforderungen – die Titelfigur stellt beispielsweise
allerhöchste Ansprüche an den Sänger – lassen das Werk
noch heute nur äußerst selten auf den Spielplänen erscheinen
– standen der Verbreitung fortan im Wege. Es ist verständlich,
dass „Benvenuto Cellini“ bald abgesetzt wurde. Ein bescheidener Erfolg begann sich 1852 abzuzeichnen, als Franz Liszt
das Werk für Weimarer Aufführungen bearbeiten und von dem
Dichter-Komponisten Peter Cornelius eine deutsche Übersetzung anfertigen ließ.
Doch zwischen den beiden Eckpunkten 1838 und 1852 muss
eine weitere Station genannt werden: 1844 schrieb Hector
Berlioz nach Motiven aus der Oper „Benvenuto Cellini“ die
Ouvertüre „Römischer Karneval“. In einem „Saltarello“ fand er
dazu die entsprechende ausgelassene Stimmung. Damit hielt
die Musik von „Benvenuto Cellini“ Einzug in den Konzertsaal.
Hector Berlioz komponierte mehrere Konzertouvertüren – in
Wirklichkeit befinden sich auch Vorspiele zu Bühnenstücken
darunter –, die man nach heutigen Begriffen als frühe Sinfonische Dichtungen bezeichnen würde. Die Ouvertüre „Römischer
Karneval“ wurde dem Prinzen von Hohenzollern-Hechingen
gewidmet und unter der Leitung des Komponisten am 3. Februar
1844 in Paris uraufgeführt.
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Musikalische Anmerkungen
So unterschiedlich die Orchesterstücke von Hector Berlioz auch
sein mögen: Die klangliche Opulenz ist ihnen allen gemein. Das
gilt auch für die Konzertouvertüre „Römischer Karneval“, die
mit einer mitreißenden Geste im Saltarellorhythmus beginnt,
deren Stimmung jedoch sogleich unterbrochen wird. Was folgt,
ist ein längerer „Andante sostenuto“-Einschub, in dem zunächst
das Englischhorn allein eine elegische Melodie intoniert. Doch
auch wenn allmählich weitere Instrumente hinzukommen und
die Streicher das Ganze auf ein leichtgewichtiges Fundament
stellen, muss das der ausgelassenen Karnevalsstimmung doch
eher widersprechen. Es scheint so, als habe Berlioz hier das außerhalb der Gruppe stehende Individuum gezeigt. Möchte man
ihm dabei wieder autobiographische Absichten unterstellen?
Das ist ein Versuch, der bei einem selbstbewussten Künstler
wie Hector Berlioz immer verlockend ist. Erst kurz vor der Mitte
der Komposition wird das Anfangstempo wieder aufgegriffen.
Jetzt setzt sich endlich die versprochene Karnevalsstimmung
durch, die Saltarellorhythmen gewinnen wieder die Oberhand,
Tamburin und Triangel mischen sich elegant hinein. Und kurz
vor Schluss kommt auch das elegische Thema noch einmal vor.
Jetzt wird es zunächst vom Fagott allein vorgetragen. Wieder
kommen weitere Instrumente hinzu, bevor die Komposition zu
einem brillanten Abschluss geführt wird: Ihre Wirkung kann
die Konzertouvertüre „Römischer Karneval“ von Hector Berlioz
kaum verfehlen.
Duisburger Philharmoniker
Neckarstr. 1
47051 Duisburg
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Robert Schumann
Violinkonzert d-Moll
Entstehungs- und
Rezeptionsgeschichte
Während sich die Oper
„Benvenuto Cellini” des
Franzosen Hector Berlioz
im Repertoire nicht behaupten konnte, wurden mit der effektvollen
Ouvertüre „Römischer
Karneval“ immerhin Motive der Oper für den
Konzertsaal gerettet. Dagegen ist das ViolinkonRobert Schumann, um 1850.
zert von Robert Schumann der Öffentlichkeit jahrzehntelang vorenthalten worden.
Die Ehefrau des Komponisten, Clara Schumann, und der Geiger
Joseph Joachim waren hierfür verantwortlich, weil sich ihre
anfängliche Begeisterung für das Werk immer mehr in Skepsis
wandelte. Dabei war das Violinkonzert von Robert Schumann
gar nicht einmal das Ergebnis eines überaus langen Ringens,
denn die Fertigstellung schritt erstaunlich reibungslos voran.
Allerdings bietet es nicht den Sinnenreiz, den in diesem Programm die Werke von Hector Berlioz, Ludomir Rózycki und
Karol Szymanowski in so reichem Maße verströmen: Herb und
spröde wirkt das Spätwerk von Robert Schumann im direkten
Vergleich, auch wenn der Schlusssatz tänzerisch inspiriert ist
und die Entstehung in einer Hochstimmung erfolgte.
