1 § 1 Entwicklung der Schrift- und Zahlzeichen Bevor wir uns mit den ersten ”mathematischen” Fragestellungen beschäftigen können, stellen wir erst einmal zusammen, welch langer, mühsamer Weg notwendig war, um zu den heute benutzten Zeichen des Dezimalsystems zu kommen. a) Zahlzeichen der Sumerer und Babylonier Man geht davon aus, dass die Menschen im alten Nahen Osten ca. 8000 v. Chr. die ersten Versuche unternahmen, über die urtümliche Daseinsform des Jägers und Sammlers hinauszugelangen. Die Nahrungsproduktion und die Domestikation von Tieren erlaubten es, sich mehr oder minder dauerhaft in einem bestimmten Gebiet niederzulassen. Der Übergang vom nomadischen zum sesshaften Leben vollzog sich nicht abrupt; in Dscharmo (entnommen aus [TiL5]), einer Siedlung im heutigen Nordostirak, fanden Archäologen in einer Grabungsschicht, die auf das Jahr 7000 v.Chr. datiert wurde, sowohl Reste von 2 wildwachsenden Nahrungspflanzen als auch von Kulturpflanzen sowie auch Reste von Haustieren. In jüngeren Grabungsschichten finden sich dann auch überreste von Steinund Knochengeräten, flachen Mahlsteinen und einfachen Tongefässen. Die Geschichte der Schrift- und Zahlzeichen beginnt zwischen Euphrat und Tigris in Mesopotamien. Das Gebiet zwischen Bagdad und dem Persischen Golf besteht vom 6. bis zum 2. Jahrtausend v. Chr. aus zwei Reichen: dem Land Sumer im Süden und dem Land Akkad im Norden (vgl. die obige Karte). Obwohl die Sumerer und die Akkader benachbart sind, sprechen sie zwei Sprachen, die so verschieden sind wie Deutsch und Chinesisch. Um 3500 v.Chr. bauten die Bürger von Uruk, einer Stadt in Südmesopotamien, eine Siedlung aus luftgetrockneten Lehmziegeln für Tausende von Einwohnern. Die Menschen von Uruk erdachten ein System zur Aufzeichnung ihrer geschäftlichen Transaktionen in Form von Piktogrammen, die in Tontäfelchen eingeritzt wurden. Die Sumerer und speziell die Einwohner von Uruk hatten zu schreiben begonnen. Die Piktogramme der ersten Täfelchen, die auf 3300 v.Chr. datiert werden und von denen zwischen 500 und 600 gefunden wurden, stellen verschiedene Waren dar, z.B. Fische, Milchkannen, Schweine, Kühe, Schafe oder Ziegen. Ausserdem gibt es Vertiefungen unterschiedlicher Form und Größe; sie bezeichnen die jeweiligen Mengen der Waren; man könnte also die Tontäfelchen als Warenbegleitbrief betrachten. (entnommen aus [TiL5]). Man geht davon aus, dass die ”Schriftzeichen” mit einem spitzen Gegenstand ziemlich tief in den feuchten Ton der Täfelchen eingeritzt wurden. Die anderen Zeichen, die sich als Zahlzeichen herausstellten, wurden mit einem Schreibrohr – einem Schilfrohr oder einem Stäbchen aus Knochen oder Elfenbein – hergestellt, das an einem Ende abgerundet und am anderen Ende spitz zugeschnitten war. Diese Griffel, von denen einer einen Durchmesser von ca. 4 mm und ein anderer einen Durchmesser von ca. 1 3 cm hatte, wurden unter einem bestimmten Winkel (senkrecht oder schräg) in den Ton gedrückt. Dadurch entstanden kleine und große runde Abdrücke bzw. kleine oder große ”Kerben”. (Entnommen aus [Ifr1]) Ich werde diese Zeichen folgendermaßen schreiben: ∪ für eine kleine Kerbe, S für eine große Kerbe, ◦ für einen kleinen runden Abdruck, für einen großen runden Abdruck. Außerdem gab es noch zwei weitere Zeichen: eine große Kerbe mit einer Vertiefung in der Mitte, d.h. einem kleinen runden Abdruck in der Mitte und ein großer runder Abdruck mit einer kleiner runden Vertiefung in der Mitte. S ◦ und ◦ Neben diesen Zeichen gab es auch Zeichen für bestimmte Tiere, z.B. für Schaf und für Ziege oder für Kuh (entnommen aus [Ger1] bzw. [Ger3]). Es gibt aber auch Zeichen, für die es keine Erklärung gibt. Zeichen und Ziffern waren in der Regel in zwei oder mehreren waagerechten Reihen angeordnet. Die Ziffern standen in den Kästchen meistens oben, von rechts ausgehend. Wie ist man auf die Bedeutung der