Synthese und Kristallstruktur des B ariu m -K u pfer-T ellu rit-T ellu rats B a C u T e 0 3T e 0 4 Synthesis and Crystal Structure o f the Barium Copper Tellurite-Tellurate B a C u T e0 3T e 0 4 O. Sedello, Hk. Müller-Buschbaum* Institut für Anorganische Chemie der Christian-Albrechts-Universität, Olshausenstraße 40, D-24098 Kiel Z. Naturforsch. 51b, 465-468 (1996); eingegangen am 31. August 1995 Barium, Copper, Tellurium, Oxide, Crystal Structure Single crystals of BaCuTe03T e 0 4 have been prepared by crystallisation from melts. X-ray investigations lead to orthorhombic symmetry, space group C2v-Ama2, a = 5.4869(8), b = 15.412(1), c = 7.2066(4) A , Z = 4. This compound represents a new structure type, containing B aO 10, C u 0 5, T e 0 6 and T e 0 4 polyhedra. The lone pair (E ) of TeIV completes the TeIV0 4 polyhedron to a trigonal T e 0 4E bipyramid. The Te to E distance is estimated by calculations o f the Coulomb terms of lattice energy to 1.43 A . Darstellung von B a C u T e 20 7 -Einkristallen und Einleitung Gemischtvalente Oxoverbindungen des vier­ wertigen und des sechswertigen Tellurs sind schon seit langem bekannt. Ihre Anzahl ist jedoch deut­ lich geringer ist als die der ausschließlich sechsbzw. vierwertigen Tellurate. Besonderes kristall­ chemisches Interesse gilt dabei dem vierwertigen Tellur, welches auf Grund des inerten Elektronen­ paares, im Gegensatz zum fast ausschließlich oktaedrisch koordiniertem T eVI, drei-, vier- und fünffach von Sauerstoff umgeben sein kann. Durch Hydrothermalsynthese wurden die Säure H 2T e20 6 [1] und deren Anhydrid Te20 5 [2] sowie Te40 9 [3] dargestellt. M it der gleichen M ethode konnten auch die gemischtvalenten Alkalim etallTellu rate(IV /V I) erhalten werden. A ls Beispiele seien die Substanzen K ^ e ^ T e ^ O ^ [4] und Ago, 4N a 1>6Te 2VTe 3 ,10 14 [5] aufgeführt. Das Ba­ rium-Salz der Säure H 2Te20 6 [6] wurde dagegen w ie N a 4Te20 7 [7] unter Normalbedingungen durch Erhitzen an Luft dargestellt. D er folgende Beitrag berichtet über die Syn­ these und Kristallchemie eines weiteren gemischt­ valenten Tellurats B a C u T e0 3T e 0 4. * Sonderdruckanforderungen Buschbaum. an 0932-0776/96/0400-0465 $06.00 Prof. Dr. Müller- deren röntgenographische Untersuchung B aC l2-2H 20 (M erck p.a.) und CuO (M erck ) (1 :1 ) wurden mit einem 20-fachen Überschuß an T e 0 2 (Darstellung von T e 0 2 durch Auflösen von Tellur (Fluka > 9 9 ,7 % ) in konzentrierter Salpeter­ säure) innig vermengt. D er große Überschuß von T e 0 2 war notwendig, da T e 0 2 bei Temperaturen über 500 °C verdampft. Das Gem enge der Aus­ gangsstoffe wurde in Korundschiffchen gefüllt und im O fen an Luft auf 750 °C erhitzt. Diese Tem pe­ ratur wurde 24 h gehalten und der O fen dann mit 20 °C/h abgekühlt. Neben Ba3Te20 6C l2 [8], w el­ ches als Hauptprodukt auftrat, wurden wenige, plättchenförm ige blaugrüne Kristalle erhalten. D iese wurden mit energiedispersiver Röntgenspektrometrie (Elektronenm ikroskop Leitz SR 50, ED X-System Link A N 10000) mit standardfreier