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Anatomie, Biologie und Physiologie
Ergotherapie Prüfungswissen
von
Jürgen Zervos-Kopp
1. Auflage
Thieme 2009
Verlag C.H. Beck im Internet:
www.beck.de
ISBN 978 3 13 141352 9
Zu Inhaltsverzeichnis
schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG
FRAGEN ZUM THEMA
Aufrechterhaltung von temporären Gedächtnisrepräsentationen
verantwortlich, die anschließend in anderen Bereichen des Gehirns
langfristig gespeichert werden. Weiter konnten wichtige Verbindungen zwischen dem frontalen (Lobus frontalis), dem temporalen
(Lobus temporalis) und dem parietalen (Lobus parietalis) Cortex
gezeigt werden.
Im Falle der Arbeitsgedächtnisrepräsentation scheint ein ganzes
Netzwerk von Arealen und deren Verbindungen aktiviert zu sein,
was durch Analysen der Ergebnisse bildgebender Verfahren deutlich wurde. Patienten mit Frontalhirnläsionen zeigen im Alltag spezifische Probleme, z. B. kann sich ein Patient beim Kochen an alle
Zutaten eines Rezepts erinnert, schafft es aber nicht, sich an die
Reihenfolge der Verarbeitung zu erinnern. Hier scheint speziell die
relative zeitliche Verarbeitung von Informationen zueinander gestört zu sein, die benötigt wird, um eine komplexe Alltagshandlung,
die aus vielen kleinen Teilabläufen besteht, ordnungsgemäß aneinander zu reihen. Dabei spielen
J die Planung und Auswahl einer Handlung,
J die Selektion von Teilzielen und die Antizipation von Konsequenzen eine entscheidende Rolle.
Forschungsarbeiten nach, lässt sich der Frontallappen in verschiedene, spezifisch funktionelle Teilsysteme unterteilen. Dabei soll der
seitliche präfrontale Kortex für die Aufrechterhaltung flüchtiger
Repräsentationen verantwortlich sein. Dagegen soll der ventromediale präfrontale Kortex, speziell bei gefühlsbezogenen (affektiven)
Assoziationen, eher eine Rolle für die Verknüpfung mit früheren
Erfahrungen spielen.
10.5 Fragen zum Thema
1. Nenne die Anteile des Nervensystems mit seinen jeweiligen
Bestandteilen.
(zentrales Nervensystem mit Gehirn und Rückenmark; peripheres Nervensystem mit Spinal- und Hirnnerven; vegetatives Nervensystem mit intramuralen Geflechten, Sympathikus und Parasympathikus)
2. Nenne die Anteile des Großhirns und beschreibe kurz seinen
Aufbau.
(Anteile: Lobus frontalis, parietalis, temporalis und occipitalis; Basalganglien, zwei Seitenventrikel und limbisches System.
Aufbau: zwei Hemisphären, Oberfläche durch Gyri und Sulci
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NERVEN UND NERVENSYSTEM
stark vergrößert, beide Hemisphären durch Zentralfurche
(Sulcus centralis) und Seitenfurche (Sulcus lateralis) in einzelne Lappen getrennt; Hemisphären mit Balken (Corpus
callosum) verbunden; Assoziationsfasern leiten Impulse innerhalb der Hemisphäre, Projektionsfasern leiten Erregungen aus verschiedenen Bereichen des ZNS zum Großhirn;
Großhirnrinde [Kortex] graue Substanz [ca. 70% aller Nervenzellen des Großhirns]; Basalganglien: Kerngebiete des
Groß- und Zwischenhirns = Teil des extrapyramidal-motorischen Systems; Seitenventrikel = innere Liquorräume, bilden
Liquor; limbisches System: umgibt den Balken, funktional
dem Hypothalamus übergeordnet)
3. Was sind Rindenfelder, wie werden sie eingeteilt, wo befinden sie sich und welche Funktion haben sie?
(Definition: Ansammlungen von Nervenzellkörpern mit gleicher Funktion;
Einteilung: primäre und sekundäre motorische und primäre
und sekundäre sensorische Rindenfelder; weitere Rindenfelder in separaten Arealen der Hirnrinde, z. B. Sehzentrum,
Hörzentrum, motorisches Sprachzentrum;
Lage: motorische Rindenfelder in der vorderen Zentralwindung, sensorische Rindenfelder in der hinteren Zentralwindung; Sehzentrum im Hinterhauptlappen, primäres Hörzentrum im Schläfenlappen, sensorisches Hörzentrum im
oberen Schläfenlappenbereich, motorisches Sprachzentrum
im unteren Stirnlappenbereich;
Funktion: primär motorische Rindenfelder steuern efferent
Skelettmuskulatur; primär sensorische Rindenfelder empfangen afferent Sinneseindrücke; sekundäre Rindenfelder
jeweils „Gedächtnis“ der primären Rindenfelder, primäres
Hörzentrum = Erkennung von Tönen; sensorisches Hörzentrum = Sprachverständnis; motorisches Sprachzentrum =
steuert Sprechwerkzeuge und dient der Spracherkennung =
Grammatik)
4. Aus welchen Anteilen besteht das limbische System und
welche Funktion hat es?