„Stück für Violine angefangen“, notierte Robert Schumann am
21. September 1851 in seinem Haushaltbuch. Er bemerkte,
in den nächsten Tagen fleißig gewesen zu sein, und schon am
1. Oktober wurde die Komposition beendet. Zwei Tage später
wurde auch die Instrumentierung abgeschlossen. Das ist eine
sehr kurze Zeit. Die Anregung zur Komposition eines Violinkonzerts ging von dem jungen Geiger Joseph Joachim (1831-1907)
aus, den er im Mai 1853 erstmals gehört hatte. Joachim bat um
die Komposition eines Violinstücks, und Schumann komponierte
im September 1853 zunächst eine „Fantasie für Violine und Orchester“ und anschließend ein Violinkonzert. Die Fantasie trägt
die Opuszahl 131, das Konzert wurde im Kanon der SchumannKompositionen zunächst nicht mitgezählt. Auf eine weitere
Begegnung ist hinzuweisen, denn am 30. September stellte sich
der zwanzigjährige Johannes Brahms dem längst etablierten
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Komponisten vor. Diese Begegnung könnte dem Violinkonzert
im Finale noch den positiven Schwung verliehen haben. Das
Violinkonzert gehört zu den letzten Schumann-Kompositionen
überhaupt, denn schon wenige Monate später, am 27. Februar
1854, unternahm der Musiker einen Selbstmordversuch und
wurde in die Heilanstalt in Bonn-Endenich gebracht.
Doch zunächst einmal wurde eine Aufführung des Violinkonzerts ins Auge gefasst. „Robert hat ein höchst interessantes
Violinkonzert beendet, er spielte es mir vor; doch wage ich
mich nicht eher darüber näher auszusprechen, als bis ich es
erst einmal gehört“, bemerkte Clara Schumann. Der Komponist
war seit 1850 Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf, wo das
Konzert am 27. Oktober 1853 uraufgeführt werden sollte. Bei
dieser Gelegenheit spielte Joseph Joachim jedoch nur die
Violinfantasie, weil die Veranstalter sich außerdem das Beethoven-Konzert gewünscht hatten, dessen Siegeszug soeben erst
von Joseph Joachim eingeleitet wurde.
Aus einer Aufführung in Düsseldorf wurde also nichts, doch die
nächste Gelegenheit bot sich schon im Januar des folgenden
Jahres in Hannover. Da war der Geiger Joseph Joachim vom
Dirigieren aber bereits so ermüdet, dass er den Violinpart nur
ungenügend bewältigen konnte. So wurde das Konzert nach
zwei Proben beiseite gelegt. Im Herbst hatte er das Werk besser
studiert, und sowohl Clara Schumann als auch der Geiger äußerten sich positiv über das Stück. Dann war jedoch erst nach dem
Tod des Komponisten wieder von dem Violinkonzert die Rede.
Joseph Joachim beklagte nun, der Finalsatz sei „entsetzlich
schwer“, und Clara Schumann kamen derartige Zweifel, dass
sie den Geiger ermutigte, einen neuen Finalsatz zu schreiben.
Möglicherweise waren ihr inzwischen Vorbehalte gekommen,
weil der tänzerische Schwung des Finalsatzes dem traurigen
Ende ihres Mannes doch sehr entgegenstehen würde. Als dann
1879 mit der Herausgabe einer Schumann-Gesamtausgabe begonnen wurde, blieb das Violinkonzert unberücksichtigt. 1907
ging die originale Partitur dann in den Besitz der Preußischen
Staatsbibliothek in Berlin über.
Noch war das Werk nicht aufgeführt worden, doch plötzlich
begannen sich die Ereignisse zu überschlagen: Der SchottVerlag bot 1937 Yehudi Menuhin die Uraufführung an, was
jedoch aus politischen Gründen verhindert wurde. In einer
NS-Veranstaltung erklang das Werk am 26. November 1937
erstmals im Berliner Opernhaus. Der Geiger Georg Kulenkampff
spielte den Solopart, Karl Böhm dirigierte. Außerdem trat
Propagandaminister Joseph Goebbels als Redner an das Pult,
denn das Schumann-Konzert war dazu bestimmt, das Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy zu ersetzen. Übrigens
war Schumanns Violinkonzert nur in einer bearbeiteten Fassung
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zu hören: In den Solopart wurde eingegriffen, um die Brillanz
zu steigern, die Orchesterbegleitung wurde aufgehellt. Die Bearbeitung stammte von Paul Hindemith. Dagegen stellte Yehudi
Menuhin im Dezember in Amerika die Originalfassung vor. Kurze
Zeit später erschienen auch zwei Schallplatteneinspielungen von
Menuhin und Kulenkampff, wobei Menuhin sich an das Original
hielt, Kulenkampff aber die bearbeitete Version einspielte.
Seitdem stand das Violinkonzert von Robert Schumann im
Kreuzfeuer der Kritik. Es wurde als „Werk eines Wahnsinnigen“
bezeichnet, fand aber beispielsweise in Hans Pfitzner einen
begeisterten Fürsprecher. Inzwischen findet eine immer stärkere
Rehabilitierung statt, weil das Werk eben nicht an anderen
Violinkonzerten gemessen werden sollte, sondern ganz eigene
Gesetzmäßigkeiten aufweist. Häufig zu hören ist es dennoch
nicht, weil die Anforderungen an den Solisten so hoch sind.