Meßtechnik halbquantitativ untersucht. D ie A n a ­ lyse lieferte ein Verhältnis von B a :C u :T e = 1:0,7:2,1. M it Drehkristall und W eißenberg-Aufnahmen wurde eine orthorhombische Elem entar­ zelle gefunden. D ie Auslöschungsbedingungen führten zu den möglichen Raumgruppen D 2h7Cmcm, C 2v6-Am a2 und C ^v-C n u ^. M it dem Pro­ gramm SH E LX S -86 [9] wurden zuerst in der höchstsymmetrischen Raumgruppe die M etall­ lagen bestimmt. M it dem Programm S H E L X L -93 [10] berechnete Differenz-Fourier-Synthesen führ­ ten zu den Lageparam etern von Sauerstoff. A lle © 1996 Verlag der Zeitschrift für Naturforschung. A ll rights reserved. Unauthenticated Download Date | 2/13/17 10:19 PM D O. Sedello-H k. Müller-Buschbaum ■ Barium-Kupfer-Tellurit-Tellurat 466 Lage- und thermischen Auslenkungsparameter wurden schließlich ebenfalls mit S H E L X L -9 3 ver­ feinert. Es ergaben sich (bis auf eine Ausnahme) gute isotrope Temperaturfaktoren, plausible M e ­ tall-Sauerstoff- und S au erstoff-S au erstoff-A b­ stände. Eine der Sauerstofflagen zeigte starke thermische Auslenkungsparameter und gleichzei­ tig traten zwischen den 0 2“ -Ionen auf dieser Lage zu kurze O -O -A b s tä n d e auf. D ie aus der R ö n t­ genstrukturanalyse erhaltene Bruttoform el lautete BaCuTe2O s. D ie Verfeinerung des Besetzungsfak­ tors jener achtzähligen Sauerstofflage, die starke Auslenkungsparameter aufwies, führte zu einer statistischen Unterbesetzung durch vier O 2 -Ionen und damit zur Formel BaCuTe20 7 mit T e IV und TeVI. Die endgültige Lösung der Kristallstruktur erfolgte in der Raumgruppe C 2v-A m a 2, wodurch die achtzählige Lage für Tellur in zwei vierzählige aufspaltet und die unterbesetzte achtzählige Sauerstofflage in eine vierzählige übergeht. Tab. I gibt die kristallographischen Daten und Meßbe- Tab. I. Kristallographische Daten und Meßparameter für BaCuTe20 7 mit Standardabweichungen in Klam- Kristallsystem Auslöschungsbedingungen Raumgruppe Gitterkonstanten [A ] orthorhombisch hkl, 0 k l k+l = 2 n hOl h j = 2n hkO, OkO k - 2n h — 2n h 00 I = 2n 00/ C'2V-Ama2 a = 5,4869(8) b = 15,412(1) c = 7,2066(4) 609,42(10) Zellvolumen [Ä 3] 4 Zahl der Formeleinheiten Diffraktometer Enraf-Nonius C A D 4Turbo Strahlung/Monochromator MoKa/Graphit Q/20 Meßmodus Korrekturen Untergrund, Polarisa­ tions- und Lorentzfaktor M olE N [16] Absorptionskorrektur Meßbereich (0 °) 2,64-39,95 4046 Gemessene Reflexe Symmetrieunabhängige Reflexe 2023 Reflexe für I > 2 a (l) 1825 Anzahl der Parameter 61 (anisotrop) R\ =0.038. wR 2 = 0.072 Gütefaktoren (alle Reflexe) R\ = 0.028.1V/? 2 =0.066 [I > 2o(\)\ Tab. II. Atomkoordinaten und äquivalente Temperatur­ faktoren [ A 2] mit Standardabweichungen in Klammern. Atom Lage X y z u eq Ba Cu T e (l) Te(2) 0 (1 ) 0 (2 ) 0 (3 ) 0 (4 ) 0 (5 ) 4b 4b 4b 4b 4b 8c 4b 8c 4a 0,2500 0,2500 0,2500 0.2500 0,2500 0,0072(3) 0.2500 0,0040(4) 0,0 0.2085(1) 0.1294(1) 0.9224(1) 0,9286(1) 0.8659(1) 0,1436(1) 0.9823(2) 0,8429(1) 0,0 0.9923(1) 0.5028(1) 0.7520(1) 0,2447(1) 0.9934(5) 0,3040(2) 0,5206(3) 0,6818(2) 