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1/2003
ı linsenimplantate
Kurt Bütikofer
Die Artisanlinse
Wenn in den letzten Jahren für Menschen, die Kontaktlinsen
nicht vertragen oder für die das Brillentragen nicht in Frage
kommt, vor allem die Laseroperation zur Diskussion stand, so
wurde oft vergessen, dass die Intraokularlinse eine valable
Alternative sein könnte. Ihr grosser Vorteil gegenüber einer
Laserbehandlung ist, dass der Eingriff reversibel ist. An einer
Informationsveranstaltung informierten Dr. med. Raimund
Spirig (St. Gallen), Dr. med. Armin Junghardt (Baden) und
Thomas Gisler (Kreuzlingen) zusammen mit Markus Kleger
(Medilas AG, Geroldswil) über die Artisanlinse.
Myopielinse mit 6-mm-Optik im Auge.
Die Artisanlinse, hergestellt aus PMMA, kann am
ehesten mit einer Kontaktlinse verglichen werden.
Sie verfügt über eine optische Korrektur, wie sie
auch in Brillen oder Kontaktlinsen vorhanden ist.
Die Artisanlinse ist so gebaut, dass sie statt auf das
Auge ins Auge hinein implantiert werden kann.
Wie langjährige Studien gezeigt haben, wird sie
vom Auge reizfrei ertragen. Alle sportlichen Tätigkeiten über oder unter Wasser sind ungehindert
möglich. Der Befestigungsmechanismus (die Linse
wird an der unbeweglichen Iris mit einem Mechanismus befestigt, der am ehesten mit einer Wäscheklammer verglichen werden kann) ist so geschaffen,
dass eine Entfernung der Linse oder ein Linsenaustausch lebenslang möglich sind. Die Artisanlinse
wird an zwei Stellen an der Iris angeklammert,
ohne dass das Gewebe Schaden nimmt. Dieser
Klammermechanismus kann jederzeit wieder gelöst
werden.
Keine Gewebeentfernung
Bei der Implantation der Linse wird kein Gewebe
entfernt. Deshalb können auch sehr starke Fehlsichtigkeiten korrigiert werden, da es keine Rolle
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spielt, ob eine stärkere oder eine schwächere Linse
implantiert wird. Die Linse kommt damit auch in
hohen Dioptriebereichen zum Einsatz, wo andere
Verfahren nicht mehr angewandt werden können.
Allerdings muss gesagt werden, dass sie bei Myopie
besser eingesetzt werden kann. Hyperope Augen
sind in der Regel enger gebaut, so dass hier unter
Umständen eine Implantation abgelehnt werden
muss.
Dr. R. Spirig, er gilt als Augenchirurg mit der
grössten Erfahrung mit der Artisanlinse, hat diese
seit 1996 bei mehr als 600 Patienten eingesetzt.
Davon waren 82 Prozent myop, 11,8 Prozent
hyperop. Aphake Linsen wurden bei 3,7 Prozent,
torische bei 1,4 Prozent der Patienten eingesetzt;
ein Prozent waren Spezialfälle. Als sensibelster Teil
bei der Implantation von Intraokularlinsen hat
sich der Kammerwinkel erwiesen. Spirig dazu:
«Dort, wo es gefährlich wird, hört die Artisan-Linse auf.» Sie ist weder pupillen- noch kammerwinkelgestützt, die normale Kammerwasserzirkulation
ist dank vier Sideports und gewölbtem Linsendesign gewährleistet. Der Abstand zur natürlichen
Linse und der Kornea ist gewährleistet. Als Nebenwirkungen werden von Spirig Reflexe beim Nachtsehen erwähnt, diese seien aber in der Regel nach
einigen Monaten «kein Thema mehr». Bei manchen Implantierten sei nach der Operation noch
eine Restkorrektur mit einer Brille nötig. Diese
Linse sei kein Allerheilmittel, meinte er, sie könne
aber auch dort noch eingesetzt werden, wo andere
Methoden nicht mehr weiterhelfen.
Für wen ist die Linse geeignet?
Die Implantation wird an Personen, die mindestens 18 Jahre alt sind, mit gutem Gesundheitszustand und gesunden Augen vorgenommen. Die
Refraktion muss während mindestens einem Jahr
stabile Werte aufweisen. Die Intraokularlinse eignet sich für sehr stark kurz- oder weitsichtige Personen, auch für solche mit Hornhautverkrümmungen. Ausschlussgründe für eine Operation sind
Katarakt, Netzhautablösungen und Probleme mit
der Netzhaut, abnorme Pupillen, abnorme Kornea, weniger als 2000 Endothelzellen (wobei nach
Spirig die Qualität wichtiger ist als die Quantität).
