Induktive Kabelkopplungseffekte bei Messungen der Spektral Induzierten Polarisation von Andreas Pawlik Diplomarbeit in Physik vorgelegt der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen im Januar 2008 angefertigt am Lehrstuhl Applied Geophysics and Geothermal Energy im E.ON Energy Research Center, RWTH Aachen University Berichter: Prof. Dr. C. Clauser Prof. Dr. G. Güntherodt i Ich versichere hiermit, die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt zu haben. Aachen, Dezember 2007 Andreas Pawlik ii Danksagung Ich danke Herrn Prof. Dr. Christoph Clauser für die Möglichkeit, diese Arbeit am Lehrstuhl Applied Geophysics and Geothermal Energy durchzuführen und die Einrichtungen des Instituts nutzen zu dürfen. Ich bedanke mich auch für die gute Betreuung, die vielen Anregungen und Gespräche sowie die Begutachtung der Arbeit. Besonders herzlich danke ich Herrn Dr. Norbert Klitzsch für die hervorragende Betreuung meiner Arbeit und die Zeit, die er sich stets für Gespräche und Anregungen genommen hat sowie die unzähligen Stunden, die er mich bei den Messungen im Feld unterstützt hat. Mein Dank gilt weiterhin Herrn Prof. Dr. Gernot Güntherodt für Zweitkorrektur sowie Herrn Dr. Volker Rath für die Möglichkeit, das Programm IP3C zu nutzen und mich bei Fragen immer an ihn wenden zu können. Außerdem danke ich Frau Natalia Günther und Herrn Daniel Wegner für die unschätzbare Hilfe bei der Programmierung der MatlabProgramme. Für die gute Zusammenarbeit bei Feldmessungen danke ich Herrn Adrian Flores Orozco, Frau Caroline Wygasch und Herrn Jens Protze. Ich danke darüber hinaus allen Mitarbeitern des Lehrstuhls Applied Geophysics and Geothermal Energy für ihre Hilfsbereitschaft und die freundliche Arbeitsatmosphäre. iii Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG ................................................................................................... 1 2 THEORIE ......................................................................................................... 4 2.1 Der IP-Effekt .................................................................................................. 4 2.2 Membranpolarisation ..................................................................................... 4 2.3 Elektrodenpolarisation ................................................................................... 5 2.4 Messungen...................................................................................................... 8 2.5 Spektrale IP .................................................................................................. 12 2.6 Relaxationsmodelle ...................................................................................... 14 2.6.1 2.7 3 4 Cole-Cole-Modell..................................................................................... 14 Kabelkopplungseffekte................................................................................. 15 2.7.1 Kapazitive Kabelkopplung....................................................................... 16 2.7.2 Induktive Kabelkopplung......................................................................... 20 2.8 Das Messgerät SIP256C............................................................................... 25 2.9 Das Programm IP3C..................................................................................... 26 SENSITIVITÄTSSTUDIEN ............................................................................... 28 3.1 Motivation .................................................................................................... 28 3.2 Homogener Halbraum .................................................................................. 29 3.3 Zweischichtfall ............................................................................................. 39 3.4 Dreischichtfall .............................................................................................. 43 3.5 Einfluss von Kabelanordnung und -länge .................................................... 47 3.6 Zusammenfassung der Sensitivitätsstudien.................................................. 52 FELDMESSUNGEN ......................................................................................... 53 4.1 Motivation .................................................................................................... 53 4.2 Einfluss der Kabelanordnung ....................................................................... 53 4.3 Einfluss der Kabellänge ............................................................................... 58 4.4 Einfluss des Dipolabstands........................................................................... 59 4.5 Tiefensektionen ............................................................................................ 61 iv 4.6 Probleme bei der Korrektur der Daten ......................................................... 71 5 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK........................................................... 73 6 LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................. 75 7 ANHANG........................................................................................................ 78 A.1 Der Frequenzeffekt....................................................................................... 78 A.2 Das Cole-Cole Modell.................................................................................. 78 A.3 Der Term Q(R) ............................................................................................. 79 Einleitung 1 1 Einleitung In dieser Arbeit werden induktive Kabelkopplungseffekte untersucht, die bei frequenzabhängigen elektrischen Messungen (Methode der Spektral Induzierten Polarisation SIP) auftreten. Da diese Kopplungseffekte die Messdaten überlagern, ist das Ziel dieser Arbeit die Simulation der induktiven Kopplungseffekte und die Korrektur gemessener SIPDaten. SIP ist ein geoelektrisches Verfahren der angewandten Geophysik, bei dem Wechselstrom verschiedener Frequenzen in den Untergrund eingespeist wird, um den komplexwertigen spezifischen Widerstand zu messen. Das Maß für die Polarisation ist dabei die Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Im Unterschied zur Induzierten Polarisation (IP), bei der Wechselstrom einer bestimmten Frequenz verwendet wird, erstreckt sich das Frequenzband bei SIP typischerweise über mehrere Dekaden (oft 1 mHz bis 1 kHz). Es handelt sich um ein Verfahren, das an der Oberfläche eingesetzt werden kann. Dadurch ist es relativ kostengünstig und vielseitig einsetzbar. Anwendung finden SIP und IP bei der Exploration mineralischer Erzlagerstätten sowie der Erkundung industrieller Altstandorte und Deponien. Noch in der Forschungsphase ist der Einsatz für hydrogeologische Fragestellungen, wie die Ableitung der hydraulischen Permeabilität. Der Effekt der Induzierten Polarisation (IP) ist seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bekannt, als er von den Gebrüdern Schlumberger entdeckt wurde. Conrad Schlumberger beobachtete 1920 bei elektrischen Messungen an Gesteinen, wie die Spannung nach Abschalten des Stroms nicht sofort auf Null abfiel, sondern zunächst auf einen endlichen Restwert, von dem aus sie langsam auf Null abklang [Schlumberger, 1922]. Das Gestein wurde polarisiert. Man prüfte darauf hin, ob sich der Effekt für geophysikalische Erkundungen eignet, kam jedoch zu keinen brauchbaren Ergebnissen. Der IP wurde lange Zeit keine Beachtung geschenkt, bis in der Nachkriegszeit der Bedarf an Rohstoffen, vor allem Erzen, drastisch anstieg und man die Möglichkeiten des Verfahrens bei der Erzexploration erkannte [Bleil, 1953]. Durch die unterschiedlichen Polarisationen von vererztem und nicht vererztem Gestein, die mit IP abgebildet werden können, gewann es für die Explorationsindustrie mehr und mehr an Interesse. Das Verfahren konnte in den Folgejahren weiter verfeinert werden, sodass auch kleinere Polarsationsunterschiede aufgelöst werden konnten. Einleitung 2 In den siebziger Jahren wurde damit begonnen, Gesteinsproben über breite Frequenzspektren hinweg zu vermessen [van Voorhis et al., 1973], [Zonge und Wynn, 1975], [Pelton et al., 1978]. Daraus entwickelte sich schließlich das Verfahren der SIP, im angloamerikanischen Raum oft auch Complex Resisivity (CR) genannt. Das war eine entscheidende Weiterentwicklung, die nunmehr das Formulieren neuer Ziele zuließ. So wollte man nicht mehr nur mineralisierte von nicht mineralisierten Bereichen unterscheiden, sondern innerhalb dieser Bereiche weitere Unterscheidungen vornehmen. Pelton et al. [1978] sowie Major und Silic [1981] zeigten, dass SIP zur Unterscheidung graphitischer Ablagerungen von wirtschaftlich interessanten sulfidischen Vererzungen geeignet ist. Ferner konnten sie die Korngröße von Erzmineralen ableiten. Ein Problem das sich bei SIP-Messungen stellt, ist die elektromagnetische Kopplung zwischen den stromführenden Kabeln und dem Erdboden. Bei hohen Frequenzen (ab etwa 40 Hz) kommt es zu einer Wechselwirkung zwischen den Kabeln und dem Untergrund, die mit der Größe der Auslage zunimmt. Hierdurch wird ein elektrisches Feld induziert, welches das eigentliche SIP-Signal überlagert. In der Praxis sind große Auslagen notwendig, um große Eindringtiefen zu erreichen. Eine Beschränkung auf niedrige Frequenzen ist ebenfalls nicht wünschenswert, weil der Mehrgewinn an Informationen bei der SIP im Gegensatz zur klassischen IP auf der Untersuchung der spektralen Eigenschaften des Untergrunds basiert. Zur Bewältigung dieses Problems gab es eine Reihe von Ansätzen, Kabelkopplungseffekte nachträglich aus den Daten zu korrigieren [Hallof, 1974], [Zonge und Wynn, 1975], [Song, 1984]. Dabei wurde die Kopplung geschätzt, wodurch allerdings die Gefahr entsteht, die SIP-Daten zu verfälschen. Ein anderer Ansatz war die Berücksichtigung der Kabelkopplungseffekte bei der Auswertung der Daten, da sie ebenfalls Untergrundinformationen beinhalten. Man kam jedoch nicht über einen Ansatz hinaus, da die analytische Berechnung dieser Effekte extrem rechen- und damit zeitaufwändig ist und sich als nicht praktikabel erwiesen hat [Kretzschmar, 2001]. Der im Rahmen dieser Arbeit verfolgte Ansatz zur Korrektur der SIP-Daten basiert auf einer numerischen Simulation der induktiven Kopplungseffekte, um sie von den Messdaten abzuziehen. Dazu wird das Programm IP3C verwendet, das von Prof. Peter Weidelt und Dr. Volker Rath 1994 entwickelt wurde 1 , welches die Simulationen unter Berücksichtigung der 1 Persönliche Mitteilung von Dr. Volker Rath, Applied Geophysics and Geothermal Energy, E.ON Energy Research Center, RWTH Aachen University Einleitung 3 Untergrundbeschaffenheit, der Auslagengeometrie, sowie des verwendeten Frequenzspektrums erlaubt. Für die vorliegende Arbeit wurden mit dem Programm IP3C eine Reihe von Sensitivitätsstudien durchgeführt (Kapitel 3). In mehreren Feldmessungen wurden zudem SIP-Daten aufgenommen und ausgewertet. Durch Simulation der induktiven Kopplungseffekte für diese speziellen Fälle wurde dann eine Korrektur der Daten vorgenommen (Kapitel 4). Theorie 4 2 Theorie 2.1 Der IP-Effekt Bei geoelektrischen Messungen mit der Vierpunkt-Methode wird Strom über zwei Elektroden in den Untergrund eingespeist. An zwei weiteren Elektroden wird das Potential gemessen, um aus Strom und Potentialdifferenz den Widerstand des Erdbodens zu berechnen. Schaltet man den Strom ab, so fällt die Spannung nicht direkt auf Null, sondern zunächst auf einen Restwert und klingt dann langsam ab. Beim Einschalten des Stroms tritt der umgekehrte Effekt auf: Die Spannung springt auf einen Teilwert der Maximalspannung und erreicht diese erst nach einiger Zeit. Der Erdboden verhält sich also wie ein Kondensator. Um die Ursache des IP-Effekts zu verstehen, muss man die elektrischen Leitfähigkeitsmechanismen im Untergrund betrachten. Man unterscheidet die elektrolytische (an Ionen gebundene) und die metallische (an Elektronen gebundene) Leitung. Bei elektrolytischer Leitung liegt die Ursache des IP-Effekts in der Membranpolarisation, während bei metallischer Leitung die Ursache die Elektrodenpolarisation ist [Kretzschmar, 2001]. 