0,8629(3) 0,008(1) 0,007(1) 0.004(1) 0,006(1) 0.007(1) 0,010(1) 0,008(1) 0,007(1) 0,011(1) dingungen wieder. Tab. II enthält die endgültigen Lageparam eter und äquivalenten Temperaturfak­ toren, und Tab. II I stellt die wichtigsten Abstände und Bindungswinkel zusammen. A lle Rechnungen wurden auf einer IB M RS/ 6000 des Instituts für Anorganische Chemie der Universität K iel durchgeführt und die Zeichnun­ gen mit einem modifizierten O R TE P-Program m [11, 12] erstellt*. Tab. III. Interatomare Abstände [A]und Bindungswin­ kel [°] für BaCuTe20 7 mit Standardabweichungen im Klammern. B a - 0 (4 ) -0 (2 ) - 0 (4 ) -0 (1 ) - 0 (2 ) 2,753(2) 2,796(2) 2,824(2) 2,974(1) 3,004(2) 2x 2x 2x 2x 2x T e (l)- 0 (4 ) -0 (3 ) - 0 (1 ) - 0 (5 ) 1,891(2) 1,906(2) 1,945(3) 1,988(1) 2x C u - 0 (4 ) -0 (2 ) -0 (3 ) 1,946(2) 1,969(2) 2,272(2) 2x 2x T e (2 )- 0 (2 ) -0 (1 ) -0 (3 ) 1,848(2) 2,053(3) 2,154(2) 2x 0 (2 )- T e (2 )- 0 (2 ) 0 (2 )- T e (2 )- 0 (l) 0 (2 )- T e (2 )- 0 (3 ) 0 (l)- T e (2 )- 0 (3 ) 2x 99,58(12) 85,42(6) 91,02(6) 174,48(9) Beschreibung der Kristallstruktur von B aC u T e20 7 mit Diskussion D ie Röntgenstrukturanalyse von BaCuTe20 7 ergab, daß dieses gemischtvalente Tellurat einen Weitere Einzelheiten zur Kristallstrukturuntersuchung können beim Fachinformationszentrum Karls­ ruhe, D-76344 Eggenstein-Leopoldshafen. unter A n ­ gabe der Hinterlegungsnummer CSD 404297 angefordert werden. Unauthenticated Download Date | 2/13/17 10:19 PM O. S edello-H k. Müller-Buschbaum • Barium-Kupfer-Tellurit-Tellurat 467 Abb. 1. Einzelpolyeder von O 2 um a) Barium und b) um Te(2). Die Sauerstoffpositionen sind beschriftet. bisher unbekannten Aufbau aufweist. W ie Abb. la zeigt, ist Barium zehnfach von Sauerstoff koordi­ niert. Das gezeichnete Polyeder kann aus einem Sauerstoffvier- und -sechsring aufgebaut werden. Kupfer zeigt die bei den Oxocupraten gut be­ kannte tetragonal pyramidale Sauerstoffkoordina­ tion und T e ( l ) ist regelmäßig oktaedrisch von Sauerstoff umgeben, was auf die Oxidationsstufe T eVI hinweist. Abb. lb verdeutlicht, daß T e(2 ) vierfach von 0 2~ koordiniert ist. Das einseitig o f­ fene Polyeder kann als Fragment einer trigonalen Bipyram ide aufgefaßt werden. D ie fehlende Pyra­ midenecke wird offenbar vom inerten Elektronen­ paar von T e IV besetzt. D er Aufbau von BaCuTe20 7 läßt sich mit Struk­ turausschnitten erklären. Abb. 2 zeigt, daß eng Abb. 2. Verknüpfung von T e ( l ) 0 6-0ktaedern (enge Schraffur) mit tetragonalen CuOs-Pyramiden (weite Schraffur). Die Abmessungen einer Elementarzelle sind eingezeichnet. Kleine offene Kugel = O 2-. Abb. 3. Perspektivische Darstellung der Polyederver­ knüpfung mit Blick längs [100], Polyederschraffur wie in Abb. 2, große Kugel mit Kreuz = Ba2+, Kugel mit Seg­ ment = T e(2 )IV, kleine offene Kugel = O 2-. Die Abmes­ sungen einer Elementarzelle sind eingezeichnet. schraffierte T eVI0 6-0 k ta ed er miteinander über Ecken zu eindimensionalen Polyedersträngen ver­ knüpft sind. Je drei dieser T e 0 6-0ktaeder sind zu­ sätzlich durch