24 A S T R O L O G I E & W I S S E N Astrologie und Psychologie Teil 5 Saturn Warum wir ihn brauchen, warum er so wertvoll ist V on m i c h ael allgeier Die meisten Menschen fürchten Saturn, wurde er früher doch in erster Linie als Unglücksstern gesehen, der immer dann in Erscheinung trat, wenn das Schicksal in negativer Form zuschlug. Ihm wurden früher der Drache, das Schwein, der Rabe zugeordnet und alle Menschen, die irgendwie mit Kälte, Tod und irgendwelchen Einschränkungen zu tun hatten. In alten Abbildungen wurde Saturn als böser alter Mann, als Kinderfresser und Sensenmann dargestellt. Doch diese Sichtweise von Saturn war letztlich stark von den dunklen Kräften des Mittelalters gefärbt, weshalb man Saturn in unserer modernen Zeit mit ganz neuen Augen zu betrachten beginnt. Saturn, der Lehrer des Lebens Früher, bevor Uranus, Neptun und Pluto entdeckt wurden, schloss Saturn unser Sonnensystem gegen die Weiten des Universums ab. Auch heute noch ist er der letzte Planet, der gerade noch mit bloßem Auge gesichtet werden kann. Damals wurde er als „Hüter der Schwelle“ bezeichnet. Er machte sich aber auch einen Namen als Schicksals- und Karmaplanet so wie als Kronos, der Herrscher über die Zeit. Damals war er mit seinem Lauf durch den Tierkreis in ca. 30 Jahren der am langsamsten laufende Planet unseres Sonnensystems. alles, was von Dauer war, was nur die Zeit lösen konnte, war und ist Saturn. Auch seinen Status als „Hüter der Schwelle“ besitzt er noch, schließen sich ihm jetzt doch Uranus, Neptun und Pluto an, die geistiger Natur sind und sehr viel mit unserer modernen Zeit zu tun haben. Saturn ist jetzt noch mehr die Begrenzung, die durch die materielle Welt, die Erde besteht. Er entlässt uns erst in die geistige Welt, wenn wir unsere Lektionen, die das Leben an uns stellt, begriffen und gelernt haben. Insofern spielt er als weiser Lehrer des Lebens auch in der modernen Zeit eine tragende Rolle. Was unsere Vergangenheit betrifft, weist Saturn und seine Stellung in unserem Horoskop auf unsere persönlichen Altlasten hin, die es im Jetzt aufzuarbeiten gilt. Und als schwieriger Transit legt Saturn seinen „Finger in die Wunde“, weist darauf hin, wo es nicht stimmt im Leben, wo wir eine Korrektur anbringen müssen. Man sah Saturn deshalb stets als negativ an, weil er ja oft auch Blockaden, Krisen, Krankheiten schafft, die jedoch, wie gesagt, nur auf Missstände hinweisen sollen, in dem sie sich zuspitzen. Saturn repräsentiert in gewissem Sinne die notleidende Seele, die um Hilfe ruft. Als weiser Lehrer des Lebens sagt uns Saturn: Halt, hier ist eine Sackgasse, Du muss jetzt unbedingt einen anderen Weg einschlagen, da dieser nicht weitergeht oder gar in den Abgrund führt. Insofern ist sein Einfluss sehr hilfreich, ja ein Segen, da wir durch ihn erst die Notwendigkeit erkennen, innere Knoten und andere Missstände zu lösen. Manchmal dauert es eben, bis wir „weich gekocht“ sind, bis der Schmerz im Leben so groß wird, dass wir endlich zu einer Umkehr bereit sind. Was Saturn als Karmaplanet betrifft, ist er bisweilen mit misslichen Lebenssituationen verknüpft, für die wir eigentlich nichts können und die wir einfach nur durchstehen und aushalten müssen. Karma Abbau. Saturn als Planet der Macht Wie auch die Sonne strebt Saturn allerdings auch nach Macht und Einfluss. Die Sonne sieht sich jedoch mehr als zentrale Gewalt, als unumschränkte Herrscherin, sozusagen von Gottes Gnaden. Saturns Macht beruht dagegen A S T R O L O G I E & W I S S E N Astrologie vertiefen Saturn in den Häusern Saturn bewacht unsere Grenzen, will dass wir nicht von negativen äußeren Einflüssen überschüttet werden. mehr auf der Abgrenzung, auf dem Ehrgeiz und der Einsicht, schwierige und große Hürden im Leben zu überwinden, wenn man etwas schaffen will. Saturn will