T-Zell-vermittelte Aktivierung Natürlicher Killerzellen

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Aus dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des
Universitätsklinikums in Ulm
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Steffen Stenger
T-Zell-vermittelte Aktivierung Natürlicher Killerzellen
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen
Fakultät der Universität Ulm
vorgelegt von Valeska Knoll
aus Göttingen
2010
Meinen Eltern
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth
1. Berichterstatter: Prof. Dr. Steffen Stenger
2. Berichterstatter: Prof. Dr. Thomas Barth
Tag der mündlichen Prüfung: 20.05.2011
I
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
III
1. Einleitung
1.1. Natürliche Killerzellen
1
1.1.1. Rolle bei der Immunabwehr
1
1.1.2. Effektormechanismen und Subpopulationen
2
1.1.3. Aktivierung
3
1.2.
Induktion einer adaptiven Immunantwort
5
1.3.
Fragestellung der Arbeit
7
2. Material und Methoden
2.1.
2.2.
Material
2.1.1. Arbeitsgeräte
9
2.1.2. Arbeitsmaterial
9
2.1.3. Chemikalien
10
2.1.4. Medien und Puffer
11
2.1.5. Zytokine und Antikörper
11
2.1.6. Antigene
12
Methoden
2.2.1. Isolierung peripherer mononukleärer Zellen
13
2.2.2. Isolierung Natürlicher Killerzellen
14
2.2.3. Generierung unreifer dendritischer Zellen
15
2.2.4. Durchflusszytometrie
16
2.2.5. Proliferationsmessung
16
2.2.6. Kultur in Transwell-Platten
18
2.2.7. Statistische Auswertung
19
3. Ergebnisse
3.1.
Identifikation proliferierender Natürlicher Killerzellen
20
3.1.1. Optimierung der Proliferationsmessung für primäre
humane Blutzellen
20
3.1.1.1.
Konzentration des Fluorochroms
20
3.1.1.2.
Konzentration der Lymphozyten
21
II
3.1.1.3.
Auswahl des Stimulus zur Induktion der
Lymphozytenproliferation
3.1.1.4.
22
Bedeutung dendritischer Zellen für die
Lymphozytenproliferation
23
3.1.2. Phänotypische Charakterisierung proliferierender
Zellen
26
3.1.3. Nachweis der Proliferation aufgereinigter Natürlicher
Killerzellen
28
3.1.3.1.
Anreicherung Natürlicher Killerzellen
3.1.3.2.
Einfluss von PPD auf die Proliferation Natürlicher
Killerzellen
3.2.
28
30
Mechanismus der Aktivierung Natürlicher Killerzellen
32
3.2.1. Rolle löslicher Faktoren für die Proliferation Natürlicher
Killerzellen
33
3.2.2. Identifikation aktivierender Zytokine
35
3.2.2.1.
Einfluss von Zytokinen dendritischer Zellen
36
3.2.2.2.
Einfluss von T-Zell-Zytokinen
38
3.2.2.3.
Rolle von Interleukin-2 auf die Proliferation
Natürlicher Killerzellen
40
4. Diskussion
4.1.
Bedeutung der Proliferation Natürlicher Killerzellen bei der
Immunantwort
4.2.
44
Bedeutung von Interleukin-2 bei der Immunantwort und in der
Krebstherapie
46
4.3.
Interaktion von T-Zellen und Natürlichen Killerzellen
49
4.4.
Natürliche Killerzellen als Teil des adaptiven Immunsystems
51
5. Zusammenfassung
55
6. Literaturverzeichnis
57
Anhang
68
III
Abkürzungsverzeichnis
APZ
Antigenpräsentierende Zellen
CD
Cluster of differentiation
CFSE
Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester
DZ
Dendritische Zellen
EDTA
Ethylendiamin-Tetraacetat
FITC
Fluorescein-Isothiocyanat
GM-CSF
Granulocyte macrophyge colonystimulating factor
IFN-γ
Interferon-γ
IL
Interleukin
MACS
Magnetic Activated Cell Sorting
MCMV
Murine Cytomegalie Virus
MHC
Haupthistokompatibilitätskomplex
MTB-Extrakt
Extrakt von Mycobacterium tuberculosis
M.tb
Mycobacterium tuberculosis
NK-Zellen
Natürliche Killerzellen
NKT
Natürliche Killer T-Zellen
PBMZ
mononukleäre Zellen aus dem peripheren
Blut
PE
Phycoerythrin
PerCP
Peridinin Chlorophyll Protein
PPD
Purified Proteine Derivative
TH1-Zelle
T-Helfer-1-Zelle
TH2-Zelle
T-Helfer-2-Zelle
TLR
Toll-like-Rezeptor
TNF-α
Tumornekrosefaktor-α
TT
Tetanus-Toxoid
TZR
T-Zell-Rezeptor
1
Einleitung
1. Einleitung
1.1 Natürliche Killerzellen
1.1.1 Rolle bei der Immunabwehr
1975 wurden erstmalig Lymphozyten beschrieben, die Tumorzellen lysieren
konnten, jedoch keine T-Lymphozyten waren. Das Besondere an diesen
Lymphozyten war ihre unmittelbare Aktivierung ohne vorherige Differenzierung
in Effektorzellen, wie es vom adaptiven Immunsystem bekannt ist. Aufgrund
dieser Eigenschaft wurden sie von Eva Klein „Natürliche Killer“ genannt
(Kiessling et al. 1975).
Nach der klassischen Einteilung zählen Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) zum
angeborenen Immunsystem und grenzen sich von den zum adaptiven
Immunsystem gehörenden B- und T-Lymphozyten ab (Janeway et al. 2002). Sie
schützen den Körper bereits in der Anfangsphase der Immunantwort gegen
eindringende Pathogene, während das adaptive Immunsystem erst aktiviert
werden muss.
NK-Zellen erkennen infizierte, transformierte oder Antikörper-markierte Zellen
Rezeptor-vermittelt. Sie induzieren den apoptotischen Tod der Zielzelle durch
Freisetzung lytischer Effektormoleküle sowie Apoptose-induzierenden Liganden
wie
Fas-Ligand
und
TRAIL
(Smyth
et
al.
2001).
Eine
wichtige
immunregulatorische Aufgabe ist die Sekretion der Zytokine Interferon-γ (IFN-γ) ,
Tumor Nekrose Faktor-α (TNF-α) und Granulocyte macrophage stimulatory
factor (GM-CSF). Zytotoxizität und Zytokinsekretion stehen sofort nach
Aktivierung bereit, da sowohl zytotoxische Granula präformiert in Vesikeln
vorliegen als auch IFN-γ-Transkripte in NK-Zellen gespeichert sind. Dieser „ready
to go“-Mechanismus (Lanier 2005) prädispositioniert NK-Zellen für die Abwehr
von Organpathogenen in der frühen Phase der Immunantwort.
Zellen des angeborenen Immunsystems besitzen invariante, keimbahnkodierte
Rezeptoren,
mit
denen
nur
eine
limitierte
Anzahl
konservierter
2
Einleitung
Oberflächenstrukturen auf Krankheitserregern erkannt wird (Janeway et al. 2002).
Die
unveränderlichen
Rezeptoren
und
das
begrenzte
Rezeptorrepertoire
ermöglichen den NK-Zellen nur eine unspezifische Bekämpfung eingedrungener
Erreger. Deshalb werden sie als Teil des angeborenen Immunsystems betrachtet.
Trotz der eingeschränkten Variabilität verhindert das angeborene Immunsystem
im Regelfall eine Infektion (Strowig et al. 2008). Reichen die angeborenen
Schutzmechanismen nicht aus, wird das adaptive Immunsystem unterstützend
aktiv. Dies erfordert ca. eine Woche nach erstmaligem Antigenkontakt, da es
durch dendritische Zellen (DZ) im Lymphknoten aktiviert wird (Janeway 1989b,
Mempel et al. 2004) und die Ausdifferenzierung von antigenspezifischen
Lymphozyten zu Effektorzellen erfolgen muss. Bis dahin limitiert das angeborene
Immunsystem die Infektion. Als Folge der adaptiven Immunantwort nimmt die
Frequenz
der
NK-Zellen
am
Ort
der
Infektion
unter
dem
Einfluss
antiproliferativer Zytokine ab (Zhao et al. 2009).
Im Gegensatz zum angeborenen Immunsystem entwickelt das adaptive
Immunsystem ein immunologisches Gedächtnis. Gedächtniszellen werden noch
nach Monaten und Jahren durch eine Infektion mit demselben Pathogen aktiviert
und wehren dieses sofort und spezifisch ab. Dagegen bekämpfen NK-Zellen als
Teil des angeborenen Immunsystems auch wiederkehrende Infektionen mit den
ihnen eigenen Mechanismen (O'Leary et al. 2006).
1.1.2 Effektorfunktionen und Subpopulationen
NK-Zellen entwickeln sich zusammen mit anderen Lymphozyten aus der
gemeinsamen CD34+ hämatopoetischen Vorläuferzelle im Knochenmark (Freud et
al. 2006a). Nachdem sie das Knochenmark verlassen haben, sind sie in Blut, Milz,
Leber, Uterus und in geringer Anzahl im sekundären Lymphgewebe nachweisbar
(Yokoyama et al. 2004). Sie definieren sich durch ihren Oberflächenrezeptor
Cluster of differentiation (CD) 56 bei gleichzeitigem Fehlen des T-Zell-spezifischen
CD3-Rezeptors. Ihre Frequenz im peripheren Blut beträgt ca. 10% (Fehniger et al.
3
Einleitung
2003). Es werden zwei NK-Zell-Subpopulationen entsprechend ihrer CD56Rezeptordichte und Funktion unterschieden.
Die niedrig CD56-exprimierenden „CD56dim NK-Zellen“ bilden einen Anteil von
90% der NK-Zellen im peripheren Blut. Sie tragen den für die Antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität benötigten CD16-Rezeptor. Sie sind
zytotoxisch, produzieren aber deutlich weniger Zytokine als die CD56bright NKZell-Subpopulation. Die Frequenz der CD56bright NK-Zellen beträgt 10% der
gesamten peripheren NK-Zell-Population (Strowig et al. 2008). CD56bright NKZellen zeichnen sich durch eine hohe CD56-Rezeptordichte aus und bilden die
Mehrheit der NK-Zellen in den Lymphknoten. Diese erreichen sie mit Hilfe ihrer
Rezeptoren L-Selektin und CCR7 (Campbell et al. 2001, Frey et al. 1998). Sie
exprimieren wenige zytotoxische Rezeptoren und tragen kaum CD16 auf ihrer
Oberfläche. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Synthese von IFN-γ und TNF-α,
wodurch sie das Immunsystem modulieren. Im Lymphknoten können sie auf
diese Weise mit DZ und T-Zellen interagieren und die adaptive Immunantwort
formen (Fehniger et al. 2003).
CD56bright NK-Zellen werden erst unter Interleukin (IL)-2-Einfluss zytotoxisch.
Phänotypisch entsprechen sie dann den CDdim NK-Zellen, weshalb man annimmt,
dass es sich bei den CDdim NK-Zellen um eine Differenzierungsstufe der CDbright
NK-Zellen handelt (Freud et al. 2006b).
1.1.3. Aktivierung
Die
natürliche
Zytotoxizität
der
NK-Zellen
wird
durch
das
komplexe
Zusammenspiel von inhibitorischen und aktivierenden Rezeptoren vermittelt.
Liganden für inhibitorische Rezeptoren sind Haupthistokompatibilitätskomplex
(MHC)-Klasse-I-Moleküle.
Diese
werden
von
gesunden
Zellen
ubiquitär
exprimiert und schützen vor der NK-Zell-vermittelten Lyse. Liganden für
aktivierende
Rezeptoren
werden
in
Pathogen-infizierten
transformierten Zellen exprimiert (Lanier 2005).
oder
maligne
4
Einleitung
NK-Zellen erkennen Veränderungen in Oberflächenmolekülstrukturen durch
Ausbildung immunologischer Synapsen mit Zellen in ihrer Umgebung (Orange
2008). In der Regel überwiegen die inhibitorischen Signale, die über MHC-KlasseI-Moleküle in die NK-Zelle geleitet werden. Dadurch löst sich die gebundene Zelle
aus dem Verband und wird nicht zerstört. Die natürliche Zytotoxizität der NKZellen wird ausgelöst wenn,
1. die MHC-I-Expression auf der Zelloberfläche infolge einer Virusinfektion
oder Transformation verändert ist. Folglich werden nicht genügend
hemmende Signale in die Zelle geleitet und die Ausschüttung zytotoxischer
Granula induziert. Dieses Phänomen wurde bereits 1985 von Klas Kärre mit
der „Missing-self“-Hypothese erklärt, welche besagt, dass Zellen ohne
körpereigene Erkennungsmerkmale (MHC-I-Moleküle) eliminiert werden
(Ljunggren et al. 1985).
2. eine Zelle zwar eine regelrechte MHC-I-Molekül-Expression aufweist, die
Signale, die über aktivierende Rezeptoren in die NK-Zelle geleitet werden
aber dominieren. Dies geschieht, wenn Zellen infolge von Transformation
oder Infektion überwiegend aktivierende Liganden auf ihrer Oberfläche
tragen.
Zur Induktion der natürlichen Zytotoxizität muss eine Reihe synergistisch
wirkender Rezeptoren gebunden werden. Im Gegensatz dazu reicht die selektive
Bindung des CD16-Rezeptors von der Antikörper-markierten Zelle aus, um die
Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität auszulösen (Bryceson et al.
2006b).
Die NK-Zell-Aktivität wird nicht nur über aktivierende und inhibierende
Rezeptoren auf Körperzellen reguliert. Auch Immunzellen steuern über lösliche
Faktoren und Zell-Zell-Kontakt die NK-Zell-Aktivität. Von aktivierten T-Zellen
freigesetztes IL–2 induziert die Proliferation und erhöht die Zytotoxizität in
CDbright NK-Zellen über deren hoch affinen IL-2 Rezeptor (Carson et al. 1997).
