Leitthema Gynäkologe 2009 · 42:39–42 DOI 10.1007/s00129-008-2231-8 Online publiziert: 14. November 2008 © Springer Medizin Verlag 2008 Redaktion K. Diedrich, Lübeck P. Husslein, Wien W. Jonat, Kiel M. K. Bohlmann, Lübeck Vaginale Infektionen gewinnen in der gynäkologischen Praxis zunehmend an Bedeutung. Bezug nehmend auf das Leitthema dieser Ausgabe – „habitueller Abort“ – werden im Folgenden zunächst allgemeine Aspekte behandelt, anschließend werden einzelne Krankheitsbilder und ihre Bedeutung für die Schwangerschaft dargestellt. Neben der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung sind vaginale Infektionen der häufigste Grund für Frauen, den Gynäkologen aufzusuchen. Ureaplasmen und Chlamydien wurden in diversen Studien als möglicher Risikofaktor für habituellen Frühabort diskutiert [1, 2], eine Kausalität ist nach heutigem Wissenstand nicht erwiesen. Die Feststellung trifft ebenso für virale Infektionen in Hinblick auf ein habituelles Abortgeschehen zu, wenngleich es z. B. durch CMV zu einem Abortus kommen kann (aber eben nicht habituell).Bakterielle Infektionen verursacht durch Treponema pallidum oder Listerien haben eine große pathologische Bedeutung für den Feten, ein Zusammenhang mit habituellen Abort ist nicht gegeben. Bei der Thematik Spätabort/Frühgeburtlichkeit stellt sich die Datenlage anders dar. Durch aufsteigende Infektionen, wobei u. a. zunehmend UreaplasmenSerovare diskutiert werden [3, 4, 5], kann es über die Freisetzung proinflammatorischer und/oder prostaglandinstimulierender Zytokine (Stichwort: „robust inflammatory response in fetal, amniotic and maternal compartments“) zum Verbrauch von Kollagen und dadurch zu Blasensprung, Zervixinsuffizienz bzw. vorzeitige Wehen kommen [6]. A. Witt · H. Kiss Abteilung für Geburtshilfe und fetomaternale Medizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe Eine standardisierte Lösung dieses komplexen Problems ist derzeit nicht in Sicht. Eine therapeutische Cerclage („Notfallcerclage“) ist nach heutigem Stand des Wissens nicht sinnvoll, eventuell wegen eines möglichen Amnioninfektsyndroms sogar gefährlich. Die prophylaktische Cerclage zwischen 13. und 16. Schwangerschaftswoche ist im Fall von drei oder mehr anamnestischen Spätaborten als sinnvoll bewiesen: Bei Zustand nach Frühgeburt und einer Zervixlänge <25 mm zwischen 16. und 23. Schwangerschaftswoche ist bei negativen Infektionsparametern das Durchführen einer Cerclage sinnvoll [7]. Im Folgenden werden die häufigsten Infektionen abgehandelt und die entsprechenden Therapieschemata nach den international üblichen Richtlinien beschrieben. Candidose (Soor, Soorkolpitis) Die vulvovaginale Pilzinfektion ist eine der häufigsten Infektionen des äußeren weiblichen Genitaltrakts. Rund zwei Drittel aller Frauen sind im Leben mindestens einmal von einer Pilzinfektion betroffen [8]. Bei 40–50% dieser Patientinnen kommt es zu einer Rezidivinfektion [9]. Etwa 5% leiden unter häufig wiederkehrenden Episoden im Sinne einer chronischen Pilzinfektion [10]. Bei 85–90% kann Candida albicans als Erreger der Infektion isoliert werden [11], dennoch kommt es in den letzten Jahren vermehrt zum Auftreten von Nonalbicans-Infektionen: C. glabrata, C. tropicalis, C. krusei u. a. Besonders häufig entsteht eine klinisch manifeste Infektion nach vorhergehender Antibiotikatherapie, allerdings reicht die Palette der prädisponierenden Faktoren sehr weit. Typische klinische Symptome sind Pruritus, Erythem, weißer, quarkähnlicher, geruchsarmer Fluor, weiters Dysurie und Dyspareunie. Man sollte sich aber nicht von den Symptomen zu einer Therapie leiten lassen, da differenzialdiagnostisch eine bakterielle Vaginose oder auch ein Laktobazillenmangel ausgeschlossen werden muss. Diagnostika