Die Vorderkammertiefe muss grösser als 3 Millimeter sein (wobei die exakte Messung schwierig
ist), der Augeninnendruck darf nicht höher als
21 mm Hg betragen. Weitere Ausschlussgründe
sind: abnormale Iris, chronische oder wiederkehrende Uveitis, Iritis, existierende Makuladegeneration, Retionopathie, «krankhaftes» Augenreiben,
Schwangerschaft/Stillen, Autoimmunkrankheiten, Immundefizite, Allergien, Augenkrankheiten.
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linsenimplantate ı
Artisanlinse für
Myopie. Oben und
unten sind die
Klammern zu erkennen, mit denen
die Linse in der
Iris befestigt wird.
Hornhautverkrümmungen
Häufig ist bei Personen, die sich eine Artisanlinse einsetzen lassen, auch eine geringgradige Hornhautverkrümmung vorhanden. Diese kann bei der Operation
mit einem kleinen Schnitt häufig ebenfalls günstig beeinflusst werden. Insbesondere bei höheren Fehlsichtigkeiten
spielt die Hornhautverkrümmung aber
nur eine untergeordnete Rolle. Für ausgeprägte Hornhautverkrümmungen können seit kurzem in besonderen Fällen
auch Spezialanfertigungen der Artisanlinse hergestellt werden. Verbleibende
Hornhautverkümmungen (wie auch andere Refraktionsfehler) werden durch
eine schwache Brillenkorrektur auskorrigiert.
halbstündigen Eingriff kann der Patient
die Tagesklinik wieder verlassen. Das
Auge bleibt bis zum nächsten Morgen
verbunden. Eine erste Kontrolle erfolgt
einen Tag nach der Operation, wo auch
der Verband entfernt wird. Ein bis zwei
Tage nach der Operation hat sich eine
gute bis sehr gute Sehschärfe eingestellt.
Während eines Monates müssen zwei bis
dreimal täglich Augentropfen angewendet werden. Die Operation des zweiten
Auges erfolgt in der Regel eine Woche
nach dem ersten. Danach ist eine jährliche Kontrolle nötig, v.a. um die Zahl der
Endothelzellen zu kontrollieren. So ist
gewährleistet, dass die Linse entfernt werden kann, bevor am Auge irreparable
Schäden eingetreten sind.
oder gar keine Informationen über die
Möglichkeiten mit Kontaktlinsen oder
Brillen erhalten hätten.
Als grössten Vorteil der Artisanlinse betrachtet Gisler die Tatsache, dass der Eingriff reversibel ist und dass die Hornhaut
nicht geschädigt wird. Sie hat wenige bis
keine optische Einflüsse und es tritt kein
Nebelsehen auf.
Aus der Sicht des Augenoptikers
Das Vorgehen
Bei der Voruntersuchung und dem Vorgespräch werden die Patienten eingehend
über die Intraokularlinsen informiert.
Dann werden die Augen untersucht und
zur Linsenstärkenberechnung ausgemessen. Auf Wunsch erhalten die Patienten
eine Liste von bereits operierten Patienten, mit denen sie Kontakt aufnehmen
können. Die Kosten von rund 3500
Franken pro Auge werden in der Regel,
abgesehen von einigen Ausnahmefällen,
durch die Krankenkasse nicht übernommen.
Am Tag der Opteration findet sich der
Patient rund eine Stunde vor dem Eingriff in der Tagesklinik ein. Das Auge
wird mit Augentropfen vorbereitet. Die
Operation erfolgt schmerzfrei in örtlicher
Betäubung. Rund eine Stunde nach dem
Thomas Gisler beleuchtete die Artisanlinse aus der Sicht des Augenoptikers. Es
sei klar, dass die heutigen Kunden vor
Laseroperationen oder Intraokularlinsen
keine Angst hätten. Sie wollen darüber
informiert werden und die Methoden angewendet wissen, wenn sie sich einen Erfolg davon versprechen. Der Augenoptiker kann ihnen in dieser Situation sein
Wissen zur Verfügung stellen und zum
kompetenten Beratungs-Partner werden.
Diese Kunden, auch wenn sie eine andere
Korrektionsmethode angewendet haben,
kommen zum Augenoptiker zurück, denn
die Refraktion ändert sich im Lauf des
Lebens, die Presbyopie kommt. Aber sie
kommen zu jenem Augenoptiker zurück,
von dem sie eine kompetente Beratung
erhalten haben. Und hier stelle man noch
zu häufig fest, dass Kunden mangelhafte
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