5
Einleitung
Eine NK-Zell-Aktivierung kann ebenfalls durch die Monokine IL-12 und IL-15
erfolgen. Diese werden sowohl von Monozyten (Yu et al. 2006) als auch von DZ
sezerniert, wenn Toll-like Rezeptoren (TLR) auf ihrer Oberfläche gebunden
werden. TLR erkennen konservierte molekulare Strukturen, die auf diversen
pathogenen Mikroorganismen zu finden sind und tragen entscheidend zur
Aktivierung des angeborenen Immunsystems bei (Luster 2002). IL-12 induziert die
IFN-γ-Sekretion in NK-Zellen, fördert deren Zytotoxizität und wirkt proliferativ
(Strowig et al. 2008, Ferlazzo et al. 2003). IL-15 spielt eine wichtige Rolle bei der
NK-Zell-Reifung, der Induktion der IFN-γ-Freisetzung sowie der Proliferation von
NK-Zellen (Ferlazzo et al. 2004b).
Die Proliferation der NK-Zellen wird auch unabhängig von Zytokinen durch ZellZell-Kontakt mit DZ ausgelöst (Amakata et al. 2001).
NK-Zellen besitzen eine Vielzahl an TLR auf ihrer Oberfläche. Deshalb wird
diskutiert, ob eine direkte Aktivierung auch über TLR möglich ist. So wurde z.B.
eine NK-Zell-Aktivierung (IFN-γ und TNF-α-Produktion) über TLR-2 durch das
Lipophosphoglykan von Leishmanien beschrieben (Becker et al. 2003). Noch ist
allerdings offen, ob die Aktivierung direkt über TLR oder indirekt durch Zytokine
TLR-aktivierter Antigenpräsentierender Zellen (APZ) induziert wurde (O'Connor
et al. 2006).
Auch TNF-α aktiviert NK-Zellen und trägt zur NK-Zell-Reifung bei. Zusammen
mit IL-15 induziert TNF-α die IFN-γ-Produktion (Lee et al. 2009). Die
Neutralisation von TNF-α führt zu einer signifikanten Abnahme der IL-2
vermittelten Proliferation (Innins et al. 1992), was eine proliferative Wirkung von
TNF-α zeigt. IFN-γ führt indirekt zu einer NK-Zell-Aktivierung, da es die IL-12Ausschüttung in DZ induziert (Schroder et al. 2004).
1.2. Induktion einer adaptiven Immunantwort
Im Gegensatz zu NK-Zellen gehören T-Zellen zum adaptiven Immunsystem und
erkennen aufgrund ihrer großen Rezeptorvielfalt viele unterschiedliche Antigene.
6
Einleitung
Diese
Variationsbreite
entsteht
durch
Genumlagerungen
während
der
Entwicklung und hat die Expression je eines individuellen Rezeptors in jedem TLymphozyten zur Folge (Chaplin 2010). Dadurch eliminiert das adaptive
Immunsystem Pathogene mit höherer Spezifität und Effektivität als das
angeborene Immunsystem (Janeway et al. 2002).
Unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung der T-Zell-Effektorfunktionen
ist die Aktivierung durch DZ im Lymphknoten. Unreife DZ befinden sich
ubiquitär im peripheren Gewebe und phagozytieren Pathogene und infizierte
Zellen. Nach Aktivierung durch Antigen-Kontakt, wandern DZ in das sekundäre
Lymphgewebe und differenzieren sich zu APZ (Guermonprez et al. 2002). Reife
DZ präsentieren die aufgenommenen Peptidantigene an naive T-Zellen. Erkennt
eine T-Zelle das Antigen mit ihrem T-Zell-Rezeptor (TZR), wird sie aktiviert und
setzt IL-2 frei. Dies führt zur klonalen Expansion, so dass nach 4-5 Tagen große
Mengen an T-Zellen mit identischem TZR im Lymphknoten akkumulieren.
Anschließend differenzieren sie zu Effektorzellen (Janeway 1989b). Je nach
Zytokinmilieu im Lymphknoten entwickeln sich CD4-positive T-Helfer (TH)Zellen oder CD8-positive zytotoxische T-Zellen. In Anwesenheit der Zytokine
IFN-γ und IL-12, die nach Invasion intrazellulärer Bakterien freigesetzt werden,
differenzieren sich TH-Zellen weiter zu TH1-Zellen. Zu den Aufgaben der TH1Zellen gehört die Aktivierung von Makrophagen durch IFN-γ. Dies stimuliert die
Effektivität der Makrophagen gegen intrazelluläre Bakterien (Abbas et al. 1996).
Weiterhin leiten TH1-Zellen an B-Zellen kostimulatorische Signale, die daraufhin
Antikörper vom Immunglobulin (Ig) G-Typ produzieren und extrazelluläre
Bakterien opsonisieren.
Dominiert das Zytokin IL-4 im Lymphknoten, wie es z.B. bei Wurminfektionen
oder auch als Reaktion auf Allergene aus der Umwelt der Fall ist, differenzieren
sich T-Zellen zu TH2-Zellen. Diese induzieren in B-Zellen den Wechsel zur Klasse
der
IgE-Antikörper.
IgE
bietet
zum
einen
Schutz
gegen
parasitäre
Wurminfektionen, ist aber auch für die Ausbildung allergischer Reaktionen
verantwortlich. Welcher Subtyp an T-Helferzellen sich entwickelt, ist für den
7
Einleitung
Erfolg einer Immunantwort von entscheidender Bedeutung. Bei einer Infektion
mit intrazellulären Bakterien begünstigt die selektive Bildung von TH2-Zellen
einen schweren Krankheitsverlauf. Da das Wirkspektrum von Antikörpern auf
den extrazellulären Raum begrenzt ist, hat die Antikörperproduktion keinen
Nutzen bei der Eliminierung intrazellulärer Erreger (Mosmann et al. 1989) .
Differenzierte Effektorzellen erreichen lympho- oder hämatogen den Ort der
Infektion, wo sie eine effiziente Infektabwehr gewährleisten.
4. Fragestellung dieser Arbeit
Bisher wurden angeborene und erworbene Immunität überwiegend als
hintereinander geschaltete Abwehrmechanismen interpretiert. In der frühen Phase
der Immunantwort dominieren NK-Zellen des angeborenen Immunsystems. In
der Folge übernehmen T-Zellen des adaptiven Immunsystems die Kontrolle der
Krankheitserreger.
Die
Parallelschaltung
Zusammenspiel von NK-Zellen und
beider
Systeme
z.B.
durch
ein
T-Zellen wurde nur unzureichend
berücksichtigt.
Unsere Beobachtung, dass T-Zellen und NK-Zellen gleichzeitig von bakteriellen
Antigenen aktiviert werden, gab die Initialzündung für diese Arbeit. In
Experimenten zur T-Zell-Aktivierung durch Antigene von Mycobacterium
tuberculosis (M. tb) wurde gezeigt, dass neben T-Zellen auch NK-Zellen
antigenspezifisch proliferieren (Abb. 1) (Bastian et al. 2008). Da NK-Zellen keine
antigenspezifischen Rezeptoren besitzen, ist der Mechanismus der Proliferation
ungeklärt. Wir entwickelten die Hypothese, dass NK-Zellen indirekt durch TZellen aktiviert werden. Ziel dieser Arbeit war daher zu untersuchen, durch
welche Mechanismen mikrobielle Antigene die Aktivierung von NK-Zellen
induzieren.
8
Einleitung
A
unstimuliert
B
Totallipid
Proliferierte,
CD3negative
Lymphozyten
Abbildung 1: Mykobakterielle Antigene aktivieren T-Zellen und NK-Zellen. CFSEgefärbte PBMZ wurden mit autologen DZ und Totallipid stimuliert und die Proliferation
an Tag 6 mit dem Durchflusszytometer bestimmt. (A) Die Abbildung zeigt unstimulierte
PBMZ, deren Hauptanteil von CD3-positiven (CFSEhigh) T-Zellen gebildet wird. Sie
proliferieren nicht, was durch ihren hohen CFSE-Farbstoffgehalt deutlich wird. (B) Die
Abbildung zeigt die Proliferation stimulierter PBMZ, was durch die CFSEFarbstoffabnahme (CFSElow) ersichtlich ist. Neben CD3-positiven T-Zellen proliferieren
auch CD3-negative Lymphozyten.
CD: Cluster of differentiation; CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; DZ:
Dendritische Zellen; NK-Zellen: Natürliche Killerzellen; PBMZ: mononukleare Zellen aus dem
peripheren Blut.
9
Material und Methoden
2. Material und Methoden
2.1 Material
2.1.1. Arbeitsgeräte
Cäsium-137 Strahlenquelle
Molsgaard Medical
FACScalibur Durchflusszytometer
Becton Dickinson
Laminair-Werkbank
Heraeus
Lichtmikroskop
Olympus
Neubauerzählkammer
Schubert & Weiss
Pipetus akku
Hirschmann
Ultraschallbad T310-H
Roth, Karlsruhe
VarioMACS Seperator
Miltenyi Biotec
Vortexer
Heidolph
Wasserbad
Köttermann
Zellkulturinkubator
Heraeus
Zentrifuge 5810R
Eppendorf
2.1.2 Arbeitsmaterial
Gewebekulturplatten, 24-Well
Becton Dickenson
Röhrchen für die Durchflusszytometrie
Becton Dickenson
Gewebekulturplatten, 96-Well Rundboden
Nunc
Kunststoffpipetten (5ml, 10ml und 25ml)
Costar
Kulturflaschen, 15 ml
Becton Dickenson
MACS Sepreation Columns
Miltenyi Biotec
Pasteurpipetten
Brand
10
Material und Methoden
Pipettenspitzen 0,5-10µl
Brand
Pipettenspitzen 2-200µl
Roth
Pipettenspitzen 100-1000µl
Sarstedt, Nümbrecht
Schraubröhrchen, 15 ml
Becton Dickenson
Schraubröhrchen, 50 ml
Becton Dickenson
Transwelleinsätze für 24-Well Platte, 0,4µm
Costar
2.1.3 Chemikalien
Buffy-Coat-Präparationen
DRK Blutspendedienst
Badenwürttemberg-Hessen,
Ulm
Bovines Serumalbumin
Sigma
CFSE
Alexis
EDTA
Sigma
Ficoll-Paque Plus
GE Healthcare Bio Sciences
Fötales Kälberserum
Sigma-Aldrich
Hepes
Biochrom AG
Humanserum AB
Bio Whittaker
L-Glutamin
PAA
Natriumazid
Roth
PBS
PAA
Penicillin/Streptomycin
Biochrom AG
PPD (Tuberkulin GT)
Chiron Behring
RPMI 1640
Gibco
11
Material und Methoden
Trypanblau
Biochrom AG
2.1.4 Medien und Puffer
Komplettes Medium:
RPMI 1640, 10 mM Hepes, 2 mM L-Glutamin, 60 µg/ml Penicillin, 100µg/ml
Streptomycin
Zellkulturmedium:
Komplettes Medium + 5% hitzeinaktiviertes Humanserum (HS)
Puffer für die Durchflusszytometrie:
PBS, 2% FCS, 0,1% Natriumazid
Waschserum:
PBS (400ml) + komplettes Medium (100ml) + 2% FCS
CFSE-Waschpuffer:
PBS + 2%FCS
MACS-Puffer:
PBS, 0,5% BSA, 2mM EDTA
2.1.5 Zytokine und Antikörper
anti-hu-CD3-PerCP (Maus IgG1)
Becton Dickinson
Maus-anti-IgG1 PerCP
Becton Dickinson
anti-hu-CD56-PE (Maus IgG1)
Becton Dickinson
Maus-anti-IgG1 PE
Becton Dickinson
anti-hu-MHC-II-FITC (Maus IgG2b)
Invitrogen
Maus-anti IgG2b FITC
Becton Dickinson
anti-hu-IFN-γ (Maus-IgG2b)
R&D Systems
12
Material und Methoden
anti-hu-IL-2 (Maus IgG1)
R&D Systems
anti-hu-TNFα (Maus IgG1)
Pierce Endogen
anti-hu-IL-12 (Maus IgG1)
R&D Systems
anti-hu-IL-15 (Maus IgG1)
R&D Systems
rhu IFN-γ
R&D Systems
GM-CSF
Berlex
rhu TNF-α
Strathmann
rhu IL-12
R&D Systems
rhu IL-15
R&D Systems
rhu IL-2
Chiron
rhu IL-4
Strathmann
NK Cell Biotin Antibody Cocktail human
Miltenyi Biotec
NK Cell MicroBead Cocktail human
Miltenyi Biotec
Maus-anti IgG1
R&D Systems
2.1.6. Antigene
MTB-Extrakt:
Virulente Mycobakterien (H37Rv) wurden durch Bestrahlung (25kGy)
inaktiviert und anschließend in PBS resuspendiert. Es folgte die 3-malige
Behandlung im Ultraschallbad mit anschließender Zentrifugation für 1
Stunde bei 150 000 xg, um die Bakterien in ihre Bestandteile zu zerlegen.
Der Überstand wurde abgenommen und die Proteinkonzentration durch
den Bicinchoninic (BCA) Protein Assay (Pierce) ermittelt.
Totallipid:
Lipidantigene eines virulenten Mykobakterien-Stamms (H37Rv) wurden
mithilfe einer Chloroform-Methanol-Mischung (2:1) extrahiert und bei 13
Material und Methoden
70°C gelagert. Um Totallipid in Experimenten zu verwenden, wurde die
gewünschte Menge im Vakuum getrocknet und durch Ultraschall im
warmen Wasserbad in Zellkulturmedium gelöst.
PPD (Tuberculin GT)
Chiron Behring
Staphylokokken Enterotoxin B
Sigma-Aldrich
Tetanus-Toxoid
Chiron Behring
2.2 Methoden
2.2.1 Isolierung peripherer mononukleärer Zellen mithilfe eines Ficoll-HypaqueDichte-Gradienten
Buffy-Coat-Präparationen (Antikoagulanz: Natriumcitrat) wurden zu einem
Endvolumen von 100 ml mit PBS verdünnt und jeweils 25 ml dieser
Zellsuspension vorsichtig auf 15 ml Ficoll-Paque-Plus (1,077 g/ml) in 50 ml
Schraubröhrchen geschichtet. Die 4 Röhrchen wurden für 30 Minuten (min) bei
1600 U/min ohne Bremse zentrifugiert. Dabei sammelten sich aggregierte
Erythrozyten und Granulozyten in einem Pellet an, Lymphozyten, Monozyten
und Thrombozyten bildeten eine Interphase zwischen Ficoll und Serum. Die
Interphase wurde zusammen mit dem Serum abgenommen und auf zwei 50 ml
Schraubröhrchen verteilt. Diese wurden für 10 min bei 1800 U/min zentrifugiert,
um die Zellen vom restlichen Ficoll-Paque-Plus zu befreien. Zur Entfernung der
Thrombozyten folgten 10-minütige Waschschritte mit jeweils 20 ml Waschpuffer
bei 1300 U/min, bei 1000 U/min und dreimal bei 800 U/min. Vor dem letzten
Waschschritt wurden die Zellen aus beiden Röhrchen gepoolt und gezählt. Die auf
diese Weise gewonnenen peripheren mononukleären Blutzellen (PBMZ) wurden
auf eine Konzentration von 100×106 pro ml in Zellkulturmedium eingestellt.