Musikalische Anmerkungen
Bei einer Betrachtung des Violinkonzerts von Robert Schumann
fallen die herbe Klangsprache, aber auch die thematische Einheitlichkeit auf. Es gibt satzübergreifende Bezüge. Hält man fest,
dass der Solopart sehr virtuos angelegt ist, dieser aber nicht
immer thematisch geprägt ist – vielmehr ist dieser von Skalen
und Figurationen geprägt –, dann mag das seine Ursache in
Schumanns Beschäftigung mit der Musik Johann Sebastian
Bachs haben. Tatsächlich trägt nämlich das Violinkonzert des
Romantikers streckenweise einen archaischen Charakter.
Das gilt beispielsweise für den Beginn des Konzerts. Wie eine
Eröffnung immer aufschlussreich für die Gesamtanlage ist, so
fällt hier einerseits der „barocke“ Duktus des Hauptgedankens
auf, und andererseits gibt es hier eine doppelte Exposition mit
Orchester- und Soloeinleitung. Da das Soloinstrument sich nicht
gleich zu Wort meldet, verfährt Schumann hier grundsätzlich
anders als beispielsweise in seinem berühmten Klavierkonzert.
Charakteristisch für die gesamte Komposition wirkt sich auch
das Spannungsverhältnis von blockhaftem Hauptthema und
kantablem Seitenthema aus, wird hierbei doch der zarte und
romantische Duktus gesteigert. Auffallend ist sodann, dass die
Durchführung weniger auf dramatische Zuspitzung angelegt
ist, sondern den harmonischen Charakter der Themen verändert. Vor allem hieraus resultiert der blockhafte, ja statische
Charakter des Satzes, der nicht als Schwäche zu werten ist,
sondern gerade den eigentümlichen Reiz von Robert Schumanns
Violinkonzert ausmacht.
Dreiteilig angelegt ist der kurze Mittelsatz, der das lyrische
Zentrum der Komposition darstellt. Es ist ein Satz von hoher
Ausdrucksintensität. Der Satz beginnt mit einem Cello-Thema,
dessen rhythmische Verschiebungen einen ganz eigenen Reiz
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gewinnen. Hierüber entspinnt sich das Thema der Violine, wobei
an eine Ableitung aus dem Seitenthema des ersten Satzes zu
denken ist. Die Knappheit des Mittelsatzes und der unmittelbare
Übergang könnten an das Vorbild von Beethovens Violinkonzert
denken lassen.
Das Finale verschränkt Elemente der Sonaten- und der Rondoform. Der Hauptgedanke hat Polonaisencharakter, und auch
hier ist die Ableitung vom lyrischen Seitenthema des ersten
Satzes zu erkennen. Bemerkenswert sind die Großzügigkeit der
Anlage, die Einheitlichkeit des Charakters und der Dur-Wandel
am Ende der Komposition. Auffällig ist aber auch die virtuose
Anlage des Soloparts, der über weite Strecken nicht thematisch
geprägt ist, sondern Skalen und Figurationen aufweist. Bei diesen Anforderungen an den Solisten konnte Robert Schumann
hier wie schon in den beiden vorangegangenen Sätzen auf eine
eigene Kadenz für den Geiger verzichten.
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Ludomir Rózycki
„Mona Lisa Gioconda“,
Sinfonische Dichtung op. 31
Der Titel „Mona Lisa
Gioconda“ von Ludomir
Rózycki kündigt eine weitere Rarität an. Hierbei
ist zu bemerken, dass
der Komponist außerhalb
seiner polnischen Heimat
so gut wie unbekannt ist,
die Vorlage jedoch sehr
berühmt ist. Die Sinfonische Dichtung bezieht
sich nämlich auf das
Gemälde von Leonardo
da Vinci, das zu den
bekanntesten Gemälden
überhaupt zählt: Selbst
wer sich überhaupt nicht
„Mona Lisa“: Das berühmte Gemälde von Leonardo da
für Malerei interessiert,
Vinci stammt aus dem Jahr 1503 und ist im Pariser
kennt das Bild, und er
Louvre zu bewundern.
weiß auch, dass er das
Original im Pariser Louvre suchen müsste.
Doch zunächst stellt sich die Frage nach dem Komponisten.
Wer war Ludomir Rózycki? Als Sohn eines Pianisten und Komponisten wurde Ludomir Rózycki 1884 in Warschau geboren.
