Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik Teil 3

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Klinische Chemie und
Laboratoriumsdiagnostik
Teil 3
Analytische Verfahren
Klinische Chemie & Immunologie
Prof. Dr. Ralf Lichtinghagen
Medizinische Hochschule Hannover
Klinische Chemie
Tel.: 0511-5323940
Spektroskopie: Photometer
(Grundbausteine)
Spektroskopie:
Lambert-Beersches Gesetz
log Io/I = A = ac x c x d
A: Absorbance (im Deutschen früher Extinktion E)
(spektrales dekadisches Absorptionsmaß)
ac: Proportionalitätsfaktor (Extinktionskoeffizient)
c: Schichtdicke in cm
d: Konzentration in mol/l
Absorbance A hat Messbereich
von Null bis Unendlich
I = I0 D A = 0
I = 0 D A = Unendlich
Transmission T (I/I0) hat
Messbereich von 0 bis 1
log 1/T = A
I = I0 D T = 1 (%T = 100)
I=0 D T=0
Photometrie: Prinzipien
Direkte Photometrie Substanz ist farbig oder absorbiert im
UV-Bereich: z.B. Bilirubin, freies Hb
Indirekte Photometrie Analyt wird in Messreaktion zu
photometrisch messbarem Produkt
(z.B.enzymatisch) umgewandelt.
(Glucose, Lactat, Ethanol...)
Berechnung erfolgt nach Lambert-Beer-Gesetz (ac=A/c x d)
mittels Standard mit bekannter Konzentration
c(Probe) = A(Probe)/A(Standard) x c(Standard)
oder aus einer Kalibrationskurve
CAVE: Gültigkeit nur innerhalb der des linearen Messbereichs
Photometrie: Prinzipien
Gültigkeit des LambertBeer-Gesetzes nur für stark
verdünnte Lösungen:
Keine gegenseitige
Beeinflussung chromophorer Gruppen
verschiedener Moleküle
Photometrie: Prinzipien
Indikatorreaktion in diesem
Zusammenhang häufig Bildung bzw.
Verbrauch von NAD(P)H.
Im Gegensatz zu NAD(P)+ hat NADH
ein Absorptionsmaximum bei 340 nm
Beispiel: Bestimmung von Glucose mittels Hexokinase-Reaktion:
Glucose + ATP
Hexokinase
D
Glucose-6-Phosphat + ADP
Indikatorreaktion:
Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase
Glucose-6-Phosphat + NADP+
D
6-Phosphogluconat + NADPH + H+
Absorption bei 340 nm korreliert mit gebildetem NADPH und mit Glucosekonzentration
Flammenphotometrie
Bestimmung von Natrium, Kalium Calcium, Lithium
Färbung einer nicht leuchtenden Flamme durch
Alkali- und Erdalkalisalze aufgrund thermischer
Anregung von Valenzelektronen. Freiwerdende
Energie als Licht mit elementspezifischen Wellenlängen
a: Lösungsmittel verdampft
org. Verbindungen verbrennen
d: Zerfall von NaCl in freie Atome,
die thermisch angeregt werden
Je mehr Atome in der Flamme vorhanden sind, umso
intensiver ist die Flammenfärbung und damit die
Emissionsstrahlung
Verwendung des Prinzips rückläufig im Vergleich zur Potentiometrie
Atomabsorptionsspektroskopie (AAS)
Bestimmung von z.B. Kupfer, Selen, Zink, Schwermetalle
Hohlkathodenlampen (gibt es für ca. 60 Elemente) erzeugen
elementspezifisches Licht
Atomisiertes Probenmaterial absorbiert monochromatisches
für das zu bestimmende Element spezifische Licht
Absorption als Maß für die Konzentration des entsprechenden
Elementes in der Messlösung
Potentiometrie
Beispiel der Glaselektrode zur pH-Messung
Messanordnung für Potentiometrie
Messung eines Potentials erfolgt fast stromlos
als Potentialdifferenz bezogen auf das Potential
einer Referenzelektrode
Potentiometrische Messung erfordert somit:
Messelektrode und Referenzelektrode mit
ionenselektiver Membran.