Die Zellzahl nach PBMZ-Isolierung wurde in der Neubauer-Zählkammer
bestimmt. Gleichzeitig konnten durch das Verdünnen der Zellsuspension mit
Trypanblau tote Zellen identifiziert werden. Da der Farbstoff die Zellmembran
14
Material und Methoden
geschädigter Zellen penetriert, färbten sie sich blau an und wurden von der
Zählung ausgeschlossen.
10 µl der Zellsuspension wurden mit 100 µl Trypanblau verdünnt und 10 µl der
Mischung zwischen Kammer und Deckglas pipettiert. Unter dem Mikroskop
wurden 4 große Felder ausgezählt und der Mittelwert bestimmt. Ein großes Feld
enthält ein Volumen von 0,1 µl, so dass sich die Zellzahl pro ml Flüssigkeit durch
die Multiplikation mit 11×104 errechnet.
2.2.2 Isolierung von NK-Zellen
Die NK-Zell-Isolierung erfolgte aus frisch isolierten PBMZ mithilfe des Miltenyi
NK Cell Isolation Kit II entsprechend den Angaben des Herstellers: 100×106 PBMZ
wurden in 100 µl MACS (Magnetic Activated Cell Sorting)-Puffer aufgenommen
und mit 50 µl der biotinylierten Antikörper-Mischung gegen CD 3, CD 4, CD 14,
CD 15, CD 19, CD 36, CD 123 und Glycophorin A im Dunkeln auf Eis inkubiert.
Nach 30 min wurden die PBMZ mit 150 µl MACS-Puffer resuspendiert und der
Zweitantikörper, 100 µl Fe2+-haltige anti–Biotin-Mikrobeads, dazu gegeben.
Weitere 30 min später wurden die nicht gebundenen Antikörper und Mikrobeads
durch einen 10-minütigen Waschschritt bei 1300 U/min entfernt und die
Zellsuspension in 500 µl MACS-Puffer aufgenommen. Die Antikörper-markierten
PBMZ wurden durch eine Säule in einem magnetischen Feld geschickt und 2 × mit
jeweils 500 µl MACS-Puffer gespült. Antikörper-markierte Zellen blieben in der
Säule hängen während NK-Zellen die Säule passierten, da sie keine der oben
genannten Rezeptoren auf ihrer Oberfläche tragen (Abb. 2). Die NK-Zellen
wurden gezählt, in Zellkulturmedium aufgenommen und im DurchflussZytometer auf ihre Reinheit kontrolliert.
15
Material und Methoden
PBMZ
E<
D
Markierung mit biotinylierten
Antikörpern und Fe2+-haltigen anti–
Biotin-Mikrobeads
d
D
d
E<
E<d
E<d
d
D
Fe+-markierte Zellen bleiben in der
Magnetsäule hängen
E<
Magnet
E<d
d
E<
E<
E<
Abbildung 2: Aufreinigung von NK-Zellen aus PBMZ. Mit Ausnahme der NK-Zellen werden
PBMZ mit Fe+-Kügelchen konjugiert. Die markierten Zellen bleiben aufgrund des Magnetfeldes
in der Säule hängen. NK-Zellen passieren die Säule und werden in einem Röhrchen
aufgefangen.
B: B-Zelle; M: Monozyt; NK: Natürliche Killer-Zelle; NKT: Natürliche Killer-T-Zelle; PBMZ:
mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut; T: T-Zelle
2.2.3 Generierung dendritischer Zellen
Unmittelbar nach der PBMZ-Isolierung wurden 7×106 PBMZ in kleinen
Kulturflasche in Zellkulturmedium inkubiert. Dies führt zu einer selektiven
Adhärenz von Monozyten, während Lymphozyten in Suspension bleiben. Nach 1
h wurden die PBMZ abgenommen und bis zur Verwendung am nächsten Tag in
kleinen Kulturflaschen im Brutschrank inkubiert. Durch dreimaliges Waschen mit
PBS wurden die restlichen nicht adhärenten PBMZ entfernt. Die verbliebenen
Monozyten wurden für 24 Stunden in Zellkulturmedium mit GM-CSF (100
ng/ml) und IL-4 (2,5 ng/ml) kultiviert. Dadurch entwickeln sich unreife
dendritische Zellen, die mithilfe von Ethylendiamin-Tetraacetat (EDTA) (1 mM)
16
Material und Methoden
abgelöst werden. Vor der Verwendung in Experimenten wurden die DZ mit 30 Gy
bestrahlt.
2.2.4 Durchflusszytometrie
Zur Detektion von Oberflächenantigenen wurden ca. 1-2×105 Zellen in 200 µl
Puffer für die Durchflusszytometrie aufgenommen und mit Fluorochromgekoppelten Antikörpern für 30 min im Kühlschrank inkubiert. Mithilfe einer
Titration wurde für jeden Antikörper die zu verwendende Menge ermittelt, die für
ein optimales Fluoreszenzsignal erforderlich ist (Tabelle 1). Ungebundene
Antikörper wurden durch Waschen mit 2 ml Puffer für die Durchflusszytometrie
bei 1300 U/min entfernt. Die gefärbten Zellen wurden in 200 µl Puffer
aufgenommen und 1×104 Zellen am Durchlusszytometer analysiert. Die
Auswertung der Daten erfolgte mit dem Programm WinMDI 2.8 (Joe Trotter).
Tabelle 1: Mengen verwendeter Antikörper
CD: Cluster of Differentiation; FITC: Fluorescein-Isothiocyanat; MHC-II:
Haupthistokompatibilitätskomplex-Klasse-II-Molekül; PE: Phycoerythrin; PerCP:
Peridinin Chlorophyll Protein.
Antikörper
CD3
CD56
MHC-II
Fluorochrom
PerCP
PE
FITC
M enge
3µl
5µl
1µl
2.2.5 Proliferationsmessung
Zum Nachweis der Zellproliferation wurde eine CFSE (Carboxyfluoreszein
Succinimidyl Ester)-Verdünnungstest durchgeführt. CFSE ist ein fluoreszierender
Farbstoff, welcher passiv die Zellmembran permeiert und intrazellulär stabil an
Proteine bindet. Bei jeder Zellteilung wird der Farbstoff gleichmäßig auf beide
Tochterzellen verteilt, so dass die Farbstoffmenge pro Zelle bei fortwährenden
Zellteilungen immer geringer wird. Die Verdünnung von CFSE und die damit
17
Material und Methoden
verbundene Abnahme der Fluoreszensintensität kann als Indikator von
Zellteilungen mit dem Durchflusszytometer detektiert werden (Lyons et al. 1994)
Für die CFSE-Färbung wurden 1-2×106 Zellen in 500 µl CFSE-Waschpuffer
aufgenommen und für 10 min im 37°C warmen Wasserbad mit dem Farbstoff
inkubiert. Nach zwei Waschschritten mit CFSE-Waschpuffer bei 1300 U/min
wurden die Zellen in Zellkulturmedium aufgenommen und stimuliert. Nach 6tägiger Inkubation im Brutschrank bei 37°C und 5% CO2 wurde die Intensität der
CFSE-Färbung
als
Maß
für
die
Proliferation
der
Zellen
mit
dem
Durchflusszytometer analysiert. Zellen, die sich nicht geteilt hatten, besaßen noch
die ursprüngliche Farbstoffmenge und waren CFSE-positiv. In proliferierten
Zellen hatte sich der Farbstoff verdünnt, weshalb sie als CFSE-negativ bezeichnet
wurden.
Zur Charakterisierung der proliferierten Zellen wurden die Oberflächenantigene
der PBMZ im Anschluss an die 6-tägige Stimulation gefärbt. Die bereits CFSEmarkierten Zellen wurden in Röhrchen für die Durchflusszytometrie überführt
und nach einem Waschschritt mit anti-CD3- und anti-CD56-Antikörpern im
Kühlschrank inkubiert. Anschließend wurden die Zellen noch einmal bei 1300
U/min für 10 min gewaschen und am Durchflusszytometer analysiert. Durch
dieses Vorgehen konnte die Expression von CD3, CD56 und die CFSE-Intensität
gleichzeitig auf Einzelzellebene überprüft werden.
18
Material und Methoden
PBMZ
E<
d
D
Zellanalyse mit dem
Durchflusszytometer
E<d
nur Zellen aus R1
SSC
+ CFSE
unstimuliert
E<d
D
E<d
D d E<
Inkubation
für 6 Tage im
Brutschrank
ϯϳΣ
E<
d
10 min
Wasserbad
+ Antigen
PPD
E<d
D d E<
FSC
Zϭ
FSC
CFSE
SSC
FSC
R1
FSC
StreulichtDotplot
proliferierte
Zellen
CFSE
FluoreszensDotplot
Abbildung 3: Prinzip des CFSE-Verdünnungstests. PBMZ werden mit dem Farbstoff CFSE
gefärbt und anschließend unstimuliert oder mit dem Antigen PPD im Brutschrank inkubiert.
Nach 6 Tagen erfolgt die Proliferationsmessung mit dem Durchflusszytometer. (A) In dieser
Abbildung sind die Dotplots unstimulierter Lymphozyten dargestellt. Die Lymphozyten haben sich
nicht geteilt, was durch die homogenen CFSE-positiven Zellpopulationen, sowohl im StreulichtDotplot als auch im Fluoreszenz-Dotplot erkenntlich wird. (B) In dieser Abbildung ist die
Proliferation der PBMZ infolge von PPD-Stimulation dargestellt. Sowohl im Streulicht-Dotplot als
auch im Fluoreszenz-Dotplot erkennt man ruhende, CFSE-positive und proliferierte CFSEnegative Lymphozyten.
B: B-Zelle; CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FSC: Forward Scatter; M: Monozyt; NK:
Natürliche Killer-Zelle; NKT: Natürliche Killer-T-Zelle; PBMZ: mononukläre Zellen aus dem peripheren
Blut; PPD: Purified Proteine Derivative; R1: Region 1; SSC: Sideward Scatter; T: T-Zelle
2.2.6 Kultur in Transwellplatten
Zur Untersuchung, ob die Aktivierung von Zellen über lösliche Faktoren oder
Zell-Zell-Kontakt vermittelt wird, wurden Transwell-Systeme etabliert. Wir
verwendeten ein Transwell-System aus einer 24-Well-Platte, in welche kleine
Einsätze (Transwells) mit semipermeablen Böden eingehängt wurden (Abb. 4).
Die Zellen im unteren Well und Transwell kommunizieren nur über lösliche
Faktoren, da Zell-Zell-Kontakt durch die Membran der Porengröße von 0,4 µm
verhindert wird.
Es wurden 6×105 PBMZ und 2×105 DZ pro Well in 400 µl Zellkulturmedium
kultiviert. Je nach Versuchsansatz erfolgte die Stimulation mit Purified Proteine
Derivative (PPD) (10 µg/ml) oder neutralisierende Antikörper gegen Zytokine. In
19
Material und Methoden
die Transwelleinsätze wurden 2×105 NK-Zellen in 200 µl Zellkulturmedium
pipettiert. Nach 6 Tagen wurden sowohl die PBMZ des unteren Kompartiments
als auch die NK-Zellen des oberen Kompartiments am Durchflusszytometer
analysiert.
NK-Zellen
E<
lösliche
E<
E<
E<
E<
Moleküle?
d
d
WW
d
E<
d
semipermeable
Membran
PBMZ
+ unreife DZ
+ PPD
Abbildung 4: Kultivierung von Zellen in Transwellplatten.
sind
von
den
NK-Zellen
der
oberen
Kammer
durch
PBMZ der unteren Kammer
eine
semiper meable
Me mbran
getrennt. Kommunikati on kann lediglich über lösliche Faktoren, nicht jed och über Zell Zell-Kontakt erfolgen.
DZ: Dendritische Zelle; NK: Natürliche Killer-Zelle; PBMZ: mononukleäre Zellen aus dem
peripheren Blut; PPD: Purified Protein Derivative.
2.2.7 Statistische Auswertung
Die Daten der Balkendiagramme wurden als Mittelwerte ± Standardabweichung
dargestellt. Einzelne Daten wurden als repräsentative Resultate den Diagrammen
vorangestellt. Zur Bestimmung der statistischen Signifikanz p zwischen zwei
unterschiedlich behandelten Kulturen, wurde der Student´s t Test angewandt. Die
Unterschiede wurden als signifikant betrachtet wenn p≤0,05 (*), sehr signifikant
wenn p≤0,01 (**) und hoch signifikant wenn p≤0,001 (***).
20
Ergebnisse
3. Ergebnisse
3.1 Identifikation von proliferierenden Natürlichen Killerzellen
T-Lymphozyten expandieren klonal, wenn sie mit ihrem spezifischen Antigen
stimuliert werden. Um zu klären, ob neben T-Lymphozyten auch NK-Zellen
proliferieren, wurde ein CFSE-Verdünnungstest mit frisch isolierten PBMZ
etabliert.
Anschließend
wurden
die
proliferierten
Zellen
phänotypisch
charakterisiert.
3.1.1 Optimierung des CFSE-Verdünnungstests für primäre humane Blutzellen
3.1.1.1 Konzentration des Fluorochroms
PBMZ wurden mit dem fluoreszierenden Farbstoff CFSE gefärbt und für 6 Tage
mit Extrakt von Mycobacterium tuberculosis (MTB-Extrakt) stimuliert. Bei
proliferierten Zellen halbiert sich der Farbstoff bei jeder Zellteilung und die
Abnahme der Fluoreszensintensität wird am Durchlusszytometer detektiert. Die
CFSE-Konzentration von 1 µM führte zu einem starken Fluoreszenzsignal, so dass
die Grenzen der gefärbten Zellpopulation nicht dargestellt werden konnten
(Abb.5A). Um zwischen ruhenden und sich teilenden Zellen zu unterscheiden, ist
die Darstellung der gesamten Zellpopulation notwendig. Daher wurde die CFSEKonzentration im folgenden Experiment auf 0,5 µM halbiert. Dadurch verringerte
sich die Fluoreszenzintensität der Zellen, die daraufhin besser abgrenzbar und
beurteilbar wurden (Abb. 5B). In nachfolgenden Experimenten wurde daher eine
CFSE-Konzentration von 0,5 µM verwendet.
