Herfried Münkler | Mythos Weimar Neu | Mehr Jazz SCHAUSPIEL

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Das Bayer Kultur-Magazin
Herfried Münkler | Mythos Weimar
Neu | Mehr Jazz
SCHAUSPIEL | Veit Schubert – Ein Porträt
KUNST | Mythos und Gegenwart
MUSIK | Auftragskomposition und Internationales
SCHAUSPIEL | Zwischen Boulevard und Klassik
TANZ | Klassiker neu choreographiert
Editorial
Liebe Freunde von Bayer Kultur,
auch in der Spielzeit 2010/11 werden wir Sie mit unserem
Kulturmagazin KUNSTstoff – das sich mittlerweile großer
Beliebtheit erfreut – über die wichtigsten Projekte und Themen von Bayer Kultur ausführlich informieren.
Wie bisher werden die fünf Ausgaben von KUNSTstoff
wieder jeweils durch einen Essay zu unserem Spielzeit-Thema eingeleitet. So eröffnet Herfried Münklers Vortrag zur
Festlichen Spielzeiteröffnung Weimars mythischer Zauber
in gedruckter Form die vorliegende Ausgabe.
Die Zusammenarbeit von Bayer Kultur mit l’arte del mondo
ist weit mehr als eine gewöhnliche „residence“. Wir arbeiten
seit Juli diesen Jahres – hoffentlich für lange Zeit – mit diesem ganz besonderen, auf alten Instrumenten musizierenden Orchester zusammen. Unter der künstlerischen Leitung
von Werner Ehrhardt probt und arbeitet l’arte del mondo
im Bayer Kulturhaus und es werden Jahr für Jahr mindestens vier hochkarätige und konzeptionell außergewöhnliche
gemeinsame Projekte realisiert. Wir heißen das Ensemble
und seinen Dirigenten ganz herzlich willkommen!
Die ersten beiden Monate der neuen Saison bieten eine
Fülle hochinteressanter Veranstaltungen zum Thema
„Mythos“ respektive seiner Bedeutung für die heutige
Zeit. Unsere erste Ausstellung widmet sich den Mythen
im Spiegel der Bildenden Kunst seit 1960, für das Festival Alte Musik Knechtsteden hat Bayer Kultur eine Auftragskomposition an den Leipziger Komponisten Bernd
Franke vergeben. Christoph Ransmayr liest in der Literatur-Kulisse aus seinem mythenträchtigen Œuvre, das
Stadttheater Bielefeld bringt Sophokles’ Antigone auf
die Bühne, die Compagnie Georges Momboye huldigt
dem Mythos Vaslav Nijinsky und im Rahmen der Kulturachse Leverkusen-Berlin können wir Ihnen erneut zwei
hochinteressante Koproduktionen mit dem RenaissanceTheater und der Ernst-Busch-Hochschule präsentieren.
Unser stART-Künstler Hardy Rittner erhält zum zweiten
Mal einen ECHO-Klassik. Seine von Bayer Kultur ermöglichte Schönberg-CD wurde in der Kategorie „Solistische
Einspielung des Jahres – 20./21. Jahrhundert, Klavier“ ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch!
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und ich wünsche Ihnen
viel Spaß bei der Lektüre!
Ihr
Dr. Volker Mattern
Leiter Bayer Kultur
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06
September/Oktober 10
Mythos und Gegenwart
Der renommierte Politologe Herfried Münkler reflektiert
Weimars mythischen Zauber.
Seite 4
Neuerung
Mehr Jazz-Veranstaltungen bei Bayer Kultur: Die Kooperation mit den Leverkusener Jazztagen wird ausgeweitet.
Seite 8
Berlin-Achse
Studierende der Ernst-Busch-Hochschule bringen in Leverkusen ein selten gespieltes Shakespeare-Werk zur Premiere.
Seite 10
KUnst
Den künstlerischen Mythenblick zeigt die Ausstellung
Mythos und Gegenwart ab Anfang September.
Seite 12
Musik
Mit einer Auftragskomposition und internationalem Flair
startet Bayer Kultur die MUSIK-Saison.
Seite 14 und 15
schauspiel
Bewährte und neue Gäste im Bayer Kulturhaus: das
Renaissance-Theater Berlin und das Stadttheater Bielefeld
Seite 16 und 17
tanz
G. Momboye interpretiert mit Le Sacre du Printemps und
Prélude à l’après-midi d’un faune zwei Tanzklassiker neu.
Seite 18
Das Bayer Kultur-Magazin
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Herfried Münkler ist Politologe und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er lehrt an der Berliner
Humboldt-Universität und ist mit vielen Studien zur politischen Ideengeschichte und zur Theorie des Krieges hervorgetreten. Nicht
wenige davon sind mittlerweile Standardwerke, so etwa Machiavelli
(1982), Gewalt und Ordnung (1993), Die neuen Kriege (2002) und
Imperien (2005). Sein Buch Die Deutschen und ihre Mythen ist 2008
erschienen und erzielte eine außerordentlich große Resonanz bei
Lesern und Presse.
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Weimars mythischer
Zauber
Der strahlende, ungetrübte Glanz, der die beiden Weimarer Dichterfürsten hier umgibt, wird im
nachfolgenden Essay von Herfried Münkler kritisch hinterfragt. Sein Text – der inhaltlich seinem Vortrag
zur Festlichen Spielzeiteröffnung entspricht – korrespondiert somit nicht von ungefähr mit der Titelseite der
Spielzeit-Broschüre von Bayer Kultur, die den Goethe/Schiller-Mythos ebenfalls ironisch-kritisch beleuchtet.
Beide Fotos zeigen übrigens das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Weimarer Nationaltheater.
von Herfried Münkler
Auf dem Bildungsbürger-Mythos Weimar, verkörpert im
Dioskurenpaar Goethe und Schiller, liegt ein doppelter
Schatten: der Schatten der Weimarer Republik und der des
Konzentrationslagers Buchenwald, das den Ettersberg unweit der Stadt in einen Ort des Schreckens verwandelt hat.
Der stolze Anspruch der Deutschen, eine der glanzvollsten
Perioden philosophisch-literarischer Kreativität hervorgebracht zu haben, wird überdeckt durch das verhängnisvolle
Scheitern der ersten deutschen Republik und die anschließend während der Nazizeit begangenen Verbrechen. Seitdem ist Weimar als Gründungs- und Orientierungsmythos
des deutschen Bildungsbürgertums politisch kontaminiert.
Das „Volk der Dichter und Denker“, als das sich die Deutschen unter Berufung auf Weimar gerne selbst bezeichnet
haben, hat sich – zumindest auch – als „Volk der Richter
und Henker“ erwiesen. Diese Schande wird sich von dem
stolzen Ehrenschild, den der Mythos Weimar darstellt, nie
mehr abwaschen lassen.
Der Mythos Weimar war zunächst ein Gegenprojekt zum
Dominanzanspruch des Politischen, wie ihn die Französische Revolution geltend gemacht hatte. Weimar war für
die Deutschen – und nicht bloß für sie – das Symbol einer
bildungsbürgerlich begründeten Antipolitik. Es stand und
steht für die Vorstellung, dass die Selbstverwirklichung des
Menschen nicht wesentlich durch Politik, sondern durch
Bildung erfolgt. Und ausgerechnet dieses Politikferne und
Politikdistanz symbolisierende Weimar wurde zum Inbegriff politischen Scheiterns und eines Abgleitens zunächst
in kollektive Hybris und anschließend ins Verbrechen.
Seit April 1945, als die amerikanischen Panzerspitzen das
Konzentrationslager Buchenwald erreichten und die geschundenen und gequälten Häftlinge befreiten, steht der
bildungsbürgerliche Mythos Weimar unter politisch-ethischem Vorbehalt. Freilich – er ist bloß kontaminiert und
nicht ein für allemal desavouiert, wie die meisten anderen
mythischen Erzählungen der Deutschen.