Einstab-Glaselektrode
mit H+-sensitiver Glasmembran
(Ionen-sensitiv)
Potentiometrie
Die ISE-Einheit zur Bestimmung von Natrium, Kalium und Chlorid
In nahezu jedem klinisch-chemischen Analysengerät befindet sich eine sogenannte ISE-Einheit.
Diese Elektroden können aufgrund z.B. der Beschaffenheit ihrer Membran spezifisch die
Ionenaktivität von Ionen wie Kalium, Natrium, Chlorid und im Bedarfsfall auch Calcium
messen. Wichtigste Methode zur Bestimmung dieser Messgrößen.
z.B. Kalium-Elektrode mit spezieller ionenselektiver Kunstoffmembran, in welche das
Antibiotikum Valinomycin eingebettet ist (bindet spezifisch Kalium-Ionen).
ISE- Chipmodul
Indirekte ISE:
Probe wird zuerst pipettiert und
vorverdünnt (z.B. 1:20) in der
ISE-Einheit gemessen.
Direkte ISE:
Anwendung in Blutgasgeräten zur
Messung aus Vollblut, keine
Vorverdünnung
Immunologische Verfahren
Antikörper
80%)
IgG
Prozent. Anteil am Serum Ig-Pool 70-75
Molekulargewicht (x1000)
150
IgM
10
970
IgA
IgD
15-20 <1
385(Dimer)
IgE
Spuren
Serumelektrophorese
Information aus densitometrischer Auswertung
IgG, IgA und IgM mit
unterschiedlicher
Verteilung
polyklonal
monoklonal
Immunologische Verfahren
Immunelektrophorese/ Immunfixation
Qualitative Methode
zum Nachweis von
monoklonalen
Immunglobulinen
mittels monospezifischen
Antiseren gegen
Anti-IgG
Anti-IgA
Anti-IgM
Anti-Kappa
Anti-Lambda
Immunologische Verfahren
Nephelometrie/ Turbidimetrie
Bei diesen immunchemischen Verfahren wird durch Antikörper-Antigen-Aggregate
das Licht gestreut. Anwendung beim Nachweis vieler Serumproteine (Albumin,
Immunglobuline, Akute-Phase-Proteine, Speicher- und Transportproteine) und
Urinproteine (Albumin, α1-Mikroglobulin).
Nephelometrie: Messung eines Anteils des gestreuten Lichtes (A)
Turbidimetrie: Messung der Abschwächung der Lichtintensität (B)
(A)
(B)
Immunologische Verfahren
Heidelberger-Kurve als Grundlage bei
Trübungs- und Streulichtmessungen
Antikörperüberschuss:
Jede Steigerung der AG-Menge
führt zu weiter Vernetzung, die
im Äquivalenzbereich am
stärksten ist.
Antigenüberschuss:
Aggregate werden wieder kleiner
und somit besser löslich. Zahl der
AK reicht nicht aus alle AG zu
verküpfen.
Immunologische Verfahren
Immunoassay zur Messung zahlreicher Analyten (Proteine, Pharmaka...)
z.B. ELISA
Enzyme linked immunoadsorbent assay
(photometrisches Detektionsprinzip)
Alternative Detektionsprinzipen
(z.T. deutlich sensitiver als der
enzymatische Substratumsatz):
z.B.
Fluoreszenz
Chemiluminiszenz (LIA)
Elektrochemiluminiszenz (ECLIA)
Immunologische Verfahren
Sandwich-Assay
Einsatz eines „Capture“-Antikörpers und eines markierten Zweitantikörpers
Art der Markierung legt Detektionsprinzip fest (ELISA, RIA, LIA, ECLIA...)
Immunologische Verfahren
kompetitiver ELISA
Ein Indikator (Tracer, Label, Konjugat) konkurriert mit der Probe um Bindungsstellen
Art der Markierung gibt Detektionsprinzip vor
Enzymkinetik
Anwendung in der Diagnostik von Erkrankungen
von Leber, Herz, Pankreas...
