Vorkommen von Staphylococcus aureus in

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07.11.2007
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Romy Kunzmann
Jahrgang 1990. Seit 2002 Schülerin des Carl-Friedrich-GaußGymnasiums in Frankfurt (Oder),
Brandenburg, MINT-ExellenceCenter, seit 2005 Mitglied des
Leistungszentrums Biologie,
Preisträgerin bei Jugend forscht
(3. Platz, Biologie)
ó Das an sich harmlose Bakterium Staphylococcus aureus ist bei 20 % aller Menschen
ständig nachweisbar, 60 % sind intermittierende Träger und bei 20 % der Bevölkerung
kann der Keim nie oder nur selten nachgewiesen werden[1]. S. aureus ist deshalb so weit
verbreitet, da eine Übertragung dieses Keims
bereits bei einem einfachen Handschlag erfolgen kann und dieser Keim einen besonders
großen Toleranzbereich gegenüber Umwelteinflüssen hat. Die in der Bevölkerung registrierten Stämme sind in der Regel wenig
pathogen[2]. Dennoch gehört das Bakterium
zu den häufigsten Erregern eitriger Infektionen der Haut und der Weichteile, wie zum
Beispiel Follikulitis. S. aureus ließ sich in der
Vergangenheit gut mit verschiedenen Antibiotika therapieren, heute erweist sich die
Therapie durch die selektive und sukzessive
Entwicklung resistenter Stämme jedoch
zunehmend schwieriger. Vorläufiges Fazit
einer seit etwa 15 Jahren zu beobachteten
Resistenzentwicklung von S. aureus ist, dass
der Keim ein ernstes Problem insbesondere in
der Behandlung eitriger Infektionen von
immungeschwächten Patienten darstellt, da
diese mit derzeit auf dem Markt befindlichen
Antibiotika immer schwieriger therapierbar
sind. Vor allem in Krankenhäusern stellt die
Behandlung von Erkrankungen durch multiresistente S. aureus-Stämme (MRSA) eine große prozedurale Herausforderung dar. Da die
Entwicklung und Verbreitung von MRSA
innerhalb der Bevölkerung mit der des
41. Bundeswettbewerb „Jugend forscht“
Vorkommen von Staphylococcus aureus in
Abhängigkeit der Lebensgewohnheiten bei
Jugendlichen
ROMY KUNZMANN
FACHBEREICH BIOLOGIE, CARL-FRIEDRICH-GAUß-GYMNASIUM, FRANKFURT (ODER)
ursprünglich harmloseren Stamms korreliert,
liefern Erkenntnisse über dessen Verbreitung
das Basiswissen zur Epidemiologie der
gefährlichen MRSA-Keime.
Um die Verbreitung von S. aureus in einer
jugendlichen Kohorte (12–20 Jahre) eines
städtischen Gymnasiums in Frankfurt (Oder)
zu ermitteln, wurden nach Empfehlungen des
Robert-Koch-Instituts Nasenabstriche zu drei
verschiedenen Zeitpunkten entnommen. Zeitgleich wurden die Probanden zu deren
Lebensumfeldern und Lebensgewohnheiten
befragt. Insgesamt wurden 148 Schüler auf
S. aureus und MRSA untersucht. Bei Nachweis von S. aureus wurde die Resistenzlage
dieser Stämme ermittelt (Abb. 1).
Insgesamt 55,4 % der untersuchten Schüler
waren Träger von S. aureus-Stämmen. Diese
Stämme wiesen jedoch keine Resistenz gegenüber Oxacillin auf und werden somit nicht
als MRSA klassifiziert. Bei Probanden, die
regelmäßig Medikamente einnahmen, konnte eine signifikant häufigere Besiedlung mit
S. aureus festgestellt werden. Weiterhin wurde nachgewiesen, dass aktive Raucher häufiger von S. aureus besiedelt waren. Ein
Zusammenhang mit einer Schleimhautveränderung bei Rauchern kann in Betracht
gezogen werden. Gleichfalls können Raucher
erhebliche systemische Veränderungen im
80
Literatur
70
%
60
¯ Abb. 1: Besiedlungsrate von Schülern mit S. aureus in
Abhängigkeit ihrer
Lebensgewohnheiten.
Besiedlungsrate in
50
40
30
20
10
0
Immunsystem aufweisen, die eine Besiedlung
möglicherweise begünstigen. Ein weiteres
interessantes Ergebnis bestand in einer signifikant höheren Besiedlung von Schülern
mit S. aureus, welche sich regelmäßig einer
aktiven Immunisierung gegenüber Grippeviren mit einer Schutzimpfung unterziehen.
Auch hier ist eine Interpretation einer höheren Kontaminationsrate aufgrund einer leicht
gestörten immunologischen Situation des Probanden zu diskutieren. Außerdem konnte
eine höhere Besiedlungsrate bei Schülern
gefunden werden, welche sich mehr als viermal pro Woche mindestens eine Stunde lang
sportlich betätigen, gegenüber den Schülern,
die keinen Freizeitsport betreiben. Die signifikant höhere Besiedlung bei Grippeschutzgeimpften sowie bei sportlich sehr aktiven
Probanden überraschte. Eine Erklärung der
gefundenen Häufigkeiten fällt schwer und
erfordert weitere Studien an dieser Gruppe.
Weiterführende Studien mit Probanden aus
diesen Bevölkerungsgruppen sollen einen
Zusammenhang zwischen deren Lebensgewohnheiten und der hohen Besiedlungsrate
aufzeigen.
Durch genauere Kenntnisse des Vorkommens von S. aureus können sozialmedizinische Maßnahmen abgeleitet werden, wodurch
in Zukunft die Verbreitung von MRSA eingegrenzt und somit die Gefahr innerhalb der
Medizin minimiert werden kann.
ó
Medikamenten
Grippeschutz
Nikotinabusus
Freizeitsport
positiv
73,5
58,4
76
78,9
negativ
26,5
41,6
24
21,1
BIOspektrum | 07.07 | 13. Jahrgang
[1] Heizmann, P., Heizmann, W. R., Hetzer, R. (2005): MRSA:
Resistenzmechanismen, Epidemiologie, Risikofaktoren,
Prophylaxe, Therapie. Herz-Thorax-Gefäßchir. 19: 78–88.
[2] Lowy, F. D. (1998): Staphylococcus aureus infections.
NEJM 339: 520–532.
Korrespondenzadresse:
Romy Kunzmann
Fachbereich Biologie
Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium
Friedrich-Ebert-Straße 52
D-15234 Frankfurt (Oder)
[email protected]
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