Zum Mythos Weimar gehört, dass niemand mit dem Aufstieg des Residenzstädtchens an der Ilm zur „kulturellen
Hauptstadt“ Deutschlands gerechnet hatte. Mitte des
18. Jahrhunderts war Weimar die verschlafene Hauptstadt
eines jener zahlreichen Duodezfürstentümer, wie es sie damals in Deutschland gab und die für viele Ausdruck wie
Ursache der politischen Zerrissenheit und Machtlosigkeit
Deutschlands waren. Aber dann wurde das gerade einmal
6.000 Einwohner zählende Städtchen binnen weniger Jahre
zum kulturellen Mittelpunkt Deutschlands, wohin alle pilgerten, die in Literatur und Dichtung einen Namen hatten
oder sich einen machen wollten. „Oh Weimar!“, schrieb
Goethe im Frühjahr 1782, „Dir fiel ein besonder Los: Wie
Bethlehem in Juda, klein und groß!“ Dieser alles andere
als unbescheidene Vergleich nahm den Erlösungsanspruch
vorweg, der zum Kern des bildungsbürgerlichen WeimarMythos wurde: die Befreiung von der Politik und ihrem
Anspruch, über das Schicksal der Menschen zu verfügen.
Es war derselbe Goethe, der ein Vierteljahrhundert später
nach seiner Begegnung mit Napoleon auf dem Fürstentag
von Erfurt den Ausspruch des Kaisers kolportierte, wonach die Politik „unser Schicksal“ sei. Der Mythos Weimar stellt dagegen in Aussicht, dass es dazu nicht kommen
muss, dass es auf dem Weg in eine schicksalhafte Politik
Abzweigungen gibt, bei denen Politik durch Bildung ersetzt
wird. Weimar ist die Erzählung von diesem Gegenentwurf
und den Voraussetzungen seines Gelingens. Nicht durch
politische Maßnahmen und Projekte, sondern durch kontinuierliche Bildung gelangt der Mensch zu sich selbst – so
das Credo des von Goethe und vor allem von Schiller entwickelten Projekts. – Aber all das konnte Goethe, als er
Weimar mit Bethlehem gleichsetzte, noch gar nicht wissen.
Dazu bedurfte es erst der Französischen Revolution und
ihres Abgleitens in den blutigen Terror des Wohlfahrtsausschusses. Aber derlei geniale Antizipationen gehören eben
zum Zauber einer mythischen Erzählung: Sie weiß, was
eigentlich noch keiner wissen kann. Der Mythos berichtet von Gegenwart und Vergangenheit und wird dabei zur
Verheißung für die Zukunft.
Die Revolution von 1789 mit ihrer Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte wurde zum Weckruf für die deutschen Intellektuellen. Hatten sie Politik zuvor als mühseliges Administrieren von Territorien begriffen – was Goethe
als Weimarer Minister im Übrigen in praxi betrieb und was
Das Bayer Kultur-Magazin
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ihn erschöpfte und langweilte –, so trat die Politik nunmehr mit dem Anspruch einer grundlegenden Um- und
Neugestaltung der Welt auf. In der Revolution, so fasste
Hegel diesen Anspruch später zusammen, habe sich der
Mensch auf den Kopf gestellt und versucht, die Welt nach
diesem neu zu erbauen. Aber der Preis dieses Projekts wurde schnell sichtbar; er bestand in der Emigration zahlloser
Adliger, der Inhaftierung von Revolutionsgegnern und der
Hinrichtung von Revolutionsanhängern, denen Zweifel
am Sinn und Erfolg des revolutionären Projekts gekommen
waren. Angesichts der Ströme von Blut, die in Paris und
andernorts vergossen wurden, wandten sich die meisten
Intellektuellen in Deutschland angewidert von der Revolution ab. Goethe brauchte das nicht, denn er war von
vornherein gegenüber den revolutionären Erwartungen auf
Distanz geblieben. Schiller hingegen hatte sich viel von der
Revolution versprochen und war zutiefst enttäuscht. Er
war es, der in seinen Briefen über die ästhetische Erziehung
des Menschen ein Gegenprojekt zur politischen Revolution
entwarf, das zum Kern des bildungsbürgerlichen Orientierungsmythos Weimar geworden ist.
Ohne das Eintreffen Schillers, allein gestützt auf Herder
und Goethe, wäre Weimar sicherlich auch zu einem KulturMythos geworden. Aber es hätte ihm die Strahlkraft des
bildungsbürgerlichen Alternativprojekts zur politischen
Revolution, zur revolutionären Politik gefehlt. Mehrfach
hat sich Goethe aus seinen umfänglichen und zeitraubenden politischen Verpflichtungen zurückgezogen; berühmt
ist seine Flucht nach Italien, die nicht nur eine Bildungsreise in den Süden und eine Besichtigung der Antike war,
sondern auch und vor allem eine Absage an die politischadministrativen Verpflichtungen in Weimar. Dieser Eskapismus gegenüber den Mühen und Lasten des Alltags gehört sicherlich auch zum Mythos Weimar, aber wäre dieser
darauf beschränkt geblieben, würde es sich bei ihm bloß
um eine Legitimationserzählung der kleinen Fluchten, eines
maßlos verlängerten Urlaubs, einer regenerativen Auszeit
nach Burn-out-Syndrom handeln – und eben nicht um den
großen Alternativentwurf zur Französischen Revolution
und zum Dominanzanspruch der Politik. Dazu bedurfte es
Schillers. Ohne Goethe wäre Schiller freilich nie nach Weimar gekommen, wo sich nach einer Zeit misstrauischer Beobachtung eine Freundschaft entwickelte, die für sich allein
genommen bereits mythische Qualität besitzt. Die beiden
größten Dichter ihrer Zeit, die eigentlich um die Aufmerksamkeit und Zuneigung des Publikums hätten konkurrieren müssen, arbeiteten zusammen, gaben sich Anregungen
und spornten sich an, ihre Projekte endlich fertigzustellen.
Das hatte es so noch nicht gegeben.
Eine „vergebliche Hoffnung“, so Schiller, seien die mit der
Revolution verbundenen Erwartungen gewesen, denn die
moralischen Voraussetzungen für ein so anspruchsvolles
Projekt wie die Selbstverwirklichung des Menschen mit politischen Mitteln hätten gefehlt, und so sei „der freigebige
Augenblick“ auf „ein unempfängliches Geschlecht“ getroffen. Um Humanität und Freiheit miteinander zu verbinden,
müsse an der moralischen und ästhetischen Erziehung des
Menschengeschlechts gearbeitet werden. Das aber sei nicht
mit politischen Mitteln, sondern nur mit denen der Bildung
möglich. Seitdem ist Bildung in Deutschland ein magischer
Johann Christian Ernst Müller: Weimar von Südosten, 1805 (Ausschnitt)
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beit entlasteten Wegs menschlicher Selbstverwirklichung.