21
Ergebnisse
A
CFSE: 1µM
B
2%
CFSE: 0,5µM
5%
FSC
FSC
CFSE
CFSE
Abbildung 5: Einfluss der CFSE-Konzentration auf die Färbeintensität. 2×106 PBMZ
wurden in einer 24-Well-Platte in einem Volumen von 400µl mit dem Antigen MTBExtrakt (10µg/ml) stimuliert. An Tag 6 wurden 1×104 Zellen am Durchflusszytometer
hinsichtlich der Proliferation analysiert. (A) Zur Färbung wurde eine CFSE-Konzentration
von 1µM verwendet. (B) Zur Färbung wurde eine CFSE-Konzentration von 0,5µM
verwendet.
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FSC: Forward Scatter; MTB-Extrakt: Extrakt
von Mycobacterium tuberculosis; PBMZ: mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut.
3.1.1.2 Konzentration der Lymphozyten
Um den Anteil der proliferierenden Zellen (Abb. 5) zu vergrößern, wurde die
Zellkonzentration verändert. Dazu wurden anstatt 2×106 PBMZ in einer 24-WellPlatte 1,5×105 PBMZ in einer 96-Well-Rundbodenplatte kultiviert, wodurch sich
die Zellzahl von 1×104 pro mm2 auf 1,4×103 Zellen pro mm2 verringerte. Beide
Ansätze
wurden
mit
PPD
stimuliert
und
die
Proliferation
am
Durchflusszytometer an Tag 6 gemessen. In 6 voneinander unabhängigen
Experimenten wurde eine Steigerung der Proliferation von durchschnittlich 13%
auf 27% (p=0,03) erreicht (Abb. 6). Die Identifikation von Subpopulationen
innerhalb proliferierender Zellen wird durch eine hohe Teilungsrate erleichtert, so
dass die nachfolgenden Experimente stets mit einer Konzentration von 1,4×103
Zellen pro mm2 in einer 96-Well-Rundbodenplatte durchgeführt wurden.
22
Ergebnisse
A
1×104
Zellen/mm2
B
9%
1,4×103
Zellen/mm2
29%
FSC
FSC
CFSE
CFSE
Abbildung 6: Einfluss der Zellkonzentration auf die Proliferation. Nach einer 6tägigen Stimulation mit PPD (10µg/ml) wurden 1×104 PBMC mit dem
Durchflusszytometer hinsichtlich ihrer Proliferation analysiert. (A) Der Dotplot zeigt das
Ergebnis der Proliferationsmessung, wenn 1×104 Zellen/mm2 in einer 24-Well-Platte
inkubiert werden. (B) Der Dotplot zeigt das Ergebnis der Proliferationsmessung, wenn
1,4×103 Zellen/mm2 in einer 96-Well-Rundbodenplatte inkubiert werden. Die Abbildung
zeigt ein repräsentatives Experiment von 6 mit ähnlichem Ergebnis.
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FSC: Forward Scatter; PBMC: mononukleäre
Zellen aus dem peripheren Blut; PPD: Purified Protein Derivative.
3.1.1.3 Auswahl eines Stimulus zur Induktion der Lymphozytenproliferation
Um die Proliferation von NK-Zellen und T-Zellen zu untersuchen, musste ein
Stimulans gefunden werden, welches zuverlässig zu einer T-Zell-Aktivierung
führt. Die Proliferation von T-Zellen lässt sich durch folgende Substanzen
induzieren:
1. Interleukine (z.B. IL-2) vermitteln eine antigenunabhängige Proliferation
über Zytokinrezeptoren.
2. Mikrobielle Antigene (MTB-Extrakt, PPD) werden von APZ präsentiert und
lösen eine MHC-restringierte T-Zell-Proliferation aus.
3. Superantigene (z.B. Staphylokkoken-Enterotoxin-B (SEB)) führen zur
antigenunabhängigen Aktivierung aller T-Zellen, deren TZR aus einer
bestimmten Vβ - Kette besteht.
Ein geeignetes Stimulans wurde ermittelt, indem CFSE-gefärbte PBMZ mit IL-2,
PPD oder SEB inkubiert wurden. An Tag 6 erfolgte die Proliferationsmessung am
Durchflusszytometer. Es wurde eine antigenunabhängige Proliferation von 29%
auf die Stimulation mit IL-2 bzw. 65% auf die Stimulation mit SEB, sowie eine
23
Ergebnisse
antigenspezifische Proliferation auf PPD von 11% beobachtet (Abb. 7). In 4
voneinander unabhängigen Experimenten zeigte sich eine durchschnittliche
Proliferation von 29%
(IL-2), 69% (SEB) und 8% (PPD). Die Inkubation in
Zellkulturmedium alleine diente als Negativkontrolle und induzierte keine
Aktivierung. Erwartungsgemäß war SEB ein besserer Stimulus als das mikrobielle
Antigen PPD. Diese Ergebnisse unterstreichen die Validität der Methode, da sie
eine vergleichende Analyse verschiedener Stimulatoren erlaubt.
unstimuliert
PPD
IL-2
0,1%
CFSE
CFSE
FSC
FSC
FSC
65%
11%
29%
FSC
SEB
CFSE
CFSE
Abbildung 7: Aktivierung von PBMC durch unterschiedlichen Stimulanzien. Jeweils
1,5×105 PBMC wurden in einer 96-Well-Rundbodenplatte mit IL-2 (1000 U/ml), PPD
(10µg/ml) und SEB (5µg/ml) stimuliert. An Tag 6 wurde die Proliferation von 1×104 je
Ansatz mit dem Durchflusszytometer untersucht. Die Abbildung zeigt ein repräsentatives
Experiment von 4 mit ähnlichem Ergebnis.
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FSC: Forward Scatter; IL-2: Interleukin-2;
MTB-Extrakt: Extrakt von Mycobacterium tuberculosis; PBMC: mononukleäre Zellen aus
dem peripheren Blut; PPD: Purified Protein Derivative; SEB: Staphylokokken-Enterotoxin-B
Als Stimulans für alle folgenden Versuche wurde das Antigen PPD ausgewählt,
da die NK-Zell-Proliferation im Zusammenhang mit der antigenspezifischen TZell-Aktivierung untersucht werden sollte.
3.1.1.4 Bedeutung von DZ für die Lymphozytenproliferation
Um die NK-Zell-Proliferation zu untersuchen ist eine ausgeprägte T-ZellAktivierung erforderlich. Zur Optimierung der T-Zell-Aktivierung wurden PBMZ
zusammen mit unreifen DZ inkubiert. DZ sind sehr potente APZ und stimulieren
nicht
nur
den
TZR,
sondern
liefern
über
die
CD80/CD28-Interaktion
24
Ergebnisse
kostimulatorische Signale, wodurch die T-Zell-Aktivierung entscheidend verstärkt
wird. Um DZ zu gewinnen wurden Monozyten aus PBMZ isoliert und separat mit
IL-4 und GM-CSF zu unreifen DZ stimuliert. Nach 24 h wurden die
differenzierten unreifen DZ wieder mit den verbliebenen PBMZ kokultiviert und
mit PPD stimuliert.
Um die T-Zell-Aktivierung von Monozyten und DZ miteinander zu vergleichen,
wurden PBMZ mit und ohne Zugabe von DZ mit verschiedenen Antigenen
stimuliert und die Proliferation nach 6 Tagen gemessen. Pro Ansatz wurden
1,5×105 PBMZ alleine oder 1×105 PBMZ zusammen mit 3×104 bestrahlten unreifen
DZ in einer 96- Well-Rundbodenplatte inkubiert.
Für diese Versuche wurden unterschiedliche Antigene ausgewählt. Zur
Stimulation verwendeten wir PPD, MTB-Extrakt, Totallipid und Tetanus-Toxoid
(TT). PPD ist ein Peptidantigen, welches aus den wasserlöslichen Fraktionen von
Mycobakterium avis bzw. Mycobakterium bovis gewonnen wird. MTB-Extrakt ist
ebenfalls ein Peptidantigen und besteht aus den Eiweissbestandteilen von M.tb.
Eine Proliferationsreaktion auf diese Peptidantigene wird in Spendern erwartet,
die bereits Kontakt mit Mykobakterien hatten, so dass sich Gedächtniszellen
bilden konnten. Ein immunologisches Gedächtnis wird sowohl durch eine
Infektion mit „typischen“ oder „atypischen“ Mykobakterien als auch nach
früherer Tuberkulose-Schutzimpfung mit Bacille Calmette-Guérin induziert.
Dagegen besteht Totallipid ausschliesslich aus freien
Lipiden, die aus
Mykobakterien-Lysaten durch Chloroform-Mathanol gewonnen wurden. Bisher
ist noch nicht abschliessend geklärt, ob die Immunantwort gegen M. tb auch die
Reaktion auf Lipide beinhaltet. TT ist ein Peptid, welches als Impfantigen gegen
Clostridium tetani verwendet wird. Daher verfügen die meisten Spender über TTspezifische Gedächtniszellen, so dass nach Stimulation mit TT eine Proliferation
in den meisten Proben zu erwarten ist.
Im CFSE-Verdünnungstest zeigte sich nach 6-tägiger Inkubation, dass DZ in allen
Ansätzen zu einer signifikanten Proliferationssteigerung im Vergleich zu nicht
DZ-exponierten PBMZ führten (Abb.8). In 6 voneinander unabhängigen
25
Ergebnisse
Experimenten stieg der Anteil proliferierter Zellen nach MTB-Extrakt-Stimulation
von 14% auf 33% (p=0,03) und nach Totallipid-Stimulation von 3% auf 16%
(p=0,02). Durch die Kokultur mit DZ erhöhte sich die Proliferation nach PPDStimulation von 5% auf 27% (p=0,007). Auch die Stimulation auf das Antigen TT
hob die Proliferation in Anwesenheit von DZ von 5% auf 12% an (p=0,047).
Daraus folgt, dass DZ unabhängig vom Antigen sehr gute APZ sind.
unstimuliert
0%
A
B
FSC
TT
PPD
Totallipid
MTB
24%
10%
2%
1%
51%
36%
41%
23%
+ DZ
CFSE
In diesem
Experiment wurde die Proliferation von PBMZ alleine mit der Proliferation von PBMZ
zusammen mit DZ auf die Stimulation mit unterschiedlichen Antigenen verglichen. Nach
6-tägiger Inkubation wurden je Ansatz 1×104 Zellen am Durchflusszytometer analysiert.
(A) Diese 5 Dotplots zeigen die Ergebnisse der Proliferationsmessung, wenn PBMZ mit
MTB-Extrakt (10µg/ml), Totallipid (10µg/ml), PPD (10µg/ml) und TT (10µg/ml) stimuliert
werden. (B) Diese Dotplots zeigen die Ergebnisse der Proliferationsmessung wenn PBMZ
zusammen mit DZ mit oben genannten Antigenen inkubiert werden. Die Abbildung zeigt
ein repräsentatives Experiment von 6 mit ähnlichem Ergebnis.
Abbildung 8: Bedeutung von DZ auf die Lymphozytenproliferation:
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; DZ: Dendritische Zellen; FSC: Forward
Scatter; MTB: Extrakt von Mycobacterium tuberculosis; PBMZ: mononukleäre Zellen aus
dem peripheren Blut; PPD: Purified Proteine Derivative; TT: Tetanustoxoid.
Auf Basis dieser Versuche, wurden für die nächsten Experimente folgende
Standardbedingungen definiert:
1. Zur Zellfärbung wurde eine 0,5 µM CFSE-Lösung verwendet.
2. Die
Inkubation
der
PBMZ
mit
DZ
erfolgte
in
einer
96-Well-
Rundbodenplatte.
3. Zur Stimulation wurde das mykobakterielle Antigen PPD verwendet.
4. PBMZ wurden im Verhältnis 1:0,3 mit DZ kokultiviert.
26
Ergebnisse
Mit
diesem
standardisierten
Versuchsaufbau
wurde
in
18
voneinander
unabhängigen Experimenten die PPD-spezifische Proliferation nachgewiesen.
Durchschnittlich proliferierten 25% ± 9,15% (p< 0,001) der PPD-stimulierten
PBMZ (Abb.9B).
PPD
Medium
A
23й
0,7%
FSC
FSC
CFSE
B
CFSE
ΎΎΎ
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Medium
PPD
Abbildung 9: PPD-spezifische Lymphozytenproliferation nach Standardisierung der5
Bedingungen. Als
Standardbedingung für alle weiteren Experimente gelten: 1×10
4
PBMZ und 3×10 unreife bestrahlte DZ wurden mit PPD (10µg/ml) inkubiert. Nach 6
Tagen erfolgte die Analyse von 1×104 Zellen am Durchflusszytometer. Als
Negativkontrolle diente die Inkubation in Medium ohne Zusatz (A) Diese Abbildung zeigt
ein repräsentatives Ergebnis, wenn PBMZ nach Standardbedingungen stimuliert
werden. (B) In dieser Abbildung ist die durchschnittliche Proliferation(―) sowie die
Einzelmessungen (●) der PPD-stimulierten Lymphozyten in 18 voneinander
unabhängigen Experimenten dargestellt.
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; DZ: Dendritische Zellen; FSC: Forward
Scatter; PBMZ: mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut; PPD: Purified Protein
Derivative; ● : 1 Experiment; ― : Mittelwert; ***: hochsignifikantes Ergebnis
3.1.2 Phänotypische Charakterisierung proliferierender Zellen
27
Ergebnisse
Nachdem eine valide Methode zur Messung der PPD-spezifischen Proliferation
von PBMZ etabliert worden war, war das nächste Ziel die phänotypische
Charakterisierung der aktivierten Zellen. Insbesondere sollten NK-Zellen und TZellen innerhalb der proliferierten Zellen anhand ihrer Oberflächenmarker
identifiziert werden.
