THEMA Nr. 7404 zu 7/74/ von: Thomas Heltschl ([email protected]) 1 KONTEXT in der Themenauswahl („Themenpool“) des Schigymnasium Stams: THEMA NR. 13 | Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme – Wirtschafts- und Sozialpolitik in Österreich THEMENBEREICH: Lernplanbezug: 7. Klasse: Österreich - Raum - Gesellschaft – Wirtschaft 4. Themenbereich: Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme – Wirtschafts- und Sozialpolitik Lernziele: - aus dem Magischen Vieleck Zielkonflikte der Wirtschaftspolitik ableiten und unterschiedliche Positionen formulieren - die Besonderheiten der österreichischen Wirtschafts- und Sozialpolitik erfassen - anhand des Budgets wirtschafte- und sozialpolitische Absichten sowie Maßnahmen der Bundesregierung besprechen und analysieren - das Zustandekommen wichtiger wirtschaftlicher Daten kennen lernen und deren Aussagekraft beurteilen THEMA: Erörtern Sie, durch welche steuerpolitischen Maßnahmen bestimmte wirtschafts- und gesellschaftspolitische Vorstellungen durchgesetzt werden können. SITUATIONS- UND PROBLEMBESCHREIBUNG: Geldwertstabilität ist neben Wirtschaftswachstum oder Arbeitslosigkeit ein wichtiger Indikator in einer Volkswirtschaft. Meinungen über Ausmaß und Ursachen von Inflation werden dabei nicht selten sehr kontrovers diskutiert. Alltagserfahrungen zur Preisentwicklung stehen oftmals im Gegensatz zu wissenschaftlichen und statistisch begründeten Ursachen für die Geldwertentwicklung. AUFGABENSTELLUNG: 1) Bestimmen Sie die in der beiliegenden Tabelle beschriebenen Formen von Inflation. 2) Erläutern Sie unter Verwendung der beigelegten Materialien Zusammenhänge zwischen Inflation und anderen volkswirtschaftlichen Kenngrößen. 3) In den Zitaten aus Schulbüchern werden Aspekte zur Inflation angesprochen. Erörtern Sie die Aussagen und nehmen Sie dazu kritisch Stellung. Versuchen Sie die Aussagen aus volkswirtschaftlicher Perspektive und aus der Perspektive von Alltagserfahrungen zu wider- oder unterlegen . ERWARTUNGSHORIZONT: Teilaufgabe l: Teilaufgabe 2: Teilaufgabe 3: 1 (Anforderungsbereich I) (Anforderungsbereich II) (Anforderungsbereich III) Quellen dazu: GWK-Unterricht und http://www.heltschl.org/7/74/ ________________________________ ________________________________ ________________________________ MATERIALIEN: Wandkarte: Europa physisch Atlas BEILAGEN: 1) Japan ist ein rohstoffarmes Land. Die Industrieproduktion ist auf den Import von Erdöl angewiesen. Der Erdölpreis an den internationalen Warenbörsen steigt durch vermehrte Spekulation. 2) Die Preissteigerungen im ehemaligen Jugoslawien der 1990er-Jahre waren aufgrund des Bürgerkrieges so hoch, dass der Dinar seine eigentliche Zahlungsfunktion verlor. 3) Die spanische Regierung erhöht zum staatlichen Schuldenabbau vor allem Konsumsteuern. 4) Nach einem mehrtägigen Streik der Metallerbranche kommt es zu Lohnerhöhungen von 5,25 %. 5) Die Europäische Zentralbank hat die Aufgabe, Preisstabilität zu gewährleisten. Die Inflationsrate soll dabei über einen längeren Zeitraum nicht höher als 2 % sein. 6) Frau Müller klagt aufgrund ihrer Alltagserfahrung gegenüber ihrer Enkelin: „Mit dem Euro wird alles immer noch teurer". 7) Kartelle können auch Preise absprechen. 8) Trotz Weltwirtschaftskrise konnte man im Österreich der 1970er-Jahre Vollbeschäftigung erreichen. 9) Unternehmen aus der Lebensmittelbranche geben die gestiegenen Preise für Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte über höhere Preise an die Konsumentinnen weiter. Tabelle 7406.1: Arten von Inflation aus Beispielen bestimmen und definieren Tabelle 7406.2: Kalte Progresion und Inflation: http://kurier.at/politik/inland/warum-den-oesterreichern-vonmehr-lohn-nichts-bleibt/60.433.292 [01.05.2014] Tabelle 7406.3: Vergleich Löhne/Inflation; aus: http://oesv1.orf.at/stories/492916 0[01.05.2014] ZITATE:2 Inflationsgefahr wächst Die Angst vor der Inflation zumindest erreicht