2.2 Membranpolarisation Die Membranpolarisation ist die Schwächere der beiden Polarisationsarten. Ihre IPEffekte sind etwa um eine Größenordnung kleiner als die durch Elektrodenpolarisation hervorgerufenen. Ursache der Membranpolarisation ist die elektrische Doppelschicht (EDL, engl. Electrical Double Layer). Sie führt in einer mit einem Elektrolyt gefüllten Pore zu einer unterschiedlichen Mobilität von Kationen und Anionen. Bevorzugt tritt dies in kleinen Poren (auch aktive Zonen genannt) auf oder in der Nähe von Mineralen mit unausgeglichener Ladungsbilanz (z.B. Tone), während sich die Ionen in großen Poren (passive Zonen) relativ frei bewegen können. Aufgrund der negativen Oberflächenladung vieler Gesteinsminerale werden die Anionen aus kleinen Poren verdrängt. Es bildet sich eine positive Ladungswolke im Elektrolyt. Für die ohnehin größeren Anionen bedeutet dies, dass ihre Mobilität aufgrund der als Barrieren dienenden Ladungswolken weiter eingeschränkt wird (Abbildung 1 links). Theorie 5 I I E=0 E≠0 Abbildung 1: Porenverengung ohne angelegtes E-Feld (links) und mit angelegtem E-Feld (rechts) [nach Klitzsch, 2004]. Legt man ein äußeres elektrisches Feld an, gerät das System aus dem Gleichgewicht. Daraufhin streben die Ladungsträger einen neuen Gleichgewichtszustand an, was zu einer Anhäufung von Anionen in der Nähe der positiven Ladungswolken führt. Kationen können diese positiven Ladungswolken überwinden, weil sie durch ihre ebenfalls positive Ladung von ihnen abgestoßen werden, während Anionen von den positiven Ladungswolken angezogen und damit blockiert werden (Abbildung 1 rechts). Der Name Membranpolarisation ist also durch die Membranwirkung der positiven Ladungswolke begründet. An diesen auch aktive Zonen genannten Stellen entsteht ein Kationenüberschuss, der makroskopisch als Polarisation messbar ist. Die Membranpolaristion ist also von der Porengeometrie abhängig. Bei Abschalten des äußeren elektrischen Feldes klingt die Polarisation langsam durch Diffusion ab. Wird Wechselstrom zur Erzeugung des elektrischen Feldes verwendet, so entspricht die Membranpolarisation dem Auf- und Entladevorgang eines Kondensators. Die makroskopisch messbare Polarisation zeigt eine Frequenzabhängigkeit. Bei kleinen Frequenzen bleibt genügend Zeit, die Polarisation auszubilden, während bei höheren Frequenzen kein Gleichgewichtszustand mehr erreicht werden kann. Als Folge dessen werden bei höheren Frequenzen kleinere spezifische Widerstände gemessen [Radic, 1997]. 2.3 Elektrodenpolarisation Die Gesteinsmatrix wird hier als nichtleitend betrachtet. Die leitenden Eigenschaften erhält das Gestein durch einen Elektrolyten, der sich in Poren und Klüften befindet. Diese Theorie 6 Poren und Klüfte können von Erzpartikeln blockiert werden. Ist dies der Fall, so entsteht ein Phasenübergang zwischen Elektrolyt und metallischem Leiter. Durch elektrochemische Austauschreaktionen bildet sich im Metall eine Schicht freier Elektronen [Militzer und Weber, 1985], der eine diffuse Zone positiver Ionen im Elektrolyt entgegensteht (Abbildung 2 oben). Ohne weitere äußere Einflüsse ist das System im Gleichgewicht. Es bildet sich eine elektrische Doppelschicht [Radic, 1997]. Gesteinsmatrix Elektrolyt Erzmineralkorn E=0 Sternschicht diffuse Schicht Gesteinsmatrix Elektrolyt - + Erzmineralkorn E Sternschicht diffuse Schicht Abbildung 2: Elektronenleitendes Mineralkorn ohne angelegtes E-Feld (oben) und mit angelegtem E-Feld (unten). Wird von außen ein elektrisches Feld angelegt, polarisiert sich das Erzpartikel und wird zu einem elektrischen Dipol. Dadurch verformt sich die ihn umgebende Ladungswolke Theorie 7 aus positiven Ionen, das System gerät aus dem Gleichgewicht. Als Folge wird ein neuer Gleichgewichtszustand gesucht (Abbildung 2 unten). Bei einem zeitlich veränderlichen elektrischen Feld muss man drei Frequenzbereiche unterscheiden. Verändert sich das Feld langsam, so können die Ladungsträger den Veränderungen folgen und jederzeit im Gleichgewicht sein. Man beobachtet in diesem Fall ausschließlich Ohmsche Leitfähigkeit. Erhöht man die Frequenz des elektrischen Feldes, so wirkt sich die Trägheit der Ionen aus: Sie reagieren zeitverzögert auf die Veränderungen des Feldes, was zu Relaxationserscheinungen und damit zu einer Polarisation führt. Es kommt zu einer Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Das Stromsignal eilt dem Spannungssignal voraus. Der Widerstand wird komplex. Wird die Frequenz weiter erhöht, wird der Widerstand wieder reell und damit ein Ohmscher Widerstand. Die Feldveränderungen sind nun so schnell, dass die Ionen aufgrund ihrer Trägheit dem äußeren Feld nicht folgen können [Kretzschmar, 2001]. Generell verhält sich eine von einem Erzpartikel blockierte Gesteinspore analog einem verlustbehafteten Kondensator. Das Partikel verhindert den direkten Ladungstransport. Nur durch Austauschreaktionen an der Phasengrenze zwischen Elektrolyt und Metalloberfläche ist Ladungstransport möglich. Dabei unterscheidet man zwei Mechanismen: Reduktion und Oxidation. Nimmt ein Kation im Elektrolyt ein freies Elektron aus der Metalloberfläche auf, so spricht man von Reduktion. Bei Oxidation gibt ein Metallatom ein Elektron ab, ionisiert und kann nun als Kation in Lösung gehen. Liegt ein äußeres elektrisches Feld an, das das Gleichgewicht stört, so kommt es zu einem Nettoladungstransport über Strecken, die weiter sind, als die Dimensionen des Systems Metall-Ladungswolke. Dabei werden an der Phasengrenze Kationen aus dem Elektrolyt herausgeführt und es bildet sich eine Verarmungszone. Der Ladungstransport ist dann ein Diffusionsprozess [Wong, 1979]. Theorie 8 2.4 Messungen Wie bei anderen geoelektrischen Verfahren gibt es eine Vielzahl möglicher Messaufbauten. Allen gemein ist, dass Strom über zwei Elektrodenspieße in den Untergrund eingespeist wird, und an zwei anderen Elektroden die Spannung gemessen wird. Man spricht von einer Vierpunktanordnung. In den Feldmessungen für diese Arbeit wurden ausschließlich Dipol-Dipol-Auslagen verwendet, bei denen Strom- und Spannungselektroden in jeweils gleichem Abstand voneinander angeordnet sind und sich lediglich der Abstand zwischen den beiden Dipolen um ganzzahlige Elektrodenabstände verändert, wie in Abbildung 3 dargestellt. I a U na a Abbildung 3: Schematische Darstellung einer Dipol-Dipol-Auslage. IP-Messungen können im Zeit- und Frequenzbereich durchgeführt werden. Trägt man Strom und Spannung über der Zeit auf, so erkennt man im Spannungsdiagramm, wie bei Einschalten des Stroms die Spannung nicht sofort ihren Maximalwert erreicht sondern zunächst nur einen Teil davon. Analog geht die Spannung bei Abschalten des Stroms nicht sofort auf Null, sondern erst nach einer endlichen Zeit t (Abbildung 4). Grund dafür sind elektromagnetische Felder, die durch das schnelle Abschalten induziert werden und der Spannungsabnahme entgegenwirken [Blaschek, 2006]. Theorie Strom 9 Ip Spannung Zeit V0 Vp Vs Zeit Abbildung 4: Strom- und Spannungssignal im Zeitbereich. V0 bezeichnet die sprunghaft erreichte Spannung beim Einschalten, Vs den Restwert der Spannung nach Abschalten des Stroms. Vp bezeichnet die Maximalspannung [nach Kretzschmar, 2001]. Aus dem Verhältnis der Spannung Vs, die unmittelbar nach dem Abschalten des Stroms erreicht wird, und der Maximalspannung Vp kann die Aufladefähigkeit berechnet. Gebräuchlich sind dafür zwei verschiedene Definitionen [Radic, 1997]: m= und Vs Vp (2.1) Theorie 10 ∞ 1 M= ⋅ V (t )dt . V p ∫0 (2.2) Bei Feldmessungen bergen beide Ansätze Unsicherheiten. So ist die Bestimmung von Vs in der Praxis problematisch, weil unmittelbar nach dem Abschalten des Stroms elektromagnetische Effekte das IP-Signal überlagern [Radic, 1997]. Bei der Integration besteht das Problem, dass der Lade- bzw. der Entladevorgang nicht unendlich lange andauern. Außerdem kann das Signal nicht zeitlich kontinuierlich aufgezeichnet werden, sondern nur zu diskreten Zeitpunkten, wodurch ebenfalls Ungenauigkeiten auftreten [Blaschek, 2006]. Aus diesem Grund wird die Spannung zu verschiedenen Zeiten t0 bis tn gemessen. Dabei sind die Zeitintervalle ti+1 – ti nicht äquidistant, so dass ihr gegenseitiger Abstand berücksichtigt werden muss. Es ergibt sich: t i +1 1 n 1 m= ⋅∑ ⋅ ∫ V (t )dt . V p i =0 t i +1 − t i ti (2.3) Obwohl die Größen m und M nicht äquivalent sind, werden beide häufig als „Aufladbarkeit“ bezeichnet. Genauer ist es, von der Aufladbarkeit m zu sprechen, während M eine der gespeicherten Energie proportionale Größe ist [Radic, 1997]. Misst man im Frequenzbereich, so speist man Wechselstrom zweier verschiedener Frequenzen f1 und f2 im Abstand von mindestens einer Dekade in den Untergrund ein. Der IPEffekt zeigt sich hier in einer Verringerung des Spannungsmaximums bei höheren Frequenzen (Abbildung 5). Es gilt f1 > f 2 ⇒ V1 < V2 . Aus diesen Spannungsmaxima berechnet man den Frequenzeffekt FE: FE = V2 − V1 . V1 (2.4) Ist der Strom I in der ersten Messung nahe am Gleichstromfall und in der zweiten Messung im Idealfall ein unendlich hochfrequenter Wechselstrom, so gibt der Frequenzeffekt FE die relative Differenz zwischen den scheinbaren spezifischen Widerständen ρf→0 und ρf→∞ an: Theorie 11 FE = Zwischen Frequenzeffekt ρ f →0 − ρ f →∞ . ρ f →∞ FE und Aufladefähigkeit (2.5) m besteht ein enger Zusammenhang. Bei Einschalten des Stroms gilt [Blaschek, 2006], [Telford et al., 1990]: lim V (t ) ∝ ρ f →0 t →∞ lim V (t ) ∝ ρ f →∞ . und (2.6) t →0 Damit gilt: m= V (t ) − limV (t ) ρ f →0 − ρ f →∞ Vs lim FE t →0 = = = t →∞ . Vp limV (t ) ρ f →0 FE + 1 (2.7) t →∞ Stellt man nach FE um, so ergibt sich (vergleiche Anhang A.1): FE = Strom f1 I1 Spannung V1 m . 1− m Strom Zeit f1 (2.8) I2 Spannung Zeit f2 Zeit f2 V2 Abbildung 5: Strom- und Spannungssignal im Frequenzbereich [nach Kretzschmar, 2001]. Zeit Theorie 12 Theoretisch sind die Messungen also äquivalent und können ineinander umgerechnet werden. Bei praktischen Messungen ist das jedoch nicht möglich, da dafür einerseits über einen Frequenzbereich von f = 0 bis f = ∞ Hz gemessen und andererseits das Abklingverhalten des Spannungssignals im Zeitbereich vollständig erfasst werden müsste [Blaschek, 2006]. 2.5 Spektrale IP Bei IP im Frequenzbereich wird bei zwei Frequenzen gemessen. Erhöht man die Anzahl der Messfrequenzen spricht man von SIP. Trägt man Strom- und Spannungssignale gegen die Zeit auf, so erkennt man zwei sinusförmige Signale I und U unterschiedlicher Amplitude, die um eine Phase φ gegeneinander verschoben sind (Abbildung 6). Aus den Werten für Strom I und Spannung U kann der Betrag |ρ| und die Phasenverschiebung φ des scheinbaren spezifischen Widerstands ρ berechnet werden. Bei SIP-Messungen werden |ρ| und φ häufig über dem Logarithmus der Frequenz aufgetragen, um das Widerstands- und Phasenspektrum darzustellen (Abbildung 7). Das Widerstandspektrum zeigt typischerweise eine Abnahme des Widerstands mit steigender Frequenz. Dabei durchläuft es einen Wendepunkt. Der Phasenverlauf zeigt ein anderes Verhalten: Zunächst wird die Phase kleiner, durchläuft ein Minimum, um dann wieder anzusteigen. Das Minimum liegt bei der gleichen Frequenz wie der Wendepunkt des Widerstandsspektrums. Theorie 13 Amplitude Strom I Spannung φ V Zeit Abbildung 6: Der SIP-Effekt in der Zeitreihe. Strom und Spannung sind um die Phase φ verschoben [nach Kretzschmar, 2001]. Betrag |ρ| Frequenz Phase φ Abbildung 7: Theoretische Amplituden- und Phasenspektren des scheinbaren Widerstands bei SIPMessungen. Die Punkte bezeichnen den Wendepunkt bzw. das Minimum des Amplituden- bzw. Phasenspektrums [nach Kretzschmar, 2001]. Die Spektren variieren in Abhängigkeit von der inneren Gesteinsstruktur und gestatten Rückschlüsse auf die spezifische Beschaffenheit des Untergrunds. Man erhält im Vergleich zu einfachen IP Messungen zusätzliche Informationen [Kretzschmar, 2001]. Theorie 14 2.6 Relaxationsmodelle Um die an Gesteinen gemessenen Spektren zu erklären, kann man Ersatzschaltbilder verwenden [Wong, 1979]. Dafür gibt es eine Reihe von Modellen, wobei für die vorliegende Arbeit vor allem das Cole-Cole-Modell [Cole und Cole, 1941] von Interesse ist. 2.6.1 Cole-Cole-Modell Die Polarisation im Untergrund verhält sich ähnlich dem Auf- und Entladeprozess eines Kondensators. Das Cole-Cole-Modell führt eine Parallelschaltung ein, bestehend aus Ohmschem Widerstand R0 und einem Ohmschen Widerstand R1, der mit einem Element kontanter Phase (CPE, engl. Constant Phase Element) in Reihe geschaltet ist [Cole und Cole, 1941], wie in Abbildung 8 dargestellt. R0 R1 (iωX )−c Abbildung 8: Ersatzschaltbild des Cole-Cole Modells. R0 bezeichnet den Ohmschen Widerstand des Untergrunds, R1 + (iωX)-c das Äquivalent eines verlustbehafteten Kondensators und c den Frequenzexponenten [nach Kretzschmar, 2001]. Theorie 15 Damit ergibt sich für die Gesamtimpedanz Z(ω): 1 1 1 = + . Z (ω ) R0 R1 + (iωX ) −c (2.9) Ersetzt man: R0 m := R0 + R1 und ⎛R ⎞ τ := X ⎜ 0 ⎟ ⎝m⎠ 1 c = X (R0 + R1 ) c , 1 (2.10) dann folgt daraus (vergleiche Anhang A.2): ⎛ ⎛ 1 Z (ω ) = R0 ⎜1 − m⎜⎜1 − c ⎜ ⎝ 1 + (iωτ ) ⎝ ⎞⎞ ⎟⎟ . ⎟⎟ ⎠⎠ (2.11) Dabei ist m die Aufladbarkeit, R0 der Gleichstromwiderstand, τ die Zeitkonstante des Relaxationsprozesses, c den Frequenzexponenten und ω die Frequenz des Wechselstroms. Die folgenden Grenzwertbetrachtungen ergeben: 1) ω → 0 : ⇒ Z (ω = 0) = R0 . 