PBMZ wurden mit CFSE gefärbt und 6 Tage mit PPD stimuliert. Anschließend
wurden fluoreszierende Antikörper zur Darstellung des T-Zell-spezifischen CD3Rezeptors und des NK-Zell-spezifischen CD56-Rezeptors verwendet. Am
Durchflusszytometer
wurden
die
Proliferation
(CFSE-Färbung)
und
die
Oberflächenmarker simultan detektiert. Dazu wurde ein Fenster auf die
proliferierten CFSE-niedrigen Zellen gelegt und die ausgewählten Zellen anhand
ihrer Oberflächenmarker dargestellt. Es zeigte sich, dass von den proliferierten
Zellen 60% T-Zellen, 26% NK-Zellen und 7% NKT-Zellen waren (Abb. 10).
A
B
PPD
nur Zellen aus R1
T-Zellen
60%
26%
NKT-Zellen
7%
CD3
FSC
Rϭ
NK-Zellen
26%
CD56
CFSE
Abbildung 10: Charakterisierung der proliferierten Zellen innerhalb der PBMZ.
PBMZ wurden für 6 Tage mit PPD stimuliert und anschließend sowohl die Proliferation
als auch die Oberflächenmarker der proliferierten Lymphozyten bestimmt. Dazu
wurden 1×104 Zellen am Durchflusszytometer analysiert. (A) In diesem Dotplot wurde
ein Fenster auf die proliferierten PBMZ gelegt. Die proliferierten Lymphozyten stellen
sich somit in der Region 1 (R1) dar. (B) Der Dotplot zeigt nur die proliferierten Zellen
aus R1. Zusätzlich werden die einzelnen Lymphozytenpopulationen anhand einer CD3/CD56-Oberflächenfärbung identifiziert. Die Abbildung zeigt ein Experiment von 10
mit vergleichbarem Ergebnis.
CD: Cluster of differentiation; CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FSC:
Forward Scatter; NK: Natürliche Killer-Zelle; NKT: Natürliche Killer-T-Zelle; PBMZ:
mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut; R1: Region 1; SSC: Sideward Scatter; T:
T-Zelle.
28
Ergebnisse
Bei 10 unabhängigen Spendern wurden vergleichbare Ergebnisse erzielt:
Tabelle 2: Durchschnittliche Proliferation der einzelnen Subpopulationen innerhalb
der PBMZ mit Standardabweichung und Spannweite in 10 voneinander
unabhängigen Experimenten.
NK-Zellen: Natürliche Killerzellen; NKT-Zellen: Natürliche Killer T-Zellen; PBMZ:
mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut
Zellpopulation
M ittelwert
Standardabweichung
Spanne
T-Zellen
54%
±10%
35 bis 74%
NK-Zellen
20%
±14%
5 bis 38%
NKT-Zellen
13%
±10%
1 bis 42%
Dieser Ausgangspunkt leitete zur Kernfrage der vorliegenden Arbeit:
Was ist der Mechanismus hinter der NK-Zell-Aktivierung nach Stimulation von
PBMZ mit mikrobiellen Antigenen?
3.2.3 Nachweis der Proliferation aufgereinigter NK-Zellen
Zunächst wurde die Möglichkeit geprüft, dass NK-Zellen direkt durch PPD
aktiviert werden. Eine Aktivierung könnte z.B. über die Bindung an TLR oder
bisher unbekannte Mechanismen erfolgen. Deshalb wurden aufgereinigte NKZellen mit PPD inkubiert und die Proliferation im CFSE-Verdünnungstest
bestimmt. Voraussetzung für dieses Experiment war die Isolation von NK-Zellen
aus PBMZ.
3.2.3.1 Anreicherung der NK-Zellen
Ziel der NK-Zell-Isolierung war es, eine aufgereinigte CD56-positive Population
mit einem sehr hohen NK-Zell-Anteil zu gewinnen. Gleichzeitig sollte der Anteil
an CD3-positiven Zellen äusserst gering sein, um eine mögliche Reaktion auf die
Aktivität von NK-Zellen und nicht auf T-Zell-Verunreinigungen zurückführen zu
können. Dazu wurden alle Zellen der PBMZ - abgesehen der NK-Zellen - mit Fe2+
29
Ergebnisse
haltigen Antikörpern markiert. Durch die Passage durch ein Magnetfeld gelang
die Separation von Antikörper-markierten Zellen und NK-Zellen. Vor der NKZell-Depletion
wurde
die
Ausgangspopulation
der
PBMZ
mit
dem
Durchflusszytometer auf ihren NK-Zell-Anteil untersucht. Dieser betrug in 43
voneinander unabhängigen Experimenten durchschnittlich 9% (Abb. 11A). Die
durchflusszytometrische Untersuchung nach der NK-Zell-Aufreinigung zeigte
einen durchschnittlichen NK-Zell-Anteil von 91% (Abb. 11B). Der Anteil an TZellen in der aufgereinigten Population war vernachlässigbar (<0,5%). Mit diesem
Verfahren konnte zuverlässig eine für unsere Zwecke ausreichend reine NK-ZellPopulation gewonnen werden.
30
Ergebnisse
PBMZ vor NK-ZellAufreinigung
A
CD3
aufgereinigte NK-Zellen
CD3
11,7%
CD56
CD56
C
94,2%
100
%
ni
ne
lle
-ZK
N
80
60
40
20
0
vor Aufreinigung
nach Aufreinigung
Abbildung 11: Reinheit der NK-Zellen nach Aufreinigung. Aus 100×106 PBMZ wurden
durch magnetische Aufreinigung NK-Zellen isoliert. (A) In diesem Dotplot werden PBMZ
vor der Aufreinigung auf ihre Zellzusammensetzung analyisert. NK-Zellen sind CD56positiv, T-Zellen CD3-positiv und NKT-Zellen CD3- und CD56-positiv. (B) Hier ist die
NK-Zell-Ausbeute nach magnetischer Aufreinigung eines repräsentiativen Spenders
dargestellt. (C) Die Abbildung zeigt den durchschnittlichen NK-Zell-Anteil vor und nach
Aufreinigung in 43 voneinander unabhängigen Experimenten mit Darstellung des
Standardfehlers.
CD: Cluster of differentiation; NK-Zellen: Natürliche Killerzellen; PBMZ: mononukleäre Zellen
aus dem peripheren Blut.
3.1.3.2 Einfluss von PPD auf die Proliferation der NK-Zellen
Aufgereinigte NK-Zellen sind in vitro schwierig zu kultivieren. Falsch negative
Messergebnisse als Folge von absterbenden NK-Zellen, mussten daher durch eine
Positivkontrolle ausgeschlossen werden. Dazu eignet sich das proliferativ
wirksame Zytokin IL-2. Die optimale IL-2-Konzentration, wurde durch eine
Titration ermittelt (Abb. 12).
31
Ergebnisse
A
IL-2
(100 U/ml)
42%
unstimuliert
1,2%
IL-2
(1000 U/mlͿ
54%
IL-2
(10.000 U/ml)
58%
FSC
CFSE
B
80
%
in
60
n
ell
eZ
K 40
N
et
re
ir
efi 20
lo
rp
0
Ύ
ΎΎΎ
0
100 U/ml
1000 U/ml
10.000 U/ml
Abbildung 12: Einfluss der IL-2-Konzentration auf die NK-Zell-Proliferation. CFSEgefärbte NK-Zellen wurden mit IL-2 Konzentrationen von 100 - 10.000 U/ml stimuliert
und die Proliferation nach 6 Tagen durchflusszytometrisch ermittelt. (A) Darstellung der
NK-Zell-Proliferation auf unterschiedliche IL-2-Konzentrationen von einem
repräsentativen Experiment (B) Durchschnittliche NK-Zell-Proliferation auf
unterschiedliche IL-2 –Konzentration in 4 voneinander unabhängigen Experimenten.
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FSC: Forward Scatter; IL-2: Interleukin-2;
NK-Zellen: Natürliche Killerzellen; *:signifikantes Ergebnis; ***: hochsignifikantes Ergebnis.
CFSE-gefärbte NK-Zellen wurden mit IL-2-Konzentrationen von 100 U/ml bis
10.000 U/ml stimuliert. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Steigerung der
NK-Zell-Proliferation bei Erhöhung der IL-2-Konzentration auf 100 U/ml
(p=0,008) und 1000 U/ml (p=0,01). Eine weitere Steigerung der Konzentration bis
auf 10.000 U/ml IL-2 hatte keinen zusätzlichen Effekt. Daher wurde in
nachfolgenden Experimenten die Positivkontrolle mit einer IL-2-Konzentration
von 1000 U/ml durchgeführt.
Um jetzt den Effekt von PPD auf aufgereinigte NK-Zellen zu untersuchen, wurden
CFSE-gefärbte NK-Zellen mit PPD (10µg/ml) inkubiert. Nach 6 Tagen wurde die
CFSE-Verdünnung am Durchflusszytometer untersucht. Die Auswertung zeigte,
32
Ergebnisse
dass NK-Zellen durch PPD alleine nicht proliferieren (Abb. 13). Somit wurde eine
direkte Aktivierung der NK-Zellen durch PPD ausgeschlossen.
A
Medium
IL-2
PPD
24%
FSC
FSC
CFSE
B
FSC
CFSE
ΎΎ
30
%
n
i 25
n
ell
eZ 20
K 15
N
et
re 10
ir
efi
lo 5
rp
0
CFSE
Medium
IL-2
PPD
Abbildung 13: Einfluss von PPD auf die NK-Zell-Proliferation. 1×105 CFSE-gefärbte
NK-Zellen wurden mit PPD stimuliert und die Proliferation an Tag 6 gemessen. Als
Negativkontrolle diente die Inkubation in Medium, als Positivkontrolle wurden die Zellen
mit IL-2 stimuliert. (A) Die Abbildung zeigt die NK-Zell-Proliferation nach Stimulation mit
PPD und IL-2 in einem repräsentativen Experiment. (B) Durchschnittliche NK-ZellProliferation in 3 voneinander unabhängigen Experimenten mit Darstellung des
Standardfehlers.
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FSC: Forward Scatter; IL-2: Interleukin-2;
PPD: Purified Protein Derivative; n: Anzahl der Experimente; ** : sehr signifikantes Ergebnis.
3.2 Mechanismus der NK-Zell-Aktivierung
Wir entwickelten 3 Hypothesen, die eine NK-Zell-Aktivierung innerhalb der
PBMZ erklären könnten:
33
Ergebnisse
1. Während der Aktivierung der PBMZ durch PPD kommt es zur Freisetzung
löslicher Faktoren, welche die Proliferation induzieren.
2. Direkte Zell-Zell-Kontakte zwischen PBMZ oder DZ und NK-Zellen
bewirken die Aktivierung.
3. Sowohl lösliche Faktoren als auch Zell-Zell-Kontakte sind erforderlich, um
NK-Zellen zu aktivieren.
3.2.1 Rolle löslicher Faktoren für die NK-Zell-Proliferation
Um zu klären, ob lösliche Faktoren die NK-Zell-Proliferation verursachen, wurde
ein Transwell-System verwendet (Abb. 14A). Die Kultivierung von PPDstimulierten DZ mit PBMZ und NK-Zellen erfolgte im selben Nährmedium, aber
durch eine semipermeable Membran voneinander getrennt. Auf diese Weise
interagieren die Zellen ausschließlich über lösliche Faktoren und nicht über ZellZell-Kontakt.
Sowohl PBMZ in der unteren Kammer als auch NK-Zellen im Transwell wurden
mit CFSE gefärbt und die Proliferation nach 6 Tagen gemessen. Es proliferierten
27% der PBMZ (Abb.14B) und 34% der NK-Zellen (Abb.14C). Diese Beobachtung
wurde in 7 voneinander unabhängigen Experimenten bestätigt. Durchschnittlich
proliferierten 16% der PBMZ und 31% der NK-Zellen (Abb.14D).
34
Ergebnisse
NK-Zellen aus
dem Transwell
B
FSC
NK-Zellen
A
lösliche
Moleküle?
E<
E<
D
E<
WW
d
Tag 6
Messung ĚĞƌ
Proliferation
E<
E<
E<
34%
d
semipermeable
Membran
PBMZ
+ DZ
+ PPD
CFSE
C
PBMZ der unteren
Kammer
27%
FSC
CFSE
40
%
n
i 35
n
lel 30
eZ 25
ter 20
ei
re 15
ifl
or 10
p 5
0
NK-Zellen aus dem Transwell
PBMZ
PBL
Abbildung 14: Einfluss aktivierter PBMZ auf die Proliferation der NK-Zellen: 5×105
CFSE-gefärbte PBMZ werden mit 1×105 DZ in einer 24-Well-Platte inkubiert und mit
PPD stimuliert. In das Transwell darüber werden 2×105 CFSE-gefärbte NK-Zellen
pipettiert, die durch eine semipermeable Membran von den PBMZ getrennt sind. Nach 6
Tagen werden sowohl die NK-Zellen aus dem Transwell als auch PBMZ der unteren
Kammer auf ihre Proliferation mit dem Durchflusszytometer untersucht. (A)
Schematischer Versuchsaufbau (B) Ergebnis der NK-Zell-Proliferation im Transwell (C)
Ergebnis der PBMZ-Proliferation aus der unteren Kammer. (D) Durchschnittliche
Proliferation von NK-Zellen und PBMZ in 7 voneinander unabhängigen Experimenten
mit Angabe des Standardfehlers.
B: B-Zelle; CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; DZ: Dendritische Zellen; FSC:
Forward Scatter; NK, NK-Zellen: Natürliche Killerzellen; M: Monozyt; PBMZ: mononukleäre
Zellen aus dem peripheren Blut; PPD: Purified Protein Derivative; T: T-Zelle
͘
35
Ergebnisse
Dies zeigt, dass die NK-Zell-Proliferation unabhängig von direktem Zell-ZellKontakt zu PBMZ stattfindet. Sie muss folglich durch lösliche Faktoren vermittelt
werden. Unsere erste Hypothese wurde somit bestätigt und die Hypothesen 2 und
3 wurden verworfen.
3.2.2 Identifikation aktivierender Zytokine
Um das lösliche Molekül zu identifizieren, welches die NK-Zell-Proliferation
induziert, wurde eine Literatur-basierte Liste potentieller Kandidaten erstellt.
Dabei fokussierten wir uns in erster Linie auf diejenigen Zytokine, die von
antigenaktivierten PBMZ und DZ produziert werden:
1. Monokine wie TNF-α, IL-12 oder IL-15
2. TH1-Lymphokine wie IL-2 oder IFN-γ
PBMZ wurden mit PPD aktiviert und in jedem Ansatz jeweils die Funktion der
Zytokine durch neutralisierende Antikörper inhibiert. Anschließend wurde die
Frequenz proliferierender Zellen gemessen.