in Deutschland gerade außergewöhnliche Dimensionen. In Umfragen geben mehr Menschen an; sich vor Inflation zu fürchten als vor schlimmen Krankheiten, brutalen Verbrechen, der Trennung vom Partner, Einsamkeit im Alter oder sogar einem Krieg... Genaue Aussagen über den zeitlichen Ablauf sind allerdings schwierig. Schon der große Monetarist Milton Friedman wusste, dass zwischen Celddrucken und Inflation Zeit liegen kann: „The lags between money and Inflation are long and variable." („Die Abstände zwischen Geld und Inflation sind lang und unbeständig.") Die Ökonomen denken darüber je nach Schule unterschiedlich. [...] Im Augenblick aber sind die Banken sehr zurückhaltend. Viele horten das Geld lieber bei der Notenbank, als dass sie es für Kredite einsetzen. Und auch die Unternehmen sind bei Investitionen eher vorsichtig - und nehmen nicht zuhauf Kredite in Anspruch. Deshalb führt das viele Geld im Moment noch nicht zu Inflation. Problematisch wird es, wenn die Unsicherheit nachlässt. Das könnte ausgerechnet durch Mario Draghis Anleihenprogramm passieren. Wenn es die Eurozone stabilisiert und keiner mehr ein Auseinanderfallen des Euro befürchtet, vergeben die Banken wieder sorgloser Kredite. Und Unternehmen investieren wieder mit mehr Freude. Das würde die Konjunktur beleben. Die Gewinne der Unternehmen sprudeln wieder. Sie können leichter Preiserhöhungen durchsetzen. Dann fordern auch die Gewerkschaften höhere Löhne - und eine Spirale kann in Gang kommen, die in Inflation enden kann. „Entscheidend ist, dass die Notenbank die Kontrolle über die Geldmenge behält und das Geldmengenwachstum bremst, wenn Inflation droht", sagt Clemens Fuest, Ökonom in Oxford. Q: Christian Siedenbiedel: Schuldenkrise - Die Angst vor der Inflation. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.9.2012 Für Konsumentinnen ist Inflation dann ein Problem, wenn die Inflationsrate schneller steigt als die Einkommen. Aber auch wenn der am Gehaltszettel angegebene Bruttolohn steigt, bedeutet das nicht automatisch mehr Kaufkraft. (Heinz Fassmana Karin Dobler u. a.: Kompass 5/6. Wien, öbv 2008, S. 127) Generell kann man Inflationsraten von unter zwei Prozent als relativ gering ansehen. Inflationsraten von über fünf Prozent gelten bereits als problematisch. (Helmut Wohlschlägl u. a.: Durchblick 7. Wien: Westermann 2011, S. 63) Die Inflation knabbert den Wert des Geldes an, das Geld verliert dabei an Wert. Demnach müsste das Gegenteil eine Deflation -doch gut sein, könnte man denken. Deflation bedeutet, dass die Preise sinken und das Geld dabei kurzfristig an Wert gewinnt. Wenn die Preise sinken, ist dies nur für kurze Zeit von Vorteil. Unternehmen nehmen dadurch weniger ein, dies kann zu Lohnsenkungen und Entlassungen führen. Dadurch geht die Nachfrage zurück, was die Preise weiter drückt. Somit gibt es trotz niedriger Preise kaum Gewinnerlnnen am Ende der Deflationsspirale. (Forum Politische Bildung (Hg.): Informationen zur Politischen Bildung Nr. 33. Innsbruck/Wien/Bozen: Studien-Verlag, S. 69) Da die Ursachen für die Inflation vielfältig sind, müssen auch die Maßnahmen der Wirtschaftspolitik verschieden ansetzen. Aber auch beim Thema Inflation gehen die Lehrmeinungen in der Volkswirtschaft auseinander, je nach Weltsicht fallen die Vorschläge der Wirtschaftspolitiker/innen verschieden aus: Die einen vertreten die Ansicht, dass Preise Knappheit ausdrücken und damit ein Zeichen des Marktes sind, um Änderungen vorzunehmen (so könnte die Preissteigerung bei Treibstoffen als Anreiz für den Einstieg in Alternativenergien gesehen werden). Die anderen möchten Transferleistungen an die Haushalte auszahlen (z. B. in Form von höheren Familienbeihilfen), damit dadurch mehr Einkommen zur Verfügung steht. (Georg Tafner: Weltsichten 5, Volkswirtschaft. Wien: Ed. Hölzel 2009, S. 83) 2 In Anlehnung an Germ et al., Geospots Geografie und Wirtschaftskunde 7+8, Veritas, Linz 2003