PHYSIOLOGIE-KLAUSUR für Studierende der Humanmedizin, Zahnmedizin und Biomedizin Wintersemester 2004/05 Bitte genau durchlesen. Die richtige Antwort ist im Auswertebogen durch Ankreuzen jeweils nur eines Buchstabens zu vermerken. 1. Vergleichen Sie zu Beginn der Prüfung die Codenummer Ihres Prüfungsbogens mit dem Auswertebogen. 2. Tragen Sie Ihren Namen, Vornamen, Ihre Matrikelnummer und Ihr Studienfach auf dem Auswertebogen ein. 3. Übertragen Sie vom vorliegenden Prüfungsbogen spätestens in den letzten zehn Minuten der Prüfungszeit die Antwort auf den Auswertebogen. 4. Bitte bleiben Sie am Ende der Prüfungszeit zunächst an Ihrem Platz, so dass alle Auswertebögen abgegeben werden können. Geben Sie nur die Auswertebögen ab. Für die Auswertung sind ausschließlich die auf den Auswertebogen übertragenen Lösungen maßgebend. Das Ergebnis der Prüfung wird voraussichtlich heute ab ca. 17 Uhr am Neubaueingang des Physiologischen Instituts durch Aushang bekannt gegeben. Name: Vorname: Codenummer: 1 Code 1 Falls nicht anders angegeben beziehen sich die Fragen auf gesunde Erwachsene. 1. 2. Die Kreatininkonzentration im Blasenurin eines Patienten beträgt 400 mg/l. Die Kreatininkonzentrationen im Blutplasma beträgt 10 mg/l. Wie groß ist die fraktionelle H2OAusscheidung? A. 0,25 %. C B. 0,4 %. C. 2,5 %. D. 4 %. E. 40 %. In welcher der Zeichnungen A. – E. ist die Anordnung der Transporter, die an der NaClResorption im dicken aufsteigenden Teil der Henle Schleife beteiligt sind, sowie die Flussrichtung der Ionen korrekt wiedergegeben? Dargestellt ist eine einzelne Epithelzelle mit apikaler und basolateraler Membran. Die Pfeile geben die Richtung des Ionenflusses wieder. NKCC = Na+-K+-2Cl--Kotransporter B 3. Welche Aussage zur renalen Phosphatausscheidung trifft zu? 4. A. Mehr als 98% des filtrierten Phosphates werden bis zum Ende des proximalen Tubulus resorbiert. E B. Phosphat wird hauptsächlich im Austausch gegen HCO3- resorbiert. C. Bei einem Urin-pH von 5,0 wird Phosphat hauptsächlich als HPO42- ausgeschieden. D. Die Phosphatkonzentration im Urin ist in der Regel deutlich geringer als im Blut. E. Parathormon hemmt die Resorption von Phosphat im proximalen Tubulus. Welche unerwünschte Wirkung kann bei der Gabe eines Aldosteronantagonisten auftreten? A. B. C. D. E. renale Alkalose Hypernatriämie Ödeme Hyperkaliämie Diabetes insipidus D 1 Code 1 5. Welche Aussage ist richtig? Die Typ-A-Schaltzellen des Sammelrohrs 6. A. resorbieren Phosphat im Kotransport mit Natrium. B. sezernieren organische Anionen (z.B. PAH). C. resorbieren Kalium. D. werden durch ADH zu vermehrter H2O-Resorption angeregt. E. sezernieren Bicarbonat über einen apikalen HCO3-/Cl- -Austauscher. Welche der Hormonwirkungen wird nicht über cAMP als Second Messenger vermittelt ? C A. B. C. D. E. 7. Kontraktilitätssteigerung des Arbeitsmyokard durch Adrenalin. Steigerung der NO-Synthese in Endothelien durch Histamin. B Bronchodilatation durch Adrenalin. Herzfrequenzzunahme durch Noradrenalin. Einbau von Aquaporinen in das Sammelrohrepithel durch Adiuretin (antidiuretisches Hormon). Welche der folgenden Aussagen über den Ryanodin-Rezeptor am Herzen trifft zu? 