Sommersemester 2015 Arithmetik in der Grundschule Di 08-10 Uhr Audimax V 1 14.04. V 2 21.04 Arithmetik in der Grundschule – Anfänge und Ziele Die Entwicklung des Zahlbegriffs beim Kind V 3 28.04. V 4 05.05. Zahlenraum bis 20 (Kl. 1) Addieren und Subtrahieren im Zahlenraum bis 20 (Kl. 1) V 5 12.05. V 6 19.05. V 7 02.06. V 8 09.06. Ausbau des Zahlenraumes bis 100 (Kl. 2) Halbschriftliches Addieren und Subtrahieren (Kl. 2) Multiplizieren und Dividieren (Kl. 2, 3) Kleines Einmaleins (Kl. 2) V 9 16.06. V10 23.06. V11 30.06. V12 07.07. Ausbau des Zahlenraumes bis 1000; bis 1 Million (Kl. 3, 4) Halbschriftliches Multiplizieren und Dividieren (Kl. 3) Schriftliches Addieren und Subtrahieren (Kl. 3) Schriftliches Multiplizieren und Dividieren (Kl. 4) V13 14.07. Zusammenfassung Klausur 21.07. 8-10 Uhr, Audimax und HS 1 1 V5 Aufbau des Zahlenraums bis 100 1 Zahlenraum bis 100 1.1 Die Hundertermenge und ihre Strukturen 1.2 Zahlen und Zahlworte 1.3 Zahlbildung 1.3 Stellenwertverständnis 1.4 Ordnung zweistelliger Zahlen 2 Unser Zahlsystem – ein dekadisches Stellenwertsystem 2.1 Historisches 2.2 Merkmale des dekadischen Stellenwertsystems 2.3 Zahlsysteme mit einer anderen Basis 2.3 Römische Zahlzeichen 2 1 Zahlenraum bis 100 3 1.1 Die Hundertermenge und ihre Strukturen • Wie viel ist 100? 4 „100“ in Klasse 2 unstrukturierte und strukturierte Mengen 5 Stäbchenbündel und einzelne Stäbchen Mehrsystemblöcke Rechenrahmen 6 Unterrichtsidee zum Strukturieren des Hunderters Schneide ein Hunderterfeld aus Kästchenpapier. Welche Muster im Hunderterfeld kannst du entdecken? Quelle: I. Herklotz, Grundschulunterricht Mathematik, 1/2013 7 • eigene Muster interpretieren 8 Schätzen im Hunderterraum • Wie viele sind es? • Schätze. • Wie bist du auf deine Schätzzahl gekommen? Quelle Abbildung: Ich kann Mathematik, Band 2. Lernbuchverlag 9 1.2 Zahlen und Zahlworte Zweistellige Zahlen in der Umwelt wahrnehmen • Kleine Texte mit zweistelligen Zahlen verfassen Quelle Abbildung: Ich kann Mathematik, Band 2. Lernbuchverlag 10 Zahlwörter schreiben Das Zahlwort für 76 besteht aus den drei Teilen sechs-und-siebzig. Schriebe solche Zahlwortteile auf Papierstreifen. In welche Felder passen die Zahlwörter zu den Zahlen 31, 38, 66, 97? Quelle Abbildung: Ich kann Mathematik, Band 2. Lernbuchverlag 11 Vertauschst du bei einer Zahl die Ziffern, bekommst du ihre „Umkehrzahl“. Die Umkehrzahl von 85 ist 58. Schreibe Umkehrzahlen auf. Markiere Umkehrzahlen in der Hundertertafel. Quelle Abbildung: Ich kann Mathematik, Band 2. Lernbuchverlag 12 • Alle Zahlen und Zahlwörter von 1 bis 99 Formulieren Sie Aufträge zum Arbeitsblatt. Quelle Abbildung: Ich kann Mathematik, Band 2. Lernbuchverlag 13 1.3 Zahlbildung Zahlen auffassen und darstellen Lege zweistellige Zahlen mit Zehnerstangen und Einerwürfeln. Stelle die Zahl an den Zehnerstreifen dar. Stelle mit dem Abdeckwinkel zweistellige Zahlen am Punktefeld dar und notiere die Zahl. 14 Quasisimultanes Erfassen von Zahlen Übung „schneller Blick“ (Blitzblick): – Ich stelle am Rechenrahmen eine Zahl ein und zeige sie euch nur kurz. – Ihr schreibt die Zahl auf. – Wer konnte die Zahl erkennen? Woran hast du sie erkannt? 