2) ω → ∞ : ⇒ Z (ω = ∞) = R0 ⋅ R1 . R0 + R1 (2.12) Für 1) sperrt der Kondensatoranteil (iωX)-c und es bleibt lediglich der Ohmsche Widerstand R0 übrig. In Fall 2) verschwindet der Imaginärteil von Z(ω), der Widerstand wird reell [Blaschek, 2006]. 2.7 Kabelkopplungseffekte Bei SIP-Messungen ist es wünschenswert, das Frequenzspektrum über 6 Dekaden (1 mHz bis 1 kHz) zu erfassen, um die spektrale Information hinsichtlich der Gesteinseigenschaften interpretieren zu können. Ferner ist bei Feldmessungen die Auslagenweite von Bedeutung, da von ihr die Eindringtiefe in den Untergrund abhängt. Dabei Theorie 16 gilt, dass die Eindringtiefe ungefähr ein Viertel der Auslagenweite beträgt. Das bedeutet, dass die in der Praxis benötigten Auslagen (z.B. zur Erkundung von Altlasten oder zur Erzexploration) sehr groß werden können. Beide Aspekte, sowohl das Frequenzintervall, als auch die Auslagenweite, stellen jedoch ein Problem bei der Durchführung von SIP-Messungen dar. Aufgrund der zwischen den Elektroden verlaufenden Kabel kommt es zu elektromagnetischen Kopplungseffekten. Dabei unterscheidet man zwischen kapazitiver und induktiver Kopplung. Diese Effekte nehmen bei steigender Frequenz und Auslagenweite zu und überlagern das eigentliche SIPSignal. 2.7.1 Kapazitive Kabelkopplung Kapazität ist ein Maß der Proportionalität zwischen elektrischer Ladung q und dem entsprechenden Potential V: q = C ⋅ V [Gerthsen et al., 1986]. Unter kapazitiver Kopplung versteht man die Wechselwirkung zweier isolierter elektrischer Leiter über elektrische Felder [Althaus, 2003]. Bei SIP-Messungen tritt kapazitive Kopplung ungewollt zwischen den Kabeln und dem Erdboden auf. Die verwendeten Kabel sind zwar isoliert, jedoch verhindert die Isolierung nur im Gleichstromfall vollständig das Abfließen von Strom in den Boden. Fließt Wechselstrom durch die Kabel, so stellt die Isolierung eine Kapazität zum Erdboden dar, vergleichbar einem Kondensator mit Dielektrikum. Darüber fließt Strom in den Untergrund ab. Die Kapazität zwischen Kabel und Boden wurde von Madden und Cantwell [1968] mit C K = 1,6 ⋅10 −5 μF/m Kabellänge l geschätzt. Daraus ergibt sich für die Impedanz Zcc zwischen Kabel und Boden: Z cc = 1 . iω ⋅ C K ⋅ l (2.13) Dabei ist ω die Kreisfrequenz. Eine elektrische Ladung q erzeugt in Materie mit der Dielektrizitätskonstanten ε r ⋅ ε 0 ein elektrisches Feld E: Theorie 17 G G E (r ) = G G r − r0 q . 4π ⋅ ε r ε 0 rG − rG0 3 (2.14) G G Dabei ist r der Ortsvektor und r0 der Ursprungsvektor. ε r und ε 0 bezeichnen relative Dielektrizitätskonstante und Dielektrizitätskonstante des Vakuums. Es gilt die Beziehung [Tipler, 1994]: G G G E (r ) = −∇V (r ) . (2.15) Daraus folgt: G V (r ) = q 1 G G . 4π ⋅ ε r ε 0 r − r0 (2.16) Nach dem Superpositionsprinzip folgt für mehrere Ladungen qi: G V (r ) = 1 4π ⋅ ε r ε 0 qi ∑ rG − rG i . (2.17) 0 Bei SIP-Messungen fließt Wechselstrom durch die Kabel. Es gilt: I (t ) = d d q (t ) = q0 e iωt = iωq (t ) dt dt I (t ) ⇒ q(t ) = −i ⋅ . ω (2.18) Theorie 18 y T 0 Erdoberfläche r R z x εErde Abbildung 9: Schematische Darstellung einer Ladung q am Punkt T, die eine Potentialverteilung im Untergrund erzeugt. Wir betrachten eine zeitliche veränderliche Ladung q, die am Punkt T auf der Erdoberfläche liegt und möchten die Potentialverteilung an einem beliebigen Punkt R im Untergrund bestimmen (Abbildung 9). Das von der Ladung q verursachte elektrische Feld wird in der Erde durch Polarisationsvorgänge abgeschwächt [Althaus, 2003]. Die Potentialverteilung im Untergrund ergibt sich nach Jackson [1975]: V (t ) = I (t ) 1 . 2πσ r (2.19) Dabei ist σ die elektrische Leitfähigkeit des Untergrunds. R2 R1 R C Abbildung 10: Ersatzschaltbild für die kapazitive Kopplung: Strom fließt sowohl über die Elektroden (mit den Übergangswiderständen R1 und R2) in den Boden (Widerstand R), als auch über kapazitive Kopplung. Zur Berechnung des durch kapazitive Kopplung in die Erde fließenden Stroms IC(t) wird ein Ersatzschaltbild für ein zwischen zwei Elektroden auf dem Boden liegendes Kabel erstellt (Abbildung 10). Es besteht aus den Ankopplungswiderständen R1 und R2 der Theorie 19 Elektroden, die in Reihe geschaltet sind mit dem Widerstand R des Untergrunds. Dazu parallel geschaltet ist die Kapazität des Kabels C. Der Gesamtstrom Iges berechnet sich aus den Einzelströmen IR und IC: IR = U 0 ⋅ cos(ωt ) . Rges I C = U 0 ⋅ cos(ωt ) ⋅ iωC . (2.20) U0 bezeichnet die angelegte Spannung, Rges die Summe der Einzelwiderstände R1, R2 und R. Damit wird das durch den kapazitiven Anteil erzeugte Potential Vc(t,r): Vc (t , r ) = U 0 ⋅ cos(ωt ) iωC . 2πσ r (2.21) Das gilt für eine Ladung q, die auf der Oberfläche liegt. Im Falle eines auf dem Boden liegenden Kabels wird über die Einzelladungen qi aufaddiert: Vges (t , r ) = U 0 ⋅ cos(ωt ) ⋅ iωC N 1 ⋅∑ . 2πσ i =1 ri (2.22) Dabei ist N die Gesamtanzahl der Ladungen im Kabel. Über der Länge des Kabels von 10 m ändert sich die Spannung aufgrund der sehr großen Wellenlängen von λ = 300 km bei einer Frequenz des Wechselstroms von 1 kHz bis λ = 300000000 km bei 1 mHz nicht signifikant. Theorie 20 2.7.2 Induktive Kabelkopplung Leiter Strom Magnetfeld Abbildung 11: Magnetfeld eines stromdurchflossenen Leiters. Wird ein auf dem Boden liegendes Kabel von Wechselstrom durchflossen, so wird durch das zeitlich variierende elektrische Feld ein Magnetfeld erzeugt, dessen Ausrichtung spiralförmig um das Kabel verläuft (Abbildung 11). Dieses magnetische Feld wiederum induziert im Untergrund ein elektrisches Feld, welches sich dem galvanisch angekoppelten überlagert. Man misst eine Potentialdifferenz, die durch das resultierende Feld erzeugt wird, und erhält somit durch induktive Kopplung verfälschte Widerstands- und Phasenwerte. Induktive Kabelkopplungseffekte führen zu einer signifikanten Verfälschung der Phase, wenn die Frequenz des Wechselstroms über etwa 50 Hz liegt. Außerdem nehmen die induktiven Effekte mit größer werdenden Auslagen zu. Um das von einem horizontalen Kabel induzierte elektrische Feld zu bestimmen, betrachtet man das Kabel als Aneinanderreihung einer Vielzahl einzelner Dipole, über die man integriert. Für ein Kabel in x-Richtung (z-Achse weist in die Tiefe) ist das elektrische Feld Ex eines Dipols in x-Richtung [Ward und Hohmann, 1988]: Ex = ∞ ⎤ Ids ∂ 2 ⎡ (1 −r TM ) u0 − (1 + rTE ) iωμ 0 ⎥ 1 J 0 (λρ )dλ 2 ∫⎢ u0 ⎦ λ iωε 0 4π ∂x 0 ⎣ ∞ iωμ 0 Ids (1 + rTE ) λ J 0 (λρ )dλ . − ∫ u0 4π 0 (2.23) Theorie 21 Dabei ist I der Strom, der durch das Dipolelement der Länge ds fließt, rTM und rTE der transversal magnetische bzw. transversal elektrische Reflektionskoeffizient, u 0 = λ2 − ω 2 μ 0ε 0 , ρ der spezifische Widerstand und λ die Integrationsvariable. Die Reflektionskoeffizienten hängen vom komplexwertigen Widerstand des geschichteten Untergrunds ab. J0 bezeichnet die Besselfunktion erster Art und Ordnung Null: ∞ (− 1)r ⎛⎜ λρ ⎞⎟ 2r ⎝ 2 ⎠ . Γ((r + 1)r!) (2.24) Γ((r + 1)r!) = ∫ t (r +1)r!−1e −t dt . (2.25) J 0 (λρ ) = ∑ r =0 Dabei ist die Gammafunktion Γ: ∞ 0 y na a dS 0 r1 r2 a ds r3 r4 Erdoberfläche x r σ(z) z Abbildung 12: Schema einer Dipol-Dipol Auslage über polarisierbarem Untergrund [nach Caglar, 2000]. Betrachtet man nun ein Kabel der Länge r2-r1 entlang der x-Achse, so ergibt sich für das elektrische Feld an der Oberfläche eines geschichteten Halbraums r ⎡ r2 ∂Q( R) 2 ⎤ E x = I ⎢ ∫ P( R)dS + ⎥. ∂x r1 ⎥⎦ ⎢⎣ r1 (2.26) Theorie 22 Dabei ist P( R) = iωμ 0 I 4π ∞ λ ∫ (1 + r ) u J (λR )dλ 0 TE (2.27) 0 0 und ∞ u0 iωμ 0 ⎤ ∂Q( R) I x ⎡ ( ) ( ) =− − − + 1 r 1 r TM TE ⎢ ⎥ J 1 (λR )dλ . ∂x iωε 0 u0 ⎦ 4π R ∫0 ⎣ (2.28) J1 bezeichnet die Besselfunktion erster Art und Ordnung 1, R = x − x' und es gilt: d J 0 (λ x ) = − λ ⋅ J 1 ( λ x ) . dx (2.29) Die Integration des elektrischen Feldes zwischen den Potentialelektroden r3 und r4 führt dann zur gemessenen Spannung V: ⎡ r4 r2 ⎤ V = I ⎢ ∫ ∫ P(R )dSds + Q(r4 − r2 ) − Q(r4 − r1 ) − Q(r3 − r2 ) + Q(r3 − r1 )⎥ . ⎢⎣ r3 r1 ⎥⎦ (2.30) Hierbei ist Q( R) = ∞ u0 iωμ 0 ⎤ 1 I ⎡ − (1 + rTE ) ⎢(1 − rTM ) ⎥ J 0 (λR)dλ . ∫ 4π 0 ⎣ iωε 0 u0 ⎦ λ (2.31) Mit Z = V I folgt für die Impedanz Z [Ward und Hohmann, 1988]: r4 r2 ⇒ Z = ∫ ∫ P(r2 − r1 )dSds + Q(r4 − r2 ) − Q(r4 − r1 ) − Q(r3 − r2 ) + Q(r3 − r1 ) . r3 r1 (2.32) Theorie 23 Daraus kann nun die Phase φ berechnet werden: Z = Z e iφ ⎛ Im[Z ] ⎞ ⇒ φ = arctan⎜⎜ ⎟⎟ . ⎝ Re[Z ] ⎠ (2.33) Bei einer Dipol-Dipol-Anordnung, wie in Abbildung 12, mit Elektrodenabstand a und Dipolabstand na gilt für die Abstände: r4 − r2 = (n + 1)a , r4 − r1 = (n + 2)a , r3 − r2 = na , (2.34) r3 − r1 = (n + 1)a , r2 − r1 = a . Die Reflektionskoeffizienten rTE und rTM verschwinden für den Fall, dass über einem homogenen Halbraum gemessen wird. Die Terme für P(R) und Q(R) in den Gleichungen 2.27 und 2.31 vereinfachen sich zu: P( R) = iωμ 0 I 4π ∞ λ ∫u 0 J 0 (λR)dλ (2.35) 0 und ∞ iωμ 0 ⎤ 1 I ⎡ u0 Q( R) = − ⎢ ⎥ J 0 (λR)dλ . ∫ 4π 0 ⎣ iωε 0 u0 ⎦ λ (2.36) Daraus folgt für Q(R) (vergleiche Anhang A.3): I Q( R) = 4π ⋅ iωε 0 ∞ λ 0 0 ∫u J 0 ( λ R ) dλ . (2.37) Theorie 24 Setzt man die Gleichungen 2.35 und 2.37 in die Gleichung 2.32 ein, so erhält man für die Impendanz Z: Z= iωμ 0 I 4π r4 r2 ∞ λ r3 r1 0 0 ∫∫∫u J 0 (λ (r2 − r1 )dλdsdS ∞ I λ (J 0 (λ (r4 − r2 )) − J 0 (λ (r4 − r1 )) − J 0 (λ (r3 − r2 )) + J 0 (λ (r3 − r1 ) )dλ . + ∫ 4π ⋅ iωε 0 0 u 0 Für Dipol-Dipol-Anordnungen ergibt das unter Berücksichtigung (2.38) der Gleichungen 2.34: Z= iωμ 0 I 4π r4 r2 ∞ λ r3 r1 0 0 ∫ ∫∫ u ∞ J 0 (aλ )dλdsdS I λ (2 ⋅ J 0 ((n + 1)aλ ) − J 0 ((n + 2)aλ ) − J 0 (naλ ) )dλ . + ∫ 4π ⋅ iωε 0 0 u 0 (2.39) Theorie 25 2.8 Das Messgerät SIP256C Die SIP-Messungen im Rahmen dieser Arbeit wurden mit der Apparatur SIP256C der Firma Radic-Research durchgeführt. Das Gerät besteht aus einer Basisstation und zwanzig Mobilstationen. Um eine Messung vorzunehmen, wird zunächst eine Auslage definiert, wobei Elektroden entlang eines Maßbandes in einem bestimmten Abstand zueinander in den Boden gesteckt werden. Jede dieser Elektroden wird daraufhin mit einer Mobilstation verbunden, über die sie mit Strom versorgt werden kann. Jede Elektrode kann sowohl zur Stromeinspeisung, als auch zur Potentialmessung verwendet werden. Die Strom- und Spannungsmessungen erfolgen in der Mobilstation. Die Mobilstationen werden untereinander mit Glasfaserkabeln verbunden, wobei die erste Mobilstation an die Basisstation angeschlossen wird. Ein Laptop wird mit der Basisstation verbunden, um sie zu steuern. Im Messbetrieb geschieht das über ein Programm, mit dem man die Messung konfigurieren und überwachen kann. Die Basisstation spricht daraufhin die Mobilstationen an und die Messung wird bei allen in einer Steuerungsdatei bestimmten Elektrodenkonfigurationen und Frequenzen durchgeführt. Zur Stromversorgung wird die Basisstation an eine 12 V Batterie angeschlossen. Sie versorgt die Stromelektroden dann mit einem Wechselstrom, dessen Spannung manuell eingestellt werden kann. Bei der Messung werden die Widerstands- und Phasenspektren für die einzelnen Elektrodenkonfigurationen aufgenommen. Zusätzlich können die Daten in einer PseudoTiefensektion grafisch dargestellt werden. Kopplungseffekte zwischen Strom- und Potentialkabeln werden durch die Verwendung optischer Fasern für die Datenübertragung zur Basisstation und durch die direkte Messung der Potentiale an den Stromelektroden vermieden. Die induktive und kapazitive Kopplung zwischen Stromkabel und Boden wird minimiert, indem an beiden Stromelektroden ein Sinussignal anliegt, wobei das eine Signal gegenüber dem anderen um 180° phasenverschoben ist. Daraus folgt, dass nur das Kabel zwischen den Elektroden koppeln kann, da der Teil des Kabels, in dem die beiden stromführenden Drähte parallel laufen kein resultierendes Feld (nach außen) hat. Theorie 26 2.9 Das Programm IP3C Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Untersuchung induktiver Kabelkopplungseffekte. Das Ziel ist hierbei die Korrektur der aufgenommenen Spektren. Dazu werden die auftretenden Kopplungseffekte zunächst am Computer simuliert. Prof. Dr. Peter Weidelt und Dr. Volker Rath haben zu diesem Zweck das Programm IP3C entwickelt 2 . Es basiert auf Fortran und erlaubt die Simulation der induktiven Kopplungseffekte über einem definierten Untergrundmodell bei einer bestimmten Kabelauslage. Dazu wird Gleichung 2.32 numerisch gelöst. Man kann zwischen dem Cole-Cole Modell und dem Modell der konstanten Phase wählen. Zusätzlich lässt sich der Untergrund modellieren, indem man die Anzahl der Schichten, ihre Mächtigkeiten, spezifischen Widerstände und Phasen angibt. Auch Anomalien können konstruiert werden, die in ihrer Leitfähigkeit vom umliegenden Gestein abweichen. Die Kabelanordnung lässt sich beliebig festlegen, ebenso die Geometrie der Strom- und Potentialelektroden, sowie die Frequenzen, bei denen gemessen wird. Als Ausgabe erhält man einen Datensatz, der für jede Elektrodenkonfiguration und Frequenz den Betrag des Widerstands und die Phasenverschiebung ausweist. Trägt man diese Werte über der Frequenz auf, so erhält man die simulierten Spektren. Diese können dann von den tatsächlich gemessenen Spektren abgezogen werden, um von den Kabelkopplungseffekten bereinigte Spektren zu erhalten. Ferner können diese bereinigten Daten invertiert werden, um korrigierte Tiefensektionen zu erstellen. Das vorwiegende Problem bei der Simulation der Kopplungseffekte ist die genaue Beschreibung des Untergrunds und seiner Leitfähigkeiten. Dazu werden zunächst Tiefensektionen aus Daten erstellt, die bei niedrigen Frequenzen aufgenommen wurden und aus diesem Grund keine oder sehr geringe Kopplungseffekte aufweisen. Anhand dieser Tiefensektionen kann der Untergrund in mehrere Schichten unterschiedlicher Leitfähigkeit und Schichtmächtigkeit aufgeteilt werden. Bereiche anomaler Leitfähigkeiten werden als Kontraste zum umgebenen Material dargestellt. Diese Informationen dienen der Modellierung des Untergrunds, mit dem das Programm die Simulation durchführt (Abbildung 13). 