Begriff, der sein Bedeutungsfeld in scharfer Abgrenzung
Man kann dies als die progressive Variante des Weimargegen die Vorstellung von Ausbildung entfaltet. AusbilMythos ansehen, und diese ist bis heute aktuell, vielleicht
dung ist Zurichtung von Arbeitskraft am Maßstab ihrer
sogar aktueller als jemals zuvor. Aber daneben gibt es auch
Nützlichkeit. Bildung hingegen ist zweckfreier Zweck, also
die, wenn man so will, nationalkonservative Variante des
die höchste Form der Freiheit. Unter Berufung auf diesen
Weimar-Mythos, die in der hochmütigen SelbstbezeichGedanken hat sich ein Teil des deutschen Bürgertums neu
nung der Deutschen als „Volk der Dichter und Denker“
definiert. Nicht Besitz, sondern Bildung ist sein Wesensdaherkommt. Auch hier spielt die Abgrenzung gegenüber
merkmal. Oder auch: der einzige Besitz, der wirklich zählt,
den Franzosen eine zentrale Rolle, aber nicht im Sinne eiist Bildung. So entstand in Deutschland diese „idealische
nes offenen Wettbewerbs um den besseren Weg zu Freiheit
Fraktion“ des Bürgertums, die sich von der Politik fernhielt
und Menschlichkeit, sondern als der barsche Bescheid, dass
und in eine „machtgeschützte Innerlichkeit“, wie Thomas
die deutsche Kultur der französischen Zivilisation unendMann das genannt hat, zurückzog.
lich hoch überlegen sei. Zivilisation: das heißt hier gekünsSchiller dagegen hat das Politische keineswegs verabteltes und oberflächliches Denken, gegen das deutsche Tiefe
schiedet, sondern es umdefiniert. Sobald Politik mehr sein
und Gründlichkeit gestellt wird. Und das nicht nur mit dem
will als bloße Administration, sobald sie idealische Ziele
Dioskurenpaar Goethe und
verfolgt, muss sie sich von
Schiller, sondern gleich als
der Gewaltsamkeit als ihganzes Volk. Darüber hat
rem bevorzugten Instru„Von Anfang an war die mythische
sich bereits Heinrich Heine,
ment trennen. Bildung
Mythopoet und Mythendurch ästhetisches Spiel ist
Erzählung von Weimar ambivalent,
zerstörer in einem, herzlich
Schillers direkter Gegenlustig gemacht. Die Häuentwurf zur Gewalt. Nur
und sie ist es bis heute geblieben.“
fung der Originalgenies in
wo er spiele, sei der Mensch
Weimar (sowie Jena) am
in der vollen Bedeutung
Ende des 18. und zu Bedes Wortes ein Mensch.
ginn des 19. Jahrhunderts,
Hier flossen der bildungsso die Botschaft des Mythos, war weder Zufall noch ein
bürgerliche Mythos Weimar und die bildungsbürgerliche
einmaliges Ereignis, sondern hier zeigte sich ein Wesenszug
Utopie der Selbstverwirklichung in eins. Demgemäß war
der Deutschen, der für die Zukunft Großes ankündigte.
das Bildungsbürgertum immer mehr als eine bloße Schicht
Goethe und Schiller, so diese Variante des Mythos, steckten
der Gesellschaft. Es war immer auch ein Versprechen. Es
ein klein wenig in jedem Deutschen, zumindest dann, wenn
war der soziale Träger eines mythischen Zaubers, der vor
dieser sich sein Abiturwissen gründlich angeeignet hatte
allem durch das Wort Weimar und die damit verbundenen
und in allen erdenklichen Lebenslagen ein passendes Zitat
Assoziationen abgerufen wurde.
Goethes oder Schillers parat hatte. Und dementsprechend
Schillers Vorstellung vom Spiel als Modus der Selbstverzog der deutsche Bildungsbürger durch die Welt und fiel ihr
wirklichung ist aber nicht nur ein Gegenentwurf zur Revoauf die Nerven.
lution, sondern ebenso eine Absage an die fortschreitende
Der Mythos Weimar verbindet also beides miteinander:
Arbeitsteiligkeit der bürgerlichen Gesellschaft, die vor aleingebildete Selbstüberhebung wie ein politisch-antipolitilem von den Romantikern als eine Form von Zerrissenheit
sches Versprechen, das man vielleicht auch als die letzte
und Selbstentfremdung gebranntmarkt worden ist. Dass
große Utopie bezeichnen könnte, Selbststilisierung als Wesnicht die Arbeit als physische Selbstreproduktion des Mententaschen-Goethe und Orientierung an einem Maßstab,
schen, als Wertschöpfung oder auch als Umgestaltung der
der zwangsläufig „ewig strebendes Bemühen“ zur Folge
Welt, sondern das ästhetische Spiel die eigentliche Form
hatte, Abwendung von der Politik, die entweder auf deren
menschlicher Selbstverwirklichung sei – diesen Gedanken
umfassendere Neudefinition oder auf die Selbstauslieferung
Schillers kann man bis heute als ein Programm begreifen,
an „dämonische Mächte hinauslief. Von Anfang an war die
das der sozialistischen Utopie einer egalitären Arbeitergemythische Erzählung von Weimar ambivalent, und sie ist es
sellschaft entgegengesetzt ist und immer noch der Verwirkbis heute geblieben. Was der Mythos Weimar für uns heulichung harrt. Es ist dies das nach wie vor Unabgegoltene
te bedeutet, ist zunächst also unausgemacht. Folgenreich
am Bildungsbürger-Mythos von Weimar.
wird er freilich nur, wenn er als Aufforderung und Appell
Das alles macht also den Mythos Weimar aus: die Revoluti– und nicht als Angebot selbstzufriedener Überheblichkeit
onskritik, die Kritik fortschreitender Vereinseitigung durch
verstanden wird.
Arbeitsteiligkeit, die Vorstellung eines von Politik und ArDas Bayer Kultur-Magazin
7
Jazz-Freunde
aufgepasst!
Eckhard Meszelinsky, der spiritus rector der Leverkusener Jazztage, und Volker Mattern haben eine
spannende neue Kooperationsidee entwickelt. Der Leiter von Bayer Kultur erinnert sich.
Text: Volker Mattern · Foto: Sebastian Lautenbach
Fangen wir von vorne an: Schon kurz nach Beginn meiner
Tätigkeit bei Bayer Kultur im September 2008 besuchte
ich im Herbst auch mehrere Konzerte der Jazz-Tage, die
ich aufgrund meiner Jazzbegeisterung und der Tatsache,
dass ich vor meiner Leipziger Zeit lange Jahre beruflich in
Nordrhein-Westfalen beheimatet war, gut kannte. Einiges
hatte sich natürlich geändert, wobei mir eine Neuerung
ganz besonders gut gefiel und mich aufhorchen ließ: die
neue „Future Sounds“-Reihe! „Um den Nachwuchs-Jazz in
Deutschland braucht man sich keine Sorgen zu machen“,
war mein erster Gedanke.
Zur gleichen Zeit begann ich auch schon sehr intensiv über
das Projekt nachzudenken, das ein Jahr später den Namen
stART erhalten sollte. Schon immer war es ein langgeheg-
Hannah Köpf macht mit ihrer kölner Band den Auftakt in der neuen
Reihe Jazz at midnight.
8
ter Traum von mir, junge Musiker wirklich nachhaltig zu
fördern und sie nicht nur bei einem Konzert oder einer CDProduktion zu unterstützen. Meine Idee war es, mit gezielt
ausgesuchten jungen Künstlern im Rahmen einer dreijährigen Partnerschaft auf Nachhaltigkeit zu setzen, indem wir
gemeinsam innovative Konzepte entwickeln und umsetzen.
Und genau diesen Schritt haben wir 2009/10 mit unseren
ersten stART-Künstlern, Hardy Rittner und dem Signum
Quartett, getan. Mittlerweile sind das Kölner Benjamin
Schaefer Trio (auch der Jazz sollte unbedingt im stARTProjekt vertreten sein), die Ernst-Busch-Hochschule Berlin
mit ihren vielversprechenden jungen Schauspielerinnen und
Schauspielern und die Ausstellungsreihe Kunsthochschulen
zu Gast hinzugekommen.