15 1.4 Stellenwertverständnis Übertrage die mit Mehrsystemblöcken dargestellte Zahl in die Stellenwerttafel. Lege die diktierten Zahlen mit Plättchen in die Stellenwerttafel. Lies die Zahlen noch einmal für dich. 16 Arbeiten mit dem Schulabakus Eine Teppichfliese entspricht einer Spalte in der Stellenwerttafel. Lege 43 Einerwürfelchen (Stäbchen) auf die „Zehnerplatte“. Mehr als 9 dürfen dort nicht liegen. Bündle und wechsle so (immer 10 werden zu einem Zehnersteinchen), dass man die Zahl 43 auf einen Blick sehen kann. Quelle: Johann/Matros, Wechselspiele 17 1.5 Ordnung zweistelliger Zahlen • Zählübungen • Orientierungsübungen an der Hundertertafel Suche kurze Wege auf der Hundertertafel von 21 bis 87. Abb. Quelle: Zahlenbuch 2 Würfelt und setzt abwechselnd. Einer beginnt bei 1 und einer bei 100. Wer kann den anderen rauswerfen. Wer ist zuerst bei der „Gegenzahl“? 18 • Übungen am Rechenstrich Trage den ungefähren Platz der Zahlen 33, 10, 60, 35, … am Rechenstrich ein. • Übungen am Zahlenstrahl Benenne die markierten Zahlen. • Vergleichen und Ordnen von Zahlen Vergleiche die folgenden Zahlen miteinander. Setze das richtige Zeichen: 54 und 45, 36 und 63, 83 und 38. 19 Zahlen ordnen • Ein Spiel für 2 oder mehr Kinder: – Mischt die Zahlenkarten. Zieht eine zweistellige Zahl (z. B. 54) und schreibt diese auf das mittlere Feld eures Zahlenbandes. – Deckt reihum eine Karte vom Stapel auf. Wenn die Zahl auf euer Band passt, tragt sie darauf ein. Wenn nicht, legt sie beiseite. – Wer am Schluss die meisten Zahlen auf seinem Band hat, gewinnt. Quelle Abbildung: Ich kann Mathematik, Band 2. Lernbuchverlag 20 2 Unser Zahlsystem – ein dekadisches Stellenwertsystem 21 2.1 Historisches Was sind Zahlen? • Der menschliche Intellekt hat sie zum Zählen ersonnen. Erst allmählich emanzipierte sich der Begriff „Zahl“ von der jeweiligen Natur der Dinge. Dafür war ein langer Evolutionsprozess nötig. Quellen: Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen; Kaiser/Nöbauer, Geschichte der Mathematik 22 Wie entwickelten sich die Zahlen? • „Für diesen Hirsch will ich drei Speerspitzen haben“ - mit ähnlichen Worten mögen die ersten Menschen unserer Art, die vor rund 25 000 Jahren lebten, ein Geschäft eingeleitet haben. Und sie brauchten dafür nicht einmal Zahlen – nur ihre Hände. • Mit einem Finger deuteten sie auf das Wild, mit drei Fingern auf Speerspitzen. • Für tausende von Jahren war für die Menschen eine Anzahl, die über drei hinausging, eine Menge, die mit Worten nicht genau fassbar war. Quellen: Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen; Kaiser/Nöbauer, Geschichte der Mathematik 23 • Die Informationen aus der Frühzeit der Menschen zeigt, dass die Zählreihe nicht fertig in die Wirklichkeit sprang, sondern sich von einer Zählgrenze zur nächsten verschob. • Ein Zwergvolk, das nur mit sich im Urwald lebt, musste nicht über ‚zwei‘ hinauszählen. Alles, was darüber war, war „viel“. • Den Viehzüchter aber zwingt seine Herde, Stück für Stück bis 100 oder darüber hinaus zu zählen. „Viel“ wird für ihn erst, was weit über die Anzahl seiner Herdentiere hinaus geht und damit den wirtschaftlichen Wert für ihn verliert. Quellen: Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen; Kaiser/Nöbauer, Geschichte der Mathematik 24 • Jäger und Sammler brauchten für ihr normales Leben keine größeren Zahlen, aber die Orientierung an Mondrhythmen und Jahreszeiten führte vermutlich auch zur Weiterentwicklung des Zahlbegriffs. Quellen: Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen; Kaiser/Nöbauer, Geschichte der Mathematik 25 • Die Zeit ist etwas Flüchtiges, man kann sie nicht vor sich aufreihen und mit Hilfe der Finger zusammenzählen. • Unsere Ahnen haben dieses Problem wahrscheinlich auf die Weise gelöst, dass sie eine Kerbe (z.B. für einen Tag) in einen Baum, einen Stock oder einen Stein ritzten. • Mit den „Kerbhölzern“ hat man die ersten Zeugen für Zahlzeichen gefunden. • Es folgten in den frühen Hochkulturen (Mesopotamien, Ägypten, China, Indien) die Ideen der Bündelung und der Stufung, die es ermöglichten, auch größere Zahlen darzustellen. Quellen: Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen; Kaiser/Nöbauer, Geschichte der Mathematik 26 Der Stammeshäuptling hat einige seiner Leute um sich versammelt und hat sich, um das Vieh zu zählen, folgendes Verfahren ausgedacht... Wenn 627 Tiere vorbeigegangen sind, ergibt sich folgendes Bild: -Der erste Helfer hat 7 Finger ausgestreckt. -Der zweite Helfer hat 2 Finger ausgestreckt. Quelle: ebda. -Der dritte Helfer hat 6 Finger ausgestreckt. 