einzelnen Zeichen, speziell der Zahlzeichen gekommen? Die Forscher haben auf Grund der Tatsache, dass die sumerischen Schreiber häufig auf der Rückseite der Tontafeln das Ergebnis der Zählungen auf der Vorderseite zusammenfassend aufgeführt haben, die Bedeutung der entsprechenden Zeichen herausgefunden. Das Zeichen ∪ kam bis zu 9 mal vor, woraus man geschlossen hat, dass es die Zahl 1 repräsentieren sollte. Wir nehmen an, dass wir schon wissen, dass das Zeichen ◦ 10 bedeutet, und demonstrieren an einem Bespiel, wie man die Bedeutung von weiteren Zeichen finden kann. Eine in Uruk entdeckte Tontafel (um 2850 v. Chr.) trägt auf der Vorderseite einzelne Angaben über abgezählte Säcke verschiedener Waren und Geflügel, auf ihrer Rückseite die Summe der Anzahl des Geflügels und der Säcke. 4 (Entnommen aus [Ifr1]) Mit Hilfe dieser Tafel wollen wir den Wert für die große Kerbe bestimmen. Da sowohl auf der Vorderseite als auch auf der Rückseite die Angaben für das Geflügel identisch sind (ein kleiner runder Abdruck und 5 kleine Kerben sowie das Piktogramm für Geflügel), betrachten wir nur die Angaben zu den Säcken. Wir erhalten auf der Vorderseite 15 (ein kleiner runder Eindruck und 5 kleine Kerben) + 30 (3 kleine runde Eindrücke) [ [ + + 40 (4 kleine runde Eindrücke) = +85 . Auf der Rückseite sind [ [ 2 + 20 (2 kleine runde Eindrücke) + 5 (5 kleine Kerben) = 2 +25 Säcke angegeben.- Durch Gleichsetzen erhalten wir die Beziehung [ [ +85 = 2 +25 und hieraus den gesuchten Wert für die große Kerbe: [ = 60 . Als gesichert S kann man dieses Ergebnis aber erst dann betrachten, wenn sich auf anderen Tontafeln zu = 60 kein Widerspruch ergibt. Dies ist der Fall. So ergaben sich folgende Werte für die sumerischen Ziffern: [ [ ∪ = 1, ◦ = 10, = 60, ◦ = 600, = 3600 und ◦ = 36000 . Zwischen 2700 und 2600 v. Chr. wurden die Zeichen um 90◦ gegen den Uhrzeigersinn gedreht. 5 (Entnommen aus [Ifr1]) Die ersten neun natürlichen Zahlen wurden durch entsprechende Wiederholung des Zeichens ∪ (um 90◦ gegen den Uhrzeigesinn gedreht) für die 1 dargestellt, die Zahlen 20, 30, 40 und 50 durch entsprechende Wiederholung des Zeichens S◦ für die 10, die Zahlen 120, 180, 240, 300 durch die entsprechende Anzahl des Zeichens (um 90◦ gegen den Uhrzeigesinn gedreht) für die Zahl 60 usw. Durch die Einführung eines neuen Schreibrohrs, dessen Ende die Form eines flachen Lineals hatte, entstanden die Keilschrift-Ziffern, die spitz zulaufende Formen hatten. (entnommen aus [Jean]). Es ist weiter denkbar, dass der Schreiber im Laufe der Zeit die Bild- und die Zahlzeichen alle mit dem einen angeschärften Griffel erzeugte. Kerben und runde Abdrücke wurden durch ”Nägel” bzw. ”Keile” und ”Winkel” ersetzt. Man konnte durch unterschiedlich tiefe Eindrücke im Ton große und kleine Nägel bzw. Winkel erzeugen. - 1 wurde durch einen kleinen senkrechten Nagel O | statt durch eine kleine Kerbe dargestellt; - 10 wurde durch einen Winkel ≺ statt durch einen kleinen runden Abdruck dargestellt; - 60 wurde durch einen größeren senkrechten Nagel 5 | statt durch eine große Kerbe dargestellt; - 600 wurde durch einen größeren senkrechten Nagel und einen Winkel 5 | ≺ dargestellt; - 3600 wurde durch ein Vieleck aus vier Nägeln statt eines großen runden Abdrucks dargestellt. 6 Ob allerdings ein Keil klein oder groß ist, kann man nur dann entscheiden, wenn bei der Darstellung einer Zahl beide Typen verwendet werden. 5 | O| O| bedeutet z.B. 62. Sind die Nägel dagegen gleich groß, so kann 5 | 5 | 5 | sowohl die Zahl 3 als auch die Zahl 62 bedeuten. Die Sumerer verwendeten später gleich große Zeichen und versuchten dann die Verwechslungsmöglichkeiten durch Abstände zwischen den Zeichen zu verhindern. So schrieben sie z.B. 5 | 5 | 5 | für die Zahl 3, aber 5 | 5 | 5 | für die Zahl 62. Dieses Problem taucht eigentlich aber schon bei der Darstellung der Zahlen mit Kerben und runden Eindrücken auf. Auch bei Darstellung der Zahl 60 kann es Probleme geben. Stehen der Keil und der Winkelhaken nicht ganz nahe beieinander, so kann z.B. 5 | ≺ auch 60 + 10 = 70 bedeuten. Wenn also alle Keile gleich groß sind, so kann 5 | verschiedene Bedeutungen haben. Entsprechendes gilt für den Winkelhaken. 