Schon damals dachte ich mir aber auch, man müsste die
„Future Sounds“ als eine Art „Nebenstrecke“ in das
stART-Projekt integrieren. Anfang 2010 war es dann soweit: Ich bat Eckhard Meszelinsky um ein Gespräch und
wir verstanden uns sofort.
Warum also nicht den Spirit der Leverkusener Jazztage in
der festivallosen Zeit mit der WDR Big Band auch einmal
ins Bayer Kulturhaus transponieren?! Warum nicht eine eigene kleine, aber feine Reihe etablieren, in der die besten
Bands aus den „Future Sounds“ eine zweite Auftrittsmöglichkeit haben?
Gesagt, getan! Erstens präsentieren die Leverkusener Jazztage und Bayer Kultur in Zukunft jeweils ein Hauptkonzert gemeinsam – in diesem Jahr ist es die Fado-Ikone Mariza. Zweitens laden wir – ein- bis zweimal im Jahr – auf
der Hauptbühne des Bayer Kulturhauses Top-Formationen
ein, die entweder im Programm der Leverkusener Jazztage schon aufgetreten sind oder die es sinnvoll ergänzen. In
dieser Saison etwa die WDR Big Band mit ihrem „Very
personel“ Programm. Und drittens ist auch der Traum von
der Integration des Jazz in unser stART-Projekt Wirklichkeit geworden. Er manifestiert sich in einer neuen Reihe im
Studio des Kulturhauses: Sie heißt at midnight und stellt
in erster Linie die jungen, viel versprechenden Bands aus
den von Eckhard Meszelinsky ins Leben gerufenen „Future
Sounds“ vor. In dieser Spielzeit sind es die Hannah Köpf
Band, das Alexandra Lehmler Quintett und das Benjamin
Schaefer Trio. Hinzu kommt als „Nicht-Future-SoundsFormation“ Tango del Sur.
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine schöne Geschichte erzählen: Eckhard Meszelinsky und ich trafen uns im
Künstlerzimmer des Bayer Kulturhauses mit Lucas Schmid,
dem Produzenten der WDR Big Band, um ihm unsere Idee
vorzustellen. Nachdem ich Lucas Schmid unser Haus und
die Bühne gezeigt hatte, fragte er mich spontan, ob wir denn
eventuell bereit wären, sehr kurzfristig das einzige EuropaKonzert der Big Band mit Abdullah Ibrahim hier im Bayer
Kulturhaus zu veranstalten. Ich sagte sofort ja! Nur wenige
Wochen später haben der südafrikanische Pianist und die
WDR Big Band vor ihrer Südafrika-Tournee anlässlich der
WM ihre neue CD Bombella in Leverkusen präsentiert. Ein
Ereignis von Rang, das zutiefst berührte. Jazz-Fans aus nah
und fern kamen ins Bayer Kulturhaus, um diesen großen
Künstler und beeindruckenden Menschen live zu erleben.
Michael Abene, der in New York lebende Chefdirigent der
Big Band, notierte in unser Gästebuch: „To Carolin (gemeint ist meine Kollegin Carolin Sturm): Thank you for
presenting us in this wonderful venue. – I know the WDR
Band and myself look forward to our return. Warmest regards – Michael Abene”. Ein gutes Omen für unsere weiteren Bemühungen in Sachen Jazz.
Jazz im September und Oktober
SA 18.09 | ca. 22:00 | Hannah Köpf Band
| Jazz at midnight
SO 10.10 |
11:00 | JazzMagazin | Jazz-Kulisse
DO 28.10 | ca. 22:00 | Tango del Sur
| Jazz at midnight
Das Bayer Kultur-Magazin
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Theater, alles
Theater
Veit Schubert ist Schauspieler, Regisseur und Dozent für Schauspiel in Berlin.
Momentan arbeitet er mit seinen Studenten an Troilus und Cressida, einem relativ unbekannten
Shakespeare-Werk, das im Oktober in Leverkusen Premiere haben wird.
Text: Reiner Ernst Ohle · Foto: Reinhard Werner
Veit Schubert (r.) als Schauspieler in der Rolle des Bolingbroke mit
Michael Maertens (l.) in Claus Peymanns Inszenierung von Richard II.
am Burgtheater Wien
10
Veit Schubert, 1960 im sächsischen Pirna geboren, ist SchauHochschule einer Inszenierung von William Shakespeares
spieler, Regisseur und Dozent für Schauspiel an der renomTroilus und Cressida.
mierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in
Das eher selten gespielte Stück hat für Veit Schubert auch
Berlin, die seit 2008 Partner von Bayer Kultur ist. Bevor
ohne große Bearbeitungseingriffe herausragende Qualitäer seinem ebenfalls bekannten, drei Jahre jüngeren Bruder
ten: „Wir sind immer wieder erschreckt und beängstigt,
Götz voranging und Schauspieler wurde, absolvierte er von
wenn wir in dem 500 Jahre alten Text feststellen, wie ak1976 bis 1980 eine Ausbildung zum Grundschullehrer und
tuell er ist, wie kompromisslos und differenziert hier der
studierte von 1982 bis 1986 an der Hochschule für SchauKrieg, der sich festgefressen hat, geschildert wird“. Im Mospielkunst „Ernst Busch“, Außenstelle Rostock. Sein erstes
ment erforscht er mit den Studenten die Idee, Troilus und
Engagement hatte er 1986 am Staatstheater Schwerin, wo er
Cressida als Geschichte einer verlorenen Liebe zu erzählen,
in Inszenierungen von Christoph Schroth mitwirkte und bis
in der die verschiedenen Lager alle Kraft in den Erhalt ihres
1989 blieb. Mit Schroth,
Hasses stecken und dabei
einem der renommiertesin ihren unwahrscheinliten Theaterregisseure des
chen Übersteigerungen posdeutschsprachigen Raumes,
senhafte Züge entwickeln.
der in Leverkusen zuletzt
„Wir nehmen die Liebesmit seiner in Cottbus erargeschichte ernst. Im ersten
beiteten Marquise von O.
Teil haben wir uns darauf
gastierte, kam er 1989 ans
konzentriert, die Dreiecks„Wir sind immer wieder
Berliner Ensemble. Hier
geschichte von Troilus,
wirkte Veit Schubert in
Cressida und Padarus in
erschreckt und beängstigt, wenn wir allen Facetten auszuarbeiüber 60 Inszenierungen von
Regisseuren wie Manfred
ten. Die Arbeit besteht dain dem 500 Jahre alten Text
Wekwerth, Peter Palitzsch,
rin, die Figuren mit unserer
Heiner Müller, Fritz MarPhantasie, unserem Wissen,
feststellen, wie aktuell er ist …“
quardt, Peter Zadek und
unserem Verstand zu beleClaus Peymann mit. Veit
ben und zu vermessen, sie
Schubert sagt dazu: „Die
zum Leben zu erwecken
Arbeit mit Peter Zadek war
– dabei untersuchen wir
für mich sehr wichtig. Wir
auch solche Fragen wie:
Schauspieler hatten Ideen,
wie wird einer Soldat, was
machten Angebote. Er bautreibt ihn, was zeichnet ihn
te zusammen. Alles sollte
aus oder was heißt es im
im Spiel entwickelt werden. Er ermöglichte das und er stelleinzelnen, wenn man sagt, dass der Krieg der Vater aller
te seine Schauspieler heraus – ich habe dabei gemerkt, dass
Dinge ist.“ Veit Schubert legt Wert darauf, dass nicht nur
ich das Zeug zum Schauspieldozenten habe und mir die Arer, sondern die Studenten ihre Ideen, ihre Phantasie, ihre
beit mit Menschen Spaß macht.“ Claus Peymann ist für Veit
Fragen in diesen Findungsprozess einbringen. „Natürlich
Schubert nicht nur ein „wunderbarer Prinzipal“, sondern
steht die Inszenierung im Mittelpunkt – aber es geht auch
auch ein wegweisender Regisseur. „Genaue Lektüre und
oft darüber hinaus“, erläutert Schubert. „Es geht auch um
messerscharfe Analyse sind die Basis dieser Theaterarbeit,
eine Haltung zum Beruf, zum Theater – zu der Frage, was
die jeder Inszenierung eine feste Basis geben.“
man in und mit diesem Beruf will.“ Seine Aufgabe sieht er
1998 wurde Schubert als Professor für Schauspiel an die
darin, die Ergebnisse immer wieder zu sichern und in die
Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin
Arbeit einzubringen, entschlossen, den Abend nicht länger
berufen. Im Jahr 2007 war er in Inszenierungen am Berals zwei Stunden werden zu lassen.