27 Zahlzeichen der Babylonier Quelle: ebda. Die Babylonier verwendeten ein Sechzigersystem mit 59 Ziffern. 28 Positionssysteme kamen in vier Zivilisationen mit geschriebener Sprache vor: – Mesopotamien – China – Indien – Ägypten • Unser dekadisches Positionssystem geht auf den indischen Kulturkreis zurück. Quelle: ebda. 29 Weg unserer „arabischen“ Ziffern • Im Jahr 773 kamen die Zahlzeichen in astronomischen Schriften von Indien nach Bagdad. • Im Jahr 820 erklärte und verwendete ein arabischer Mathematiker (al-Khuwarizmi) indische Ziffern in einem Lehrbuch. • Im 12. Jahrhundert wurde dieses Lehrbuch in Spanien ins Lateinische übersetzt (allmähliche Verbreitung in Europa). • Um 1500 verdrängten die „figurae indorum“ dann auch im deutschen Raum die römischen Ziffern. Quelle: ebda. 30 Siegeszug der arabischen Ziffern • vor allem, weil man mit ihnen leicht rechnen konnte („indische Positionsarithmetik“) • Die Form der Ziffern wurde mehrfach verändert. • Ihre heutige Gestalt geht auf Albrecht Dürer (14711528) zurück. Quellen: Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen; Kaiser/Nöbauer, Geschichte der Mathematik 31 • Entscheidend für unser Zahlsystem war die Verwendung der Null als Zeichen für unbesetzte Stellen. • Wahrscheinlich haben die Inder den kleinen runden Kreis als Zeichen für eine Leerstelle von den Griechen übernommen. Quelle: ebda. 32 Al-Khuwarizmi über die Null: „Wenn beim Subtrahieren nichts übrigbleibt, schreib dann einen kleinen Kreis, damit der Platz nicht leer bleibt. Der kleine Kreis muss den Platz einnehmen, weil es sonst weniger Stellen werden und zum Beispiel die zweite für die erste gehalten wird.“ Quelle: ebda. 33 Entwicklung unserer heutigen Ziffernsymbole Quelle: ebda. 34 Zwei große geschriebene Rechensysteme: 1. Additive Systeme: Jede Zahl entsteht durch direkte Addition (z.T. auch Subtraktion) der numerischen Werte einzelner Ziffern (Beispiel: Römische Zahlzeichen). 2. Positions- oder Stellenwertsysteme: Jede Ziffer einer Zahl hat zusätzlich zu ihrem Ziffernwert einen Stellenwert. 35 2.2 Merkmale eines dekadischen Stellenwertsystems (Dezimalsystems) deka (griech.) – zehn decem (lat.) – zehn 36 Das Dezimalsystem • Das am meisten verbreitete Zahlensystem beruht auf der Zahl 10. • Innerhalb dieses Systems erhalten alle ganzen Zahlen bis 10 einen eigenen Namen. Auch die Zehnerpotenzen (1, 10, 100, 1000, ...) werden eigenständig benannt. • Die Namen der übrigen Zahlen werden durch Addition der Namen der vorangegangenen Zahlen zusammengesetzt. 37 Würde es keinerlei Abweichungen geben, würde man auf diese Weise folgende Zahlennamen erhalten: Quelle: Georges Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen. 1981 38 Grundidee: systematisches Bündeln kleinerer Einheiten zu größeren (Bündelungsverfahren mit der Zahl 10) – zehn Grundziffern: die ersten neun Zahlen und die Null für unbesetzte Stellen (1,2,3,4,5,6,7,8,9,0) – Jede natürliche Zahl lässt sich eindeutig als Folge von Grundziffern darstellen. Jeder Ziffer kommt zusätzlich zu ihrem Ziffernwert ein dekadischer Stellenwert zu. (123, 