Mit QS sind wir weiter als wir zu hoffen wagten

Werbung
Das aktuelle Interview
Mit QS sind wir weiter als wir zu hoffen wagten
2001 gründeten Organisationen der Land- und Ernährungswirtschaft die QS Qualität
und Sicherheit GmbH als ein freiwilliges Bündnis,
um ein System für geprüfte
Qualitätssicherung zu schaffen. Zunächst wurde das QS-System für Fleisch und
Fleischwaren entwickelt. 2004 kam die Qualitätssicherung für frisches Obst, Gemüse
und Kartoffeln hinzu. Bis Ende 2008 führte die Centrale Marketing-Gesellschaft der
deutschen Agrarwirtschaft CMA als einer der sechs Gesellschafter mit Beteiligung
der Europäischen Union Werbe- und PR-Kampagnen zum Thema „Transparenz bei
Fleisch“ durch und informierte die Verbraucher über das QS-Prüfsystem. Bertram
Reuter befragte dazu in unserem Auftrag den Geschäftsführer der QS Qualität und
Sicherheit GmbH, Dr. Hermann-Josef Nienhoff in Bonn.
◆ Beeinträchtigt der Wegfall der CMA-Werbung die Arbeit im QS-System?
Dr.
Nienhoff:
Diese
Werbung
hat
uns
geholfen,
unser
System
der
stufenübergreifenden Qualitätssicherung und die Kennzeichnung der geprüften
Produkte dem Lebensmittelhandel bekannt zu machen. Nach den verschiedenen
Skandalen beim Bereich Fleisch hat die Kontrolle der Herstellungsprozesse vom
Feld bis zur Ladentheke, wie sie bei QS durchgeführt wird, dazu beigetragen, die
Verunsicherung der Verbraucher zu überwinden.
Zur Qualitätssicherung bei
Nahrungsmitteln gehört auch die Kommunikation mit den Verbrauchern, die wissen
müssen, wie sicher die Lebensmittel mit diesem Zeichen sind. Unsere eigentliche
Arbeit ist vom Wegfall dieser Werbung nicht
Beteiligten
über
neue
Möglichkeiten,
die
betroffen. Wir beraten mit allen
der
Lebensmitteleinzelhandel
als
Schnittstelle zum Verbraucher sinnvoll und effizient nutzen kann.
◆ Ihre Organisation zertifiziert auch Betriebe im Ausland. Gibt es dabei
Grenzen?
Dr. Nienhoff: QS ist international offen.
Alle Systempartner müssen jedoch die
gleichen Kriterien erfüllen. Wenn Betriebe aus unseren Nachbarländern Lebensmittel
für den deutschen Markt produzieren und sie nach unseren Kriterien in das QSSystem
1
liefern,
müssen
sie
die
grundlegenden
Anforderungen
an
die
Lebensmittelsicherheit erfüllen. Voraussetzung ist ihre Auditierung nach den gleichen
Regeln im stufenübergreifenden System. Wir haben dafür mit gleichartigen
Organisationen in den anderen EU-Ländern Verträge abgeschlossen. Ziel ist ein
einheitliches
Grundverständnis
für
die
Anforderungen
an
eine
effiziente
Qualitätssicherung auf europäischer Ebene zu erreichen und Doppelauditierungen
der Wirtschaftsbeteiligten zu vermeiden. Zu diesem Zweck arbeiten wir im Bereich
Fleisch in der European Meat Alliance an der Abstimmung von Basisanforderungen,
die an Qualitätssicherungssysteme zu stellen sind. QS ist heute in über 20 Ländern
präsent, besonders natürlich in unseren Nachbarländern und ich denke, für viele
gleichartige Bestrebungen in der EU ist unser stufenübergreifendes System
vorbildlich.
Heute
ist
QS
das
weltweit
größte
stufenübergreifende
Qualitätsmanagementsystem für die Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung von
Lebensmitteln.
◆ Wie ist die Entwicklung von QS im Bereich Fleisch und Fleischwaren?
Dr. Nienhoff: Das ist der größte Bereich mit zurzeit über 102.000 Systempartnern
von der Futtermittelwirtschaft bis zum Lebensmitteleinzelhandel. Davon sind über
75.000 landwirtschaftliche Betriebe auditiert, darunter ca. 7000 ausländische
Betriebe. Größte Gruppe sind die 44.000 Betriebe mit Schweinehaltung, davon
26.000 Schweinemastbetriebe. Sie produzieren gut 85 % aller deutschen
Schlachtschweine. Der Bereich Rindfleisch ist 2008 mit über 28.000 anerkannten
Betrieben mit Rinderhaltung im QS-System vertreten. Zusätzlich sind fast 12.000
Betriebe über die Auditanerkennung von QM-Milch berechtigt, Schlachtkühe in das
QS-System zu liefern. Bei der Geflügelhaltung decken wir mit nahezu 2.900
Systempartnern im In- und Ausland 95 % des Angebotes von Masthähnchen,
Putenfleisch und Enten in Deutschland ab.
