GÜNTHER KÖHLER - Inkubation von Reptilieneiern

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©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at
HERPETOZOA 11 (3/4): 189-190
Wien, 26. Febniar 1999
BUCHBESPRECHUNG / BOOK REVIEW
GÜNTHER KÖHLER - Inkubation von Reptilieneiern - 1997 - Offenbach - Herpeton, Verlag Elke Köhler - 205 pp. - 68 Farbfotos - 20 Schwarzweißfotos 66 Zeichnungen und Diagramme - 17 cm x 24 cm, Hochformat - ISBN
3-9802892-6-5 - ATS 570.- [in Deutsch]
Ist es oft schon schwer Hinweise darauf zu finden, ob sich in einem Terrarium
gehaltene Reptilien wohl fühlen, so existieren noch weniger Möglichkeiten etwas
darüber zu erfahren, ob sich der in einem
Ei eingeschlossene Embryo gut entwickelt.
Die daraus resultierende Unsicherheit in
einer Situation des passiven Wartens zusammen mit der Bedeutung, welche der
Nachzucht derzeit bei der Beurteilung des
Haltungserfolges beigemessen wird, erklärt
vielleicht das unbestreitbar große Interesse,
das dem Themenkreis „Inkubation von Reptilieneiern" entgegengebracht wird. Das
vorliegende Buch hat daher sicher eine der
zur Zeit aktuellsten Fragen der Terraristik
zum Inhalt. Aber nicht nur mit der Auswahl des Themas hat GÜNTHER KÖHLER
ein gutes Gespür bewiesen. Dieses Buch ist
in jeder Hinsicht von so hervorragender
Qualität, daß es wahrscheinlich zu einem
Standardwerk der terraristischen Literatur
werden wird. Der Text ist flüssig, logisch
richtig und trotz des hohen Niveaus allgemein verständlich. Die Gliederung in zahlreiche nicht zu lange Einzelkapitel hält das
Interesse bei jedem Thema wach. Sicher ist
auch in diesem Buch manches diskussionswürdig, und es gibt kleine Ungenauigkeiten, und selbstverständlich wäre manches
hier und da zu ergänzen, aber es wäre Pedanterie, diese Kleinigkeiten an dieser
Stelle aufzuzählen. Vom Inhalt her bietet
das Buch sogar etwas mehr als der Titel
vermuten läßt, indem durch Kapitel über
den morphologischen Aufbau des Reptilieneis und dessen Bildung im Muttertier
dem Leser wichtige Grundlagen für das
Verständnis der für die Inkubation wesentlichen Information vermittelt werden. Die
Entwicklung des Embryos wird im Vergleich zu der umfassenden Literatur, die zu
diesem Thema existiert, nur kurz besprochen, was vermutlich nur morphologisch
arbeitende Embryologen bedauern werden.
Natürlich fehlt auch nicht ein Kapitel über
den für Terrarianer wohl spannendsten
Moment: Den Schlupf. Unter der Überschrift „Physiologische Grundlagen der In-
kubation" werden die Auswirkungen von
Temperatur, Feuchtigkeit, Lageveränderungen und Gasaustausch vor allem in bezug auf die für Terrarianer wichtigen
Punkte Schlupferfolg, Inkubationsdauer,
Geschlechterverhältnis und Entstehung von
Entwicklungsstörungen beleuchtet. Weitere
Informationen zu diesem Themenkreis
werden in der Folge auch noch in einem
Kapitel über den Einfluß der Muttertierkondition auf die Qualität der Eier geboten.
Sieht man den Wert von Terrariennachzuchten nicht in der kommerziellen
Produktion von exotischen Streicheltieren,
sondern in der Erhaltung von Wildtieren
mit all ihren natürlichen Verhaltensweisen,
so muß
man
den
von
GÜNTHER KÖHLER
beschrittenen Weg einer ständigen Gegenüberstellung der Situation im natürlichen
Lebensraum mit der im Terrarium als
zwingend notwendig ansehen. Ein umfassendes Verständnis dessen, was man nachahmt, ist sicher ein fruchtbarer Nährboden
für die immer erfolgreichere Substitution
der Natur im Terrarium durch technische
Hilfsmittel und ein Weg zu deren sinnvollem Einsatz. Eiablage, Brutpflege, Inkubation und Mortalität der Gelege werden in
diesem Sinn abgehandelt. Besondere Erwähnung verdient die sehr praktikabel wirkende Anleitung zum Eigenbau eines Motorbrüters.
Praxisnah werden das Verderben von
Eiern, das Absterben von schlupfreifen
Jungtieren, das künstliche Öffnen von Eiern und weitere Sonderfälle beschrieben,
bevor ein Kapitel über den Umgang mit
neugeborenen Reptilien folgerichtig den
allgemeinen Teil des Buches abschließt.
Der spezielle Teil umfaßt in 27 Kapiteln die Besprechung einiger Besonderheiten bei der Inkubation und damit in Zusammenhang stehender Themen, wobei
manche Kapitel einer einzigen Art gewidmet sind und andere eine ganze Ordnung
abhandeln. Ob über Schlangen wirklich wesentlich weniger zu berichten ist, oder ob
die dominierende Repräsentanz der Schildkröten und Echsen auf die individuellen
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BUCHBESPRECHUNG / BOOK REVIEW
Erfahrungen und Spezialgebiete jener
Spezialisten zurückzufuhren ist, die an diesem Teil des Buches mitgearbeitet haben,
soll dahingestellt bleiben. Sicher haben
MARCUS KNIRR, WALTER SACHSSE, R O BERT SEIPP, JENS KRÜGER, BERND EIDENMÜLLER und vor allem RUDOLF WICKER,
dessen Einfluß an vielen Stellen wahrnehmbar ist, entscheidend zum Gelingen
des Buches beigetragen.
Nicht zuletzt besticht das Buch durch
die ungeheure Datenmenge, die in drei Anhängen und einem enorm umfangreichen
Literaturverzeichnis ihren Niederschlag
findet. Darin sind Angaben zur Inkubation
der Eier von über 1400 Reptilienarten und
-Unterarten aufgelistet, wodurch dieser Teil
des Buches - wie vom Autor in der Einleitung sehr treffend bemerkt - ausgezeichnet
als Bibliographie der Zucht eierlegender
Reptilien dienen kann.
Nicht unerwähnt soll auch die hervorragende Qualität der Abbildungen bleiben, die sowohl fotografisch hochklassig
sind, als auch durch die Seltenheit der Motive glänzen.
Der Autor hat sicher viel aus seiner
eigenen Erfahrung in das Buch einfließen
lassen, aber das noch größere Verdienst
besteht darin, weit verstreute Einzelbeobachtungen zu einem Gesamtbild zusammengefügt und damit breiten Kreisen zugänglich gemacht zu machen. Ich erwarte
mir von diesem Buch eine substanzielle
Verbesserung der Zuchterfolge und sehe es
in diesem Zusammenhang als einen echten
Beitrag zum Artenschutz an. Das Buch
bietet sicher nicht die ultimativen Erkenntnisse zum Thema Inkubation von
Reptilieneiern, aber es enthält viele Antworten und stellt eine gute Basis dar, auf
der sich eine Generation weiterführender
Fragen erheben wird, welche die Terraristik und die Herpetologie ein Stück voranbringen werden.
GERALD BENYR
(Wien)
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