2 Persönliche Mitteilung von Dr. Volker Rath, Applied Geophysics and Geothermal Energy, E.ON Energy Research Center, RWTH Aachen University Theorie [ ] 0 1 27 2 3 4 5 6 7 8 -0.5 -1 -1.5 Tiefensektion des Widerstands (1) Frequenzen Geometrien (2) -2 ρ1 d2 ρ2 - Phase [mrad] d1 Simulation der Phase aufgrund induktiver (3) Kopplung Frequenz [Hz] Abbildung 13: Ablauf der Berechnungen zur Korrektur der induktiven Kopplungseffekte. Die Untergrundinformationen, die man aus den Tiefensektionen erhält, sind nicht beliebig genau ablesbar. Mögliche Fehlerquellen sind ungenaue Schichtmächtigkeiten, Widerstands- und Phasenwerte. Zudem erlaubt das Programm keine lateralen Veränderungen von Widerstand und Phase, was dazu führt, dass oftmals mit Mittelwerten gearbeitet werden muss. Zur Schätzung möglicher Fehler und des Einflusses der einzelnen Parameter auf die Ergebnisse wurde deshalb eine Reihe von Sensitivitätsstudien durchgeführt (siehe dazu Abschnitt 3). Sensitivitätsstudien 28 3 Sensitivitätsstudien 3.1 Motivation In diesem Kapitel wird der Einfluss verschiedener Parameter wie Dipolweite und -abstand, spezifischer Widerstand des Untergrunds und Schichtmächtigkeit auf die induktiven Kopplungseffekte untersucht, die bei SIP-Messungen mit Dipol-Dipol-Auslagen auftreten. Zur Berechnung der induktiven Kopplungseffekte mit dem Programm IP3C muss zunächst das Untergrundmodell spezifiziert werden. Dazu wird die Anzahl der im Untergrund vorkommenden Schichten angegeben, deren Mächtigkeiten und die Frequenzabhängigkeit der komplexen Widerstände (konkret die Cole-Cole Parameter bzw. die Phase beim Modell der konstanten Phase). Im Rahmen dieser Arbeit wurde stets mit dem Modell der konstanten Phase gearbeitet, so dass sich die Anzahl der Parameter pro Schicht auf zwei reduziert. Die Schichtgrenzen und elektrischen Widerstände werden aus Tiefensektionen abgeleitet und können deshalb nicht beliebig genau angegeben werden. Wie stark Variationen der Schichtwiderstände und -mächtigkeiten die berechneten Kopplungseffekte beeinflussen, wird in der folgenden Sensitivitätsstudie untersucht. Weiterhin wird für die Kopplungsberechnung von homogenen, horizontal verlaufenden Schichten ausgegangen. Eine laterale Veränderung des Widerstands kann in IP3C durch dreidimensionale Anomalien berücksichtigt werden. Mit Blick auf die Untergrundsituation in den Messgebieten Inden und Kall werden Sensitivitätsstudien für den homogenen Halbraum, sowie Zwei- und Dreischichtfälle vorgestellt. Die Parameter wurden so gewählt, dass sie sich im Rahmen der in der Praxis auftretenden Fehlerrahmen und Variationen bewegen. Oft ist es schwierig, in den Tiefensektionen die Schichtmächtigkeiten genau abzulesen. Dabei können durchaus Fehler im Meterbereich auftreten. Bei den spezifischen Widerständen muss oftmals ein Mittelwert für eine Schicht angenommen werden. Typische Schwankungen hierbei können bei über 100 Ωm liegen. Sensitivitätsstudien 29 3.2 Homogener Halbraum Im Allgemeinen wird die Phase über dem Logarithmus der Frequenz aufgetragen. Dadurch scheint die durch induktive Kopplung bedingte Phase exponentiell mit der Frequenz anzusteigen (Abbildung 14 oben). Tatsächlich sind die Phasenspektren in sehr guter Nährung linear (Abbildung 14 unten). Dies gilt für Dipol-Dipol-Anordnungen mit beliebigen Widerständen, Dipol- und Elektrodenabständen. Wie oben erwähnt, hängt die induktive Kopplung über homogenen Schichten neben der Frequenz im Wesentlichen von vier Parametern ab: Schichtdicke d, spezifischer Widerstand der Schicht ρ, Elektrodenabstand a und Dipollänge n. Geht man von einem homogenen Halbraum aus, so reduziert sich die Zahl der Parameter auf drei. Sensitivitätsstudien 30 ρ = 500 Ωm a=1m n=6 ρ = 100 Ωm a=1m n=6 ρ = 100 Ωm a=5m n=6 25 20 15 10 5 0.1 1 10 negative Phase [mrad] 30 0 1000 100 Frequenz [Hz] 25 20 15 10 5 0 200 400 600 800 1000 negative Phase [mrad] 30 ρ = 500 Ωm ρ = 100 Ωm ρ = 100 Ωm a=1m a=1m a=5m n=6 n=6 n=6 0 1200 Frequenz [Hz] Abbildung 14: Durch induktive Kopplung verursachte Phasenspektren für den homogenen Halbraum, dargestellt mit logarithmischer (oben) und linearer Frequenzachse (unten). In der Praxis findet man in den häufigsten Fällen keinen homogenen, sondern einen geschichteten Halbraum vor. Unter gewissen Bedingungen können geschichtete Halbräume mit einem homogenen Halbraum angenähert werden. Im Folgenden soll untersucht werden, für welche Bedingungen das gilt. Sensitivitätsstudien 31 Bei einem Zweischichtfall existieren drei Parameter: Mächtigkeit und Widerstand der oberen Schicht, sowie Widerstand des Halbraums. Der Widerstandskontrast zwischen den Schichten ist besonders relevant. Zunächst betrachten wir den Fall einer schlecht leitenden oberen und gut leitenden unteren Schicht. Es wurde untersucht, für welche Schichtmächtigkeiten der Zweischichtfall mit einem homogenen Halbraum angenähert werden kann. Abbildung 15 zeigt, dass für eine dünne obere Schicht mit d1 < 0,5 m eine Betrachtung als Halbraum des Widerstands der unteren Schicht sehr gut mit der Betrachtung als Zweischichtfall übereinstimmt. Das gilt auch, wenn die Leitfähigkeitskontraste zwischen den Schichten größer sind (Abbildung 16). Ist die obere Schicht sehr mächtig (d1 > 25 m), so entspricht der Zweischichtfall in guter Übereinstimmung einem homogenen Halbraum des Widerstands der oberen Schicht, sofern der Leitfähigkeitskontrast nicht zu groß ist (Abbildung 17). Bei großen Leitfähigkeitskontrasten ist die Übereinstimmung nicht zufriedenstellend (Abbildung 18). 30 25 ρ1 = 500 Ωm, ρ2 = 100 Ωm d1 = 0.1 m d1 = 0.2 m d1 = 0.3 m d1 = 0.4 m d1 = 0.5 m hom. Halbraum 0.1 1 20 15 10 5 10 100 negative Phase [mrad] 35 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 15: Näherung des Zweischichtfalls durch den homogenen Halbraum bei dünner oberer Schicht (d ≤ o,5 m). ρ1 und ρ2 sind die spezifischen Widerstände der beiden Schichten. Sensitivitätsstudien 32 200 ρ1 = 500 Ωm, ρ2 = 10 Ωm d1 = 0.1 m d1 = 0.2 m d1 = 0.3 m d1 = 0.4 m d1 = 0.5 m hom. Halbraum 0.1 150 100 50 1 10 100 negative Phase [mrad] 250 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 16: Näherung des Zweischichtfalls durch den homogenen Halbraum bei dünner, schlecht leitender oberer Schicht. 30 25 20 ρ1 = 100 Ωm, ρ2 = 10 Ωm d1 = 15 m d1 = 20 m d1 = 25 m hom. Halbraum 0.1 1 15 10 5 10 100 negative Phase [mrad] 35 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 17: Näherung des Zweischichtfalles durch den homogenen Halbraum bei dicker oberer Schicht (d ≥ 15 m) mit mittlerem spezifischen Widerstand ρ1. Sensitivitätsstudien 33 6 5 4 ρ1 = 500 Ωm, ρ2 = 10 Ωm d1 = 15 m d1 = 20 m d1 = 25 m hom. Halbraum 0.1 1 3 2 1 10 100 negative Phase [mrad] 7 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 18: Näherung des Zweischichtfalles durch den homogenen Halbraum bei dicker, schlecht leitender oberer Schicht (d ≥ 15 m). Ist die obere Schicht gut und die darunter liegende schlecht leitend, so ändern sich die Bedingungen. Eine gut leitfähige obere Schicht beeinflusst die Kopplung auch dann noch stark, wenn sie sehr dünn ist (Abbildung 19). Erst ab Schichtdicken unter 10 cm entspricht dieser Fall einem homogenen Halbraum des Widerstands der unteren Schicht. Ist sie sehr mächtig (d1 > 20 m), so kann der Zweischichtfall mit einem homogenen Halbraum des Widerstands der oberen Schicht angenähert werden (Abbildung 20). Das gilt jedoch nur, falls der Leitfähigkeitskontrast gering ist. Bei hohen Kontrasten kann in diesem Fall ein Zweischichtfall nicht mit einem homogenen Halbraum angenähert werden (Abbildung 21 und Abbildung 22). Sensitivitätsstudien 34 35 30 ρ1 = 10 Ωm, ρ2 = 100 Ωm 25 d1 = 0.1 m d1 = 0.2 m d1 = 0.3 m d1 = 0.4 m d1 = 0.5 m hom. Halbraum 0.1 20 15 10 5 1 10 100 negative Phase [mrad] 40 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 19: Näherung des Zweischichtfalls durch den homogenen Halbraum bei dünner, gut leitender oberer Schicht. 200 150 ρ1 = 10 Ωm, ρ2 = 100 Ωm d1 = 15 m d1 = 20 m d1 = 25 m hom. Halbraum 0.1 1 100 50 10 100 negative Phase [mrad] 250 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 20: Näherung des Zweischichtfalles durch den homogenen Halbraum bei dicker, gut leitender oberer Schicht. Sensitivitätsstudien 35 16 14 12 ρ1 = 10 Ωm, ρ2 = 500 Ωm 10 d1 = 0.1 m d1 = 0.2 m d1 = 0.3 m d1 = 0.4 m d1 = 0.5 m hom. Halbraum 0.1 1 8 6 4 2 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 18 0 1000 Abbildung 21: Näherung des Zweischichtfalls durch den homogenen Halbraum bei dünner, gut leitender oberer Schicht und großem Leitfähigkeitskontrast. 200 150 ρ1 = 10 Ωm, ρ2 = 500 Ωm d1 = 15 m d1 = 20 m d1 = 25 m hom. Halbraum 0.1 1 100 50 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 250 0 1000 Abbildung 22: Näherung des Zweischichtfalles durch den homogenen Halbraum bei dicker, gut leitender oberer Schicht und großem Leitfähigkeitskontrast. Sensitivitätsstudien 36 Es zeigt sich, dass eine schlecht leitende obere Schicht in vielen Fällen die Betrachtung des Systems als homogener Halbraum zulässt, unabhängig davon, ob die Mächtigkeit der oberen Schicht klein oder groß ist. Sind die Widerstände der beiden Schichten jedoch sehr unterschiedlich, so empfiehlt sich bei großen Schichtdicken die Betrachtung als Zweischichtfall. Für den Fall einer gut leitenden oberen Schicht ist die Betrachtung als homogener Halbraum problematisch. Nur bei sehr dünnen bzw. dicken obere Schichten und nicht zu großen Leitfähigkeitskontrasten ist das in guter Nährung möglich. Ist der Kontrast der Widerstände zwischen den Schichten groß, so ist eine Betrachtung als homogener Halbraum nicht möglich. Im Folgenden soll die lineare Abhängigkeit der induktiven Kopplung von der Frequenz näher untersucht werden. Im Gleichstromfall, findet keine induktive Kabelkopplung statt, die Phase ist gleich Null. Kennt man die simulierte Phase bei einer höheren Frequenz, so können alle dazwischen liegenden Phasen linear interpoliert werden. Bei den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen lag die höchste Messfrequenz bei 1 kHz, weshalb wir diese auch als Referenzwert wählen. Simuliert man die Phase für einen homogenen Halbraum, so erhält man ein exponentielles Abklingen der negativen Phase bei 1 kHz mit steigenden Widerständen (Abbildung 23). Führt man als weiteren Parameter den Elektrodenabstand a ein, so erhält man für kleine Abstände flachere und für große Abstände steilere Kurven der Form φ1kHz = ( p ⋅ a q )⋅ ρ (r ⋅a − s ) (siehe Abbildung 23), wobei p, q, r und s Koeffizienten sind, die von der Dipollänge n abhängen. negative Phase bei 1 kHz Sensitivitätsstudien 37 250 n=6 200 a = 1m a = 2m a = 5m 150 100 50 0 0 200 400 600 800 1000 1200 Widerstand [Ωm] Abbildung 23: Abhängigkeit der Phase bei 1 kHz φ1kHz von Widerstand ρ und Elektrodenabstand a bei fester Dipollänge n. Die Parameter p, q, r und s sind wiederum Funktionen der Dipollänge n. Um sie zu bestimmen, wurden die Größen (p ⋅ a ) q und (r ⋅ a − s ) aus Kurven wie in Abbildung 23 bestimmt und ihrerseits über a aufgetragen (Abbildung 24). Daran werden Kurven angepasst, aus denen die Parameter p und q (Abbildung 24 links) sowie r und s (Abbildung 24 rechts) bestimmt werden. Das wird für verschiedene Dipollängen n wiederholt. Die einzelnen Parameter werden dann über der Dipollänge n aufgetragen (Abbildung 25). Aus wiederum daran angepassten Kurven können die Parameter als Funktionen von n abgelesen werden (Gleichungen 3.1). a [m] 2000 1500 0 (p ⋅ a ) 1000 1 2 3 4 5 -0.88 q -0.9 -0.92 500 (r ⋅ a − s ) -0.94 0 -0.96 0 1 2 3 a [m] 4 5 6 -0.98 -1 Abbildung 24: Zur Bestimmung der Parameter p, q, r und s bei fester Dipollänge n. Hier ist n = 6. 