Orthographie, Zeichensetzung und Tempusgebrauch zusammengestellt von Tobias Krüger (Universität Augsburg) und Eva Rösch (PhilippsUniversität Marburg) Bitte beachten Sie, dass dies lediglich basale Handreichungen sind. Für eine korrekte Schriftsprache ist eine weiterführende Auseinandersetzung mit der deutschen Grammatik unabdingbar. Orthographie ß / ss - Schreibung des stimmlosen s-Lautes Regel: Der stimmlose s-Laut wird nach Langvokal oder Diphthong mit dem Buchstaben „ß“ geschrieben. Nach Kurzvokal und kurzem Umlaut steht „ss“. Beispiele: „Der große Tiger stößt beißende Schreie aus und muss zur Buße einen nassen Löwen küssen.“ Ausnahmen: Eigennamen werden nicht an die neue Rechtschreibung angeglichen (z. B.: „Litfaßsäule“ benannt nach Ernst Theodor Amandus Litfaß). das /dass – Relativpronomen oder Konjunktion nach Komma Test: Das Relativpronomen „das“ als Einleitung eines Nebensatzes lässt sich durch „welches“ ersetzen. Beispiele: „Das Rechtschreibprogramm, das [bzw. „welches“] ich mir gestern heruntergeladen habe, kann mich nicht auf die korrekte Verwendung von „das“ und „dass“ hinweisen, so dass ich weiterhin selbst denken muss.“ : – Groß- und Kleinschreibung nach Kolon Regel: In folgenden Fällen wird nach einem Doppelpunkt großgeschrieben: a) wenn direkte Rede folgt und b) wenn ein eigenständiger Satz folgt. Folgt dem Doppelpunkt eine reine Aufzählung, wird kleingeschrieben. Beispiele: „Götz von Berlichingen äußert sich hierzu folgendermaßen: ‚Er aber, sag´s ihm, er kann mich im Arsch lecken.‘“ „Bitte beachten Sie: Die Orthographie wird in den Klausuren mitbewertet.“ „Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie am besten: die Packungsbeilage, Ihren Arzt oder Ihren Apotheker.“ © Tobias Krüger & Eva Rösch, 2012 Nominalisierung Regel: Nominalisierungen von Verben, Adjektiven, Pronomen und Partikeln werden großgeschrieben. Kennzeichen für eine Nominalisierung sind: a) bestimmte und unbestimmte Artikel b) Präposition-Artikel-Verbindungen (z. B.: „beim“, „am“, „im“, „ins“, „ans“) c) Possessivpronomina d) Indefinitpronomina (z. B.: „etwas“, „nichts“, „viel“, „wenig“, „alles“, „kein“) Beispiele: zu a): „Das Drüben kann mich wenig kümmern.“ (Goethe; Faust I) / „Er war ein Niemand.“ / „Er bietet ihnen das Du an.“ zu b): „Beim Studieren kommt man schnell ins Schwitzen.“ zu c): „Er blieb bei seinem Nein.“ zu d): „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ (Erich Kästner) Empfehlung: Die Wörter „viel“, „wenig“, „ein“, „ander“ werden kleingeschrieben (Bsp.: „Sie hat das wenige, was Olga übrig ließ, aufgegessen.“ / „Sie hatte etwas anderes behauptet.“). Regel: Kurze Nominalisierungen mit Infinitiv werden zusammengeschrieben (Bsp.: „beim Biertrinken“, „während des Schlangestehens“). Empfehlung: Unübersichtliche Komposita können durch Bindestrich-Konstruktionen dargestellt werden. Dabei wird das erste Wort stets großgeschrieben, ebenso wie das Kernwort (Bsp.: „das Über-die-Straße-Rennen“). Denominalisierung Regel: Aus Nomina abgeleitete Wörter, die auf „-s“ bzw. „-ens“ enden, werden kleingeschrieben. Beispiele: „abends“, „morgens“, „dienstags“, „anfangs“, „willens“, „teils“ Verbindungen mit Verben Regel: a) Verben stehen immer getrennt von einem folgenden Verb. b) Nomen und Verb werden immer getrennt geschrieben (wenige Ausnahmen). c) Adjektive bzw. Partizipien und Verb werden häufig getrennt geschrieben (einige Ausnahmen). Beispiele: zu a): „Sie ist in der Schule sitzen geblieben.“ / „Wir wollen spazieren gehen.