Formale Logik PD Dr. Markus Junker Abteilung für Mathematische Logik Universität Freiburg Wintersemester 16/17 Sitzung vom 14. Dezember 2016 Die formale Sprache der Prädikatenlogik: Zeichen Benutzt werden folgende Zeichen: fester Anteil aller Sprachen I die aussagenlogischen Junktoren > I die Quantoren: der Existenzquantor I Individuenvariablen I Klammern ( ) v w L ∃ e Q ¬ ∨ ∧ → und der Allquantor y und Gleichheitszeichen variabler Anteil der Sprache L I die Konstanten c d und Relationszeichen P in x ⊥ ... z = R ... (inklusive Aussagenvariablen und Prädikate) v0 v1 ↔ ∀ ... Die formale Sprache der Prädikatenlogik: Terme Terme bezeichnen Elemente einer Struktur. L-Terme sind I alle Individuenvariablen I alle Konstanten in L Die formale Sprache der Prädikatenlogik: atomare Formeln Die folgenden Zeichenketten sind (prädikatenlogische) und zwar atomare L-Formeln, L-Formeln, weil sie nicht aus einfachereren Formeln aufgebaut sind. I > I τ1 = τ2 I und ⊥ , wenn R τ1 . . . τn und τ1 , τ1 , wenn ..., und R τ2 L-Terme ein sind n-stelliges Relationszeichen in L ist τn L-Terme sind I (insbesondere): P τ , wenn P ein Prädikat in L ist und τ ein L-Term. A , wenn A eine Aussagenvariable in L ist Die formale Sprache der Prädikatenlogik Beliebige L-Formeln entstehen aus den atomaren Formeln durch folgende Zusammensetzungsregeln: I (Junktorenregeln): Wenn ¬F (F ∧ F 0 ) F F 0 L-Formeln sind, dann auch (F ∨ F 0 ) (F → F 0 ) (F ↔ F 0 ) und L-Formeln. I (Quantorenregeln): Wenn F eine L-Formel ist und (beliebige) Individuenvariable, dann sind auch ∃v F L-Formeln. und ∀v F v eine Prädikatenlogik: eindeutige Lesbarkeit/Formelbaum Ebenso wie in der Aussagenlogik gilt für prädikatenlogische Formeln die eindeutige Lesbarkeit, d. h. es gibt nur eine Art und Weise, wie eine Formel nach den Regeln zusammengebaut ist. (Quantoren ∃v und ∀v verhalten sich wie einstellige Junktoren.) Die Formeln, die im Aufbauprozess vorkommen, heiÿen wieder Teilformeln. Den Aufbau der Formel kann man wie in der Aussagenlogik durch einem Formelnbaum darstellen, in dem alle Teilformeln vorkommen. Prädikatenlogik: Interpretation in Strukturen L eine prädikatenlogische Sprache ist, dann ist eine L-Struktur, wenn es zu jedem Zeichen in L eine Interpretation in M gibt, d. h. Wenn M Struktur eine I für jede Konstante c in L ein festes Element cM in M I für jedes (n-stellige) Relationszeichen R in L eine feste n-stellige Relation (Beziehung/Eigenschaft) R M über M (d. h. für jede Auswahl von n Objekten aus M steht fest, ob diese die Relation erfüllen oder nicht) I (insbesondere): für jedes Prädikat in L eine feste Teilmenge von (alle Objekte in M, auf die das Prädikat zutrit) für jede Aussagenvariable in I L M eine feste Aussage über (die wahr oder falsch ist). Erinnerung: M ist eine nicht-leere Menge M Prädikatenlogik: Interpretation von Termen Sei L eine prädikatenlogische Sprache und M eine L-Struktur. Um Terme auswerten zu können, muss man wissen, was mit den Individuenvariablen geschehen soll. Dazu braucht man eine Belegung der Individuenvariablen (mit Werten in d. h. eine Zuordnung (Funktion) ein Objekt β(v ) Dann wird ein in M β, M ), die jeder Individuenvariablen v zuordnet. L-Term τ unter der Belegung β τ M [β] interpretiert: folgendermaÿen durch ein Objekt I I v M [β] = β(v ) für jede Individuenvariable v . c M [β] = c M für jede Konstante c in L. Dies bedeutet: Individuenvariablen bezeichnen dasjenige Objekt der Struktur, das die Belegung auswählt; Konstanten bezeichnen dasjenige Objekt, das in der Denition der Struktur festgelegt wird. Prädikatenlogik: Interpretation von atomaren Formeln Sei L eine prädikatenlogische Sprache und Für jede Struktur > I τ1 = τ2 gilt stets und ⊥ gilt, wenn R τ1 . . . τn τ1 und τ2 in M wann F in der durch das gleiche Objekt in M τ1M [β] = τ2M [β]. gilt, wenn die Relation τ1 ,. . . ,τn L-Struktur. gilt nie. interpretiert werden, also wenn die eine L-Formel F soll nun bestimmt werden, M unter der Belegung β gilt. I I M RM auf die Objekte zutrit, interpretieren. I (insbesondere): P τ , gilt, wenn das Prädikat P M auf das Objekt τ M [β] zutrit A, gilt wenn