8. A. Er wird durch die Aktivierung des Dihydropyridin-Rezeptors gehemmt. B. Er dient der Aufnahme von Ca2+-Ionen in das sarkoplasmatische Retikulum. C. Er ist ein Ca2+-Kanalprotein in der Membran des T-Tubulus. D. Er führt zu einem spannungsgesteuerten Ca2+-Einstrom in die Zelle. E. Er besitzt eine für Ca2+-Ionen spezifische Bindungsstelle. Welche Aussage ist richtig? E Atropin 9. A. ist ein kompetetiver Antagonist für beta1-Rezeptoren. B. ist das Gift des roten Fingerhuts. C. hemmt die Natrium-Kalium-ATPase. D. wirkt positiv chronotrop am Herzen. E. ist ein kompetetiver Agonist für muskarinerge Rezeptoren. Das Volumenelastizitätsmodul κ beträgt 20 kPa. D Wie groß ist die Volumenänderung (∆V) in einem Gefäßabschnitt von 100 ml (V), wenn der Druck um 4kPa (∆P) ansteigt? A. B. C. D. E. 4 ml 5 ml 10 ml 20 ml 25 ml D 2 Code 1 10. Welche Antwort ist richtig? Beim Übergang vom Liegen zum Stehen A. ist bei hypersympathikotoner (hyperdiastolischer) Regulationsstörung der systolische Blutdruck erhöht. B. führt der Frank Starling Mechanismus zur Zunahme des Schlagvolumens. C. muss das Schlagvolumen gegen einen erhöhten peripheren Widerstand ausgeworfen werden. D. ist bei hypodiastolischer Regulationsstörung der systolische Blutdruck gesteigert. E. wird die Gegenregulation durch venöse Pressorezeptoren eingeleitet. 11. Welche Antwort ist richtig? C Noradrenalin bewirkt A. eine Abnahme der Lungendurchblutung über β2- Rezeptoren. B. ein Abfall des systolischen Blutdrucks über β2- Rezeptoren. C. eine Steigerung der Herzfrequenz über α1- Rezeptoren. D. eine Steigerung des diastolischen Blutdrucks über α1- Rezeptoren. E. eine Abnahme der Kontraktilität über β1- Rezeptoren. 12. Über welchen Mechanismus führt die Aktivierung des Parasympathikus am Sinusknoten zur Abnahme der Herzfrequenz (negativ chronotrop)? A. Zunahme der Na+-Leitfähigkeit durch HCN-Kanäle (= If-Strom). B. Erhöhung der K+-Leitfähigkeit. C. Hemmung von Chloridkanälen. D. Zunahme der Ca2+-Leitfähigkeit durch L-Typ-Kanäle. E. Hemmung von schnellen Natriumkanälen. 13. Welcher der genannten Kompensationsmechanismen läuft bei einem Patienten mit Volumenmangelschock nicht ab? A. B. C. D. E. Vermehrte Adiuretin(ADH)-Sekretion. Vermehrte Aldosteronfreisetzung. Vermehrte Atriopeptin(ANP)-Sekretion. Vermehrte Reninfreisetzung. Vermehrte Adrenalinfreisetzung. D B C 3 Code 1 14. Welche der folgenden Aussagen zur dargestellten EKG-Kurve (Ableitung II nach Einthoven) trifft zu? 0,2 s 1 mV EKG-Normwerte Dauer der P-Welle: ≤ 0,11 s Höhe der P-Welle: ≤ 0,25 mV Dauer des PQ-Intervalls: 0,12-0,20 s Dauer des QRS-Komplexes: ≤ 0,10 s Höhe des QRS-Komplexes: 0,5-1,5 mV Höhe der T-Welle: 0 - 0,5 mV B A. Die elektrische Herzachse entspricht einem Rechtstyp. B. Es findet eine vorzeitige Kammererregung statt. C. Das EKG deutet auf eine Myokardischämie hin. D. Es findet eine retrograde Vorhoferregung statt. E. Die Erregungsausbreitung in den Kammern ist verzögert. 