◆ Wie sind die Futtermittellieferanten in das QS-System integriert?
Dr. Nienhoff: Bis jetzt sind 2472 Unternehmen der Futtermittelwirtschaft in die
Qualitätssicherung der QS-Lieferkette integriert. Das sind 1.100 Hersteller von
Einzelfuttermitteln, 657 Hersteller von Mischfuttermitteln, 210 Betriebe, die
Futtermittel handeln, transportieren und lagern und neuerdings auch über 500
2
Betriebe mit fahrbaren Mahl- und Mischanlagen. Und weil Futtermittel weltweit
gehandelt werden, haben wir vertragliche Vereinbarungen mit den entsprechenden
Institutionen in Österreich, Dänemark, Belgien, den Niederlanden und jetzt auch mit
Großbritannien. Das stärkt entscheidend das Vertrauen der Partner in der Kette. Das
wird sogar von den Abnehmern unserer Produkte in den Exportmärkten hoch
bewertet. Wie wichtig die Qualitätskontrolle bei Futtermitteln ist, bestätigte im
vergangenen Herbst die Belastung von Futtermitteln mit Dioxin in Irland. Die
Lebensmittelkette bei Fleisch beginnt eben nicht erst beim landwirtschaftlichen
Erzeuger, sondern bereits bei der Herstellung und dem Vertrieb der Futtermittel.
Übrigens, irisches Fleisch darf wegen fehlender Vereinbarungen nicht ins QS-System
geliefert werden.
◆ Gibt es im QS-System auch Regeln für den Tiertransport?
Dr. Nienhoff: Der Tiertransport ist ein wichtiges Glied in unserer Kette. Viehkaufleute
sind auch Lebensmittelunternehmer mit Verantwortung für ihre Leistung. Seit Anfang
dieses Jahres auditieren wir Tiertransportunternehmen, zunächst freiwillig. Ab 1.
Januar 2011 sollen Rinder, Schweine und Geflügel im QS-System nur noch von QSzugelassenen Unternehmen und nach den Vorgaben des QS-Systems transportiert
werden.
◆ Ist das QS-System eine Maßnahme der Absatzförderung?
Dr. Nienhoff: Die Verbraucher erwarten zu Recht Informationen über die Herkunft
und die sichere Qualität der Lebensmittel. Die Absatzförderung selbst ist Aufgabe der
Firmen in der Kette. Zum Beispiel verarbeiten mehrere große Schlachtunternehmen
nur noch Schweinefleisch aus QS-Betrieben. Das ist für sie ein wichtiges Argument
der Absatzsicherung im Inland und für den Export von Schweinefleisch weltweit. Und
fast alle Unternehmen des Lebensmittelhandels bewerben und kennzeichnen die
Produkte mit dem QS-Prüfzeichen in ihren Verbraucher-Anzeigen
◆ Konnten mit dem Programm die Salmonellen-Infektionen verringert werden?
Dr. Nienhoff: Die Bekämpfung der Salmonelleninfektionen ist ein weltweites
Problem.
3
Europaweit
werden
immer
noch
jährlich
150.000
Fälle
von
Salmonellenerkrankung registriert, in Deutschland jährlich etwa 50.000. Auch wenn
davon der größte Teil durch Mängel bei der Speisezubereitung entstanden ist,
dürfen wir nicht nachlassen, das Risiko in der Nahrungsmittelerzeugung zu
verringern. Die größte Verbreitung von Salmonellen ist bei Geflügelfleisch und Eiern.
Die EU-Kommission hat dazu in den letzten Jahren in allen Mitgliedstaaten
Untersuchungen durchführen lassen. Dabei hat sich gezeigt, dass in Deutschland in
etwa 10 % der Putenmastbetriebe (Bericht BfR vom 4. März 2008) sowie in ca.10%
der Schweineschlachtkörper (Bericht EFSA Mai 2008) Salmonellen nachgewiesen
werden konnten. Es ist deshalb wichtig, dass alle Betriebe in der Lebensmittelkette
durch besondere Hygienemaßnahmen eine Verbreitung von Salmonellen vermeiden.