die Aussage AM in M gilt. Man schreibt: und M |= F [β], wenn F in M M 6|= F [β] andernfalls. unter β gilt, Prädikatenlogik: Interpretation zusammengesetzter Formeln I Wenn eine prädikatenlogische Formel durch aussagenlogische Junkoren zusammengesetzt wird, dann erklärt sich die Gültigkeit in einer Struktur durch die Wahrheitswertfunktionalität des Junktors. I Eine Formel ∀v F gilt in M unter β , wenn die Formel F in M β entstehen, indem man unter allen Belegungen gilt, die aus den Wert von v beliebig abändert. ∃v F gilt in M unter β , wenn es eine Belegung β 0 gibt, die aus β dadurch entsteht, dass der Wert von v geeignet 0 abgeändert wird, und so, dass F in M unter β gilt. I Eine Formel Prädikatenlogik: Wirkungsbereiche von Quantoren Der Wirkungsbereich eines Quantors ist diejenige Teilformel, vor der er steht (d. h. diejenige Teilformel regel angewandt wird, damit Eine Individuenvariable oder ∀v , v ∃v F 0 , auf die die Quantoren∀v F 0 entsteht). F 0 bzw. ist gebunden durch einen Quantor ∃v wenn sie in seinem Wirkungsbereich steht. Individuenvariablen sind frei in einer Formel, wenn sie nicht durch einen Quantor gebunden sind. (Das v bei ∃v bzw. ∀v zählt zum Quantor und ist weder gebunden noch frei.) L-Formel, die keine L-Satz oder L-Aussage. Eine freien Individuenvariablen hat, heiÿt Prädikatenlogik: Wirkungsbereiche von Quantoren Beispiel: P einstellig, R zweistellig (P v0 → ∃v2 ( ∀v2 ∀v1 ∃v1 (P v1 ∨ R v2 v1 ) → ¬R v1 v2 ) ) | | | b | | b | b b frei ↓ (P v0 → bindet frei ↓ ∃ v2 ( ∀ v2 ∀v1 ∃ v1 (P v1 ∨ | R v2 v1 ) → ¬R v1 v 2 )) ↑c c Prädikatenlogik: Sätze F Beobachtung: Wenn eine L-Formel dann kommt es bei der Frage, ob F M ist und M in gilt, nur auf die freien (Individuen-)Variablen von Mit anderen Worten: Wenn F β und β0 F ein L-Satz M |= F [β] M ist und eine man unabhängig von Belegungen sagen, ob Man schreibt M |= F und sagt M 6|= F ) an. F wie L-Struktur, kann M gilt oder nicht. I M erfüllt I M ist Modell von trit in gilt in M |= F [β 0 ]. in I I (analog F F F F I L-Struktur, β auf den freien Variablen von übereinstimmen, gilt gleichermaÿen Folgerung: Wenn eine unter einer Belegung M zu M ist wahr in M F F Prädikatenlogik: allgemeingültige Sätze Ein L-Satz Eine heiÿt allgemeingültig, wenn er in allen L-Formel L-Strukturen heiÿt allgemeingültig, wenn sie in allen gilt. L-Strukturen unter allen Belegungen gilt. Man schreibt dafür: |= F F = F (v1 , . . . , vn ) eine L-Formel mit freien Variablen v1 , . . . , vn ist, dann ist F genau dann allgemeingültig, wenn ∀v1 . . . ∀vn F allgemeingültig ist. Wenn Ein L-Satz heiÿt erfüllbar, wenn es eine L-Struktur gibt, in der er gilt. Eine L-Formel heiÿt erfüllbar, wenn es eine Belegung gibt, unter der sie gilt. L-Struktur und eine Prädikatenlogik: logische Äquivalenz Zwei allen Zwei allen L-Sätze heiÿen (logisch) äquivalent zueinander, wenn L-Strukturen gleichermaÿen gelten bzw. nicht gelten. sie in L-Formeln heiÿen (logisch) äquivalent zueinander, wenn L-Strukturen und unter allen Belegungen gleichermaÿen sie in gelten bzw. nicht gelten. L-Sätze F sind, wenn und G sind genau dann logisch äquivalent zueinander (F ↔ G ) allgemeingültig ist. v1 , . . . , vn ) sind genau dann äquivalent zueinander, wenn ∀v1 . . . ∀vn (F ↔ G ) Vorsicht: L-Formeln F und G (mit freien Variablen allgemeingültig ist. Dies ist nicht gleichbedeutend damit, dass (∀v1 . . . ∀vn F ↔ ∀v1 . . . ∀vn G ) allgemeingültig ist! x = a 6∼ y = a, aber ∀x x = a ∼ ∀y y = a bzw. ∀x ∀y x = a ∼ ∀x ∀y y = a Prädikatenlogik: Äquivalenz und logische Folgerung Beobachtung: Unnötige Quantizierungen stören nicht, d. h. wenn v keine freie Variable von F ist, dann ist F ∼ ∃v F ∼ ∀v F Ein L-Satz F wenn Eine wenn F folgt aus einer Menge von in allen L-Strukturen L-Sätzen P1 , P2 , gilt, in denen alle ..., P1 , P2 , . . . gelten. L-Formel F folgt aus einer Menge von L-Formeln P1 , P2 , F in allen L-Strukturen und unter allen Belegungen gilt, unter denen alle ..., P1 , P2 , . . . gelten. Ein L-Satz F folgt genau dann aus L-Sätzen P1 , ((P1 ∧ · · · ∧ Pn ) → F ) allgemeingültig ist. ..., Für Formeln gilt das zur Äquivalenz Gesagte analog! Pn , wenn