Um zunächst die inhibitorische Funktion der Antikörper zu prüfen, wurde
exemplarisch die Wirkung des IFN-γ-Antikörpers auf die MHC-II-Expression der
Monozyten untersucht.
Monozyten wurden für 24 h entweder alleine, nur mit IFN-γ oder mit IFN-γ plus
IFN-γ−Antikörper inkubiert und anschließend die Expression der MHC-Klasse-IIMoleküle
auf
der
Oberfläche
im
Durchflusszytometer
bestimmt.
Im
unstimulierten Ansatz exprimierten 39% der Monozyten MHC-II. Dieser Anteil
erhöhte sich durch die IFN-γ-Behandlung auf 70% und reduzierte sich in
Anwesenheit des IFN-γ-Antikörpers wieder auf 31% (Abb.15). Dies zeigte, dass
IFN-γ-Antikörper die Funktion von IFN-γ zuverlässig inhibieren.
36
Ergebnisse
Monozyten in R1
A
SSC
R1
FSC
nur Zellen
aus R1
unstimuliert
B
+ IFN-γ
39%
+ IFN-γ + IFN-γ -Ak
70%
31%
FSC
MHC-II-Molekül-Expression
Abbildung 15: Wirkung der IFN-γ -Antikörper auf die IFN-γ -vermittelte
Hochregulation von MHC-II-Molekülen auf Monozyten. 5×105 PBMZ wurden in einer
24-Well-Platte für 24 h mit IFN- γ (10µg/ml) oder mit IFN- γ und IFN- γ-Antikörpern
(10µg/ml) stimuliert. Als Negativkontrolle diente die Inkubation von PBMZ in
Zellkulturmedium alleine. Anschließend wurde die MHC-II-Expression auf der
Monozytenoberfläche mithilfe des Durchflusszytometers bestimmt. Dabei wurden jeweils
1×104 Zellen analysiert. (A) Auf die Monozyten innerhalb der PBMZ wird ein Fenster
gelegt, so dass sich die Monozyten in Region 1 (R1) darstellen. (B) Nur die Monozyten
und deren MHC-II-Molekül-Expression nach Stimulation mit IFN-γ sowie IFN-γ und IFNγ-Antikörper werden dargestellt. Die Abbildung zeigt ein repräsentives Experiment.
FSC: Forward Scatter; IFN-γ: Interferon-gamma; IFN-γ -Ak: anti-Interferon-γ -Antikörper;
MHC-II: Haupthistokompatibilitätskomplex-Klasse-II-Molekül; PBMZ: mononukleäre Zellen
aus dem peripheren Blut; R1: Region 1; SSC: Sideward Scatter;
3.2.2.1 Einfluss von Zytokinen Dendritischer Zellen
Als erstes untersuchten wir die Wirkung von Zytokinen, die von DZ sezerniert
werden. Dazu wurden PBMZ in einer 96-Well-Rundbodenplatten mit PPD
stimuliert und zu jedem Ansatz entweder ein Antikörper gegen TNF-α, IL-12 oder
IL-15 gegeben. Um auszuschließen, dass IgG-Antikörper-Moleküle aktivierende
Rezeptoren binden und somit die Proliferation beeinflussen, wurden IsotypAntikörper als Negativkontrolle verwendet.
37
Ergebnisse
Die Inkubation mit den o.g. Zytokinantikörpern hatte keinen Effekt auf die PPDinduzierte Proliferation der PBMZ (Abb.16A). Im Gegenteil – die Inkubation mit
den Zytokinantikörpern führte sogar zu einer geringen, aber signifikanten
Steigerung der Proliferation. Die Proliferation der PPD-stimulierten PBMZ lag bei
durchschnittlich 25%. In Anwesenheit des TNF-α-Antikörpers proliferierten 31%,
mit dem IL-12-Antikörper 34% und mit dem IL-15-Antikörper 32% der
stimulierten Zellen. Die Isotypkontrolle beeinflusste die Proliferation der PBMZ
hingegen nicht. TNF-α, IL-12 und IL-15 schieden damit als Kandidaten für die
Aktivierung von NK-Zellen aus.
38
Ergebnisse
A
PPD
29%
PPD + IgG1
PPD
+ anti-TNF-α
PPD
+ anti-IL-12
PPD
+ anti-IL-15
27%
30%
36%
36%
FSC
CFSE
B
ΎΎ
ΎΎ
50
%
in 40
n
ell
eZ 30
et
re 20
ir
efi
lo 10
rp
0
ΎΎ
ΎΎ
Medium
PPD
PPD
+ IgG1
PPD +
PPD +
anti-TNF-α anti-IL-12
PPD +
anti-IL-15
Abbildung 16: Einfluss der Zytokine Dendritischer Zellen auf die Proliferation.
PBMZ werden mit PPD stimuliert und zu jedem Ansatz ein Zytokinantikörper gegeben.
Auf diese Weise wird die Bedeutung der Zytokine TNF-α , IL-12 und IL-15 auf die
Proliferation der PBMZ überprüft. Zur Kontrolle diente die Stimulation der PBMZ mit
PPD alleine sowie mit PPD und dem Isotyp-Antikörper (IgG1). Nach 6 Tagen wurde die
Proliferation mit dem Durchflusszytometer analysiert (A) Ergebnis der
Proliferationsmessungen
von
PPD-stimulierten PBMZ im Gegenwart von
Zytokinantikörpern eines repräsentativen Spenders (B) Durchschnittliche Proliferation
der PBL ohne Stimulation, mit PPD, IgG1 und in Anwesenheit der Zytokinantikörper in 7
voneinander unabhängigen Experimenten.
CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl Ester; FCS: Forward Scatter; IgG1: Immunglobulin
G1, IL-12: Interleukin-12, IL-15: Interleukin-15; PBMZ: mononukleäre Zellen aus dem
peripheren Blut; TNF-α: Tumornekrosefaktor-alpha.
3.2.2.2 Einfluss von T-Zell-Zytokinen
Als nächstes testeten wir auf gleiche Weise die T-Zell-Zytokine IFN-γ und IL-2.
Die Neutralisation von IFN-γ führte wie bei den DZ-Zytokinen zu einer
signifikanten (p=0,005) Steigerung der Proliferation. 19% der PBMZ proliferierten
nach Zugabe von PPD, während es in Gegenwart des IFN-γ-Antikörpers 30%
(Abb. 17C) waren.
39
Ergebnisse
Die Inkubation mit IL-2-Antikörpern resultierte hingegen in der nahezu
vollständigen Hemmung der Proliferation (Abb. 17B). Daraus folgt, dass die
Proliferation der PBMZ IL-2 abhängig ist. Der Anteil proliferierter Zellen wurde
von durchschnittlich 14% auf 3,7% (p=0,01) gesenkt und entsprach damit beinahe
dem Messwert unstimulierter PBMZ, der bei 2,9% lag. Die geringe Proliferation
der PBMZ von durchschnittlich 14% (vgl. Abb.9, Abschnitt 3.1.1.4) ist mit der
Verwendung einer 24-Well-Platte in diesem Versuch zu erklären.
Durch diese Experimente wurde bewiesen, dass IL-2 die Proliferation von NKZellen nach Stimulation von PBMZ mit mikrobiellen Antigenen verursacht.
3.2.2.3 Die Rolle von IL-2 auf die Proliferation aufgereinigter NK-Zellen
Die vorangegangenen Experimente hatten gezeigt, dass die Proliferation der
PBMZ IL-2 vermittelt ist. Daraus wurde geschlossen, dass IL-2 auch für die NKZell-Proliferation verantwortlich ist. Abschließend sollte geprüft werden, ob eine
NK-Zell-Proliferation im Transwell ohne IL-2 möglich ist. Dazu wurden PPDstimulierte PBMZ durch eine semipermeable Membran von NK-Zellen getrennt
kultiviert. Zusätzlich wurden die PPD-stimulierten PBMZ mit IL-2-Antikörpern
inkubiert (Abb. 18A).
Um auszuschließen, dass NK-Zellen die 6-tägige Kultivierung in einem Transwell
nicht überlebten, wurde als Positivkontrolle ein Ansatz mit IL-2 durchgeführt.
Hierzu wurde die untere Kammer mit IL-2-haltigem Medium, das Transwell mit
aufgereinigten NK-Zellen gefüllt. Die Analyse an Tag 6 zeigte eine NK-ZellProliferation von 52%, wodurch ein Absterben der NK-Zellen im Transwell
ausgeschlossen wurde (Abb. 18B).
Die Messung der Proliferation am Durchflusszytometer zeigte, dass weder PBMZ
in der unteren Kammer noch NK-Zellen in der oberen Kammer in Anwesenheit
von IL-2-Antikörpern proliferierten (Abb. 18A).
40
Ergebnisse
A
NK-Zellen
+IL-2
NK-Zellen
52%
FSC
E<
E<
E<
E<
E<
CFSE
B
E<
anti-IL-2
C
0,2%
NK-Zellen
D
E<
E<
E<
E<
WW
d E<
d
Tag 6
Messung der
Proliferation
FSC
PPD-stimulierte
PBMZ
)
%
( 40
W
T
im 30
no
it
ar
efi 20
lo
rP
-l 10
eZ
-K
N
0
2,5%
CFSE
ΎΎ
über PPD-stimulierten
PBMZ
über PPD-stimulierten
PBMZ mit anti-IL-2
Abbildung 18: Einfluss von anti-IL-2-Antikörpern auf die NK-Zell-Proliferation.
CFSE-gefärbte PBMZ werden in Gegenwart von IL-2-Antikörpern mit PPD stimuliert.
Gleichzeitig werden CFSE-gefärbte NK-Zellen durch eine semipermeable Membran
getrennt, im Transwell inkubiert. An Tag 6 werden die Proliferation der PBMZ und der
NK-Zellen bestimmt. Als Positivkontrolle werden CFSE-gefärbte NK-Zellen im Transwell
über einem IL-2-haltigen Medium inkubiert. (A) Proliferation der NK-Zellen im Transwell
und IL-2-haltigem Medium. (B) Schematischer Versuchsaufbau sowie Ergebnisse der
Proliferationsmessung von PBMZ und NK-Zellen eines repräsentativen Experiments. (C)
Vergleich der NK-Zell-Proliferation über PPD-stimulierten PBMZ mit der NK-ZellProliferation über PPD-stimulierten PBMZ in Gegenwart von anti-IL-2-Antikörpern. Das
Säulendiagramm zeigt die durchschnittliche Proliferation in 6 voneinander
unabhängigen Experimenten mit Angabe des Standardfehlers (p=0,003).
anti-IL-2: anti-Interleukin-2-Antikörper; B: B-Zelle; CFSE: Carboxyfluoreszein Succinimidyl
Ester; DZ: Dendritische Zellen; FSC: Forward Scatter; IL-2: Interleukin-2; M: Monozyt; NK,
NK-Zelle: Natürliche Killerzelle; PBMZ: mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut; PPD:
Purified Protein Derivative; T: T-Zelle; TW: Transwell; **: sehr signifikantes Ergebnis
41
Ergebnisse
In Anwesenheit der IL-2-Antikörper wurde die NK-Zell-Proliferation in 6
voneinander unabhängigen Experimenten von 31% auf 1,9% (Abb. 18C) reduziert,
so dass IL-2 auch für die NK-Zell-Proliferation verantwortlich ist.
Zusammenfassend zeigen die erhobenen Daten, dass die Proliferation der NKZellen innerhalb der PBMZ von antigenspezifisch stimulierten T-Zellen induziert
wird.
42
Diskussion
4. Diskussion
4.1 Bedeutung der NK-Zell-Proliferation bei der Immunantwort
Bisher ist noch nicht vollständig geklärt, ob NK-Zellen bei einer Infektion
expandieren bzw. wodurch die Expansion ausgelöst wird. Gut untersucht ist
hingegen die mit der Proliferation der NK-Zellen verbundene quantitative und
qualitative Steigerung ihrer Effektorfunktionen. Dies wird in der um das 50-fach
gesteigerten
Zytokinsekretion
sowie
in
der
Elimination
eines
breiten
Pathogenspektrums deutlich (Warren 1999). Die Proliferation von NK-Zellen
während einer Infektion ist für die effiziente Immunantwort essentiell (Warren
1996).
In vorliegender Arbeit wurde neben der bekannten T-Zell-Aktivierung durch
mykobakterielle Antigene auch die antigenspezifische Proliferation von NKZellen nachgewiesen (Abb. 10). Dieser Befund ist bemerkenswert, da man
klassischerweise
davon
ausgeht,
dass
NK-Zellen
aufgrund
ihrer
keimbahnkodierten Rezeptoren lediglich teilspezifisch auf Pathogene reagieren
(Bloom 1982, Janeway 1989a, Janeway et al. 2002, Lanier 2005). So galt bisher das
Dogma, dass nur Zellen des adaptiven Immunsystems antigenspezifisch
proliferieren. Diese müssen sich im Rahmen einer optimalen Immunantwort
exponentiell vermehren, da aufgrund der hohen Rezeptordiversität unter 104-106
Zellen nur eine den passenden Antigenrezeptor aufweist. Zwar besitzen NKZellen ebenfalls ein diverses Rezeptorexpressionsmuster, doch werden die
meisten aktivierenden Rezeptoren von allen NK-Zellen exprimiert (Bryceson et al.
2006a). Eine Infektion führt zur schnellen Rekrutierung einer großen Anzahl
gleichartiger,
aktivierter
NK-Zellen.
Es
gehört
demnach
nicht
zu
den
physiologischen Abwehrmechanismen der NK-Zellen, ihre Effektivität durch
klonale Expansion zu steigern (Biron 2010).
Obwohl es bisher nur wenige Studien gibt, die eine effektive antibakterielle
Aktivität von NK-Zellen belegen, weist die hier aufgezeigte Mykobakterienspezifische Aktivierung auf eine Beteiligung von NK-Zellen bei der Abwehr
bakterieller Infektionen hin.