Er studierte am Warschauer Konservatorium und setzte seine
Ausbildung von 1904 bis 1907 bei Engelbert Humperdinck an
der Akademie der Künste in Berlin fort. Mit Karol Szymanowski
gehörte er 1905 zu den Mitbegründern der Gruppe „Junges
Polen“. Nachdem er von 1908 bis 1912 in Lwów dirigiert
hatte und das Klavierspiel unterrichtete, lebte er von 1912 bis
1918 in Paris. 1919 kehrte er nach Warschau zurück, wo er
als Dirigent an das Wielki Theater verpflichtet wurde. 1926
wurde er Präsident des polnischen Komponistenverbandes, er
unterrichtete am Warschauer Konservatorium und fand große
Anerkennung mit seiner Oper „Eros und Psyche“ und dem
Ballett „Apollo und das Mädchen“. Bekannt wurde auch sein
Ballett „Pan Twardowski“. 69-jährig ist Ludomir Rózycki 1953
in Kattowitz gestorben.
Ludomir Rózycki gilt als ein spätromantischer Komponist, der
einerseits an Richard Strauss und Hugo Wolf anknüpfte, sich
aber andererseits auch vom französischen Impressionismus und
dem italienischen Verismo anregen ließ. „Mona Lisa Gioconda“
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gehört zu einer ganzen Reihe von Sinfonischen Dichtungen, die
in die frühere Schaffensperiode des polnischen Komponisten
führen. In ihnen zeigen sich perfekte Orchesterbeherrschung
und die Klarheit der melodischen Erfindung.
„Mona Lisa Gioconda“ bezieht sich auf das berühmte Gemälde des italienischen Renaissancekünstlers Leonardo da Vinci
(1452-1519). So bekannt das Bild geworden ist, so rätselhaft
sind seine Hintergründe. Spekulationen hat es darüber gegeben, wer die Frau mit dem berühmten Lächeln nun gewesen
ist. Hierzu gibt es abenteuerliche Theorien, und das Lächeln
haben auch Psychologen und Mediziner zu erklären versucht.
Nach der Französischen Revolution fand das Gemälde einen
Platz im Pariser Louvre. Dort wurde es 1911 geraubt, blieb
zunächst mehr als zwei Jahre verschwunden, wurde dann in
Florenz, Rom und Mailand gezeigt und kehrte anschließend
erst in den Louvre zurück. 1956 hatte das nur 77 Zentimeter
hohe und 53 Zentimeter breite Bild zwei Attentatsversuche zu
überstehen. Seitdem wird es hinter dickem Panzerglas verwahrt
und ist doch immer ein Besuchermagnet geblieben.
Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ hat zahlreiche künstlerische
Anregungen gegeben. Die Oper „Mona Lisa“ von Max von
Schillings wurde 1915 uraufgeführt. Die psychologisch raffiniert ausgestaltete Mordgeschichte entstand anlässlich der
Wiederentdeckung des geraubten Gemäldes. Zeitgleich mit dem
Raub ließ sich der Pole Ludomir Rózycki zu einer Sinfonischen
Dichtung inspirieren. Die zehnminütige Orchesterkomposition
„Mona Lisa Gioconda“ scheint sich ohne Spekulationen auf das
Gemälde und sein Lächeln zu beziehen. Es ist ein schönes Beispiel für Rózyckis sichere Beherrschung des Orchesterapparats.
„Allegretto grazioso“ lautet die bezeichnende Tempovorschrift
des Beginns, bei dem sich die Themen über die gehaltenen
Akkorde der vielfach geteilten Streicherstimmen entfalten.
Über weite Strecken bewegt sich die Komposition in delikater
Zartheit, auch ausgiebige Violinsoli kommen vor. Erst allmählich
gewinnt das Stück an leidenschaftlichem Ausdruck, und nach
einem Agitato-Abschnitt kehrt die Komposition zur ruhigen
Ausgangsstimmung zurück.
Herausgegeben von:
Stadt Duisburg · Der Oberbürgermeister ·
Dezernat für Familie, Bildung und Kultur ·
Dezernent der Stadt-Duisburg Karl Janssen
Duisburger Philharmoniker · Intendant Dr. Alfred Wendel
Neckarstr. 1 · 47051 Duisburg
Tel. 0203 | 3009 - 123 · Fax. 0203 | 3009 - 220
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Druck: EDEL DRUCK GmbH, Duisburg
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Karol Szymanowski
Sinfonie Nr. 3 op. 27 („Das Lied der Nacht”)
Karol Szymanowski und seine dritte
Sinfonie
Im Ausland viel bekannter als Ludomir Rózycki ist Karol Szymanowski,
der als Vater der modernen polnischen Musik gilt. Er war nur zwei
Jahre älter als Rózycki, starb jedoch
bereits 1937 im Alter von 55 Jahren.
Dennoch blieb der ältere der kühnere
der beiden Komponisten. Karol Szymanowski wuchs in einer künstlerisch aufgeschlossenen Familie auf,
Karol Szymanowski
studierte in Warschau und unternahm
ausgedehnte Reisen, die ihn bis nach Russland, Nordafrika und
in die Vereinigten Staaten führten. 1927 wurde er Direktor des
Warschauer Konservatoriums. Diesen Posten legte er aus gesundheitlichen Gründen zwischenzeitlich nieder. Die Werke des
polnischen Komponisten wurden von bedeutenden Komponisten
gespielt, als ein Hauptwerk gilt neben den vier Sinfonien, dem
Violinkonzert und dem „Stabat mater“ vor allem die Oper „König
Roger“, die 1926 in Warschau uraufgeführt wurde und 1928
in Duisburg ihre deutsche Erstaufführung erlebte.