Mit unserem Salmonellenmonitoring im Rahmen des QS-Programms haben wir da
schon viel erreicht. Vor fünf Jahren sagten noch international einkaufende
Unternehmen, wir kaufen wegen der Unsicherheit über die Salmonellenbelastung nur
dänisches Schweinefleisch. Dort hat man schon vor 15 Jahren mit der Kontrolle der
Salmonelleninfektionen bei Schweinen begonnen. Wir machen das jetzt seit fünf
Jahren. Im internationalen Vergleich wird das deutsche Schweinefleischangebot
heute in dieser Beziehung keinesfalls schlechter bewertet als das Angebot der
Dänen. Von Anfang an haben wir auch die Geflügel haltenden Betriebe in die
Salmonellenuntersuchung einbezogen.
2008 haben wir die Anforderungen
harmonisiert und in einem eigenen Leitfaden zusammengefasst.
◆ Seit 1. Januar müssen sich auch die Betriebe mit 50 Mastplätzen auf
Salmonellen bewerten lassen. Ist das noch organisatorisch zu bewältigen?
Dr. Nienhoff: Von den 60.000 landwirtschaftlichen Betrieben mit Schweinemast
mästet die Hälfte jährlich mehr als 100 Schweine. Wir haben jetzt 26.000
Schweinemastbetriebe QS-zertifiziert und im QS-Salomnellenmonitoring integriert
und zwar unabhängig von der Größe. Diese Betriebe mästen mehr als 85 % aller
Schweine in Deutschland. Jeder Schweinemastbetrieb, der bei QS mitmacht, muss
automatisch am Salmonellenmonitoring teilnehmen. Unser neues, wesentlich
erweitertes Datenbanksystem kann auch die Daten der 5000 potentiell dazu
kommenden Kleinbetriebe verarbeiten und den Schlachthöfen aktuell zur Verfügung
stellen.
4
◆ Können sich Schweine auch durch Futtermittel mit Salmonellen infizieren?
Dr. Nienhoff: Diese Möglichkeit ist sehr gering. Es sind praktisch alle
Futtermittelhersteller, Lieferanten und neuerdings auch die Transporteure von QS
zertifiziert. Das Mischfutter durchläuft in den Werken bestimmte Prozesse, die eine
Verbreitung von Salmonellen verhindern. Bisher haben wir so gut wie keine
Salmonellen beim fertigen Mischfutter gefunden. Auch in den Einzelfuttermitteln der
Futtermittelwerke finden wir ganz selten Salmonellen. Die Einzelfutterhersteller
haben deshalb jetzt gefordert, auf die Salmonellenuntersuchung zu verzichten, weil
wir keine finden. Dagegen sagen wir, wir brauchen diese Untersuchungen, um
nachzuweisen, dass sie da nicht herkommen.
Aber in Mastbetrieben, selbst wenn Futterbehälter und -leitungen regelmäßig und die
Ställe und Vollspaltenböden nach jedem Wechsel sorgfältig gereinigt werden, lässt
sich das Salmonellenrisiko nicht völlig ausschalten. Aber durch unsere systematische
und nachhaltige Vorgehensweise im QS-System und speziell zusätzlich durch das
Salmonellenmonitoring haben wir in kurzer Zeit eine deutliche Verbesserung der
Salmonellensituation in Deutschland erreicht. Der Anteil der QS-Betriebe mit einem
hohen Eintragsrisiko und erhöhten Befunden vorhandener Salmonellenantikörper
(Kategorie III) ist von 5,8 % im Jahr 2005 auf aktuell 4,1% gesunken und der Anteil
der Betriebe mit geringem Risiko (Kategorie I) auf 82 % gestiegen.
Die abgestimmten Maßnahmen auf allen Stufen der Produktion im QS-System tragen
maßgeblich zur Verringerung des Infektionsrisikos für Mensch und Tier bei. Das QSSalmonellenmonitoring
im
Rahmen
unseres
stufenübergreifenden
Qualitätssicherungssystems ist ein über unsere Grenzen in der Europäischen Union
anerkannter wichtiger Beitrag zu mehr Lebensmittelsicherheit. Für die Verbraucher
sollte unser QS-Prüfzeichen bei Fleisch ein selbstverständliches Kriterium für den
Einkauf sein. Abschließend möchte ich aber auch sagen, dass wir den jetzigen Stand
unserer Vorgehensweise hauptsächlich der vertrauensvollen Zusammenarbeit auf
allen
Stufen
und
nicht
zuletzt
dem
wachsenden
Engagement
des
Lebensmittelhandels zu verdanken haben. Anfangs habe ich nicht zu hoffen gewagt,
dass wir in so kurzer Zeit so weit kommen würden.
5
Dr. Herman-Josef Nienhoff, Geschäftsführer der QS Qualität und Sicherheit GmbH
Entnahme einer Probe für den Nachweis darüber, ob dieses Schwein irgendwo mal
Kontakt mit Salmonellen hatte und Antikörper gebildet hat.
6
Herunterladen