Institut für Klassische Archäologie Kaiser Hadrian Um 118 – 121 n. Chr. Fulda, Schloss Fasanerie Hadrian „revolutionierte“ nach seinem Regierungsantritt gegen den Willen des Senates die römische Politik. Er strebte nun nicht mehr eine Expansion des römischen Reiches an, sondern konzentrierte sich auf dessen innere Entwicklung. Hadrian veranlasste unter anderem auch den Ausbau der Grenzanlagen, wie den Ausbau des Limes oder den Bau des sogenannten Hadrianwalls in Britannien. Eine Besonderheit seiner Politik bildeten seine ausgedehnten Reisen durch das ganze Reich. Bei seinen Reisen bevorzugte er die östlichen, griechischsprachigen Provinzen. Hadrian regierte 21 Jahre lang. Allein zahn Jahre davon war er auf Reisen. Hadrian wurde am 24. Januar 76 n. Chr. als Sohn des Senators P. Aelius Hadrianus wahrscheinlich in Rom geboren. Ursprünglich stammte die Familie jedoch aus Italica in Spanien. Während seines politischen Aufstiegs bekleidete er unter anderem auch Ämter in den Provinzen. So hatte er zum Beispiel im Jahr 112 n. Chr. das Ehrenamt des Archon, ein ehemaliges politisches Führungsamt in Athen, inne. Einer der Höhepunkte seines Lebens bildete wohl seine Adoption durch Trajan im Jahr 117 n. Chr. in Selinus. Als Trajan kurz nach der Adoption starb, wurde Hadrian von den in Syrien stehenden römischen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Hadrians Regierungsantritt gestaltete sich aufgrund des Misserfolgs seines Adoptivvaters gegen die Parther als schwierig. Auch seine eigene Politik verbesserte seine Position nicht. Durch den Verzicht auf eine weitere Expansion des Reiches und seine Konzentration auf die innere Entwicklung hatte Hadrian den Senat zeitlebens als Gegner. Kurz vor seinem Tod am 10. Juli 138 n. Chr. adoptierte er seinen späteren Nachfolger Antoninus Pius (siehe Führungsblatt). Über den Kaiser Hadrian als Menschen wird einiges in den schriftlichen Quellen berichtet. Er wird zum Beispiel in der Historia Augusta wie folgt beschrieben: „Er war zugleich ernst und lustig, freundlich und würdevoll, ausgelassen und unentschlossen, karg und freigiebig, wusste sich zu verstellen, war grausam und milde, kurz, er war sich allzeit und in allen Stücken ungleich.“ (Hadrian 14) Hadrian interessierte sich sehr für die griechische Kultur. Das ging so weit, dass er bei öffentlichen und privaten Anlässen gerne selbst als Grieche auftrat. Er bemühte sich um eine Synthese zwischen den römischen Idealen einerseits und den griechischen Idealen andererseits. Hadrianporträt mit der sog. Rollockenfrisur. Fulda, Schloss Fasanerie Von den Bildnissen des Kaisers Hadrian sind heute noch zahlreiche Exemplare erhalten. Es gibt mehrere Porträttypen, die nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Eine Rekonstruktion der Entwicklung dieser Porträtschöpfungen ist schwierig, da sie rasch und zum Teil mit geringen Veränderungen aufeinander folgten. Das Porträt stellt einen Mann im mittleren Alter dar. Die Physiognomie weist realistische Züge auf. Sein Gesicht besitzt eine eher rundliche, ovale Form. Er wird mit einem kurzen Vollbart dargestellt, der sehr gepflegt und frisiert aussieht. Ebenso verhält es sich mit seinen stark gelockten Haaren. Seine Locken sind zu wenigen plastischen Einheiten gebündelt. Diese Frisur diente zur Steigerung der Wirkung des Porträts. Der Gesichtsausdruck ist eher streng und angestrengt. Insgesamt sind individuelle Gesichtszüge gut zu erkennen. Das Porträt des Kaisers Hadrian markiert innerhalb der Entwicklung der römischen Kaiserporträts einen Wendepunkt. Dieser Bruch innerhalb der Entwicklung ist sehr radikal. Alle Kaiser vor ihm ließen sich mit kurzen Haaren und bartlos darstellen. Sogar sein direkter Vorgänger Trajan wird noch bartlos und mit kurzem, flach am Kopf anliegendem Haar dargestellt. Das Porträt des Hadrian hingegen zeigt einen Mann mit längerem, stark gelocktem Haar und einem Vollbart. Aber warum ließ sich Hadrian plötzlich entgegen der Tradition mit einem Bart darstellen? Bei der Bartmode an sich handelte es sich nicht um eine Neuheit. Man kannte bereits Darstellungen von bärtigen Männern aus trajanischer Zeit. So sind Soldaten, die einen Bart tragen, etwa auf der Trajanssäule wiedergegeben. Diese befindet sich in Rom in der Nähe des Forum Romanum und des Kapitols. Auf ihr werden die beiden Kriege des Kaisers Trajan gegen die Daker dargestellt. Eine weitere mögliche Antwort auf diese Frage steht im Zusammenhang mit dem Philhellenismus des Kaisers, also seiner Liebe zur griechischen Kultur. Die Bärtigkeit war in der Vorstellung der Menschen eng mit der griechischen Kultur verbunden. Indem Hadrian sich mit einem Bart darstellen ließ, zeigte er damit auch gleichzeitig seine Hochschätzung der griechischen Kultur. Wie bereits erwähnt, trat Hadrian bei verschiedenen Anlässen auch selbst gerne als Grieche auf. Manche Städte, wie Kyrene, stellten ihm zu Ehren sogar Statuen auf, die ihn in einem griechischen Bürgermantel zeigen. Dies kann man als Bemühen und als einen Versuch von ihm ansehen, die römische und die griechische Kultur miteinander zu vereinen. Statue des Kaisers Hadrian aus Kyrene. London, British Museum Ausschnitt aus dem Relief der Trajanssäule Auf die Frage, warum sich Hadrian nun mit einem Bart darstellen ließ, sind mehrere Antworten denkbar. Die eine Möglichkeit wäre, dass er die Barttracht von Soldaten wählte, weil er seine militärische Tüchtigkeit ausdrücken wollte. Etwas anekdotisch wirken schriftliche Quellen, die davon berichten, er habe sich mit einem Bart darstellen lassen, um damit die Narben, die er aus unzähligen Gefechten davongetragen hatte, zu verstecken. Hadrian führte mit seinem Bart eine neue Mode ein, die alle Kaiser nach ihm bis hin zu Kaiser Konstantin dem Großen übernahmen. LITERATUR: H. von Heintze, Die antiken Porträts in Schloss Fasanerie bei Fulda (1968) Nr. 31; P. Zanker, Die Maske des Sokrates. Das Bild des Intellektuellen in der antiken Kunst (1995) 206-221. FABIENNE RICHTER