Handelte es sich bei der ersten Sinfonie von Karol Szymanowski
noch um ein Jugendwerk, so schrieb der Pole seine zweite
Sinfonie unter dem Einfluss von Richard Strauss. Als Meilenstein gilt die dritte Sinfonie mit dem Beinamen „Das Lied der
Nacht”. Blickte Ludomir Rózycki in „Mona Lisa Gioconda“ in
die Vergangenheit zurück, so ließ Szymanowski sich hier von
der orientalischen Kultur inspirieren. Solches war zu dieser Zeit
nicht ungewöhnlich: Während des Ersten Weltkriegs – Karol
Szymanowski schrieb seine dritte Sinfonie in den Jahren 1914
bis 1916 – waren exotische Sujets bei den Komponisten sehr
beliebt. Man denke nur an die Werke Claude Debussys und
Alexander Skrjabins, aber auch an das wenige Jahre zuvor
entstandene „Lied von der Erde“ Gustav Mahlers. Angeregt zu
dieser Musik wurde Szymanowski, als er in den Jahren 1911
bis 1914 Sizilien und Nordafrika bereiste und dabei mit der
arabischen Kunst in Kontakt kam. Ausgearbeitet wurde die
Komposition dann in den Kriegsjahren, die der Komponist in
der Abgeschiedenheit der Ukraine verbrachte. Mit Verweis auf
die Studien der griechischen und der orientalischen Kultur
charakterisiert Teresa Chylinska die Sinfonie im Vorwort der
Partitur-Ausgabe: „In seiner Musik hat er diesen Gefühlston
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durch eine rein sensualistische Behandlung des Klangs,
durch eine maximale Bereicherung instrumentaler, vor allem
koloristischer Mittel und durch eine verstärkte Tendenz zu
ekstatischer Ausdruckssteigerung eine entsprechende Resonanz verschafft.“
In seiner dritten Sinfonie hat Karol Szymanowski Texte des
persischen Dichters Dschalal-ad-din Rumi verwendet, der im
13. Jahrhundert lebte. In diesen Texten wird eine Verbindung
von Leib und Geist angesprochen. In deutscher Übersetzung erschienen die Gedichte von Hans Bethge, bei dem Gustav Mahler
die Vorlagen zu seinem „Lied von der Erde“ fand. Auch einem
Komponisten wie Karol Szymanowski waren diese Versvorlagen
sehr wichtig. Dass zeigt sich daran, dass er bald darauf einen
Roman um den Dionysoskult zu schreiben begann.
Karol Szymanowskis dritte Sinfonie „Das Lied der Nacht“ ist
in einer freien dreiteiligen Form gehalten, die sich zu einem
übergeordneten Ganzen verbindet. Neoromantische und
impressionistische Einflüsse finden sich hier wieder. „In der
‚Dritten Sinfonie’ hat Szymanowski das Fazit seiner instrumentationstechnischen und koloristischen Fähigkeiten gezogen.
Sie ist eine meisterhafte Studie der Orchesterpolyphonie. Die
Harmonik ist vom Regelzwang des Funktionsdenkens entbunden, (…) ihre Strukturelemente sind Tritoni und Sekunden,
also Zusammenklänge mit freier Intervallstruktur“, resümiert
Teresa Chylinska. Zu ergänzen ist die Textgebundenheit der
beiden jeweils einem Höhepunkt zustrebenden Rahmenteile,
während der Chor im Scherzando-Mittelteil nur Vokalisen singt,
die als zusätzliche Farbe einbezogen werden.
Lag die Komposition bereits 1916 fertig vor, so musste eine Aufführung in St. Petersburg kriegsbedingt verschoben werden. So
war „Das Lied der Nacht“ erstmals am 26. November 1921 in
London zu hören. Der Uraufführungsdirigent war Albert Coates.
Zahlreiche weitere Aufführungen, nicht nur in der polnischen
Heimat des Komponisten, sondern auch in Boston, New York
und Paris schlossen sich an. Die künstlerische Bedeutung wurde
bald und dauerhaft erkannt.
Der Text von Karol Szymanowskis Sinfonie Nr. 3
„Das Lied der Nacht“
1. Satz:
Schlaf nicht, Gefährte, diese Nacht.
Du bist Geist, wir sind die Kranken diese Nacht.
Jag’ den Schlaf von deinem Aug’!
Das Geheimnis wird sich klären diese Nacht.
Du bist Jupiter am Himmel,
kreist als Stern am Firmamente diese Nacht!
Gleich dem Adler flieg hinauf!
Sieh, zum Helden wird dein Geist diese Nacht.