“ zu b): „Vor dem Geldfälschen [siehe Nominalisierung] sollte man kein Bier trinken.“ zu c): „Er kann dem Rekord näher kommen, wenn er schnell rennt.“ © Tobias Krüger & Eva Rösch, 2012 Zeichensetzung I. Kommata: Sie untergliedern Reihungen, Sätze, Einschübe und Zusätze. Reihungen mit und ohne Komma Regel: a) Nebengeordnete Reihungen werden mit Kommata getrennt. b) Untergeordnete Reihungen stehen ohne Komma. c) Kein Komma steht bei: „sowie“, „sowohl … als auch“, „entweder … oder“, „weder … noch“. Beispiel: zu a): „Der Bauer züchtet kleine, fette, braune Schweine.“ (Schweine, die mindestens eine der Eigenschaften erfüllen). zu b): „Der Bauer züchtet kleine fette braune Schweine.“ (Schweine, die alle Eigenschaften erfüllen). Fügungen mit „als“ bzw. „wie“ Regel: Vergleiche mit „als“ bzw. „wie“ werden nur dann mit Komma abgetrennt, wenn sie ein flektiertes Verb enthalten. Beispiele: „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich unsere Schulweisheit träumen lässt.“ (Shakespeare, Hamlet) „Nachts ist es kälter als draußen.“ Komma bei Infinitivkonstruktionen Regel: In folgenden drei Fällen ist das Komma bei Infinitivkonstruktionen obligatorisch: a) Infinitivgruppen, die mit „um“, „ohne“, „(an-)statt“, „außer“, „als“ eingeleitet sind. b) Infinitivgruppen, die von einem Substantiv abhängen. c) Infinitivgruppen, die über ein Referenzwort mit dem übergeordneten Satz verknüpft sind. Beispiele: zu a): „Der Student konnte alle Kommata setzen, ohne nachzudenken.“ / „Anstatt Kommafehler zu korrigieren, arbeitet der Doktorand lieber an seiner Dissertation.“ zu b) „Der Plan, wasserlösliche Badehosen herzustellen, fiel ins Wasser.“ zu c): „Sich über Kommaregeln zu informieren, das hatte sie schon lange vor.“ / „Es ist gar hübsch von einem großen Herrn, so menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.“ (Goethe, Faust I) / „Sie sehnte sich danach, die Leseliste durchzuarbeiten.“ Empfehlung: Komplexere Infinitivgruppen sollten zur besseren Lesbarkeit mit einem Komma abgetrennt werden. © Tobias Krüger & Eva Rösch, 2012 einleitende Präpositionalgruppen Regel: Nach einleitenden Präpositionalgruppen [hier zum Beispiel] steht kein Komma. Beispiele: „Trotz nochmaligen Lesens weist die Arbeit Tippfehler auf.“ „Wie häßlich neben Schönheit zeigt sich Häßlichkeit.“ (Goethe, Faust II) II. Apostrophe: Apostrophe zur Kennzeichnung des Genitivs Regel: Der Genitiv wird nur dann bei Eigennamen mit Apostroph gekennzeichnet, wenn man die „s“-Endung aus lautlichen Gründen nicht anfügen kann. Beispiele: „Marx‘ Bierstüble“ / aber: „Marks Bierstüble“ / „Mars‘ Bierstüble“ / „Franz‘ Bierstüble“ Tempusgebrauch Vorzeitigkeit Regel: a) Bei Schilderungen im Präsens wird Vorzeitigkeit über den Gebrauch des Perfekts ausgedrückt; b) im Falle des Präteritums über den Gebrauch des Plusquamperfekts. Beispiele: zu a): „James vergnügt sich mit dem Bond-Girl, nachdem er ein neues Abenteuer überlebt hat.“ zu b): „Bond tötete Blofeld, nachdem Q ihn mit ausreichend Waffen ausgerüstet hatte.“ Quellen: LINDAUER, T./SCHMELLENTIN, C.: Studienbuch Rechtschreibdidaktik. Die wichtigen Regeln im Unterricht. orell füssli Verlag AG, Zürich 2008 STANG, C.: Duden. Kommasetzung – kurz gefasst. Dudenverlag, Mannheim u. a. 2006 WERMKE, M. et al. [Red.]; DUDENREDAKTION [Hg.]: Der Duden in zwölf Bänden. Bd. 1. Duden – Die deutsche Rechtschreibung. 24., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Dudenverlag, Mannheim u. a. 2006 © Tobias Krüger & Eva Rösch, 2012