5 | bedeutet also die Zahl 1, 60 oder eine Potenz von 60 oder auch einen Bruchteil von 1, nämlich 1/60 oder (1/60)2 usw.. Der Winkelhaken ≺ bedeutet die Zahl 10 oder 600 oder auch 10/60 usw.. Das Zahlssystem der Sumerer, ein sog. Sexagesimalsystem, ist also eigentlich ein gemischtes Zehner- und Sechsersystem. Dass als erste Stufe die Zusammenfassung von 10 Zeichen für die Zahl 1 zu einem neuen Zeichen eingeführt wurde, ist nicht weiter verwunderlich, da wahrscheinich alle Völker als Hilfsmittel die Finger zum Zählen mitbenutzt haben. Warum die Sumerer als zweite Stufe der Bündelung die 6 gewählt haben, darüber kann man nur spekulieren. Eine plausible Begründung wäre die folgende, die darauf aufbaut, dass die Zahlen gleichzeitig eine gute Beschreibung des Gewichtssystems liefern sollten. Man kann sich vorstellen, dass in jener Zeit drei verschiedene Gewichtseinheiten benötigt wurden: 1. Ein kleines Gewicht für Gewürze oder auch Edelmetalle, etwa 7 bis 8 g schwer. 2. Ein Haushaltsgewicht von etwa 1/2 kg. 3. Ein Gewicht, das der Last entspricht, die ein Mann tragen kann: ungefähr 30 kg = 60 Pfund. 7 Wenn man die Beziehung der einzelnen Gewichtseinheiten zueinander so festlegen will, dass das ungefähre Verhältnis erhalten bleibt und möglichst viele Anteile des größeren Gewichts ganzzahlige Vielfache des kleineren Gewichts sind, so wird man auf die Zahl 60 geführt. 60 ist durch 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20 und 30 teilbar. Wir schauen uns noch ein paar Beispiele für Zahlen im Sexagesimalsystem an: wir betrachten 555 5 ≺≺ | | | | 5 | Dies kann bedeuten: 1 · 601 + 24 · 60o = 84 oder 1· 1 1 84 + 24 · 2 = 60 60 360 oder 1 · 600 + 24 24 =1 . 60 60 Aus dem Zusammenhang ging immer klar hervor, welche Zahl gemeint war, wenn alle ”Stellen” vertreten waren. Unklarheiten entstanden aber, wenn eine Stelle oder sogar mehrere Stellen fehlten. So entwickelten sich im Laufe der Zeit besondere Formen, um diese Unklarheiten zu beseitigen. Zunächst wurde z.B. die Zahl 4 in der Form OOO | | | O | OOO und nicht in der Form O | | | | geschrieben, denn letzteres könnte auch 1 · 601 + 3 oder 2 · 601 + 2 oder 3 · 601 + 1 oder ... bedeuten. Durch Auseinanderrücken der Zeichen wurde in vielen Fällen die Darstellung eindeutig(er). So schrieben die Babylonier 2 · 601 + 2 in der Form O| O| O| O | oder 7424 in der Form OO OOO ≺≺≺ OOOO ≺ | | | | | | | | | 2 · 602 = 7200 3 · 601 = 180 4 · 101 = 40 4 · 100 =4 Um die Zahl 7204 = 2 · 602 + 4 zu schreiben benötigt man nur 6 Keile, die durch einen großen Zwischenraum getrennt werden müssen. Aber wie kann man dem Zwischenraum ansehen, dass sowohl die ”60-er” als auch die ”10-er” fehlen. 8 In den Susa-Texten ( 23 Tafeln mathematischen Inhalts, die aus der Zeit kurz nach Hammurabi stammen, der 1792 v.Chr. an die Macht gelangte und ca. 30 Jahre lang Tempel, Verteidigungswälle und Bewässerungskanäle baute) wird an Stelle des Freiraums auch ein ≺ spezielles Leerzeichen, nämlich ≺ (zwei kleine Winkelhaken) benutzt. So lässt sich z.B. 7242 in der Form ≺≺≺ OO OO ≺ | | ≺ | | ≺ schreiben. Bemerkenswert ist auch, dass schon sehr früh ein Zeichen für Minus benutzt wird, nämlich ein kleiner querliegender Keil B− ; so findet man z.B. für die Zahl 19 << B− O | . Es gibt auch schon in ältester Zeit Anzeichen für ein neues Dezimalsystem mit besonderen Zeichen für 100 und 1000. In ”wissenschaftlichen” Texten wird aber ausschliesslich das sexagesimale System geschrieben. Aus den Piktogrammen entwickeln sich im Laufe der Zeit Gebilde, die aus Keilen zusammengesetzt