liner Ensemble zu sehen, u. a. in Richard II., Nathan der
„Natürlich habe ich mit meinen Studenten auch über verWeise, Peer Gynt und in Johanna der Schlachthöfe, mit
schiedene Arten von Kulturfinanzierung diskutiert, über
der das Berliner Ensemble in der Spielzeit zum 100jähriFragen wie: Was steht hinter dem Engagement für Kultur?
gen Jubiläum des Erholungshauses zu Gast war. Schubert
Auch zu diesen Fragen müssen Schauspieler heute eine Halarbeitet ebenso wie sein Bruder regelmäßig für Film und
tung entwickeln. Bayer Kultur ist für uns da ein schönes
Fernsehen und hat darüber hinaus Hörbücher mit Texten
Bespiel – ich hoffe darauf, dass wir in Leverkusen auch darvon John Irving gestaltet. Gemeinsam mit Jörg Lehmann
über einen lebendigen Austausch haben werden.“
(Dramaturgie) und Stefan Fernau (Bühnenbild) sowie dem
Regiestudenten Philip Baumgarten widmet er sich seit März
Troilus und Cressida Premiere
2010 mit den Studenten des dritten Jahrgangs der Berliner
SO 24.10 | 18.00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Das Bayer Kultur-Magazin
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Mythenblick
Die erste Ausstellung der neuen Saison thematisiert Mythos und Gegenwart in unterschiedlichen Facetten: Die Spanne reicht von der Auseinandersetzung mit antiken und christlichen
Mythen bis hin zur Beschäftigung mit dem Künstlermythos.
Text: Andrea Peters · Fotos: Christoph Münstermann, Mick Vincenz
Als Gegenmodell zum rationalen Diskurs, zu Fortschrittsglauben und Wissenschaft haben Mythen in der Bildenden
Kunst stets eine besondere Bedeutung behalten. Die Ausstellung zeigt die immer wieder aktuelle Bezugnahme auf
die griechisch-römischen Mythen ebenso wie die Auseinandersetzung mit christlichen Motiven in Malerei, Skulptur und Fotografie von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart. Die Künstler der „Neuen Figuration“ Johannes Brus,
Bernd Finkeldei, K.H. Hödicke, Bernd Koberling, Markus
Lüpertz u. a. haben vermehrt an Schöpfungsgeschichten,
an die Metamorphosen oder an antike Erzählungen von
Verlockung und Verderben wie bei Odysseus und den Sirenen oder den Versuchen menschliche Grenzen zu überwinden, wie ihn Dädalus und Ikarus verkörpern, angeknüpft
– Mythen, die bis heute gegenwärtig sind.
Einen eigenen Themenschwerpunkt bildet der Künstlermythos. In der Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun,
mit handwerklicher Virtuosität, der Rolle des Künstlers in
der Gesellschaft und seiner Haltung hat sich eine von der
Antike bis heute aktuelle Motivgeschichte entwickelt. Die
12
konzeptionelle über Jahre
gewachsene Fotoarbeit von
Bernd Jansen Porträts aus
der Düsseldorfer Kunstszene hat diese Selbstbespiegelung, -inszenierung und
-stilisierung schon in den
1960er Jahren zum Thema
gemacht. Im Atelierbild, einem der zentralen Themen
von Norbert Tadeusz, und
im Selbstporträt bleibt diese Befragung immer aktuell. Johannes Brus stellt den
Künstler in seinen Skulpturen als Suchenden dar, der
sich zum Kern vorarbeitet,
oder als Forschenden auf einem Weg mit unbekanntem
Ziel – vergleichbar mit Entdeckern und Expeditionsreisenden.
Auch die Dädalus- und Ikarus-Darstellungen in der Bildenden Kunst sind in diesem Kontext der Reflexion des
künstlerischen Schaffensprozesses zu sehen. Dädalus, der
Techniker, (Hof-)Künstler und geniale Erfinder des Labyrinths für den Minotaurus, fällt in Ungnade. Ihm gelingt
die Flucht mit seinem Sohn Ikarus mittels Flügeln, die er
aus Federn und Wachs herstellt. Ikarus jedoch schlägt die
väterlichen Warnungen in den Wind und steigt so hoch zur
Sonne empor, dass das Wachs schmilzt und er tödlich ins
Meer stürzt. Sehnsucht, Aufstieg und Fall, Hybris und die
Ohnmacht, trotz künstlerischer Genialität diesen Sturz zu
verhindern, sind nur einige Stichworte, die die schöpferische Arbeit charakterisieren und bildlich im antiken Mythos verkörpert sind. Auch die Begrenztheit des Menschenwerks vor der Naturgewalt macht die Erzählung deutlich.
Die Auseinandersetzung mit der – gefährdeten – Natur
wird in den 1980er Jahren zu einem zentralen Thema.
Gerade die Berliner „Großstadtmaler“ K.H. Hödicke und
Bernd Koberling haben umfangreiche Bildzyklen von der
Westküste Irlands bzw. vom Norden Europas geschaffen,
in denen an Naturmythen angeknüpft wird. Während jedoch Hödickes Bilder von Pan, dem Gegenspieler Apolls,
oder den lockenden Sirenen stets ironische Distanz halten,
wird für Koberling die Begegnung mit der Landschaft Islands zur prägenden Inspiration bis heute. In den Landschaften der 1980er Jahre wird die existentielle Erfahrung
der Weite, die mythische Größe der Nordlandschaft, visuell erfahrbar, ohne dass die Bilder narrativ werden. Ein
assoziatives Wiederanknüpfen an nordische Mythen und
Märchenmotive findet sich auch in den Bildern der jungen
Künstlerinnen Miriam Vlaming und Julia Kröpelin.
Insbesondere in der Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und dem Tod fordert jedoch auch die christliche
Bildtradition des „Memento Mori“, der Beweinung oder
der Kreuzigung bis heute zur Auseinandersetzung, Neuformulierung und Umdeutung heraus. Die Aktionen von
Joseph Beuys, der prägenden Künstlerpersönlichkeit der
Düsseldorfer Akademie, die selbst zum Mythos wurde,
und die Arbeit Anatomie seines Schülers Kurt Verhufen
sind Gegenstand von Jansens Fotoinstallation 12 Statio-
nen, die sich mit der Passion und Vergegenwärtigung der
Leidensgeschichte Christi auseinandersetzt. Bis in die ganz
aktuellen Arbeiten von Robert Klümpen lässt sich die Vergegenwärtigung des christlichen Mythos verfolgen.
Der Weg durch die Ausstellung im Bayer Kulturhaus zeigt so
immer wieder überraschende (Künstler-)Blicke auf die Mythen der uns bis heute prägenden europäischen Kulturen.
