GARTENBAU-MITTEILUNGEN Ausgewählte Veröffentlichungen Landwirtschaftskammer Hamburg Abt. Gartenbauberatung Ochsenwerder Landscheideweg 277 21037 Hamburg Tel.: (040) 737 25 47 Fax: (040) 737 39 18 Email : [email protected] Hamburg 2008 VIREN IM GARTENBAU – WISSENSWERTES ZU BIOLOGIE UND VORBEUGUNG Was sind Viren? Jeder von uns kennt Viren beim Menschen, wie z.B. die Erreger eines harmlosen grippalen Infektes oder aber das HI-Virus (Aids). Auch im Pflanzenreich existiert eine Vielzahl an infektiösen Viren. Was aber sind denn Viren nun eigentlich? Viren sind winzige Partikeln, die nicht als Organismen durchgehen können, weil sie keinen eigenen Stoffwechsel haben. Viren sind deshalb zwingend für die eigene Vermehrung auf lebende Zellen angewiesen und können nicht über längere Zeit außerhalb lebender Zellen überdauern. In lebenden Pflanzenzellen kann sich das Virus vermehren und steuert dabei den Stoffwechsel der Pflanze nach den eigenen Bedürfnissen um. Viren werden z.B. nach ihrer Form unterschieden, von kugelförmig bis gestreckt. Sie sind so klein, dass sie nur in Elektronenmikroskopen sichtbar werden. Möglichkeiten der Virusübertragung Viren können auf unterschiedliche Weise auf gesunde Pflanzen übertragen werden: Mechanische Übertragung: mit virushaltigem Pflanzensaft können Viruspartikel auf gesunde Pflanzen übertragen werden. Schon kleinste Verletzungen reichen aus, wie sie z.B. beim Gehen durch einen dichten Pflanzenbestand oder beim Ausgeizen entstehen. Vegetative Vermehrung: wenn die Mutterpflanze viruskrank ist, werden die durch vegetative Vermehrung gewonnenen jungen Bestände in aller Regel auch viruskrank sein. Die Ausbreitung über Samen und Pollen hat eine geringere Bedeutung, weil nicht alle Viren auf diese Weise übertragen werden. Eine große Bedeutung kommt der Verbreitung über blattsaugende Insekten und Nematoden zu (tierische Vektoren). Blattläuse, Thripse oder auch Zikaden nehmen beim Anstechen einer viruskranken Pflanze Viruspartikel auf und können diese sofort oder nach einer gewissen Zeit wieder an neue Pflanzen abgeben. Typische Virussymptome Je nach befallener Pflanzenart und Virus können viruskranke Pflanzen ganz unterschiedliche Symptome zeigen. Im Zweifelsfall ist deshalb eine Untersuchung mit speziellen Methoden durchzuführen, die in Hamburg über das Pflanzenschutzamt angeboten wird. Häufig auftretende Symptome sind: Mosaikartige Aufhellungen an den Blättern Kräuseln oder Einrollen der Blätter Stauchung, Rosettenbildung oder Verzwergung der Pflanzen Gelbfärbung der Blätter Blütenvergrünung. Bekämpfung Eine richtige Bekämpfung von Viren in Pflanzenbeständen ist nicht möglich. Um den Virus zu inaktivieren, sind Methoden erforderlich, die auch die Pflanze schädigen würden. Es kommt daher ganz entscheidend auf die Vorbeugung eines Befalls und die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung an. Vorbeugung /Verhinderung der weiteren Ausbreitung Verwendung virusfreien Pflanzenmaterials: es ist wichtig, virusfreie Mutterpflanzen zu verwenden und bei virusgefährdeten Arten auf den Zukauf virusgetesteter Ware zu achten. Unkrautbekämpfung: in vielen Unkräutern, die z.B. unter Gewächshaustischen wachsen, überdauern Viren den Winter und werden von dort aus über tierische Vektoren in den Bestand gebracht. Entfernen verdächtiger Pflanzen: einzelne Pflanzen im Bestand mit auffälligen Symptomen sollten sofort entfernt werden. Dabei auch die Wurzeln aus dem Boden holen. Verdächtige Pflanzen sollten dabei nicht auf dem Kompost landen, sondern im Restmüll oder im Feuer. In verdächtigen Substraten können aktive Viren nur durch eine mehrstündige Dämpfung wirklich zerstört werden. Vektorenbekämpfung: die Bekämpfung von saugenden Insekten und Nematoden – auch mit Nützlingen – leistet einen wichtigen Beitrag in der Verhinderung der Ausbreitung von Viren Der Mensch als Überträger: schon bei leichten Berührungen der Pflanze können Viruspartikel ausgebreitet werden. Wichtige Übertragungswege sind auch das Stecklingsschneiden oder Ausgeizen. Raucher tragen an ihren Händen das Tabak-Mosaik-Virus. Wie lässt sich dem begegnen? Wirklich wirksam ist nur folgendes: Pflanzen möglichst wenig berühren; Desinfektion von Arbeitsgeräten mit Flamme oder Heißwasser; Tragen von Einweghandschuhen. Verwendung virusresistenter oder wenig anfälliger Sorten: bei einigen Kulturpflanzenarten gibt es Sorten, die entweder keine Virusvermehrung in ihren Zellen zulassen oder die zumindest keine oder kaum Symptome zeigen. Autor: Jan-Peter Beese, Tel. (040) 737 25 47