das Leben bewältigen, baut die dafür notwendigen Rahmenbedingungen und Strukturen. Er erarbeitet sich seinen Einfluss. Sein Machtstreben kommt am besten am MC und im 10. Haus zur Geltung. Eine Saturn-Stellung, die berühmt und berüchtigt ist und die viele Machthaber der Geschichte besitzen. trennt. Saturn hat dementsprechend auch sehr viel mit unserer Vorstellungskraft zu tun. Besonders kluge Menschen haben oftmals Merkur-Saturn-Aspekte, auch die kritischen Merkur-Saturn-Winkel wie Konjunktion, Quadrat oder Opposition, die allerdings zeitweise sehr düster und negativ im Denken machen können. Vom Genie wie Albert Einstein bis zum geistig total vernagelten Menschen finden wir letztlich beide extrem Auswirkungen dieser Aspekte. Saturn und das Bewusstsein Wer einen starken Saturn im Horoskop besitzt, wie immer dieser auch gestellt und aspektiert ist, ist ein Macher, ein Mensch, der nicht nur gute Ideen hat, sondern sie auch verwirklichen kann, ein Mensch, der mit beiden Beinen fest am Boden steht. Möglich, dass zu viel Saturn schwer, melancholisch, überrealistisch oder gar depressiv macht. Aber, Saturn bringt uns eben im konkreten Leben weiter, da er anpackt, Realitäten anerkennt, Mühen auf sich nimmt, die nötig sind, um ein Ziel zu erreichen. Saturn ist ferner der Planet, der mit unserem Bedürfnis nach Sicherheit im Leben verbunden ist. Er ist nicht nur der Hüter der Schwelle, sondern auch der Hüter unseres Bewusstseins, der der die Oberwelt (Bewusstsein) von der Unterwelt (Unterbewusstsein) Saturn ist die Notwendigkeit Saturn lässt uns, wie gesagt, nach Sicherheit im Leben trachten, zu der auch die materielle Absicherung gehört. In der Übertreibung erzeugt er allerdings wieder wahre Materialisten, die alles Höhere leugnen und die wiederum durch den „Hüter der Schwelle“ am Übergang in die geistige Welt gehindert werden. Sicherheit kann auch bedeuten, sich abzugrenzen gegenüber Menschen und Situationen, die uns Schaden zufügen können. Saturn bewacht unsere Grenzen, will dass wir nicht von negativen äußeren Einflüssen überschüttet werden. Jeder von uns braucht seinen Saturn, der ihm Halt und Sicherheit schenkt, um mit den realen Anforderungen des Lebens zurechtzukommen. Wir dürfen nur nicht Saturn zum Maß aller Dinge machen. Saturn in den Tierkreiszeichen gibt Aufschluss über die Qualität Saturns, von welchen Kräften er gefärbt ist und wie er im jeweiligen Zeichen zurechtkommt bzw. sich auswirkt. Eine größere persönliche Bedeutung erhält Saturn jedoch erst durch seine jeweilige Häuserstellung, die mit konkreten Lebensbereichen verknüpft ist. Hier einige Stichpunkte dazu: Saturn in Haus 1: Grenzt sich stark ab, hat Angst vor Verletzungen, wirkt bisweilen hart und unnahbar. Saturn in Haus 2: Hat oft das Gefühl, zu kurz zu kommen oder übergangen zu werden. Unsicherheit in Bezug auf den Selbstwert und eigenes Können. Saturn in Haus 3: Logisches, tiefgründiges Denken, aber auch Neigung zum Schwarzsehen und Schwarzmalen. Saturn in Haus 4: Schwierige Kindheit. Kommt aus einer engen, dunklen Welt. Sucht die eigene Identität. Saturn in Haus 5: Wenig Lebensfreude, schwieriges Verhältnis zum Vater Saturn in Haus 6: Muss hart arbeiten, erfüllt immer seine Pflicht, ist ehrgeizig und ausdauernd. Saturn in Haus 7: Wenig Spontaneität in Liebesdingen, Liebe zu reiferen Menschen. Saturn in Haus 8: Furcht vor Krankheit und Zusammenbruch der Existenz. ­Sexuelle Hemmungen. Saturn in Haus 9: Dogmatische Anschauungen, klares Weltbild, Fortbildung ermöglicht beruflichen Aufstieg. Saturn in Haus 10: Großer beruflicher Ehrgeiz und Realismus, starkes Machtstreben. Saturn in Haus 11: Wenig Freunde, dafür besonders gute. Muss soziales Verhalten erlernen. Saturn in Haus 12: Hat lange Phasen von Hilf- und Haltlosigkeit. Muss Vertrauen in Höheres entwickeln. 25