der Wahl sind das Gramund das Nativpräparat (Zusatz von 10%iger KOH). Die Kultur ist bei der einfachen Soorkolpitis nicht als diagnostisches Mittel der Wahl anzusehen. Als Therapie werden heute in erster Linie orale Antimykotika empfohlen. Fluconazol 150 mg p.o. als „single shot“ oder eine Eintagestherapie mit Itraconazol 200 mg morgens und abends (zur Mahlzeit!). Alternativen sind verschiedene topische Antimykotika (Clotrimazol, Econazol, Miconazol u. a.). In zahlreichen Untersuchungen konnte bei der akuten Candidose eine gleichwertig erfolgreiche Therapie sowohl mit lokalen als auch systemischen Anwendungsformen (mit dem Vorteil der Eintagestherapie) gezeigt werden [12]. Eine Kombination oral und lokal ist nicht sinnvoll. >Eine antimykotische Therapie scheint zu einer Reduktion von Frühgeburten zu führen In der Schwangerschaft sind nur topische Antimykotika (Clotrimazol, Econazol, Miconazol u. a.) zugelassen, wobei die Anwendungsdauer 6–7 Tage betragen sollte. Durch die längere Anwendungsdauer konnte ein positiver Effekt auf die Frühgeburtenrate gezeigt werden [13]. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine Partnerbehandlung bei Symptomfreiheit weder den Therapie­ Der Gynäkologe 1 · 2009 | 39 Leitthema erfolg verbessert noch eine rezidivierende Infektion verhindert [14, 15]. In einer groß angelegten Studie ist bei vulvovaginaler Candidose kein erhöhtes Risiko für Frühgeburt nachgewiesen worden [16]. Dennoch scheint eine antimykotische Therapie zu einer Reduktion von Frühgeburten zu führen [20, 13]. Rezidivierende vulvovaginale Candidose Mehr als vier Episoden pro Jahr sind für die Diagnose einer rezidivierenden vulvovaginalen Candidose (RVVC) Bedingung. Diese Erkrankung kann bei manchen Patientinnen zu psychischen Alterationen und sexueller Dysfunktion führen [17]. Die Behandlung dieser Fälle sollte von entsprechend ausgerüsteten Zentren vorgenommen werden. Das Wesen einer der Behandlung der RVVC liegt in der Dauertherapie mit entsprechendem Gewebespiegel des Antimykotikums und Kontrolle des Therapieerfolges mittels Kultur [18]. Die Voraussetzung dafür ist eine Kultur- und Resistenzbestimmung des Stamms vor Beginn der Behandlung. Eingehende Anamnese und Aufklärung bezüglich Prädispositionsfaktoren und eingehende Betreuung der Patientin durch den behandelnden Arzt tragen wesentlich zum Erfolg bei. In der Schwangerschaft und während des Stillen können nur topische Antimykotika (Clotrimazol, Ekonazol, Mikonazol u. a.) angewandt werden; nach der Stillzeit empfehlen wir eine Kontrolle mittels Kultur und eventuell ein Umstellen auf perorale Dauertherapie Bakterielle Vaginose (Aminkolpitis, Gardnerella-Infektion) Bei der geschlechtsreifen Frau wird die vaginale Flora von verschiedenen Lactobacillusarten dominiert. Daneben finden sich auch verschiedene andere Erreger, die bei einer normalen Lactobazillenflora eine untergeordnete Rolle spielen. Bei Reduktion der Lactobazillen können sich verschiedene fakultativ pathogene Keime vermehren und so zu einem Kippen der Vaginalflora mit vollständigem Verlust der Lactobazillenflora füh- 40 | Der Gynäkologe 1 · 2009 ren. Bei der bakteriellen Vaginose (BV) kommt es also zu einem Verlust der großen grampositiven Stäbchen (Lactobazillen Morphotypen) und zu einem Überwiegen von kleinen, auch sichelförmigen gramvariablen und gramnegativen Stäbchen – Gardnerella vaginalis, Bacteroides spp., Mobiluncus spp. Morphotypen. Daneben findet man auch grampositive Kokken oder gramnegative Stäbchen. 