15. Welche Zuordnung von Lagetypen des Herzens und Hauptausrichtung des QRS-Komplexes im EKG trifft am ehesten zu? A. B. C. D. E. überdrehter Linkstyp Indifferenztyp Steiltyp Linkstyp Rechtstyp negativer Ausschlag in Ableitung II negativer Ausschlag in Ableitung I positiver Ausschlag in Ableitung aVL positiver Ausschlag in Ableitung aVR negativer Ausschlag in Ableitung III A 16. Die Abbildung zeigt schematisch eine Phase der physiologischen Herzerregung an einem Herzlängsschnitt (Frontalebene), wobei die erregten Bezirke des Arbeitsmyokards grau dargestellt sind. Wie würde die dazugehörige EKG-Kurve bis zu diesem Zeitpunkt aussehen? A. B. C. D. E. C nur eine P-Welle nur eine P-Welle mit PQ-Strecke nur eine P-Welle mit PQ-Strecke und Q-Zacke nur eine P-Welle mit PQ-Strecke, Q- und R-Zacke nur eine P-Welle mit PQ-Strecke und QRS-Komplex 4 Code 1 17. Welche Aussage ist falsch? A. Die T-Welle entspricht der Repolarisation der Ventrikel. B. Die P-Welle ist verändert, wenn die Vorhöfe überlastet sind. C. Die Q-Zacke ist nach einem Herzinfarkt deutlich verkleinert. D. Die T-Welle ist in den Ableitungen I und II positiv. E. Das QT-Intervall wird mit steigender Herzfrequenz kürzer. 18. Welche Aussage ist richtig? C Wenn die extrazelluläre Kaliumkonzentration eines Neurons von 3 mM auf 30 mM steigt, C A. hyperpolarisiert das Membranpotenzial um etwa 20 mV. B. ändert sich das Membranpotenzial nicht. C. depolarisiert das Membranpotenzial um etwa 60 mV. D. feuert die Zelle Aktionspotenzialsalven. E. sind die Natriumkanäle im aktivierbaren Zustand. 19. Welche Aussage ist richtig? Die Auslösung eines Aktionspotenzials in einem Neuron kann verhindert werden A. durch die Blockierung der spannungsabhängigen Kaliumkanäle. B. durch die Summation von EPSPs. C. durch eine leichte Hyperkaliämie (von 4 mM auf 7 mM äußeres Kalium). D. durch einen 20 ms vorher applizierten überschwelligen Reizstrom (Dauer 2 ms). E. durch die Applikation von Tetrodotoxin. 20. Welche Aussage zur gezeigten Änderung des Membranpotenzials ist richtig? E +40 V (mV) -80 1 ms D Reizstrom Es sich handelt um A. den Verlauf eines Nervenaktionspotenzial bei [K+]extrazellulär = 30 mmol/l. B. ein Nervenaktionspotenzial in Anwesenheit eines Na+-Kanalblockers. C. den Verlauf eines Nervenaktionspotenzials bei [K+]extrazellulär = 3 mmol/l. D. ein Nervenaktionspotenzial in Anwesenheit des K+-Kanalblockers Tetraethylammonium (TEA). E. das normale Aktionspotenzial im Sinusknoten des Herzens. 5 Code 1 21. Welche Aussage ist richtig? Eine für Ca2+ selektiv permeable Membran trennt zwei reine CaCl2-Lösungen mit den Konzentrationen 10-1 und 10-5 mmol/l. Wie groß ist das Membranpotenzial bei 37° C ungefähr? C A. 30 mV B. 61 mV C. 122 mV D. 183 mV E. 244 mV 22. Von einer Person erhalten Sie nebenstehendes Nomogramm: 100 90 80 70 60 Welche der unten stehenden Ursachen ist die wahrscheinlichste für die Veränderung des Säure-BasenHaushaltes? PCO2 [mmHg] 50 40 Kalibriergerade 10 15 20 25 30 40 50 60 HCO3 [mmol/l] 30 + 20 Isobikarbonatlinie A 10 6,8 6,9 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 7,6 7,7 7,8 pH Die Person A. hält sich seit einer Woche in großer Höhe auf (4754 m). B. ist Diabetiker. C. absolvierte soeben einen 100 m-Lauf. D. ist schwanger und erbricht häufig. E. hatte Angst vor der Blutentnahme. 