43
Diskussion
Die Proliferation von NK-Zellen im Rahmen der Immunabwehr gegen Viren ist
unbestritten (Andoniou et al. 2006, Lodoen et al. 2006). Neben der unspezifisch
vermittelten NK-Zell-Proliferation durch IFNα/β und IL-15 (Biron et al. 1999) ist
auch ein Rezeptor-abhängiger Mechanismus aktiv. Maus-NK-Zellen tragen den
LyH-Rezeptor, der spezifisch ein Protein erkennt, welches vom Murine
Cytomegalie Virus (MCMV) kodiert wird. Im Verlauf der Abwehrreaktion gegen
MCMV proliferieren nur die LyH-positiven NK-Zellen, die somit die erfolgreiche
Infektabwehr bewirken (Dokun et al. 2001). Auf humanen NK-Zellen bindet der
NKG2C/CD94-Rezeptor ein Protein, welches für das Humane Cytomegalie Virus
spezifisch ist. Auch hier wurde die selektive Proliferation von NKG2C/CD94Rezeptor-positiven NK-Zellen gezeigt (Guma et al. 2006). In diesen Arbeiten
wurde erstmals die antigenspezifische und Rezeptor-vermittelte Proliferation von
NK-Zellen nachgewiesen. NK-Zellen zeigen somit ein Reaktionsmuster, von dem
man bisher angenommen hatte, es sei charakteristisch für das adaptive
Immunsystem. Das Fehlen von NK-Zellen bei CMV-Infektionen korreliert mit
einer deutlich erhöhten Viruslast, wodurch die Relevanz der NK-Zellen
verdeutlicht wird (Orange et al. 1996).
In einigen Studien wurde eine direkte NK-Zell-Aktivierung durch Bakterien
gezeigt. Die Stimulation mit extrazellulärem Bacille Calmette-Guérin, einem
attenuierten Antigen-Stamm von Mycobacterium bovis, führt zur Proliferation
sowie zu erhöhter IFN-γ-Produktion und Zytotoxizität in NK-Zellen. Die
Neutralisation der Zytokine IL-2 und IL-12 reduzierte die Proliferation der NKZellen nicht, so dass über einen Rezeptor-vermittelten Mechanismus spekuliert
wird (Esin et al. 2004). Weiterhin werden NK-Zellen durch Lipopolysacharid
aktiviert. Sie proliferieren, wenn sie mit unreifen DZ und Lipopolysacharid
inkubiert werden (Vitale et al. 2004). Die spezifische Aktivierung der NK-Zellen
durch Lipopolysacharid ist ein weiteres Indiz für eine antibakterielle Funktion der
NK-Zellen. Vor diesem Hintergrund der Bakterien-vermittelten NK-ZellAktivierung gibt die in dieser Arbeit nachgewiesene Mykobakterien-spezifische
44
Diskussion
NK-Zell-Proliferation einen wichtigen Hinweis auf eine NK-Zell-Beteiligung in
der antibakteriellen Infektabwehr.
4.2. Bedeutung von Interleukin-2 in der Aktivierung von NK-Zellen und in der
Krebstherapie
Die Stimulation von NK-Zellen durch mykobakterielle Antigene wird nach den
Ergebnissen der vorliegenden Arbeit durch IL-2 vermittelt (Abb. 18). Noch ist
unklar, ob unsere in vitro-Beobachtung auch in vivo Bedeutung hat.
Einerseits messen einige Autoren der NK-Zell-Aktivierung durch IL-2 in vivo
keine Bedeutung bei, da IL-2 erst während der Aktivierung des adaptiven
Immunsystems,
gebildet
wird.
NK-Zellen
als
Teil
des
angeborenen
Immunsystems sind zu diesem Zeitpunkt bereits durch IFNα/β von infizierten
Zellen aktiviert. Zudem konkurrieren aktivierte T-Zellen mit NK-Zellen um
freigesetztes IL-2. T-Zellen sind gegenüber NK-Zellen im Vorteil, da sie den
hochaffinen IL-2 Rezeptor exprimieren, wohingegen NK-Zellen nur mit einem
mittelaffinen IL-2 Rezeptor ausgestattet sind (Biron et al. 1999). Ein weiteres
Argument, das gegen eine Funktion von IL-2 bei der NK-Zell-Aktivierung spricht,
ist die auf die Lymphknoten beschränkte IL-2-Produktion während des T-ZellPrimings (Prlic et al. 2003). In Lymphknoten sind NK-Zellen jedoch nur in
niedriger Frequenz zu finden; sie kumulieren in Blut, Milz, Leber und Uterus
(Yokoyama et al. 2004).
Andererseits finden sich vermehrt Hinweise, dass IL-2 auch in vivo NK-Zellen
stimuliert. Darauf deutet der Nachweis hin, dass die Subpopulation der CD56bright
NK-Zellen in Lymphknoten vorkommt. Dort repräsentieren sie mit 75-95% den
Großteil der NK-Zellen (Fehniger et al. 2003, Ferlazzo et al. 2004a). Zwar befinden
sich lediglich 1-5% des NK-Zell-Pools in den Lymphknoten, doch diese umfassen
40% der Gesamtlymphozyten und stellen somit ein großes NK-Zell-Reservoir dar
(Poli et al. 2009). Im Vergleich dazu finden sich nur 2% der Lymphozyten im Blut.
Die im Lymphknoten vorherrschenden CD56bright NK-Zellen tragen den
45
Diskussion
hochaffinen IL-2-Rezeptor und konkurrieren mit T-Zellen um IL-2, auf welches sie
schon in geringen Konzentrationen reagieren (Caligiuri et al. 1990, Freud et al.
2006a). Auch die konstitutive IL-2-Rezeptor-Expression auf NK-Zellen (Carson et
al. 1994) und die aktivierenden Effekte durch IL-2-Exposition in NK-Zellen,
sprechen für eine Bedeutung von IL-2 auf NK-Zellen in vivo.
Zu den aktivierenden Effekten gehört die IL-2-induzierte Zytotoxizitätserhöhung,
bekannt als „Phänomen der Lymphokin-aktivierten Killer Zellen“ (Grimm et al.
1982). Aktivierte Lymphozyten lysieren sowohl solide Tumorzellen als auch
hämatopoetische Tumorzelllinien. Dabei beruht die Zunahme der Zytotoxizität im
Wesentlichen auf der erhöhten NK-Zell-Aktivität (Phillips et al. 1986). Auch die
IFN-γ-Produktion in NK-Zellen wird durch Kombination von IL-2 und IL-12
ausgelöst (Carson et al. 1997, Fehniger et al. 2003, Robertson 2002). IL-2-aktivierte
NK-Zellen lösen ferner die Reifung von DZ durch einen Zell-Zell-Kontaktabhängigen Mechanismus aus (Gerosa et al. 2002).
Die IL-2 vermittelte Aktivierung der NK-Zellen könnte für die Therapie bösartiger
Tumoren ausgenutzt werden. Folgende Überlegungen stützen diese potentielle
Strategie.
Die verbesserte Lyse von Tumorzellen durch NK-Zellen nach IL-2-Exposition (van
den Broek et al. 1995, Medvedev et al. 1997) führte versuchsweise zur IL-2Applikation in der Krebstherapie. Erste Erfolge wurden mit der Hochdosis IL-2Monotherapie in der Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms und des
metastasierten malignen Melanoms erzielt (Fisher et al. 2000, Atkins et al. 2000).
Hohe IL-2-Konzentrationen aktivieren nicht nur NK-Zellen, sondern auch TZellen, B-Zellen und Monozyten, die „nur“ mittelaffine IL-2-Rezeptoren besitzen.
Die Aktivierung des Immunsystems durch Hochdosis-IL-2-Therapie ist deshalb
mit
erheblichen
Nebenwirkungen
wie
Hypotension
und
Capillary-Leak-
ausschließlich
zur
Sättigung
Syndrome verbunden (Smith 1997).
Niedrige
IL-2-Konzentrationen
führen
der
hochaffinen IL-2-Rezeptoren von CD56bright NK-Zellen oder aktivierten T-Zellen.
Durch die Niedrigdosis-IL-2-Therapie wird selektiv die Proliferation von NK
46
Diskussion
Zellen induziert. Zwar ist diese Therapieform nebenwirkungsarm, jedoch wird die
für eine Lyse von Tumorzellen erforderliche Steigerung der Zytotoxizität nicht
erreicht.
Schließlich
überwiegend
werden
durch
immunregulatorische
die
niedrigen
CD56bright
IL-2-Konzentrationen
NK-Zellen
und
nicht
die
zytotoxischen CD56dim NK-Zellen aktiviert (Fehniger et al. 2002). Von der
Niedrigdosis-IL-2-Therapie profitieren daher nur folgende Patientengruppen:
• Patienten, denen wegen Leukämien T-Zell-depletiertes Knochenmark
transplantiert wurde; sie erlitten weniger Rückfällen und überlebten länger
krankheitsfrei (Soiffer et al. 1994).
• Patienten mit HIV-assoziierten malignen Erkrankungen und CD4Zellzahlen unter 200/mm2; diese Patienten wiesen erhöhte NK-Zell-Zahlen
im Blut auf und erkrankten während der IL-2-Therapie nicht an
opportunistischen Infektionen (Bernstein et al. 1995).
Ein weiterer Versuch, für die Krebstherapie wirksame NK-Zellen ohne
wesentliche Toxizität zu generieren, ist die Kombination von kontinuierlich
appliziertem IL-2 in niedriger Dosierung mit hochdosiertem IL-2 im Bolus. Ziel
dabei
war
es,
zuerst
eine
NK-Zell-Expansion
und
nachfolgend
eine
Zytotoxizitätserhöhung zu induzieren. Auch der adoptive Transfer von ex vivo
aktivierten NK-Zellen war eine vielversprechende Möglichkeit, ohne toxische
Systemwirkungen die Effektorfunktionen der NK-Zellen möglichst zu optimieren.
Die hohen Erwartungen der Kombinations-Immuntherapie mit IL-2 wurden
jedoch nicht erfüllt (Burns et al. 2003): 37 an Lymphom oder Mamma-Karzinom
erkrankte Patienten wurden mit niedrig dosiertem IL-2 behandelt. Anschließend
folgten Bolusapplikationen von hochdosiertem IL-2 oder Infusionen von ex vivo
IL-2-aktivierten Zellen. Gegenüber der Kontrollgruppe, die eine autologe Blutoder
Knochenmarktransplantation
erhielt,
zeigte
sich
in
der
IL-2-
Behandlungsgruppe hinsichtlich Überlebensverlängerung oder Rückfallquote kein
Vorteil. Daher ist die niedrig dosierte Gabe von IL-2 als Therapie maligner
Erkrankungen suboptimal. Grund dafür ist am ehesten, dass durch die IL-2-Gabe
47
Diskussion
vorwiegend die Expansion immunregulatorischer CD56bright NK-Zellen ausgelöst
wird (Sutlu et al. 2009).
Der adoptive Transfer von Lymphokin-aktivierten NK-Zellen ist bei denjenigen
Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom erfolgreich, die sich nach
Hochdosis-IL-2-Therapie in Partialremission befinden. Bei 6 von 10 Patienten
wurde ein komplettes Ansprechen erreicht (Escudier et al. 1994). Die Befunde
sprechen dafür, dass Lymphokin-aktivierte NK-Zellen prinzipiell geeignet sind,
um in vivo Tumorzellen zu eliminieren. Allerdings wird die Steigerung der
Zytotoxizität nicht durch exogen verabreichtes IL-2 erreicht. Die hierfür
erforderlichen Dosen sind zu hoch und deren Toxizität nicht tolerierbar. Daher
müssen andere Wege gesucht werden, um die Killer-Aktivität in NK-Zellen zu
erhöhen. Möglicherweise induziert endogen produziertes IL-2 von T-Zellen die
Aktivierung
zu
zytotoxischen
NK-Zellen.
Eine
ausschließlich
auf
den
Lymphknoten beschränkte, hohe endogene IL-2 Konzentration ist möglicherweise
weniger toxisch als die systemische Gabe. Dies könnte aber dennoch ausreichend
sein, um die Differenzierung in CD56dim NK-Zellen und die damit verbundene
Steigerung der Zytotoxizität zu induzieren. Eine Option wäre, die eigenen TZellen zur IL-2-Produktion zu stimulieren. Dies könnte mit exogen applizierten,
reifen DZ geschehen, die bereits Antigen augenommen haben. Auf diese Weise
würden NK-Zellen im Lymphknoten zu zytotoxischen NK-Zellen heranreifen, um
in der Peripherie Tumorzellen zu lysieren.
In der Summe überwiegen die Hinweise für eine NK-Zell-aktivierende Funktion
von IL-2 auch in vivo.
4.3. Interaktion von T-Zellen und NK-Zellen
Die in dieser Arbeit gezeigte NK-Zell-Proliferation wird indirekt durch T-Zellen
vermittelt, da IL-2 im Menschen ausschließlich von aktivierten T-Zellen produziert
wird (Olejniczak et al. 2008, Smith 1988). Zwar konnten Maus-DZ und humane DZ
in vitro ebenfalls zur IL-2 Sekretion stimuliert werden (Feau et al. 2005, Granucci et
48
Diskussion
al. 2004); ob dieser Befund beim Menschen von Bedeutung ist, bleibt fraglich.
Unsere Interpretation, für die Aktivierung der NK-Zellen, ist wie folgt: DZ
phagozytieren mikrobielles Antigen und stimulieren MHC-vermittelt naive TZellen. Aktivierte antigenspezifische T-Zellen sezernieren IL-2 und induzieren
dadurch ihre eigene klonale Expansion aber auch die Proliferation der NK-Zellen.
Dabei erfordert die Aktivierung des angeborenen Immunsystems durch das
adaptive weder zusätzlichen Zell-Zell-Kontakt noch Koaktivierung durch weitere
Zytokine (Abb. 14, 16).
Die Aktivierung von NK-Zellen durch T-Zellen wurde bereits in früheren
Arbeiten diskutiert. Insbesondere wurde eine Interaktion von adaptiven und
angeborenen Immunsystem im Lymphknoten postuliert (Ferlazzo et al. 2003,
Fehniger et al. 2003). Dieses Postulat basiert auf Experimenten, die zeigten, dass
NK-Zellen über einen IL-2-abhängigen Mechanismus von T-Zellen zur IFN-γProduktion aktiviert werden. Ähnliches wurde auch bei einer Infektion mit
Plasmodium falciparum beschrieben: aktivierte T-Zellen produzierten IL-2, welches
die IFN-γ-Produktion in NK-Zellen stimulierte. Dass NK-Zellen innerhalb der
ersten 36 Stunden alleine für die IFN-γ-Produktion verantwortlich waren,
unterstreicht die Bedeutung der NK-Zellen bei der Infektabwehr (Horowitz et al.