(Anteile: Hippocampus, Gürtelwindung und Mandelkern;
Funktion: Sitz des Riechzentrums, steuert, bildet und moduliert Emotionen [besonders Aggressions- und Motivationsverhalten], kontrolliert Gefühle, beeinflusst Lernvorgänge
und Gedächtnis)
5. Was versteht man unter der Pyramidenbahn und welche
Funktion hat sie?
(Definition: Nervenfasern der motorischen Rindenfelder, die
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FRAGEN ZUM THEMA
im Bereich des verlängerten Rückenmarks zu 80% auf die
entgegengesetzte Körperhälfte kreuzen und an den entsprechenden Segmenten des Rückenmarks enden = 1. motorisches Neuron;
Funktion: Übertragung motorischer Impulse zum Rückenmark auf die entgegengesetzte Körperhälfte)
6. Was versteht man unter dem extrapyramidalen System und
welche Anteile gehören dazu?
(Extrapyramidales System = motorische Koordinationszentren für unwillkürliche Muskelbewegungen; Anteile: Basalganglien, Mittelhirnkerne, Vestibulariskerne, primär motorische Rindenfelder, Kleinhirn und extrapyramidal-motorischen Bahnen des Rückenmarks)
7. Welche Funktion hat das Zwischenhirn und von welchen
Teilen wird es gebildet?
(Funktion: Schaltstelle zwischen Großhirn [Rindenfelder]
und Hirnstamm; sammelt subkortikale Informationen; Assoziationsgebiet von Hirnrinde und limbischem System; filtert
und verschaltet Sinnesempfindungen [Tor zum Bewusstsein]
und erzeugt Reaktionen darauf;
steuert Körpertemperatur, Wasser- und Salzhaushalt, Kreislauf, Hunger, Geburt und Schlaf; bildet Adiuretin, Oxytocin,
Releasing- und Inhibiting-Hormone;
Anteile: Thalamus, Hypothalamus, Hypophyse und Zirbeldrüse)
8. Nenne die Bestandteile des Hirnstamms, beschreibe jeweils
kurz deren Funktion und erläutere die Formatio reticularis.
(Bestandteile: Mittelhirn, Brücke, verlängertes Rückenmark
[Medulla oblongata]
Funktion: Mittelhirn = akustisches und optisches Reflexzentrum; leitet motorische und sensible Reize zwischen Großhirn, Brücke, Thalamus, Kleinhirn, verlängertem Mark und
Rückenmark; Ursprung des III. und IV. Hirnnervs; Nucleus
ruber und Substantia nigra = Teile des extrapyramidalen
Systems;
Brücke: verbindet Großhirn, Kleinhirn und verlängertes Rückenmark; Ursprungszellen von V., VI., VII. und Teilen des
VIII. Hirnnervs;
Verlängertes Rückenmark: Ort der Pyramidenkreuzung;
Kerngebiete des VIII., IX., X., XI. und XII. Hirnnervs; Umschaltstelle des Hörnervs [Olive] = Schallortung; Reflex- und
Steuerzentren für Schlucken, Niesen, Husten, Erbrechen,
Herz/Kreislauf, Atmung und pH-Wert;
Formatio reticularis: netzartig verteilte Zellen zwischen
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NERVEN UND NERVENSYSTEM
Hirnstamm und Zwischenhirn; erhält, koordiniert und verarbeitet Informationen aus allen Hirngebieten und allen Sinneseindrücken; mit zentraler Rolle für Bewusstsein und
Wachzustand = aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem [ARAS])