21]. Je nach Autoren und Studie liegt das Risiko von vorzeitigen Wehen, vorzeitigem Blasensprung und Frühgeburt um das 2- bis 4-fache höher. In der Literatur gibt es Hinweise, dass ein frühes Screening auf bakterielle Vaginose und unmittelbare Behandlung die Frühgeburtsrate reduziert [21, 22]. >Eine bakterielle Vaginitis Es gibt Hinweise darauf, dass ein Screening auf die häufigsten vaginalen Infektionen, nämlich die bakterielle Vaginose und die vaginale Candidose, im Rahmen eines Frühgeburtenvermeidungsprogrammes die Frühgeburtlichkeit deutlich reduzieren kann. Durch eine Screeninguntersuchung (Gram-Präparat eines vaginalen Abstriches) im späten ersten oder frühen zweiten Trimester der Schwangerschaft und bei Infektion unmittelbare Behandlung mit Nachkontrollen konnte in der einzigen prospektiv randomisierten Studie die Anzahl der Frühgeburten um 50% reduziert werden (Cochrane Review [23]). erhöht das Frühgeburtlichkeitsrisiko signifikant Als Symptome werden in erster Linie der typische Fluor vaginalis mit den im Folgenden angeführten klinischen Symptomen, aber auch unspezifische Unterbauchschmerzen angegeben. Für die Diagnose eignet sich in erster Linie das GramPräparat. Für die klinische Diagnosestellung müssen 3 der folgenden Kriterien erfüllt sein: Fhomogener, weißlicher Fluor, F„clue cells“ (Schlüsselzellen) bei der mikroskopischen Untersuchung, FpH-Wert des Vaginalfluors >4,5, F„Whiff-Test“, typischer Fischgeruch vor oder nach Zugabe von 10%iger Kalilauge (KOH). Als Therapie der Wahl wird nach den internationalen Empfehlungen Metronidazol 2-mal 500 mg für 7 Tage oder Clindamycin 2-mal 300 mg für 7 Tage empfohlen. Nach der Therapie mit Clindamycin erscheint ein Wiederaufbau der Keimflora mit einem Lactobacillus-Präparat sinnvoll, dies ist aber bisher noch nicht in klinischen Studien nachgewiesen. In der ersten Schwangerschaftshälfte sollte die Therapie mit Clindamycin Vaginalcreme durch 6 Tage oder Clindamycin 2-mal 300 mg für 7 Tage durchgeführt werden. In der zweiten Schwangerschaftshälfte ist auch Metronidazol, Kurzzeittherapie 1mal 2 g für 2 Tage als erfolgreiche Behandlungsform beschrieben. Ergebnisse verschiedener klinischer Studien zeigen keine Beeinflussung des Heilungsverlaufes und der Reinfektionsrate durch Partnerbehandlung [19]. Für die Schwangerschaft bedeutet die Diagnose einer BV ein signifikant erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit [20, Infektionsscreening Trichomonaden Trichomoniasis wird durch das Protozoon Trichomonas vaginalis ausgelöst. Trichomonaden sind geißeltragende Mikroorganismen. Die Krankheit korreliert gut mit sexueller Aktivität und der Anzahl der Sexualpartner, kann aber auch durch Kontaktinfektion in Bädern und Toiletten oder durch Badeschwämme u. ä. übertragen werden. Ungefähr 50% der Patientinnen zeigen klinische Symptome. Charakteristisch ist ein dünnflüssiger, gelblich-grünlicher, übelriechender Ausfluss, der meist auch schaumig imponiert. Die Vaginalschleimhaut ist entzündlich irritiert. >Bei Trichomoniasis ist eine Partnertherapie unbedingt indiziert Diagnostisch hat sich mit der höchsten Sensitivität das Nativpräparat durchgesetzt, obwohl auch andere Techniken wie Gram-Färbung, Giemsa, Papanicolaou u. a. eingesetzt werden. Im Nativpräparat sieht man die typischen Eigenbewegungen der Trichomonaden. Zusammenfassung · Abstract Zur Therapie eignet sich Metronidazol als „single shot“ 1-mal 2 g oder, vor allem bei rezidivierender Infektion, Metronidazol 2-mal 500 mg für 7 Tage. In der Schwangerschaft kann Metronidazol als Singleshot 1-mal 2 g nach dem ersten Trimenon oder lokal als Vaginalkapseln 1-mal 1 für 7–10 Tage angewandt werden. Eine Partnertherapie ist auch bei Symptomlosigkeit unbedingt indiziert [24]. Mukopurulente Zervizitis Bei diesem Symptom wird oft die Therapie der Differenzierung des Erregers vorgezogen; behandelt wird mit einer antimikrobiellen Kombination gegen Neisseria gonorrhoeae und C. trachomatis therapiert, da die Kosten der