sind; daher kommt der Name Keilschrift. Die Form der Gebilde ist allerdings nicht dem Schreiber überlassen; es gibt ganze Register, in denen die Form der Gebilde festgelegt ist. Jedes Gebilde kann (zunächst) je nach Zusammenhang verschiedene Bedeutungen haben. Nach und nach verbindet sich nur noch eine Bedeutung mit einem Gebilde. Bald sind es nur noch 600 Zeichen. (Entnommen aus [Ifr1]) An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass sich die Verwendung der Zahlzeichen bei den Sumerern und den Babyloniern nicht alleine auf die Angabe von Anzahlen bestimmter Gegenstände beschränkte; schon sehr früh hat man ”geometrische” Aufgaben gelöst, bei denen es z.B. um die Inhalte von Teilen eines Quadrats 9 oder Dreiecks geht (vielleicht im Zusammenhang mit Felderteilung). Es gibt Aufgaben zu Systemen linearer Gleichungen oder etwa zum ”Satz des Pythagoras” in folgender Form (entnommen aus [Ger1] bzw. [Ger3]): ”Ein Balken 30, Von oben ist er 6 herabgekommen Von unten was hat er sich entfernt? 30 quadriere, 15 siehst du. 6 von 30 abgezogen, 24 siehst du. 24 quadriere, 9,36 siehst du. 9,36 von 15 ziehe ab. 5,24 siehst du. 5,24 hat was als Quadratwurzel? 18. 18 am Boden hat er sich entfernt.” Zur Erläuterung machen wir uns folgende Beziehungen klar: 302 = 900 = 15 · 601 242 = 576 = 9 · 601 + 36 900 − 576 = 5 · 601 + 24 = 324 = 182 . In den nachfolgenden Zeilen wird folgendes berechnet: ”Wenn er sich 18 am Boden entfernt hat, wieviel ist er herabgekommen?” Wie man auf die Rechenvorschrift gekommen ist, ist unbekannt. Im zweiten Teil des Textes wird eine Probe durchgeführt. Aufgaben aus dem Bereich der Algebra hatten bei den Babyloniern folgende Form: 1 1 addiert, er - ”Ich fand einen Stein, ich habe ihn nicht gewogen. Ich habe und 7 11 wog 1 Mine.” Das führt auf die Gleichung x 1 x x+ + x+ =1. 7 11 7 Die Aufgabe wird folgendermaßen gelöst: Durch Multiplikation mit 7 entsteht die Gleichung (7x + x) + d.h. 8x + 1 (7x + x) = 7 , 11 1 · 8x = 7 , 11 10 und daraus durch Multiplikation mit 11 88x + 8x = 77 , also 96x = 77 . - ”Ich habe von der Fläche die Seite meines Quadrates subtrahiert und es ist 14 12 .” Das führt auf die Gleichung 1 x2 − x = 14 . 2 2 2 - ”Ich habe die Fläche von 2 Quadraten addiert, es ist 16 . Die Seite des einen ist 3 3 der Seite des anderen. Ich habe 10 von der Seite des kleineren Quadrates subtrahiert. Was sind die Seiten des Quadrates?” Das führt auf die Gleichung 2 x2 + y 2 = 16 ; 3 2 y = x − 10 . 3 b) Zahlzeichen der Ägypter Im Jahre 2900 v.Chr. werden Oberägypten (Niltal von Assuan an) und Unterägypten (Nildelta) durch den König Narmer geeint. Auf einer Platte wird die Unterwerfung von Unterägypten dargestellt. Diese Platte enthielt die ältesten bekannten ägyptischen Schriftund Zahlzeichen. Es wurden folgende Zeichen benutzt: | für 1 (Strich oder Finger) für 10 (Fessel) für 100 (Strick) für 1000 (Lotuspflanze) für 10000 (Finger) für 100000 (Kaulquappe) für 1000000 Auf einer Keule des Königs Narmer steht z.B., dass Narmer 120 000 Gefangene gemacht sowie 400 000 Rinder und 1 422 000 Ziegen erbeutet hat. (Gott) 11 (entnommen aus [Ger1] bzw. [Ger3]). Um z.B. die Zahl 2 800 000 zu schreiben, hätte man 2 Götter und 8 Kaulquappen benötigt. Im mittleren Reich (12. Dynastie, 1991-1783) wird eine ”multiplikative Schreibung” eingeführt. Man fasst 2800000 auf als 28 · 100000 und schreibt dafür unter eine Kaulquappe die Zahl 28, d.h. In dieser Form wurden die Zahlen nur auf Denkmälern aus Stein oder Holz geschrieben. In der Literatur werden sie als hieroglyphische Zahlzeichen bezeichnet. Wenn Zahlen (mit Tusche) auf Papyrus geschrieben wurden, so benutzte man vereinfachte Zeichen, die sog. hieratischen Zeichen (vgl. Folie 1, entnommen aus [Trop]). Man kann sie teilweise als Vorstufe zu ”Individual-Zahlzeichen” ansehen, die die Anzahl der Striche oder der anderen Grundfiguren nicht mehr