6 38 250 200 150 100 50 0 1.8 q p Sensitivitätsstudien 1.7 1.6 1.5 1.4 0 5 0 10 5 n n 0.03 0.02 s r 0.04 0.01 0 0 5 10 1.005 1.004 1.003 1.002 1.001 1 10 0 10 5 n n Abbildung 25: Zur Bestimmung von p, q, r und s in Abhängigkeit von n. Für Auslagen mit a⋅n < ~40 m, wie in den Feldmessungen zu dieser Arbeit üblich, ergibt sich: p = 9,1351 ⋅ n1, 4203 ; q = −0,0461 ⋅ n + 1,9055 ; (3.1) r = 0,0057 ⋅ n 0, 7709 ; s = 0,9975 ⋅ n 0,0032 . Für die negative Phase bei 1 kHz φ1kHz (in mrad) ergibt sich folgender Zusammenhang: φ1kHz ( ρ , a, n) = −[(9,1351 ⋅ n1, 4203 )⋅ a ( −0,0461⋅n+1,9055) ]⋅ ρ [(0,0057⋅n und φ0 kHz = 0 mrad . 0 , 7709 )⋅a −0,9975⋅n 0 , 0032 ] (3.2) Sensitivitätsstudien 39 Die Phase bei Frequenzen von weniger als 1 kHz φ(f < 1 kHz) berechnet sich dann nach: φ( f ) = φ1kHz 1000 Hz ⋅f ∀ f < 1 kHz . (3.3) Damit erhält man eine Abschätzung der induktiven Kopplung für den homogenen Halbraum für Auslagen mit a⋅n < ~40 m. Bei größeren Auslagen würde man mit dieser Formel zu hohe induktive Effekte berechnen, im angegebenen Gültigkeitsbereich liefert sie jedoch gute Ergebnisse mit Abweichungen von weniger als 10 % von den mit dem Programm IP3C simulierten Werten. Den stärksten Einfluss in Formel 3.2 hat der Elektrodenabstand a, gefolgt von der Dipollänge n und dem spezifischen Widerstand ρ. Die Parameter a und n werden gewählt und können sehr genau eingestellt werden. In der Praxis geschieht das mittels eines Maßbandes entlang dessen die Elektroden in den Boden gesteckt werden. Der spezifische Widerstand ρ hingegen ist eine Messgröße und somit schwieriger zu bestimmen. Es werden Messdaten bei niedrigen Frequenzen invertiert, die frei von induktiven Kopplungseffekten sind, und Tiefensektionen erstellt. Aus diesen Tiefensektionen wird der Widerstand des Untergrunds abgelesen und in die Simulation eingegeben. Dadurch ist er mit einem deutlich größeren Fehler behaftet als die beiden anderen Parameter. 3.3 Zweischichtfall Es wurde jeweils mit einer Dipol-Dipol-Auslage gerechnet. Der Elektrodenabstand a betrug 2 m, der Dipolabstand 36 m (n = 16). Die Phasenspektren wurden für fünf Frequenzen zwischen 0,1 Hz und 1 kHz berechnet. In Abbildung 26 sind die Phasenspektren für einen Untergrund bestehend aus einer oberen Schicht mit einem spezifischen Widerstand von 10 Ωm und einem Halbraum mit einem spezifischen Widerstand von 100 Ωm dargestellt. Die Mächtigkeit der ersten Schicht variiert dabei zwischen 2 m und 5 m. Man erkennt, dass die Kurven bis etwa 40 Hz nahezu übereinstimmen. Hier spielt die induktive Kopplung keine Rolle. Erst für größere Frequenzen laufen die Kurven auseinander. Sensitivitätsstudien 40 Bei 1 kHz führt ein Fehler in der Schichtmächtigkeit von 50 % zu einem Fehler von etwa 25 % in der Phase, verursacht durch induktive Kopplung. In Abbildung 27 ist die Abhängigkeit der Phasenwerte vom Widerstand der ersten Schicht dargestellt. Die Schichtmächtigkeit beträgt dabei 2 m, der Widerstand des darunter liegenden Halbraums 1000 Ωm. Es wurden die Phasenspektren für vier Widerstände berechnet. Es kommt dabei zu starken induktiven Kopplungseffekten, wenn der Widerstand der oberen Schicht sehr viel kleiner ist, als jener der unteren Schicht. Beträgt der Widerstand der oberen Schicht 1 % des Widerstands des Halbraums, so ist die Phase bei 1 kHz etwa zehnmal höher als beim Einschichtfall (vgl. violette Kurve mit dunkelblauer Kurve in Abbildung 27). Liegt der Widerstand der oberen Schicht über dem des Halbraums, so sind die Effekte deutlich geringer. Hier verursacht ein zehnfach größerer Widerstand eine Veränderung der Phase um 10 %. Das System reagiert im Allgemeinen sensibler auf Variationen in den Parametern, je größer die Leitfähigkeitskontraste sind. 90 80 ρ1 = 10 Ωm, ρ2 = 100 Ωm 70 60 d1 = 2 m d1 = 2.5 m d1 = 3 m d1 = 5 m 50 40 30 20 10 0.1 1 10 Frequenz [Hz] 100 Abbildung 26: Zweischichtfall: Sensitivität bzgl. der Mächtigkeit der ersten Schicht. 0 1000 negative Phase [mrad] 100 Sensitivitätsstudien 41 d1 = 2 m, ρ2 = 1000 Ωm 30 ρ1 = 10 Ωm ρ1 = 20 Ωm ρ1 = 30 Ωm ρ1 = 100 Ωm ρ1 = 1000 Ωm ρ1 = 10000 Ωm 25 20 15 10 5 0.1 1 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 35 0 1000 Abbildung 27: Zweischichtfall: Sensitivität bzgl. des Widerstands der ersten Schicht. Der Einfluss des Widerstandes der zweiten Schicht auf die Kopplung ist in Abbildung 28 gezeigt. Die erste Schicht hat eine Dicke von 2 m und einen spezifischen Widerstand von 10 Ωm. Aufgrund der gut leitenden oberen Schicht kommt es zu großen induktiven Kopplungseffekten, besonders, wenn auch der Halbraum gut leitend ist. In diesem Fall erkennt man auch leichte Abweichungen vom linearen Verlauf der Spektren (Abbildung 28, dunkelblaue Kurve bei 100 Hz. Der lineare Verlauf erscheint durch die halblogarithmische Darstellung exponentiell ansteigend). Ab einem Widerstand der unteren Schicht von etwa 500 Ωm ändert sich die Phase nicht mehr signifikant. Hat die obere Schicht einen Widerstand von 500 Ωm, so sind die induktiven Effekte kleiner, jedoch nimmt die Frequenz-Sensitivität zu (Abbildung 29). Das liegt an dem größeren Leitfähigkeitskontrast zwischen schlecht leitender oberer und gut leitender unterer Schicht. Ist die untere Schicht ebenfalls schlecht leitend (grüne, hellblaue und violette Kurven), der Kontrast zur oberen Schicht also klein, so sind die Effekte auf die Phase vernachlässigbar. In Abbildung 30 ist der Widerstand der oberen Schicht 1000 Ωm. Man erkennt im Vergleich zum vorigen Beispiel keine weitere signifikante Änderung des Phasenspektrums. Sensitivitätsstudien 42 d1 = 2 m, ρ1 = 10 Ωm 200 ρ2 = 10 Ωm 150 ρ2 = 100 Ωm ρ2 = 500 Ωm 100 ρ2 = 1000 Ωm 50 ρ2 = 10000 Ωm 0.1 1 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 250 0 1000 Abbildung 28: Zweischichtfall: Sensitivität bzgl. des Widerstands der zweiten Schicht bei gut leitender erster Schicht. 160 d1 = 2 m, ρ1 = 500 Ωm 140 ρ2 = 10 Ωm 120 ρ2 = 100 Ωm 100 ρ2 = 500 Ωm 80 ρ2 = 1000 Ωm 60 ρ2 = 10000 Ωm 40 20 0.1 1 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 180 0 1000 Abbildung 29: Zweischichtfall: Sensitivität bzgl. des Widerstands der zweiten Schicht bei schlecht leitender erster Schicht. Sensitivitätsstudien 43 160 d1 = 2 m, ρ1 = 1000 Ωm 140 ρ2 = 10 Ωm 120 ρ2 = 100 Ωm 100 ρ2 = 500 Ωm 80 ρ2 = 1000 Ωm 60 ρ2 = 10000 Ωm 40 20 0.1 1 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 180 0 1000 Abbildung 30: Zweischichtfall: Sensitivität bzgl. des Widerstands der zweiten Schicht bei sehr schlecht leitender oberer Schicht. Entscheidend für die Kopplung bei einem Untergrund mit zwei Schichten sind somit die Leitfähigkeitskontraste. Sind diese groß, reagiert die Phase empfindlich auf Abweichungen im Widerstand der Schichten. 3.4 Dreischichtfall Die an der RWTH Aachen genutzte SIP-Anlage SIP256C besitzt 20 Mobilstationen, zwischen denen sich jeweils Kabel von 10 m Länge befinden. Die maximale Auslagenweite beträgt damit 200 m. Das bedeutet, man kann den Untergrund bis zu Tiefen von etwa 50 m erkunden. Dabei erkennt man oft mehr als nur zwei Schichten. Bei den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen, die Tiefen zwischen 2 m und 10 m erkunden, handelte es sich oft um drei Schichten, weshalb hier speziell auf diesen Fall eingegangen werden soll. In Abbildung 31 ist eine Spektrenschar für einen Dreischichtfall dargestellt. Die Schichtmächtigkeiten betragen jeweils 2 m, die spezifischen Widerstände der oberen und unteren Schicht 1000 Ωm. Der spezifische Widerstand der mittleren Schicht variiert schrittweise von 10 Ωm bis 1000 Ωm (Quasi-Einschichtfall). Die induktiven Effekte werden von der schlecht leitenden oberen Schicht gedämpft und sind verhältnismäßig klein. Bei Sensitivitätsstudien 44 starken Leitfähigkeitskontrasten zwischen den Schichten, reagiert die Phase empfindlich auf Änderungen des Widerstands (Abbildung 31, rote und dunkelblaue Kurve). Die Phase ändert sich zwischen spezifischen Widerständen von 10 Ωm und 100 Ωm etwa um das Fünffache. Ist die zweite Schicht schlecht leitend (ρ > ~500 Ωm), der Kontrast zur ersten Schicht also klein, so reagiert die Phase nicht mehr signifikant auf Änderungen des Widerstands. Ist die obere Schicht gut leitend (Abbildung 32), so treten deutlich stärkere induktive Kopplungseffekte auf. Der oberen und unteren Schicht wurde ein Widerstand von 100 Ωm zugeordnet. Der Widerstand der mittleren Schicht variiert schrittweise von 10 Ωm bis 1000 Ωm. Wieder zeigt sich, dass hauptsächlich die Leitfähigkeitskontraste die Sensitivität der Phase beeinflussen. Hier ändert sich die Phase beim Sprung von 10 Ωm auf 100 Ωm (geringer Kontrast zur oberen Schicht) nur um etwa das Doppelte, beim Übergang von 500 Ωm zu 1000 Ωm (starker Kontrast) ist im Gegensatz zum vorherigen Beispiel aber immer noch ein deutlicher Unterschied zu erkennen: Es kommt zu einer Abnahme der Phase von etwa 20 %. Die Leitfähigkeit der oberen Schicht beeinflusst also den Absolutwert der Phase, der Leitfähigkeitskontrast zur darunter liegenden deren Sensitivität auf Widerstandsänderungen. 30 Schichtmächtigkeiten: 2 m Widerstände der ersten und dritten Schicht: 1000 Ωm 25 20 ρ2 = 10 Ωm ρ2 = 100 Ωm ρ2 = 500 Ωm ρ2 = 1000 Ωm 15 10 5 0.1 1 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 35 0 1000 Abbildung 31: Dreischichtfall: Sensitivität bzgl. des Widerstands der mittleren Schicht bei schlecht leitender Deckschicht und Basis. Sensitivitätsstudien 45 Schichtmächtigkeiten: 2 m Widerstände der ersten und dritten Schicht: 100 Ωm 50 40 ρ2 = 10 Ωm ρ2 = 100 Ωm ρ2 = 500 Ωm ρ2 = 1000 Ωm 0.1 30 20 10 1 10 100 negative Phase [mrad] 60 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 32: Dreischichtfall: Sensitivität bzgl. des Widerstands der mittleren Schicht bei gut leitender Deckschicht und Basis. In Abbildung 33, Abbildung 34 und Abbildung 35 wird die Sensitivität der Phase bezüglich der Schichtmächtigkeiten dargestellt. Die drei Beispiele unterscheiden sich dabei nur in den spezifischen Widerständen der oberen und unteren Schicht (100 Ωm, 500 Ωm und 1000 Ωm). Die mittlere Schicht hat jeweils einen spezifischen Widerstand von 10 Ωm. Zunächst fällt auf, dass die induktiven Kopplungseffekte auf die Phase im gut leitenden Untergrund größer sind als im weniger gut leitenden. Ändern sich die spezifischen Widerstände der oberen und unteren Schicht von 100 Ωm auf 500 Ωm, so ist die Abnahme der Phase um etwa 30 % deutlich größer als bei einer weiteren Erhöhung der spezifischen Widerstände von 500 Ωm auf 1000 Ωm (etwa 6 %). Betrachtet man den Einfluss der Mächtigkeit der mittleren, gut leitenden Schicht auf die induktive Kopplung, so erkennt man eine Zunahme mit wachsenden Leitfähigkeitskontrasten. Während in Abbildung 33 die Phase um etwa 36 % kleiner wird, wenn die Schichtmächtigkeit von 3 m auf 1 m abnimmt, so verringert sie sich in Abbildung 34 um etwa 55 % und in Abbildung 35 sogar um etwa 59 %. Sensitivitätsstudien 46 ρ1 = 100 Ωm ρ2 = 10 Ωm ρ3 = 100 Ωm d1 und d3 = 2 m 70 d2 = 1.0 m d2 = 1.5 m d2 = 2.0 m d2 = 2.5 m d2 = 3.0 m 40 0.1 1 60 50 30 20 10 10 100 negative Phase [mrad] 80 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 33: Dreischichtfall: Sensitivität bzgl. der Mächtigkeit der zweiten Schicht für eine gut leitende Deckschicht und Basis. 