05.09 – 14.11
Mythos und Gegenwart Mythen im Spiegel der Bildenden Kunst seit 1960
In Zusammenarbeit mit arts, Gesellschaft für Kunst
und Kommunikation mbH, Düsseldorf
SO05.09 | 11:00 | Vernissage
| Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Einführung: Bazon Brock
Musikalische Umrahmung:
Pre-College Cologne
FR 29.10 | 19:00 – 24:00 | Kunstnacht mit Programm
Das Bayer Kultur-Magazin
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Ein moderner
Orpheus
Der Leipziger Komponist Bernd Franke schrieb im Auftrag von Bayer Kultur das a-cappella-Stück
The Death of Orpheus, das im Rahmen des Festivals Alte Musik Knechtsteden uraufgeführt wird.
Text: Volker Mattern · Foto: C. F. Peters Musikverlag
Nicht von ungefähr steht
schon im Rahmen der
Festlichen Spielzeiteröffnung
2010/11 der Mythos von
Orpheus, dem Sohn des
thrakischen
Flussgottes
Oiagros und der Kalliope im
Zentrum des Programms.
Denn Orpheus gilt als gottbegnadeter Sänger und Kithara-Spieler, in mancher
Überlieferung sogar als
Erfinder der Musik. Der
Orpheus-Mythos ist „der“
Musik-Mythos schlechthin.
Die Orpheus-Vertonungen
von Claudio Monteverdi
und Christoph Willibald
Gluck, die in unserer Eröffnungsveranstaltung erklingen,
entstammen einer musikgeschichtlichen Epoche, die hinsichtlich der Gattung Oper in erster Linie auch eine Geschichte der Vertonung mythologischer Stoffe war. Die Eröffnung der Mythos-Spielzeit mit einigen der bekanntesten
und schönsten Arien und Duetten aus der Zeit zwischen
1600 und 1790 ist andererseits auch als Reminiszenz an die
nunmehr über 400jährige Operngeschichte und den Entstehungsmythos der Gattung in der so genannten Florentiner
Camerata gedacht.
Bayer Kultur würdigt die herausgehobene Bedeutung des
Orpheus-Mythos für die Musik in der Spielzeit 2010/11
aber noch durch eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen
und durch die Vergabe von zwei Kompositionsaufträgen:
Thierry Escaich schreibt ein Stück für Harfe solo, das den
Titel Rund um den Mythos von Orpheus trägt (UA am
19. Mai 2011 in der Kammermusik-Reihe von Bayer Kultur).
Außerdem haben wir in Kooperation mit dem Festival
Alte Musik Knechtsteden an den 1959 geborenen Leipziger Komponisten Bernd Franke einen weiteren Kompositionsauftrag vergeben. Sein Stück The Death of
Orpheus für gemischten Chor a cappella wird im Rahmen
des Festivals von Hermann Max und seiner Rheinischen
Kantorei am 21. September 2010 in der stimmungsvollen
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Klosterbasilika uraufgeführt. Die Musikwissenschaftlerin Gisela Nauck
beschreibt Frankes Kompositionsstil folgendermaßen: „Bei aller kontrastbetonten Gestaltung zeichnet
sich Bernd Frankes Musik
durch Eleganz und einen
hedonistischen Charakter
aus, letztlich getragen von
einer immer stärkeren
Differenzierung des Klangmaterials in Richtung
einer klangfarblich determinierten Stimmführung,
Kontraste werden minutiös
ausgebildet und zugespitzt,
entladen sich aber nicht im unversöhnten Konflikt, sondern bewahren ein Streben nach Ausgleich und Harmonie, die allerdings folgerichtig unvollkommen bleibt. Sein
klanglich-dramaturgisches Komponieren zielt auf eine
dem Hören unmittelbar erfassbare musikalische Sprache,
ohne deshalb in Einfachheit oder Neoromantizismen zu
verfallen. Im Gegenteil: Fasslichkeit und Differenzierung
(klanglich wie auch strukturell) sind die Pole ein und
desselben Anliegens: eine Musik zu schreiben, die kommunikativ ist, auch ohne das verschämte Fortschleppen
verbindlicher Konvention.“
Daneben werden Werke von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Robert
Schumann erklingen. Dessen Requiem für Mignon nimmt
bekanntermaßen Bezug auf die gleichnamige Kindfrau in
Goethes Wilhelm Meister, die geradezu idealtypisch die
unstillbare Sehnsucht nach dem Ideal der Kunst verkörpert und deren Tod Schumann in seinem elegischen Werk
berührend betrauert. Schöner könnte der dramaturgische
Bogen zum Orpheus-Mythos nicht geschlagen werden.
Festival Alte Musik Knechtsteden – Konzert mit der Uraufführung von The Death of Orpheus
DI 21.09 | 20:00 | Basilika Knechtsteden, Dormagen
Internationales Flair
in Leverkusen
Nach einer Saison, die ausschließlich von nordrhein-westfälischen Orchestern gestaltet wurde, kehren nun
internationale Ensembles zurück zu Bayer Kultur – den Anfang macht das Orchestre National de Lyon.
Text: Carolin Sturm · Foto: Agentur Weigold & Böhm
In der vergangenen Spielzeit hat Bayer Kultur mit Erfolg
den Beweis angetreten, dass man gar nicht in die Ferne
schweifen muss, wenn das Gute so nahe liegt. Die führenden Orchester aus Nordrhein-Westfalen haben sich jeweils
in Top-Form präsentiert und müssen keinesfalls den internationalen Vergleich scheuen. NRW kann stolz sein auf
eine solche Orchesterlandschaft, die in ihrer Vielfalt und
ihrem Niveau weltweit ihresgleichen sucht.
Doch nach dieser sehr besonderen Saison 2009/10 kehren
nun auch wieder hochrangige internationale Orchester zurück auf die Leverkusener Bühne, denn internationale Einflüsse sind für ein abwechslungsreiches Programm unerlässlich – sowohl für das Publikum wie auch für die Künstler
selbst. So hat Bayer Kultur für die Spielzeit 2010/11 zwei
typische Vertreter ihrer Länder nach Leverkusen eingeladen: Die London Mozart Players im Dezember und – im
Oktober – das Orchestre National de Lyon.
Dieser mittlerweile international renommierte Klangkörper
ging aus der 1905 gegründeten Société des Grands Concerts
de Lyon hervor und wurde 1969 mit 102 Musikern auf Anregung der Stadtverwaltung als Orchestre Philharmonique
Rhône-Alpes institutionell verankert. Seinen jetzigen Namen erhielt es 1983, um sich vom Orchester der Oper Lyon
abzusetzen, das im selben Jahr gegründet wurde. Das Orchestre National de Lyon
wird weitgehend durch
die Stadt Lyon finanziert.
Aber auch internationale
Gastspiele sind – nicht
nur künstlerisch, sondern
auch wirtschaftlich – von
großer Bedeutung für das
Orchester. Jun Märkl,
führt seit der Spielzeit
2005/06 als Künstlerischer
Direktor des Orchesters
die Arbeit seiner namhaften Vorgänger wie u. a.
André Cluytens, Charles
Munch, Ernest Ansermet und Emmanuel Krivine fort und bereichert
sie durch Repertoireerweiterungen und interessante Programmkonzeptionen. Anfang 2008 konnte das Orchester
mit Ravel und Debussy in Leverkusen bereits überzeugen.
In der aktuellen Spielzeit kommt das Orchestre National
de Lyon mit deutscher und französischer Programmmusik,
die auf das Thema Mythos und Gegenwart wundervoll zugeschnitten ist, aber auch national-typische Elemente enthält. So ist es nicht verwunderlich, dass der französische
Bratschist Antoine Tamestit der Solist in Hector Berlioz
berühmter Sinfonischen Dichtung Harold en Italie sein
wird. Dem stellt Jun Märkl die Mythen von Till Eulenspiegel und Zarathustra, beides aus der Feder von Richard
Strauss, dem Vertreter der sinfonischen Dichtung par excellence, gegenüber. Der Mythos rankt dabei weniger um die
mythische Figur des Namensgebers von Also sprach Zarathustra, sondern um das „tiefste Buch, das die Menschheit
besitzt“, wie Friedrich Nietzsche sein Werk selbst nennt.