direkt erkennen lassen. Aus der Zeit, bevor die Hyksos (Der Name bedeutet ”Herrscher fremder Völker”, wahrscheinlich Fremdländische aus Palästina, 15. Dynastie, vgl. Zeittafel, Folie 2, entnommen aus [TiL5], [TiL3] und [TiL1]) die Herrschaft in Ägypten übernahmen, stammen die erhaltenen Abschriften der beiden wichtigsten mathematischen Papyri: (1) Der Papyrus Moskau, genannt nach seinem Aufbewahrungsort, dem Museum der Schönen Künste in Moskau, ist 5,44 m lang und 8 cm breit. Er enthält ungeordnet 25 Aufgaben, meist aus dem täglichen Leben. Er wurde von einem Schreiber der 13. Dynastie (1783-1640) nach einer Vorlage aus der Zeit der 12. Dynastie (1991-1783) geschrieben. (2) Der Papyrus Rhind ist etwas jünger, genannt nach seinem ersten Besitzer; er ist 5,34 m lang und 33 cm breit und wird im Britischen Museum in London aufbewahrt, dazu einige Fragmente in New York. Er enthält eine Liste der Divisonen n2 und 84 Aufgaben in lehrbuchartiger Anordnung. Er beginnt mit den Worten: ”Genaues Rechnen. Einführung in die Kenntnis aller existierenden Gegenstände und aller dunklen Geheimnisse. - Dieses Buch wurde geschrieben im Jahr 33, im vierten Monat der Überschwemmungsjahreszeit unter seiner Majestät dem König von 12 Ober- und Unterägypten Apophis aus der Hyksoszeit (etwa 1640 - 1540) mit Leben versehen, in Anlehnung an eine alte Schrift aus der Zeit des Königs von Ober- und Unterägypten Anenemhet III. Der Schreiber A’h-mosè hat die Abschrift angefertigt”. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche jüngere Papyri, z.B. die von Kahun, Berlin, Reisner oder Akhmim sowie eine mathematische Lederrolle, die im Britischen Museum aufbewahrt wird. Die Multiplikation und die Division führen die Ägypter immer auf die einfachen Operationen ”Verdoppeln” und ”Halbieren” zurück. Wir wollen dies an einem einfachen Beispiel demonstrieren (entnommen aus [RoSh]). a) Wir berechnen das Produkt aus 47 47 auf: 1 2 4 8 16 32 und 33. Dazu schreiben wir die Vielfachen von × × × × × × | 47 | 94 | 188 | 376 | 752 | 1504. Wegen 33 = 1 + 32 werden links die Zahlen markiert, die bei der ”Dualdarstellung” von 33 benötigt werden. Wir erhalten also: | 1 2 4 8 16 | 32 × × × × × × | 47 | 94 | 188 | 376 | 752 | 1504. Durch Addition der rechts stehenden Zahlen in den angestrichenen Zeilen ergibt sich das Ergebnis : 47 · 33 = 47 + 1504 = 1551 . b) Wir berechnen den Quotienten aus 47 und 33. Dazu schreiben wir die Teile von 33 auf: 1 − mal | 33 1 − mal | 11 3 1 − mal | 3. 11 Wegen 33 + 11 + 3 = 47, d.h. 33 · (1 + 1/3 + 1/11) = 47 erhalten wir 47/33 = 1 + 1/3 + 1/11. Die Ägypter arbeiten bei Brüchen fast ausschliesslich mit Stammbrüchen; sie benutzen dafür die Zahlen des ”Dezimalsystems” und setzen über die Zahl das Zeichen ◦, also z. ◦ B. n. 13 2 Da die Ägypter immer mit Stammbrüchen rechnen möchten, ist kein Ergebnis, sondern 5 eine Divisionsaufgabe, die als Summe von Stammbrüchen geschrieben werden muss. Das 2 ist auch der Grund, warum sich im Papyrus Rhind eine Tabelle der Divisionen für alle n ungeraden Zahlen 5 ≤ n ≤ 101 befindet. Für einige Brüche gibt es Sonderzeichen, nämlich (vgl. [Ger1] bzw. [Ger3]): 2 1 1 Bei der Zerlegung wird die ”kanonische” Zerlegung = + vermieden. Es ist aber n n n nicht klar, welchen Gesetzmäßigkeiten die Zerlegungen folgen. Man könnte bei einigen Zerlegungen von folgender Vorstellung geleitet werden: wenn man zum Beispiel 2 Brote auf 7 Personen verteilen möchte, so teile man jedes Brot in 4 gleiche Teile, verteile 7 dieser Teile und zerlege das restliche Viertel in 7 gleiche Teile. Diese Zerlegung entspricht der Formel 2 1 1 = + ; 2n − 1 n n(2n − 1) man erhält so 1 1 2 1 1 2 = + und = + . 