Antibiotika deutlich unter den Kosten der Austestung liegen. Klinisch imponiert eine Zervizitis von der „Erdbeerzervix“ (typisches Bild der Chlamydieninfektion) bis zu einer blanden Zervix, aus deren Kanal ein eitriges Sekret exprimiert. Als First-line-Schema wird derzeit empfohlen: Ceftriaxon 250 mg i.m. „single shot“ (entspricht der Therapie der Gonorrhö) in Kombination mit Doxycyclin 200 mg p.o. für 14 Tage (entspricht der Therapie der genitalen Chlamydieninfektion); alternativ z. B. Ciprofloxacin 500 mg p.o. „single shot“ und Doxycyclin 200 mg p.o. für 14 Tage. Daneben können natürlich sämtliche anderen Therapieschemata angewandt werden unter der Voraussetzung, dass beide der angeführten Erreger im Spektrum der Antibiotikatherapie enthalten sind. EIn der Schwangerschaft sind Gyrasehemmer und Tetrazykline kontraindiziert, daher ist eine erregerspezifische Therapie durchzuführen. Im Fall einer Gonorrhö mit Ceftriaxon (s. oben), bei Chlamydien Azithromycin 1000 mg p.o. [24] Herpes genitalis Der Herpes genitalis wird in überwiegender Mehrheit durch den Serotyp 2 der Herpes-simplex-Gruppe ausgelöst. Die Frequenz der HSV-2-Infektion wird be- einflusst von Geschlecht (w>m), vorangegangene HSV-1-Infektion (weitgehende Protektion vor genitaler HSV-1-Infektion, teilweise auch Schutz vor genitaler HSV-2-Infektion) und sexuellem Kontakt mit einer Person mit Infektion [25]. Aufgrund der Instabilität des Virus ist der nahezu einzige Infektionsweg der sexuelle Kontakt. In 9–25% entstehen auch extragenitale Manifestationen, die von Hautläsionen über Pneumonie, Hepatitis bis hin zur aseptischen Meningitis reichen können [26]. Die klinischen Manifestationen zwischen Erstinfektion und wiederkehrenden Episoden unterscheiden sich deutlich. Bei Erstinfektion klagen 95– 99% aller Patienten (beide Geschlechter) über zum Teil sehr starke Schmerzen mit/ohne Juckreiz im Bereich von genitalen (Vulva und auch Vagina und Portio) Bläschen, die von einem Erythem umgeben sind. Die klinischen Symptome nehmen in den ersten 7 Tagen der Infektion zu, erreichen dann ihr Maximum und nehmen in der zweiten Krankheitswoche ab. Schließlich kommt es nach etwa 3 Wochen zur Restitution. Eine Narbenbildung ist auszuschließen. Die mittlere Zeitspanne der Virusausscheidung, definiert vom ersten Auftreten der Läsionen bis zur letzten positiven Kultur, ist 12 Tage. Bei der Untersuchung zeigen sich meist multiple, papulöse oder vesikuläre Läsionen, die ulzerieren und bakteriell superinfiziert sein können. Im Gegensatz zur Erstinfektion ist das klinische Bild des wiederauftretenden Herpes genitalis deutlich milder, kürzer und von geringerer Ausdehnung. Zur Diagnose stehen MethylenblauFärbung, Papanicolaou-Färbung, Isolation in Gewebekultur, Polymerasekettenreaktion (PCR), Antigendetektion und serologische Methoden zur Verfügung. Zumeist wird die Diagnose klinisch nach Inspektion gestellt. Systemisch antiviral ist immer nur zu Beginn der ersten Symptome zu behandeln, z. B. Valciclovir 2-mal 1000 mg für 5 Tage p.o., Famciclovir 3-mal 250 mg für 5 Tage p.o., eventuell in Kombination mit adäquater Schmerztherapie. Obwohl die oben genannten Nucleosidanaloga nicht teratogen sind, ist die Indikation zur The- Gynäkologe 2008 · 42:39–42 DOI 10.1007/s00129-008-2231-8 © Springer Medizin Verlag 2008 A. Witt · H. Kiss Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe Zusammenfassung Eine kausale Assoziation zwischen habituellem Abort und vaginalen Infektionen ist nach heutigem Wissensstand nicht gesichert. Grundsätzlich sollten habitueller Frühabort und Spätabort/Frühgeburtlichkeit unterschieden werden, Letztere werden wesentlich eindeutiger durch aszendierende vaginale Infektionen verursacht. Der Beitrag stellt die häufigsten