23. Welche Antwort zum Säure-Basen-Haushalt ist richtig? Alkalose kann A. zu gesteigerter neuromuskulärer Erregbarkeit führen. B. durch vermehrte Bikarbonat-Ausscheidung über die Niere kompensiert werden. C. zu Hyperkaliämie führen. D. langfristig zur Entmineralisierung des Knochens führen. E. zu einer Dilatation von Hirngefäßen führen. 24. In der Sendung „Wetten Dass?“ mussten Taucher 4 Minuten unter Wasser ohne Sauerstoffzufuhr in einem VW Beetle ausharren. Welche Blutgaswerte waren bei den Akteuren kurzfristig nach diesem Tauchunternehmen zu erwarten? pH PCO2 [HCO3-]st mmHg mmol/l A. 7,6 18 42 B. 7,0 40 11 C. 7,35 78 45 D. 7,1 70 21 E. 7,5 40 39 A D 6 Code 1 25. In einer Lösung befinden sich 24 mmol/l HCO3- und 1,2 mmol/l CO2. Nach Zugabe von 12 mmol/l HCl befinden sich in der Lösung noch 12 mmol/l HCO3- und 1,2 mmol/l CO2. Wie groß ist die H+-Pufferkapazität (mmol/(l x ∆pH)) der Lösung? A. 1. B. 4. C. 10. D. 12. E. 40. 26. Welche Aussage zur Perfusion der Lunge ist falsch? E A. Die Lungenperfusion beim stehenden Menschen ist im Bereich der Lungenspitze am größten. B. Nahezu das komplette Herzzeitvolumen fließt durch die Lungenstrombahn. A C. Elastische Gefäße der Lungenstrombahn speichern ein schnell mobilisierbares Blutvolumen. D. Nach ca. 1/3 der alveolären Kontaktzeit entspricht der PO2 im Plasma dem in den Alveolen. E. Absinken des PO2 in den Alveolen führt zu Vasokonstriktion. 27. Welche Aussage zum Verhältnis aus Totraum- und Atemzugvolumen (VD/VT) ist richtig? Bei zwei Patienten (X und Y) wird das Verhältnis von VD/VT einmal unter Ruhebedingungen (VT = 0,5 l für X und Y) und dann bei einem Atemzugvolumen von 3 l bestimmt. Dabei zeigt sich folgendes Ergebnis: Person VD/VT in Ruhe VD/VT bei Belastung X 0,3 0,05 Y 0,3 0,3 D Welche der folgenden Interpretationen ist am wahrscheinlichsten? A. X hat eine Lungenembolie (= Gefäßverschluss) und Y ein Emphysem (= Verlust von Alveolarsepten und Lungenkapillaren). B. X hat eine akute Atemwegsobstruktion und Y ist gesund. C. X hat ein Emphysem und Y ist gesund. D. X ist gesund und Y hat ein Emphysem. E. X hat eine Lungenembolie und Y hat eine akute Atemwegsobstruktion. 28. Welche Aussage zur statischen Compliance des Atemapparates ist richtig? Die Compliance A. ist definiert als Druckänderung pro Zeit. B. ist bei Normoventilation am kleinsten. C. verkleinert sich mit zunehmendem inspiriertem Volumen. D. erhöht sich bei Restriktion. E. ist bei Obstruktion erniedrigt. 29. Welche Aussagen zu den Glomera carotica ist falsch? A. Typ-I-Glomuszellen sind sekundäre Sinneszellen. B. Die Glomera gehören zu den am besten durchbluteten Organen des Körpers. C. Typ-I-Glomuszellen steigern bei PO2-Werten über 100 mmHg (13,3 kPa) die Entladungsfrequenz. D. Ein Anstieg des PCO2 führt in den Typ-I-Glomuszellen zu einem Anstieg der zytoplasmatischen Calziumkonzentration. E. Ein Absinken des pH-Wertes führt in den Typ-I-Glomuszellen zu einer Depolarisation. C C 7 Code 1 30. Wenn sich bei gleichbleibender Wandspannung und Wanddicke der Radius des linken Ventrikels um 1/3 verringert, wie ändert sich dann der transmurale Druck? A. B. C. D. E. Er sinkt um ca. 30%. Er sinkt um ca. 15%. Er steigt um ca. 30%. Er steigt um ca. 50%. Er steigt um ca. 500%. D 8