5 3 15 7 4 28 Wir betrachten noch einmal die Aufgabe, natürliche Zahlen p, q ∈ N zu finden mit 2 1 1 = + . n p q Setzen wir r := 2p und s := 2q, so erhalten wir 1 1 1 r+s = + = n 2p 2q rs oder rs = n(r + s) und damit s= nr − n2 n2 n2 nr = + =n+ . r−n r−n r−n r−n Also muss r − n eine Teiler von n2 sein. Wir untersuchen, welche Zerlegungen wir für n = 15 erhalten. r − 15 muss ein Teiler von 225 sein. 225 hat die Teilermenge T15 = {1, 3, 5, 9, 15, 25, 45, 75, 225} ; also ergeben sich für r folgende Möglichkeiten: r ∈ {16, 18, 20, 24, 30, 40, 60, 90, 240} . 1 Daraus erhalten wir 4 verschiedene Möglichkeiten, als Summe von 2 verschiedenen 15 Stammbrüchen zu schreiben, nämlich 1 1 1 1 1 1 1 1 1 = + = + = + = + . 15 16 240 18 90 20 60 24 40 14 2 Daraus ergeben sich folgende Darstellungsmöglichkeiten für als Summe von 2 verschie15 denen Stammbrüchen: 1 1 1 1 1 1 1 1 2 = + = + = + = + . 15 8 120 9 45 10 30 12 20 2 Ist n eine Primzahl, so gibt es genau eine Zerlegung von als Summe von zwei Stammn brüchen. Die meisten anderen Zerlegungen im Papyrus Rhind entsprechen nicht den oben angegebenen Formeln. Für n = 101 ist z.B. ◦ ◦ ◦ ◦ 2 : 101 = 101 202 303 606 angegeben, was man direkt aus der Zerlegung 2=1+ 1 1 1 + + 2 3 6 erhält. In Problem 7 soll 2 ◦ ◦ 1 1 = 4 28= + 7 4 28 mit ◦ ◦ 7 1 1 = 1 2 4= 1 + + 4 2 4 multipliziert werden. Wegen der Vorliebe für Stammbrüche werden die beiden Brüche in 2 der obigen Form als Summe geschrieben. Dann wird in der obigen Summendarstellung 7 7 (durch Erweitern mit 7) zu 28-teln gemacht und dann wird zweimal halbiert wegen = 4 1 1 1 + + , d.h. 2 4 1(Ganzes) ◦ 2 (Hälfte) ◦ 4 (Viertel) Nun werden wegen | 7 7 1 2 ( = + ) 7 28 28 | 1 ◦ | 3 2 ◦ 1 31 1 ( = 2 + 2 ) 7 28 28 ◦ 1 1 13 (2 = 4 + 4 ) 7 28 28 | 2 ◦ ◦ | 1 2 4 | 4 2 7 2 1 1 · = · (1 + + ) alle 28-tel addiert zu 7 4 7 2 4 ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ 7 + 1 + 3+ 2 + 2 +1+ 2 + 4 + 4= 14 15 28-tel; wir erhalten ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ 4 28 · 1 2 4=2 . In den nachfolgenden Aufgaben werden Flächenberechnungen und Volumenbestimmungen durchgeführt. Problem 50 gibt die Anweisung zur Berechnung der Kreisfläche mit dem Durchmesser d. Die Formel lautet d (d − )2 9 (= 64 2 64 2 d = 4· ·r ) , 81 d=2r 81 was als Näherung von π den Wert 256 = 3.16.... 81 ergibt. Wie kommt man darauf? Wenn man die Seite s eines Quadrats sucht, das den gleichen Flächeninhalt wie ein Kreis mit dem Durchmesser d hat, so denkt man bei Stammbrüchen an den Ansatz 1 1 s = d − · d = d(1 − ) n n und versucht (etwa durch Experimente) ein optimales n zu finden. n = 9 liefert optimale Werte, n = 8 und n = 10 liefern schlechtere Ergebnisse. Die Zahl π ist auch in den ägyptischen Pyramiden ”versteckt”. So haben fast alle Pyramiden den gleichen Böschungswinkel von ca. α = 510 520 . Es gibt nur zwei Pyramiden mit anderen Böschungswinkeln, die sog. ”Knickpyramide” und die sog. ”stumpfe Pyramide” oder ”Rote Pyramide” bei dem Dorf Dahschur. Bei der Knickpyramide beträgt der Böschungswinkel des oberen Teils und bei der stumpfen Pyramide der gesamte Böschungswinkel ca. β = 430 400 . Knickpyramide Stumpfe Pyramide (entnommen aus [DiAr]). Wie kann man die beiden Winkel erklären? Rollt man eine grosse Scheibe vom Radius r ab und ”stapelt” man dann 4 solcher Scheiben übereinander (vgl. nachfolgendes Bild), so ergibt sich (mit unseren heutigen Kenntnissen) tan α = 8r 4 = 2πr π 16 oder 4 ≈ 51.85390 . π Stapelt man dagegen nur 3 solcher Scheiben übereinander, so erhalten wir α = arctan tan β = oder β = arctan 6r 3 = 2πr π 3 ≈ 43.67920 . π Man findet häufig auch folgende Formulierung: Teilt man den Umfang der Pyramidenbasis (bei der Cheopspyramide 921,46 m) durch die doppelte Pyramidenhöhe (bei der Cheopspyramide 293,46 m), so ergibt sich die Zahl 3.14 . Nach 1500 scheint es in der Mathematik keine Fortschritte mehr gegeben zu haben; die jünger datierten Funde (etwa aus dem 13. Jahrhundert) verlangen in ihren MathematikAufgaben keine größeren Kenntnisse als die großen Papyri. c) Zahlzeichen der Griechen Originale der Werke griechischer