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3. Satz
Wie still ist’s, alles schläft...
Ich und Gott, wir sind allein diese Nacht!
Wie es saust! Geht das Glück auf!
Wahrheit füllt mit lichtem Flügel diese Nacht!
Schlaf nicht, Gefährte.
Würd’ ich schlafen bis zum Morgen,
säh’ ich niemals, niemals wieder diese Nacht!
Sind verstummt der Erde Straßen,
blick’ empor zur Sternenbahn diese Nacht!
Löwe, Orion,
Andromeda, Merkur glänzen rot diese Nacht!
Dort droht Unheil von Saturnus,
Venus schwingt den goldnen Schleier diese Nacht!
Schweigen bindet mir die Zunge,
dennoch red’ ich ohne Zunge diese Nacht!
(deutsche Textfassung: Hans Bethge)
Michael Tegethoff
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Die Solisten des Konzerts
Giuliano Carmignola (Violine) gilt als einer der besten
italienischen Geiger seiner
Generation. Er spielt sowohl
die barocke als auch die
moderne Violine und ist
auch ein geschätzter Kammermusiker. Als Interpret
wird Carmignola international gefeiert.
Der Geiger war mehr als
zehn Jahre lang als Dozent
für Violine am KonservatoFoto: KASSKARA
rium in Venedig tätig und
wirkte von 1978 bis 1985 als Konzertmeister im Orchester des
Theaters La Fenice. Durch seine Zusammenarbeit zunächst mit
den „Sonatori de la Gioiosa Marca“ und nun mit dem „Venice
Baroque Orchestra“ wurde er zu einer Leitfigur des barocken
Violinstils. Dabei kam der italienischen Musik des 18. Jahrhunderts besondere Bedeutung zu.
Die künstlerische Laufbahn Giuliano Carmignolas als Meister auf
der barocken und der modernen Violine begann mit Preisen bei
dem nationalen Geigenwettbewerb „Premio Città di Vittorio Veneto“ (1971) und bei dem internationalen Wettbewerb „Niccolò
Paganini“ in Genua (1973). Als Solist hatte er Auftritte mit den
größten europäischen Orchestern und Dirigenten wie Claudio
Abbado, Eliahu Inbal, Peter Maag und Giuseppe Sinopoli. Als
Solist der „Virtuosi di Roma“ ging er in den siebziger Jahren auf
Welttournee und spielte außerdem Klavierquartette, wobei der
Geiger Danilo Rossi, der Cellist Mario Brunello und der Pianist
Andrea Lucchesini zu seinen prominenten Partnern gehörten.
Giuliano Carmignola wurde in Treviso geboren und erhielt
seinen ersten Unterricht bei seinem Vater. Später setzte er
seine Ausbildung am Konservatorium „Benedetto Marcello“
in Venedig fort. Meisterkurse besuchte er bei Nathan Milstein,
Franco Gulli und Henryk Szeryng. Regelmäßig ist er zu Gast
bei den europäischen Barockmusikfestivals, wobei die Festivals
von Brügge, Luzern, Wien, Brüssel, Salzburg und Barcelona als
die wichtigsten hervorzuheben sind. Seit 1999 unterrichtet er
als Professor für Violine an der Musikhochschule in Luzern,
außerdem ist er regelmäßig als Dozent an der Accademia
Musicale Chigiana tätig.
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Seine jüngsten Soloauftritte führen den Geiger unter anderem
nach Granada, Rom, Monte Carlo, Rotterdam, Bonn, Zürich,
Essen, Baden Baden, München, Berlin und Dortmund. Daneben
tritt er zusammen mit dem „Venice Baroque Orchestra“ bei den
großen internationalen Festivals und den renommierten Konzertreihen auf. Mit diesem Ensemble unternahm er im Februar
2007 auch eine erfolgreiche Tournee durch die USA.
Die Einspielung der „Vier Jahreszeiten“ sowie dreier bislang
unveröffentlichter Violinkonzerte von Antonio Vivaldi mit dem
„Venice Baroque Orchestra“ unter der Leitung von Andrea
Marcon bei dem Label SONY gewann 2001 den Preis „Echo
Klassik“. Hierauf schlossen sich Einspielungen von weiteren
unbekannten Vivaldi-Konzerten, Violinkonzerte von Pietro
Locatelli sowie die Sonaten für Violine und Cembalo von Johann Sebastian Bach an. Seit 2004 ist Giuliano Carmignola
Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon. Eine erste
Veröffentlichung mit dem Titel „Concerto Veneziano“ erschien
im Mai 2005 , eine weitere Aufnahme mit Vivaldi-Konzerten
folgte im Frühjahr 2006.
Giuliano Carmignola spielt auf einer originalen italienischen Violine eines unbekannten Erbauers aus dem 18. Jahrhundert und
auf einer Violine von Pietro Guarneri aus dem Jahr 1733.