Infektionen des weiblichen Genitaltraktes und deren Bedeutung für die Schwangerschaft dar. Schlüsselwörter Habitueller Abort · Vaginale Infektionen · Frühgeburtlichkeit Infections in gynecology and obstetrics Abstract According to the current state of knowledge a causal association between recurrent miscarriages and vaginal infections has not been proven. A basic distinction should be made between early recurrent miscarriages and spontaneous late abortion/preterm delivery, whereby the latter is substantially more clearly caused by ascending vaginal infections. This article describes the most common infections of the female genital tract and their significance for pregnancy. Keywords Recurrent abortions · Vaginal infections · Premature delivery Der Gynäkologe 1 · 2009 | 41 Leitthema rapie in der Schwangerschaft in strenger Abhängigkeit von der Klinik zu stellen und ausschließlich von entsprechenden Zentren durchzuführen. Rezidivierender Herpes: Häufige Rezidive sollten entweder lokal oder systemisch (Dosierung s. oben) behandelt werden. Herpes-genitalis-Infektion um den Ge­burtstermin. In dieser Situation wird nach der internationalen Literatur folgendes Vorgehen empfohlen [1]: Erstmanifestation: Eine elektive Sectio kurz vor dem Termin unter begleitender i.v.-Aciclovir-Gabe (5–10 mg/kg KG) ist anzustreben. Das Risiko der Übertragung ist bei einer Erstmanifestation kurz vor dem Geburtstermin mit 30–50% sehr hoch. Rezidivierender Herpes: Auch bei Patientinnen mit floriden Läsionen sollte eine Sectio durchgeführt werden, auch wenn das Transmissionsrisiko mit 3% sehr gering ist. Der neonatale Herpes ist eine gefürchtete Komplikation mit hoher Mortalität (unbehandelt etwa 65%, nach Therapie mit Virostatika 14–58%; [27, 28]). Bei Verdacht auf eine Erstinfektion des Kindes in der Perinatalperiode ist die Dosis deutlich höher, 30–60 mg/kg KG pro Tag intravenös. Fazit für die Praxis Habitueller Abort ist nicht in erhöhtem Maße mit Infektionen assoziiert. Die Bedeutung von kompetenter Infektionsdiagnostik und richtiger Therapie ist aber ein entscheidender Faktor für die Betreuung der Schwangerschaft. Ein Teil der Untersuchungen ist durch die Schwangerschaftsvorsorge abgedeckt, die sogenannten lästigen Infektionen, die eine Vaginitis, Zervizitis und ihre potenziellen Folgen verursachen, allerdings nicht. Ziel jeder Betreuung sollte daher eine erregerspezifische Therapie von Infektionen sein, ohne durch übertriebene Antibiotikatherapie die normale Vaginalflora zu stören. 42 | Der Gynäkologe 1 · 2009 Korrespondenzadresse ao. Univ.-Prof. Dr. A. Witt Abteilung für Geburtshilfe und fetomaternale Medizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien [email protected] Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur 1. Witkin SS, Ledger WJ (1992) Antibodies to chlamydia trachomatis in sera of women with recurrent spontaneous abortions. Am J Obstet Gynecol 167(1): 135–139 2. Donders GG, Van Bulck B, Caudron J et al. (2000) Relationship of bacterial vaginosis and mycoplasmas to the risk of spontaneous abortion. Am J Obstet Gynecol 183(2): 431–437 3. Yoon BH, Romero R, Kim M et al. (2000) Clinical implications of detection of Ureaplasma urealyticum in the amniotic cavity with the polymerase chain reaction. Am J Obstet Gynecol 183: 1130–1137 4. Witt A, Berger A, Gruber C et al. (2005) Increased intrauterine frequency of Ureaplasma urealyticum in women with preterm labor and preterm premature rupture of the membranes and subsequent cesarean delivery. Am J Obstet Gynecol 193: 1663– 1669 5. Katoka S, Takashi Y, Kazutoshi C et al. (2006) Association between preterm birth and vaginal colonization by mycoplasmas in early pregnancy. J Clin Microbiol 44: 51–55 6. Yoon BH, Romero R, Park JS