Mathematiker - wie der griechischen Schriftsteller überhaupt - sind nicht erhalten, mit Ausnahme einiger Papyri aus der Zeit um 200 n.Chr. (vgl. Zeittafel, Folie 3, entnommen aus [TiL2] und [Ger1] bzw. [Ger3]). Sie sind aber besonders wichtig, weil wir dadurch einen Einblick in das damalige Rechnen erhalten. Vollständige Abschriften der Werke gibt es in der Philosophie erst von Platon, in der Mathematik erst von Euklid an. Für die Zahlenschreibung mit Individualzeichen gab es bei den Griechen 2 Systeme: 17 1) Die attische oder herodianische Schreibweise: Neben dem Einerstrich I werden für die Zehnerstufen jeweils die Anfänge der betreffenden Zahlwörter benutzt; daneben gibt es noch bei fünf eine Zwischenstufe, also (vgl. z.B. [Coll]) 10 = ∆(für ’deka’) 100 = H(für ’hekaton’) 1000 = X 10000 = M 5 = Γ 50 = Γ∆ 500 = ΓH 5000 = ΓX 50000 = ΓM Beispiel : 4889 = XXXXΓH HHHΓ∆ ∆∆∆ΓIIII Diese Zeichen lassen sich von 454 bis gegen 95 v.Chr. nachweisen. 2) Wesentlich kürzer, aber nicht so übersichtlich ist das jüngere System, das von ca. 450 v.Chr. an nachgewiesen ist. Es verwendet die 24 Buchstaben des Alphabets zusammen mit 3 Sonderzeichen, also (vgl. [ReWe]) Die Tausender erhalten links einen kleinen Strich, z.B. 1000 = ˆ 0 α; die Zehntausender werden durch M (Zehntausend = eine Myriade) mit dem darüber gesetzten Zahlenfaktor 0 bezeichnet, z.B. 340000 = λδ . Also erhalten wir 349450 = λδ ϑυν. Manchmal wird zur M M sorgfältigen Unterscheidung von den gewöhnlichen Buchstaben über den Zahlenbuchstaben ein Querstrich geschrieben. Für astronomische Rechnungen verwendeten die Griechen das sexagesimale Zahlensystem, das sie wahrscheinlich von den Babyloniern übernahmen. Man kann annehmen, dass bei den Sexagesimalzahlen für die Leerstellen ein besonderes Zeichen benutzt wird: ein Omikron mit einem Strich darüber, z.B. O, o. Die älteste überlieferte Handschrift mit einem Symbol für eine Sexagesimalnull datiert allerdings erst aus dem 9. Jahrhundert n.Chr.. d) Zahlzeichen der Inder Zu den ältesten Zahlzeichen in Indien zählen die sog. Kharosthi-Ziffern, bei denen sich ein Dezimalsystem und ein Vierersystem überlagern. Man verwendet Individualzeichen für 1 = |, 4 = X, 10 = 2, 20 = 3 und 100 = τ |. Belegt sind die folgenden Zahlzeichen, die vom 4. bis zum 2. Jh. v.Chr. verwendet wurden: 1=| 2 = || 3 = ||| 4=X 5 = |X 6 = ||X 7 = |||X 8 = XX 10 = 2 20 = 3 30 = 23 40 = 33 50 = 233 60 = 333 70 = |333 80 = 3333 200 = τ || 300 = τ |||. 18 Neben diesen Ziffern wurden gleichzeitig auch die Brahmi-Ziffern (ab ca. 250 v.Chr.) mit Individualzeichen für 1 und von 4 bis 9 benutzt (vgl. Folie 4, entnommen aus [Coll]). Hieraus haben sich in Laufe der Zeit 9 Individualzeichen für die Ziffern 1 bis 9 sowie ein Punkt oder ein kleiner Kreis für die Null entwickelt (vgl. Folie 5, entnommen aus [Trop]). Aus dem 7. Jh. stammen Inschriften aus Südostasien, auf denen Ziffern im dezimalen Positionssystem geschrieben sind mit einem Punkt oder einem kleinen Kreis für die Null. Deshalb ist nicht eindeutig klar, ob das dezimale Positionssystem eine echte Erfindung der Inder ist oder ob eine Entlehnung von anderer Seite (vielleicht chinesischer Seite) angenommen werden muss. Ein Zeichen für die Null, nämlich ein Punkt, erscheint in China erstmals in einem astronomisch-astrologischen Text aus der Zeit zwischen 718 und 729 n.Chr.. Eine Entlehnung des Zeichens für die Null von den Indern wird von chinesischen Wissenschaftlern bestritten. Die Kunde von dieser neuen (indischen) Art, Zahlen zu schreiben, drang auch nach Westen vor. Im Jahr 662 schreibt der syrische Gelehrte Severus Sebocht: ” ... Ihre Zahlenschreibweise, die mit Hilfe von neun Zeichen vorgenommen wird, ist über jedes Lob erhaben”. Entweder waren fehlende Potenzen durch Lücken angegeben, oder Severus zählte die Null (als Kreis oder Punkt) nicht zu den Ziffern. Das bis heute älteste