Steven Harrison (Tenor) ist
ein international gefragter
Sänger. Ausgezeichnete
Kritiken erhält er nicht nur
für die Gestaltung zahlreicher Hauptpartien des
italienischen und des französischen Opernrepertoires,
denn er ist auch ein erfolgreicher Konzertsänger. Ein
Werk wie die dritte Sinfonie
des polnischen Komponisten Karol Szymanowski
belegt die enorme stilisti- Foto: Lisa Kohler
sche Bandbreite dieses seit
einigen Jahren mit der Deutschen Oper am Rhein DüsseldorfDuisburg verbundenen Sängers.
Als Rodolfo in Giacomo Puccinis „La Bohème“ debütierte der
Sänger 1995 an der New York City Opera, im Lincoln Center
sang er den Tenorpart in Giuseppe Verdis Requiem. Die Rolle
des Riccardo in Verdis „Maskenball“ übernahm er an der Washington Opera und in Miami. Sein europäisches Debüt gab
Steven Harrison im Jahr 2000 in Brüssel, wo er anlässlich
des dreihundertjährigen Bestehens des Opernhauses Théâtre
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Royal de la Monnaie unter Leitung von Antonio Pappano den
Gefängniswärter und den Großinquisitor in Luigi Dallapiccolas
„Il prigioniero“ („Der Gefangene“) gestaltete. Seitdem gastierte
der Tenor in ganz Europa, und die „Süddeutsche Zeitung“
kürte ihn 2004 zum „Besten Sänger des Jahres in NordrheinWestfalen“. Eine Wiederbegegnung mit dem Dirigenten Antonio
Pappano verzeichnet der Terminkalender im Jahr 2008, wenn
der Sänger mit der Accademia di Cecilia Rom den Tenorpart in
Ludwig van Beethovens neunter Sinfonie gestaltet.
An der Deutschen Oper am Rhein sang Steven Harrison die
Titelpartie in Charles Gounods Oper „Faust“, den Aeneas in den
„Trojanern“ von Hector Berlioz, Hagenbach in Alfredo Catalanis
„La Wally“, Turiddu in Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“,
Don José in Georges Bizets „Carmen“ und Pollione in Vincenzo
Bellinis „Norma“. Großen Erfolg hatte er auch in einem Konzert
der Düsseldorfer Symphoniker, als er in der „Glagolitischen
Messe“ von Leoš Janáček sang. Harrisons Engagement an
den Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach begann mit
Neuproduktionen von Georges Bizets „Carmen“ und Verdis „La
Traviata“, und endete in der Spielzeit 2003/2004 mit der besonders gerühmten Gestaltung des Werther in der gleichnamigen
Oper von Jules Massenet. Gastspiele führten Steven Harrison
als Rodolfo zur Oper Leipzig und zum Teatro Colón in Buenos
Aires, die Hauptrolle von Umberto Giordanos „Andrea Chenier“
sang er im italienischen Macerata.
Das Opernrepertoire des Sängers enthält außerdem Partien wie
Cavaradossi in Giacomo Puccinis „Tosca“, Radames in Verdis
„Aida“, Edgardo in Bellinis „Lucia di Lammermoor“, Canio im
„Bajazzo“ von Ruggiero Leoncavallo, Steuermann in Richard
Wagners „Fliegendem Holländer“, den italienischen Sänger
im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss und den männlichen
Chorus im „Raub der Luctretia“ von Benjamin Britten.
In der vergangenen Spielzeit war Steven Harrison an der
Deutschen Oper am Rhein als Aeneas in den „Trojanern“ und
als Micky in Giorgio Battistellis „Fashion“ zu erleben. An der
Nationaloper Prag sang er den Samson in „Samson und Dalila“
von Camille Saint-Saëns, an der Oper in Vancouver gestaltete er
den Turiddu, und am Staatstheater in Kassel war er im VerdiRequiem zu hören. In der Spielzeit 2008/2009 singt Steven
Harrison den Andrea Chenier in Cagliari (Sardinien), und an
der deutschen Oper am Rhein wird er erstmals den Florestan
in Ludwig van Beethovens „Fidelio“ singen. Außerdem ist er als
Aeneas zu hören, und im Rahmen des Prager Herbstfestivals
wirkt er bei einer Puccini-Gala mit.
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Wir stellen vor:
Neue Mitglieder der
Duisburger Philharmoniker
Seit der Saison 2008/2009 haben die Duisburger Philharmoniker zwei neue hoch qualifizierte junge Mitglieder.