Ein französisches Orchester mit französisch-deutschem
Programm in Leverkusen – ist das nicht eine wunderbare
Konstellation für den Beginn der Sinfoniekonzerte der Saison 2010/11?
Orchestre National de Lyon
MI 20.10 | 20:00 | Forum, Leverkusen
Das Bayer Kultur-Magazin
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Beethoven als
Broadway-Star
Mit einem amüsanten Stück über das Rätsel von Beethovens Diabelli-Variationen setzt
Bayer Kultur im Rahmen der Kulturachse Leverkusen-Berlin erneut Akzente.
Text: Silke Schenk · Foto: Barbara Braun
„Ein intelligentes Stück. Tragisch. Komisch. Kurzweilig. Ein Hit!” – so urteilte die B.Z. über die Deutsche
Erstaufführung von Moisés Kaufmans Broadway-Erfolg
33 Variationen, die im Januar 2010 im Berliner Renaissance-Theater auf die Bühne kam. Mit diesem Stück geht
die Kulturachse Leverkusen-Berlin von Bayer Kultur in die
zweite Runde. Denn nach der Uraufführung von La Vita
Nova kommt im September die zweite Koproduktion in
das Bayer Kulturhaus Leverkusen und eröffnet damit die
Reihe Boulevard & Broadway.
Im Mittelpunkt des Abends steht Ludwig van Beethoven.
Um den vielleicht legendärsten aller Komponisten der Musikgeschichte ranken sich viele Erzählungen – eine davon
dreht sich um die Entstehung der sogenannten Diabelli-Variationen. Eigentlich hatte der österreichische Komponist
und Musik-Verleger Anton Diabelli im Jahre 1819 Folgendes im Sinn: 50 namhafte österreichische Komponisten sollen je eine Variation zu einem von Diabelli komponierten
Thema schreiben – darunter, natürlich, auch Ludwig van
Beethoven. Dieser jedoch weigert sich zunächst, um einige
Jahre später einen eigenen 33-teiligen Variationenzyklus
über das von ihm zuvor noch so verschmähte Thema zu
komponieren. Fast 200 Jahre später – und hier hört die
historisch belegbare Legende auf – will die todkranke amerikanische Musikwissenschaftlerin Dr. Katherine Brandt
ergründen, warum dieses simple Thema Beethoven doch
noch so begeistern konnte. Und ihre Suche wird zu einem
Wettlauf gegen die Zeit…
In der furiosen und hochkarätigen Inszenierung spielt die
bekannte Schauspielerin Rosel Zech die Wissenschaftlerin,
Robert Gallinowski den exzentrischen Komponisten und
Ralph Morgenstern den Verleger Anton Diabelli.
Übrigens: Anfang Mai 2011 sind die Diabelli-Variationen
im Klavierzyklus in Leverkusen und Wuppertal zu hören,
interpretiert von dem jungen Pianisten Florian Uhlig. Und
Ralph Morgenstern plaudert im Kulissen-Talk am Mittwoch, den 15. September 2010 um 20 Uhr mit Volker Mattern über sein Leben vor und hinter dem Vorhang.
33 Variationen DSE
SA 18.09 | 20:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
SO19.09 | 18:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
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Robert Gallinowski und Rosel Zech
Die schwankenden
Massen
Antigone eröffnet die Reihe Schauspiel klassisch der Saison 2010/11. Bernhard Krebs, Dramaturg des Stadttheaters Bielefeld, über Funktion und Bedeutung des Chores in der Inszenierung von Christian Schlüter.
Text: Bernhard Krebs · Foto: Philipp Ottendoerfer
George Steiner, der mit Die Antigonen eines der Standardwerke über Sophokles’ Tragödie Antigone geschrieben hat,
beschreibt die Funktion des Chores in Inszenierungen wie
folgt: „Über den Chor lässt sich der Zuschauer an die Bühne heranziehen oder von ihr distanzieren; er kann praktisch
in die szenische Situation verstrickt, ihm kann aber auch
(naiver) Zugang zu ihr versperrt werden.“
Wenn heute, rund 2.500 Jahre nach ihrer Uraufführung
in Athen, Antigone auf unseren Bühnen inszeniert wird,
dann stellt sich immer wieder die Frage, was dieser Chor
eigentlich ist, wie man mit ihm umgeht, wen man für diese Rolle(n) engagiert. Im antiken Griechenland wurde der
Chor aus der Athener Bürgerschaft rekrutiert. Schon alleine
dieser Zugriff nahm Distanz aus dem Verhältnis Publikum
versus Darstellung heraus. Der Zuschauer kannte höchst
wahrscheinlich einige der Choreuten, die wiederum auf der
Bühne das darstellten, was sie waren: Bürger einer Polis.
Warum also heute mit dem Chor anders umgehen?
So lautete jedenfalls die Grundfrage im Team um Regisseur
Christian Schlüter am Theater Bielefeld. Schlüter macht mit
der Antigone da weiter, wo er bei der Uraufführung von
Antonio Negris Schwarm (Essaim) in der Spielzeit 08/09
aufgehört hatte; bei Schwarm (Essaim) hatte Schlüter mit
einem Chor aus Jugendlichen und einer professionellen
Schauspielerin Negris Theaterpamphlet über die Emanzipation des Menschen in einer globalisierten Welt auf die
Bühne gebracht. Aus dieser
nachhaltigen Erfahrung erwuchs die Idee, den Antigone-Chor ebenfalls mit
„echten“ Ostwestfalen, also Bürgern der Polis Bielefeld, zu besetzen – nur
diesmal eben mit älteren
Semestern.
Vom Konflikt, der in der
Antigone verhandelt wird,
und der Rolle, die der
Chor darin einnimmt, ist
das nur konsequent gedacht. Kreon, der neue
Herrscher von Theben untersagt bei Todesstrafe, das Begräbnis des Polynikes, weil
der sich im Krieg gegen die Stadt gestellt hatte. Sein Bruder
Eteokles aber, der für die Stadt kämpfte und starb, wird
mit allen Ehren beigesetzt – so, wie die Götter es verlangen. Für Antigone, die Schwester der beiden Toten, ist das
ein Frevel. Sie hält sich nicht ans Bestattungsverbot und
wird erwischt. Befragt von Kreon gibt sie die Handlung zu
und – das ist ihr eigentliches Verbrechen – distanziert sich
nicht von der Tat. Der Chor, der von Beginn an dem Konflikt zwischen Antigone und Kreon beiwohnt, schwankt
dabei in seiner Haltung von stärkster Beteiligung bis zu
Gleichgültigkeit. „Die Ansichten, die der Chor ausspricht“,
heißt es bei Steiner, „können alle Nuancen von Einsicht
bis Kurzsichtigkeit, von psychologischem Scharfsinn oder
salbungsvoller Blindheit zur Entfaltung bringen.“ Um das
allerdings mit der inhaltlich und rhythmisch komplexen
und äußerst dichten Hölderlin-Übertragung der Antigone
leisten zu können, war viel disziplinierte und konzentrierte
Arbeit nötig. Chorleiterin Simone Younossi, die bereits für
den Bürgerchor in Volker Löschs Dresdner Inszenierung
der Orestie verantwortlich war, probte mit dem Bielefelder
Antigone-Chor über drei Monate täglich.
Antigone
SA 02.10 | 20:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
MO04.10 | 20:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Das Bayer Kultur-Magazin
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Herausforderung
angenommen!