0.1 ρ1 = 500 Ωm ρ2 = 10 Ωm ρ3 = 500 Ωm d1 und d3 = 2 m 70 d2 = 1.0 m d2 = 1.5 m d2 = 2.0 m d2 = 2.5 m d2 = 3.0 m 40 1 60 50 30 20 10 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 80 0 1000 Abbildung 34: Dreischichtfall: Sensitivität bzgl. der Mächtigkeit der zweiten Schicht für eine schlecht leitende Deckschicht und Basis. Sensitivitätsstudien 47 ρ1 = 1000 Ωm ρ2 = 10 Ωm ρ3 = 1000 Ωm d1 und d3 = 2 m 70 60 50 d2 = 1.0 m d2 = 1.5 m d2 = 2.0 m d2 = 2.5 m d2 = 3.0 m 0.1 1 40 30 20 10 10 Frequenz [Hz] 100 negative Phase [mrad] 80 0 1000 Abbildung 35: Dreischichtfall: Sensitivität bzgl. der Mächtigkeit der zweiten Schicht für eine sehr schlecht leitende Deckschicht und Basis. Änderungen der Schichtmächtigkeit haben einen umso größeren Einfluss auf die Phase, je größer der Leitfähigkeitskontrast zwischen den einzelnen Schichten ist. Ebenso reagiert die Kopplung sensitiv beim Übergang von einem insgesamt gut leitenden Untergrund (Abbildung 33) zu einem insgesamt schlecht leitenden Untergrund (Abbildung 34), während es danach bei weiterer Verschlechterung der Leitfähigkeit nahezu stabil ist. 3.5 Einfluss von Kabelanordnung und -länge Bisher wurde die Sensitivität der Phase bezüglich der Untergrundeigenschaften wie Schichtdicke und Widerstand, sowie der Auslagenkonfiguration wie Elektroden- und Dipolabstand untersucht. Dabei wurden die Kabel selbst vernachlässigt. Im Folgenden soll untersucht werden, wie sich Maßnahmen auf die Phase auswirken, die direkt die Kabel betreffen. Die Kabel sind Bestandteil der SIP-256C Anlage und haben eine feste Länge, die nicht variiert werden kann. Dennoch wurde untersucht, ob die Kabellänge einen signifikanten Einfluss auf die induktive Kopplung hat. Sensitivitätsstudien 48 Die feste Kabellänge hat außerdem zur Folge, dass die Kabel in der Regel nicht linear zwischen den Elektroden verlaufen, sondern abhängig vom Elektrodenabstand eine gewisse orthogonale Anordnung zur Auslagenrichtung aufweisen. Aus diesem Grund wurde untersucht, ob die Form der Kabelanordnung einen Einfluss auf die Kopplung hat. Abbildung 36 zeigt den Einfluss der Kabellänge auf die Phase für einen zweischichtigen Untergrund mit einer Mächtigkeit der ersten Schicht von 2 m und einem spezifischen Widerstand von 10 Ωm. Der darunter liegende Halbraum hat einen spezifischen Widerstand von 100 Ωm. Man erkennt, dass selbst bei hohen Frequenzen, die Kurven nahezu identisch verlaufen, selbst wenn die Kabellänge sich von 5 m auf 20 m vervierfacht. Erst bei extremen Längenänderungen (100 m, hellblaue Kurve) macht sich der Einfluss bemerkbar, allerdings auch dann sehr schwach. Derart lange Kabel sind in der Praxis nur dann sinnvoll, wenn auch die Auslage selbst sehr groß ist. Dann aber haben die großen Elektroden- und Dipolabstände einen so starken Effekt auf die induktive Kopplung, dass der Einfluss der Kabellänge vernachlässigt werden kann. Das in Abbildung 37 dargestellte Beispiel hat im Wesentlichen die gleiche Aussage. Dabei ist die obere, 2 m dicke Schicht mit einem spezifischen Widerstand von 500 Ωm schlecht leitend, während der darunter liegende Halbraum mit einem spezifischen Widerstand von 10 Ωm gut leitend ist. Selbst bei so kontrastierenden Schichten ist der Einfluss der Kabellänge marginal. Erst bei sehr großen Kabellängen tritt überhaupt ein Effekt auf, der aber wiederum so gering ist, dass er von den Effekten, die Elektroden- und Dipolabstand haben, überlagert würde. Allgemein ist die Länge der verwendeten Kabel also nicht wichtig für die Kopplungseffekte. Sensitivitätsstudien 49 d1 = 2 m ρ1 = 10 Ωm ρ2 = 100 Ωm 50 40 Kabellänge: 5 m Kabellänge: 10 m Kabellänge: 20 m Kabellänge: 100 m 30 20 10 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 60 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 36: Einfluss der Kabellänge auf die induktive Kopplung bei gut leitender Deckschicht und schlechter leitender Basis in einem Zweischichtfall. 160 d1 = 2 m ρ1 = 500 Ωm ρ2 = 10 Ωm 140 120 Kabellänge: 5 m Kabellänge: 10 m Kabellänge: 20 m Kabellänge: 100 m 100 80 60 40 20 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 180 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 37: Einfluss der Kabellänge auf die induktive Kopplung bei schlecht leitender Deckschicht und gut leitender Basis in einem Zweischichtfall. Sensitivitätsstudien 50 Es stellt sich nun die Frage, inwieweit die Kabelanordnung eine Rolle bei der induktiven Kopplung spielt. Die Untersuchungen dazu wurden hinsichtlich der realen Kabellänge der SIP256C Anlage bei einer konstanten Kabellänge von 10 m durchgeführt. Es wurden die in Abbildung 38 dargestellten vier Anordnungen untersucht und gegenübergestellt. Dabei wurden die gleichen Untergrundmodelle verwendet wie bei der Untersuchung des Einflusses der Kabellänge. Die in Abbildung 39 und Abbildung 40 dargestellten Ergebnisse zeigen keinen Effekt der Kabelanordnung auf die induktive Kopplung. Es spielt also keine Rolle, wie die Kabel zwischen den Elektroden angeordnet werden. Geometrie 1 5m 5m Geometrie 2 4m 4m 2m 2m Geometrie 3 Geometrie 4 2m 2m 1m 2m 2m Abbildung 38: Die vier Geometrien der untersuchten Kabelanordnungen. Die Kreise bezeichnen jeweils die Elektroden. Sensitivitätsstudien 51 d1 = 2 m ρ1 = 10 Ωm ρ2 = 100 Ωm 50 40 Geometrie 1 30 Geometrie 2 Geometrie 3 20 Geometrie 4 10 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 60 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 39: Einfluss der Kabelanordnung auf die induktive Kopplung bei gut leitender Deckschicht und schlechter leitender Basis in einem Zweischichtfall. 160 d1 = 2 m ρ1 = 500 Ωm ρ2 = 10 Ωm 140 120 Geometrie 1 100 Geometrie 2 Geometrie 3 80 60 Geometrie 4 40 20 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 180 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 40: Einfluss der Kabelanordnung auf die induktive Kopplung bei schlecht leitender Deckschicht und gut leitender Basis in einem Zweischichtfall. Sensitivitätsstudien 52 3.6 Zusammenfassung der Sensitivitätsstudien In Sensitivitätsstudien wurde der Einfluss verschiedener Parameter auf die induktive Kopplung untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass Kabelanordnung und -länge keinen signifikanten Einfluss haben. Bei Mehrschichtfällen üben Elektrodenabstand und Dipollänge der verwendeten Auslage den größten Einfluss aus. Beide Parameter sind in der Praxis jedoch sehr genau einstellbar. Anders verhält es sich bei den Untergrundeigenschaften, die aus Tiefensektionen abgelesen werden müssen. Es wurde gezeigt, in welcher Weise Schichtmächtigkeit und spezifischer Widerstand der Schichten die induktive Kopplung beeinflussen. Besonders bei großen Kontrasten sind die verursachten Effekte sehr stark. Je homogener sich der Untergrund gestaltet, desto geringer wirkt sich die induktive Kopplung aus. Ferner wurden Untersuchungen für den homogenen Halbraum angestellt. Dabei wurde speziell der lineare Zusammenhang der durch induktive Kopplung verursachten Phasenverschiebung und der Frequenz untersucht. Daraus konnte eine einfache Formel zur Abschätzung der induktiven Kopplung über homogenem Halbraum abgeleitet werden. In Parameterstudien wurde zudem untersucht, in welchen Fällen ein Mehrschichtfall genähert als homogener Halbraum betrachtet werden kann. Feldmessungen 53 4 Feldmessungen 4.1 Motivation In diesem Kapitel werden die Ergebnisse von Feldmessungen vorgestellt. Deren Ziel war zum einen die Überprüfung der mit dem Programm IP3C durchgeführten Sensitivitätsstudien, zum anderen die Korrektur der gemessenen Daten. Aus den korrigierten Daten sollen dann Tiefensektionen erstellt werden, die von induktiven Kopplungseffekten weitestgehend befreit sind. Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messkampagnen fanden in drei verschiedenen Gebieten statt: Dem Braunkohletagebau Inden und dem Testgelände Krauthausen, die sich beide in der Nähe von Jülich befinden und einem Testgelände bei Kall in der nördlichen Eifel. Neben den durchgeführten SIP-Messungen wurde eine Reihe von Experimenten durchgeführt, um den Einfluss verschiedener Parameter auf die induktive Kabelkopplung zu untersuchen. Bei allen durchgeführten Messungen wurden Dipol-Dipol-Auslagen verwendet. In Abbildung 41 ist die Geometrie der Anlage SIP256C skizziert. Mobilstationen Basisstation 1 2 3 4 5 6 7… …20 Elektroden Abbildung 41: Skizze der verwendeten Auslage. Die Quadrate stellen die Basis- bzw. Mobilstationen dar, die Kreise die Elektroden. 4.2 Einfluss der Kabelanordnung Die Sensitivitätsstudien mit dem Programm IP3C haben gezeigt, dass die Form des Verlaufs der Kabel zwischen den Elektroden keinen Einfluss auf die induktive Kopplung hat. Feldmessungen 54 Die experimentelle Überprüfung dieses Ergebnisses wurde in zwei Feldmessungen erbracht. Dazu wurde im Braunkohletagebau Inden untersucht, ob die Anordnung der auf dem Boden liegenden Kabel einen Einfluss auf die Messungen hat. Im Messgebiet Kall wurde zudem untersucht, ob es einen Einfluss hat, wenn die Kabel während der Messung keinen Kontakt zum Boden haben. Bei der Messung in Inden am 17. April 2007 wurde ein Elektrodenabstand von a = 2 m gewählt, so dass die Gesamtauslage eine Länge von 40 m hatte. Es wurde über ein Frequenzspektrum von 125 mHz bis 1 kHz gemessen. Wie erwartet treten ab etwa 40 Hz deutliche Kopplungseffekte in den Daten auf (Abbildung 42). 16 14 Stromelektroden: 1 und 2 12 Stromelektroden: 3 und 4 10 Stromelektroden: 5 und 6 8 6 4 2 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 18 Potentialelektroden: 14 und 15 Kabel beliebig 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 42: Drei Phasenspektren der Messung in Inden im Vergleich. Es wurden zwei Messreihen durchgeführt. In der ersten wurden die Kabel zwischen den Elektroden weitestgehend aufgerollt gelassen (Geometrie 4 in Abbildung 38), während sie für die zweite Messreihe senkrecht von der Auslagenrichtung weg in einer Dreiecksform ausgelegt wurden (Geometrie 1 in Abbildung 38). Die Ergebnisse sind in Abbildung 43 dargestellt. Man erkennt keinen signifikanten Unterschied im Kurvenverlauf, weder für kleine Frequenzen, bei denen keine induktive Kopplung auftritt, noch bei größeren Frequenzen, wo deutliche Kopplungseffekte die Spektren überlagern. Feldmessungen 55 aufgerollte Kabel 14 dreieckige Kabelanordnung aufgerollte Kabel 12 n = 12 10 dreieckige Kabelanordnung 8 6 n=2 4 2 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 16 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 43: Inden: Phasenspektren zur Untersuchung des Einflusses der Kabelanordnung. Abbildung 44 zeigt das gleiche Ergebnis für andere Dipolabstände n⋅a. aufgerollte Kabel 14 dreieckige Kabelanordnung aufgerollte Kabel dreieckige Kabelanordnung 12 n = 10 10 8 6 n=4 4 2 0.1 1 10 100 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 44: Inden: Phasenspektren zur Untersuchung des Einflusses des Kabelanordnung. negative Phase [mrad] 16 Feldmessungen 56 Die horizontale Ausrichtung der Kabel hat bei Dipol-Dipol-Auslagen offenbar keinen signifikanten Effekt auf die induktive Kopplung. Das bestätigt die Sensitivitätsstudien bzgl. dieses Parameters. Es muss bei Feldmessungen also nicht darauf geachtet werden, wie die Kabel angeordnet sind. Daraufhin wurde untersucht, ob es einen Einfluss auf die induktive Kopplung hat, wenn die Kabel keinen direkten Kontakt zum Boden haben. Außerdem diente dies dem Zweck zu untersuchen, ob die kapazitive Kopplung einen Einfluss hat. Dazu wurden zwei Messungen im Testgebiet Kall am 15. Mai 2007 durchgeführt. Es wurde ein Elektrodenabstand von a = 0,5 m gewählt und bei 12 verschiedenen Frequenzen zwischen 250 mHz und 1 kHz gemessen. Die Gesamtauslage war 10 m. Bei der ersten Messreihe lagen die Kabel weitestgehend aufgerollt auf dem Boden. Bei der zweiten Messreihe wurden sie an 1,80 m hohen Plastikspießen aufgehängt, sodass sie keinen direkten Kontakt zum Boden hatten (Abbildung 45). Dieser Fall kann mit dem Programm IP3C nicht simuliert werden und wurde deshalb lediglich in der Feldmessung untersucht. Abbildung 46 zeigt die bei den unterschiedlichen Kabelanordnungen aufgenommenen Frequenzspektren. Es sind auch in diesem Fall keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Messreihen erkennbar, weder bei niedrigen Frequenzen, noch im höheren Frequenzbereich. Abbildung 45: Kabelgeometrie in Kall. Feldmessungen Kabel aufgerollt Kabel aufgehängt Kabel aufgerollt Kabel aufgehängt n = 17 n=4 0.1 1 10 100 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 1000 negative Phase [mrad] 57 Frequenz [Hz] Abbildung 46: Kall: Vergleich der Spektren bei auf dem Boden liegenden und aufgehängten Kabeln. In Abbildung 47 sind Spektren anderer Dipolabstände dargestellt. Die Kurven Kabel aufgerollt Kabel aufgehängt Kabel aufgerollt Kabel aufgehängt 0.1 1 10 100 30 n = 2 20 10 0 -10 -20 -30 -40 -50 n = 10 -60 -70 -80 1000 negative Phase [mrad] verlaufen jeweils wiederum nahezu identisch. Frequenz [Hz] Abbildung 47: Kall: Vergleich der Spektren bei auf dem Boden liegenden und aufgehängten Kabeln. Feldmessungen 58 Die induktive Kopplung kann also durch das Aufhängen der Kabel nicht reduziert werden. Es kann bei Feldmessungen also auf aufwändige Kabelanordnungen verzichtet werden. Auch die kapazitive Kopplung beeinflusst die Messwerte hier nicht. Im Zusammenhang mit dieser Messreihe ist auch die Betrachtung der kapazitiven Kopplung interessant. Der Unterschied zwischen den beiden Messanordnungen ist eine 1,80 m dicke Luftschicht, die sehr schlecht leitend ist und einen großen Übergangswiderstand darstellt. Somit sollte im Vergleich zu den auf dem Boden liegenden Kabeln deutlich weniger Strom in den Untergrund abfließen. Dennoch sind die Spektren für beide Anordnungen nahezu identisch. Offenbar ist somit der Einfluss der kapazitiven Kopplung für SIPMessungen in diesem Frequenzbereich vernachlässigbar. 