eine tetragonale C u 0 5-Pyramiden verknüpft, so daß in Richtung [100] zueinander isoliert a u ftreten d e«,[C u 2Te20 14]-Ketten den K ri­ stallverband durchziehen. In der in Abb. 3 ge­ zeichneten Gesamtansicht der Kristallstruktur wird deutlich, daß längs [001] T e (2 )IV die cl) [Cu2Te20 14]-K etten verbindet. D ie Verknüp­ fung zum dreidimensionalen Kristallverband er­ folgt schließlich durch Barium. A bb. 3 läßt ferner erkennen, daß die B a O 10-Polyeder eine Schicht ausbilden. In den verbleibenden offenen Tunnels des Polyedergerüsts sind die s2-Elektronenpaare ( E ) von T eIV zu suchen, welche die einseitig offene Koordination von T e(2 ) zu einer trigonalen B i­ pyramide ergänzen. M it Berechnungen der Coulom b-Term e zur G it­ terenergie mit einem für vorgegebene Param eter­ schritte m odifiziertem Program m des M A P L E Konzepts [13, 14] wurde die wahrscheinlichste Lage des freien Elektronenpaares am T e IV ge­ sucht. Beginnend mit den W erten in der Nähe von T e(2 ) x = 0,25; y = 0,94; z = 0,25 ergab sich für variable W erte für y und z (Schrittweite für y = +0,01 und für z = +0,005) eine optimierte Lage des inerten Elektronenpaares bei x = 0,25; y = 0,02; z = 0,28. D ies führt zu einem Abstand T e IV- E von 1,43 A . Ü ber die Lage des freien Elektronenpaa­ res in T ellu ra ten (IV ) wurde ausführlich berichtet Unauthenticated Download Date | 2/13/17 10:19 PM 468__________________________________________O. S edello-H k. Müller-Buschbaum • Barium-Kupfer-Tellurit-Tellurat [15]. D ort wurde ein Abstand des freien E lek tro­ nenpaares vom Tellurion von 1,02 bis 1,42 A dis­ kutiert. [1] O. Lindqvist, J. Moret, Acta Crystallogr. B29, 956 (1973). [2] O. Lindqvist, J. Moret, Acta Crystallogr. B29, 643 (1973). [3] O. Lindqvist, W. Mark. J. Moret, Acta Crystallogr. B31, 1255 (1975). [4] F. Daniel, J. Moret, M. Maurin. E. Philippot, Acta Crystallogr. B34, 1782 (1978). [5] W. Loeksmanto, J. Moret, M. Maurin. E. Philippot, J. Solid State Chem. 33, 209 (1980). [6] M. Kocak, C. Platte, M. Trömel, Acta Crystallogr. B35, 1439 (1979). [7] E. Gutierrez-Rios, M. L. Veiga, C. Pico, JCS Dalton Trans. 1978, 948. [8] E. Hottentot, B. O. Loopstra, Acta Crystallogr. C39, 1600 (1983). D ank D er Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Fonds der chemischen Industrie danken wir für die Unterstützung mit wertvollen Sachmitteln. [9] G. M. Sheldrick, SHELXS-86, Program System for the Solution o f Crystal Structures, Göttingen (1986). [10] G. M. Sheldrick, SHELXL-93, Program for Crystal Structure Determination, Göttingen (1993). [11] C. K. Johnson, Report ORNL-3794, Oak Ridge N a­ tional Laboratory. T N (1965). [12] K.-B. Plötz, Dissertation, Univers. Kiel (1982). [13] R. Hoppe, Angew. Chem. 78, 52 (1966). [14] R. Hoppe, Adv. Flourine Chem. 6, 387 (1972). [15] J. Galy, G. Meunier, S. Andersson, A . Aström, J. Solid State Chem. 13, 142 (1975). [16] MolEN, An interactive structure solution proce­ dure, Enraf-Nonius, Delft, Netherlands (1990). Unauthenticated Download Date | 2/13/17 10:19 PM