Georges Momboye hat sich unter ganz besonderen Voraussetzungen zweier Werke der Tanzliteratur angenommen, die eine berühmte Vorgeschichte haben – im Oktober ist er damit zu Gast in Leverkusen.
Text: Bettina Welzel · Fotos: Steve Appel und Agostino Pacciani
Die Choreographien von Georges Momboye zu Claude
Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune und Igor Strawinskys Le Sacre du Printemps entstanden auf Anregung
von Michel Caserta dem Leiter des Tanzfestivals „Biennale
de la Danse du Val-de-Marne“.
„Mit diesem Auftrag, wollte ich die Arbeit eines Einzelnen
gegenüber einer Gruppenarbeit hervorheben“, erzählte Michel Caserta, und erklärt: „Ich habe dem Choreographen
nicht ganz freie Hand gelassen in seiner Gestaltung, sondern habe ihm gewisse Einschränkungen für seine choreographische Arbeit auferlegt.“ Für L’après-midi d’un faune
war die Vorgabe, das gesamte Stück auf einer Bühnenfläche
von vier Quadratmetern zu realisieren. Eine Herausforderung, die Momboye in einem von ihm selbst getanzten Solo
brillant umsetzt.
Im zweiten Teil des Abends bestand Caserta darauf, dass
die Tänzer, haben sie die Bühne einmal betreten, diese
erst wieder zum Ende des musikalischen Stückes verlassen
dürfen. „Der afrikanische Tanz ist körperlich sehr anstrengend“, erläutert Caserta, „normalerweise gibt es daher
recht viele Auf- und Abgänge. Ich finde, das zerreißt jedoch
ein Stück, verhindert ein konzentriertes Zuschauen. Daher
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schlug ich Momboye vor, die Einheit von Raum und Zeit
zu wahren.“
Für den von der Elfenbeinküste stammenden Choreographen war es keine leichte Entscheidung. „Immer schon habe
ich die Interpretationen von Nijinsky, Rudolf Nurejew,
Angelin Preljocaj oder auch Pina Bausch sehr bewundert“,
erzählt Momboye. „Ihre Größe, ihr Bekanntheitsgrad
schüchterten mich ein, und ich wollte einen so großen Auftrag nicht annehmen. Die Herausforderung schien mir zu
hoch. Einen Monat lang habe ich intensiv nachgedacht,
bevor ich Michel Caserta zusagte, und dann brauchte ich
noch über ein Jahr, um die choreographische Arbeit an diesen beiden Musikstücken zu vollenden. Die rhythmische
Struktur dieser Stücke ist ganz anders als alles was ich bis
dahin choreographiert hatte. Aber ich empfand eine gewisse Seelenverwandschaft zwischen meiner Art zu tanzen,
meiner Bewegungssprache und der musikalischen Handschrift von Strawinsky und Debussy. Als mir das bewusst
wurde, sagte ich ja.“
Prélude à l’après-midi d’un faune | Le Sacre du Printemps
FR 01.10 | 20:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Impressum
Kulturkalender
August.10
DI 31.08 20:00 Basta 06
September/Oktober 10
Herausgeber: Bayer AG Communications | Bayer Kultur
Verantwortlich: Dr. Volker Mattern
Redaktion: Silke Schenk
Texte: Herfried Münkler Weimars mythischer Zauber
(Originalbeitrag); Andrea Peters Mythenblick (Originalbeitrag);
Bernhard Krebs Die schwankenden Massen (Originalbeitrag)
Weitere Texte: Volker Mattern, Reiner Ernst Ohle,
Silke Schenk, Carolin Sturm und Bettina Welzel
Designkonzept: Büro Kubitza, Leverkusen
Layout und Realisation: wedeldesign
Titelbild: Alexandra Lehmler | Foto: Thommy Mardo
Bildnachweis S. 2: Mitja Arzensek
Bildnachweis S. 4/6: Foto Weimar GmbH/Guido Werner;
Klassik Stiftung Weimar, Bestand Museen
Druck: Heggendruck, Leverkusen
Auflage: 3.000
© Bayer AG Communications | Bayer Kultur 2010
Z
September.10
SO 05.09 11:00 Vernissage: Mythos und Gegenwart KUNST
BK
SO 12.09 18:00 Festliche Eröffnung BK
MO 13.09 20:00 Hardy Rittner KL Wu
DI 14.09 20:00 Hardy Rittner KL BK
MI 15.09 20:00 Ralph Morgenstern Talk Kul
SA 18.09 20:00 Altenberger Kultursommer Mplus
Dom
SA 18.09 20:00 33 Variationen DSE BB BK
SA 18.09 22:00 Hannah Köpf Band Jam BK
SO 19.09 11:00 200. KLM-Tag KLM LEV
SO 19.09 16:00 Traum des Leuchtturmwärters -8+x BK
SO 19.09 18:00 33 Variationen DSE BB BK
DI 21.09 20:00 Festival Alte Musik Knechtsteden Mplus Ks
FR 24.09 20:00 Babettes Fest SCHh BK
SA 25.09 11:00 Jugendatelier Mythos Teil 1
Mm! BK
SO 26.09 11:00 Jugendatelier Mythos Teil 2 Mm! BK
SO 26.09 18:00 Hans im Glück Studio BK
DI 28.09 20:00 Christoph Ransmayr Lit Kul
FR 01.10 20:00 G. Momboye: Prélude | Sacre TANZ BK
FR 01.10 20:00 Sinfonieorchester Wuppertal SK FO
SA 02.10 14:30 Kinderatelier -8+x BK
SA 02.10 20:00 Antigone SCHk BK
MO 04.10 20:00 Antigone SCHk |-16+x BK
DI 05.10 15:00 Lehrerworkshop: Hello Mrs Cello Mm! BK
MI 06.10 20:00 Matthias Kirschnereit KL Wu
DO 07.10 20:00 Matthias Kirschnereit KL BK
SO 10.10 11:00 JazzMagazin Jazz Kul
SO 10.10 18:00 Don Camillo und Peppone SCHm BK
SO 10.10 20:30 Mathieu Carriere Talk Kul
SO 14.10 20:00 ...denn sie wissen nicht, was… Film FO
SO 17.10 15:00 Fuchs -8+x BK
MI 20.10 20:00 Orchestre National de Lyon
SK FO
MI 21.10 20:00 Easy Rider
Film FO
SO 24.10 11:00 Rübben-Laux | Gorny | Kammerling
KLM Mo
SO 24.10 18:00 Troilus und Cressida Premiere
SCHh BK
MO 25.10 10:00 Workshop Schauspiel Mm! BK
DO 28.10 20:00 Emmanuel Pahud | Christian Rivet KM BK
DO 28.10 22:00 Tango del Sur Jam BK
Oktober.10
FR 29.10 20:00 Emmanuel Pahud | Christian Rivet KM Kr
FR 29.10 19:00 Leverkusener Kunstnacht KUNST BK
SO 31.10 14:00 Der Meisterdieb -8+x BK
Änderungen vorbehalten!
Karten
Karten-/Abonnementbüro im Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Öffnungszeiten: MO-DO 9:00-16:00 | FR 9:00-13:00
Telefon 0214.30-41283/84 | Telefax 0214.30-41285
Kurzparkmöglichkeit (15 Min.) für Kunden des Kartenbüros vor der Kulisse.
Redaktion KUNSTstoff
c/o Bayer Kultur
Kaiser-Wilhelm-Allee | Gebäude Q 26 | 51368 Leverkusen
Telefon 0214.30-41277 | Telefax 0214.30-41282
BK
Abendkassen
Bayer Kulturhaus | 1 Std. vor Veranstaltungsbeginn | Telefon 0214.30-65973
Forum | 1 Std. vor Veranstaltungsbeginn | Telefon 0214.406-4157
kultur.bayer.de
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