4.3 Einfluss der Kabellänge Die Simulationen mit dem Programm IP3C haben gezeigt, dass die Kabellänge keine signifikanten Effekte auf die Phase hat. Eine Überprüfung dieses Ergebnisses in der Praxis wurde bei einer Messung auf dem Testgelände Krauthausen am 16. November 2007 angestrebt. Bei der Messapparatur SIP256C sind die Kabel fest installiert und haben zwischen den Mobilstationen eine Länge von jeweils 10 m. Zur Untersuchung der Effekte einer Änderung der Kabellänge wurden deshalb Verlängerungskabel verwendet, mit denen die Länge auf 20 m vergrößert werden konnte. Bei der Messung betrug der Abstand zwischen den Elektroden 2 m. Gemessen wurde bei 10 Frequenzen zwischen 1,25 Hz und 1 kHz. In Abbildung 48 sind Phasenspektren dreier verschiedener Dipolabstände dargestellt. Sie wurden einmal bei der gerätespezifischen Kabellänge von 10 m aufgenommen (durchgezogene Kurven), einmal bei der doppelten Kabellänge von 20 m (gestrichelte Kurven). Man erkennt für keinen der drei Dipolabstände erhebliche Abweichungen aufgrund der unterschiedlichen Kabellänge. Damit kann ein Einfluss auch dieser Größe auf die induktive Kopplung ausgeschlossen werden. Feldmessungen 59 8 n=2 6 n=5 4 Stromelektroden: 1 und 2 Durchgezogene Kurven: 10 m Kabel Gestrichelte Kurven: 20 m Kabel 2 0 -2 1 10 100 negative Phase [mrad] 10 n=1 -4 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 48: Krauthausen: Phasenspektren zur Untersuchung des Einflusses der Kabellänge. 4.4 Einfluss des Dipolabstands Aufgrund der Spezifikationen der SIP256C Anlage wird bei jeder Messung über verschiedene Dipolabstände gemessen. Aus den Sensitivitätsstudien geht hervor, dass dieser Parameter einen starken Einfluss auf die induktive Kopplung hat. Zur Bestätigung dieser theoretischen Ergebnisse sollen in diesem Kapitel die Feldmessungen in Inden am 17. April 2007 und in Krauthausen am 23. August 2007 betrachtet werden. In Inden betrug der Elektrodenabstand 2 m, in Krauthausen 1,5 m. Damit variierte der Dipolabstand in der ersten Messung zwischen 2 m und 36 m, in der zweiten zwischen 1,5 m und 15 m. In Abbildung 49 sind die in Inden aufgenommenen Phasenspektren für drei verschiedene Dipolabstände gezeigt. Der Strom wurde über die siebte und achte Elektrode in den Boden eingespeist. Die dargestellten Spektren sind bei Dipolabständen von 4 m, 12 m und 20 m aufgenommen worden. Man erkennt, wie mit wachsendem Dipolabstand die negative Phase zunimmt. Im niederfrequenten Bereich verlaufen die Kurven der Dipolabstände 12 m und 20 m (rote und grüne Kurven) nahezu identisch. Die Kurve des Dipolabstands 4 m (blaue Kurve) liegt bei 0,25 Hz etwa 3 mrad unter den beiden anderen und verläuft erst ab etwa 5 Hz auf gleichem Niveau. Die induktive Kopplung setzt bei etwa 40 Hz Feldmessungen 60 ein und führt zu einem stärkeren Ansteigen der negativen Phase, je größer der Dipolabstand ist. Das Auseinanderlaufen der blauen Kurve im niederfrequenten Bereich kann nicht auf Kopplung zurückgeführt werden. Offenbar hat der spezifische Widerstand des Gesteins in der diesem Dipolabstand entsprechenden Tiefe von etwa 1 m eine andere Phase als das tiefer liegende. Die gestrichelten Spektren sind die Simulationen der induktiven Kopplung für die entsprechenden Dipolabstände. Dabei wurde ausschließlich der durch induktive Kopplung hervorgerufene Anteil der Phase simuliert, nicht der durch den IP-Effekt hervorgerufene. Das führt zu der Abweichung der simulierten von den gemessenen Phasen. Damit wird gewährleistet, dass mit dem Abzug der simulierten Phase von den Messwerten nicht auch der Anteil des IP-Effektes verschwindet. Der Einfluss des Dipolabstands auf die induktive Kopplung in den Simulationen entspricht in guter Näherung dem Verlauf der gemessenen Spektren bei hohen Frequenzen. Stromelektroden: 7 und 8 25 n=2 n=6 n = 10 n = 2 simuliert n = 6 simuliert n = 10 simuliert 20 15 10 5 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 30 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 49: Inden: gemessene und simulierte Spektren bei verschiedenen Dipolabständen. Die Ergebnisse der Messung in Krauthausen (Abbildung 50) zeigen ebenfalls die Abhängigkeit der induktiven Kopplung vom Dipolabstand, der hier 3 m, 9 m und 15 m betrug. Im niederfrequenten Bereich sieht man weitgehend konstante Phasen. Die induktive Kopplung setzt ab etwa 60 Hz ein und überlagert die Spektren. Das bei einem Dipolabstand von 9 m aufgenommene Spektrum liegt im niederfrequenten Bereich stets unterhalb der Feldmessungen 61 anderen beiden Spektren. Es scheint hier eine Schicht geringerer Phase aufzuweisen, die zwischen zwei Schichten mit größeren Phasen eingebettet ist. Oberhalb von etwa 450 Hz weisen die Kurven der beiden größeren Dipolabstände (rote und grüne Kurven) zunächst eine starke Zunahme der Phase auf, die dann bei höheren Frequenzen wieder etwas zurückgeht. Im Spektrum des geringsten Dipolabstands ist dieser Knick weniger stark ausgebildet, aber dennoch zu erkennen. Die gestrichelten Kurven weisen wieder auf die Simulationen der entsprechenden Phasenspektren hin. Der Verlauf der gemessenen Spektren wird gut reproduziert, mit Ausnahme des Knicks im Phasenverlauf zwischen 450 Hz und 1 kHz. Stromelektroden: 7 und 8 n=2 n=6 n = 10 n = 2 simuliert n = 6 simuliert n = 10 simuliert 25 20 15 10 5 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 30 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 50: Krauthausen: gemessene und simulierte Spektren bei verschiedenen Dipolabständen. 4.5 Tiefensektionen Ziel von SIP-Messungen ist die Sondierung des Untergrunds, um Aussagen über Gesteinseigenschaften und Untergrundbeschaffenheit zu treffen. Aus diesem Grund werden die gemessenen Daten invertiert und die Ergebnisse für jede Frequenz in Tiefensektionen dargestellt. Darin werden die Bereiche homogener Widerstands- und Phasenverteilung im Untergrund einer bestimmten Tiefe und einem bestimmten Bereich entlang des Profils zuordnet. Feldmessungen 62 In diesem Kapitel werden die im Rahmen dieser Arbeit erhobenen Felddaten invertiert und in Tiefensektionen dargestellt. Im nächsten Schritt wird der Versuch unternommen die induktiven Kopplungseffekte aus den Felddaten herauszurechnen, diese korrigierten Daten zu invertieren und korrigierte Tiefensektionen zu erstellen. Dazu müssen von allen Felddaten die simulierten induktiven Kopplungseffekte abgezogen werden. Das geschieht aufgrund der zum Teil sehr großen Datensätze mittels eines Matlab-Programms, das zu diesem Zweck geschrieben wurde. Als Ausgabe erhält man einen korrigierten Datensatz, der invertiert werden kann. Für die Inversion wird das Programm RES2DINV [Geotomo Software, 2004] genutzt, das für jede Frequenz eine Tiefensektion ausgibt. Diese korrigierten Tiefensektionen werden mit den unkorrigierten verglichen, wobei besonders die durch Kopplung beeinflussten Sektionen bei hohen Frequenzen von Interesse sind. Die korrigierten und unkorrigierten Tiefensektionen bei niedrigeren Frequenzen sollten sich nicht unterscheiden, da in den Daten keine signifikanten induktiven Kopplungseffekte auftreten. In Abbildung 51 sind solche Tiefensektionen bei niedrigen Frequenzen für das Messgebiet Inden dargestellt, anhand derer die Untergrundstruktur zur Simulation mit dem Programm IP3C abgelesen werden kann. Man erkennt drei verschiedene Widerstandsbereiche. Es gibt eine obere gut leitende Schicht von etwa 2,5 m Dicke, deren Widerstand für die Simulation mit 20 Ωm angenommen wurde. Darunter schließt sich eine etwa 4 m mächtige Schicht höherer Widerstände an. Für die Simulation wurde für diesen Bereich ein homogener Widerstand von 200 Ωm angenommen. Unterhalb dieser Schicht befindet sich ein Bereich höherer Leitfähigkeiten. Der Widerstand wurde mit 50 Ωm gemittelt. Mit diesen Informationen wurde unter Berücksichtigung der Messgeometrie die Simulation mit dem Programm IP3C durchgeführt. In der Tiefensektion der Phase erkennt man eine weitgehend homogene Verteilung mit einer Tendenz zu wachsenden negativen Phasenwerten bei größer werdenden Tiefen, wie auch schon aus den in Abbildung 49 dargestellten Phasenspektren gedeutet wurde. Feldmessungen Tiefe [m] 0 63 5 Profil [m] 15 20 10 25 30 35 -5 50 100 150 200 250 300 Widerstand [Ω m] Tiefe [m] 0 5 Profil [m] 15 20 10 25 30 35 -5 0 5 10 15 20 25 30 negative Phase [mrad] Abbildung 51: Inden: unkorrigierte Tiefensektionen für Widerstand (oben) und Phase (unten) bei 1 Hz. Abbildung 52 zeigt die Korrektur der in Abbildung 49 dargestellten Phasenspektren. Im niederfrequenten Bereich ist die Korrektur unerheblich, erst ab etwa 40 Hz dämpft sie den Anstieg der negativen Phase. Man erkennt immer noch die generell wachsende Tendenz, jedoch liegt sie jetzt im Rahmen der Steigung, die die Kurven im niederfrequenten Bereich aufweisen. Feldmessungen 64 25 n=2 n=6 n = 10 20 15 10 5 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 30 Stromelektroden: 7 und 8 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 52: Inden: korrigierte Phasenspektren (vgl. Abbildung 49). Die in Krauthausen aufgenommenen Daten wurden zur in Abbildung 53 dargestellten Tiefensektion invertiert. Es liegt offenbar ein Dreischichtfall mit einer schlecht leitenden mittleren Schicht vor, die von zwei besser leitenden eingeschlossen wird. Der Widerstand der etwa 1 m dicken oberen Schicht wurde mit 25 Ωm abgelesen, der der unteren mit 90 Ωm. Die schlecht leitende mittlere Schicht hat eine Dicke von etwa 3,5 m und einen mittleren Widerstand von etwa 200 Ωm. Unter Berücksichtigung der Messgeometrie in Krauthausen wurde die Kopplung mit diesen Untergrundinformationen simuliert. Feldmessungen Tiefe [m] 0 65 5 10 Profil [m] 15 20 25 -2 -4 -6 50 100 150 200 250 300 Widerstand [Ω m] Tiefe [m] 0 5 10 Profil [m] 15 20 25 -2 -4 -6 0 5 10 15 20 25 30 negative Phase [mrad] Abbildung 53: Krauthausen: unkorrigierte Tiefensektionen für Widerstand (oben) und Phase (unten) bei 1 Hz. In Abbildung 54 sind die Spektren aus Abbildung 50 korrigiert dargestellt. Die Korrektur ist ab etwa 80 Hz signifikant. Die negative Phase steigt hin zu hohen Frequenzen nicht mehr so stark an. Der Knick bei etwa 450 Hz ist immer noch in allen drei Kurven erkennbar. Er geht offenbar auf schlechte Datenqualität bei dieser Frequenz zurück. Feldmessungen 66 25 n=2 n=6 n = 10 20 15 10 5 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 30 Stromelektroden: 7 und 8 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 54: Krauthausen: korrigierte Phasenspektren (vgl. Abbildung 50). Hinsichtlich der Fülle von Daten wurde sich hier auf die Präsentation zweier Beispiele beschränkt. Tatsächlich wurden die Simulationen zur Korrektur aller aufgenommenen Spektren verwendet. Diese korrigierten Daten wurden dann invertiert und führten zu der in Abbildung 55 dargestellten korrigierten Tiefensektion bei 1 kHz in Inden. Zum Vergleich ist in Abbildung 56 die unkorrigierte Tiefensektion bei 1 kHz dargestellt. Darin sind viele Bereiche erhöhter Phasen zu sehen, die besonders im hinteren Teil der Auslage zum Teil sehr stark zunehmen. Betrachtet man die korrigierte Tiefensektion, so zeigt sich ein sehr viel homogenerer Untergrund. Die Phasenwerte sind deutlich geringer und liegen weitgehend unterhalb von -6 mrad. Zu einer Phasenerhöhung kommt es ab einer Auslagenweite von etwa 24 m in einer Tiefe von etwa 2,5 m. Der Vergleich mit der Tiefensektion bei 1 Hz (Abbildung 51) zeigt, dass der Anstieg in dieser Region auch im niederfrequenten Bereich zu erkennen ist, wenn auch weniger stark ausgeprägt. Einen weiteren Bereich hoher Phasenwerte erkennt man am Anfang der Auslage zwischen 2,5 m und 5 m. Dort sieht man in der Tiefensektion der kleineren Frequenz keine erhöhten Werte. Allgemein ist bei der Deutung der Tiefensektionen darauf zu achten, dass die Datendichte im Bereich der Ränder der Auslage gering ist. Oft reichen in dem Bereich wenige fehlerhafte Datenpunkte um in der Invertierung als Anomalien dargestellt zu werden. Es ist daher ratsam die korrigierten Tiefensektionen nur im Zusammenhang mit den dazugehörigen Feldmessungen 67 unkorrigierten Tiefensektionen, als auch mit Tiefensektionen im niederfrequenten Bereich zu betrachten. Die Widerstandstiefensektionen zeigen keine signifikanten Fehler aufgrund induktiver Kopplung. Sie sind über das gesamte verwendete Frequenzband hinweg nahezu konstant. Tiefe [m] 0 5 Profil [m] 15 20 10 25 30 35 -5 50 100 150 200 250 300 Widerstand [Ω m] Tiefe [m] 0 5 Profil [m] 15 20 10 25 30 35 -5 0 5 10 15 20 25 30 negative Phase [mrad] Abbildung 55: Inden: korrigierte Tiefensektionen für Widerstand (oben) und