et al. (1998) Microbial invasion of the amniotic cavity with Ureaplasma urealyticum is associated with a robust host response in fetal, amniotic and maternal compartments. Am J Obstet Gynecol 179(5): 1254–1260 7. Berghella V, Odibo AO, To MS et al. (2005) Cerclage for short cervix on ultrasonography: meta-analysis of trials using individual patient-level data. Obstet Gynecol 106(1): 181–189 Review 8. Reed BD (1992) Risk factors for candida vulvovaginitis. Obstet Gynecol Surv 47: 551–609 9. Hurley R (2004) Inveterate vaginal thrush. Practitioner 215: 753–756 10. Sobel JD, Wiesenfeld HC, Martens M et al. (2004) Maintenance fluconazole therapy for recurrent vulvovaginal candidiasis. N Engl J Med 351: 876– 883 11. Fleury FJ (1981) Adult vaginitis. Clin Obstet Gynecol 24: 407–438 12. Sobel JD, Brooker D, Stein GE et al. (1995) Single oral dose fluconazole compared with conventional clotrimazole topical therapy of Candida vaginitis. Fluconazole vaginitis study group. Am J Obstet Gynecol 172: 1263–1268 13. Czeizel AE, Fladung B, Vargha P (2004) Preterm reduction after clotrimazole treatment during pregnancy. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 116: 157– 163 14. Shihadeh AS, Nawafleh AN (2000) The value of treating the male partner in vaginal candidiasis. Saudi Med J 21(11): 1065–1067 15. Brundin J (1976) The effect of miconazole on vulvo-vaginal candidosis in pregnant and nonpregnant women and their partners. Int J Gynaecol Obstet 14(6): 537–540 16. Cotch MF, Hillier SL, Gibbs RS, Eschenbach DA (1998) Epidemiology and outcomes associated with moderate to heavy Candidacolonization during pregnancy. Am J Obstet Gynecol 178: 374– 380 17. Foxman B, Barlow R, D’Arcy H et al. (2000) Candida vaginitis: self-reported incidence and associated costs. Sex Transm Dis 27: 230–235 18. Sobel JD, Wiesenfeld HC, Martens M et al. (2004) Maintenance fluconazole therapy for recurrent vulvovaginal candidiasis. N Engl J Med 351: 876– 883 19. Vejtorp M, Bollerup AC, Vejtorp L et al. (1988) Bacterial vaginosis: a double-blind randomized trial of the effect of treatment of the sexual partner. Br J Obstet Gynaecol 95: 920–926 20. Kiss H, Petricevic L, Husslein P (2004) A simple screening programme in pregnancy to reduce the rate of preterm delivery: A prospective randomized controlled trial. BMJ 329: 371–374 21. Ugwumadu A, Manyonda I, Ried F, Hay P (2003) Effect of early oral clindamycin on late miscarriage and preterm delivery in asymptomatic women with abnormal vaginal flora and bacterial vaginosis: a randomised controlled trial. Lancet 361: 983– 988 22. Lamont RF, Dunchan SLB, Mandal D, Basset P (2003) Intravaginal clindamycin to reduce preterm birth in women with abnormal genital tract flora. Obstet Gynecol 101: 516–522 23. Swadpanich U, Lumbiganon P, Prasertcharoensook W, Laopaiboon M (2008) Antenatal lower genital tract infection screening and treatment programs for preventing preterm delivery. Cochrane Database Syst Rev 16(2): CD006178 24. CDC (2002) Sexually transmitted diseases treatment guidelines 2002: Recommendations and reports. May 10, 2002, vol 51 25. Corey L, Spear PG (1986) Infections with herpes simplex viruses. N Engl J Med 314(11): 686–691 26. Corey L, Adams HG, Brown ZA, Holmes KK (1983) Genital herpes simplex virus infections: clinical manifestations, course and complications. Ann Intern Med 98(6): 958–972 27. Nahmias AJ, Dowdle WR, Josey WE et al. (1969) Newborn infection with herpesvirus hominis types 1 and 2. J Pediatr 75(6): 1194–1203 28. Whitley R, Arvin A, Prober C et al. (1991) A controlled trial comparing vidarabine with acyclovir in neonatal herpes simplex virus infection. Infectious Diseases Collaborative Antiviral Study Group. N Engl J Med 324(7): 444–449