9. Beschreibe den allgemeinen und inneren Aufbau des Rückenmarks.
(Allgemeiner Aufbau: 31 Segmente = Ursprung der Spinalnervenpaare; 8 zervikale [C1–C8], 12 thorakale [Th1–Th12], 5
lumbale [L1–L5], 5 sakrale [S1–S5] und 1–2 coccygeale
[Co1–Co2] Nervenpaare; kürzer als Wirbelsäule, d. h. untere
Spinalnerven als Cauda equina; im Bereich der Hals- und
Lendenwirbelsäule Rückenmark dicker, wg. besonders vielen
Neuronen für Arm-, Bein- und Hautnerven;
Innerer Aufbau: ovale Form, ventral mit tiefem Einschnitt =
rechte und linke Körperhälfte; graue Substanz zentral und
schmetterlingsförmig, mit Vorderhorn = motorische Nervenfasern und Umschaltstelle für quer gestreifte Muskulatur;
Hinterhorn = sensible Neurone; Seitenhorn = Neurone des
Sympathikus; weiße Substanz am Rand; mit Vorderstrang =
efferente motorischen Fasern der ungekreuzten Pyramidenbahn; Vorderseitenstrang = afferente Fasern für Druck-, Berührungs-, Tast-, Schmerz- und Temperatursensibilität; Seitenstrang: für unbewusste Tiefensensibilität = afferenter
Kleinhirnseitenstrang und für Motorik = efferente Pyramidenbahn; Hinterstrang = afferente Fasern für bewusste Tiefensensibilität, feine Tast- und Berührungsempfindungen;
neben grauer Substanz = Fasern der eigenen Reflexzentren)
10. Was versteht man unter einem Reflex? Beschreibe den Unterschied zwischen einem monosynaptischen und einem
polysynaptischen Reflex.
(Reflex: die automatische, vom Willen unabhängige, wiederholbare Reaktion des Organismus auf Reize der Umwelt oder
dem Körperinneren;
Unterschied: monosynaptischer oder auch Eigen- oder Dehnungsreflex: Reizaufnahme und -antwort im selben Organ,
mit kurzer Reaktionszeit und fehlender Ermüdung;
polysynaptischer, auch Fremd- oder Hautreflex: Reizaufnahme und -antwort in unterschiedlichen Organen, mit längerer Reaktionszeit, schneller Ermüdung und Kumulation)
11. Nenne alle Schutzeinrichtungen des zentralen Nervensystems. Beschreibe kurz die Lage der Meningen.
(Schädelknochen, Wirbelkanal, Meningen und Liquor; Lage
der Meningen:
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Dura mater = harte Hirnhaut, mit dem Schädelknochen fest
verbunden, im Wirbelkanal bildet sie zwei Blätter [Duralsack];
Arachnoida = Spinngewebshaut, durch Liquordruck verschieblich gegen die Dura mater gedrückt;
Pia mater = weiche Hirnhaut, auf dem Gehirn bis in die
Ventrikel)
Wo entspringen die Spinalnerven und wie sind sie aufgebaut?
(Die Spinalnerven entspringen aus den jeweiligen Hinterund Vorderwurzeln des Rückenmarks, beide Wurzeln vereinigen sich nach dem Spinalganglion zu einem gemischten
Spinalnerv und verlassen am Foramen intervertebrale [Zwischenwirbelloch] das Rückenmark. Der Spinalnerv bündelt
somatische und vegetative Fasern)
Nenne jeweils die Nervenplexus mit ihrem Ursprung und
den wichtigsten Nerven, die aus ihnen entspringen.
(Plexus cervicalis, Ursprung C1–C4, wichtigster Nerv: N.
phrenicus;
Plexus brachialis, Ursprung C5–Th1, wichtigste Nerven: N.
medianus, N. radialis und N. ulnaris;
Plexus lumbalis, Ursprung Th12/L1–L4, wichtigster Nerv: N.
femoralis;
Plexus sacralis, Ursprung L4–5 bis S4, wichtigster Nerv: N.
ischiadicus)
Nenne die Hirnnerven in ihrer Reihenfolge.
(N. olfactorius, N. opticus, N. oculomotorius, N. trochlearis, N.
trigeminus, N. abducens, N. facialis, N. vestibulocochlearis, N.
glossopharyngeus, N. vagus, N. accessorius und N. hypoglossus)
Benenne die Anteile des vegetativen Nervensystems, seine
grundlegende Aufgabe insgesamt und beschreibe kurz die
grundlegenden Funktionen der einzelnen Anteile.
(Anteile: Sympathikus, Parasympathikus, intramurales Nervensystem; grundsätzliche Aufgabe: regelt, gemeinsam mit
den Hormonen, selbstständig unwillkürlich und unbewusst
die Funktionen der inneren Organe, den Kreislauf und die
Homöostase;
Funktionen der einzelnen Anteile: das intramurale Nervensystem reagiert vom zentralen Nervensystem weitgehend
unabhängig und selbstständig mit eigenen Nerven; der Sympathikus und Parasympathikus werden über je zwei Leitungsbahnen vom zentralen Nervensystem reguliert und
wirken überwiegend gegensätzlich; der Sympathikus bei al357
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NERVEN UND NERVENSYSTEM
len belastenden Aktivitäten z. B. Steigerung der Herzleistung,
Blutdrucksteigerung, Tachypnoe, Energiefreisetzung, Verdauungsreduzierung und daher katabol; der Parasympathikus ist bei Aktivitäten in Ruhe aktiv, dient der Erholung und
wirkt daher anabol, z. B. Steigerung der Verdauung, Verlangsamung des Herzschlags, Blutdrucksenkung).
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