Johanna Kristin Reiß (Violine), geboren 1980 in Norddeutschland, erhielt Geigenunterricht bei den beiden Konzertmeistern
des NDR-Sinfonieorchesters Hamburg, Marietta Kratz-Peschke
und Stefan Wagner. Ihr künstlerisches Instrumentalstudium
absolvierte sie bei Professor Andreas Krecher an der RobertSchumann-Hochschule in Düsseldorf. Ein Masterstudiengang
führte sie von 2004 bis 2006 zur Professorin Lucia Lin an
das College of Fine Arts in Boston. Der Studiengang Konzertexamen an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf
schloss sich an. Johanna Kristin Reiß besuchte Meisterkurse bei
Künstlern wie Rainer Kussmaul, Christian Altenburger, Dimitri
Sitkowetzky, Pamela Frank, Thomas Brandis und Mitgliedern
des Muir Quartetts. Sie besitzt Kammermusikerfahrung und
spielte im Landesjugendorchester Schleswig-Holstein, im Bundesjugendorchester und in der Deutschen Philharmonie. Weitere
Erfahrung sammelte sie im European Union Youth Orchestra,
im Orchester der Universität Boston und bei der Gustav-MahlerAkademie in Bozen. Als Aushilfe spielte sie bei den Düsseldorfer
Symphonikern, seit 2006 nimmt sie an Projekten der Deutschen
Bachsolisten teil. Bei den Duisburger Philharmonikern gehört
sie der Gruppe der ersten Violinen an.
Thomas Hammerschmidt (Trompete) wurde 1977 im österreichischen Burgenland geboren. Er studierte zunächst bei Reinhold Ambros am Konservatorium von Eisenstadt, wo er 1999
die Lehrbefähigungsprüfung absolvierte. Von 1997 bis 2005
studierte er das Konzertfach Trompete bei Professor Uwe Köller
an der Kunstuniversität Graz, wo er die beiden Diplomprüfungen
absolvierte. Von 2002 bis 2004 wurde er von Tamás Velenczel
in der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker betreut.
Als Aushilfe spielte er im Grazer Symphonischen Orchester, im
Grazer Philharmonischen Orchester, im Tonkünstler-Orchester
Niederösterreich und im Orchester der Volksoper Wien. Er war
Praktikant bei den Berliner Philharmonikern und spielte als
erster Trompeter im Wiener Jeunesse-Orchester und im GustavMahler-Jugendorchester. Seit 2004 ist er erster Trompeter im
mit dem Dirigenten Claudio Abbado verbundenen Orchestra
Mozart in Bologna. Bei den Duisburger Philharmonikern hat
Thomas Hammerschmidt eine Anstellung als stellvertretender
Solotrompeter
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Die nächsten Konzerte
Mittwoch, 15. Oktober 2008, 20.00 Uhr
Donnerstag, 16. Oktober 2008, 20.00 Uhr
Mercatorhalle Duisburg im CityPalais
4. Philharmonisches Konzert 2008/2009
Jonathan Darlington Dirigent
James Ehnes Violine
Carl Nielsen
„Pan und Syrinx“, Sinfonische Dichtung op. 49
Jean Sibelius
Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47
Ralph Vaughan Williams
Sinfonie Nr. 5 D-Dur
Mit freundlicher Unterstützung der Peter Klöckner-Stiftung
„Konzertführer live“ mit Dr. Gerd-Heinz Stevens um 19.15 Uhr
im „Tagungsraum 6“ des Kongresszentrums im CityPalais.
Sonntag, 26. Oktober 2008, 20.00 Uhr
Mercatorhalle Duisburg im CityPalais
1. Kammerkonzert 2008/2009
Arcadi Volodos Klavier
Werke von
Alexander Skrjabin, Maurice Ravel,
Robert Schumann und Franz Liszt
Mit freundlicher Unterstützung der Peter Klöckner-Stiftung
„Konzertführer live“ mit Sebastian Rakow um 19.15 Uhr
im „Tagungsraum 6“ des Kongresszentrums im CityPalais.
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Demnächst
1.
Profile-Konzert
So 09. November 2008, 18.00 Uhr
Mercatorhalle Duisburg im CityPalais,
Kleiner Saal
Wein und Musik
Ungarn – unbekanntes Land?
Ludwig Grabmeier Bariton
Melanie Geldsetzer Klavier
Florian Geldsetzer Violine
Christiane Schwarz Violine
Judith Bach Viola
Friedmann Dreßler Violoncello und Moderation
Béla Bartók
Aus „Gyermekeknek“ („Für Kinder“)
Johannes Brahms
Zigeunerlieder op. 103
Ernst von Dohnanyi
Klavierquintett Nr. 1 c-Moll op. 1
Im Eintrittspreis von 19,– Euro sind drei Gläser
Wein und ein kleiner Imbiss enthalten.
In Zusammenarbeit mit der WeinVilla Duisburg.
Generalmusikdirektor Jonathan Darlington
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1WAZ_2.PhilharmonischesKonzert_9Page 1
05.09.2008
15:45:11
www.DerWesten.de/waz
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assen
Sie sich
entführen!
HERZLICH WILLKOMMEN
2. PHILHARMONISCHEN
KONZERT.
BEIM
N ACHLESE IN DER WAZ. N EUN T AGE .
K OSTENLOS UND UNVERBINDLICH .
I NFOS : 0 18 02 / 40 40 72
(6 C T . / A NRUF A . D . DT . F ESTNETZ , ABWEICHENDER M OBILFUNKTARIF )
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