Phase (unten) bei 1 kHz. Feldmessungen Tiefe [m] 0 68 5 Profil [m] 15 20 10 25 30 35 -5 0 5 10 15 20 25 30 negative Phase [mrad] Abbildung 56: Inden: unkorrigierte Tiefensektion der Phase bei 1 kHz. Für die in Krauthausen gemessenen Daten wurde ebenso verfahren. Die korrigierte Tiefensektion für 1 kHz ist in Abbildung 57 dargestellt. Abbildung 58 zeigt im Vergleich dazu die unkorrigierte Tiefensektion, in der eine Vielzahl von Bereichen stark erhöhter Phasenwerte zu erkennen ist. In der korrigierten Tiefensektion stellt sich der Untergrund weniger heterogen dar. Es gibt Bereiche leichter Phasenerhöhungen bei 6 m und 11 m entlang des Profils, sowie einen Bereich großer Phasenwerte zwischen 16 m und 20 m, der sich in einer Tiefe zwischen 1 m und 5 m befindet. Zusätzlich zeigt sich auch hier ein kleiner Bereich hoher Phase am Anfang des Profils. Dabei handelt es sich um den Bereich geringer Datendichte, was nahe legt, diese Anomalie zu ignorieren. Interessant bei der Betrachtung der Tiefensektion ist die große Anomalie, die zwischen 16 m und 20 m entlang des Profils angezeigt wird. Dort erreicht die Phase Werte bis zu -30 mrad, während sie in der Umgebung unter -6 mrad liegen. In dem gleichen Bereich in der Tiefensektion des spezifischen Widerstands erkennt man eine schlecht leitende Struktur mit Werten bis etwa 300 Ωm. Der Vergleich der beiden Tiefensektionen lässt also darauf schließen, dass sich an dieser Stelle ein Artefakt befindet. Feldmessungen Tiefe [m] 0 69 5 10 Profil [m] 15 20 25 -2 -4 -6 50 100 150 200 250 300 Widerstand [Ω m] Tiefe [m] 0 5 10 Profil [m] 15 20 25 -2 -4 -6 5 10 15 20 25 30 negative Phase [mrad] Abbildung 57: Krauthausen: korrigierte Tiefensektionen für Widerstand (oben) und Phase (unten) bei 1 kHz. Feldmessungen Tiefe [m] 0 70 5 Profil [m] 15 10 20 25 -2 -4 -6 0 5 10 15 20 25 30 negative Phase [mrad] Abbildung 58: Krauthausen: unkorrigierte Tiefensektion der Phase bei 1 kHz. In Abbildung 59 sind drei Phasenspektren dargestellt, die in verschiedenen Tiefen bei gleicher lateraler Profilkoordinate aufgenommen wurden (Abbildung 60). Dabei handelt es sich um die invertierten Daten, die aus den Tiefensektionen der Phase bei allen verwendeten Frequenzen gewonnen wurden. Diese Spektren geben Aufschluss über das spektrale Verhalten des Gesteins an den jeweiligen Punkten im Untergrund und können einer weiteren geologischen Interpretation dienen. 12 10 8 6 4 2 0.1 1 10 100 negative Phase [mrad] 14 z = -0,128 m x = 14,3 m z = -2,55 m z = -4,06 m 0 1000 Frequenz [Hz] Abbildung 59: Phasenspektren für drei verschiedene Tiefen z am Punkt x = 14,3 m entlang der Auslage. Feldmessungen Tiefe [m] 0 71 5 10 Profil [m] 15 20 25 -2 -4 -6 50 100 150 200 250 300 Widerstand [Ω m] Abbildung 60: Krauthausen: Tiefensektion des Widerstands. Die Kreise bezeichnen die Punkte, an denen die Phasenspektren extrahiert wurden. Man erkennt ähnliche Verläufe der Spektren für die Tiefen z = -2,55 m und z = -4,06 m. Die negativen Phasen steigen zunächst mit wachsender Frequenz an, um dann hin zu großen Frequenzen wieder abzufallen. Das Spektrum bei der Tiefe z = -0,128 fällt zunächst leicht ab und steigt ab etwa 200 Hz wieder an. In dieser geringen Tiefe ist der Untergrund sehr gut leitend im Vergleich zu darunter liegendem Gestein, wodurch der Verlauf des Phasenspektrums beeinflusst wird. 4.6 Probleme bei der Korrektur der Daten In diesem Abschnitt erfolgt eine kritische Betrachtung des Korrekturschemas der Daten. Es wird die Frage aufgeworfen, in wie weit man den korrigierten Tiefensektionen vertrauen kann und wie eine größtmögliche Verlässlichkeit erreicht werden kann. Die Qualität der gemessenen Felddaten variiert zum Teil sehr stark. Es ist daher angeraten die Datensätze zu betrachten, bevor mit der eigentlichen Korrektur begonnen wird. Bei 20 Elektroden ist es häufig der Fall, dass die Messungen einzelner Elektroden systematisch fehlerhafte Daten liefern, sei es aufgrund eines zu großen Übergangswiderstands zum Boden (also schlechter galvanischer Ankopplung), schwacher Batterieleistung der Feldmessungen 72 Mobilstation oder anderer äußerer Störeinflüsse. Erkennt man solche wiederkehrenden Fehler im Datensatz, sollten die Daten der entsprechenden Elektroden nicht für die Inversion verwendet werden. Ansonsten besteht die Gefahr in den Tiefensektionen Anomalien zu erzeugen, die nicht von Artefakten herrühren. Nach dieser ersten Korrektur des Datensatzes werden Tiefensektionen bei niedrigen Frequenzen erzeugt, um ein Untergrundmodell für die Simulation mit dem Programm IP3C zu erstellen. Beim Ablesen der Anzahl der Schichten, deren Mächtigkeiten und Widerstände taucht eine weitere Fehlerquelle auf. Die Schichten werden als horizontal und homogen betrachtet, was jedoch in der Regel nur eine Näherung der tatsächlichen Untergrundbegebenheiten darstellen kann. Die Erstellung des Modells muss unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus den Sensitivitätsstudien erfolgen, um die Fehler in diesem Bereich zu minimieren. Insbesondere sollte vermieden werden, große Leitfähigkeitskontraste zu erzeugen, indem man zwei benachbarten Schichten jeweils Extremwerte ihrer Widerstandsverteilung zuordnet. Bei den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen stellte sich der Untergrund in guter Näherung meist als horizontaler Mehrschichtfall mit verhältnismäßig klar definierten Grenzen dar. Das muss im Allgemeinen nicht zutreffen. Das Programm IP3C bietet die Möglichkeit Anomalien im Untergrund bei der Simulation der induktiven Kopplung zu berücksichtigen. Eine variable Topographie kann nicht berücksichtigt werden. Eine korrigierte Tiefensektion sollte nicht isoliert interpretiert werden, sondern im Zusammenhang der bei anderen Frequenzen erstellten Tiefensektionen, speziell solcher im niederfrequenten Bereich und ohne induktiven Kopplungseffekte. Auch ein Vergleich mit den unkorrigierten Tiefensektionen bei gleichen Frequenzen ist sinnvoll, um eventuelle Überoder Unterkorrekturen zu erkennen. Damit vermeidet man das Interpretieren von Anomalien, die wiederum auf Kopplungseffekte Untergrundbeschaffenheit beruhen. zurückzuführen sind und nicht auf der Zusammenfassung und Ausblick 73 5 Zusammenfassung und Ausblick Neuere Arbeiten zeigen, dass die Interpretation der Frequenzabhängigkeit des elektrischen Widerstandes (bzw. seiner Phase) unter anderem zur Ableitung der hydraulischen Permeabilität genutzt werden kann [Slater, 2007]. Damit diese Analysen auf Feldmessungen übertragen werden können, muss sichergestellt werden, dass die gemessenen Spektren nicht durch Kopplungseffekte beeinflusst sind. In der Praxis wird jedoch aufgrund der Kabelkopplungseffekte nur der niederfrequente Bereich des Spektrums bis etwa 40 Hz betrachtet, so dass die im spektralen Verhalten der Phase liegenden Informationen verloren gehen. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit der Ansatz verfolgt, die induktiven Kopplungseffekte numerisch zu simulieren, um sie nachträglich aus den gemessenen SIP-Daten herauszurechnen. Die Einflussfaktoren auf die induktive Kopplung wurden anhand von Sensitivitätsstudien untersucht. Diese Studien wurden durch Feldmessungen ergänzt, bei denen die Einflüsse der verschiedenen Größen validiert wurden. Dabei konnte gezeigt werden, dass weder die Kabelanordnung, noch die Länge der Kabel einen signifikanten Einfluss auf die induktive Kopplung haben. Anders verhält es sich mit dem spezifischen Widerstand des Untergrunds, der Schichtdicken, der Elektroden- und Dipolabstände. Insbesondere bei Mehrschichtfällen im Untergrund, die starke Leitfähigkeitskontraste aufweisen sind die Effekte der induktiven Kopplung auf die Phase sehr groß. Diese Effekte nehmen zu, je größer die Elektroden- und Dipolabstände der Auslage gewählt werden. In einer Messreihe mit aufgehängten Kabeln konnte ein Einfluss kapazitiver Kopplung auf die Phase ausgeschlossen werden (für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen über horizontal geschichtetem Untergrund). Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Sensitivitätsstudien und den Feldmessungen wurde die Korrektur der Felddaten durchgeführt. Damit war es möglich, durch Inversion Tiefensektionen für Frequenzen bis 1 kHz zu erhalten, die weitgehend von induktiven Kopplungseffekten befreit sind. Die dabei auftretenden Probleme wurden kritisch diskutiert. Die Frage, ob die korrigierten Tiefensektionen dem realen Untergrund entsprechen, kann hier leider nicht abschließend beantwortet werden. Zur Überprüfung der Kopplungskorrektur könnten eventuell Laborversuche an Proben mit bekannten SIPEigenschaften durchgeführt werden, wobei im Labor aufgrund der geringen Dimensionen die Kopplungseffekte sehr klein sein werden. Eine Überprüfung im Feld ist nahezu unmöglich, da Zusammenfassung und Ausblick 74 durch einen Schurf oder durch Probennahme der Boden und damit auch die SIPEigenschaften verändert werden. Das entwickelte Verfahren zur Korrektur von SIP-Daten kann zukünftig bei der Auswertung von Messergebnissen eingesetzt werden, um es an möglichst vielen verschiedenen Datensätzen zu testen, die bei anderen Untergrundbeschaffenheiten aufgenommen wurden. Ferner kann durch Erweiterung des Programms IP3C (beispielsweise durch die Einbeziehung variabler Topographien) eine breitere Einsatzmöglichkeit geschaffen werden. Ein großer Vorteil des in dieser Arbeit vorgestellten Korrekturverfahrens ist seine geringe Anforderung an die Rechenleistung. Die Korrekturen können in kurzer Zeit auf gewöhnlichen PCs durchgeführt werden. Das Programm IP3C sowie ein Matlab-Programm zur automatischen Korrektur der Ausgabedateien der SIP256C-Apparatur liegen der Arbeit bei. Literaturverzeichnis 75 6 Literaturverzeichnis Althaus, P., 2003, Kontaktlose elektrische Verfahren zur Erkundung des oberflächennahen Untergrunds und deren Anwendung an Unstetigkeiten durch bergbaubedingte Bodenbewegungen: Dissertation, Fakultät für Bergbau, Hüttenwesen und Geowissenschaften der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Blaschek, R., 2006, Aspekte der Inversion von Daten der Spektralen Induzierten Polarisation: Dissertation, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Rheinischen FriedrichWilhelms-Universität Bonn. Bleil, D. F., 1953, Induced polarization: a method of geophysical prospecting: Geophysics, 18(3), 636-661. Caglar, I., 2000, A method to remove electromagnetic coupling from induced polarization data for an “exponential” Earth model: Pure and Applied Geophysics, 157, 1729-1748. Cole, K. S. & Cole, R. H., 1941, Dispersion and absorption in dielectrics. 1: Alternating current characteristics: Journal of Chemical Physics, 9, 341-351. 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C. & Wynn, J. C., 1975, Recent advances and applications in complex resistivity measurements: Geophysics, 40(5), 851-864. Anhang 78 7 Anhang A.1 Der Frequenzeffekt m= FE . 1 + FE Es folgt: FE = m + FE ⋅ m ⇔ FE − FE ⋅ m = m ⇔ FE ⋅ (1 − m) = m m ⇔ FE = . 1− m A.2 Das Cole-Cole Modell R1 + (iωX ) − c + R0 1 1 1 = + = . Z (ω ) R0 R1 + (iωX ) −c R0 ⋅ R1 + (iωX ) −c ( ) Es folgt: R0 ⋅ (R1 + (iωX ) − c ) Z (ω ) = . R1 + (iωX ) −c + R0 Ersetzt man: R0 m := R0 + R1 dann folgt: und ⎛R ⎞ τ := X ⎜ 0 ⎟ ⎝m⎠ 1 c = X (R0 + R1 ) c , 1 Anhang 79 ⎛m⎞ X =τ ⋅⎜ ⎟ ⎝R⎠ 1 c und R1 = R0 − mR0 . m Damit ergibt sich: −c 1 ⎛ ⎛ m ⎞ c ⎞⎟ ⎛ R0 − mR0 ⎞ ⎜ R0 ⋅ ⎜ ⎟ + R0 ⋅ ⎜ iωτ ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟ ⎟ R0 − mR0 (iωτ ) −c ⋅ R0 + m ⎜ ⎝ ⎠ ⎝ R0 ⎠ ⎟⎠ ⎝ m m Z (ω ) = = −c −c 1 m i 1 ( ) ωτ − ⎛ + +1 ⎛ m ⎞ c ⎞⎟ ⎛ R0 − mR0 ⎞ ⎜ m m ⎜ ⎟ + ⎜ iωτ ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟ ⎟ + R0 m ⎝ ⎠ ⎜ ⎝ R0 ⎠ ⎟⎠ ⎝ R0 − mR0 + R0 ⋅ (iωτ ) −c ⎛ 1 − m + (iωτ ) −c ⎞ 1 −c ⎛ m ⎜ ⎟ ( ) R m i R 1 ( ) ωτ = = ⋅ − + ⋅ = ⋅ 0 0 ⎜ ⎜ 1 + (iωτ ) −c ⎟ ⎜ 1 + (iωτ ) −c 1 − m + (iωτ ) −c + m ⎝ ⎠ ⎝ m ⎛ ⎛ ⎛ 1 + (iωτ ) −c ⎛ (iωτ ) c ⎞ ⎞ ⎛ ⎞⎞ m ⎞ 1 ⎜ ⎜ ⎟ ⎟ ⎟⎟ ⎟ ⎜⎜ ⎜ ⎟ R m R m 1 1 = ⋅ − = R0 ⋅ ⎜⎜ − = ⋅ − 0 ⎜ 0 ⎜ −c c ⎜ 1 + (iωτ ) −c ⎟ ⎟ ⎟ (iωτ ) −c ⎟⎠ ⎝ ⎠⎠ ⎝ 1 + (iωτ ) ⎝ (iωτ ) + 1 ⎠ ⎠ ⎝ ⎝ ⎛ ⎛ ⎞⎞ ⎛ (iωτ ) c ⎛ (iωτ ) c + 1 − 1 ⎞ ⎞ 1 ⎜ ⎟ ⎟⎟ ⎟ ⎜⎜ R m 1 = ⋅ − − = R0 ⋅ ⎜⎜1 − m⎜⎜ 0 ⎜ c c c ⎟⎟ ⎟ ⎟ ⎝ (iωτ ) 1 + (iωτ ) ⎠ ⎠ ⎝ (iωτ ) + 1 ⎠ ⎠ ⎝ ⎝ ⎛ ⎛ ⎞⎞ 1 ⎟ ⎟. = R0 ⋅ ⎜⎜1 − m⎜⎜1 − c ⎟⎟ ⎝ 1 + (iωτ ) ⎠ ⎠ ⎝ A.3 Der Term Q(R) ∞ iωμ 0 ⎤ 1 I ⎡ u0 − Q (R ) = ⎢ ⎥ J 0 (λR)dλ . 4π ∫0 ⎣ iωε 0 u0 ⎦ λ Dabei ist u 0 = λ2 − ω 2 μ 0ε 0 . Es folgt: ⎞ ⎟⎟ ⎠ Anhang 80 2 2 ∞ ⎤1 iωμ 0 I ⎡ λ − ω μ 0ε 0 ⎥ J 0 ( λ R ) dλ ⎢ − 2 2 iωε 0 4π ∫0 ⎢ ⎥λ λ ω μ ε − 0 0 ⎦ ⎣ ∞ ∞ I ⎡ λ2 − ω 2 μ 0 ε 0 + ω 2 μ 0 ε 0 ⎤ 1 I λ2 1 ⎥ ⎢ J R d ⋅ J 0 ( λ R ) dλ ( λ ) λ = = 0 ∫ ∫ 4π ⋅ iωε 0 0 λ2 − ω 2 μ 0ε 0 λ 4π 0 ⎢ iωε 0 ⋅ λ2 − ω 2 μ 0ε 0 ⎥ λ ⎦ ⎣ Q (R ) = ∞ = I λ J 0 ( λ R ) dλ . ∫ 4π ⋅ iωε 0 0 u 0