Für die Diagnostik und Verlaufskontrolle zahlreicher Erkrankungen werden in der
Klinischen Chemie Aktivitätsbestimmungen von zahlreichen Enzymen durchgeführt.
Biochemische Grundlage
Enzyme erhöhen die Reaktionsgeschwindigkeit einer Reaktion durch Herabsetzung
der Aktivierungsenergie. Ohne Enzyme würden biochemische Reaktionen im
Organismus nicht in nennenswertem Umfang ablaufen.
Enzyme verlassen die katalysierte Reaktion unverändert.
Für den Einsatz in der Labordiagnostik ist weniger die biochemische Grundlage von
Bedeutung als vielmehr der Bildungsort im Organismus und innerhalb der einzelnen
Zelle und damit die Art der Freisetzung eines Enzyms.
Kinetischer Test
Erfassung der Reaktionsgeschwindigkeit einer enzymatischen Umwandlung zur
Bestimmung der Enzymaktivität. Messung der Enzymaktivität in U/l.
Bedingungen für enzymatische Tests
Damit enzymatische Bestimmungen auch von Labor zu Labor verglichen
werden können (Standardisierung), sind u.a. die Einhaltung folgender
Rahmenbedingungen unbedingt erforderlich
Optimale Substratkonzentration
Optimaler pH-Wert
Optimale Coenzymkonzentration
Optimale Konzentration von Aktivatoren
Definierte Temperatur
(37°C)
Veränderung der Temperatur um 1° C verändert das Ergebnis
eines enzymatischen Tests um ca. 10%
Zusammenhang zwischen Substratkonzentration
und Reaktionsgeschwindigkeit
Enzymkinetik nach Michaelis-Menten
Michaeliskonstante
Mit steigender Substratkonzentration nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit (v) zu
1) Wenig Substrat, Enzymmoleküle vorwiegend noch frei
2) Zunahme des Substrats, Hälfte der Enzyme frei, halbmaximale v
3) Hohe Substratkonzentration, kein Enzym mehr zur Verfügung, maximale v.
weitere Substratzugabe erhöht v nicht
Messung der Enzymaktivität
Aufnahme einer AbsorptionsZeit-Kurve in einem
vorgegebenen Messintervall
zur Bestimmung der
Reaktionsgeschwindigkeit
Beispiel: Bestimmung der Aktivität der Lactatdehydrogenase (LDH)
Lactat +
LDH
NAD+ D
Pyruvat + NADH + H+
Messung der Absorptionszunahme bei 340 nm (Zunahme von NADH)
Besonderheiten enzym. Tests
Der optische Test nach Warburg beruht auf der Oxidation von
NADH bzw. der Reduktion von NAD+
Man unterscheidet:
Einfacher optischer Test: z.B. LDH-Bestimmung
Zusammengesetzter optischer Test mit Indikatorreaktion:
Direkte Messung der enzymatischen Reaktion ist nicht möglich
(z.B. ALT)
L-Alanin + α-Ketoglutarat
Pyruvat + NADH +
H+
ALT
D
LDH
D
L-Glutamat + Pyruvat
Lactat + NAD+
Messung der Absorptionsabnahme bei 340 nm (Abnahme von NADH)
Besonderheiten enzym. Tests
Zusammengesetzter optischer Test mit Hilfs- und Indikatorreaktion:
Direkte Kopplung von enzymatischer Reaktion und Indikatorreaktion
nicht möglich (z.B. Creatinkinase (CK))
Creatinphosphat + ADP
Hilfsreaktion
Glucose + ATP
Indikatorreaktion
CK
D
Creatin + ATP
Hexokinase
D
Glucose-6-Phosphat
+ ADP
Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase
Glucose-6-Phosphat + NADP+
D
6-Phosphogluconat + NADPH + H+
Messung der Absorptionszunahme bei 340 nm (Zunahme von NADPH)
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