2010). Ein vergleichbares Phänomen wurde auch als Reaktion auf die Infektion mit
Influenza Virus A beobachtet. Neben T-Zellen produzierten innerhalb Virusexponierter PBMZ auch NK-Zellen IFN-γ. Dieser Effekt war IL-2-abhängig, da er
durch neutralisierende anti-IL-2-Antikörper aufgehoben wurde (He et al. 2004).
Zusammenfassend wird die T-Zell-vermittelte NK-Zell-Aktivierung durch
unterschiedliche Klassen von Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Parasiten)
ausgelöst. Neben M. tb, Plasmodium falciparum und Influenza A wurde in eigenen
Experimenten auch eine NK-Zell-Proliferation nach Stimulation mit TT, dem
Toxin von Clostridium tetani, beobachtet (Daten nicht gezeigt). Dies ist ein
deutlicher Hinweis darauf, dass NK-Zellen während der Aktivierung des
adaptiven Immunsystems unspezifisch en passant aktiviert werden.
49
Diskussion
Eine mögliche Erklärung für die gleichzeitige Aktivierung von NK-Zellen und TZellen ist die Freisetzung von IFN-γ durch aktivierte NK-Zellen. IFN-γ fördert die
Differenzierung naiver T-Zellen in TH1-Zellen (Bradley et al. 1996) und damit die
Entwicklung der zellulären Immunität. In Mäusen, die mit Leishmania major
infiziert wurden, sind NK-Zellen von entscheidender Bedeutung, um die TH1Differenzierung zu gewährleisten. Werden NK-Zellen depletiert, entwickeln sich
aufgrund des IFN-γ-Mangels TH2-Zellen und die infizierten Mäuse sterben an der
ansonsten selbstlimitierenden Infektion (Scharton et al. 1993). Außerdem
entwickeln NK-Zell-knock-out-Mäuse nach Infektion mit Leishmania major keine
suffiziente TH1-Antwort (Martin-Fontecha et al. 2004). Weiterhin wurden IFN-γproduzierende NK-Zellen in der Nähe von spezifischen CD4-positiven Zellen im
äußeren Parakortex des Lymphknoten gefunden (Bajenoff et al. 2006). Daher ist
die in unseren Experimenten gezeigte IL-2-induzierte Aktivierung der NK-Zellen
in vivo möglicherweise an der Entwicklung der zellulären Immunität beteiligt.
4.4. NK-Zellen als Teil des adaptiven Immunsystems
Unsere Experimente zeigen, dass NK-Zellen nicht nur von Zellen des angeborenen
Immunsystems oder virusinfizierten Zellen aktiviert werden, sondern auch durch
T-Zellen des adaptiven Immunsystems. Diese Befunde weisen darauf hin, dass die
Effektorfunktionen der NK-Zellen auch zu einem späteren Zeitpunkt an der
Elimination von Pathogenen beteiligt sind. Wie könnte die hier dargestellte T-Zellvermittelte NK-Zell-Aktivierung zur effektiven Infektabwehr beitragen?
Neben der bereits erwähnten Steigerung der Zytotoxizität in NK-Zellen durch IL-2
(Phillips et al. 1986, Warren 1996, Warren et al. 1996) mehren sich die Hinweise,
dass NK-Zellen im sekundären Lymphgewebe ausreifen (Freud et al. 2006b).
Diese Hypothese wird dadurch gestützt, dass die im Blut vorherrschende CD56dim
NK-Zell-Population kürzere Telomere besitzt als die CD56bright NK-Zellen im
Lymphknoten (Romagnani et al. 2007). Telomere sind die Chromosomenenden,
die mit zunehmenden Zellteilungen an Länge verlieren. Daher wird an ihrer
Länge das Zellalter abgeschätzt. Während der Reifung entwickeln sich die
50
Diskussion
vorwiegend Zytokin-produzierenden CD56bright NK-Zellen zu zytotoxischen
CD56dim NK-Zellen (Frey et al. 1998). Zytotoxische NK-Zellen definieren sich
unter anderem durch die Expression von Rezeptoren, mit denen nur noch die
Migration in entzündetes Gewebe, nicht jedoch ins Lymphgewebe möglich ist.
Weiterhin wurde gezeigt, dass die Reifung zu zytotoxischen NK-Zellen im
Lymphknoten durch IL-2 induziert wird (Ferlazzo et al. 2004c). Daher fördern TZellen, die während einer Infektion IL-2 produzieren, möglicherweise die Reifung
von NK-Zellen. Dies führt schließlich zu einer Mobilisation zytotoxischer NKZellen aus dem Lymphknoten in den Blutkreislauf (Ferlazzo et al. 2004c). Aus der
Blutbahn gelangen NK-Zellen in entzündete Gewebe, wo sie zusammen mit den
Effektormechanismen
des
adaptiven
Immunsystems
zur
Abwehr
von
Mikroorganismen beitragen. Möglicherweise unterstützen NK-Zellen zytotoxische
T-Zellen in der Peripherie. NK-Zellen eliminieren Zellen, die infolge einer
Virusinfektion oder malignen Transformation zu wenige MHC-Moleküle
exprimieren und deshalb von zytotoxischen T-Zellen nicht erkannt werden
(Gumperz
et
al.
1995).
In
unseren
Experimenten
wurden
die
Oberflächenrezeptoren auf den proliferierenden NK-Zellen nicht untersucht, so
dass keine eigenen Daten zur Expression zytotoxischer Rezeptoren nach IL-2Exposition zur Verfügung stehen. Die ursprünglich als Nebenbefund aufgefallene
NK-Zell-Aktivierung durch IL-2 könnte ihre physiologische Bedeutung am
ehesten in der NK-Zell-Reifung durch T-Zellen haben.
Unsere Daten zur T-Zell-vermittelten Aktivierung von NK-Zellen unterstützen die
These, dass NK-Zellen auch in der späten Phase der Immunabwehr aktiv sind.
51
Diskussion
B
IL-2
E<
A
d

E<
d
d
WW
d
E<
E<
d
E<
E<
njLJƚŽƚŽdž
E<
njLJƚŽƚŽdž
E<
njLJƚŽƚŽdž
E<
njLJƚŽƚŽdž
IFN-γ
IL-12
E<
njLJƚŽƚŽdž
C
d,ϭ
d,ϭ
d,ϭ
d,ϭ
D
d,ϭ
E<
njLJƚŽƚŽdž
E<
d,ϭ njLJƚŽƚŽdž
d,ϭ
E<
njLJƚŽƚŽdž
Abbildung 19: Mögliche NK-Zell-Funktionen in der späten Phase der Immunantwort. (A) Naive T-
Zellen werden im Lymphknoten von DZ mit Antigen stimuliert. Die aktivierten T-Zellen produzieren
daraufhin IL-2, welches nicht nur ihre eigene Proliferation, sondern auch die der NK-Zellen auslöst. (B)
IL-2-aktivierte NK-Zellen sind zum einen potente IFN-γ -Produzenten, zum anderen induziert IL-2 die NKZell-Reifung, welche mit Erhöhung der NK-Zell-Zytotoxizität einhergeht. (C) Umgekehrt nehmen NKZellen ebenfalls Einfluss auf die T-Zell-Entwicklung. IFN- γ bewirkt zusammen mit IL-12, welches von
Antigen-stimulierten DZ produziert wird, die Differenzierung von naiven T-Zellen in TH1 Zellen. Damit
fördern sie die Ausbildung der zellulären Immunität. (D) Ausgereifte Lymphozyten (zytotoxische NKZellen und TH1-Zellen) gelangen über efferente Gefäße zum Ort der Infektion, wo sie zur
Pathogenelimination benötigt werden.
DZ: dendritische Zelle; IFN- γ: Interferon-gamma; IL-2: Interleukin-2; IL-12: Interleukin-12; NK: Natürliche
Killerzelle; NK zytotox: zytotoxische Natürliche Killerzelle; T: T-Zelle; TH1: T-Helfer-1-Zelle
Es gibt vielversprechende Veröffentlichungen, die einen Paradigma-Wechsel
propagieren und NK-Zellen zum adaptiven Immunsystem zählen (Sun et al.
2009b). Zu diesem Schluss führen folgende Befunde, in denen NK-Zellen
zunehmend Charakteristika des adaptiven Immunsystems zeigen:
• Zum einen besitzen NK-Zellen antigenspezifische Rezeptoren für ein von
MCMV kodiertes Protein (Arase et al. 2002), werden aktiviert und tragen
entscheidend zur Abwehr von MCMV-Infektionen bei (Dokun et al. 2001).
52
Diskussion
• Zum anderen bilden auch NK-Zellen ein immunologisches Gedächtnis aus
(O'Leary et al. 2006). Eine T- und B-Zell-depletierte Maus zeigte 4 Wochen
nach erstmaliger Antigenexposition eine Hypersensitivitätsreaktion, wenn
sie erneut mit Allergen in Kontakt kam.
Möglicherweise besitzen NK-Zellen Eigenschaften vom angeborenen und
adaptiven Immunsystem und wir beginnen erst jetzt allmählich die Eigenschaften
des
angeborenen
Immunsystems
zu
verstehen
(Sun
et
al.
2009a).
53
Zusammenfassung
5. Zusammenfassung
Angeborenes und erworbenes Immunsystem wurden bisher überwiegend als
getrennte funktionelle Einheiten betrachtet. Obwohl sich Natürliche Killerzellen
und T-Zellen aus der gleichen Vorläuferzelle entwickeln, schützen Natürliche
Killerzellen den Organismus in der frühen Phase der Infektion unspezifisch,
wohingegen T-Zellen die hochspezifische Abwehr in der späten Phase
übernehmen. Aus diesem Grunde überraschte unsere Beobachtung, dass
Natürliche Killerzellen und T-Zellen nach Stimulation mit Antigenen von
Mycobacterium tuberculosis gleichzeitig aktiviert werden. Im Gegensatz zu TZellen besitzen Natürliche Killerzellen keine antigenspezifischen Rezeptoren, die
eine direkte Aktivierung erklären. Ziel der vorliegenden Arbeit war es
aufzuklären, wie mikrobielle Antigene die Aktivierung von Natürlichen
Killerzellen induzieren.
Periphere Lymphozyten wurden aus dem Vollblut gesunder Spender isoliert und
mit dendritischen Zellen sowie Antigenen von Mycobacterium tuberculosis
stimuliert. Die Separation Natürlicher Killerzellen aus peripheren mononukleären
Blutzellen erfolgte mithilfe von ferro-magnetisch gekoppelten Antikörpern. Die
Proliferation der peripheren Blutlymphozyten und der Natürlichen Killerzellen
wurde anhand eines Verdünnungsassays mit dem Farbstoff Carboxyfluoreszein
Succinimidyl Ester am Durchflusszytometer bestimmt. Zur phänotypischen
Charakterisierung der proliferierten Zellen wurden die Oberflächenrezeptoren
angefärbt und anschließend ebenfalls am Durchflusszytometer analysiert. Die
Unterscheidung zwischen Zell-Aktivierung durch Zytokine und Aktivierung
durch
Zell-Zell-Kontakt
gelang
durch
Experimente
mit
semipermeablen
Membranen, die nur für lösliche Faktoren durchgängig waren.
Natürliche Killerzellen proliferieren simultan mit T-Zellen, wenn periphere
Blutlymphozyten mit mykobakteriellen Antigenen stimuliert werden. Dagegen
lösen mykobakterielle Antigene in einer Kultur, die ausschließlich Natürliche
Killerzellen enthält, keine Proliferation aus. Folglich reagieren Natürliche
Killerzellen nicht direkt auf Antigen, sondern benötigen die Unterstützung
54
Zusammenfassung
weiterer Zellpopulationen. Die hier vorgestellten Daten zeigen, dass zur
Aktivierung Natürlicher Killerzellen kein Zell-Zell-Kontakt erforderlich ist.
Stattdessen sind lösliche Faktoren für die Proliferation Natürlicher Killerzellen
verantwortlich. Aus der Vielzahl möglicher Kandidaten wurde Interleukin-2 als
Stimulans Natürlicher Killerzellen ermittelt.
Natürliche Killerzellen werden durch bakterielle Antigene aktiviert. Dieser Befund
deutet auf eine Funktion Natürlicher Killerzellen bei der Immunabwehr gegen
Infektionserreger hin. In dieser Arbeit wurde Interleukin-2 als Zytokin
identifiziert, welches die Proliferation von NK-Zellen induziert. T-Zellen sind
demnach indirekt für die Aktivierung Natürlicher Killerzellen verantwortlich. Die
physiologische Bedeutung der T-Zell-vermittelten Aktivierung Natürlicher
Killerzellen könnte sein:
1. Interleukin-2-induzierte Ausschüttung von Interferon-γ durch Natürliche
Killerzellen - dadurch wird die Differenzierung von naiven T-Zellen in THelfer-1-Zellen begünstigt.
2. Interleukin-2-induzierte Reifung von immunregulatorischen Natürlichen
Killerzellen im Lymphknoten zu zytotoxischen Natürlichen Killerzellen.
Die gleichzeitige Aktivierung von Natürlichen Killerzellen des angeborenen
Immunsystems und T-Zellen des adaptiven Immunsystems legt nahe, dass
Natürliche Killerzellen in der frühen- aber auch in der späten Phase der
Immunantwort zur Abwehr von Infektionen beitragen.
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Anhang
Danksagung
Herrn Professor Steffen Stenger danke ich sehr herzlich für die Vergabe dieses
spannenden Themas und die ausgezeichnete Betreuung sowohl im Labor als auch
beim Schreiben der Arbeit.
Bei Dr. Max Bastian bedanke ich mich ausdrücklich für seine unbegrenzte und
tatkräftige Unterstützung sowie die hervorragende Betreuung des praktischen
Teils meiner Arbeit.
Für die sehr freundliche und hilfsbereite Einarbeitung bedanke ich mich bei Kiki.
Durch die Zusammenarbeit mit Daniel, Heiko, Anja, Max, Kiki, Martin, Benny,
Bettina und Michaela wurde die Arbeit im Labor zu einer sehr schönen und
unvergesslichen Zeit. Vielen Dank Euch!
Mein besonderer Dank gilt meinen Eltern und meiner Schwester Alexandra für die
uneingeschränkte Unterstützung bei jeder Tages- und Nachtzeit.
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