444, 603) – Stellenwerte im dekadischen Positionssystem sind die Potenzen der Grundzahl 10: • 10 0 = 1; 10 1 = 10; 10 2 = 100; 103 = 1000; 104 = 10 000 usw. 39 „46 783“ • Die Stelle, an der eine Grundziffer steht, gibt an, mit welcher Potenz von 10 sie zu multiplizieren ist. • Mehrstellige Zahlen können auch als Summe solcher Produkte aufgefasst werden: – 46 783 = 4 ∙ 104 + 6 ∙ 103 + 7 ∙ 102 + 8 ∙ 101 + 3 ∙ 100 – 46 783 = 4 ∙10 000 + 6 ∙ 1000 + 7 ∙ 100 + 8 ∙ 10 + 3 ∙ 1 40 2.3 Zahlsysteme mit einer anderen Basis An Stelle der 10 kann man auch jede andere Zahl als Basis eines Positionssystems wählen. z. B. für die Rechentechnik wird das Dualsystem verwendet: zwei Grundziffern 0 und 1; Stellenwerte sind Potenzen von 2 (1) Mit der größten • • • • 12 = 13 = 15 = 128= Zweierpotenz, die in der Zahl steckt, beginnen und die Ziffer an der entsprechenden Stelle notieren. (2) Beim verbleibenden Rest immer wieder so vorgehen bis nur noch Einer übrig sind. 41 Bei kleinen Basiszahlen verlängert sich die Zahldarstellung: „dreihundert“ • Dezimalsystem: 3 0 0 • Dualsystem: 1 0 0 1 0 1 1 0 0 42 Denken in anderen Zahlsystemen Zehnersystem • 10 Grundziffern: 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 • Potenzen von 10 (1, 10, 100, 1000, 10000, ...) Vierersystem • 4 Grundziffern: 0, 1, 2, 3 • Potenzen von 4 (1, 4, 16, 64, 256, 1024, ...) Zweiersystem • 2 Grundziffern: 0,1 • Potenzen von 2 (1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256, ...) Fünfersystem • 5 Grundziffern: 0, 1, 2, 3, 4 • Potenzen von 5 (1, 5, 25, 125, 625, 3125, ...) 43 (Weitere) Verfahren zur Umrechnung einer im Dezimalsystem gegebenen Zahl in ein System mit einer Basis = 10 579 soll mit der Basis b=6 dargestellt werden. Vorgehen über Reste • 579 = 96 · 6 + 3 • 96 = 16 · 6 + 0 • 16 = 2 · 6 + 4 • 2= 0·6+2 • 579 = 24036 Darstellen als Summe von Vielfachen der Potenzen 579 = 2 · 216 + 147 579 = 2 · 216 + 4 · 36 + 3 579 = 2 · 216 + 4 · 36 + 0 · 6 + 3 · 1 579 = 2 · 63 + 4 · 62 + 0 · 61 + 3 · 60 579 = 24036 44 2.4 Römische Zahlzeichen (Additionssystem) Padberg 2005, S. 53-55 45 Römische Zahlzeichen (älteres Modell) 46 Kerbhölzer von Hirten Eine Kerbe an die andere gereiht, war zu unübersichtlich und so dachten sich die Römer etwas aus, dass die Ziffernreihe überschaubarer machte: Wenn sie bei der fünf angekommen waren, schnitzten sie zwei schräge Kerben ein und bei der zehn zwei Kerben, die sich überschnitten. Entwicklung des Zeichens für 50: Ifrah: Universalgeschichte der Zahlen 47 Römischer Abakus (Rechenbrett) Ifrah: Universalgeschichte der Zahlen 48 Regeln für den Gebrauch der Römischen Zahlen (Die Regeln wurden immer mal wieder geändert oder ergänzt.) • Aus den Zahlzeichen I, V, X, L, C, D, M werden alle Zahlen durch Addition und Subtraktion zusammengesetzt. • I, X, C, M höchstens dreimal hintereinander verwenden • V, L, D nicht mehrfach hintereinander verwenden • Steht ein Zeichen mit einem geringeren Wert links von einem Zeichen mit einem höheren Wert, wird der kleinere Wert vom größeren subtrahiert. • I, X, C darf nur vom jeweils Fünf- oder Zehnfachen abgezogen werden. • Die durch Fünferbündelung entstandenen Zeichen V, L, D dürfen nicht subtraktiv verwendet werden. 49 Beispiele • XCV • MCMLXXIX • MMCMXLIII 50 Wo begegnen uns heute noch römische Ziffern? • • • • • als Nummerierungen auf alten Wegsteinen bei Königs- und Königinnennamen: Elisabeth II. bei Papstnamen: Pius XII., Johannes Paul XXIII. auf Ziffernblättern (sogar bei modernen Uhren) als Jahreszahlen auf alten Denkmälern und in manchen Büchern Quelle: Ch. Erichson, Von Giganten, Medaillen … 51 • Fazit … 52