indische Zeugnis für die Null (in Form eines kleinen Kreises) findet sich in einem kleinen Tempel in Gwalior in Mittelindien, und geht auf das Jahr 870 n.Chr. zurück. Die rasche Ausbreitung des Islams ab dem 7. Jh. und speziell die Handelsbeziehungen der Araber bis hin nach Indien und China bewirkten, dass die indischen Zahlzeichen allmählich die anderen Zahlensysteme verdrängten. Es ist bisher nicht gelungen, den Weg der Null von Indien bis in die arabische Welt und dann weiter nach Europa lückenlos zu verfolgen. Es gibt zwei Formen der Ziffernschreibweise, eine westarabische und eine ostarabische. In der westarabischen Form sind diese Ziffern dann über Spanien ins übrige Europa gekommen. Wenn wir heute von ”arabischen Ziffern” sprechen, meinen wir die indisch-arabischen Ziffern in der westarabischen Form. e) Der Weg der indisch-arabischen Ziffern nach Europa Die älteste bekannte Verwendung der indisch-arabischen Ziffern (noch ohne die Null) findet sich in einer Handschrift des nordspanischen Klosters Albeida aus dem Jahr 976. Über Spanien (das Kalifat von Córdoba war bis 1236 das kulturelle Zentrum der maurischarabischen Welt, Granada fiel erst 1492 wieder an Kastilien) und Sizilien (von 878-1091 unter arabischer Herrschaft) gelangten die indisch-arabischen Ziffern einschliesslich der Null nach Europa. Einen wesentlichen Beitrag zur Verwendung der neuen indischen Ziffern leistete Leonardo von Pisa (Fibonacci = der Sohn des Bonaccio) (* 1170 (?) in Pisa, †1250 (?) in Pisa) durch sein Buch ”Liber abaci” aus dem Jahre 1202, in dem er dem Abacus eine endgültige Absage erteilt und stattdessen das Rechnen mit den indisch-arabischen Ziffern propagiert. Das ”Liber abaci” besteht aus 15 Kapiteln mit folgenden Inhalten: Kap. 1-7: Einführung der indisch-arabischen Ziffern und Methoden für das Rechnen mit ganzen Zahlen und mit Brüchen. 19 Kap. 8-11: Probleme des kaufmännischen Rechnens. Als bemerkenswerte, spielerische Aufgabe wird das ”Problem der Vögel” angeführt: Ein Mann kauft 30 Vögel: Rebhühner, Tauben und Spatzen. Ein Rebhuhn kostet 3 Silbermünzen, eine Taube 2 und ein Spatz 1/2. Er bezahlt 30 Silbermünzen. Wieviele Rebhühner, Tauben und Spatzen kann er kaufen? Einzige ganzzahlige Lösung ist: 3 Rebhühner, 5 Tauben und 22 Spatzen. Kap. 12-13: Mehrere unterhaltsame Probleme, die auf eine lineare Gleichung oder auf Gleichungssysteme mit 2 oder 3 Unbekannten führen. Hier wird auch die FibonacciZahlenfolge eingeführt. Kap. 14: Rechnen mit Quadratwurzeln und Kubikwurzeln. Kap. 15: y 6 = , x + y = 21 x 9 b) Anwendungen des Satzes von Pythagoras c) Systematische Behandlung von linearen und quadratischen Gleichungen. a) Gleichungen der folgenden Art Noch im Jahre 1299 war den Geldwechslern von Florenz die Verwendung der indischarabischen Ziffern verboten, aber bereits 1338 bestanden in Florenz 6 Schulen zur Ausbildung der Kaufleute im Sinne der modernen Arithmetik. Fibonacci hatte in seinem Buch von ”cephirum” gesprochen und dabei in lateinicher Form das arabische Wort ”sifr”, das für ”Null; Nichts” steht, verwendet. Das deutsche Wort ”Ziffer” kommt aus dieser arabischen Wurzel, wurde ursprünglich nur für die Null benutzt und wurde später für sämtliche Zahlzeichen von 0 bis 9 verwendet. Wie lange es gedauert hat, bis sich die moderne Schreibweise endgültig durchgesetzt hat, kann durch folgende historisch belegten Beispiele gemischter Zahldarstellungen demonstriert werden: 1 · 5 · IIII Cδ I · O · V III · IX IV 02 ICCOO I · II · τ τ 1504 1104 (vgl. griechische Zahlzeichen) 1089 1502 1200 1200 (cifra wurde auf griechisch als τ ζιφ%α geschrieben, also Null mit dem Anfangsbuchstaben τ bezeichnet.) An der Frauenkirche in München findet sich aus dem Jahr 1624 folgende Mischform: M · DC · Z4 . Wie sich die indischen Ziffern im Abendland weiterentwickelt haben, kann man in Folie 6 (entnommen aus [Trop]) sehen.